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KUNSTINVESTOR AUSGABE JÄNNER 2018

KUNSTINVESTOR Kunst als Kapitalanlage AUSGABE JÄNNER 2018 Chefredakteur: Michael Minassian

KUNSTINVESTOR
Kunst als Kapitalanlage
AUSGABE JÄNNER 2018
Chefredakteur: Michael Minassian

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Dorotheum: „Es ist ein Blick zurück mit Freude!"<br />

Das satirische Werk - Art Cologne <strong>2018</strong><br />

Hope House - "Lichtblick" für Westlicht<br />

Caritas Charity-Auktion<br />

<strong>JÄNNER</strong> <strong>2018</strong>


KUNST.INVESTOR Editorial<br />

Liebe Leserinnen<br />

und Leser!<br />

So spannend war der Kunstmarkt noch nie: Die<br />

Kalender der Sammler und Kunstinvestoren sind voll.<br />

Auktionen, Ausstellungen und Previews, ein Termin jagt<br />

den nächsten. Und dem Geschäft mit den schönen<br />

Dingen mangelt es keineswegs an Härte, ganz im<br />

Gegenteil, auf der Suche nach neuen Kunden und<br />

Märkten bedarf es Flexibilität und Wandlungsfähigkeit.<br />

Der österreichische Kunstmarkt mit seiner prosperierenden<br />

Galerieszene boomt und Österreichs<br />

Auktionshäuser legen an Internationalität kräftig zu. Die<br />

allgemeine Wirtschaftssituation verunsichert den<br />

Geldmarkt, doch die Kunst behält ihren Wert, ist nicht<br />

vom Ölpreis und taumelnden Finanzmärkten abhängig.<br />

Ist nachhaltiges Kunstsammeln Luxus? Etwas Kostspieliges,<br />

Verschwenderisches, das man sich, wenn<br />

überhaupt, nur zum Vergnügen leisten kann? In der<br />

Kunstbranche sind die Fachleute der Überzeugung,<br />

dass dem nicht so ist. Vielleicht gerade in der<br />

Luxusbranche, die vom Image lebt, ist das Einhalten<br />

von diesen Kriterien kein Luxus, sondern beinharte<br />

Notwendigkeit. Der Inbegriff des Luxus ist offensichtlich<br />

nicht mehr das, was er einmal war. Das sind meine<br />

Gedanken, als ich mich mit dem Thema auseinander<br />

setzte. Was aber ist dann Luxus? Luxus kommt aus<br />

dem Lateinischen und bedeutet „verrenkt“ bzw. im<br />

übertragenen Sinn, abweichend vom Normalen. Heute<br />

steht es laut Duden für einen kostspieligen,<br />

verschwenderischen, den normalen Rahmen der<br />

Lebenshaltung übersteigenden, nicht notwendigen und<br />

nur zum Vergnügen betriebenen Aufwand. Wer heute<br />

Kunst sammelt, wird nicht mehr wie Orchideenzüchter<br />

belächelt. Kunstsammler sind kluge Menschen- halt<br />

„Verrenkte“ Weltbürger.<br />

Weil es bei allen Dingen des Lebens immer auf den<br />

richtigen Mix ankommt, wollen wir Sie nicht nur mit<br />

fundierten Hintergrundberichten, präzise recherchierten<br />

Topstorys, wichtigen Nachrichten und aktuellen Interviews<br />

begeistern. Zusätzlich wollen wir dieses Magazin<br />

auch mit dem Sonderteil Börse-Express als moderne<br />

Plattform zum Austausch wichtiger Investitionsinformationen<br />

anbieten.<br />

Viel Spaß wünscht Ihnen<br />

Michael Ruben Minassian<br />

IMPRESSUM: Medieneigentümer, Chefredakteur & Herausgeber: Michael Ruben Minassian,<br />

Mail: michael.minassian@kunstinvestor.at , Telefon: +43 1/ 236 53.1312 Verlagsadresse: MN Online & Content GmbH,<br />

1110 Wien, Brehmstrasse 10/4.OG, Geschäftsführung: Markus Bauer, ATU 65091955, FN 330453k, Tel: +43 1/ 91920- 9045 DW,<br />

Fax: +43 1/2981298, Website:www.kunstinvestor.at, Cover-Foto: © Dorotheum, Auktion "Aus aristokratischem Besitz"<br />

30.01.<strong>2018</strong>, Anonymer Künstler um 1830, Franz Pichler, Edler von Deeben in der Uniform der Arcierenleibgarde umgeben von<br />

seiner Familie, Schätzwert Euro 3.000,- bis 4.000,-


KUNST.INVESTOR News<br />

Lichtblick für WestLicht<br />

Polaroid Originals und Öffentliche<br />

Hand als neue Partner im Gespräch<br />

August Sander, Jungbauern, 1914 © SK Stiftung Kultur,<br />

VG-Bildkunst, Bonn, Courtesy Fotosammlung OstLicht<br />

Gute Aussichten für WestLicht: Nachdem der<br />

Schauplatz für Fotografie vor dem Jahreswechsel um<br />

seinen Fortbestand bangen musste, besteht inzwischen<br />

konkrete Hoffnung auf eine Zukunft des Hauses.<br />

Angespornt von rund 20.000 UnterstützerInnen, die<br />

eine Petition zum Erhalt von WestLicht unterzeichnet<br />

hatten, hat sich ein Triumvirat zusammengefunden,<br />

dessen Förderung den Ausstellungsbetrieb auch in den<br />

kommenden Jahren garantieren würde: Verhandlungen<br />

laufen mit der Leica Camera AG, die sich als bisheriger<br />

Hauptsponsor für eine künftige Teilfinanzierung<br />

gewinnen ließ. Darüber hinaus ist Polaroid Originals als<br />

neuer Partner im Gespräch. Positive Signale kamen<br />

auch vom Bund, der sich voraussichtlich erstmals an<br />

der Finanzierung von WestLicht beteiligen wird und<br />

damit ein starkes Zeichen für Fotografie in Österreich<br />

setzen würde. Begleitet von einem vielfältigen<br />

Vermittlungs- und Vortragsangebot zeigt WestLicht mit<br />

The Polaroid Project noch bis Ende Februar die<br />

Sofortbildfotografie an der Schnittstelle von Kunst und<br />

Technologie mit Arbeiten von Ansel Adams bis Andy<br />

Warhol. Nach den Foto- und Kamera-Auktionen im<br />

März plant WestLicht mit einem herausragenden<br />

Klassiker der Fotografiegeschichte in das neue<br />

Lebensjahr zu starten: August Sander und sein<br />

epochaler Porträtzyklus Menschen des 20.<br />

Jahrhunderts. (Foto: © Fotomuseum Westlicht)


KUNST.INVESTOR News<br />

JOSEF MIKL<br />

Das satirische Werk<br />

Josef Mikl, Das Wunderpferd oder auch Zauberpferd, 1948 © Wien Museum<br />

Im Zentrum der Ausstellung über den österreichischen<br />

Maler Josef Mikl steht ein einzigartiger Bestand von<br />

Skizzenbüchern, Textblättern, Episkopbildern und<br />

Heften, der durch eine Schenkung von Brigitte<br />

Bruckner-Mikl an das Wien Museum MUSA kam. In<br />

pointierten Darstellungen und bissigen Satiren reagierte<br />

Mikl auf seine Zeitgenossen und die Kunstszene dieser<br />

Zeit. Es entstanden abenteuerliche Geschichten wie<br />

etwa in den Skizzenheften „Wunderpferd“ und<br />

„Kulturtagung in Worpswede“. Mit seiner wohl<br />

bekanntesten Figur, der Journalistenfresserin<br />

Hawranek, schaffte er sich ein Ventil gegenüber Kritik:<br />

„Vor vielen Jahren, als die Erde noch flach was, zerbiss<br />

die Hawranek schon Zeitungen und Redakteure.“ Wie<br />

wichtig ihm sein satirisches Werk schließlich war,<br />

beweisen seine sieben Publikationen, die er ab den<br />

60er Jahren – großteils im Selbstverlag – veröffentlichte.<br />

Mit der Schenkung werden nun auch<br />

Skizzenbücher und -hefte präsentiert, die bisher der<br />

Öffentlichkeit weitgehend verborgen blieben. Einige der<br />

Arbeiten sind in sich geschlossene Bild-Text-<br />

Kombinationen, andere wiederum beinhalten oft nur<br />

wenige Seiten umfassende Gedanken. Dank der nun<br />

erfolgten Aufarbeitung erweist sich sein satirisches<br />

Werk als noch viel umfangreicher als ursprünglich<br />

angenommen. Der Künstler trennte diese<br />

Gesellschaftssatire von seinem malerischen Werk, das<br />

mit den Decken- und Wandbildern im Großen<br />

Redoutensaal der Wiener Hofburg nach dem Brand von<br />

1992 einen Höhepunkt erreichte. Durch den in dieser<br />

Ausstellung gelegten Fokus auf das satirische Werk<br />

werden Mikls Persönlichkeit, seine Sicht auf<br />

Zeitgenossen und die Kulturszene näher beleuchtet.<br />

[Foto: MUSA - 1. Februar bis 1. April <strong>2018</strong>]


KUNST.INVESTOR News<br />

Keith Haring, ohne Titel, September1982 (Copyright © Keith Haring Foundation)<br />

Keith Haring<br />

Die Albertina widmet Keith Haring (1958–1990), der<br />

<strong>2018</strong> 60 Jahre alt geworden wäre, eine umfassende<br />

Retrospektive. Die Schau beleuchtet das Schaffen des<br />

amerikanischen Ausnahmekünstlers sowohl aus<br />

kunsthistorischer als auch aus formaler Sicht. Der<br />

Schwerpunkt liegt auf Harings einzigartiger<br />

Zeichensprache, die sich als künstlerisches Alphabet<br />

wie ein roter Faden durch sein Schaffen zieht. In seinen<br />

U-Bahn-Bildern, Gemälden, Zeichnungen und<br />

Skulpturen verschreibt sich Haring sozialer<br />

Gerechtigkeit und stetiger Veränderung. Die Strahlkraft<br />

seines Werks ist bis heute ungebrochen, sein Einfluss<br />

auf Zeitgenoss_innen sowie nachfolgende<br />

Künstlergenerationen gewaltig. Die Ausstellung ist von<br />

16. März bis 24. Juni <strong>2018</strong> zu sehen. (Foto: ©<br />

Albertina)


KUNST.INVESTOR News<br />

ART COLOGNE <strong>2018</strong><br />

Top-internationale Galerien und<br />

zahlreiche Newcomer zeigen<br />

höchste Qualität in allen<br />

Angebotssegmenten<br />

200 etablierte internationale Galerien und hochkarätige<br />

Newcomer aus 31 Ländern: Die 52. ART COLOGNE<br />

(19. bis 22. April <strong>2018</strong>) versammelt ein Teilnehmerfeld,<br />

das in dieser Qualität in Deutschland einzigartig ist. Im<br />

Sektor „GALERIEN“ präsentieren renommierte Galerien<br />

ein außergewöhnliches und hochqualitatives Angebot<br />

der Klassischen Moderne, Nachkriegskunst und<br />

Zeitgenössischen Kunst. Mit dem Sektor NEUMARKT<br />

präsentiert ART COLOGNE erneut einen kritischen<br />

Einblick in die Praktiken und Interessen der neuesten<br />

Generation von Galerien. Besonders erwähnenswert im<br />

zeitgenössischen Bereich sind internationale<br />

Schwergewichte wie Gagosian, Hauser + Wirth, Lisson,<br />

Thaddaeus Ropac, White Cube, Kamel Mennour, Pearl<br />

Lam, nächst St. Stephan und Gio Marconi sowie<br />

führende Galerien Deutschlands wie Sprüth Magers,<br />

Michael Werner, Gisela Capitain, Karsten Greve, Daniel<br />

Buchholz, Max Hetzler, Konrad Fischer, Eigen + Art,<br />

Nagel Draxler, NEU sowie die König Galerie. Zu den<br />

neuen Galerien, die zum ersten Mal teilnehmen oder<br />

zurückkehren, gehören Lisson Gallery aus London /<br />

New York / Hongkong, Kamel Mennour aus Paris /<br />

London, Gio Marconi aus Mailand, Buchmann aus<br />

Berlin / Lugano, CLEARING aus Brüssel / New York,<br />

Erika Deak aus Budapest , Nanzuka aus Tokio und<br />

Zilberman aus Istanbul / Berlin. Internationale<br />

Teilnehmer des Modernen und Nachkriegssektors<br />

runden das Programm ab und schaffen eine Brücke zu<br />

einer internationalen Perspektive, von wichtigen<br />

Galerien wie Lahumière und Le Minotaure aus Paris bis<br />

Whitestone und Taguchi aus Tokio sowie Lorenzelli und<br />

Kanalidarte aus Italien. Zu den Galerien, die zum ersten<br />

Mal teilnehmen oder nach Abwesenheit zurückkehren,<br />

gehören: Lelong aus Zürich / Paris / New York, Julian<br />

Sander aus Köln, Kanalidarte aus Bescia, Ernst Hilger<br />

aus Wien und Setareh aus Düsseldorf.Die<br />

COLLABORATIONS beinhalten 22 ausgewählte<br />

kuratierte Projekte, die von 36 Galerien präsentiert<br />

werden und jeden Aspekt der kollaborativen Praxis<br />

zeigen. Highlights sind Werke von Olga Balema und<br />

Juliette Blightman, präsentiert von Isabella Bortolozzi<br />

und Fons Welters, eine Einzelpräsentation von Isa<br />

Melsheimer, gezeigt von nächst St. Stephan sowie<br />

Esther Schipper und Jocelyn Wolff, oder eine<br />

Präsentation von der Wolfgang-Hahn-Preisträgerin<br />

Haegue Yang (Galerie Barbara Wien & Wien Verlag),<br />

deren Retrospektive im Rahmen der ART COLOGNE<br />

im Museum Ludwig zu sehen ist. (Foto: Art Cologne)


KUNST.INVESTOR News<br />

Jubiläumsauktion der<br />

Galerie Artmark<br />

Hans Staudacher, Mischtechnik auf Papier, Rufpreis € 2.000<br />

Die Galerie Artmark in der Singerstraße 17 feiert ihr 30-<br />

jähriges Bestehen mit einer Auktion, die RESSLER<br />

KUNST AUKTIONEN am Montag, 22. Januar <strong>2018</strong> in der<br />

Galerie durchführen wird. 170 Werke zeigen nicht nur<br />

einen Querschnitt der Ausstellungen der letzten Jahre,<br />

es wurden auch Bilder aus der seinerzeitigen<br />

Übernahme der Galerie Contact integriert. Thomas und<br />

Maria Mark, die Galeristen, haben ihre Galerie<br />

ursprünglich in einer aufgelassenen Fabrik in Spital am<br />

Pyhrn gegründet. Schon bald begann sich, begleitet<br />

von den Ratschlägen von Peter Baum (damals Direktor<br />

des Lentos in Linz) und Peter Assmann (damals<br />

Direktor des Oberösterreichischen Landesmuseums)<br />

die Ausrichtung der Galerie abzuzeichnen: die „Poesie<br />

des Wenigen“, wie Thomas Mark es einmal<br />

ausgedrückt hat. Das Sensorium für eine extrem<br />

zurückhaltende, strenge Ästhetik zu wecken, wurde die<br />

zentrale Intention und das Markenzeichen der Galerie<br />

Artmark. Es gibt zahlreiche Bilder von Peter Krawagna,<br />

Karl Mostböck und Maria Moser, aber auch die überaus<br />

stringenten Formen von Künstlern wie Hannes<br />

Schwarz, Hermann Painitz, Edit Lajos, Helmut Senf,<br />

Gottfried Fabian und Claudia Hirtl sind prominent<br />

vertreten. Die Auktion startet mit einem Trommelwirbel<br />

von 17 Werken von Hans Staudacher; darunter so<br />

extrem Rares wie das „Familienbild II“ aus 1959/1962<br />

mit integrierten Schuhen, Rufpreis € 5.000. (Foto:<br />

Ressler Kunst Auktionen)


KUNST.INVESTOR News<br />

Edit Lajos, Little D, Acryl auf Leinwand, 95 x 106 cm, 2013, Rufpreis € 2.500<br />

Peter Krawagna, Drachenflieger, Öl auf Leinwand, 60 x 72 cm, 2000, Rufpreis € 3.000


KUNST.INVESTOR News<br />

Robert Zeppel-Sperl, Palast der Sinne, Acryl auf Papier, 88 x 62 cm, 1981, Rufpreis € 900


KUNST.INVESTOR News<br />

Robert Gschwandtner, Landschaft mit Merkur und Io, Mischtechnik und PVC Schläuche, 52 x 42 cm, 2015, Rufpreis € 2.500


KUNST.INVESTOR News<br />

Anna Witt, Unter dem Pflaster, 2017, Courtesy die Künstlerin und Galerie Tanja Wagner, Berlin<br />

Anna Witt<br />

Anna Witts künstlerische Praxis ist performativ,<br />

partizipativ und politisch: Sie schafft Situationen, die<br />

zwischenmenschliche Beziehungen und Machtverhältnisse<br />

ebenso reflektieren wie Konventionen des<br />

Sprechens und Handelns. Immer wieder geht Witt<br />

Fragen der Subjektbildung nach, wie wir werden, wer<br />

wir sind, was wir tun, woran wir glauben, wofür wir<br />

kämpfen und wie dieses soziale Selbst mit<br />

gesellschaftlichen, politischen und ökonomischen<br />

Rahmenbedingungen zusammenhängt. Dafür entwirft<br />

sie Versuchsanordnungen, die den zufällig oder<br />

spezifisch ausgewählten ProtagonistInnen stets<br />

Möglichkeiten individueller Artikulation und Autorschaft<br />

einräumen. Für die Einzelausstellung im Belvedere 21<br />

entwickelt Anna Witt eine neue Arbeit, die die lokale<br />

Situation eines großen städtischen Entwicklungsgebiets<br />

in Hinblick auf Imaginationen einer optimierten Arbeitsund<br />

Lebenswelt beleuchtet. Welchen Wert schreiben<br />

wir welcher Tätigkeit zu? Was bedeutet es, diese<br />

Tätigkeit zu unterbrechen oder gar niederzulegen?<br />

Welche Rolle spielt politische Organisation in diesem<br />

Zusammenhang und welches visuelle Vokabular setzt<br />

sie ein? Als Ausgangspunkt dienen Anna Witt zum<br />

einen virtuelle Renderings der angrenzenden Viertel<br />

rund um den Hauptbahnhof, zum anderen reale<br />

Erfahrungen von Menschen, die hier in<br />

unterschiedlichen Bereichen vom Bauwesen über Bahn<br />

und Service bis hin zu Banking und Investment<br />

arbeiten- Kuratorin: Luisa Ziaja. Dauer 28. Februar bis<br />

27. Mai <strong>2018</strong> (Foto: 21 er Haus)


KUNST.INVESTOR News<br />

Günter Brus, Portfolio Ana IV, 1964/2004, mit Anna Brus, Foto: Khasaq (Siegfried Klein), © Belvedere, Wien<br />

Günter Brus- „Unruhe nach dem Sturm“<br />

Anlässlich seines achtzigsten Geburtstags würdigt das<br />

Belvedere 21 das Gesamtwerk von Günter Brus mit<br />

einer umfassenden Retrospektive.Passend zum<br />

Jahresmotto „Spirit of ’68“, das <strong>2018</strong> als Klammer für<br />

die gesamten Aktivitäten des Belvedere 21 fungiert,<br />

wird mit dieser Ausstellung Günter Brus als großer<br />

Kunstrebell der 1960er- Jahre gewürdigt. Fünfzig Jahre<br />

nach der radikalen Aktion Kunst und Revolution zeigen<br />

wir, dass Brus nie aufgehört hat sich weiterzuentwickeln<br />

und seine künstlerischen Mittel immer<br />

wieder neu zu erfinden, so Stella Rollig,<br />

Generaldirektorin Belvedere und Belvedere21. Günther<br />

Brus gehört heute zu den wesentlichen internationalen<br />

künstlerischen Positionen in Österreich. Als Vertreter<br />

des Wiener Aktionismus thematisiert der Künstler in<br />

den 1960er Jahren mit eindringlicher Präsenz die<br />

physische und psychische Verfasstheit des<br />

Menschen und die Ausgesetztheit des Individuums<br />

gegenüber gesellschaftlichen Regelwerken. Mit<br />

seinem radikalen, körperbezogenen und performativen<br />

Werk gelingt es ihm, sich von der „Marke“ Wiener<br />

Aktionismus zu lösen und sich als wesentlicher<br />

Wegbereiter der internationalen Aktions- und<br />

Performancekunst in die Geschichte einzuschreiben.<br />

1970 wendet sich Günter Brus von der Aktionskunst<br />

ab und beschäftigt sich zunehmend mit dem<br />

Medium Zeichnung, mit „Bild- Dichtungen“ und<br />

Theaterarbeiten. Ein Anliegen dieser Schau ist die<br />

umfassende Präsentation der ausgewählten Serien.<br />

Neben den bekannten Aktionsfotos, ergänzt um bisher<br />

kaum gezeigtes Material, werden Brus’ serielle<br />

Zeichnungen und „Bild-Dichtungen“, darunter der 160-<br />

teilige Zyklus Leuchtstoffpoesie und Zeichenchirurgie,<br />

in ihrer Gesamtheit gezeigt. Insgesamt sind rund 120<br />

Werkzyklen und Werke mit mehr als 700 Einzelobjekten<br />

in der Ausstellung zu sehen, darunter Filme und bisher<br />

unbekannte Werkserien. (Foto: © Belvedere)


