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Gazette Steglitz Nr. 1/2018

Gazette für Steglitz, Lankwitz und Lichterfelde - Januar 2018

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<strong>Gazette</strong> <strong>Steglitz</strong> | Januar <strong>2018</strong> | 15<br />

„Was ist Ihr Lieblingsmuseum?“<br />

lautete die nächste Frage. Die<br />

Antworten waren so unterschiedlich<br />

wie die Gäste selbst.<br />

Für Cerstin Richter-Kotowski<br />

liegt das Gute so nah: Sie favorisiert<br />

für sich das Museum für<br />

Naturkunde, „weil es ein gutes<br />

Beispiel dafür ist, wie Althergebrachtes<br />

sich neu erfinden kann<br />

“. Und auch das historische Museum<br />

besucht sie öfter, „weil es<br />

dort immer wieder neue Facetten<br />

eines komplexen Themas zu<br />

entdecken gibt“. Prof. Rump hingegen<br />

mag es weiter weg: Sein<br />

Museumsfavorit ist der Louvre in<br />

Abu Dhabi mit für ihn zeitgemäßem<br />

Konzept: Bei unbegrenztem<br />

Budget werden dort Kunstwerke<br />

der zweiten Wahl aus dem Pariser<br />

Louvre präsentiert.<br />

Einen Siebenmeilen-Museumsschritt<br />

von Abu Dhabi nach<br />

Dahlem wagte der Chefkurator<br />

des Humboldt Forums. Paul Spies<br />

brachte das Auditorium zum<br />

Raunen, als er das Museumsdorf<br />

Düppel begeistert lobte: „So etwas<br />

kann man in Berlin-Mitte<br />

nicht machen“, betonte er. Einen<br />

unvergesslichen Tag könne der<br />

Besucher in dem Museumsdorf<br />

erleben, ganz ohne Meisterwerke,<br />

dafür aber mit umso mehr<br />

erlebbarer Geschichte. Ein zeitgemäßes<br />

Museum müsse eben<br />

intelligent sein und partizipativ.<br />

– Das fände man übrigens<br />

auch im Museum of Liverpool,<br />

wo Kinderbetreuung, Popmusik,<br />

Empire-Kritik und Kiezgeschichte<br />

ein durchdachtes Ganzes schaffen,<br />

das die unterschiedlichsten<br />

Geschmäcker und Bedürfnisse<br />

der Besucher anspricht. Und<br />

Prof. Rump ergänzte: „Im Berliner<br />

Südwesten gibt es wunderbare<br />

Gebäude und gute Sammlungen.<br />

Sie zu bewahren und zu<br />

präsentieren, bildet für mich<br />

eine sehr gute Ausgangslage<br />

für das `Schaufenster Humboldt<br />

Forum Dahlem´.“ Einen drauf<br />

setzte dann noch Prof. Moritz<br />

Wullen, Gründungsintendanz<br />

im Humboldt Forum, der mit<br />

der National Gallery of Singapur<br />

einen Aktionsort mit „Partizipation<br />

pur“ favorisiert: Über 2.000<br />

Quadratmeter erwarten dort Kinder<br />

und Jugendliche zum spielerischen<br />

Lernen. Workshops für<br />

alle jüngeren Altersklassen werden<br />

angeboten und die Eltern<br />

darüber geschickt mit ins Museumsgeschehen<br />

eingebunden.<br />

Denn: „Kinder sind wichtig, um<br />

Eltern ins Museum zu bekommen.“<br />

Und: Immerhin 26 Prozent<br />

der Weltbevölkerung sind unter<br />

18 Jahren. Zum alten und neuen<br />

Museumsstandort erklärte<br />

er: „Beide Orte bilden ein Universal-Museum.<br />

Zwischen den<br />

Standorten Humboldt Forum<br />

und Dahlem entsteht eine neue<br />

Migrationskultur.“<br />

Einfälle und Emotionen<br />

Lief bis dahin alles nach Themenvorgabe,<br />

geriet die Diskussion<br />

unversehens in ganz andere<br />

Im Gespräch: (v.l.n.r.) Prof. Rump, P. Spies, R. Schaper, C. Richter-Kotowski, Prof. Wallen.<br />

