E_1928_Zeitung_Nr.049
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2 AUTOMOBTL-REVUE<br />
solchen Anfragen gerecht werden zu können.<br />
Es wird versuchsweise ein aviatischer Auskünftsdienst<br />
den bis anhin äusschliesslich<br />
dem Autotourismus dienenden Stellen angegliedert,<br />
ohne dass freilich vorerst ein gesondertes<br />
Departement mit eigenem Personal<br />
eingerichtet würde. Das Ministerium für<br />
Flugwesen hat diese Bestrebungen begrüsst<br />
und seine weitgehende Unterstützung in Aussicht<br />
gestellt. Auch der königliche Aerodub<br />
wird die A. A. unterstützen, und es hat allen<br />
Anschein, als ob dieses Provisorium in absehbarer<br />
Zeit zu einer ständigen Einrichtung<br />
dieses amtomobälistischen Verbandes werden<br />
wird<br />
Bi.<br />
Jakob Schmid-Roost f<br />
Mit dem Tode von Herr J. Schmid-Roost, dem<br />
Seniorchef der Kugellagerwerke S.R.O.. Oerlikon-<br />
Zürich, ist eine der markantesten Gestalten der mit<br />
der Automobilindustrie zusammenhängenden schweizerischen<br />
Grossunternehmungen dahingegangen.<br />
Bas ausserordentliche zahlreiche Trauereeleite, das<br />
letzten Dienstag dem Verstorbenen die letzte Ehre<br />
erwies, war ein beredtes Zeugnis für die Wertschätzung<br />
dieses Mannes, der in seiner Branche<br />
Pionierarbeit geleistet hat und auf ein glänzendes<br />
Lebenswerk zurückblicken durfte.<br />
Der Verstorbene kam 1867 als Sohn bescheidener<br />
Leute in Horgen auf die Welt und verbrachte<br />
seine Jugendjahre in ärmlichen Verhältnissen. Bereits<br />
in der Primär- und Sekundärschule fiel der<br />
Junge seinen Lehrern durch sein aufgewecktes<br />
Wesen und seine ausgesprochene Begabung für<br />
technische Fragen auf, weshalb sie sich bei den<br />
Eltern für eine Weiterbildung des Sohnes verwendeten.<br />
Allein diese lebten in derart bescheidenen<br />
Verhältnissen, dass es für den Jungen galt, so<br />
rasch wie möglich sein Brot selbst zu verdienen. In<br />
der Maschinenfabrik Oerlikon machte er eine regelrechte<br />
Lehre als Dreher durch und war später noch<br />
auf dem Konstruktionsbureati als Zeichner tätig.<br />
Der strebsame Jüngling, der sich durch unermüdliches<br />
Selbststudium weitere theoretische Kenntnisse<br />
aneignete, war auch in der Praxis bestrebt, sein<br />
Wissen und seine Erfahrungen stets zu bereichern.<br />
Er nahm deshalb eine Stelle in der Reishaurschen<br />
Werkzeugmaschinenfahrik an. Bereits zu jener Zeit<br />
regte sich sein Erfindergeist und manche Aufgabe,<br />
die er sich damals schon stellte, vermochte er<br />
nach zäher Arbeit zu lösen. So bedient man sich<br />
heute noch eines von ihm entworfenen und nachher<br />
patentierten Expansions-Drehdornes. Nach<br />
seiner 1891 erfolgten Verehelichung dachte er immer<br />
mehr daran sich geschäftlich selbständig zu<br />
machen und eröffnete alsdann im Jahre 1894 ein<br />
kleineres Elektro-Installationsgeschäft. Anfänglich<br />
übernahm er die elektrischen Installationen in<br />
Neubauten, wandte sich dann aber dem seinem<br />
regen Geiste mehr entsprechenden Gebiet der Konstruktion<br />
elektrischer Zündapparate für Automobile<br />
zu.<br />
Er richtete zu diesem Zweck in der Bäckerstrasse,<br />
Zürich, eine Werkstatt ein, in welcher er<br />
mit Erfolg auf diesem neuen Arbeitszweig tätig<br />
war. Die zu gleicher Zeit einsetzende Entwicklung<br />
