Steinheimer Blickpunkt 555
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<strong>Steinheimer</strong> <strong>Blickpunkt</strong> Nr. <strong>555</strong> 9. Februar 2018 Seite 3<br />
Politische Nachwuchshoffnung Carsten Linnemann in Steinheim<br />
Ungewisse Zukunft macht Sorgen<br />
Er ist jung, sportlich, smart und gilt<br />
als eine der großen Nachwuchshoffnungen<br />
der CDU, zählt aber schon<br />
heute zu den politischen Schwergewichten.<br />
Der Bundestagsabgeordnete<br />
Dr. Carsten Linnemann, der bei der<br />
Bundestagswahl 2017 im Wahlkreis<br />
Paderborn das landesweit beste<br />
CDU-Erststimmenergebnis und das<br />
fünftbeste bundesweit errang, sorgte<br />
in Steinheim auf Einladung des <strong>Steinheimer</strong><br />
CDU-Stadtverbandes für einen<br />
Hype. Der Saal im Hotel am Markt<br />
war überfüllt, als Linnemann seinen<br />
frei vorgetragenen Vortrag „Kalter<br />
Kaffee oder neue Politik“ hielt.<br />
Für Furore sorgte er schon als Buchautor<br />
„Sie machen eh was sie wollen<br />
- Politik muss besser werden“. Carsten<br />
Linnemann ging darin der Frage nach,<br />
warum die Menschen sich von der<br />
Politik nicht mehr vertreten fühlen,<br />
während gleichzeitig ihr Frust steigt<br />
und sie sich verraten fühlen. Kritisch<br />
hinterfragte er in der Publikation, warum<br />
der Politikbetrieb häufig auf dem<br />
kleinsten gemeinsamen Nenner agiert<br />
oder in Symbolpolitik flüchtet. Das<br />
werde immer mehr zum Phänomen der<br />
Berliner Politik, die vom wirklichen<br />
Leben oft abgeschirmt sei und vom<br />
realen Leben im Land nicht mehr viel<br />
mitbekomme.<br />
„Der Erfolg der AfD beruht darauf,<br />
dass enttäuschte Wähler mit dem<br />
Establishment nicht zufrieden sind.“<br />
Die Stimme des promovierten Volkswirts,<br />
seit 2013 Bundesvorsitzender<br />
der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung<br />
der CDU/CSU, dem<br />
einflussreichen Wirtschaftsflügel<br />
der CDU, hat längst großes Gewicht<br />
innerhalb der Partei. Der Paderborner<br />
gehörte zu den Standhaften, die den<br />
Euro-Rettungsschirm konsequent<br />
ablehnten und im Bundestag mehrfach<br />
mit „Nein“ stimmten. Bei den jüngsten<br />
Sondierungsverhandlungen über eine<br />
neue GroKo mit der SPD gehörte<br />
der 40-Jährige der Arbeitsgruppe für<br />
Wirtshaft an. Die war sich mit den<br />
Sozialdemokraten in vielen Punkten<br />
schnell einig. „Die wirtschaftliche<br />
Prosperität hatte eindeutig Vorrang.“<br />
Linnemann bezeichnete 2017 als<br />
politisch weggeworfenes Jahr, weil<br />
sich das Land durch die Wahlkämpfe<br />
in NRW, im Bund und in Niedersachsen<br />
im Dauerwahlkampfmodus<br />
befunden habe.<br />
Anschließend blockierten die wochenlangen<br />
Jamaika Verhandlungen<br />
jeden Politikbetrieb. Keines der wichtigen<br />
Politikfelder wie Rente, Kriminalitätsbekämpfung<br />
oder Islamisierung<br />
wurden in Angriff genommen.<br />
Vielleicht seien gerade deshalb die<br />
Deutschen so politikinteressiert wie<br />
lange nicht. Obwohl es den Meisten<br />
wirtschaftlich gut gehe („Auch Gerhard<br />
Schröder hatte daran mit seinen<br />
Reformen hohen Anteil!“), blickten<br />
45 Prozent der Menschen bei den<br />
Themen innere und soziale Sicherheit<br />
mit Sorgen in eine ungewisse Zukunft.<br />
Zu einem besonderen Schwerpunkt<br />
machte Linnemann die Rentenfrage.<br />
„Es kann nicht sein, dass einer mit 30<br />
Politische Zukunftshoffnung: auf Einladung des CDU Stadtverbandes Steinheim sprach der Bundestagsabgeordnete<br />
Dr. Carsten Linnemann zu politischen Themen und die aktuelle Situation rund um die Sondierungsgespräche<br />
und die Verhandlungen für eine Neuauflage der GroKo. Begrüßt wurde er vom Stadtverbandsvorsitzenden<br />
Gerd Jarosch (rechts).<br />
Jahren Beitragszeit gerade die Grundsicherung<br />
bekommt,“ so Linnemann<br />
der deshalb für eine Grundrente plädierte.<br />
Die von der SPD durchgesetzte<br />
