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02_2018_news

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r<br />

e c h t & r a t<br />

ver.di <strong>news</strong> 2 · 17. Februar <strong>2018</strong>························································································································································<br />

auch das noch<br />

Wie lang hält sich<br />

die Tomatensuppe?<br />

(ku) Sehr lebenspraktisch<br />

hat das Landgericht<br />

Mannheim laut einer<br />

Meldung der Internetplattform<br />

www.kostenlo<br />

se-urteile.de entschieden,<br />

dass auf Dosensuppen<br />

der Hinweis nicht fehlen<br />

darf, wie nach der Öffnung<br />

des Gefäßes mit<br />

einem eventuell nicht<br />

verzehrten Rest umzugehen<br />

sei und wie lang er<br />

aufbewahrt werden darf.<br />

Gerade in Single-Haushalten<br />

sei nämlich damit<br />

zu rechnen, dass aufgrund<br />

der Menge des<br />

Doseninhaltes nicht immer<br />

alles auf einmal aufgegessen<br />

werde. Der beklagte<br />

Inhaber eines<br />

Onlineshops für US-amerikanische<br />

Lebensmittel<br />

hatte das Gegenteil behauptet.<br />

Zwar enthielt<br />

die Dose nur knapp 300<br />

Milliliter Tomatensuppe<br />

der Marke „Campell´s”,<br />

aber diese Grundmasse<br />

musste vor dem Verzehr<br />

mit Wasser oder Milch<br />

auf 600 Milliliter „verlängert“<br />

werden. Möglicherweise<br />

leuchte allen<br />

Verbraucher/innen ein,<br />

dass Suppenreste nicht<br />

so lang haltbar seien wie<br />

die Suppe in der ungeöffneten<br />

Dose. Ob sie<br />

aber in den Kühlschrank<br />

müssten und wie lange<br />

sie sich hielten, erschließe<br />

sich nicht ohne weiteres.<br />

Somit liege ein<br />

Verstoß gegen Artikel 9<br />

Absatz 1 g der Lebensmittelinformationsverordnung<br />

(LMIV) vor.<br />

Geklagt hatte der<br />

Bundesverband der<br />

Verbrauchzentralen.<br />

Aktenzeichen:<br />

23 O 73/16<br />

Tonmitschnitte absolut tabu<br />

personalgespräche – Heimliche Aufnahmen mit dem Smartphone: fristlose Entlassung<br />