KUNST.INVESTOR News<br />

Simon Fujiwara<br />

Hope House<br />

Hope House, 2017, Ausstellungsansicht, Dvir Gallery, Tel Aviv, 2017. Foto: Elad Sarig<br />

Das Hope House ist eine Rekonstruktion des Anne<br />

Frank Hauses, die im Kunsthaus Bregenz in<br />

Originalgröße nachgebaut wird. Die ambitionierte<br />

Installation — ein Gebäude in einem Gebäude, ein<br />

Museum in einem Museum — ist von dem Bastel-<br />

Bausatz zum Zusammensetzen des Modells des Anne<br />

Frank Hauses inspiriert, den Fujiwara im Shop des<br />

Museums in Amsterdam erworben hatte. Zum ersten<br />

Mal ist es nun möglich, das Anne Frank Haus als<br />

gigantische Skulptur über drei Stockwerke hinweg im<br />

Kunsthaus Bregenz zu erleben. Genau wie im<br />

originalen Wohnhaus sind es enge, schwach<br />

beleuchtete Korridore, durch die sich die Besucher<br />

schlängeln müssen, bevor sie zu einer Reproduktion<br />

des Bücherschranks gelangen, der die Familie Frank<br />

ab 1942 vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten<br />

in Deutschland verbarg. Ein Unterschied ist<br />

allerdings zu verzeichnen: Im Hope House hängen<br />

Kunstwerke an den Wänden, die Räume sind mit<br />

alltäglichen Gegenständen und Artefakten ausgestattet<br />

— ein Schreibtisch ist vorhanden, ein Tagebuch und<br />

ein Stift, eine mit Postern bestückte Schlafzimmerwand.<br />

Auf dem Dachboden ist Katzenfutter über den<br />

Holzfußboden verstreut, aber es ist keine Katze in<br />

Sicht, und tatsächlich scheint niemand mehr dort zu<br />

wohnen. Welche Erfahrung können Besucher aus<br />

dieser Re-konstruktion mitnehmen? Finden wir uns mit<br />

tragischen Ereignissen aus der Geschichte konfrontiert<br />

oder blicken wir in einen Spiegel, der uns unsere<br />

heutige Lebenswelt zeigt — in der nichts mehr so ist,<br />

wie es scheint? Im krassen Gegensatz zur soliden und<br />

minimalistischen Architektur des Kunsthaus Bregenz<br />

unternimmt das Hope House nicht den Versuch, ein<br />

echtes architektonisches Erlebnis zu vermitteln — und<br />

schon gar nicht eine authentische Erfahrung des Anne<br />

Frank Hauses. Es ist die Kopie einer Kopie und basiert<br />

auf einem Produkt, das auf dem freien Markt käuflich zu<br />

erwerben ist: eine Tatsache, aus der kein Hehl gemacht<br />

wird. Bei einem Besuch des Anne Frank Hauses hatte<br />

Fujiwara in Erfahrung gebracht, dass ein Großteil des<br />

heutigen Hauses eine Rekonstruktion ist — entstanden,<br />

um einen historischen Eindruck zu erzeugen. Für die<br />

Millionen von Besuchern, die das Haus Jahr für Jahr<br />

aufsuchen, scheint dies jedoch keinen Einfluss auf die<br />

Intensität des emotionalen Erlebens vor Ort zu haben.<br />

Warum nur? Es sind diese Widersprüche, die Fujiwara<br />

sensibel und genau aufgreift. Sein Universum ist voller<br />

komplexer und irrationaler Narrative und bringt eine<br />

unverwechselbare Praxis hervor, in der sich Video,<br />

Installation, Skulptur und Performance miteinander<br />

verbinden. Für Fujiwara ist es unsere Sehnsucht nach<br />

Fantasiewelten — jenseits aller Authentizität und sogar<br />

jenseits der Wahrheit —, die einige der von uns am<br />

meisten geschätzten Aspekte der Menschlichkeit<br />

fördert: Mitgefühl, Kreativität und Idealismus. Foto:<br />

[KUB Kunsthaus Bregenz. Dauer von 27. Jänner bis 8.<br />

April <strong>2018</strong>]


KUNST.INVESTOR News<br />

Anne Frank Haus Modell (Detail), 2017


KUNST.INVESTOR Dorotheum<br />

2,34 Millionen Euro für "Liegende Fau" von Egon Schiele, das beste Kunstauktions-Ergebnis in Österreich


KUNST.INVESTOR Dorotheum<br />

Dorotheum<br />

„Es ist ein Blick zurück<br />

mit Freude!“<br />

Weltrekordpreis 792.500 Euro für Emilio Vedovas Großformat „Tensione“<br />

Das Dorotheum konnte im erfolgreichen Geschäftsjahr<br />

2017 zahlreiche Spitzenergebnisse erzielen. An erster<br />

Stelle dabei das beste Kunstauktions-Ergebnis in<br />

Österreich, nämlich 2,34 Millionen Euro für eine seit<br />

fast 90 Jahren in österreichischem Privatbesitz<br />

befindliche Zeichnung von Egon Schiele.<br />

Weltrekordpreis waren 792.500 Euro für Emilio<br />

Vedovas 1959 datiertes Großformat „Tensione“ bei der<br />

Auktion „Zeitgenössische Kunst“. Mit den<br />

Schwerpunkten Informel und CoBrA setzte das<br />

Dorotheum neue Akzente und konnte seine Position am<br />

internationalen Markt ausbauen. Bei den Gemälden des<br />

19. Jahrhunderts gab es im April mit 1,54 Millionen<br />

Euro das beste Ergebnis, das je in dieser Sparte im<br />

Dorotheum erreicht wurde, und zwar für das Gemälde<br />

zur Verlobung der späteren Kaiserin Elisabeth von<br />

Österreich, dem von Carl Theodor von Piloty und Franz<br />

Adam gemalten historisch bedeutsamen Porträtbild<br />

„Kaiserin Elisabeth von Österreich als Braut zu Pferd in<br />

Possenhofen“. Bei einer der besten Altmeister-<br />

Auktionen in der Geschichte des Dorotheum im April<br />

führte ein ursprünglich auf einer Hochzeitstruhe angebrachte<br />

Meisterwerk der Frührenaissance die<br />

Verkaufscharts an: „Die Schlacht von Pharsalos“ von<br />

Apollonio di Giovanni erreichte hervorragende 674.000<br />

Euro. Klassische Fahrzeuge spielen beim Dorotheum<br />

immer in der höchsten Liga mit und glänzen mit<br />

Verkaufsraten von fast 100 Prozent. Bei der<br />

herbstlichen Classic Expo Salzburg wechselte ein 1952<br />

Mercedes Benz 300 S Cabriolet für 563.000 Euro den<br />

Besitzer. Bei der Frühjahrsauktion setzte sich ein Horch<br />

853 Sportcabriolet aus dem Jahre 1938 mit knapp<br />

500.000 Euro an die Spitze. (Foto: © Dorotheum)<br />

Beste Altmeister-Auktionen in der Geschichte des Dorotheum: „Die Schlacht von Pharsalus“<br />

von Apollonio di Giovanni für hervorragende 674.000 Euro


KUNST.INVESTOR Dorotheum<br />

Das beste Ergebnis für 19. Jahrhundert im Dorotheum: 1,54 Millionen Euro für das Gemälde „Kaiserin Elisabeth<br />

von Österreich als Braut zu Pferd in Possenhofen“ von Carl Theodor von Piloty und Franz Adam


KUNST.INVESTOR Dorotheum<br />

Ein 1952 Mercedes Benz 300 S Cabriolet für 563.000 Euro


UNST.INVESTOR Dorotheum<br />

Charity-Auktion<br />

Auktion zum Wiener Opernball <strong>2018</strong> im<br />

Rahmen der „Quadrille fürden guten Zweck“<br />

im Palais Dorotheum<br />

Rahimi & Rahimi, Peace & Love-Teppich, Rufpreis € 3.000,-<br />

Für den guten Zweck wird am 24. Jänner <strong>2018</strong> u. a. der<br />

Entwurf von dem italienischen Modeduo Dolce &<br />

Gabbana zu der Swarovski Tiara für die Debütantinnen<br />

des heurigen Wiener Opernballs versteigert. Für das<br />

detailreiche Schmuckstück ließen sich Dolce &<br />

Gabbana von der Mozart-Oper „Le nozze di Figaro“<br />

inspirieren: „Giovani liete – fiori spargete!“ (Muntere<br />

Jugend, streue Blumen!) heißt es in der achten Szene<br />

des ersten Aktes – ein gesungenes Bild, das sich in<br />

dem floralen Design der Tiara auf poetische Weise<br />

widerspiegelt. Hier treffen zarte Blumen auf organisch<br />

geschwungene Blätter, kreiert aus 702 Swarovski<br />

Kristallen und „Xirius Chatons“ in den Farben „Crystal“<br />

und „Golden Shadow“ sowie sechs roséfarbenen Blüten<br />

aus Emaille, die jedes einzelne Diadem zieren.<br />

Versteigert wird auch ein Einzelstück vom<br />

Aushängeschild des aktuellen österreichischen<br />

Modedesigns Lena Hoschek: Eine Collector Couture<br />

Dress mit von Hand genähten Blüten. Weiters zu<br />

ersteigern: eine Augarten Porzellan-Figur, Wolfgang<br />

Amadeus Mozart, mit Beschriftung „Le nozze di Figaro“,<br />

ein Unikat-Teppich sowie drei Originalzeichnungen zu<br />

den Wiener Opernball-Benefizpostkarten von Tenor<br />

und Staatsopern-Ensemblemitglied Benedikt Kobel. Der<br />

Erlös der Versteigerung geht an die Caritas Projekte<br />

„Die Gruft“ sowie Superar. Seit 30 Jahren ist die „Gruft“<br />

Wiens wohl bekannteste Caritas-Einrichtung für<br />

obdachlose Menschen. Superar ist eine europäische<br />

Initiative die sich zum Ziel gesetzt hat, Gesang,<br />

Instrumentalunterricht und Tanz im Leben von Kindern<br />

und jungen Menschen zu verankern, und engagiert sich<br />

für ein respektvolles Zusammenleben und<br />

gesellschaftliche Integration. Die Versteigerung erfolgt<br />

durch das Dorotheum im Namen der Caritas.<br />

Besichtigung: 17. bis 24. Jänner <strong>2018</strong> (12:00 Uhr) im<br />

Palais Dorotheum. (Foto: © Dorotheum)


KUNST.INVESTOR Dorotheum<br />

Lena Hoschek Atelier, Collector Couture Dress; Einzelstück, Größe 36, Rufpreis € 1.400,-


KUNST.INVESTOR Galerie Gugging<br />

Arthur Hagen Reck, 1974, Schrift: Herrn Dr. Navratil..., Farbstift Johann Scheiböck, Henst, 1970, Bleistift,<br />

Farbstift, Rudolf Limberger, Ohne Titel, undatiert, Farbstift Preis: 13% USt 15.820 €


KUNST.INVESTOR Galerie Gugging<br />

Navratils Künstlergästebuch<br />

Johann Hauser, Hase, 1971, Bleistift Johann Hauser, Hase, 1976, Bleistift<br />

Johann Hauser, Hase, 1970, Bleistift, Farbstift Johann Hauser, Hase, 1977,<br />

Bleistift, Farbstift Preis: 13% USt 13.560 €<br />

DDr. Leo Navratil, Gründer des Gugginger Zentrums für<br />

Kunst-Psychotherapie, war ein unermüdlicher Förderer<br />

der heute als Vertreter der Art Brut weltberühmten<br />

Künstler. Mit vielen verband ihn auch eine sehr<br />

persönliche Beziehung. Davon zeugt sein „Gästebuch“<br />

aus den 60er und 70er Jahren, dessen Ursprung ein<br />

altes Kunstbuch war. In diesem einzigartigen und<br />

authentischen Dokument verewigten sich zahlreiche<br />

Gugginger Künstler wie Johann Hauser, August Walla,<br />

Oswald Tschirtner oder Rudolf Limberger, aber auch<br />

Zeitgenössische Künstler auf Besuch, wie Alfred<br />

Hrdlicka, Franz Ringel oder Arnulf Rainer, die zu<br />

Besuch kamen, hinterließen darin Zeichnungen, Texte<br />

oder Widmungen. Einige zeichneten wiederholt und<br />

immer wieder auf derselben Seite oft im Abstand von<br />

mehreren Jahren hinein, wie etwa Johann Hauser bei<br />

seinen „Hasen“. 1970 fand in der „Galerie nächst St.<br />

Stephan“ die erste Ausstellung der Gugginger Künstler<br />

statt, die ein großer Erfolg wurde. Viele Interessierte<br />

kamen, Bilder wurden verkauft und Navratil begann<br />

seine „Patienten-Künstler“ unermüdlich zu fördern.<br />

Unter anderem begann er ein Kunstbuch mit<br />

eingeklebten, farbigen Abbildungen als Zeichenvorlage<br />

für die Künstler aus Gugging, wie etwa Johann Hauser<br />

oder Oswald Tschirtner, zu verwenden. In Anlehnung<br />

an die Ausstellung und den Katalog "Navratils Künstler-<br />

Gästebuch.!", die im Jahre 2015 im Museum Gugging<br />

stattfand, ist es bis 14. Februar <strong>2018</strong> auch in der<br />

Galerie Gugging zu sehen. (Foto: Galerie Gugging)


KUNST.INVESTOR Galerie Gugging<br />

Franz Kamlander, Frau, undatiert, Farbstift Erich Zittra, Hasen, undatiert, Bleistift, Farbstifte Rudolf Limberger,<br />

Ohne Titel, undatiert, Farbstift Preis: 13% USt 8.700 €


KUNST.INVESTOR Galerie Gugging<br />

August Walla, Guggingerbach, undatiert, Bleistift Preis: 13% USt 13.560 €


KUNST.INVESTOR Galerie Gugging<br />

Ferdinand Kauer, Frau, undatiert, Wachskreide Rudolf Limberger, Ohne Titel, undatiert, Farbstift Preis: 13% USt 2.830 €


KUNST.INVESTOR Galerie Gugging<br />

Johann Hauser, Frau, 1971, Bleistift Preis: 13% USt 28.250 €


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KUNST.INVESTOR Kommentar – Otto Hans Ressler<br />

Kunst bedeutet Veränderung<br />

‚… und das ist, was die Kunst für uns tut‘<br />

Foto: © Ressler Kunst Auktionen<br />

Die Aufgabe der Kunst ist Veränderung. Kunst ist dazu<br />

da, alternative Vorstellungen von Realität zu entwickeln<br />

und damit neue Wirklichkeiten zu erschaffen; sie dient<br />

dazu, Wahrnehmungsmuster – und damit Denkmuster<br />

– und damit Handlungsmuster – zu verändern. Ihre<br />

Aufgabe ist es, Fragen zu stellen, ja infrage zu stellen.<br />

Kunstwerke werden, hat Leonardo da Vinci einmal<br />

gesagt, nicht mit dem Pinsel, sondern mit dem Kopf<br />

gemalt. Und deshalb ist die Kunstgeschichte eine<br />

Abfolge von Weiterentwicklungen, Traditionsbrüchen,<br />

Stiländerungen – und damit Revolutionen unserer<br />

Sehgewohnheiten. Jedes Mal, wenn es zu einer<br />

solchen Veränderung kommt, brechen heiße Debatten<br />

aus, regieren Missverständnisse. Aber am Ende setzt<br />

sich das Neue meist durch. Denn in Wahrheit<br />

produziert die Kunst keine Bilder, sie produziert Ideen,<br />

Haltungen, Perspektiven – und mithilfe der Bilder<br />

werden diese Ideen und Haltungen und Perspektiven in<br />

die Herzen und Hirne von Menschen verpflanzt. „Der<br />

Mensch, das Augenwesen, braucht das Bild.“ Leonardo<br />

da Vinci hat das gesagt: Sehen ist Glauben. Das hat<br />

nichts mit bornierter Ungläubigkeit oder müder Skepsis<br />

zu tun. Oft würden wir nur zu gerne glauben, uns von<br />

der Freude und dem Optimismus derer, die –<br />

vermeintlich – etwas gesehen haben, anstecken<br />

lassen. Aber wir müssen es selbst sehen! Wir sind<br />

darauf konditioniert, nur zu glauben, was wir mit<br />

eigenen Augen wahrgenommen haben. Die Augen sind<br />

unsere wichtigsten Sinnesorgane. Wir vertrauen auf<br />

das, was sie uns zeigen. Wir glauben, was wir sehen.<br />

Wer sieht, sieht ein, sagte einst Kokoschka. Nur was<br />

wir sehen, erleben wir nicht mehr als Fiktion, sondern<br />

als Wahrheit: Jetzt erst wissen wir es wirklich. Ohne<br />

Bilder gibt es keine Möglichkeit, diese Einsicht zu<br />

gewinnen. Denn Bilder sind Botschaften. Sie verfügen<br />

zwar über keine Worte; aber sie bedürfen der Worte<br />

auch nicht. Bilder sind Botschaften, die verbal gar nicht<br />

mitteilbar wären. Auch der intellektuellen Auseinandersetzung<br />

über Bilder sind damit Grenzen gesetzt. Wenn<br />

Josef Albers, einer der ganz Großen des letzten<br />

Jahrhunderts, erklärt hat, man sehe die Kunst gar nicht<br />

an, sondern die Kunst sehe einen an, dann meinte er<br />

damit, dass es an uns liege, an unserer Aufnahmebereitschaft,<br />

an unserer intuitiven Empfänglichkeit, ob<br />

und was wir bei der Betrachtung eines Kunstwerks<br />

entdecken und empfinden. Erleben, Empfinden,<br />

Erfahren, das kann uns niemand abnehmen. Kein<br />

anderer Mensch kann Maßstab dafür sein, was ein Bild<br />

für uns bedeutet; welche Gedanken es in uns<br />

hervorruft; welche Gefühle es in uns weckt; woran es<br />

uns erinnert. Die von der Kunstwissenschaft entwickelte<br />

Bildbeschreibung ist nur ein (unzureich-ender) Versuch,<br />

uns bei dieser Begegnung zu begleiten. Und selbst,<br />

wenn man sämtliche Theorien über einen Künstler,<br />

über einen Stil, über ein Werk gelesen hätte, genügte<br />

das nicht. Denn sie alle teilen die Erinnerungen nicht,<br />

die nur wir selbst haben; sie wissen nichts von den<br />

Gefühlen, die nur wir selbst empfinden.