des Automobilbaues, die er mit grossem Weitblick<br />
vorausgesehen hatte, kam ihm dabei zu statten.<br />
Herr Schmid eignete sich bei dieser Beschäftigung<br />
gen, Violetr», fragte er mit gewinnendem<br />
Lächeln.<br />
«Nach Hause», erwiderte das Kind.<br />
«Und wo bist du zu Hause?»<br />
«Lmdleyhaussharrowbyhertfordshire», sagte<br />
Violet May in einem Atemzug, «und wir<br />
haben einen Hund und zwei Katzen und —-»<br />
«Lindley Haus, Sharrowby, Hertfordshire»,<br />
wiederholte Mike mit einem triumphierenden<br />
Blick auf Miss Kent.<br />
«Das wollen wir uns merken. Nun —»<br />
«Was ist denn da nicht in Ordnung?», hörte<br />
man eine klägliche Stimme. Die Unterbrechung<br />
kam von dem Mann in dem Automantel,<br />
der sich auf den Führersitz niedergelassen<br />
hatte und nun mit grosser Energie aber keinerlei<br />
Erfolg auf den Starter drückte. Seine<br />
vergeblichen Bemühungen einstellend, schob<br />
er die Autobrille auf die Stirn und blickte sich<br />
hilflos um. Man sah nun, dass er ein Mann<br />
von mitteren Jahren war mit einem sanften,<br />
angen und magern Gesicht, das etwas Schafartiges<br />
hatte, einem hängenden Schnurrbart<br />
und einem wenn auch nicht uneleganten Aussehen<br />
von Untüchtigkeit. Er blickte jetzt hoffnungsvoll<br />
auf Mr. Hicks.<br />
«Kennen Sie sich mit Autos aus?», fragte<br />
er.<br />
«Nein, Sir,» entgegnete der Wirt, «ich habe<br />
nie eines gehabt.»<br />
Der schafgesiditige Mann seufzte und<br />
schaute Mike an.<br />
«Vermutlich werden Sie —»<br />
«Was ist denn los?» fragte Mike kurz.<br />
(Fortsetzung folgt.)<br />
Ein<br />
zwetoe*<br />
Die nationalrätliche Bundesbahnkommission<br />
hat über die Frage der Rückvergütung<br />
der ausserordentüchen Lasten und Leistungen<br />
der Bundesbahnen in den Kriegs- und<br />
Nachkriegsjahren Stellung bezogen. Der Chef<br />
des Post- und Eisenbahndepartementes hat<br />
die Beschlüsse der Kommission dem Bundesrate<br />
bereits zur Kenntnis gebracht.<br />
Zweifellos haben die Bundesbahnen während<br />
der genannten Jahre ausserordentliche<br />
Leistungen vollbracht und grosse Opfer auf<br />
sich genommen. Dass die Rechnungsabschlüsse<br />
dieser Jahre dadurch sehr ungünstig<br />
beeinflusst wurden, ist klar. Nach dem<br />
Berichte der Generaldirektion betrug dieses<br />
«Opfer der S. B. B.» nicht weniger als 460<br />
Millionen Franken. Der Bericht weist darauf<br />
hin, dass in dieser Summe nur die wichtigsten<br />
ausserordentlichen Leistungen und<br />
Lasten enthalten sind, die den Bundesbahnen<br />
in den Kriegs- und Nachkriegsjahren in<br />
ihrer Eigenschaft als Staatsbahn aufgehalst<br />
worden seien. Die Summe detailliert sich<br />
folgendermassen:<br />
16 Millionen Franken entfallen auf Militärund<br />
Kriegstransporte, 30 Millionen auf An-<br />
(eidgenössischen Finanzsäckel ein derartiges<br />
Loch reissen müsste, das nicht mehr oder<br />
nur wieder unter schwersten Kosten des Volkes<br />
zu stopfen wäre. Wir sind nicht imstande,<br />
die Ziffern der S. B. B. auf ihre Richtigkeit<br />
zu prüfen. Dagegen steht für uns eines<br />
sicher, dass die Genehmigung dieses<br />
Projektes die Einführung einer allgemeinen<br />
direkten Bundessteuer unbedingt nach sich<br />
ziehen müsste. Wir möchten auf diese Folge<br />
mit allem Nachdruck hinweisen. Wir wissen<br />
wohl, dass es in unserm Lande Politiker<br />
