05.02.2018 Aufrufe

Februar2018_WEB

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

nachgefragt...<br />

Markus Reisinger, 20, Hohenau<br />

Heutzutage ist es kaum mehr möglich als kleinerer Betrieb<br />

hauptberuflich gut über die Runden zu kommen und<br />

nebenerwerbsmäßig zahlt es sich schon längst nicht mehr<br />

aus. Es ist stets notwendig zu investieren, um mit den<br />

Großbauern mithalten zu können - denn die Situation ist<br />

die: Die Großen werden immer größer und die Kleinen sterben<br />

aus. Eine Möglichkeit ist es, den „Ab Hof-Verkauf“ zu forcieren<br />

und die Region dazu zu bewegen, darauf einzusteigen, damit so<br />

die Kleinbetriebe gestärkt und unterstützt werden.<br />

Michael Hierz, 21, Student, Hohenau<br />

Bei uns wird nur die Größe und der Ertrag gefördert, leider<br />

aber nicht der hohe Aufwand und die Pflege der Landschaft,<br />

was beispielsweise in gebirgigen Gegenden natürlich<br />

um einiges schwieriger ist. Ein Beispiel, wie das<br />

funktionieren könnte, ist das Erschwernispunktemodell<br />

in Südtirol, wo sich anhand vieler Faktoren wie Steilheit<br />

oder der Entfernung zum nächsten Ort die Förderungen<br />

erhöhen. Aber so wie es bei uns ist, können eben viele<br />

Bauern nicht mehr von ihren kleinen Höfen leben.<br />

Georg Brandtner, 20, Neudorf/Passail<br />

Der Ursprung des Problems sind wir selber – einerseits ein bisschen diejenigen,<br />

die auf Bauernhöfen aufwachsen und sich gegen ein Weitermachen entscheiden,<br />

andererseits die Gesellschaft und ihr Einkaufsverhalten.<br />

Jeder will auf dem einfachsten Weg gut Geld verdienen, und dann kommt<br />

natürlich der Gedanke: Warum soll ich meine 5-Tage-Woche mit 40<br />

Stunden gegen 7 Tage mit 24 Stunden eintauschen? Dabei noch große<br />

Investitionen tätigen, dadurch über Jahre gebunden sein und schon im<br />

Vorfeld wissen, dass unterm Strich immer weniger für mein Produkt<br />

bezahlt wird. Viele kaufen nur das Billigste ein, was heißt, dass die<br />

Rohstoffe und die Arbeit effizienter werden müssen. Größere Maschinen,<br />

größere Flächen, größere Tierherden – darauf läuft es hinaus und man<br />

MUSS mitziehen, sonst ist man nicht konkurrenzfähig. Und da soll noch<br />

jemand Bauer werden? Doch trotz allem gibt es Gott sei Dank noch genug<br />

Jugendliche, die Geld und Zeit investieren und allgemein diese schöne Arbeit<br />

schätzen und es weiter machen wollen, obwohl ihnen all die negativen Aspekte<br />

bewusst sind.<br />

Das Bauernsterben ist voll im Gange<br />

– und ich bin mitschuldig. Gewissermaßen,<br />

denn bin ich doch selbst einer<br />

derjenigen, die auf einer (in meinem<br />

Fall jedoch nur mehr nebenerwerblichen)<br />

Landwirtschaft aufgewachsen<br />

sind, sich allerdings entschlossen haben,<br />

nicht weiterzumachen. In meinem<br />

Fall ist es, wie wahrscheinlich auch in<br />

vielen anderen Fällen, der Zeitmangel,<br />

der zu dieser Entscheidung geführt<br />

hat. Denn - vor allem das Führen eines<br />

Kleinbetriebes muss mittlerweile<br />

hauptsächlich als Hobby verstanden<br />

werden, denn der finanzielle Aspekt<br />

spielt schon längst keine große Rolle<br />

mehr. Schuld an dieser Tatsache sind<br />

wir im hohem Maße selbst - die Bauern<br />

sind klarerweise der Diktion der Supermarktketten<br />

unterworfen, und um auf<br />

dem Markt überhaupt Chancen gegen<br />

ausländische Produkte zu haben, sind<br />

sie gezwungen, ihre Waren immer billiger<br />

zu verkaufen. Die Ausgaben lassen<br />

sich jedoch nur begrenzt senken, und<br />

so bleibt im Endeffekt Monat für Monat<br />

einfach immer weniger übrig. Solange<br />

wir also beim Lebensmittelkauf<br />

ausschließlich auf den Preis schauen,<br />

unterstützen wir dieses System und<br />

dürfen uns auch nicht darüber beklagen,<br />

dass es ja „so schade um die Bergbauernhöfe<br />

und die Landschaftspflege“<br />

ist. Apropos Landschaftspflege – zu<br />

erwarten, dass „unsere“ Bauern sich<br />

um „unsere“ schönen Almwiesen kümmern,<br />

während man beim Picknicken<br />

dort Würstel aus Ungarn und Milchprodukte<br />

aus Deutschland verzehrt, ist<br />

meiner Meinung nach schon ein wenig<br />

paradox.<br />

Natürlich sind es auch noch viele andere<br />

Dinge, die ihren Teil zum Bauernsterben<br />

beitragen, doch an solchen, wie<br />

beispielsweise der oft „bauernfeindlichen“<br />

Bürokratie, können die wenigsten<br />

von uns etwas ändern. Indirekt können<br />

jedoch wir alle durch das so oft angepriesene<br />

„bewusste Einkaufen“ einen<br />

kleinen, aber nicht unwesentlichen Teil<br />

zur Problemlösung beitragen.<br />

Alexander Reisinger<br />

Seite 33

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!