RheinSchau Herbst 2016

GESUNDHEIT & ERNÄHRUNG |
uerdingen
DER BAUERNLADEN
„Es ist zeitaufwendig,
aber es wird honoriert“
Angelika und Heribert Köffers führen gemeinsam den beliebten Bauernladen auf der Uerdinger Fußgängerzone. Dieser
eröffnete bereits vor zehn Jahren. Damit stieg das Ehepaar zur richtigen Zeit in den Bereich der Direktvermarktung ein.
Heribert Köffers mit frisch geernteten Erdbeeren
Es ist Freitagmorgen, 08.30h, als
wir uns treffen. Das Geschäft auf der
Niederstraße ist noch geschlossen, im
Ladeninneren herrscht jedoch bereits
reges Treiben. Lieferanten werden
begrüßt und bezahlt, Ware wird
angenommen und untergebracht.
Heribert Köffers und ein Teil seines
Teams sind bereits seit 06.30h damit
beschäftigt.
Seit über zwanzig Jahren arbeitet das
Ehepaar in dieser Branche. Zu der
Praxis gesellt sich eine kompetente
Theorie: Beide sind Diplom-Ingenieure
für Gartenbau. Sie ist im Bereich
der Endkunden tätig, er ist für die
Organisation und den Kontakt mit den
Anbietern zuständig. So funktioniert
Teamarbeit in optimaler Form. Köffers
sagt: „Ich bin der Motor und sie ist die
Seele.“
Während seiner langjährigen Arbeit im
Obstbaubetrieb war Köffers auch für
die Direktvermarktung zuständig. „Zum
Anfang der Neunzigerjahre begann
Foto: Tobias Ritter
dieser Trend“, erinnert sich Köffers.
Das hatte auch politische Gründe. „Die
Preise wurden immer mehr nach unten
gedrückt. Die Bauern halfen sich selbst
und brachten ihre Produkte direkt an
den Endkunden. So entstanden die
Bauernläden.“ 45 Jahre alt war Köffers,
als er hier einen Bauernladen eröffnete.
Heute, zehn Jahre später, hat sich das
Sortiment vervielfacht. Das Ehepaar
begrüßt zwischen 400 und 500
Kunden. Und das täglich.
JEDER BAUER HAT
SICH MITTLERWEILE
SPEZIALISIERT
An diesem sonnigen Freitagmorgen
fahren wir mit dem Lieferwagen in
Uerdingen los und besuchen drei Erzeuger.
Als erstes kaufen wir Beerenobst,
dann Paprika und Auberginen und bei
dem letzten Erzeuger Gurken und Salat.
Alle Anbieter liegen in nächster Nähe.
Begrüßt wird per Handschlag, bezahlt
in bar. Zwischendrin bleibt Platz für ein
paar warme Worte. Als erstes treffen
wir bei Obstgut Tackheide ein. Der Hof in
St. Tönis hat sich auf Beerenobst spezialisiert
und bedient das Klischee eines
Hofes am Niederrhein: Idyllisch, ländlich
und ein wenig romantisch. Danach geht
es zu Gemüsebau Knodt. Daraufhin geht
es nach Verberg, wo Köffers Gurken
und Salate kauft. Köffers zeigt mir die
Schnittstelle. "Der Salat wurde heute
geerntet, das sehen sie an der Schnittstelle“,
so Köffers.
Köffers scheint sichtlich zufrieden – nicht
nur mit der Ware. Auf dem Rückweg
sagt der Kaufmann: "Ich komme
morgens gerne zur Arbeit und trage
die Verantwortung für mein Handeln.
Als Angestellter ist man schnell für die
Misserfolge, aber nicht für die Erfolge
zuständig, als Selbstständiger ist das
anders." Zusätzlich motivieren lässt sich
Köffers von der Zufriedenheit seiner
Kunden. „Wir haben nie Beschwerden,
seltenst Reklamationen. Und das ist
nicht so einfach bei verderblicher Ware."
„Ich bin so lange in der Branche, ich
weiß, wer gut ist und wer nicht.“
Mittlerweile gibt es hier auf der
Verkaufsfläche nicht nur Obst und
Gemüse, sondern auch Fleisch, Soßen,
Gebäck, Wein und Obstbrände. Alle
Produkte kommen direkt von den
Erzeugern aus der Nähe.
Text: Nina Höhne
Bauernladen Uerdingen
Niederstrasse 51, 47829 Krefeld
www.bauernladen-uerdingen.de
AUSGABE HERBST 2016 | 39