KUNST.INVESTOR Kommentar – Otto Hans Ressler<br />

All das Wissen über Kunst und Künstler hat gegenüber<br />

der eigenen Fähigkeit, zu sehen und damit etwas zu<br />

entdecken, etwas zu erfahren, den uneinholbaren<br />

Nachteil, nur über Worte zu verfügen. Und Worte<br />

genügen nicht. Worte reichen nicht aus, wenn es um<br />

Bilder geht. Denn was ist Kunst? Es gibt unendlich viele<br />

Antworten auf diese Frage. Aber die eine, richtige,<br />

gültige Antwort gibt es nicht. Es kann sie gar nicht<br />

geben. Die Frage ist falsch gestellt. Und zwar nicht nur,<br />

weil die Kunst selbst die Antwort in die Irre führt,<br />

sondern weil uns die Antwort möglicherweise gar nicht<br />

weiter brächte. Wir irren, wenn wir glauben, dass es<br />

darauf ankomme zu wissen, was Kunst ist; wir<br />

verbinden damit die völlig falsche Erwartung, wir<br />

könnten Kunst verstehen, wenn wir wüssten, was sie<br />

ist. Denn es sind eine Fülle von Dingen, die die Kunst<br />

ausmachen: Es sind die Motive, die dargestellt werden,<br />

der Stoff, der Inhalt, die Botschaft, die zum Ausdruck<br />

gebracht werden soll. Es sind die Farben und Formen,<br />

alles, was im Kunstwerk Gestalt erhält. Es ist der<br />

Künstler mit seiner Biografie, und wir selbst mit unserer<br />

Biografie, wenn wir ein Kunstobjekt betrachten. Es ist<br />

die Zeit, in der und aus der heraus wir es tun. Es sind<br />

die wirtschaftlichen, sozialen, politischen, religiösen,<br />

kulturellen Bedingungen, unter denen Kunst entsteht –<br />

und gesehen wird. Es ist das Wissen, das wir über<br />

Kunst entwickelt haben, es sind die Kunstgeschichte<br />

und die Kunsttheorien. Aber so bedeutsam all dies ist:<br />

Ist es auch bedeutsam für die Kunst selbst? Hängt die<br />

Wirkung eines Kunstwerks wirklich davon ab, was wir<br />

darüber wissen? Muss man, um anders zu fragen,<br />

wissen, wie man atmet, um Luft zu bekommen? Denn<br />

man kann die Motive, die dargestellt werden, die<br />

Botschaft, die zum Ausdruck gebracht wird, man kann<br />

die Farben und Formen, den Künstler und seine<br />

Geschichte, ja sogar uns selbst und unsere eigene<br />

Geschichte, die wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen,<br />

religiösen und politischen Bedingungen einer Zeit, man<br />

kann die Kunstgeschichte und die Kunsttheorien<br />

verstehen – und dennoch keine Ahnung haben, was<br />

Kunst bedeutet. Denn die Motive, der Stoff, der Inhalt,<br />

die Botschaft, die Farben, die Formen, der Künstler,<br />

seine Biographie, unsere Biographie, die Zeit und die<br />

Zeiten davor, die Kunstgeschichte und die<br />

Kunsttheorien, all das ist nicht das Wesen der Kunst.<br />

All das erklärt nicht, weshalb die Kunst die Kraft besitzt,<br />

die Sichtweise auf eine Gesellschaft – und damit die<br />

Sichtweise dieser Gesellschaft, und damit die<br />

Gesellschaft selbst – zu verändern. All das erklärt nicht<br />

ihr subversives Potential, Wissenschaft, Pädagogik,<br />

Medizin, Ökologie, Wirtschaft, kurz alle Optionen des<br />

Denkens und Handelns der Menschheit, zu verändern.<br />

Es erklärt nicht die unbezwingbare, befreiende Kraft der<br />

Kunst. Um Kunst erfahren und erleben zu können,<br />

müssen wir sie gar nicht verstehen. Denn Kunst zu<br />

erfahren, Kunst zu erleben, das steckt in uns. Jeder<br />

Mensch ist ein Künstler, hat Joseph Beuys einmal<br />

gesagt. Wir alle tragen das Künstlerische in uns – in der<br />

Art, wie wir die Welt wahrnehmen. Wir sind nicht nur<br />

befähigt, Kunst zu produzieren; mehr noch sind wir zur<br />

Wahrnehmung befähigt; zu einer Art der Wahrnehmung,<br />

die künstlerisch ist. Niemand könnte sonst<br />

das Künstlerische einer Gestaltung erleben. Nicht die<br />

Antwort auf die Frage „Was ist Kunst?“ ist wichtig.<br />

Wichtig ist eine ganz andere Frage. Und die Antwort<br />

darauf gibt die Kunst selbst – und zwar dadurch, wie sie<br />

ist! Die Kunst ist die Antwort auf Frage nach der Kunst.<br />

Es geht darum, und nur darum, wie etwas gestaltet<br />

wurde, wie es uns anspricht, wie es uns erscheint, wie<br />

es für uns zugänglich wird. Es geht darum, wie etwas<br />

durch ein Kunstwerk zu einem Wert für uns wird. Wir<br />

sind zu dieser Wahrnehmung befähigt. Es ist eine<br />

künstlerische Fähigkeit, wie wir Gegenstände, unsere<br />

Umwelt, andere Menschen reflektieren. Wir tun das<br />

ununterbrochen, wir ziehen ununterbrochen unsere<br />

Schlüsse. Gäbe es diese Befähigung zur<br />

Wahrnehmung nicht, gäbe es auch keinen Grund, über<br />

die Gegenstände und unsere Umwelt und andere<br />

Menschen nachzudenken.


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KUNST.INVESTOR Kommentar – Otto Hans Ressler<br />

Natürlich wäre die Welt auch ohne Kunst vorstellbar.<br />

Wir können das Was der Kunst auch außerhalb der<br />

Kunst finden. Es braucht sie nicht, um die Motive, die<br />

Stoffe, die Inhalte, die Botschaften zu vermitteln. Ginge<br />

es bei der Kunst nur um das, was sie mitteilt, um das,<br />

was sie uns an Erkenntnissen bringt, wäre der Aufwand<br />

mit dem Kunstwerk einigermaßen übertrieben. Da wäre<br />

es einfacher und besser, die Künstler würden sich<br />

hinsetzen und sagen, was sie zu sagen haben.Aber es<br />

geht um das Wie! Es geht um die Art und Weise, wie<br />

etwas gestaltet wurde, denn nur dadurch können wir<br />

wahrnehmen, worum es geht. Wir können den Sinn nur<br />

erfassen durch unsere Sinne – das ermöglicht Kunst!<br />

Dass wir einen Sinn nur erfassen können durch unsere<br />

Sinne, hat Folgen nicht nur für das Verstehen der Welt,<br />

sondern ebenso für unsere Fähigkeit zur Wahrnehmung.<br />

Indem Kunst zu den Sinnen spricht,<br />

entwickelt sie unsere Fähigkeit, das Wie im Sinnlichen<br />

bewusst zu erleben. Kunst macht uns das Wie unseres<br />

Wahrnehmens bewusst. „Kunst macht sichtbar“, hat<br />

Paul Klee dieses Phänomen einmal erklärt. Das Wie<br />

der Kunst, die Art und Weise der Kunst, das<br />

Künstlerische der Kunst, macht sichtbar, wie wir sehen.<br />

Wir werden uns bewusst, dass unsere Sinne nicht allein<br />

Empfangsgeräte für Informationen, für unser Denken<br />

sind. Kunst hilft uns, unsere Sinne zu entfalten. In der<br />

Kunst liegt die Möglichkeit, Wahrnehmen bewusst als<br />

produktive Tätigkeit zu erleben und zu entwickeln. Im<br />

Gegensatz zum logischen Denken behandeln wir das<br />

Wahrnehmen allzu oft wie ein Stiefkind. Wenn wir<br />

wahrnehmen, nehmen wir in der Regel nicht wahr, wie<br />

das geschieht. Wenn wir etwas sehen, verschwenden<br />

wir keinen Gedanken an das Auge, das sieht. Kunst<br />

macht uns bewusst, dass Wahrnehmen etwas<br />

Wichtiges ist, etwas Sinnliches, etwas, das alles<br />

verändern kann; denn durch die Kunst wird der Akt der<br />

Wahrnehmung reflektiert, und das heißt letztlich: dass<br />

wir schärfer, genauer, weiter, tiefer, konkreter,<br />

komplexer, lebendiger empfinden. Kunst wirkt durch die<br />

Sinne für die Sinne. Kunst gestaltet Wahrnehmung.<br />

Warum das so wichtig ist, wurde in einer Szene aus<br />

dem Film „Der Klub der toten Dichter“ auf den Punkt<br />

gebracht. Der Film handelt von einer Abschlussklasse<br />

an einem amerikanischen Internat; sein Held ist ein<br />

Lehrer für englische Literatur, der seinen Schülern zu<br />

vermitteln versucht, dass es die Aufgabe jedes<br />

Menschen sei, etwas zum Leben beizutragen, das nur<br />

er beitragen kann. Mr. Keating fordert seine Schüler zu<br />

selbständigem Handeln auf, zu freiem Denken, dazu,<br />

die Welt immer wieder aus neuen Blickwinkeln zu<br />

betrachten. Sie sollen sich mehr zutrauen, ausloten, wo<br />

ihre Möglichkeiten liegen – und ihre Chancen nützen.<br />

Er will seinen Schülern nicht nur die Welt der Poesie<br />

und der schönen Dinge des Lebens nahe bringen; er<br />

macht ihnen klar, dass Kunst und Poesie die Schlüssel<br />

sind, um herauszufinden, was in jedem von ihnen<br />

steckt, wozu jeder von ihnen fähig ist, worin der Sinn<br />

ihres Lebens besteht. Poesie und Kunst seien nichts,<br />

das man lernen und wiederholen müsse; denn ein<br />

Gedicht sei nicht ein gelungenes Versmaß, nicht eine<br />

an bestimmte Regeln gebundene Vermittlung eines<br />

Inhalts, einer Geschichte: Man müsse sie mit dem<br />

Herzen nachvollziehen, man müsse sie in sich<br />

entdecken, man müsse sie leben, erleben. Man müsse<br />

sie zu einem Instrument für sich selbst machen; zu<br />

einem Instrument, mit dem man Gefühle ausdrücken<br />

und vermitteln könne. „Wir lesen und schreiben<br />

Gedichte nicht zum Spaß. Wir lesen und schreiben<br />

Gedichte, weil wir zur Spezies Mensch zählen. Und die<br />

Spezies Mensch ist von Leidenschaft erfüllt. Medizin,<br />

Jura, Technik sind notwendig. Aber Poesie, Schönheit,<br />

Romantik, Liebe sind die Freuden unseres Lebens.“ Er<br />

zitiert den amerikanischen Dichter Walt Whitman: „Die<br />

immer wiederkehrenden Fragen: Wozu bin ich da?<br />

Wozu nützt dieses Leben?“ Und seine Antwort: „Damit<br />

du hier bist. Damit das Leben nicht zu Ende geht. Damit<br />

das Spiel des Lebens weiter besteht und du deinen<br />

Vers dazu beitragen kannst.“ Das ist, was die Kunst für<br />

uns tut.


KUNST.INVESTOR WestLicht<br />

The Polaroid Project<br />

© Ellen Carey, Pulls (CMY) 1997, Courtesy Jayne H. Baum Gallery, NYC,<br />

NY and M+B Gallery, LA, CA / The Polaroid Collection<br />

Polaroid! Die Marke ist längst zum universellen Mythos<br />

geworden. Sie hat Gebrauchsweisen initiiert, die – ein<br />

Blick auf Instagram genügt – die Alltagsfotografie noch<br />

heute beeinflussen. An der Schnittstelle von Kunst und<br />

Technologie zeigt die Ausstellung das Phänomen<br />

Polaroid zum ersten Mal in seiner gesamten Breite.<br />

Herausragende Künstlerinnen und Künstler – von Ansel<br />

Adams bis Andy Warhol – haben im Medium der<br />

Sofortbildfotografie neue Wege beschritten und die<br />

Ästhetik einer Ära geprägt. Ihren einzigartigen Werken<br />

stellt The Polaroid Project mit Kameramodellen,<br />

Konzepten und Prototypen jene innovative Technik an<br />

die Seite, die diese visuelle Revolution überhaupt erst<br />

ermöglichte. Wien – dank der Initiative von Peter Coeln<br />

seit 2010 die neue Heimat der International Polaroid<br />

Collection – ist die erste Station der Ausstellung in<br />

Europa. Präsentiert werden rund 200 Polaroids von<br />

knapp 100 Fotografinnen und Fotografen, von den<br />

Anfangstagen der Corporation bis heute, mit einem<br />

Schwerpunkt auf der zweiten Hälfte des 20.<br />

Jahrhunderts. Neben diesen Unikaten in den<br />

charakteristischen Formaten – vom bekannten SX-70<br />

Schnappschuss mit seinem weißen Rahmen (8,8x10,7<br />

cm) bis zum faszinierend detailreichen 20x24 Inch<br />

Großformat (50x60 cm) – demonstriert der Fokus auf<br />

die Technik der Sofortbildfotografie, dass die Kreativität<br />

von Unternehmensgründer Edwin Land und seinem<br />

Team derjenigen der Kunstschaffenden in nichts<br />

nachstand. Bevor die Firma in den 1990er-Jahren den<br />

Anschluss an die digitale Entwicklung verpasste, war<br />

Polaroid ein Synonym für visionäre Technologie,<br />

vergleichbar nur mit dem Status von Apple zum Beginn<br />

des neuen Jahrtausends. Nicht von ungefähr zählte<br />

Steve Jobs zu den größten Bewunderern von Land und<br />

seinen Erfindungen. Das Phänomen Polaroid ist, auch<br />

als analoger und einzigartiger Gegenentwurf zur Masse<br />

digitaler Bilder, gerade in der jüngeren Generation<br />

populärer denn je. Eine Traditionsmarke wie Leica hat<br />

erst kürzlich ihre erste Sofortbildkamera auf den Markt<br />

gebracht. Und The Impossible Project, das nach der<br />

Pleite von Polaroid das Sofortbildverfahren<br />

wiederbelebte, firmiert – mit neuen Filmen und einer<br />

neuen Kamera im Gepäck – inzwischen unter dem<br />

legendären Namen in frischem Gewand: Polaroid<br />

Originals.


KUNST.INVESTOR WestLicht<br />

Auke Bergsma Woman Walking 1981 Polaroid SX-70 Time Zero © Auke Bergsma, Courtesy Fotosammlung OstLicht


KUNST.INVESTOR WestLicht<br />

Polaroid selbst arbeitete von seiner Gründung an eng<br />

mit Fotografinnen und Fotografen zusammen. Zu den<br />

frühesten Beratern von Edwin Land gehörte kein<br />

Geringerer als Ansel Adams, Übervater der<br />

amerikanischen Landschaftsfotografie. Im sogenannten<br />

Artist Support Program stellte die Corporation sowohl<br />

arrivierten Größen als auch unbekannten Talenten der<br />

Kunst- und Fotoszene Filmmaterial und Kameras zur<br />

Verfügung und erhielt im Gegenzug nicht nur Feedback<br />

zu ihren Produkten, sondern auch ausgewählte Werke<br />

für die Sammlung. Für Künstlerinnen und Künstler<br />

boten die Erfindungen aus dem Hause Land eine<br />

Spielwiese, die sie auf ihre je eigene Art und Weise<br />

nutzten und damit der Fotografie neue Impulse<br />

verliehen. In den Arbeiten spiegeln sich die<br />

unterschiedlichen künstlerischen Temperamente, aber<br />

auch die Charakteristika von Material und Technik: Das<br />

Studiosetting der massiven 20x24 Kamera lud zur<br />

Inszenierung aufwendiger Stillleben und zu akribischen<br />

Porträtsitzungen ein, der Objektcharakter der SX-70<br />

Polaroids stiftete zu Collagen und Übermalungen an,<br />

und das handliche 4x5 Format und der Polacolor Film<br />

eigneten sich hervorragend für Ausschnitte aus dem<br />

Alltag. Die sofortige Verfügbarkeit der Aufnahme –<br />

obwohl nach heutigen, digitalen Maßstäben „sofort“ in<br />

Zeiten von Polaroid ein durchaus dehnbarer Begriff war<br />

– übte eine gewaltige Faszination auf Kunstschaffende<br />

aus. Sie erlaubte etwa den spontanen Austausch mit<br />

den Modellen und ein Höchstmaß an Kontrolle über<br />

den Arbeitsprozess, der buchstäblich und direkt in den<br />

eigenen Händen lag. Dieser Austausch zwischen der<br />

Kunst und dem Unternehmen bildete die Grundlage der<br />

spektakulären Polaroid Collection, mit Standorten in<br />

Cambridge, USA, und Amsterdam. The Polaroid Project<br />

vereint erstmals in einer Ausstellung den<br />

amerikanischen mit dem europäischen Teil der<br />

Sammlung, der sogenannten International Polaroid<br />

Collection, die 2010, nach dem Bankrott der<br />

Corporation durch den Einsatz von Peter Coeln und<br />

WestLicht vor dem Ausverkauf gerettet werden konnte<br />

und seitdem in Wien beheimatet ist. Mit zusätzlichen<br />

Leihgaben von den Künstlern und Künstlerinnen selbst<br />

und deren Nachlässen zeigt die Ausstellung auf den<br />

internationalen Stationen ihrer Tournee das Phänomen<br />

Polaroid an der Schnittstelle von Kunst und<br />

Technologie erstmals in seiner gesamten Breite. Mit<br />

Polaroids von Nobuyoshi Araki, Sibylle Bergemann,<br />

Anna & Bernhard Blume, Guy Bourdin, Ellen Carey,<br />

Helen Chadwick, Chuck Close, Marie Cosindas,<br />

Barbara Crane, Philip- Lorca diCorcia, Joan<br />

Fontcuberta, Toto Frima, Luigi Ghirri, Richard Hamilton,<br />

Robert Heinecken, Gottfried Helnwein, Jan Hnizdo,<br />

David Hockney, Barbara Kasten, David Levinthal, Ulrich<br />

Mack, Robert Mapplethorpe, James Nitsch, Robert<br />

Rauschenberg, Lucas Samaras, Fazal Sheikh, William<br />

Wegman, Erwin Wurm u. v. a. The Polaroid Project ist<br />

eine Koproduktion von WestLicht. Schauplatz für<br />

Fotografie, Wien, mit OstLicht. Galerie für Fotografie,<br />

Wien, dem MIT Museum, Cambridge, Massachusetts<br />

und der Foundation for the Exhibition of Photography,<br />

Minneapolis / New York / Paris / Lausanne; kuratiert<br />

von Deborah G. Douglas, William A. Ewing, Barbara P.<br />

Hitchcock, Rebekka Reuter und Gary Van Zante. [Foto:<br />

WestLicht. Dauer bis 25 Februar <strong>2018</strong>]


KUNST.INVESTOR WestLicht<br />

Andy Warhol Andy Sneezing 1978 Polaroid SX-70 © The Andy Warhol Foundation for the Visual Arts Inc.<br />

VBK Wien 2017, Courtesy Fotosammlung OstLicht


KUNST.INVESTOR WestLicht<br />

Gottfried Helnwein Untitled 1987 Polaroid 20x24 Polacolor © DACS 2017, Courtesy Fotosammlung OstLicht


KUNST.INVESTOR WestLicht<br />

Dennis Hopper Los Angeles, Back Alley 1987 Polaroid SX-70 © Dennis Hopper, Courtesy The Hopper Art Trust


KUNST.INVESTOR Belvedere<br />

Aleah Chapin, The Last Droplets Of The Day, 2015. Foto: Martin Url<br />

© Aleah Chapin, Courtesy of Flowers Gallery London and New York, Sammlung Klöcker, Bad Homburg v. d. Höhe.<br />

Die Kraft des Alters<br />

Kein Lebensabschnitt ist in unserer Gesellschaft mit<br />

derart kontroversiellen Zuschreibungen besetzt wie<br />

das Alter. Während einerseits die Werbeindustrie<br />

neue verheißungsvolle Begriffe wie Woopies, Best<br />

Agers oder Medioren für die anwachsende<br />

Käuferschicht jenseits der 65 findet, sind Personen<br />

schon ab 50 auf dem Arbeitsmarkt nicht mehr<br />

vermittelbar. Die Filmindustrie zeigt uns rüstige<br />

Junggebliebene, die Kosmetikindustrie unterstützt den<br />

vorherrschenden Jugendkult mit unzähligen Anti-<br />

Aging-Produkten. Künstlerinnen und Künstler haben in<br />

diesem Diskurs rund um das Alter oft Gegenentwürfe<br />

zum gängigen Modell. In Die Kraft des Alters werden<br />

zahlreiche historische und aktuelle künstlerische<br />

Zugänge rund um das Thema Alter gezeigt. Bis 4.<br />

März <strong>2018</strong> ist im Unteren Belvedere die erste<br />

medienübergreifende Ausstellung zu dieser<br />

hochaktuellen Thematik zu sehen. Stella Rollig,<br />

Generaldirektorin des Belvedere: „Es ist eine der<br />

großen Fragen unserer Zeit, wie wir mit dem<br />

Älterwerden umgehen, zumal die Lebenserwartung<br />

deutlich zunimmt. Statt Wertschätzung für das Alter<br />

besteht reale Diskriminierung und Ausgrenzung. Die<br />

Ausstellung im Belvedere zeigt Bilder des Alters, die<br />

Stärke, Schönheit und Freude vermitteln: die Kraft der<br />

späten Jahre.“ Man müsse schon sehr lange leben, „um<br />

jung zu werden”, meinte Pablo Picasso, der in seinen<br />

letzten beiden Lebensjahren an die 200 Werke schuf<br />

und mit 91 Jahren starb. Picasso ist nur einer von 105<br />

Künstlerinnen und Künstlern, deren insgesamt 174<br />

Werke in der aktuellen Ausstellung des Belvedere zu<br />

sehen sind. Sie alle stellen sich den drängenden<br />

Fragen, die das Alter(n) in unserer Gesellschaft<br />

aufwirft. Denn Alter ist nicht nur ein biologischer<br />

Prozess, sondern auch eine kulturelle Konstruktion. Es<br />

wird gegenwärtig nicht als natürlicher<br />

Lebensabschnitt wie Kindheit, Jugend und<br />

Erwachsenenalter erfasst. Begriffe wie „Anti-Aging“<br />

beschreiben das Altern als etwas Pathologisches, das<br />

therapiert werden muss. In unserem aktuell<br />

vorherrschenden, defizitären Altersmodell werden alte<br />

Menschen weitgehend marginalisiert. Dabei trifft das<br />

„Doing-aging“ Frauen ungleich härter als Männer.