gibt, die eine Bundessteuer wärmstens befürworten.<br />
Schon einmal ist sie allerdings vom<br />
Schweizervolke verworfen worden; sie<br />
müsste es auch ein zweites Mal werden, da<br />
unsere Volkswirtschaft vermehrte Steuern<br />
einfach nicht mehr zu ertragen vermag und<br />
wir diesbezüglich an der Grenze der Leistungsfähigkeit<br />
angelangt sind.<br />
Aus den Resolutionen der Kreiseisenbahnräte<br />
geht deutlich hervor, wie versucht werden<br />
soll, den freiem und billigem Güteraustausch<br />
auf die Höhe der Bahnfrachten zu<br />
bringen und damit eine wirkliche und dauernde<br />
Senkung des schweizerischen Lebenskostenindexes<br />
zum Schaden aller produzieschaffung<br />
von Güterwagen zur Sicherung der<br />
Landesversorgung, 52 Millionen Franken auf renden Schichten, zum Schaden der Industrie,<br />
sowohl als auch des Gewerbes und der<br />
Notstandsarbeiten, 40 Millionen auf die Einführung<br />
der elektrischen Traktion, 47 Millionen<br />
auf /Verluste infolge der Uebernahme unterbinden.<br />
Landwirtschaft bewusst oder unbewusst zu<br />
der Kohlengenossenschaft, 100 Millionen<br />
Franken auf Tarifmassnahmen aus politischen Die Diskussion über die Frage der Rückvergütung<br />
wird wohl mit aller Vehemenz<br />
Erwägungen (!), 32 Millionen Franken infolge<br />
Verzichtes auf Personalentlassung und einsetzen. Nur ein Weg führt aus der verworrenen<br />
Lage heraus. Es ist derjenige,<br />
141 Millionen Franken infolge Ausdehnung<br />
der Personalversicherung.<br />
der den Bundesbahnen die finanzielle Selb'<br />
In Anbetracht dieser hohen Summen ist es<br />
ständigkeit, sowie die kaufmännische Verwaltung<br />
sichert und sie jeglichem politischen<br />
leicht erklärlich, dass das eidgenössische Finanzdepartement<br />
diese Forderung der Rückvergütung<br />
mit mehr als gemischten Gefühlen Haben wir letzteres einmal erreicht, so wa-<br />
Einfluss entzieht.<br />
betrachtet und wie verlautet, hat es denn ren die S. B. B. wohl nicht mehr gezwungen,<br />
gegen das Automobil einen Vernich-<br />
auch bereits einen Gegenbericht ausgearbeitet,<br />
der eine Rückvergütung aus der Bundeskasse<br />
des entschiedensten ablehnt. Die Ar-<br />
durch andere und natürlichere Mittel und<br />
tungskampf zu führen, sondern sie könnten<br />
gumente des Finanzdepartementes sind uns Wege zur Sanierung ihrer Schulden und zu<br />
nicht bekannt. Hingegen glauben wir, auch vermehrter Prosperität gelangen. Eines ist<br />
in aller Anerkennung der geleisteten Dienste, Voraussetzung: Zuerst müssen unsere Bundesbahnen<br />
der politischen Fesseln entledigt<br />
darauf hinweisen zu dürfen, dass die S. B. B.<br />
vom Schweizervolke bereits schon einmal sein. Dazu braucht es allerdings die Mithilfe<br />
aufgekauft wurden und dass eine Rückvergütung<br />
von 460 Millionen Franken in denim eidgenössichen Parlamente.<br />
des Schweizervolkes, resp. seiner Vertreter<br />
K.<br />
gründliche Kenntnisse des Automobiibaues an, und<br />
die damalige UnvoMiständigkeit der verwendeten<br />
Kugellager gab ihm die Idee, sich auf die Fabrikation,<br />
dieses Artikels .zu werfen. Vorerst befasstfe<br />
er sich, mit der Herstellung des damals üblichen<br />
Kugellagers bei welchem die Lager in einem einfachen<br />
Laufband gefasst waren, fand dann aber<br />
eine ganz besondere Art die Lager zu füllen, die,<br />
obwohl patentiert später, verschiedentlich nachgeahmt<br />
