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02-2018 OBERHAUSEN HEINZ MAGAZIN

HEINZ Magazin Januar 2018, Ausgabe für Duisburg, Oberhausen, Mülheim

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AUSSTELLUNGEN | ÜBERSICHT<br />

Paul Schwer: Bazoi (3-12/12), 2012, Siebdrucklack auf PET-G,<br />

Pigmente, 48 x 47 x 63 cm, Foto: VG Bild-Kunst<br />

MALEREI MIT RAUMBEZUG<br />

Farbe.Licht.Raum<br />

Das Künstlerhaus konzipiert mit Vorliebe<br />

thematische Gruppenausstellungen.<br />

Zum Start <strong>2018</strong> steht „Malerei“ im<br />

Fokus und acht Künstler/-innen, die<br />

sich malerisch nicht dem Tafelbild widmen,<br />

sondern in den Raum vordringen.<br />

Ganz plastisch Rainer Splitt, der spiegelnde<br />

Farblachen auf den Boden<br />

gießt; sein schwefelgelber Farbguss<br />

breitet sich bis ins Foyer aus. Bemalte<br />

Papierbahnen von Elisabeth Sonneck<br />

hängen von der Decke herab, Paul<br />

Schwer formt Gebilde aus bedrucktem<br />

Kunststoff. Nicole Jena arbeitet auf reliefartig<br />

geknautschter Alufolie, Claudia<br />

Vogel drückt Farbmasse von hinten<br />

durch feinmaschiges Gewebe. Der<br />

Niederländer Arjan Janssen malt<br />

schwarz auf weiß, und Sibylle Hassingers<br />

All-over-Malerei erzeugt durch<br />

den mal pastosen, mal lasierenden<br />

Farbauftrag ein virtuoses Perspektiv-<br />

Spiel.<br />

ch<br />

❚ FARBE.LICHT.RAUM Künstlerhaus Dortmund,<br />

Dortmund; Dauer: 27.1.-4.3.; www.kh-do.de<br />

<strong>HEINZ</strong>-AUTORIN<br />

GEGENSTROM<br />

Reise ins Ungewisse<br />

Der niederländische Künstler Bas<br />

Jan Ader kam 1963 auf einem gestrandeten<br />

Schiff in Los Angeles an. 1975<br />

verschwand er auf die gleiche Weise<br />

als er versuchte, allein in einem kleinen<br />

Segelbötchen den Atlantik zu<br />

überqueren. Die Überreste des Bootes<br />

wurden vor der Küste Irlands gefunden,<br />

der Künstler selber aber wurde<br />

nie wieder gesehen. Jetzt ist eine seiner<br />

Arbeiten Teil einer Ausstellung, die<br />

die Kunst und ihre Produktion als eine<br />

„Reise ins Ungewisse“ versteht, ein<br />

Wagnis mit unbekanntem Ausgang.<br />

Die fatale Ausfahrt von Bas Jan Ader<br />

war Teil eines künstlerischen Projekts:<br />

„In Search for the Miraculous“, auf der<br />

Suche nach dem Geheimnisvollen.<br />

Aber Ader war und ist – das zeigt die<br />

Leverkusener Ausstellung – längst<br />

nicht der Einzige, der sich auf eine solche<br />

Reise begeben hat.<br />

kb<br />

❚ GEGEN DIE STRÖMUNG. Reise ins Ungewisse<br />

Museum Morsbroich, Leverkusen; Dauer: 28.1.-29.4.<br />

<strong>2018</strong>; www.museum-morsbroich.de<br />

Anne Pöhlmann, Japan Diary, 2017, Courtesy die Künstlerin<br />

CLAUDIA HEINRICH<br />

Berge und Werke<br />

Nach Würdigung der Künstlergruppe<br />

„junger westen“ 2017 verfolgen die Museen<br />

der Region in diesem Jahr ein neues<br />

Kooperationsprojekt. Welches wohl?<br />

Klar: Ausstieg aus dem Bergbau! Wers<br />

noch nicht gehört hat: <strong>2018</strong> endet mit<br />

Schließung der letzten Zeche die Steinkohle-Ära<br />

des alten Ruhrgebiets. Und<br />

hoffentlich auch bald mal das Image<br />

des dreckigen „Potts“, das immer noch<br />

durch die Republik geistert und Besuch<br />

aus anderen Teilen Deutschlands oft zu<br />

verblüfften Ausrufen veranlasst: „Oh,<br />

sooo grün hier, echte Bäume!“ Jedenfalls:<br />

17 von 20 RuhrKunstMuseen<br />

klinken sich ein in das große Abschiedsjahr<br />

mit dem wohl „größten<br />

städteübergreifenden Ausstellungsprojekt,<br />

das je zum Thema Kohle umgesetzt<br />

wurde“, zeitgleich in 13 Städten, von<br />

Mai bis September, über die gesamte<br />

Region hinweg. Ich denke, dann ist<br />

aber auch gut … Apropos: Bevor die<br />

Museen loslegen, melden sich im Gasometer<br />

Oberhausen bereits andersgeartete<br />

Bergwerke zu Wort: „Der Berg ruft“ zur<br />

nächsten Blockbusterschau über alpine<br />

Faszinationen und Gipfelstürmer in die<br />

über 100m hohe „Ausstellungstonne“.<br />

Und es ist zu vermuten, dass wieder alle,<br />

alle kommen und die Ausstellung<br />

auch 2019 noch weiterläuft, wenn die<br />

Kohle unter Tage längst endgültig abgefeiert<br />

worden ist.<br />

Claudia Heinrich<br />

Jonas Weichsel, Ohne Titel, 2010, Öl und Acryl auf Aluminium, Josef Albers Museum Quadrat, Bottrop © Jonas Weichsel<br />