KUNST.INVESTOR Belvedere<br />

Joyce Tenneson, Christine Lee, 2002 - © Joyce Tenneson


KUNST.INVESTOR Belvedere<br />

Maria Lassnig, Schmetterling, 1975, Eigentum der Artothek des Bundes, Dauerleihgabe im Belvedere, Wien, © Maria Lassnig Stiftung


KUNST.INVESTOR Belvedere<br />

Alex Katz, Red Sweater, 1999, Sammlung Klöcker, Bad Homburg v.d.Höhe, Foto: Martin Url/© Bildrecht, Wien, 2017<br />

Gemäß einem seit Jahrhunderten gültigen<br />

Schönheitsideal werden sie immer noch vorrangig<br />

nach ihrer Jugendlichkeit beurteilt, schneller als alt<br />

wahrgenommen und früher aus der öffentlichen<br />

Wahrnehmung gefiltert. Kuratorin Sabine Fellner stellt<br />

die Frage: „Braucht unsere Gesellschaft Nachhilfe<br />

darin, wie man den letzten Lebensabschnitt bewältigt,<br />

und wenn ja, warum? Fehlen etwa die richtigen Leitund<br />

Vorbilder? Hat die Kunst neue, „Alter-native“<br />

Entwürfe anzubieten?“ Die Zukunftsforschung<br />

entwickelt längst eine neue Sicht auf das Alter. Statt die<br />

„Vergreisung“ der Gesellschaft zu beklagen, fordert<br />

sie eine Neudefinition der Lebensphasen und eine<br />

„Altersbejahung“, die die Vorteile der zunehmenden<br />

Lebenserwartung aufzeigt. Ebenso haben<br />

Kunstschaffende eine alternative Sicht auf den letzten<br />

Lebensabschnitt und illustrieren, dass Alter tatsächlich<br />

auch für Erfahrung, Lebensweisheit, Macht,<br />

Kontemplation, Würde, Lebenslust, Triumph über<br />

gesellschaftliche Konventionen und Produktivität<br />

steht. So entwickelte Maria Lassnig ihre Malerei bis zu<br />

ihrem Tod im Alter von 95 Jahren beständig weiter und<br />

Künstler_innen wie Arnulf Rainer, Daniel Spoerri, Joan<br />

Semmel oder Margot Pilz sind jenseits der Achtzig<br />

ungebrochen produktiv. In der vorliegenden<br />

Ausstellung werden überlieferte Traditionen der<br />

Darstellung auf Geschlechterrollen und<br />

Rollenzuweisungen überprüft. Gegenwärtige Diskurse<br />

werden spezifischen Bildern des Alter(n)s der letzten<br />

rund hundert Jahre gegenübergestellt. Anhand von<br />

sechs Themenkomplexen – Ewige Jugend/stolzes<br />

Alter, Vergänglichkeit, Einsamkeit/Verbundenheit, neue<br />

Freiheit, Muße und Erinnerung – werden neue<br />

Perspektiven auf das Alter gezeigt. Jenseits von<br />

Altersverklärung und Alterspessimismus gelingt es<br />

Künstler_innen, Chancen wie auch Grenzen des<br />

Alterns realistisch differenziert wahrzunehmen, und<br />

jene Qualitäten herauszufiltern, die speziell das Alter<br />

besitzt. Mittels unterschiedlicher künstlerischer Medien<br />

veranschaulichen sie kritisch, einfühlsam, aber auch mit<br />

Ironie, Witz und Humor, wie das Alter in all seinen<br />

Facetten auf wertschätzende Weise in unser Leben<br />

integriert und wie Solidarität und Verbundenheit<br />

zwischen den Generationen gelebt werden kann. Die<br />

mit internationalen Positionen zusammengestellte<br />

Schau präsentiert neben zahlreichen Werken aus der<br />

eigenen Belvedere Sammlung hochkarätige Leihgaben<br />

aus in- und ausländischen Museen und Sammlungen.<br />

(Foto: Belvedere)


KUNST.INVESTOR Belvedere<br />

Eric Fischl, Frailty is a Moment of Self Reflection, 1996- © Eric Fischl, Foto: © Dorothy Zeidman


KUNST.INVESTOR Belvedere<br />

Heidi Harsieber, x-ray, 2001 - © Bildrecht, Wien, 2017


KUNST.INVESTOR Kunsthalle Wien<br />

FAQ, Le Dictateur, 2016, Foto: Kunsthalle Wien 2017<br />

Publishing as an Artistic<br />

Toolbox: 1989–2017<br />

Offprint London in der Tate Modern, La Art Book Fair im<br />

MOCA in Los Angeles, Editionale in Köln, MIA Miami<br />

international Art Fair, NY Art Book Fair – in den letzten<br />

Jahren haben internationale Kunstbuchmessen<br />

genauso zugenommen wie die Kunstbuch-<br />

Sammlungen in den Museen zeitgenössischer Kunst.<br />

Inspiriert davon und als Gegenposition zur<br />

allgegenwärtigen Digitalisierung, zu eBooks und<br />

eReadern, widmet die Kunsthalle Wien dem Kunstbuch<br />

bzw. von Künstler/innen herausgegebenen und<br />

gestalteten Zeitschriften eine umfangreiche<br />

Ausstellung. Welche Rolle spielen Kunstbücher heute?<br />

Wie haben sich Künstler/innen das Publizieren für ihre<br />

spezifische Praxis zu eigen gemacht? Und wie hat sich<br />

die Wahrnehmung von Kunstbüchern verändert? Das<br />

Ausstellungsprojekt Publishing as an Artistic Toolbox:<br />

1989–2017 zielt darauf ab, die Potenziale des<br />

Publizierens – in Form von Büchern, Zeitschriften,<br />

Journalen, künstlerischen Interventionen oder Websites<br />

– als Medium und Kontext zu erforschen, in dem<br />

Information distribuiert und Kunst produziert wird. Seit<br />

den 1960er Jahren ist das Veröffentlichen von Büchern<br />

zu einem beliebten künstlerischen Experimentierfeld<br />

geworden. Es hat sich zudem als alternativer Raum<br />

eines uneingeschränkten individuellen oder kollektiven<br />

Diskurses etabliert. Statt das Augenmerk auf die bereits<br />

historisierte und erforschte Periode der 1960er und<br />

1970er Jahre zu richten, vermittelt die Ausstellung, wie<br />

eine junge Generation von Künstler/innen das Verlegen<br />

als produktives Werkzeug in ihre eigene Praxis<br />

integriert. Der Schwerpunkt liegt auf der Zeit von 1989<br />

bis 2017, wobei 1989 als symbolisches Datum<br />

verstanden wird, das die Umstellung vom Analogen<br />

zum Digitalen markiert, gilt 1989 doch als das<br />

Geburtsjahr des World Wide Web. Auf politischer<br />

Ebene wird die Zäsur durch den Fall der Berliner Mauer<br />

markiert.


KUNST.INVESTOR Kunsthalle Wien<br />

Le Dictateur, 2006/2016, Foto: Kunsthalle Wien 2017<br />

West Studio, Foto: Nathan Murell - Foto: Kunsthalle Wien 2017


KUNST.INVESTOR Kunsthalle Wien<br />

Publishing as an Artistic Toolbox: 1989–2017 entfaltet<br />

sich in einem Zusammenspiel von elf verschiedenen<br />

Sektionen, die sich sowohl im Ausstellen materieller<br />

Exponate als auch in einem Off-Site-Projekt und einer<br />

Vielzahl von Veranstaltungen manifestieren: So wurden<br />

für einen Bereich der Ausstellung Künstler/innen, in<br />

deren Werk das Publizieren eine bedeutende Rolle<br />

spielt, eingeladen, Titel zu nennen, die ihre<br />

Wahrnehmung von Büchern sowie ihre künstlerische<br />

Praxis beeinflusst haben. In den Erklärungen zur<br />

jeweiligen Auswahl finden sich so intime Passagen wie<br />

die von Michael Dean, der über das Collins Mini Gem<br />

English Dictionary von 1989, das als Promo-Giveaway<br />

Waschpulverboxen beigelegt war, meinte: „Ganze<br />

Nachmittage verbrachte ich damit, an den Seifenduftgeschwängerten<br />

Seiten zu schnüffeln … dieses<br />

Lexikon war das einzige Stück Literatur, das ich in die<br />

Finger kriegen konnte. Eine ganze Scheiß-Ewigkeit<br />

lang.“ Martin Beck wiederum führt Die Passion nach<br />

G.H. (aus Clarice Lispector, The Complete Stories, New<br />

Directions, New York 2015) an und erklärt „…<br />

verwirrend und auf seltsame Weise faszinierend –<br />

tatsächlich berauschend. Ich markierte Phrasen, Sätze<br />

und Passagen und verwendete einen Auszug in einem<br />

zeitschriftenartigen Kunstwerk, an dem ich damals<br />

arbeitete.“<br />

Und Nathalie Du Pasquier hebt in allen genannten<br />

Publikationen die Parallelen bzw. spannenden<br />

Abweichungen zwischen dem Präsentieren von Kunst<br />

im Ausstellungsraum und zwischen zwei Buchdeckeln<br />

hervor. Die Bibliothek als Medium sowie als Porträt<br />

einer Persönlichkeit wird in einer kleinen, temporär<br />

zugänglichen Satelliten-Ausstellung thematisiert: Franz<br />

West hatte seine Bibliothek im Wiener Studio in selbst<br />

gebauten Regalen untergebracht. Die dort<br />

gesammelten Bücher dienten in vielen Fällen auch als<br />

Notizbücher. Für die Ausstellung wurde eine Gruppe<br />

von Künstler/innen eingeladen, eines dieser Bücher zu<br />

wählen und – ganz im West‘schen Sinne – diesem eine<br />

künstlerische Intervention hinzuzufügen. Ein vom<br />

Sammler/Verleger Gregorio Magnani kuratierter<br />

Buchladen ist ebenso Teil der Ausstellung wie eine vom<br />

Kunstbuch-Sammler Christoph Schifferli ko-kuratierte<br />

Sektion, die sich der Geschichte künstlerischer<br />

Interventionen in Zeitschriften und Zeitungen widmet.<br />

Denn neben dem Kunstbuch sind auch die von<br />

Künstler/innen herausgegebenen Zeitschriften für das<br />

Thema relevant. Hat doch die Zeitschrift als wichtiges<br />

Instrumentarium künstlerischer Produktion bereits eine<br />

lange Tradition. Die Autorin und Journalistin Filipa<br />

Ramos lädt vor Ort zur Diskussion mit Verleger/ innen<br />

von Zeitschriften, die ihren Arbeitsbereich auf das<br />

Verlegen von Büchern erweitert haben. In einem<br />

separaten Bereich der Ausstellung stellt Filipa Ramos<br />

Projekte vor, die zwischen Druck und Digitalität<br />

oszillieren und Mischformen zwischen Kunstbuch und<br />

kuratorischem Experiment darstellen. Publishing as an<br />

Artistic Toolbox: 1989–2017 verwandelt den<br />

Ausstellungsraum nicht in eine Bibliothek, einen<br />

Lesesaal oder eine begehbare Enzyklopädie, sondern<br />

versteht sich als räumlicher Index, der die<br />

Besucher/innen einlädt, die ausgestellten Materialien in<br />

der Ausstellung zu erleben. [Kunsthalle Wien. Dauer:<br />

8.11 - 28/1 <strong>2018</strong>]


KUNST.INVESTOR Kunsthalle Wien<br />

THE THING Quarterly Issue 24, 2014, Foto: Kunsthalle Wien 2017<br />

THE THING Quarterly Issue 28, 2015, Foto: Kunsthalle Wien 2017


KUNST.INVESTOR Genusskunst<br />

Aux Gazelles – Savoir Vivre in Wien<br />

Le Restaurant, Le Club, Le Design<br />

Mit "mehr Funktion und weniger Folklore" ist das gemeinsam entwickelte Design-Konzept von Christine Ruckendorfer<br />

und Architekt Alberto Bach perfekt definiert. Bach zeichnet mit seinem Büro Albertoni für viele internationale<br />

Prestigebauten verantwortlich und hält Nichts von unnötigem Chi Chi, lauten Farben und orientalischen Klischees.<br />

Beide wollten dem Aux Gazelles mehr Spielraum und Bewegung geben. Das Licht wird durch die Neugestaltung tief in<br />

den Raum geholt. Auch die Séparées wurden neu interpretiert. "Ich wollte zwei unterschiedliche, elegante Welten<br />

kreieren, das Restaurant mit dem großzügigen Gastgarten ist eine helle frische Sommerwelt von großer Klarheit",<br />

erklärt Bach. "Verbindend dazu finden sich Designelemente, die klar und schwungvoll sind, mit klassisch<br />

marokkanischen Elementen." Eine Formsprache, die in Abwandlungen immer wieder zum Einsatz kommt. Ruckendorfer<br />

Für Ruckendorfer ist das Ergebnis "ein zeitgemäßes Lokal auf internationalem Niveau, ohne folkloristisch zu sein." Auf<br />

2000 Quadratmeter wird "Savoir Vivre in Wien" geboten: Essen, Trinken, Tanzen, Verwöhnen, Entspannen &<br />

Genießen. Neue Features, wie "Lunch Bazaar", "Signature Drinks", "After Work-Shower" und anderes mehr erwarten<br />

den Gast. "Orient Light" nennt sich das frische Food-Konzept, vielfältig, spannend und ideal für die heißen<br />

Sommermonate in der City. Im "Lunch Bazaar" werden mittags feine Variationen in Form von libanesischen Mezze-<br />

Gerichten und marokkanischen Vorspeisen das Aux in Form eines All You Can Eat-Buffets angeboten. Abends können<br />

diese auch à la Carte bestellt werden. Als Mittagsmenü gibt es Rindsbrochettes mit gratinierten Zucchini, Lammköfte im<br />

Tomaten-Zimtfonds mit Dijon Senf und gegrillte Calamari & Garnelen mit Spargel-Fenchel-Salat. Abends kommt<br />

regional-österreichisches zum Einsatz, wie bei der Tajine mit Mariazeller Saibling, knusprigem Rinderprosciutto und<br />

Granatapfel, einem zarten Kalbsgulasch, Couscous und Kichererbsen. Vegetarier werden mit Gemüse-Tajine oder<br />

gebackenen Kartoffeln mit Arganöl, Koriander mit Limetten-Sauerrahmdip verwöhnt.


KUNST.INVESTOR Genusskunst<br />

Wüstentee on the Rocks meets Bloody Mary<br />

Eine schöne Bar braucht exzellente Drinks! Daher hat sich das Aux Gazelles-Team gleich mehrere feine Signature-<br />

Drinks überlegt. So wird der berühmte marokkanische Minztee, an dem bereits Winston Churchill im La Mamounia<br />

schlürfte, im Sommer "on the rocks" serviert. Zum Feierabend gibt es eine alkoholische Version des Traditionsgetränks<br />

aus der Sahara, gemixt mit Gin. Oder ein Gimlet, das berühmt, berüchtigte Getränk der Britischen Navy, favorisiert von<br />

Ernest Hemingway und bekannt aus den Philip Marlowe-Krimis. Apropos Hemingway: Zu Beginn einer heißen Bar-<br />

Nacht darf ein perfekter Bloody Mary nicht fehlen. Dieser Klassiker wird im Aux Gazelles nach einer klandestinen<br />

Rezeptur eines jamaikanischen Barmans gemixt.<br />

After Work-Shower<br />

Raus aus dem Job und rein in den Feierabend! Doch wo bitte, machen Mann und Frau sich nach einem anstrengenden<br />

Arbeitstag frisch und fein? Nicht jeder wohnt im City-Loft um die Ecke. Hammam und Salon de Beauté schaffen Abhilfe.<br />

Für 15,- Euro können sich Aux Gazelles-Gäste von 17 bis 20 Uhr duschen, entspannen und für den Abend zu Recht<br />

machen. Im Preis inkludiert sind: Handtuch, Erfrischungsgetränk (hausgemachte Limonaden und Eistees).<br />

Verwöhnprogramm für Body & Soul<br />

Eine alte Hammam-Tradition besagt: Politik, Geld und Sorgen bleiben draußen! Insofern sind Hammam & Salon de<br />

Beauté nicht gerade der geeignete Ort für das nächste Business Meeting, wohl aber um sich von Kopf bis Fuß<br />

verwöhnen zu lassen und zu entspannen. Auf 500 Quadratmetern befinden sich ein klassisches Dampfbad,<br />

Behandlungs- und Entspannungsräumlich-keiten in bester Orient-Manier. Hammamcis verwöhnen mit Waschungen,<br />

Peelings, wohlriechenden Salben und einer Haarwäsche – falls gewünscht. Mehr Info unter www.auxgazelles.at


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Meistgelesen: Die ‘Hingucker’ des Tages <br />

LUXUS<br />

Die Autoshow in Tokio brachte einen Marcedes SL600, bestückt mit Swarovski-Kristallen<br />