Rente mit 63 sei keine Lösung, weil<br />
Zielgruppen wie Dachdecker und ähnliche<br />
Berufsgruppen da schon längst<br />
nicht mehr arbeiteten. Dass das Rentenniveau<br />
sinke sei auch dem Umstand<br />
zu verdanken, dass immer wieder in<br />
die Rentenkasse gegriffen wurde. Das<br />
verunsichere die Menschen, die auch<br />
in Fragen der öffentlichen Sicherheit<br />
große Unzufriedenheit äußern. Die<br />
Einbruchsdelikte gingen zwar im<br />
zweistelligen Bereich zurück, dafür<br />
steige die Gewaltkriminalität. „Der<br />
Bürger hat das Gefühl, dass der Staat<br />
Recht und Gesetz nicht mehr richtig<br />
durchsetzen kann.“<br />
Auch die wirklich heißen Themen<br />
wie die kalte Steuerprogression, die<br />
schon ab 60.000 Euro greife, die<br />
Breitbandversorgung und Digitalisierung<br />
würden nicht richtig angepackt,<br />
formulierte Linnemann seine Kritik.<br />
Er sprach sich auch für ein Einwanderungsgesetz<br />
aus, das von der CDU<br />
bisher abgelehnt wurde, mit klaren<br />
Regeln, wer ins Land kommen dürfe<br />
und wer nicht. Klare Kante forderte<br />
der Abgeordnete für die Koalitionsverhandlungen,<br />
in denen die CDU-<br />
Handschrift eindeutig erkennbar sein<br />
müsste, mit der Abschaffung des Solis<br />
in der laufenden Legislaturperiode und<br />
der zentralen Frage der kommenden<br />
15 Jahre: „Menschen aus anderen<br />
Kulturkreisen müssen den Anschluss<br />
an die Mehrheitsgesellschaft finden.“<br />
In dieser Frage müsse ein parteiübergreifender<br />
Konsens herbeigeführt<br />
werden. „Die SPD hat mit ihrem<br />
20-prozentigen Stimmenanteil aber in<br />
den Verhandlungen keinen Anspruch<br />
auf 80 Prozent ihres Programms“.<br />
Am Ende dürfe es auch nicht darum<br />
gehen, dass Angela Merkel Kanzlerin<br />
bleibt. Linnemann setzt zwar auf ein<br />
positives Ergebnis, nennt aber eine<br />
Alternative. „Wenn mit der SPD keine<br />
Einigung möglich ist, muss es eine<br />
Minderheitsregierung geben.“<br />
„Ich habe Deutschland lebenslang<br />
gebucht und lebe gerne in diesem<br />
Land, dem auch ein gesunder Patriotismus<br />
gut tut,“ schloss Lindemann<br />
mit einem Plädoyer für Deutschland.<br />
Für viele Deutsche zählt das<br />
Ehrenamt als freiwilliges bürgerschaftliches<br />
Engagement zum festen<br />
Bestandteil ihres sozialen Lebens. Bis<br />
zu 40 Prozent und damit fast jeder<br />
Zweite engagieren sich auf vielen<br />
Ebenen für die Allgemeinheit. Zwei<br />
solch verdiente Persönlichkeiten<br />
wurden in Steinheim geehrt, als bei<br />
einer Feierstunde im Rat Franz-Josef<br />
Wiechers (80) und Josef Hagedorn<br />
(61) von Bürgermeister Carsten Torke<br />
als Zeichen der Wertschätzung und<br />
des Danks mit der Bürgermedaille<br />
der Stadt Steinheim ausgezeichnet<br />
wurden.<br />
Freiwilliges Engagement entsteht<br />
aus freiem Willen und ist ein Weg<br />
zur bürgerschaftlichen Beteiligung<br />
im Gemeinwesen. „Sie tun dies aus<br />
Überzeugung und im Bewusstsein,<br />
dass Gemeinschaft wichtig ist, dass<br />
Gemeinschaft stark macht. Oft ihr<br />
Leben lang!“ so Torke in seiner<br />
Laudatio. Diese Menschen seien<br />
es, die das Leben in einer Stadt wie<br />
Steinheim vielfältiger gestalten, ihre<br />
Liebe zur Heimat zum Ausdruck<br />
bringen und so die Stadt und die Ortschaften<br />
attraktiv zu erhalten. „Ohne<br />
die vielen Frauen und Männer, die in<br />
Deutschland ein Ehrenamt ausüben,<br />
wäre unser Land um vieles ärmer und<br />
unser Gemeinwesen so nicht denkbar,“<br />
hatte es der einstige Kanzler<br />
Helmut Kohl postuliert.<br />
Die beiden mit der Bürgermedaille<br />
Geehrten haben sich über Jahrzehnte<br />
um dieses Gemeinwohl in ihrer Kommune<br />
verdient gemacht. Franz-Josef<br />
Wiechers ist Zeit seines Lebens aus<br />
Überzeugung aktives Mitglied im<br />
Schützenverein, bei Kolping und im<br />
Heimatverein Ottenhausen. Ob auf<br />
der politischen Ebene im Rat der Stadt<br />