wurde. Zu Beginn des neuen Jahrhunderts<br />
konnte er mit Hilfe eines Zureiters Industriellen in<br />
Oerlikon ein Wohnhaus samt Bureau und Werkstatt<br />
erbauen, das der Stammsitz der heute so umfangreichen<br />
Unternehmung wurde. Zahlreiche bedeutungsvolle<br />
Verbesserungen in der Konstruktion,<br />
sowohl als auch in der Behandlung der Rohmaterialien<br />
sind ihm zu verdanken und begründeten<br />
den Weltruf der S.R.O.-Kugellager. So waren die<br />
von ihm angewendeten Arbeitsmethoden für das<br />
Schmieden, Glühen und Härten der Lagerringe von<br />
grundlegender Bedeutung und bedingten die eminente<br />
Zuverlässigkeit und Tragfähigkeit seiner<br />
Fabrikate. Im Bestreben, die Arbeitsmethoden durch<br />
möglichste Trennung der verschiedenen Produktionsprozesse<br />
rationell zu gestallten, bemühte er<br />
sich auch die dazu notwendigen Spezialmaschinen<br />
selbst zu entwerfen. Die wichtigsten Hilfsmaschinen<br />
wurden auch nach seinen eigenen Plänen gebaut,<br />
und erwiesen sich als äusserst leistungsfähig und<br />
zweckentsprechend. Währenddem diese anfänglich<br />
auswärts erbaut wurden, gliederte der nimmermüde<br />
Unternehmer später seiner Fabrik eine eigene<br />
Maschinenbauabteilung an.<br />
Dem Verstorbenen blieben erbitterte Kämpfe gegen<br />
geschäftliche Widersacher nicht erspart und<br />
nur zähe Ausdauer, grosse Energie und Vertrauen<br />
zu seiner eigenen Sache halfen ihm dl die unzähligen<br />
Schwierigkeiten zu überwinden.<br />
Rechtzeitig bemühte er sich um die Erschliessung<br />
neuer, ausländischer Märkte und gründete zu diesem<br />
Zwecke u. a. ein Tochterunternehmen in Delle<br />
bei Beifort. Leider fiel die Eröffnung der nach dem<br />
Vorbilde der Oerlikoner Fabrik mustergültig eingerichteten<br />
Werke in das Jahr 1914, so dass infolge<br />
der einsetzenden Kriegswirren der Neubau bald<br />
seinem Schicksal überlassen werden müsste. Ungebeugt<br />
durch diesen schweren Schlag entsehloss sich<br />
Herr Schmid einige Jahre später zum Bau einer<br />
gleichen Fabrik in Annecy (Savoyen). deren Leitung<br />
seither in den Händen eines seiner beiden<br />
Söhne liegt. Beide Unternehmungen haben sieb in<br />
der Folgezeit derart emporgearbeitet, dass heute<br />
über 2000 Arbeiter und Angestellte in Oerlikon und<br />
Annecy ihr gutes Auskommen finden. Ein wohlorganisiertes<br />
Netz von Vertretungen im In- und<br />
Ausland mit einem Sta;b zuverlässiger Mitarbeiter<br />
waren dazu für die Anknüpfung neuer Geschäftsverbindungen<br />
und die Ausdehnung seines Absatzes<br />
erfolgreich bemüht.<br />
Dank seiner reichen Erfahrungen, die er in<br />
seinen eigenen Betrieben und auf ausgedehnten<br />
Auslandsreisen erwarb, war er für manche ein geschätzter<br />
und treuer Ratgeber. Sein gerader Sinn<br />
und seine aufrichtige Art haben ihm überall hohe<br />
Wertschätzung eingetragen. Er wurde deshalb auch<br />
in zahlreiche Behörden, Geschäftsleitungen und<br />
Vereinsvorstände berufen, für deren Interessewahrung<br />
er trotz einem vollgerüttelten Mass an Arbeit<br />
immer noch " freie Zeit fand. So war Herr<br />
Schmid langjähriges Verwaltuhgs- und Direktionsmitglied<br />
der Strassenbahn Oerlikon-Zürich, Mitglied<br />
des Gemeinderates Oerlikon. und während<br />
zwei Amtsperioden dessen Vizepräsident. Er bekundete<br />
stets ein lebhaftes Interesse für den Automobilismus<br />