Foto: Kiyoshi Ota/Bloomberg<br />

Swarovski<br />

verhilft<br />

Daimler zu<br />

neuem Glanz<br />

600.000 zu Diamanten geformte Swarovski-<br />

Kristalle zieren die neueste Kreation des japanischer<br />

Tuners D.A.D., die dieses<br />

Wochenende auf der Autoshow in Tokio<br />

vorgestellt wurde. Getunt wurde ein Mercedes<br />

SL600, der nun um rund eine Million<br />

US-Dollar zu erwerben ist. - einer silbern,<br />

der andere golden. Die erste Wagen wurde<br />

bereits verkauft und wird auf den Straßen<br />

von Dubai glitzern.<br />

03<br />

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BÖRSE EXPRESS<br />

INTERVIEW<br />

GEORG FOLIAN<br />

Warimpex liegt mir am<br />

Herzen – und aber auch<br />

auf der Geldbörse<br />

Robert Gillinger<br />

robert.gillinger@boerse-express.com<br />

Wenige Tage vor seinem freiwilligen Ausscheiden<br />

zu Jahreswechsel aus dem Warimpex-Vorstand<br />

traf sich der langjährige CFO<br />

Georg Florian mit dem Börse Express. Warf<br />

einen Blick zurück, aber auch noch vorne.<br />

BÖRSE EXPRESS: Mit welchem Gefühl blicken Sie nach 30 Jahren<br />

als Warimpex-Vorstand Ihrem letzten Arbeitstag entgegen?<br />

GEORG FOLIAN: Mit einem sehr guten: die Firma ist gut<br />

aufgestellt, es geht ihr gut – die Mannschaft ist motiviert –<br />

ich übergebe an die Jugend – perfekt. 70 ist ein Alter, wo<br />

man noch bei halbwegs vollem Bewusstsein abtreten kann<br />

– und es ist besser man tritt selbst ab, als man wird abgetreten.<br />

„...Daher ist es<br />

wichtig, dass<br />

Dividenden<br />

gezahlt werden.”<br />

Neben Warimpex begleitete Sie auch die bildende Kunst Zeit Ihres<br />

Lebens. Wird dieses Engagement<br />

nun forciert? (Anm. Als Sponsor unterstützt<br />

Georg Folian seit 2016 den<br />

Kunstraum Nestroyhof und jährlich<br />

findet im Semper Depot eine große<br />

Ausstellung statt, die die aktuellen<br />

Arbeiten eines ausgewählten österreichischen<br />

Künstlers im Kontext seiner gesamten künstlerischen Entwicklung<br />

zeigt. Diese Ausstellungen werden jeweils mit einem<br />

umfangreichen Katalog dokumentiert)<br />

An meinem jetzigen Engagement wird sich nichts ändern.<br />

Ich möchte Künstler fördern, aber nicht mit Ankäufen, sondern<br />

einer Ausstellungs-Organisation. Davon haben wesentlich<br />

mehr Leute etwas, als wenn etwa ich mir das Gemälde<br />

zu Hause aufhängen würde.<br />

Gegründet wurde Warimpex ursprünglich als Waren Im- und Export-Gesellschaft,<br />

was noch im Namen steckt. Wie kam es, den Geschäftsfokus<br />

von stark mobilen Geschäften in das Gegenteil, immobile<br />

Geschäfte zu drehen?<br />

Ursprünglich lieferte Warimpex viele Produkte etwa für<br />

Hotelbauten und hatte sich bei der staatlichen ungarischen<br />

Einkaufsgesellschaft einen guten Namen gemacht. Als es Anfang<br />

der 1980er-Jahre zum ersten österreichischen Kredit für<br />

den Ausbau touristischer Infrastruktur – damals über 300<br />

Millionen US-Dollar – in Ungarn gab, war genau diese Einkaufsgesellschaft<br />

mit der Abwicklung betraut. Wir wurden<br />

Der nun Ex-CFO der Warimpex, Georg Folian nahm sich Zeit<br />

für ein Gespräch auch abseits von Zahlen.<br />

Foto: VE/Draper<br />

gefragt, ob wir nicht gleich für ein ganzes Hotel-Projekt anbieten<br />

möchten, gewannen die Ausschreibung, erfüllten den<br />

Auftrag zur Zufriedenheit des Kunden, dieser empfahl uns<br />

der tschechischen staatlichen Einkaufsgesellschaft weiter<br />

und so begann der Umstieg ins Immobile, wie Sie sagen.<br />

Sie verkauften heuer Ihre Anteile an Vienna House (Anm. früher<br />

Vienna International Hotelmanagement), gab bzw. gibt es auch Überlegungen,<br />

Ihre Warimpex-Anteile zu verkaufen?<br />

Nein – dazu vielleicht zur Vorgeschichte: Mit Vienna House<br />

wollten wir eine große österreichische Hotelmanagementgesellschaft<br />

schaffen. Was auch gelang und viel Interesse großer<br />

internationaler Namen weckte. Warimpex selbst nutzte<br />

Vienna House für das Management des Großteils unserer Hotels<br />

– womit wir sehr zufrieden waren, uns aber damit in<br />

eine gewisse Zwickmühle brachte: Denn ein neuer Betreiber<br />

könnte uns hierbei theoretisch<br />

„Es ist besser<br />

man tritt selbst<br />

ab, als man wird<br />

abgetreten.”<br />

rasch Probleme bereiten. Also<br />

entschlossen wir uns zu einer<br />

Art Paket-Verkauf. Und Vienna<br />

House bekommt nun zusätzlich<br />

die Möglichkeit, nach<br />

Asien zu expandieren – und bekommt<br />

in Europa mehr Häuser als bisher verantwortet.<br />

Warimpex soll sich weiter entwickeln. Unser Geschäft ist<br />

die Entwicklung neuer Projekte, diese langfristig auszufinanzieren,<br />

langfristig zu bewirtschaften und wenn der Preis<br />

einmal stimmt, wird verkauft. Zum Börsegang 2007 sagten<br />

wir, dass auf einen Verkauf zwei bis drei Neuprojekte kommen<br />

…<br />

… gilt das heute auch noch – die Preise haben sich seit damals auf<br />

allen Ebenen verändert?<br />

Zehn Jahre war es nicht so, jetzt wieder schon.


BÖRSE EXPRESS<br />

INTERVIEW<br />

Abschließend zur Frage des Anteilsverkaufs: Warimpex<br />

liegt mir am Herzen – und aber auch auf der Geldbörse:<br />

daher ist es wichtig, dass Dividenden gezahlt werden.<br />

Hätten Sie die 70 auch ohne den heurigen Hotel-Portfolioverkauf zum<br />

Rückzug aus dem operativen Geschäft genutzt?<br />

Höchstwahrscheinlich nein. Es ist einfacher ein gut funktionierendes<br />

Unternehmen zu<br />

„Von einer Ausstellungs-Organisation<br />

haben<br />

wesentlich mehr<br />

Leute etwas, als<br />

wenn etwa ich<br />

mir das Gemälde<br />

zu Hause aufhängen<br />

würde.“<br />

übergeben, als eines, bei dem<br />

an mehreren Schrauben zu<br />

drehen ist.<br />

Ihnen folgt Ihr Sohn Daniel Folian<br />

als CFO. Alexander Jurkowitsch,<br />

Sohn von CFO Franz<br />

Jurkowitsch sitzt ebenfalls im Vorstand.<br />

Wo ziehen Sie die Grenze<br />

zwischen Familien- und börsenotiertem<br />

Unternehmen. Und sehen<br />

Sie in dieser – Ihrer – Konstellation<br />

Vorteile, da vielleicht eher an einem<br />

Strang gezogen wird, als wenn externe Manager die Unternehmensgeschicke<br />

leiten?<br />

Es ist etwa 50/50 – Hälfte Familie, Hälfte Streubesitz, mit<br />

ein paar großen polnischen Pensionsfonds. Ich hätte auch<br />

nichts dagegen, auf 25 bis 30 Prozent zu gehen – neue Aktionäre<br />

bringen meistens neue Ideen.<br />

Familienunternehmen sind eher auf Langfristigkeit und<br />

Stabilität ausgerichtet, im Gegensatz zum klassischen börsenotierten<br />

Unternehmen, das auf Schnelllebigkeit ausgerichtet<br />

ist, nur der Augenblick ist wesentlich.<br />

Ich glaube, dass der Mix aus Börse und Familie ein gesunder<br />

ist – vielleicht ist mit ein Zeichen dafür, dass die Mitarbeiter-Fluktuation<br />

bei uns sehr gering ist.<br />

Das Geld aus dem Vienna House-Verkauf könnten Sie nutzen, um<br />

die unter Buchwert notierende Warimpex-Aktie von der Börse rückzukaufen.<br />

Gibt es Überlegungen in diese Richtung?<br />

Nein.<br />

Was macht man sonst im aktuellen Niedrigzinsumfeld mit so viel<br />

Geld?<br />

Ich habe meine Investitionen mit sehr viel Fremdkapital<br />

getätigt, dieses wird jetzt abgebaut. Wirtschaftlich wäre ein<br />

Leverage zwar weiter besser, aber ich muss auch an die Zukunft<br />

meiner Erben denken. Und die Zinsen können sich<br />

sehr rapide und rasch ändern – dann sähe die Welt ganz anders<br />

aus: unbelastet schläft man ruhiger.<br />

Im Gegensatz zur Immofinanz bleibt Warimpex in Russland und<br />

baut das Engagement sogar aus. Was sehen Sie dort für eine Story?<br />

Es ist ein Unterschied, ob man z.B. im Bürobereich eine<br />

gut gehende Rechtsanwaltskanzlei als Mieter hat, die ihre fixierten<br />

Mieten immer und pünktlich bezahlt, oder etwa im<br />

Einzelhandelsbereich mit einer auch durch die Sanktionen<br />

gedrückten Kaufkraft konfrontiert ist, was durch den umsatzabhängigen<br />

Mietanteil zu einem Einnahmen-Entfall<br />

führt. Wenn deine Mieter dann auch noch internationale<br />

Multis sind, die mit einer Halbierung des Rubels gegen den<br />

Euro konfrontiert sind…<br />

Für die russische Wirtschaft selbst gibt es durch die Sanktionen<br />

aber auch positive Effekte – die heimische Produktion<br />

etwa im Lebensmittelbereich stößt in die sanktionierten<br />

Bereiche hinein. Ich halte Russland für ein wirtschaftlich<br />

sehr entwicklungsfähiges Land – ein Rückzug steht bei uns<br />

somit nicht auf der Agenda.<br />

Es ist auffallend, dass die Warimpex-Assets im Norden Osteuropas<br />

angesiedelt sind. Ziehen Sie für diese Region damit so eine Art wirtschaftlichen<br />

Konvergenzgürtel ein.<br />

Jein. Wir arbeiten an sich nur in Ländern, in denen wir<br />

Büros und Mitarbeiter vor Ort haben. Denn wer sich mit<br />

einem Land nicht richtig beschäftigt, wird keinen Erfolg<br />

haben. Rumänien ist aber ein Markt, den wir schön langsam<br />

aufbauen. Tschechien hingegen haben wir zuletzt eher abgebaut<br />

– auch, da unser Prager Mitarbeiter bereits 70 Jahre<br />

ist und die tschechische Wirtschaft mittlerweile derart entwickelt<br />

ist, dass sie uns nicht mehr brauchen.<br />

„Unser Geschäft<br />

ist die Entwicklung<br />

neuer<br />

Projekte, diese<br />

langfristig auszufinanzieren,<br />

langfristig zu<br />

bewirtschaften<br />

und wenn der<br />

Preis einmal<br />

stimmt, wird<br />

verkauft.“<br />

Sie erwähnten die tschechische<br />

Konvergenz zu Westeuropa - wer<br />

wird das als Nächster schaffen?<br />

Ungarn und in ein paar Jahren<br />

Polen.<br />

Welche Entscheidung bereitete<br />

Ihnen – geschäftlich betrachtet – die<br />

größten Kopfschmerzen?<br />

Langfristig eigentlich keine –<br />

kurzfristig, als Banken bei uns<br />

unbedingt eine Zinsabsicherung<br />

wollten, wir zustimmten,<br />

was eine falsche Entscheidung<br />

war. Damals haben die Banken<br />

gut verdient.<br />

Welchen Ratschlag von Ihnen hätten Sie gern bereits in jungen Jahren<br />

gehabt?<br />

Pomale, pomale sagen die Tschechen dazu - es wird nie so<br />

heiß gegessen, wie’s im ersten Augenblick aussieht.<br />

Ein Ratschlag an die neue Regierung, der nicht nur Sie, sondern<br />

auch die nachfolgende Generation betrifft…<br />

Stabilität und Kontinuität in der Steuer- und Wirtschaftspolitik.<br />

Eine gute Idee wäre die One-Stop-Verwaltung. Und<br />

keine Neidgefühle in der Bevölkerung wecken.


BÖRSE EXPRESS<br />

BRANCHE IMMOBILIEN<br />

MARKT ÖSTERREICH<br />

Die Rekordflut endet<br />

Der österreichische Investmentmarkt gibt Grund zum<br />

Jubeln: mit rund 4,8 Milliarden Euro an Investmentvolumen<br />

wurde 2017 ein All Time High erreicht. Ein<br />

Trend, der sich im gesamten Jahr 2017 gezeigt hat, ist jener<br />

von großvolumigen Investments: bei 11 Transaktionen war<br />

das Investmentvolumen größer als 100 Millionen Euro. „Erwähnen<br />

muss man allerdings auch, dass wir Forward Deals<br />

nun bereits mit dem Signing berücksichtigen – bis 2016 war<br />

das Closing ausschlaggebend“, so Georg Fichtinger, Head of<br />

Investment Properties CBRE.<br />

Die bedeutendste Assetklasse im Jahr 2017 war die der Büroimmobilien,<br />

auf die rund 65% aller Investments entfielen,<br />

Retailimmobilien mit ca. 12% und Wohnimmobilien mit ca.<br />

11% folgen auf den Rängen 2 und 3.<br />

Für mehr als die Hälfte – rund 51% - aller Investments sind<br />

deutsche Investoren verantwortlich, ca. 30% der Transaktionen<br />

wurden von Österreichern getätigt. Internationale Investoren<br />

– hier vor allem französische und luxemburgische –<br />

wickelten rund 19% der Investments ab.<br />

Die Spitzenrenditen haben in allen Assetklassen im Jahr<br />

2017 noch einmal leicht nachgegeben: Büroimmobilien 3,90%<br />

(2016: 4,00%), High Street Retail 3,30% (2016: 3,40%) Einkaufszentren<br />

4,00% (2016: 4,10%), Fachmarktzentren 5,60% (2016:<br />

5,70%). „Nach so einem Rekordjahr ist es nicht einfach, eine<br />

Prognose abzugeben. Wir gehen davon aus, dass <strong>2018</strong> ein<br />

gutes Jahr wird, der Rekordwert von 2017 wird allerdings<br />

nicht mehr erreicht“, so Fichtinger, der mit seinem Team<br />

zehn Deals im Jahr 2017 abwickelte.<br />

Büromarkt Wien. Der Büromarkt in Wien kommt langsamer<br />

in die Gänge als erwartet. Wurden 2016 noch ca. 329.000 m²<br />

vermietet, so ist das Vermietungsvolumen im Jahr 2017 auf<br />

ca. 192.000 m² zurückgegangen und lag damit sogar unter<br />

dem Niveau von 2015.<br />

„Die geringe Vermietungsleistung korreliert mit dem Fertigstellungsvolumen.<br />

Im Jahr 2017 wurden rund 154.000 m²<br />

neuer Büroflächen fertiggestellt, von denen allerdings bereits<br />

Anfang 2017 ca. 70% vorvermietet oder eigengenutzt waren“,<br />

so Olivia Prinz, Associate Director Office Agency CBRE.<br />

Fertiggestellt wurden 2017 u.a. der Orbi Tower, Euro Plaza<br />

6, Denk Drei, Post am Rochus, QBC 3 & 4. Für <strong>2018</strong> wird ein<br />

höheres Fertigstellungsvolumen erwartet, rund 282.000 m²<br />

neuer Büroflächen sollen bis zum Ende des Jahres fertiggestellt<br />

werden, wie z.B. THE ICON VIENNA und Austria Campus<br />

sowie Inno Plaza.<br />

Etwa 40% der Neuvermietungen entfielen auf die Innere<br />

Stadt, Erdberg mit 16% und der Hauptbahnhof mit 14% der<br />

Vermietungen waren ebenfalls beliebte Bürostandorte in<br />

Wien. Am wenigsten vermietet wurde im Norden von Wien<br />

mit nur rund 1% aller Vermietungen.<br />

Gewerbeimmobilien gerankt nach Dividendenrendite<br />

Name Dividendenrendite*<br />

ATRIUM EUROPEAN REAL ESTATE 8,35<br />

KLEPIERRE 5,34<br />

UNIBAIL-RODAMCO SE 5,07<br />

BRITISH LAND CO PLC 4,39<br />

UBM DEVELOPMENT AG 4,16<br />

ALSTRIA OFFICE REIT-AG 4,01<br />

TLG IMMOBILIEN AG 3,66<br />

Median 3,59<br />

PSP SWISS PROPERTY AG-REG 3,59<br />

IMMOFINANZ AG 3,54<br />

CA IMMOBILIEN ANLAGEN AG 2,92<br />

S IMMO AG 2,58<br />

PATRIZIA IMMOBILIEN AG 0,85<br />

TAG COLONIA-IMMOBILIEN AG 0,00<br />

REGUS PLC 0,00<br />

WARIMPEX 0,00<br />

DO DEUTSCHE OFFICE AG 0,00<br />

Gewerbeimmobilien nach Empfehlungskonsens<br />

Name<br />

Konsens**<br />

REGUS PLC 5,00<br />

WARIMPEX 5,00<br />

UBM DEVELOPMENT AG 4,60<br />

KLEPIERRE 4,47<br />

CA IMMOBILIEN ANLAGEN AG 4,38<br />

PATRIZIA IMMOBILIEN AG 4,38<br />

S IMMO AG 4,25<br />

Median 4,16<br />

TLG IMMOBILIEN AG 4,08<br />

UNIBAIL-RODAMCO SE 4,00<br />

ATRIUM EUROPEAN REAL ESTATE 4,00<br />

BRITISH LAND CO PLC 3,63<br />

ALSTRIA OFFICE REIT-AG 3,53<br />

PSP SWISS PROPERTY AG-REG 2,83<br />

IMMOFINANZ AG 2,38<br />

TAG COLONIA-IMMOBILIEN AG -<br />

DO DEUTSCHE OFFICE AG -<br />

Quelle: Bloomberg; Stand 10. Jänner <strong>2018</strong><br />

* in Prozent ** von 1 bis 5, je höher desto besser<br />

Dienstleister (rund 35%) und der öffentliche Sektor (ca. 23%)<br />

waren die aktivsten Neumieter 2017, Unternehmen aus der<br />

Computer & High Tech Branche sind für ca. 15% der Neuanmietungen<br />

verantwortlich gewesen, Handel, Infrastruktur<br />

und Gewerbe für ca. 14%.


BÖRSE EXPRESS<br />

BRANCHE IMMOBILIEN<br />

Die Mieten haben sich 2017 nur marginal verändert, in Spitzenlagen<br />

blieben sie konstant bei 26,00 Euro/m²/Monat, in<br />

guten Lagen stieg sie auf 17,00 Euro/m²/Monat (2016:<br />

16,50/m²/Monat), in durchschnittlichen Lagen muss man mit<br />

14,55 Euro/m²/Monat (2016: 14,25/m²/Monat) rechnen.<br />

Die Leerstandsrate hat sich weiter nach unten bewegt und<br />

beträgt zu Jahresende 2017 4,9% in Wien (2016: 5,3%).<br />

„Wir sehen allgemein wieder ein höheres Interesse an größeren<br />

Flächen als noch vor wenigen Jahren“, so Prinz, die mit<br />

dem CBRE Office Team 28% aller Vermietungen in Wien im<br />

Jahr 2017 begleitete.<br />

<strong>2018</strong> sollte sich die Vermietungsleistung in Wien wieder erhöhen,<br />

allerdings wird sich auch die Leerstandsrate aufgrund<br />

der hohen Neubautätigkeit wieder auf mehr als 5% bewegen.<br />

„Rund die Hälfte der neu errichteten Flächen des Jahres <strong>2018</strong><br />

ist bereits vorvermietet oder eigengenutzt. Einige Flächen<br />

werden allerdings auch wieder frei, da z.B. die Bank Austria<br />

Standorte zusammenlegt und in den Austria Campus übersiedelt“,<br />

so Prinz.<br />

Retailmarkt Österreich. Mit 32 Neueintritten im Jahr 2017<br />

ist der österreichische Retailmarkt stabil (2016: 37 Neueintritte,<br />

2015: 32 Neueintritte). Zu den neuen Marken und Unternehmen<br />

am österreichischen Markt zählen u.a. XXL Sports,<br />

Under Armour, Urban Outfitters, Tod’s, OVS und asics. „Nach<br />

wie vor sind die Neueintritte sehr stark von der Fashion- und<br />

Sportbranche getrieben. Hier gibt es offensichtlich noch Potenzial<br />

in Österreich. Wobei die Neueintritte für ihre ersten<br />

Stores entweder auf die Wiener Innenstadt oder eines der großen<br />

Shopping Center setzen“, so Walter Wölfler, Head of Retail<br />

Österreich & CEE bei CBRE.<br />

2017 wurden rund 79.500 m² neue Retailflächen fertiggestellt,<br />

der Großteil entfiel auf Erweiterungen (Designer Outlet<br />

Parndorf, Phase II des Huma XI) bzw. auf Umbauten<br />

ehemaliger Baumax Standorte (FMZ Inzersdorf, FMZ Stadlau,<br />

etc.). Etwa 46.000m² der neuen Flächen sind in Einkaufszentren<br />

entstanden, der Rest in Fachmarktzentren.<br />

„Für <strong>2018</strong> erwarten wir weniger neue Flächen in Einkaufsund<br />

