Januar 2018 - coolibri Düsseldorf
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KINO<br />
The Killing of a Sacred Deer | Start: 28.12.<br />
Foto: Alamode Film<br />
Downsizing | Start: 18.1.<br />
Foto: George Kraychyk, 2017 Paramount Pictures. All Rights Reserved.<br />
Unbehagliches Gedicht<br />
2016 sorgte Filmmacher rgos Lnthimos mit dem verschrobenen Sci-<br />
Fi-Streifen The Lobster für Wirbel, jetzt dreht er den Strudel mit dem genauso<br />
faszinierend merkwürdigen Drama The Killing of a Sacred Deer<br />
weiter. Darin trifft Herzchirurg Steven auf den Sohn eines Patienten, der<br />
auf seinem OP-Tisch starb und der nun mit fiesem Rachespiel für Gerechtigkeit<br />
sorgen will. Lnthimos beweist erneut, dass er ein fanatischer<br />
Meister seines Faches ist. 120 Minuten lang versetzt er mit manischer<br />
Energie in Unbehagen und erschafft eine frenetische Kinetik, deren Gesetze<br />
man ständig versucht zu ergründen. Doch Lnthimos Realität ist eine<br />
entrückte, ihre Logik so präsent wie ungreifbar. Sein Film ist ein verdrehtes<br />
Gedicht, das Zuschauer mit dem unheimlichen Gefühl zurücklässt, einen<br />
Begleitlektüreband verspeisen zu wollen.<br />
GBR 2017, R: Y. Lánthimos, D: Colin Farrell, Nicole Kidman, Barry Keoghan<br />
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Die kleinen Dinge<br />
Norwegische Forscher finden die Lsung aller Probleme: Das Schrumpfen<br />
Denn ist der Mensch nur noch circa 13 Zentimeter groß, verbraucht er<br />
auch kaum noch Ressourcen, an denen es auf der überbevlkerten Erde<br />
sowieso mangelt. Was wäre Downsizing für ein Film, wenn es bei dieser<br />
optimistischen Utopie bliebe Aber wie soll wahrer Wandel auch geschehen,<br />
wenn auch die geschrumpfte Welt nur auf materialistischem Kapitalismus<br />
basiert So erzählt der Film die persnliche Reise von Paul Safranek<br />
in die schne, neue Welt und ihre Schattenseiten und erffnet dadurch<br />
eine prachtvoll niederschmetternde Allegorie auf unsere eigene verkommene<br />
Gesellschaft. Der Film ist dabei sachlich im Ton, penibel sorgfältig<br />
im Konfliktaufbau, an den richtigen Stellen amüsant und etwas langatmig.<br />
Eine grandiose bung in spekulativer Science Fiction.<br />
USA 2017, R: Alexander Payne<br />
D: Matt Damon, Kristen Wiig, Christoph Waltz, Hong Chau<br />
Die dunkelste Stunde | Start: 18.1.<br />
Foto: 2017 FOCUS FEATURES LLC. ALL RIGHTS RESERVED<br />
It Comes at Night | Start: 18.1.<br />
Foto: Eric McNatt Photo All Rights Reserved ©ericmcnatt<br />
Denkwürdige Momente<br />
Wenn sich gleich zwei Filme innerhalb eines Jahres an einer historischen<br />
Figur abarbeiten, ist deren Einfluss unverkennbar. Doch während Churchill<br />
Anfang des Jahres nur für milden Applaus sorgte, hinterlässt Die<br />
dunkelste Stunde einen prägenderen Eindruck. Gezeigt wird Winston<br />
Churchill, nur wenige Tage nach Amtseintritt im Jahr 1940, von überwältigenden<br />
Aufgaben überschattet. Die Nazis stehen kurz vorm Einmarsch,<br />
die Nation ist von Furch gespalten, der Knig ist skeptisch und in Dünkirchen<br />
(wie dieses Jahr von Christopher Nolan gezeigt) landet die britsche<br />
Armee in einer Sackgasse. Es sind vor allem Gary Oldmans überragende<br />
Schauspielleistung und eine virtuos als Kammerspiel aufgezogene Inszenierung,<br />
die diese Churchill-Geschichte so denkwürdig machen.<br />
GBR 2017, R: Joe Wright<br />
D: Gary Oldman, Ben Mendelsohn, Stephen Dillane, Kristin Scott Thomas<br />
42<br />
Nach dem Ende<br />
Die Welt nach dem Ende. Menschen sterben an einer mysterisen Krankheit.<br />
Paul und seine Familie haben sich in die Wälder zurückgezogen. Bis<br />
Schutzsuchende auf ihrer Türschwelle auftauchen. It Comes at Night ist<br />
alles andere, als der erwartbare Endzeit-Zombie-Horror. Statt auf Grusel<br />
und Gore stützt der Film sich auf die Psychologie einer Welt der unmglichen<br />
Entscheidungen, erforscht die Dynamiken einer Menschheit, für die<br />
Menschlichkeit ihren Zweck verloren hat. It Comes at Night ist ein leises<br />
Drama, das sich nur langsam formuliert, aber nichtsdestotrotz unter die<br />
Haut und bis ins Knochenmark kriecht. Und das ist eine Art von Horror, die<br />
letztlich noch schwerer zu ertragen ist, als Blutgepansche und Schockeffekte.<br />
USA 2017, R: Trey Edward Shults<br />
D: Joel Edgerton, Kelvin Harrison Jr., Carmen Ejogo, Christopher Abbott