Steinheim und im Ortsbeirat oder im<br />
Vorstand des Heimatvereins, seine<br />
Heimat, sein Ottenhausen, lag und<br />
liegt ihm am Herzen. Der Geschichte<br />
Franz-Josef Wiechers und „Jüppi“ Hagedorn mit der Bürgermedaille ausgezeichnet<br />
Ohne Ehrenamt ist Gemeinwesen nicht denkbar<br />
des Ortes und der historischen Bauernburg<br />
hat er ungezählte Stunden<br />
gewidmet, hat in Kirchen- und<br />
Gemeindechroniken recherchiert,<br />
gesammelt und archiviert.<br />
Die Ortschronik umfasst heute<br />
mehrere Bände und reicht bis ins 17.<br />
Jahrhundert zurück. Dazu der Heimatverein<br />
Ottenhausen: „Dank der<br />
akribischen Arbeit von Franz-Josef<br />
Wiechers wissen wir heute mehr<br />
als je zuvor über unser Dorf, seine<br />
Bewohner und seine Geschichte.<br />
Die Geschichte der Pfarrgemeinde,<br />
das Vereins- und Schulwesen,<br />
Handwerker in Ottenhausen, das<br />
Schützenwesen – alles ist erforscht<br />
und auch digital für die Nachwelt<br />
erhalten“. Viel Herzblut hat Wiechers<br />
auch in den Aufbau und die<br />
Fertigstellung des Heimatmuseums<br />
investiert, Ausstellungs-Exponate<br />
aufgearbeitet und renoviert. Das<br />
Ortsarchiv und der Ausbau des<br />
kleinen Heimatmuseums sind das<br />
Ergebnis eines beeindruckenden und<br />
leidenschaftlichen Engagements.<br />
Bemerkenswert war sein Einsatz zur<br />
1150-Jahrfeier und beim jährlichen<br />
Bauernmarkt, bei der Betreuung<br />
von Besuchergruppen des Bundes-<br />
Golddorfes oder von Helfern, die im<br />
Landschafts- und Naturschutz eingesetzt<br />
waren. „Franz-Josef Wiechers<br />
zeichnet sich durch jahrzehntelangen<br />
selbstlosen und verantwortlichen<br />
Einsatz zum Wohle seiner Mitmenschen<br />
aus. Er hat es verstanden die<br />
in der Sache nötigen Forderungen<br />
und Anträge mit Nachdruck auf den<br />
Weg zu bringen,“ fasste Torke dessen<br />
Lebenswerk zusammen.<br />
Auf den zweiten Träger der diesjährigen<br />
Bürgermedaille trifft ebenfalls<br />
zu, einer Sache den gebotenen Nachdruck<br />
zu verleihen. Josef „Jüppi“<br />
Hagedorn. war stellvertretender<br />
Vorsitzender des SV 21 Steinheim<br />
und 25 Jahre im Vorstand des Fördervereins,<br />
der ihn wegen seiner<br />
Verdienste zum Ehrenvorsitzenden<br />
ernannt hat. Posten seien ihm aber<br />
nie wichtig gewesen. „Jüppi war<br />
überall dort, wo er gebraucht und<br />
wann immer er gebraucht wurde“,<br />
hatte ihn der Vereinsvorsitzende<br />
Wolfgang Keßler charakterisiert.<br />
Zeichen der Wertschätzung und des Danks: mit der Bürgermedaille<br />
wurden in Steinheim Franz-Josef Wiechers (links) und Josef Hagedorn<br />
(rechts) von Bürgermeister Carsten Torke ausgezeichnet.<br />
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Zu seinem besonderen Steckenpferd<br />
wurde die Anzeigenakquise<br />
für das Vereinsheft des SV 21, eine<br />
Aufgabe, die Fingerspitzengefühl,<br />
aber auch Überzeugungskraft und<br />
Hartnäckigkeit verlangt hat. Sponsoren<br />
bescheinigen dem <strong>Steinheimer</strong><br />
Urgestein: „Er war hartnäckig, aber<br />
nie unangenehm“. Dieses Talent hat<br />
dazu beigetragen, dass zweimal im<br />
Jahr zur Vor- und zur Rückrunde,<br />
ein Vereinsheft erscheinen konnte,<br />
mit bis zu 190 Anzeigen pro Heft.<br />
„Treue zum Verein, Freude an der<br />
Gemeinschaft, ein ausgeprägtes Verantwortungsbewusstsein<br />
und eine<br />
ausgesprochen sportliche Fairness<br />
mit dem Anspruch „Der Bessere<br />
soll gewinnen“ hat Josef „Jüppi“<br />
Hagedorn Werte (vor)-gelebt,“ so<br />
der Bürgermeister während der Feier,<br />
die musikalisch von einem Flötenensemble<br />
der Musikschule unter der<br />
Leitung von Dagmar Brinkmann-<br />
Unger und Beatrice Groll, Carolin<br />
Winkler und Katharina Winkler<br />
eingerahmt wurde.<br />
das natürliche Hörerlebnis!<br />
Gerade eingetroffen: das neue ViO E 216<br />
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