Fachmarktzentren als in den vergangenen Jahren. Der<br />

Retailmarkt in Österreich ist allerdings – im Vergleich zu anderen<br />

Märkten wie insbesondere den USA – stabil, vor allem<br />

in den sehr guten und guten Lagen“, so Wölfler. „Eigentümer<br />

und Händler bleiben aber gefordert, auf die Herausforderungen<br />

durch das geänderte Konsumentenverhalten zu reagieren.<br />

Stichworte hier sind etwa Omnichanneling, Schaffung<br />

von Einkaufserlebnissen, etc.“<br />

Zum Jahresende lagen die Spitzenmieten für High Street Retail<br />

(in Wien) bei 310,00 Euro/m²/Monat, in Einkaufszentren<br />

bei 120,00 Euro/m²/Monat und in Fachmarktzentren bei 14,00<br />

Euro/m²/Monat.<br />

Immobilientrends in der CEE Region. In den CEE Core Ländern<br />

– Polen, Tschechien, Slowakei, Rumänien, Ungarn –<br />

wurde mit rund 11 Milliarden Euro 2017 annähernd das Investmentvolumen<br />

von 2016 (11,3 Milliarden) erreicht. Der<br />

stärkste Markt war Polen mit einem Gesamtvolumen von ca.<br />

4,5 Milliarden, gefolgt von Tschechien mit 3,4 Milliarden und<br />

Ungarn mit 1,67 Milliarden Euro. Sowohl Polen als auch<br />

Tschechien sind leicht rückläufig, während in Ungarn und<br />

in Rumänien mehr investiert wurde als in den Vorjahren.<br />

„Vor allem in Ungarn können wir einen kontinuierlichen<br />

und linearen Anstieg des Investmentvolumens feststellen in<br />

den letzten fünf Jahren. Dies ist vor allem auf die relativ<br />

hohen Renditen und die Tatsache zurückzuführen, dass die<br />

aktuelle ungarische Regierung im Vergleich zu Polen oder<br />

USA nicht mehr als so ungewöhnlich betrachtet wird“, so<br />

Andreas Ridder, Geschäftsführer CBRE Österreich und Chairman<br />

CEE.<br />

Die Renditen in einigen CEE Ländern sind noch attraktiv<br />

und hoch, da sie – im Gegensatz zu anderen europäischen<br />

Ländern und Städten wie Wien, Berlin, Paris oder London –<br />

ihr zyklisches Rendite-Tief bzw. einen neuen Höchstwert noch<br />

nicht erreicht haben. So sind Budapest, Bukarest und Bratislava<br />

noch nicht am zyklischen Tief angekommen, die Renditen<br />

in diesen Städten liegen zwischen 6 und 7,5%.<br />

„Warschau und Prag sind auf dem Niveau von Westeuropa,<br />

was bedeutet, dass auch dort bereits das zyklische Tief erreicht<br />

wurde im Jahr 2017“, so Ridder.<br />

Büros sind nach wie vor sehr gefragt in den CEE Ländern.<br />

2017 wurden 1,59 Millionen m² Büroflächen in den Städten<br />

Warschau, Prag, Bratislava, Bukarest und Budapest vermietet.<br />

Die hohe Nachfrage ergibt sich aus dem Trend der Business<br />

Service Center, die nach wie vor laufend in den CEE Ländern<br />

eröffnet werden. „Große Konzerne lagern ihre Back Office<br />

Agenden in den zentral- und osteuropäischen Raum aus, dafür<br />

werden mehr und mehr Büroflächen benötigt“, so Ridder. Die<br />

attraktivsten Standorte für Business Service Centers sind die<br />

CEE Core Märkte bzw. Städte. Von den rund 1.400 Business<br />

Centers in der Region befinden sich 900 in Polen – daher ist<br />

auch in Warschau die Nachfrage für neue Büroflächen am<br />

größten.<br />

Die Spitzenmieten für Büros sind weitgehend stabil, in Bratislava<br />

(17,00 Euro/m²/Monat) und Prag (21,00/m²/Monat) ist<br />

sie leicht angestiegen, in Budapest (21,00/m²/Monat) etwas gefallen.<br />

„Warschau bleibt auch 2017 die teuerste CEE Bürohauptstadt<br />

mit einer Spitzenmiete von rund 23,00<br />

Euro/m²/Monat.<br />

Warschau hat den höchsten Bestand an Büroflächen, allerdings<br />

auch mit rund 12,5% die höchste Leerstandsrate in der<br />

Region. In allen anderen Städten der CEE Region liegt die Leerstandsrate<br />

unter 10%.<br />

„<strong>2018</strong> erwarten wir in den CEE Ländern weiter eine enorm<br />

hohe Büronachfrage parallel zum höchsten Wirtschaftswachstum<br />

in Europa und dem nicht enden wollenden Prozess<br />

der Verlagerung von Back Office Aktivitäten von West- nach<br />

Osteuropa“, so Ridder >red


BÖRSE EXPRESS<br />

AKTIEN WIEN<br />

TRADING-UPDATE OMV<br />

Trotz Gegenwind weiter<br />

auf Kurs Zielerreichung<br />

Die Erstreaktion der Aktie auf die Veröffentlichung des<br />

Trading Updates der OMV zum 4. Quartal war negativ.<br />

Negativ war zu diesem Zeitpunkt aber auch die Entwicklung<br />

des Ölpreises - aber auch der Wiener Gesamtmarkt<br />

war erst auf Richtungssuche. Ein schnelles Fazit: Wenn, findet<br />

sich im Geschäftsbereich Raffinerie das Haar in der Suppe.<br />

Denn in der Förderung sollte das abgelaufene 4. Quartal einen<br />

weiteren Ergebnissprung gebracht haben, was mit eine Folge<br />

des gegen Jahresende vollzogenen Einstiegs beim russischen<br />

Erdgasfeld Juschno Russkoje ist. Derart stieg die OMV-Förderung<br />

in 4. Quartal auf im Schnitt 377.000 Barrel Öl-Äquivalent<br />

pro Tag. 315.000 waren es im Vorjahresquartal und 341.000<br />

im Vorquartal (Q3) - Anm.: Juschno Russkoje ist seit Anfang<br />

Dezember inkludiert. Der durchschnittlich realisierte Ölpreis<br />

stieg dabei von 45,4 auf 55,6 US-Dollar pro Barrel (47,3 waren<br />

es im Q3).<br />

Nicht ganz so rund läuft es im Bereich Raffinierie. Die Bereichsmarge<br />

stieg zwar im Jahresvergleich von 5,59 auf 5,68<br />

US-Dollar je Barrel - im Q3 waren es aber 7,04. Auch die Retailund<br />

Commercial-Margen fielen im 4. Quartal gegenüber dem<br />

Q3, heißt es. Gleichzeitig wurden mit 4,95 Mio. Tonnen weniger<br />

Raffinerieprodukte verkauft - letztes Jahr waren es 7,87<br />

Mio. Tonnen, letztes Quartal 5,39 Millionen. Mit ein Grund:<br />

Im Schwechater Steamcracker kam es nach einem mechanischen<br />

Fehler zu einem zweiwöchigen Stillstand. <br />

OMV, die Konkurrenz und ihre Fundamentaldaten<br />

CEO Rainer Seele<br />

Das sagen die Analysten<br />

Kaufen Halten Verkaufen<br />

Empfehlungen 7 6 6<br />

Konsensrating*: 3,16<br />

Foto: OMV<br />

Quelle: (Bloomberg 5x/BE)<br />

Kursziel 52,2 Euro Kurspotenzial -6%<br />

Quelle: Bloomberg: * von 1 bis 5, je höher desto besser<br />

Stand per 12. Jänner≠, Quelle: Bloomberg<br />

Perf. YTD (%) Kurs MA-50* MA-200* Potenzial (%)-Konsens** KGV Div.Rendite K/BW<br />

Rosneft 10,26 323,80 303,42 311,98 16,12 4,27 12,36 3,07 0,88<br />

Gazprom PJSC 10,17 144,55 132,98 125,03 9,13 4,17 4,58 5,68 0,28<br />

LUKOIL PJSC 9,52 3688,00 3369,49 3012,53 5,70 4,83 7,18 5,58 0,80<br />

Repsol SA 7,43 15,86 15,38 14,79 5,33 3,62 10,83 5,07 0,77<br />

Tatneft PJSC 6,70 510,40 486,72 408,61 -3,41 3,29 9,06 6,63 1,49<br />

Galp Energia SGPS 5,87 16,34 15,84 14,56 1,01 3,44 23,73 3,13 2,66<br />

Statoil ASA 5,51 185,70 170,67 154,36 -8,45 3,03 17,77 3,86 1,94<br />

Eni SpA 5,51 14,59 14,05 13,91 9,66 3,44 25,65 5,51 1,06<br />

OMV AG 4,90 55,74 52,76 48,23 -1,33 3,16 11,33 2,36 1,61<br />

TOTAL SA 4,85 48,23 47,30 45,81 9,89 4,27 16,55 4,14 1,58<br />

Gazprom Neft 3,61 254,05 252,63 217,30 7,46 4,00 4,96 4,86 0,79<br />

Royal Dutch Shell 3,33 2596,00 2450,44 2247,04 4,01 3,82 18,37 5,36 1,49<br />

Sasol Ltd 2,06 43973,00 42602,47 39929,38 2,34 3,43 12,60 2,83 1,21<br />

BP PLC 1,84 531,90 507,86 472,87 2,46 3,69 23,79 5,58 1,47<br />

Surgutneftegas 1,56 28,41 28,69 27,89 7,00 2,62 5,03 2,24 0,32<br />

Novatek PJSC 1,11 682,00 674,70 651,62 11,44 4,00 9,09 2,14 2,78<br />

Quelle: Bloomberg, * 50- bzw. 200-Tage-Durschnittslinie, **Konsens (von 1 bis 5, je höher desto besser)


BÖRSE EXPRESS<br />

INTERVIEW<br />

ALOIS WÖGERBAUER<br />

„Ich erwarte keine<br />

Bewertungsausdehnung“<br />

Robert Gillinger<br />

robert.gillinger@boerse-express.com<br />

Alois Wögerbauer schaffte mit dem 3 Banken<br />

Österreich-Fonds 2017 die beste Performance<br />

unter den Österreich-Aktienfonds.<br />

Was ihm warum trotzdem missfiel - und<br />

was ihm mit Blickrichtung auf das neue Anlagejahr<br />

gefällt, darüber mehr im Interview.<br />

BÖRSE EXPRESS: Was war Ihre größte Enttäuschung im heurigen<br />

Jahr an der Wiener Börse?<br />

ALOIS WÖGERBAUER: Grundsätzlich, dass man eine<br />

BAWAG-Aktie überteuert an die Börse bringt und die heimischen<br />

Privatanleger völlig außen vor lässt und nicht<br />

einmal ordentliche Werbung in Österreich macht. Auf<br />

Einzeltitelebene etwa die Immofinanz, die vom Boom<br />

des Marktes einmal mehr kaum profitiert hat – Portfolio,<br />

Strategie und auch Management überzeugen nicht.<br />

Ich wundere mich, dass viele meiner Branchenkollegen<br />

da immer wieder höhere Kurse herbeireden wollen. Ich<br />

sehe sie nicht.<br />

„Es ist erfreulich,<br />

dass Wien<br />

2017 zu den<br />

besten Börsenplätzen<br />

international<br />

gehört –<br />

das hören die<br />

zahlreichen heimischen<br />

Jammerer<br />

ungern.”<br />

Und wer oder was wird positiv<br />

hervorgestrichen?<br />

Bei über 40 Prozent Performance<br />

des 3 Banken Österreich-Fonds<br />

ist die Liste<br />

natürlich lang. Es ist erfreulich,<br />

dass Wien 2017 zu den<br />

besten Börsenplätzen international<br />

gehört – das hören die<br />

zahlreichen heimischen Jammerer<br />

ungern. Auf Einzeltitelebene<br />

eine AT&S, wo man als<br />

treuer langjähriger Aktionär<br />

endlich belohnt wurde. Immotitel wie CA Immo, BUWOG<br />

und s Immo, weil dort ein aktionärsfreundliches gutes Management<br />

aktiv ist. Erfreulich ist auch, dass traditionelle<br />

Österreich-Qualität á la voestalpine gut funktioniert hat.<br />

Alois Wögerbauer, GF und Fondsmanager 3 Banken Generali<br />

Investment<br />

Foto: beigestellt<br />

Am deutlichsten unterschätzt habe ich leider, wie rasch<br />

Rainer Seele die OMV positiv verändert hat.<br />

Ihre drei größten relativen Übergewichtungen zum ATXPrime zu<br />

Jahresstart im Fonds - und warum?<br />

Vienna Insurance Group, weil die führende Marktstellung<br />

in Osteuropa sich zu<br />

„Am deutlichsten<br />

unterschätzt<br />

habe ich leider,<br />

wie rasch Rainer<br />

Seele die OMV<br />

positiv verändert<br />

hat.“<br />

wenig im Kurs zeigt – etwas<br />

mehr Aktionärsfreundlichkeit<br />

wäre aber wünschenswert.<br />

Agrana als defensives dividendenstarkes<br />

Investment. Strabag,<br />

weil die Aktie nach den<br />

jüngsten Rückschlägen günstig<br />

ist.<br />

Und die Entwicklung des Gesamtmarkts<br />

sehen Sie wie?<br />

Die Konjunkturlage in Osteuropa ist gut. Das wird dazu<br />

führen, dass das Interesse ausländischer Investoren am<br />

Wiener Markt noch zunimmt. Ich erwarte aber keine Bewertungsausdehnung.<br />

Wenn die Kursentwicklung in etwa<br />

dem entspricht, was die Unternehmen an Gewinnsteigerungen<br />

ausweisen können, dann sollte <strong>2018</strong> ein Plus von<br />

sechs bis sieben Prozent möglich sein. Entschieden wird<br />

das aber nicht in Wien – sondern an den internationalen<br />

Märkten und von EZB & Co. <<br />

Fonds Express<br />

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jeden Montag


BÖRSE EXPRESS<br />

GRAFIK<br />

Aktien 2017: Wertentwicklung und die Treiber<br />

(Quelle: Deutsche AM)<br />

2017 war ein hochprofitables Jahr für Aktieninvestoren. Alle<br />

großen Indizes legten zu und so gut wie alle Prognosen wurden<br />

übertroffen (unsere eigenen eingeschlossen). Betrachtet<br />

man aber die Treiber, so kann man einige interessante Beobachtungen<br />

machen:<br />

Die Unternehmensgewinne stiegen rund um den Globus an.<br />

Einstellige Wachstumsprognosen stellten sich als zu konservativ<br />

heraus. Viele Unternehmen konnten über die vergangenen<br />

zwölf Monate ihre Gewinne um zweistellige<br />

Prozentraten erhöhen. Bei den Bewertungen zeigt sich jedoch<br />

ein differenziertes Bild: Die US-Märkte antizipierten eine Entlastung<br />

durch die Steuerreform, was sich in steigenden Bewertungen<br />

widerspiegelt. Die bereits relativ hohen<br />

Kurs-Gewinn-Verhältnisse (KGV) stiegen noch weiter an. Bei<br />

europäischen sowie japanischen Indizes hingegen sanken die<br />

Bewertungen, wodurch die gesamte Wertenwicklung unterhalb<br />

des Gewinnwachstums lag. In einigen Märkten schafften<br />

es jedoch die Dividenden, die in Europa<br />

traditionellerweise etwas höher ausfallen, dem Gesamtindex<br />

noch zu einer zweistelligen Wertenwicklung zu verhelfen.<br />

Die Schwellenländer wurden von Mittelzuflüssen unterstützt,<br />

auch dort stiegen die KGVs an.<br />

Die Bewertung der US-Aktien scheint die Steuerentlastungen<br />

bereits zu reflektieren. Auch der andere wichtige Treiber,<br />

die vergleichsweise hohe Gewichtung und das gleichzeitig<br />

überdurchschnittliche Abschneiden von Technologiewerten,<br />

dürfte den Zenit erreicht haben. Insofern sehen wir Aufholpotenzial<br />

bei anderen Märkten.<br />

BElogs<br />

www.be24.at<br />

Meinung, Analysen,<br />

Anlage,<br />

Life...


BÖRSE EXPRESS<br />

BELOG VON BE24.AT<br />

VON WOLFGANG MATEJKA<br />

MATEJKA & PARTNER AM SOWIE BELOGGER AUF BE24.AT<br />

Der Lockruf, der im<br />

Halse steckt<br />

Die halbe Welt wünscht es sich. Das Allheilmittel<br />

gegen depressive Wirtschaften, cash flow-arme<br />

Staatsfinanzen, fantasielose Notenbanken oder<br />

historisch festgefahrene Volkswirte: die Inflation sollte<br />

endlich einmal steigen.<br />

Seit Jahren lesen wir vom Inflationskorridor der Notenbanken<br />

und über die mit einer Überschreitung dessen<br />

unterer Grenze von (zumeist) 2% erwarteten<br />

Segnungen des Wirtschaftsaufschwunges samt optimierter<br />

Steuerbarkeit dessen. Selbst auf die Gefahr hin, die<br />

eigene, persönliche Inflation als Maßstab für die Bewegung<br />

der Staatlichen zu nehmen und das Ausbleiben von<br />

„Ganze Heerscharen<br />

von Volkswirten<br />

sind seit<br />

Monaten dem Übel<br />

auf der Spur, das<br />

da im Verborgenen<br />

seine Kräfte<br />

ausspielt und die<br />

arme Inflation<br />

nicht und nicht<br />

ans Tageslicht der<br />

Wahrheit entlässt.<br />

deren Sprung über die 2%<br />

Marke frustriert zur<br />

Kenntnis zu nehmen, die<br />

öffentlichen Inflationserwartungen<br />

bleiben noch<br />

immer gedämpft.<br />

Die Verfechter der berühmten<br />

„Phillips-Kurve“,<br />

also dem direkten Zusammenhang<br />

zwischen Arbeitslosigkeit<br />

und<br />

Inflation sind, nachdem<br />

sich dieser historisch so<br />

gefestigte Konnex zwischen<br />

sinkender Arbeitslosigkeit<br />

und steigender<br />

Inflation nicht und nicht<br />

Foto: Pixabay/Wildfaces<br />

einstellt, ohnehin bereits tief im Lager der Depressiven<br />

angekommen. Ganze Heerscharen von Volkswirten sind<br />

daher seit Monaten dem Übel auf der Spur das da im Verborgenen<br />

seine Kräfte ausspielt und die arme Inflation<br />

nicht und nicht ans Tageslicht der Wahrheit entlässt. Sie<br />

finden aber nichts, zumindest keiner traut sich zu<br />

sagen, er hätte nichts gefunden. Und daher übt sich<br />

jeder Berufene darin zu erklären, warum denn die Anstiege<br />

bei Energiekosten, Rohstoffen, Mieten und, ja<br />

genau, auch Löhnen ganz klar und logisch die Inflation<br />

heuer nicht wirklich zum Steigen bringen werden. Ziemlich<br />

fantasievolle Diskurse blühen da plötzlich auf. Aber<br />

für uns „Empfänger“ dieser Weisheiten gilt es aufzupassen.<br />

Volkswirte haben keine Benchmark oder Performancevorgabe.<br />

Könnte wichtig in der Beobachtung sein<br />

und uns alle zu parallelem Verwenden des Hausverstandes<br />

zwingend anregen. Vielleicht um schmerzhafte Erkenntnisse<br />

im Nachhinein zu vermeiden.<br />

Nun, wenn die aktuellen Parameter an der Preisfront<br />

(Energie, Löhne, etc. …) alle stimmen, dann ist es nur<br />

eine Frage der Zeit bis sich in einer Konjunktursituation<br />

wie der heutigen diese Preisanstiege durch die Wirtschaft<br />

arbeiten. Manche schneller, manche langsamer,<br />

aber am Ende wird das Inflation sein. Die passiert dann<br />

und greift umgehend in unsere Wirtschafts- und daher<br />

auch Börsenszenarien ein. Dann werden zuerst die Renditekurven<br />

heftiger diskutiert werden, dann sollten sich<br />

auch die Notenbanken wieder zu Wort melden (wetten,<br />

die verlängern ihre Beobachtungszeiträume um nur ja<br />

nicht den Griff aufs Rad der Zeit abgeben zu müssen),<br />

dann wird die Sektorallokation an die Aktienmärkte<br />

drängen, die Volatilität zieht nach langen Jahren wieder<br />

zuerst in die Renten- dann wieder Aktienmärkte ein und<br />

je nach Grad der Inflationsdynamik müssten sich auch<br />

Währungen anpassen. Es wird rund gehen, und das in<br />

den letzten Jahren so salbungsvoll erhoffte Manna aus<br />

dem Inflationshimmel wird für viele ein wenig mehr<br />

Stress und Arbeit bedeuten, als zuvor erwartet.<br />

Natürlich wird eine Normalisierung der Kapitalmarktrelationen<br />

allein deswegen nicht so schnell passieren,<br />

weil dies bedeuten würde, dass die Anleiherenditen sich<br />

auf ein Maß deutlich über der Inflation begeben müssten.<br />

Gerade das Gegenteil ist ja derzeit, dank der bisherigen<br />

Notenbankkäufe der Fall. Der Begriff „negative<br />

Realrendite“ wurde ja erst in den letzten Jahren für uns<br />

„normal“. Auch klar, dass zuerst die jeweiligen Staatsschulden<br />

durch die Inflationskur durch müssen und so<br />

einem gnädigen Schrumpfungsprozess folgen dürfen<br />

bevor sie wieder in die Freiheit kritischer Kapitalmärkte<br />

entlassen werden. Verjüngungskur dank (versteckter?)<br />

Inflation. Ob das nicht das wahre Ziel von Draghi und<br />

seinen Finanzministern war? Egal, unangenehm war es<br />

bis jetzt sicher keinem von ihnen.<br />

Was uns aber aufwecken sollte, ist die Phalanx an Inflationskandidaten<br />

aus der Preisecke die allesamt bereits<br />

nach oben tendieren.


