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Metrik und Sprache - Dr.Albrecht Blank

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Einfluß<br />

Der bei weitem bedeutendste, der so auf der Hand liegt, dass<br />

er eines Beweises kaum bedarf, ging von Haller aus. Mendelssohn<br />

sagt in der Bibl. d. seh. W., Withof 'habe Hallern, den er sich<br />

einzig <strong>und</strong> allein zum Muster vorgesetzt, in vielen Stücken recht<br />

glücklich nachgeahmt. Er hat ... die Flecken selbst mit beybehalten.'<br />

Dusch. Briefe I, 241: 'An Reichthum <strong>und</strong> Stärke der<br />

Gedanken, an Kühnheit <strong>und</strong> Kürze des Ausdrucks stehet Withof<br />

zunächst bei Hallern.' Withof selbst sagt G 90: 'Wenn Haller<br />

stärker denkt, als keiner noch gedacht.' Hallers Einwirkung zeigt<br />

sich nicht nur in Wahl <strong>und</strong> Behandlung des Stoffes <strong>und</strong> zahlreichen<br />

inhaltlichen Anklängen, 1 ) sondern auch in Stil <strong>und</strong> Syntax, Flexion,<br />

Wortschatz, Vers- <strong>und</strong> Strophenbau.<br />

Ein Einfliiss Klopstocks ist in der <strong>Sprache</strong> von G <strong>und</strong> M kaum<br />

zu finden. Haller reicht durchaus hin zur Erklärung ihrer Neologismen,<br />

die Withof damals noch sparsam verwendet; vgl. M 85':<br />

*Das Wort Entpöblni ist, so viel ich weiss, neu. Allein ich rechtfertige<br />

mich mit desselben Notwendigkeit, mit der edeln Bedeutung,<br />

mit dem Wollaiite lind mit der Analogie. Und in dem Fall hat<br />

am jeder das Horazische Vorrecht, ein neues Wort zu machen, das<br />

ich aber, so viel ich weiss, nur zweimal., gethan habe'; vgl. auch<br />

K 14'. E 35'. Aber in A weiss er sich in der Bildung von neuen,<br />

gelungenen <strong>und</strong> verfehlten, Worten gar Dicht genug zu thun, <strong>und</strong><br />

hier nehme ich nun Nachahmung Klopstocks an, zumal sie auch<br />

sonst — im innern Accusativ <strong>und</strong> in andern kühnen Constructionen —<br />

klar zu Tage tritt.<br />

Nicht ohne Wirkung blieb auch das Studium der antiken Schriftsteller<br />

<strong>und</strong> der Neulateiner. 2 ) Wendungen wie nach aufgeführtem<br />

Zaun, mich Wachenden u. dgl. sind antik. Seinem Streben, die Gedanken<br />

zusammenzudrängen, konnte das Lateinische förderlich sein,<br />

aber — es begünstigte auch die Phrase. Denn in derselben <strong>Sprache</strong>,<br />

in der man so vieles mit wenig Worten sagen kann. kann man<br />

auch sehr wenig mit vielen Worten sagen, wie denn Withof selbst<br />

Er. IX an Gleim schreibt: 'Wenn aber kein Stoff vorhanden ist,<br />

so fährt man bey einer lateinischen [Eede] weit sicherer.' In den<br />

Lehrgedichten erscheint die Phrase seltener, häufig aber in einigen<br />

Gelegenheitsgedichten, wie z. B. in dem auf Herzog Ferdinand<br />

A II 43.<br />

Aus älteren deutschen Schriften entnahm Withof verschiedene<br />

Wendungen, die seinen Zeitgenossen unverständlich waren oder<br />

tadelnswert erschienen: so wird berden, s. S. 57, auf Luther<br />

zurückgehen, wie es "Withof selbst von entsündiycn K 14' angiebt.<br />

Mor-hof <strong>und</strong> Schottel kannte <strong>und</strong> schätzte er. s. A II 218'.<br />

Manches "Wort, das im übrigen Deutschland veraltet, durch ein<br />

neues ersetzt war, mochte sich auch in dem ablegenen Duisburg<br />

länger gehalten haben.<br />

Breiten Kaum in Withofs <strong>Sprache</strong> — grossen in "Wortschatz<strong>und</strong><br />

Bedeutung, kleineren in der Flexion, geringen im Lautstand —<br />

nehmen, sei es der Umgangs- oder der Schriftsprache entstammende.<br />

Batavismen <strong>und</strong> Provincialismen ein. Duisburg liegt in der östlichsten<br />

Ecke des nfr.. <strong>und</strong> zwar des Gelderschen.') Ob Batavismus<br />

oder Duisburger Dialekt vorliegt. ist oft nicht zu entsche iden.<br />

Letzteren darf man wohl annehmen, wenn das nl. keinen, wohl<br />

aber die nd. "Wörterbücher einen Beleg geben — mit dem Vorbehalt,<br />

dass Krämers Angaben unvollständig sein können —, <strong>und</strong><br />

auch wenn nur Kramer einen Anknüpfungspunkt bietet, will ich<br />

im einze lnen Falle nicht bestimmt nl. Herkunft behaupten. zumal<br />

aus dem Fehlen in den gleichzeitigen nd. Wörterbüchern. die be-

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