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Bahnen: Während der eine Teil<br />

des Publikums erfahren wollte,<br />

wie denn nun das moderne und<br />

attraktive Museum von morgen<br />

aussehen sollte, saß der andere,<br />

überwiegend aus dem Bezirk<br />

stammende Teil im Saal mit<br />

Bauchgrummeln über den Wegzug<br />

seiner Dahlemer Museen<br />

und die noch immer ungewisse<br />

Nachnutzung des Standortes.<br />

Entscheidungsträger darüber<br />

sind SPK und Landespolitik. Sie<br />

favorisieren in den Dahlemer<br />

Räumen für die Zukunft Restaurationswerkstätten<br />

und Archive<br />

des Humboldt Forums. Außerdem<br />

könnten sie sich dort gut einen<br />

Forschungscampus vorstellen,<br />

wie Prof. Wullen bestätigte.<br />

Und so driftete die Diskussion<br />

unaufhaltsam vom eigentlichen<br />

Thema ab und landete bei der<br />

Museen-Nachnutzung. Emotionen<br />

schäumten auf, Ideen wurden<br />

auf den Diskussionstisch<br />

geworfen, die von einer Zwischennutzung<br />

durch Künstler,<br />

„um das Licht im Leuchtturm<br />

Dahlem nicht erlöschen zu lassen“,<br />

bis zum Denkforum mit Wissenschaftler<br />

reichten. Es wurde<br />

vorgeschlagen, ein europäisches<br />

Zentrum für Kunst und Kultur in<br />

den Museumsräumen zu errichten<br />

und es zum Zukunftsmuseum<br />

zu entwickeln. Zukunftsforscher<br />

Rolf Kreibich sprach<br />

emotional geladen schließlich<br />

aus, was viele im Bezirk denken:<br />

„Die Verlagerung der Museen ist<br />

für den Berliner Südwesten eine<br />

Katastrophe.“<br />

Weitere Vorwürfe wurden laut<br />

und erstickten den Abend im<br />

Keim, der – wie von Bezirksamt<br />

und Regionalmanagement vorgesehen<br />

– durchaus fruchtbarer<br />

hätte werden können.<br />

Ausgleichend und realitätsnah<br />

trat schließlich Paul Spies dazwischen,<br />

der dem Bezirk zu „einer<br />

Perlenkette ganz besonderer<br />

kleiner Kulturinstitutionen“ gratulierte.<br />

Doch sie als Alternative<br />

zu den verlagerten Museen<br />

weit über den Bezirk hinaus zum<br />

Leuchten zu bringen, bedürfe es<br />

neben Visionen auch des Geldes.<br />

So müsse der Bezirk finanziell<br />

beweisen, wie lieb und teuer<br />

ihm seine attraktive kulturelle<br />

Zukunft ist. Spies bot aber an,<br />

sich an höherer Stelle für mehr<br />

Mittel einzusetzen. „Da bin ich<br />

gern an Ihrer Seite“, betonte die<br />

Bezirksbürgermeisterin und erklärte<br />

noch einmal: „Wenn der<br />

Standort Dahlem vorrangig als<br />

Depot und Werkstätten genutzt<br />

werden soll, ist das zu wenig.<br />

Dafür ist der Museumsstandort<br />

Dahlem zu schade.“<br />

Für <strong>2018</strong> sind vier weitere<br />

Veranstaltungen geplant,<br />

eine pro Quartal:<br />

1. Wie wichtig ist Europa für<br />

Berliner Museen?<br />

2. Was fasziniert junge<br />

Menschen an Museen und<br />

Ausstellungen?<br />

3. Wie digital sollen Museen<br />

sein?<br />

4. Abschlussveranstaltung:<br />

Museums Slam – Marken,<br />

Macher und Museen<br />

Weiter Informationen unter www.<br />

rm-berlin-sw.de.<br />

<br />

Jacqueline Lorenz<br />

Impressum <strong>Gazette</strong> <strong>Steglitz</strong> · Januar <strong>Nr</strong>. 1/<strong>2018</strong> · 38. Jahrgang<br />

Das <strong>Gazette</strong> Verbrauchermagazin erscheint monatlich in <strong>Steglitz</strong>,<br />

Zehlendorf, Wilmersdorf, Charlottenburg sowie Schöneberg & Friedenau.<br />

Verlag<br />

<strong>Gazette</strong> Verbrauchermagazin GmbH<br />

Badensche Str. 44 · 10715 Berlin<br />

☎ (030) 407 555 47 · www.gazette-berlin.de<br />

Redaktion Karl-Heinz Christ · redaktion@gazette-berlin.de<br />

Titelbild: ADAC Berlin-Brandenburg e. V.<br />

Anzeigen Daniel Gottschalk ·☎ (030) 323 38 54 · anzeigen@gazette-berlin.de<br />

Druck<br />

Druckhaus Humburg · 28325 Bremen<br />

Nächste Ausgabe Februar <strong>Nr</strong>. 2/<strong>2018</strong><br />

Anzeigen-/Redaktionsschluss 15.01.<strong>2018</strong><br />

Erscheinung 01.02.<strong>2018</strong>

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