Februar2018_WEB

von der
frucht zum
fertigen
schnaps!
Für Edelbrände der besonderen Art
ist Michael Graf aus St. Kathrein/Off.
weitum bekannt. Mit der Errichtung
der ersten österreichischen Vogelbeer-
Schaubrennerei kann man die Erzeugung
der edlen Tropfen nun hautnah
miterleben.
Fotos: Bernhard Bergmann
Michael Graf hat uns in einem interessanten
Gespräch verraten, wie er zur
Vogelbeere kam und was die Gäste in der
neuen Schaubrennerei erwartet.
Wann haben Sie mit dem Schnapsbrennen
begonnen und was waren
die ersten Produkte?
Die ersten Brennversuche waren vor 20
Jahren. Die ersten Früchte, die von mir
gemaischt und gebrannt wurden, waren
Hirschbirnen und Vogelbeeren.
Warum Vogelbeeren - das hört sich
sehr mühevoll an?
Speziell in den Alpenregionen hat der
Vogelbeerschnaps schon lange Tradition.
Da Apfel und Birne nicht reif wurden
oder aber zu wertvoll, um zu Schnaps
verarbeitet zu werden, hat man Wildfrüchte
wie Vogelbeeren, Holunder oder
auch Schwarzbeeren hergenommen, um
Schnaps zu brennen.
Der Schnaps wurde hauptsächlich in der
„Hausapotheke“ verwendet, natürlich hat
er auch etwas Stimmungserhellendes
und Wärmendes in den Wintermonaten.
Seit damals ist der Vogelbeerschnaps
für Sie bekannt?
Nein, schon viel früher. Schon als Kind
war es für uns faszinierend, welch intensiven
Duft nach Marzipan dieser Brand
verströmte, wenn mein Vater Vogelbeerschnaps
abgefüllt hat oder dieser serviert
wurde. Wir haben auch die Früchte in den
letzten Ferienwochen geerntet und bei
Sammelstellen in St. Kathrein verkauft,
welche wieder Großbrennereien belieferten.
Für uns Kinder war es sozusagen das
Schulstart-Taschengeld.
Im Herbst wurde die Brennerei umgebaut
und als Vogelbeerschaubrennerei
umgestaltet. Was kann man
sehen?
Das ist richtig. Mir ist es wichtig, dass
unsere Kunden auch Einblick in die Faszination
des Schnapsbrennens bekommen.
„Von der Frucht zum fertigen Destillat“,
so kann man in der Schaubrennerei Interessantes
über die Herstellung von Edelbränden
erfahren. Bei der anschließenden
Verkostung von Vogelbeerbrand und Likör,
sowie Edelbränden von anderen regionalen
Obstsorten, kann man den Geschmack
der Region erleben. Wir bieten Führungen
mit Verkostung für 8 bis 50 Personen an.
Welchen Vorteil hat die neue Brennanlage
gegenüber der alten?
Bei der Destillationstechnik hat sich in
den letzten Jahren wenig verändert. Generell
ist man der Meinung, dass 80 %
der Schnapsqualität bei der Frucht und
Vergärung liegen, nur zu 10 % ist der Kessel
verantwortlich und 10 % der Qualität
liegen beim Schnapsbrenner selbst.
Verändert hat sich aber der Wirkungsgrad
der Wasserbadbrennereien. Da wir
bemüht sind, CO 2
-neutral zu produzieren,
wird nach wie vor mit eigenem Brennholz
geheizt. Neu ist, dass wir zusätzlich mit
Strom heizen können, den wir über die
eigene Photovoltaikanlage produzieren.
Der Wasserverbrauch zum Kühlen des
Destillates ist auch bedeutend geringer
als bei der vorhergehenden Anlage.
Verschiedene Sicherheits- und Kontrolleinrichtungen,
mit der die Anlage ausgestattet
ist, werten die Anlage im Betrieb
sehr auf.
Stammen die gesamten Vogelbeeren
vom eigenen Betrieb?
Wir haben ca. 600 Bäume am Betrieb, die
wir bewirtschaften, das sind rund 90 Prozent
des Bedarfes. Der Rest wird von Bauern
aus dem Almenland angeliefert. Wenn
jemand Vogelbeeren hat, können diese im
September bei uns angeliefert werden. Im
Frühjahr haben wir wieder eine Auspflanzaktion
geplant. Wenn jemand Jungbäume
benötigt, können diese bei uns erworben
werden. Der Vogelbeerbaum ist ja sehr
„landschaftsgestaltend“ und passt in
unseren Naturpark Almenland.
Machen Sie aus der Vogelbeere „nur“
Schnaps oder kann man sie sonst
auch verwenden?
Der größte Teil wird zu Edelbrand und
Likör verarbeitet. Wir produzieren aber
auch Sirup, Marmelade und Fruchtgelee.
Wir legen die Früchte auch ein, so sind
sie sehr geschmackvoll und dekorativ zu
ALMO- und Wildgerichten. Weiters lassen
wir diese Produkte zu Schokolade und
Pralinen weiterveredeln. Und einige Ideen
schwirren noch herum….
Lieber Herr Graf, herzlichen Dank für
das interessante Gespräch. Wir wünschen
viel Erfolg mit Ihrem neuen
Schauraum und freuen uns auf viele
weitere kreative Ideen!
Seite 5