BÖRSE EXPRESS<br />

GRAFIK DER WOCHE<br />

Inflationserwartungen anhand inflationsindexierter Staatsanleihen<br />

(Quelle: Deutsche AM)<br />

In den vergangenen Tagen wurde an den Märkten viel darüber<br />

spekuliert, dass sich der lange Bullenmarkt in<br />

Staatsanleihen vielleicht doch noch langsam<br />

dem Ende neigt. Seit mehr als 35 Jahren<br />

haben Staatsanleihen wie US-Treasuries und<br />

deutsche Bundesanleihen stattliche Gesamterträge<br />

geliefert. Wegen fallender Inflationsraten<br />

schrumpften die Zinsen immer weiter.<br />

Und wenn die Zinsen fallen, steigen die Anleihekurse,<br />

besonders am langen Ende. Seit<br />

mindestens einem Jahrzehnt befürchten Pessimisten,<br />

dass das nicht immer so gut weiter<br />

gehen kann. Irgendwann würden die Zinsen wieder steigen.<br />

Nun gibt es gute Gründe zu glauben, dass wir langsam<br />

„Was steckt<br />

hinter der<br />

Unruhe an den<br />

Anleihenmärkten<br />

in den<br />

vergangenen<br />

Tagen?“<br />

auf einen Wendepunkt zusteuern könnten. Wegen der US-<br />

Steuersenkungen schauen momentan viele auf das steigende<br />

Emissionsvolumen und Anzeichen,<br />

dass China weniger US-Treasuries kaufen<br />

könnte. Dazu kommen die schwellenden Sorgen<br />

über das Schwinden der Unterstützung<br />

durch unkonventionelle geldpolitische Maßnahmen.<br />

Ein dritter Faktor wird allerdings<br />

vergleichsweise wenig diskutiert. Seit fast<br />

zwei Jahren steigen die Inflationserwartungen,<br />

wie man sie aus den Zinsen inflationsindexierte<br />

Staatsanleihen ableiten kann. Der<br />

Anstieg war zwar bisher recht moderat, aber ziemlich stetig,<br />

wie unser Chart der Woche zeigt.<br />

BElogs<br />

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Meinung, Analysen,<br />

Anlage,<br />

Life...


BÖRSE EXPRESS<br />

INTERVIEW<br />

HEIKO GEIGER<br />

Beträchtliches<br />

Aufwärtspotenzial bei<br />

Banken der Eurozone<br />

Robert Gillinger<br />

robert.gillinger@boerse-express.com<br />

Das Fixkupon Express Zertifikat auf den EuroStoxx<br />

Banks Index von Vontobel wurde<br />

zum Zertifikat des Monats Dezember gewählt.<br />

Heiko Geiger im Interview über hohe<br />

Indexstände an den Börsen und die Reaktion<br />

der Anleger darauf, was für europäische<br />

Bankaktien spricht - und über den<br />

neuen Crypto-Schwerpunkt bei Vontobel.<br />

„Aufgrund der<br />

hohen Indexstände<br />

wollen<br />

Anleger zunehmend<br />

flexibel<br />

sein und keine<br />

allzu langen<br />

Haltezeiten<br />

mehr eingehen.”<br />

BÖRSE EXPRESS: Was spricht für europäische Bankaktien?<br />

HEIKO GEIGER: Angesichts der potenziellen Ertragskraft<br />

der Banken der Eurozone und ihrer Bewertungen erkennen<br />

die Analysten von Vontobel ein beträchtliches Aufwärtspotenzial.<br />

Außerdem scheinen die meisten Banken<br />

der Eurozone ausreichend kapitalisiert zu sein und ihre<br />

Bewertungen sehen attraktiv aus. Die positiven Gewinnkorrekturen<br />

(Verhältnis der<br />

Aufwärts- zu Abwärtskorrekturen<br />

der Gewinnprognosen<br />

der Analysten) für die Banken<br />

der Eurozone deuten darauf<br />

hin, dass der Sektor von<br />

einem besseren Konjunkturumfeld<br />

profitiert. Es ist<br />

daher nicht überraschend,<br />

dass das Hauptrisiko für<br />

unser Anlagethema ein Konjunkturabschwung<br />

oder eine<br />

Rezession ist.<br />

Und warum haben Sie sich für die Produktvariante Express entschieden?<br />

Es hätte ja auch ein Index-Zertifikat oder anderes sein<br />

können?<br />

Bei einem Indexzertifikat haben Anleger ein lineares Risiko<br />

zu tragen. Bei der Expressvariante hingegen haben<br />

Anleger die Chance auf eine vorzeitige Rückzahlung von<br />

5 Prozent p.a. plus eine anfängliche Barriere bei 70 Prozent<br />

des Anfangsreferenzkurses.<br />

1,5 Jahre Laufzeit ist eher unüblich – ist das ein Zufall, oder fordern<br />

Anleger verstärkt zwischenjährige Produkte?<br />

Aufgrund der hohen Indexstände wollen Anleger zunehmend<br />

flexibel sein und keine allzu langen Haltezeiten<br />

Heiko Geiger, Vontobel<br />

mehr eingehen. Daher haben wir mit eher kurzfristigen<br />

Anlageprodukten reagiert, die einen Lebenszyklus von 1-<br />

1,5 Jahren haben. Bei halbjähriger Beobachtung der Tilgungslevel<br />

können Anleger somit opportunistisch mit<br />

Expressfunktion am Markt agieren, ohne ihr Kapital für 3<br />

bis 5 Jahre zu allokieren.<br />

Was ist für Sie die erwähnenswerte Eigenschaft dieses Produkts?<br />

Dies lässt sich schnell zusammenfassen: Das Produkt<br />

kann während der Laufzeit vorzeitig zurückgezahlt werden.<br />

Dies ist der Fall, wenn an einem Bewertungstag der<br />

jeweilige Referenzpreis des Basiswerts auf oder über 100<br />

Prozent des Anfangsreferenzkurses liegt. Ist das der Fall,<br />

wird das Produkt vorzeitig zum Nennbetrag (1000 Euro)<br />

„Es steht immer<br />

noch der Kupon<br />

im Vordergrund.“<br />

zurückgezahlt. Der Anleger<br />

erhält zusätzlich, unabhängig<br />

von der Wertentwicklung<br />

des Basiswerts, an jedem Bonuszahlungstag<br />

(halbjährlich)<br />

eine Express-Zahlung in<br />

Höhe von 25,03 Euro (entspricht<br />

5,00% p.a. des Nennbetrags von 1000 Euro).<br />

Foto: beigestellt<br />

Die großen Aktienmärkte feiern seit vielen Monaten immer neue<br />

Rekordstände. Hat sich die Produktnachfrage bei Ihnen zuletzt<br />

mehr in Richtung Absicherung verschoben, oder wird mehr gehebelt<br />

um möglichst viel von der Bewegung mitzunehmen?<br />

Ich würde sagen, dass die Anleger sich des Risikos bewusst<br />

sind und auch gelernt haben, dass Emittenten im<br />

aktuellen Zins- und Volatilitätsumfeld bei gleichbleibendem<br />

Kupon nicht mehr die Barrieren darstellen können<br />

wie noch vor 1 bis 2 Jahren. Daher steht immer noch der


BÖRSE EXPRESS<br />

INTERVIEW<br />

Kupon im Vordergrund. Ebenso sehen wir eine weiter anhaltende<br />

große Nachfrage nach Hebelprodukten.<br />

Mit Blick auf <strong>2018</strong>. Gibt es von Ihrem Haus eine Erwartung an die<br />

Entwicklung etwa in Europa, vielleicht speziell Deutschland? Und<br />

was wäre denn die daraus folgende zu präferierende Produktkategorie?<br />

Wir erwarten auch für<br />

„Renditeoptimierungsprodukte<br />

wie Bonus-Capund<br />

Express-Zertifikate<br />

oder<br />

Aktienanleihen<br />

könnten heuer<br />

für Anleger interessant<br />

sein.“<br />

<strong>2018</strong> weder eine Rezession<br />

noch eine Überhitzung der<br />

Märkte. Auch für <strong>2018</strong> könnten<br />

die Voraussetzungen für<br />

eine weitgehend ungestörte<br />

Konjunktur in den meisten<br />

Ländern gegeben sein. Daher<br />

könnten erneut Renditeoptimierungsprodukte<br />

wie<br />

Bonus-Cap- und Express-Zertifikate<br />

oder Aktienanleihen<br />

für Anleger interessant sein.<br />

Zur Beimischung könnten<br />

auch diverse Technologiethemen wie Künstliche Intelligenz,<br />

Industrie 4.0 oder Digitale Märkte und Handelsplätze<br />

interessant sein.<br />

Vontobel ist immer sehr schnell, wenn es um Produkte auf Trends<br />

geht – und meine damit nicht nur Bitcoin-Zertifikate. A.) sind das<br />

Produkte, die auch gefragt sind, oder mehr medialer Hype? Und<br />

ist für Sie bereits z.B. ein neuer Branchentrend zu erkennen, für<br />

den Sie sich die Auflage einen Themenzertifikats vorstellen können.<br />

Für die Platzierung von Themenzertifikaten gibt es<br />

push- und pull-Effekte. Auf der einen Seite suchen Anleger<br />

nach handelbaren Marktzugängen zu gewissen Trendthemen<br />

(pull-Effekt) und zum anderen sind auch wir<br />

ständig auf der Suche nach interessanten Anlagetrends,<br />

die sich für Themenzertifikate eignen (pull-Effekt)<br />

Ist <strong>2018</strong> etwas Spezielles von Vontobel zu erwarten?<br />

Eine <strong>2018</strong>er-Neuheit bei Vontobel ist die erste Ausgabe<br />

des „Crypto Research Reports“ von Incrementum, welchen<br />

interessierte Leser bei Vontobel kostenlos anfordern<br />

können. Darüber hinaus wird es einen neuen Krypto-<br />

Newsletter geben, in dem wir unsere Anleger regelmäßig<br />

zum Thema Blockchain und Kryptowährungen informieren.<<br />

Mehr zum Zertifikat des Monats als Wiederholung siehe nächste<br />

Seite<br />

GRATIS- NEWSLETTER<br />

Jeden Dienstag in Ihrer Mailbox - der Anleihen-Newsletter des<br />

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ETC<br />

BESICHERT<br />

UND LIQUIDE


BÖRSE EXPRESS<br />

ZERTIFIKATE<br />

EMISSION<br />

Mit der Erste Group zu<br />

8,5 Prozent in einem Jahr<br />

Redaktion<br />

redaktion@boerse-express.com<br />

Die Erste Group startet mit drei Aktienanleiohen<br />

auf ihre eigene Aktie ins neue Jahr.<br />

Je nach Risikoneigung des Anlegers gibt es<br />

Zinskupons von 4,5 bis 8,5 Prozent. Und<br />

einen Schutz gegen Kursverluste von bis zu<br />

20 Prozent.<br />

Die Erste Group hat im dritten Quartal gut verdient.<br />

Wie das österreichische Geldhaus mitteilte, stieg der<br />

Gewinn zwischen Juli und September um 7,6 Prozent<br />

auf 363 Mio. Euro. Der Hauptgrund für die gute Entwicklung<br />

liegt in der besseren wirtschaftlichen<br />

Entwicklung in vielen Ländern in Zentral- und Osteuropa,<br />

in denen die Erste Group aktiv ist.<br />

Einlagen steigen trotz Zinstief. Gleichzeitig konnte die Risikovorsorge<br />

weiter zurückgefahren werden. Die Quote notleidender<br />

Kredite sank zum Vorquartal um 0,4<br />

Prozentpunkte auf 4,3 Prozent. Das ist der niedrigste Wert<br />

seit 2008. Weiter erfreulich: Die Bank gewährte mehr Kredite<br />

und auch die Einlagen erhöhten sich – trotz der niedrigen<br />

Zinsen. Der Zinsüberschuss konnte dadurch nahezu<br />

stabilisiert werden.<br />

Die Erste Group sieht sich daher auf einem guten Weg,<br />

die für das Jahr 2017 gesetzten Ziele – eine Eigenkapitalverzinsung<br />

(ROTE) von über zehn Prozent und eine höhere<br />

Dividende – zu erreichen und die Markterwartungen zu erfüllen.<br />

Für 2016 hatte die Bank einen Euro je Anteilsschein<br />

an seine Aktionäre ausgeschüttet.<br />

Bei Bilanzvorlage gab die Bank zudem einen kleinen Vorgeschmack<br />

auf das Jahr <strong>2018</strong>. Erste Group rechnet dank<br />

eines weiteren Nettokreditwachstums sowie Zinserhöhungen<br />

in Rumänien und Tschechien mit einer leicht verbesserten<br />

Ertragslage. Die Risikokosten sollen auf einem<br />

niedrigen Niveau verharren und die Eigenkapitalverzinsung<br />

auch im kommenden Jahr bei über zehn Prozent liegen.<br />

Zudem kündigte Bankchef Andreas Treichl auch für die<br />

nächsten Jahre langsam steigende Dividendenausschüttungen<br />

an.<br />

Aktie im Rallye-Modus. Die guten Geschäftszahlen sowie<br />

die sich verbessernden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen<br />

