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ZESO_4-2011_ganz

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Als pflegende Angehörige wird man erfinderisch: Beatrice Gerber mit Ehemann Peter. <br />

Bild: Ursula Markus<br />

«Unser Leben gleicht einem<br />

kleinen Unternehmen»<br />

Beatrice Gerber (55) ist Beraterin in einem Fachgeschäft für Elektrowerkzeuge. Ihr Mann ist seit<br />

acht Jahren fast vollständig gelähmt. Dank ihrem 70-Prozent-Pensum und einigen kreativen<br />

Lösungen bewältigen sie und ihre Familie den Alltag zuhause.<br />

«Zehn Prozent Komplikationsrisiko sagte<br />

man uns vor acht Jahren für die Rückenoperation<br />

meines Mannes voraus. Seither<br />

ist er fast vollständig gelähmt», sagt Beatrice<br />

Gerber, Ehefrau von Peter Gerber. Tetraplegie<br />

hiess die Diagnose. Zum Glück gelingt<br />

es dem 65-Jährigen heute, den linken<br />

Arm zu heben und drei Finger der rechten<br />

Hand zu bewegen. So kann er etwas Kleines<br />

essen, mit einem Spezialgriff auch<br />

selbstständig trinken. Er kann den elektrischen<br />

Rollstuhl bedienen, Zigaretten rauchen,<br />

im Quartierladen einkaufen und<br />

Filme am PC schneiden.<br />

Vor acht Jahren noch arbeitete Beatrice<br />

Gerber Vollzeit. Während der neunmonatigen<br />

Rehabilitation am Paraplegikerzentrum<br />

fuhr sie täglich nach Nottwil, um mit<br />

ihrem Mann die Abende zu verbringen.<br />

Am Wochenende wohnte sie im Zelt auf<br />

dem Campingplatz, um keine Zeit mit<br />

Reisen zu verlieren. «Ich arbeitete und<br />

funktionierte einfach, wollte nichts davon<br />

wissen, das Haus zu verkaufen oder einen<br />

Treppenlift einzubauen.»<br />

Nach einiger Zeit griff Beatrice Gerbers<br />

Vorgesetzter ein. Er verordnete ihr eine<br />

Woche Ferien mit dem Auftrag, ihr Leben<br />

neu zu regeln. «Das war das Beste, was er<br />

tun konnte», sagt sie. Ihr Mann und der<br />

Sohn wollten im Einfamilienhaus bleiben.<br />

Die Familie plante mit einem befreundeten<br />

Architekten den behindertengerechten<br />

Umbau. Der Umbau gelang ohne einen<br />

Franken Fehlinvestition.<br />

Um einen Alltag kämpfen<br />

Vor der Arbeit, um 5.45 Uhr, bereitet Beatrice<br />

Gerber ihren Mann für die Morgenpflege<br />

vor, kocht Tee und stellt die Medikamente<br />

bereit. Von Montag bis Freitag kommt die<br />

Spitex um 7 Uhr und führt die Pflege wei-<br />

30 ZeSo 4/11 Reportage

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