VON BECKMANN BIS ZILLE<br />

Das Kind in der Kunst<br />

Mit rund 70 Arbeiten aus der im<br />

Kunstmuseum Mülheim beheimateten<br />

Sammlung Ziegler widmet sich<br />

die Ausstellung dem Thema Kind in<br />

der Kunst des frühen 20. Jahrhunderts.<br />

Damals stellten Reformpädagogen<br />

das Verständnis von Kindheit, Mutterschaft<br />

und Erziehung auf eine neue<br />

Basis. Kinder erhielten erstmals Rechte<br />

und eine eigene Persönlichkeit zuerkannt.<br />

Diese neue Sichtweise inspirier-<br />

SHOOT THE FREAK<br />

Sibylle Springer<br />

Die Einrauminstallationen im Kunstverein<br />

am Kopstadtplatz verdichten<br />

die Wahrnehmung. Jede Ausstellung<br />

setzt eine/n Künstler/in in den Fokus<br />

und gibt Betrachtern die Chance zu<br />

konzentrierter Auseinandersetzung.<br />

Sibylle Springers Installation ist eh<br />

nicht im Vorbeigehen zu entschlüsseln.<br />

Zum einen zeigt sie eine „Wolke“<br />

aus kleinen Fotos von Porträts und<br />

Kunstwerken aus dem kollektiven<br />

te prominente Künstler – von Beckmann<br />

über Dix, Kirchner, Kollwitz, Liebermann,<br />

Macke, Marc, Nolde bis hin<br />

zu Zille. Die Ausstellung in Mülheim ist<br />

in vier Bereiche gegliedert: Mutter und<br />

Familie, Kinder unter sich, Scham und<br />

Affekte. Und im vierten Teil – „Mit den<br />

Augen des Kindes“ – liefern Kinderzeichnungen<br />

Vorlagen für Künstler wie<br />

Paul Klee, Lyonel Feininger oder Alexej<br />

Jawlensky, die nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten<br />

suchten.<br />

ch<br />

❚ DAS KIND IN DER KUNST Kunstmuseum Mülheim<br />

an der Ruhr; Dauer: 18.2.-30.6.; kunstmuseum-mh.de<br />

ETWAS IN-FRAGE STELLEN<br />

Jonas Weichsel<br />

Er denke in Räumen sagt Jonas<br />

Weichsel (*1982) über seine Arbeit.<br />

Dabei wolle er nichts Bestimmtes darstellen,<br />

sondern eine Frage stellen: In<br />

seinen Bildern erkundet er Möglichkeiten<br />

für Farbe und Material, für<br />

Form, Fläche und Raum. Seine präzise,<br />

geometrisch reduzierte Bildsprache<br />

erschließt sich erst auf den zweiten<br />

Blick als komplexes Vexierspiel in der<br />

Tradition konkret-konstruktiver Malerei<br />

wie der von Mondrian und Josef Albers.<br />

Eigens für das Museum Quadrat<br />

in Bottrop konzipiert Weichsel einen<br />

subtilen Dialog zwischen einem<br />

Wandgemälde und weiteren Bildern<br />

zu einem „Gesamtraum“. Bei einem<br />

„Parcours“ durch das derart begehbare<br />

Bild ändert sich die Wahrnehmung<br />

von einzelnen Bildern ebenso wie die<br />

der Architektur der Neuen Galerie im<br />

Wechsel von Licht, Bewegung und<br />

Struktur.<br />

bws<br />

❚ JONAS WEICHSEL. PARCOURS Museum Quadrat<br />

Bottrop; Dauer: 28.1.-22.4.; www.bottrop.de/mq<br />

Bildgedächtnis, direkt auf die Wand<br />

geklebt, zum anderen virtuos übermalte<br />

Großformatbilder. Unter der<br />

glitzernd lasierten Oberfläche verbirgt<br />

sich kaum sichtbar je ein Werk der<br />

Kunstgeschichte, ein schön-schreckliches<br />

Motiv. Die Zwischentöne, das Vage<br />

zwischen Zeigen und Verbergen<br />

reizt die Künstlerin; ihre Malerei<br />

spricht Sinne und Verstand an und<br />

spielt mit unseren Vorstellungen,<br />

Ängsten und Erinnerungen. ch<br />

❚ SIBYLLE SPRINGER Kunstverein Ruhr, Essen;<br />

Dauer: bis 25.2., www.kunstvereinruhr.de<br />

Heinrich Zille, Handstand machende Jungen an der Kante<br />

eines Sandhanges, 1898, Fotografie/Repro, Kunstmuseum<br />

Mülheim, Sammlung Themel, Foto: © <strong>2018</strong> Alexander Voß<br />

Installationsansicht cloud und trip, 2017, © VG Bild-Kunst, Bonn/<br />

Sibylle Springer, Foto: Achim Bertenburg<br />

54| <strong>HEINZ</strong> |<strong>02</strong>.<strong>2018</strong>

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