und die damit zusammenhängenden<br />
BtttdULauft<br />
sportlichen Veranstaltungen und war während einiger<br />
Jahre auch im Vorstand des A.G.S., Sektion<br />
Zürich, tätig.<br />
N Seinem Personal war. er ein gestrenger und gerechter<br />
Vorgesetzter, dem das Wohlergehen seiner<br />
Untergebenen sehr am Herzen lag. Wenn er vom<br />
hintersten Mann ganze Arbeit forderte, so ging er<br />
auch mit leuchtendem Beispiel voran und scheute<br />
sich nie selbst Hand anzulegen und auszuhelfen,<br />
wo es nötig war. Beim Personal war der Verstorbene<br />
wegen seiner aufrichtigen und einfachen Art<br />
bekannt und beliebt.<br />
Ein langjähriges Leiden, dem der nimmermüde<br />
Mann viel zu wenig Beachtung schenkte und sich<br />
trotzdem nicht die nötige Ruhe und Ausspannung<br />
gönnte, unterminierte langsam seine Kräfte. Vor<br />
drei Wochen aber verschlimmerte sich sein Zustand<br />
so sehr, dass er endgültig aussetzen müsste<br />
und bettlägerig wurde. Fast bis zu seiner letzten<br />
Stunde, bis zu welcher ihn seine treue Gattin mit<br />
Aufopferung pflegte, blieb er ungebrochen im Geiste<br />
und besprach noch mit seinen Mitarbeitern die<br />
letzten Richtlinien für eine demnächst zur Fabrikation<br />
gelangende Neukonstruktion.<br />
Vergangenen Samstag verschied Herr Schmid-<br />
Roost im Alter von beinahe 61 Jahren, betrauert<br />
von unzähligen Freunden und Bekannten, in der<br />
Welt geachtet als Gründer und Helfer einer Firma<br />
von Ruf, welche das «Renomme» schweizerischer<br />
Qualitätsarbeit weit über die Grenzen unseres<br />
eigenen Landes hinaustrug. Die Erde sei ihm<br />
leicht! B.<br />
Die Basler Verkehrsliga<br />
hat am 5. Juli 1926 an den Regierungsrat<br />
des Kantons Baselstadt das Gesuch gerichtet,<br />
es sei in Abweichung von den gesetzlichen<br />
Vorschriften die<br />
Abgabe von Benzin und Oel für<br />
Motorfahrzeuge<br />
nach 7 Uhr abends und an den öffentlichen<br />
Ruhetagen freizugeben. Nach nicht ganz zwei<br />
Jahren hat nun diese Eingabe ihre Erledigung<br />
gefunden und zwar in zustimmendem<br />
Sinne, was der Regierungsrat in folgendem<br />
Schreiben der Verkehrsliga mitteilt:<br />
« Wir haben seinerzeit diese Angelegenheit<br />
durch den Besehluss vom 3. Mai 1921 betreffend<br />
Verkauf von Benzin und Oel für Motorfahrzeuge<br />
und deren Reparatur an öffentlichen<br />
Ruhetagen geregelt. Dieser Beschluss<br />
ist heute veraltet. Die Verhältnisse und Bedürfnisse<br />
des Automobilverkehrs haben sich<br />
inzwischen derart verändert, dass wir nicht<br />
anstehen, im Sinne Ihrer Eingabe eine Ausdehnung<br />
der vorerwähnten Ausnahmevorschrrften<br />
vorzunehmen, d. h. diese durch neue<br />
weitergehende Spedalbestimmungen zu ersetzen.<br />
»<br />
Wenn auch die Angelegenheit nicht die<br />
prompte Erledigung gefunden hat, wie sie<br />
bei den Bedürfnissen unserer Zeit wünschbar<br />
gewesen wäre, so darf man sich doch über<br />
das Resultat des von der Verkehrsliga seinerzeit<br />
beschlossenen Vorgehens freuen.<br />
Noch über eine andere erfreuliche Tatsache<br />
kann die Verkehrsliga berichten. Deren Sekretär<br />
erhielt kürzlich auf Grund einer mit<br />
Herrn Regierungsrat Dr. Niederhauser gepflogenen<br />
Unterredung die Mitteilung, dass<br />
der Entwurf des<br />
des neuen kantonalen Verkehrsgesetzes.<br />
in Bearbeitung sei und in allernächster Zeit<br />