spiegeln sich auch im Chart wider. In der Ein-Jahres-Jahres-Perspektive<br />

legte der Kurs der Erste Group-Aktie um fast<br />

30 Prozent zu. Vom im Juni 2016 markierten Zwischentief<br />

bei 18,87 Euro sind es sogar 90 Prozent Plus. Damit gehört<br />

der Anteilschein zu den Top-Performern im österreichischen<br />

ATX-Index.<br />

Investment mit Teilschutz. Wer sich angesichts der starken<br />

Kursgewinne lieber etwas vorsichtiger positionieren<br />

möchte, könnte eine neue Protect Aktienanleihe von Erste<br />

Group interessant finden. Das Papier ist mit einem Kupon<br />

von 6,5 Prozent ausgestattet, der am Laufzeitende in einem<br />

Jahr in jedem Fall zur Auszahlung kommt. Zudem wird die<br />

Anleihe zum Nennwert getilgt, wenn der Kurs der Erste<br />

Group-Aktie niemals die Barriere von 80 Prozent des Ausübungspreises<br />

berührt oder unterschreitet. Wenn die Barriere<br />

allerdings verletzt wird und die Erste Group-Aktie am<br />

Laufzeitende nicht wieder über ihrem Anfangsreferenzpreis<br />

notiert, erhalten Anleger statt des Nennbetrags Erste Group-<br />

Aktien entsprechend des vorab definierten Bezugsverhältnisses<br />

geliefert.<br />

Die Erste Group hat zwei weitere Varianten auf sich aufgelegt:<br />

Mehr Risiko nimmt der Anleger mit der „8,50 % Aktienanleihe<br />

auf Erste Group Bank AG <strong>2018</strong>-2019” auf sich -<br />

dafür gibt’s den höheren Zinskupon. Hierbei handelt es sich<br />

um eine klassische Aktienanleihe ohne Teilschutz. Heißt,<br />

der Aktienkurs sollte am Schluss über seinem Startwert liegen<br />

- sonst kommt es, wie bei der 6,5-Prozent-Variante zur<br />

Aktienlieferung ins Depot.<br />

Weniger Risiko gibt es bei der „4,50 % Protect Pro Aktienanleihe<br />

auf Erste Group Bank AG <strong>2018</strong>-2019”. Hier ist wieder<br />

ein Teilschutz von 80 Prozent des Startwerts inkludiert.<br />

Diese Barriere wird aber nur am letzten Handelstag beobachtet<br />

- eventuelle zwischenzeitliche Kursrücksetzer werden<br />

nicht beachtet. <<br />

INFO 6,50 % PROTECT AKTIENANLEIHE AUF ERSTE<br />

GROUP BANK AG<br />

ISIN: AT0000A1Z7R3<br />

Barriere: 80 Prozent<br />

Produktkategorie: Aktienanleihe<br />

Barriere-Beobachtung: laufend<br />

Nennbetrag: 1000 Euro<br />

Basiswert: Erste Group-Aktie<br />

Zinskupon: 6,5%<br />

Begebungstag: 31.01.<strong>2018</strong><br />

mehr zum Produkt<br />

Ausübungspreis: Schlusskurs<br />

vom 30.01.<strong>2018</strong><br />

Bewertungstag: 29.01.2019


BÖRSE EXPRESS<br />

ZERTIFIKATE<br />

OPTIONSSCHEIN<br />

Die Folgen der Steuern<br />

werden noch unterschätzt<br />

Robert Gillinger<br />

robert.gillinger@boerse-express.com<br />

Die Deutsche Bank erwartet zu Jahresende<br />

den S&P-500-Index bei 3000 Punkten. Per<br />

Optionsschein lässt sich die erzielbare Rendite<br />

deutlich steigern. Hier als Beispiel ein<br />

Schein der HVB (UniCredit).<br />

Die Rekordflut vor allem der US-Börsen scheint mehr<br />

und mehr Anlegern leicht suspekt. Doch zumindest<br />

die zu Wochenschluss offiziell mit JPMorgan, Wells<br />

Fargo und BlackRock gestartete US-Berichtssaison untermauerte<br />

für die Marktteilnehmer die zuvor gesehenen<br />

Kurssteigerungen - es gab etwa im S&P 500-Index den<br />

nächsten Rekord ine iner mittlerweile langen Serie an Rekorden<br />

- Schlusskurs 2786,24 Punkte. Was weitere Index-<br />

Investment mit Blick auf die Kursziele der Analysten zu<br />

Jahresende verhalten attraktiv aussehen lässt: der Bloomberg-Konsens<br />

liegt bei 2855 Punkten - das wäre ein Plus<br />

zum Jetzt von 2,4 Prozent. Außer das Investment wird<br />

etwa durch den Einsatz eines Call-Optionsscheins gehebelt<br />

- im folgenden Fall mit einem Faktor von knapp 20.<br />

So funktioniert’s. Mit diesem Optionsschein der HVB<br />

(UniCredit) erwirbt der Anleger das Recht, aber nicht die<br />

Pflicht, den S&P-500-Index am 17. Dezember 2019 zu 3000<br />

Punkten zu kaufen - egal wie hoch dieser zu diesem Zeitpunkt<br />

notiert. Der aktuelle Hebel des Investments liegt<br />

bei knapp 20. Warum 3000 Punkte? Blickt man auf die Gewinnschätzungen<br />

der Analysten, die zu ihren Indexzielen<br />

führen, ist zu vermuten, dass bei vielen die Folgen der US-<br />

Steuerreform noch nicht eingerechnet sind. Deutsche<br />

Bank-Analyst Binky Chadha hat das jedenfalls gemacht.<br />

Sein Fazit zur Steuerreform: die US-Unternehmensgewinne<br />

steigen heuer um 11 Prozent stärker als ohne Reform.<br />

Lässt man den nun höherem Gewinn auf die faire<br />

Bewertung einfließen, erhöht sich für Chadha das Indexziel<br />

von bisher durchschnittlichen 2850 Punkten auf 3000<br />

Punkte. Sollte sich diese Erwartungen als zu optimistisch<br />

herausstellen, haben Anleger mit diesem Schein noch die<br />

Chance auf Zielerreichung für ein weiteres Jahr.<br />

Wissen. Der Kennzahlenkasten zum Optionsschein ist<br />

diesmal umfangreicher als üblich. Und keine Sorge, Sie<br />

müssen jetzt nicht unter Umständen irgendwo nachschlagen,<br />

wofür etwa das Rho steht. Eine Seite später gibt<br />

es eine Erklärung zu den ‘Griechen’ des Kapitalmarkts. <<br />

S&P 500-Index seit 2017<br />

Foto: Bloomberg<br />

Quelle: (Bloomberg)<br />

INFO HVB CALL OPTIONSSCHEIN BEZOGEN AUF DEN<br />

S&P 500 (PRICE RETURN) INDEX<br />

ISIN DE000HW94W22<br />

Theta: 0,00<br />

Emittent UniCredit Bank AG Hebel: 19,29<br />

Produkttyp: Optionsschein Omega: 6,37<br />

Basiswert: S&P-500-Index Gamma: 0,0<br />

Basispreis: 3000 Punkte Rho: 0,15<br />

Bezugsverhältnis: 0,01 Ausübungsart: europäisch<br />

Abstand Basispreis: -7,8% Emissionstag: 20.12.2017<br />

Delta: 0,33<br />

Letzter Bewertungstag:<br />

17.12.2019<br />

Vega: 0,11<br />

Mehr dazu hier


BÖRSE EXPRESS<br />

ZERTIFIKATE<br />

WISSEN<br />

Der Lebenszyklus eines<br />

Optionsscheins<br />

Redaktionr<br />

redaktion@boerse-express.com<br />

Die Erste Group beschäftigt sich im Rahmen<br />

ihres aktuellen Investment Kompass<br />

mit wichtigen Kennzahlen für die Bewertung<br />

von Optionsscheinen. Hier die Zusammenfassung.<br />

Optionsscheine gehören bei Anlegern zu den beliebtesten<br />

strukturierten Produkten, was nicht zuletzt<br />

an deren relativ einfacher Funktionsweise liegt.<br />

Grundsätzlich handelt es sich um Wertpapiere, welche<br />

dem Inhaber das Recht geben, einen Basiswert (beispielsweise<br />

eine Aktie) kaufen oder verkaufen zu können. Bei<br />

einem Kaufoptionsschein, welcher auch „Call“ genannt<br />

wird, erwerben Anleger das Recht, den Basiswert („Underlying“)<br />

zu einem späteren Zeitpunkt zu einem vorher<br />

vereinbarten Preis („Strike“), kaufen zu können. Umgekehrt<br />

gewährt ein Verkaufsoptionsschein, auch „Put“ genannt,<br />

dem Inhaber das Recht, den Basiswert zu einem<br />

vorher festgesetzten Preis verkaufen zu können.<br />

Ein Kauf-Optionsschein weist am Laufzeitende einen positiven<br />

Wert auf, wenn der Kurs des Underlyings über dem<br />

Strikepreis („im Geld“) liegt. Notiert das Underlying hingegen<br />

auf („am Geld“) oder unter („aus dem Geld“) dem<br />

Strikepreis, verlieren Sie Ihr eingesetztes Investment. Mit<br />

einem Verkaufsoptionsschein verhält es sich genau umgekehrt.<br />

Während der Laufzeit, also während des Lebenszyklus<br />

eines Optionsscheins, gibt es eine Vielzahl von Einflussfaktoren,<br />

welche den Preis bestimmen – die wichtigsten<br />

sind der Preis des Basiswerts, die Volatilität, die Restlaufzeit<br />

und der Marktzins. Um deren Preiseinfluss zu beschreiben,<br />

wurde eine Reihe von Kennzahlen entwickelt,<br />

die auch als „Griechen“ bezeichnet werden. Dabei muss<br />

bei all diesen Kennzahlen beachtet werden, dass sie jeweils<br />

ceteris paribus, also unter der Bedingung, dass alle<br />

anderen Einflussfaktoren unverändert bleiben, zu betrachten<br />

sind. Zudem handelt es sich um dynamische<br />

Kennzahlen. Das heißt, ihr Wert kann sich im Zeitablauf<br />

ändern.<br />

Delta, Gamma und Omega. Optionsscheine, die „weit aus<br />

Foto: Pixabay/geralt<br />

dem Geld“ sind, werden von Preisänderungen des Basiswertes<br />

verhältnismäßig wenig berührt und haben daher<br />

ein „Delta“ nahe null. Je mehr sich der Basiswert dagegen<br />

in die „richtige“ Richtung bewegt, der Optionsschein also<br />

„im Geld“ notiert, desto mehr nähert sich das Delta einem<br />

Wert von eins (Calls) bzw. minus eins (Puts).<br />

In enger Verbindung zum Delta steht das Gamma. Es ist<br />

letztlich die Steigung des Delta und gibt an, wie stark das<br />

Delta anwächst, wenn der Kurs des Basiswerts um einen<br />

Euro steigt.<br />

Ebenfalls eng mit dem Delta verbunden ist der theoretische<br />

Hebel, der auch als Omega bezeichnet wird. Das<br />

Omega gibt an, um wieviel Prozent der Preis eines Optionsscheins<br />

steigen oder fallen sollte, wenn sich der Kurs<br />

des Basiswerts um ein Prozent verändert.<br />

Theta und Vega. Das Theta ist ein Maß für den Zeitwertverlust,<br />

den ein Optionsschein hinnehmen muss, wenn<br />

bis auf den Zeitablauf alle übrigen Größen konstant bleiben.<br />

Das Theta kann die Änderung des Optionsscheinpreises<br />

prozentual oder absolut angeben und sich darüber<br />

hinaus auf tägliche, wöchentliche oder monatliche Änderungen<br />

des Zeitwerts beziehen.<br />

Den wichtigen Einfluss der erwarteten Volatilität auf<br />

den Optionsscheinpreis bildet das Vega ab. Wie das Theta<br />

kann es, je nach Definition, zu erwartende absolute oder<br />

prozentuale Veränderungen des Optionsscheinpreises beschreiben,<br />

allerdings in Abhängigkeit von einer Veränderung<br />

der impliziten Volatilität um einen Prozentpunkt.<br />

Ein kleiner Wert für das Vega drückt somit eine relative<br />

Unempfindlichkeit des Optionsscheinpreises gegenüber<br />

Volatilitätsänderungen aus


BÖRSE EXPRESS<br />

BELOG VON BE24.AT<br />

VON CHRISTOPHE BERNARD<br />

CHEFANALYST VONTOBEL & BELOGGER AUF BE24.AT<br />

Wird der Euro <strong>2018</strong> wieder<br />

glänzen?<br />

„Der Euro dürfte<br />

<strong>2018</strong> nicht wieder<br />

der Gewinner<br />

sein, denn er<br />

muss seine<br />

jüngsten<br />

Wertzuwächse<br />

verarbeiten.“<br />

Frei nach einem (fälschlicherweise) Mark Twain zugeschriebenen<br />

Spruch könnte man sagen: Die Berichte<br />

über den Tod des Euro sind stark übertrieben. Vor<br />

nicht allzu langer Zeit zweifelten Experten am langfristigen<br />

Überleben der Währung. Außerdem war das gesetzliche<br />

Zahlungsmittel der Eurozone zu einem beliebten<br />

Sündenbock wirtschaftlich kriselnder europäischer Länder<br />

geworden. Doch fünf Jahre nach dem Höhepunkt der<br />

europäischen Schuldenkrise ist der Euro wieder stabil<br />

und glaubwürdig. Nach seinem überraschenden Höhenflug<br />

im letzten Jahr erscheint<br />

sein kurzfristiges<br />

Potenzial allerdings begrenzt.<br />

Wir bevorzugen<br />

<strong>2018</strong> unter anderem<br />

Schwellenländerwährungen.<br />

Im Rückblick auf die<br />

Währungsentwicklungen<br />

im Jahr 2017 fällt vor allem<br />

die Stärke der europäischen<br />

Währung auf. Sie gewann<br />

gegenüber allen anderen Hauptwährungen an Wert, insbesondere<br />

gegenüber dem US-Dollar (+14 Prozent). Das<br />

lag hauptsächlich an den folgenden drei Faktoren:<br />

1. Anfang 2017 war der Euro gegenüber dem US-Dollar<br />

gemessen an der Kaufkraftparität deutlich unterbewertet.<br />

Allein schon dies deutete auf Aufwärtspotenzial hin<br />

(siehe Grafik 1).<br />

2. Die wirtschaftliche Entwicklung der Europäischen<br />

Währungsunion übertraf die Konsenserwartungen deutlich.<br />

So wuchs das reale Bruttoinlandprodukt (wahrscheinlich)<br />

um 2.4 Prozent, während Ende 2016 1.6<br />

Prozent prognostiziert worden waren. Verglichen mit der<br />

US-Wirtschaft, die 2017 (wahrscheinlich) um 2.3 Prozent<br />

zulegte, ist das ein gutes Ergebnis.<br />

3. Die Wahl des proeuropäischen Zentrumspolitikers Emmanuel<br />

Macron zum französischen Präsidenten verlieh<br />

dem Euro kräftigen Auftrieb, da sie das wahrgenommene<br />

politische Risiko sinken ließ. Gleichzeitig schaffte es die<br />

Trump-Regierung nicht, Reformen für mehr Wachstum<br />

zügig zustande zu bringen. Das enttäuschte die hohen Erwartungen,<br />

die nach der Wahl im November 2016 entstanden<br />

sind.<br />

Mittelfristig erwarten wir, dass der Euro aufgrund des<br />

Leistungsbilanzüberschusses der Eurozone weiter in<br />

Richtung 1,25–1,30 US-Dollar steigt. Die kurzfristigen<br />

Aussichten sind jedoch weniger rosig. Wir bleiben bei<br />

unserer neutralen Haltung und raten den Kunden daher<br />

nicht, jetzt dem Euro hinterherzulaufen. Diese Meinung<br />

beruht auf Folgendem:<br />

1. Unsere internen kurzfristigen Modelle zeigen eine<br />

Überbewertung gegenüber dem US-Dollar an. Wir sehen<br />

den fairen Wert derzeit im Bereich 1,10–1,15 US-Dollar.<br />

2. Die US-Währung ist überverkauft und die Erwartungen<br />

bezüglich des US-Wirtschaftswachstums sind konservativ,<br />

sodass positive Überraschungen<br />

möglich sind.<br />

Außerdem müssen die<br />

Marktteilnehmer die drei<br />

Zinserhöhungen, welche<br />

die US-Notenbank für dieses<br />

Jahr in Aussicht gestellt hat, erst noch einpreisen.<br />

„Seine mittelfristigen<br />

Aussichten<br />

bleiben aber<br />

intakt.“<br />

Foto: dpa<br />

3. Vor den demnächst stattfindenden Parlamentswahlen<br />

in Italien dürften wieder politische Risiken aufkommen.<br />

Für weiteren Gegenwind könnten die noch immer ergebnislosen<br />

Koalitionsgespräche in Deutschland und die politische<br />

Hängepartie in Katalonien sorgen.<br />

Alternativen zum Euro im Norden und Süden. Eine Alternative<br />

könnte nahe liegen. Die schwedische Krone ist<br />

‘billig’ gegenüber dem Euro. Zudem dürfte sie davon profitieren,<br />

dass die Konjunktur kräftig anzieht und die Inflation<br />

in der Nähe des 2-Prozent-Ziels der schwedischen<br />

Notenbank liegt. Ferner glauben wir, dass die Riksbank<br />

vor der Europäischen Zentralbank zu einer restriktiveren<br />

Geldpolitik übergehen wird. Die Krone ist <strong>2018</strong> unsere<br />

bevorzugte Währung.


BÖRSE EXPRESS<br />

BELOG VON BE24.AT<br />

Grafik 1: Die Aussichten des Euro gegenüber dem US-<br />

Dollar erschienen Ende 2016 mäßig<br />

Grafik 2: Schwellenländerwährungen mit deutlich höheren<br />

Realrenditen als ihre Industrieländerpendants<br />

Quelle: Quelle: Thomson Reuters Datastream, Vontobel<br />

Die Überbewertung des Schweizerfranken gegenüber<br />

dem Euro baut sich langsam, aber sicher ab. Unser Kursziel<br />

von 1,20 ist jetzt fast erreicht, und wir beabsichtigen,<br />

auf diesen Niveaus das Euro-Engagement unserer<br />

Schweizerfranken-Portfolios abzusichern. Auch wenn die<br />

Schwäche der Schweizer Währung zu EUR/CHF-Wechselkursen<br />

über 1.20 führen könnte, unterschätzen wir die<br />

fundamentale Attraktivität<br />

„Unserer<br />

Einschätzung<br />

nach dürfte die<br />

schwedische<br />

Krone <strong>2018</strong><br />

gegenüber dem<br />

Euro zulegen.“<br />

des Franken nicht: Die<br />

langfristige Stärke der Währung<br />

ist auf den hohen<br />

strukturellen Leistungsbilanzüberschuss<br />

sowie den<br />

beneidenswert ausgeglichenen<br />

Haushalt der Schweiz<br />

zurückzuführen. Darüber<br />

hinaus wäre der Schweizerfranken<br />

bei enttäuschendem<br />

Weltwirtschaftswachstum eine nützliche<br />

Diversifikationsquelle.<br />

Yen könnte schwächeln, Pfund als große Unbekannte.<br />

Obwohl der japanische Yen attraktiv bewertet ist, dürfte<br />

er aufgrund der Entschlossenheit der Bank of Japan, den<br />

Märkten reichlich Liquidität bereitzustellen, in nächster<br />

Zeit schwach tendieren. Das britische Pfund bleibt indes<br />

die große Unbekannte. Es ist die am günstigsten bewertete<br />

Hauptwährung, doch die Unsicherheit im Zusammenhang<br />

mit den Brexit-Verhandlungen dürfte anhalten<br />

und sein Potenzial begrenzen.<br />

Wenn sich unser zentrales Szenario bewahrheitet (Weiterhin<br />

'Goldilocks), dürften sich die Schwellenländerwährungen<br />

<strong>2018</strong> gut entwickeln. Ihre Realrenditen sind<br />

nämlich wesentlich höher als die der Industrieländerwährungen<br />

(siehe Grafik 2). Gleichzeitig sind die Schwellenländerwährungen<br />

nicht überbewertet und robuster<br />

als früher, insbesondere im Vergleich mit der Phase des<br />

sogenannten ‘Taper Tantrum’ im Mai und Juni 2013. Damals<br />

brachen sie ein, da die Investoren eine abrupte<br />

Straffung der US-Geldpolitik befürchteten.<br />

„ Insgesamt<br />

bevorzugen wir<br />

aber Schwellenländerwährungen.<br />

Für sie<br />

sprechen das<br />

günstige globale<br />

Umfeld, die<br />

angemessenen<br />

Bewertungen und<br />

die sowohl<br />

nominalen als<br />

auch realen<br />

Renditevorteile.“<br />

http://www.be24.at<br />

Fazit: Der Euro dürfte <strong>2018</strong><br />

nicht wieder der Gewinner<br />

sein, denn er muss seine<br />

jüngsten Wertzuwächse<br />

verarbeiten. Seine mittelfristigen<br />

Aussichten bleiben<br />

aber intakt. Unserer<br />

Einschätzung nach dürfte<br />

die schwedische Krone<br />

<strong>2018</strong> gegenüber dem Euro<br />

zulegen. Insgesamt bevorzugen<br />

wir aber Schwellenländerwährungen.<br />

Für sie<br />

sprechen das günstige globale<br />

Umfeld, die angemessenen<br />

Bewertungen und<br />

die sowohl nominalen als<br />

auch realen Renditevorteile.<<br />

BElogs<br />

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G e r ü c h t e , W i s s e n u . v. m . f i n d e n S i e i m<br />

I n t e r n e t u n t e r


BÖRSE EXPRESS<br />

ZERTIFIKATE<br />

FX<br />

Die künftige Stärke des<br />

Euro wird unterschätzt<br />

Robert Gillinger<br />

robert.gillinger@boerse-express.com<br />

Die Deutsche Bank erwartet zu Jahresende<br />

einen Euro/US-Dollar-Wechselkurs von 1,30.<br />

Per Optionsschein lässt sich die erzielbare<br />

Rendite deutlich steigern. Hier als Beispiel<br />

ein Scjein der Societe Generale.<br />

Die Deutsche Bank ist dem Kreis der größten Euro-<br />

Bullen beigetreten und rät Anlegern zu Euro-Dollar-<br />

Käufen mit Ziel 1,30 US-Dollar in diesem Jahr.<br />

Aktuell werden an den Märkten 1,205 Greenback je Gemeinschaftswährung<br />

gezahlt. Doch warum sollte der Euro<br />

gegen den US-Dollar an Wert gewinnen, wenn doch die<br />

USA im Zinserhöhungszyklus viel weiter sind - und die EZB<br />

sogar erst beim Thema Reduzierung der Anleihenkäufe angelangt<br />

ist - das Wort Zinserhöhung dort noch nicht einmal<br />

in den Mund genommen wurde?<br />

„Im Verlauf des Jahres <strong>2018</strong> wird sich der Markt zwischen<br />

den sich duellierenden Reflationskräften in den USA<br />

und Europa bewegen. Wir gehen davon aus, dass die europäischen<br />

Kräfte gewinnen werden und würden EUR/USD<br />

kaufen mit Ziel 1,30 für das Jahr”, sagt dazu George Saravelos,<br />

Co-Leiter Devisen-Research bei der Deutsche Bank<br />

in einem Bloomberg-Gespräch. Und: „Der Euro hat seit Beginn<br />

der Tapering-Phase der EZB nur um 10% zugelegt, was<br />

darauf hindeutet, dass die Euro-Sensibilität gegenüber der<br />

EZB-Straffung wahrscheinlich weiterhin weit größer sein<br />

wird als bei der Fed. Der Markt reagiert nicht sehr empfindlich<br />

auf die Straffung der Fed, weil er nicht glaubt, dass<br />

diese sehr weit kommen wird”, sagt Saravelos. Im Gegensatz<br />

dazu haben die Märkte die Straffung der EZB laut dem<br />

DB-Spezialisten nicht vollständig eingepreist, und es gebe<br />

Spielraum für Fonds, ihre europäischen Investments zu erhöhen;<br />

das mache es schwer, positive europäische Ströme<br />

im Jahr <strong>2018</strong> zu bekämpfen.<br />

Geht die Rechnung der Deutschen Bank auf, gewinnt der<br />

Euro im Laufe des Jahres gegen die US-Devise somit rund<br />

acht Prozent an Wert - vor Spesen. Mehr könnten Anleger<br />

daraus mit Hilfe eines Optionsscheins machen.<br />

So funktioniert’s. Mit einem Optionsschein erwirbt der<br />

Anleger das Recht, aber nicht die Pflicht, einen bestimmten<br />

Basiswert zu einem bestimmten Basispreis (Strike)<br />

während einer bestimmten Zeitspanne (American Style)<br />

oder zu einem bestimmten Zeitpunkt (European Style) zu<br />

kaufen (Call-Optionsschein) oder zu verkaufen (Put-Optionsschein).<br />

Optionsscheine haben gegenüber einem Direktinvestment<br />

den Vorteil, dass bereits mit vergleichbar<br />

kleinen Beträgen Gewinne erzielt werden können, und<br />

zwar aufgrund des Hebeleffektes. In unserem Beispiel<br />

zahlt man für die Option, 100 Euro zu Jahresende um 130<br />

US-Dollar kaufen zu können, 1,205 Euro - der theoretische<br />

Hebel des eingesetzten Kapitals liegt damit bei 100, nach<br />

Spesen, der Differenz aus An- und Verkaufskursen etc.<br />

kommt man noch auf knapp 85. <<br />

Euro/US-Dollar seit 2000<br />

INFO OPTIONSSCHEIN CALL EUR/USD<br />

ISIN DE000SE33HY5<br />

Emittent Societe Generale<br />

Produkttyp: Optionsschein<br />

Basiswert: Euro/US-Dollar<br />

Basispreis: 1,30<br />

Bezugsverhältnis: 100<br />

Foto: Bloomberg<br />

Quelle: (Bloomberg)<br />

Ausübungsart: europäisch<br />

Bewertungstag: 14.12.<strong>2018</strong><br />

Letzter Bewertungstag:<br />

05.12.2022<br />

1. Handelstag: 11.03.2016<br />

Mehr dazu hier


BÖRSE EXPRESS<br />

Doktor Schiwago hätte investiert.<br />

Russische Wertpapiere<br />

an der Wiener Börse<br />

handeln und Auslandsspesen<br />

sparen.<br />

wienerborse.at/global-marketl-mark t<br />

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