aktuelles<br />

(bs/dgb-rs/hem) Nimmt ein Arbeitnehmerzueinem„Personalgespräch”<br />

sein Smartphone mit und zeichnet<br />

die Unterredung damit heimlich auf,<br />

so kann er – nach einem Urteil des<br />

Hessischen Landesarbeitsgerichts<br />

(LAG) – deshalb fristlos entlassen<br />

werden. Und das gilt sogar auch<br />

dann, wenn er bereits seit 25 Jahren<br />

demBetriebangehört,dieGeschäftsleitungerstMonatenachdemTermin<br />

vondemTonbandmitschnitterfahren<br />

und das Handy während des Gesprächs<br />

ganz offen auf dem Tisch<br />

gelegen hat.<br />

Mit der unbemerkten Aufzeichnung<br />

des Personalgesprächs hat<br />

der Kollege, so die Auffassung des<br />

LAG, im Sinne der Artikel 1 und 2<br />

des Grundgesetzes das allgemeine<br />

Persönlichkeitsrecht seiner Gesprächspartnerverletzt.DiesesRecht<br />

gewährleiste auch den Anspruch<br />

„auf Wahrung der Unbefangenheit<br />

des gesprochenen Worts”, nämlich<br />

selbst zu bestimmen, ob der Gesprächsverlauf<br />

komplett oder teilweise<br />

nur den Gesprächspartnern,<br />

einem bestimmten Personenkreis<br />

oder der Öffentlichkeit zugänglich<br />

sein sollen.<br />

Nicht selten lassen sich Beschäftigte<br />

dazu verleiten, Personalgespräche<br />

heimlich mitzuschneiden,<br />

weil sie sich unter Druck gesetzt sehen<br />

und schlimme Folgen fürchten,<br />

wenn die Unterredung von der ArbeitgeberseiteimNachhineinfalsch<br />

oder verkürzt dargestellt wird.<br />

strafrechtlich drohen bis zu<br />

drei jahre freiheitsentzug<br />

Till Bender vom DGB-Rechtsschutz,<br />

der auf der Website www.dgbrechtsschutz.de<br />

das geschilderte<br />

LAG-Urteil analysiert, äußert zwar<br />

VerständnisfürdieseAbwehrhaltung<br />

mancher Beschäftigter, zumal die<br />

Arbeitgeberseite in solchen Situationen<br />

oft in Überzahl vertreten sei.<br />

Der Gewerkschaftsjurist mahnt<br />

gleichwohl: „Verdeckte Tonmitschnitte<br />

sind ein absolutes Tabu.“<br />

Besser sei es, ein Mitglied des Betriebsrates<br />

zu dem Gespräch hinzu<br />

zubittenodereinenGewerkschaftsvertreter.<br />

Das heimliche Mitschneiden von<br />

Gesprächen–auchvonTelefonaten<br />

– hat im Extremfall übrigens nicht<br />

nur arbeitsrechtliche Folgen wie z.<br />

B. die fristlose Entlassung, sondern<br />

kann auch strafrechtlich verfolgt<br />

werden. Paragraf 201 des Strafgesetzbuchs<br />

(StGB) trägt die Überschrift<br />

„Verletzung der VertraulichkeitdesWortes“undbestimmtu.a.:<br />

„MitFreiheitsstrafebiszudreiJahren<br />

oder mit Geldstrafe wird bestraft,<br />

wer unbefugt das nichtöffentlich<br />

gesprochene Wort eines anderen<br />

auf einen Tonträger aufnimmt oder<br />

eine so hergestellte Aufnahme gebrauchtodereinemDrittenzugänglich<br />

macht.“ Auch der Versuch ist<br />

demnach strafbar.<br />

Aktenzeichen: 6 Sa 137/17<br />

buchtipp············································································································<br />

umzugzumpartner:gerichthebt<br />

sperrzeitauf–(dgb-rs)EineVerkäuferin,dieihrenJobkündigtund<br />

zuihremLebensgefährtenzieht,bekommtkeineSperrzeitbeimArbeitslosengeld.SohatdasLandessozialgerichtNiedersachsen-Bremen<br />

(LSG)entschieden,berichtetder<br />

DGB-Rechtsschutz(www.dgb-rechts<br />

schutz.de).DieArbeitsagenturhatte<br />

neuesdatenschutzrechtinder<br />

praxis–(lü)Am25.Mai<strong>2018</strong>tritt<br />

dieEU-Datenschutz-GrundverordnunginKraft,ausdemBundesdatenschutzgesetzwirdeindeutsches<br />

Anpassungsgesetz(BDSG-neu).Auf<br />

dasneueDatenschutzrechtsind<br />

vieleUnternehmenschlechtvorbereitet–undauchvieleBetriebs-und<br />

Personalräte.FürsiehatderArbeitsrechtlerWolfgangDäublermit<br />

derneuenAuflagevon„Gläserne<br />

Belegschaften”eineumfassende,<br />

systematischeHandreichungzuder<br />

Frageverfasst,welcheÄnderungen<br />

imBeschäftigtendatenschutzgelten<br />

undwiedieInteressenderKolleg/innendurchgesetztwerdenkönnen.<br />

GeklärtwerdendieFragenausder<br />

betrieblichenPraxisso,dassdas<br />

neueRechtauchfürNicht-Spezialistennachvollziehbarist.<br />

EineguteErgänzungalsHandlungshilfeistdieNeuauflagevon<br />

überwachungundarbeitnehmerdatenschutz.DieAutorenuntersuchendiewichtigstenPersonal-<br />

und Betriebsdatensysteme,<br />

Kommunikationsprogrammewie<br />

auchSocial-Media-Anwendungen<br />

imbetrieblichenUmfeldaufÜberwachungsrisikenundDatenschutzproblemeunderläutern,mitwelchen<br />

Regelungenmanihnenbegegnen<br />

urteil·······················································································<br />

sichbeiderEntscheidung,eine<br />

Sperrzeitzuverhängen,aufdie<br />

bishervomBundessozialgerichtvertreteneHaltungberufen,nachder<br />

einwichtigerGrundfürdieKündigungdesJobsbeimerstmaligenZusammenziehenunverheirateterPaarenurvorliege,wenneinVerlöbnis<br />

besteheundeinebaldigeEheschließungfolge.DasLSGhältdasnicht<br />

kann.Interessantundüberraschend<br />

sindaberauchdieMöglichkeiten,<br />

diescheinbarharmloseBürosoftwarewieMSOffice365bietet.<br />

wolfgangdäubler:gläsernebelegschaften–dashandbuchzum<br />

beschäftigtendatenschutz,7.,überarbeiteteundaktualisierteauflage,<br />

bund-verlag,frankfurt/m.,678seiten,59euro,isbn978-3766366207<br />

dirkhammann,karlschmitz,<br />

wolfgangapitzsch:überwachung<br />

undarbeitnehmerdatenschutz.<br />

handlungshilfefürbetriebsräte,<br />

3.auflage,bund-verlag,frankfurt/m.,<br />

142seiten,14,90euro,isbn:978-<br />

3766366610<br />

mehrfür„zeitgemäß“,sondernwar<br />

überzeugt,dassdiePartnerschaft<br />

imvorliegendenFallerkennbardurch<br />

Kontinuität,VerantwortungundFürsorgegeprägtsei.Esbestehedaher<br />

keinrechtlicherGrund,dieArbeitslosezubestrafen,weilsieihreArbeit<br />

aufgegebenhabe,ummitihrem<br />

Partnerzusammenzuziehen.<br />

Aktenzeichen:L7AL36/16

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