der Verkehrsliga zur Behandlung überwiesen<br />
werde. Hoffentlich kann sich schon die<br />
nächste Vorstandssitzung und die immer<br />
noch ausstehende Generalversammlung mit<br />
der Angelegenheit befassen. ^ • 0<br />
Eine krasse Logik.<br />
In Nummer 22 des «Amtsblattes für den<br />
Kanton Schaffhausen» vom 1. Juni abhin ist<br />
folgende Weisung des Erziehungsrates an die<br />
Schulbehörden und an die Lehrerschaft des<br />
Kantons Schaffhausen zu lesen:<br />
Mit Schreiben vom 16. Mai <strong>1928</strong> ist die Generaldirektion<br />
der Schweizerischen Bundesbahnen<br />
im Namen der schweizerischen Bahnverwältungen.<br />
und Schiffahrtsgesellschaften an den Erziehungsrat<br />
gelangt mit dem Ersuchen, es seien<br />
die Schulbehörden anzuhalten, für die Schulfahrten<br />
in ausgiebigem Masse an Stelle von><br />
Automobilen die Eisenbahn und Dampfschiffe zu<br />
benützen.<br />
Der Erziehungsrat hat in seiner Sitzung vom<br />
23. Mai <strong>1928</strong> die Eingabe behandelt und beschlossen,<br />
sämtlichen Schulen im Kanton Schaffhausen<br />
die Ausführung von Schulreisen mit dem<br />
Automobil zu verbieten mit Rücksicht auf die<br />
grosse Gefahr, welche das Reisen mit dem Automobil<br />
mit sich bringt. Vom Verbot ausgenommen<br />
ist die Benützung der Postautomobile.<br />
Unterschrieben ist der Erlass vom Präsidenten<br />
Dr. Waldvogel und vom Sekretär<br />
G. Kummer. Wir glauben, dass sich ein<br />
weiterer Kommentar erübrigt. Der Erlass<br />
schiesst jedenfalls weit übers Ziel hinaus<br />
und kann mit seiner Begründung nicht überzeugen.<br />
K.<br />
Ein erfreuliches Ergebnis.<br />
Der Verwaltungsrat der Berner Alpenbahnen<br />
hat die Rechnungen pro 1927un seiner letzten<br />
Sitzung genehmigt. Die Betriebsrechnung<br />
schliesst recht erfreulich ab. Die Efainahmen<br />
belaufen sich auf Fr. 11,237*519 gegenüber<br />
Fr. 10,434,674 im Vorjahre. Die Ausgaben<br />
sind von Fr. 7,680,735 im Jahre 1926<br />
auf Fr. 7,670,020 gesunken. Demnach ergibt<br />
sich ein Einnahmenüberschuss von 3,567,498<br />
Franken gegenüber einem solchen von<br />
Fr. 2,753,938 im letzten Jahre. Der Schiffsbetrieb<br />
ergab einen Einnahmenübersichuss<br />
von Fr. 32,000 gegenüber rund Fr. 19,000 im<br />
Vorjahre. Die Einnahmen betrugen 781,997<br />
Franken (Fr. 752,185) und die Ausgaben<br />
Fr. 749,928 (Fr. 733,242). Beim Ergebnis des<br />
Bahnbetriebes ist der Personenverkehr mit<br />
37,3 Prozent, der Güterverkehr mit 50,9 Prozent<br />
beteiligt. Durch das erfreuliche Betriebsergebnis<br />
war die Bahn in der Lage,<br />
die Obligationen erster Hypothek pro erstem<br />
Halbjahr voll zu verzinsen, währenddem für<br />
das zweite Halbjahr die verfallenen Zinse<br />
nach Nachlassvertrag beglichen wurden.<br />
Das gute Ergebnis ist wohl in erster Linie<br />
der zielsichern Direktion und einer geschickten<br />
Propagandatätigkeit zuzuschreiben.<br />
Von der sogenannten Automobilkonkurrenz<br />
hat, wie das Ergebnis zeigt, die Berner Alpenbahn<br />
nichts zu spüren bekommen. Ein<br />
vermehrter Autotourismus wird im Gegenteil<br />
auf das Betriebsergebnis gerade- dieser Bahn<br />
günstig einwirken können. K.<br />
Sensartä<br />
f)?8 W 40<br />
Die Schreckensfahrt des<br />
Autobus<br />
Letzten Montag ereignete sich in Berlin<br />
ein seltsamer Verkehrsunfall. Ein Autobus<br />
der Aboag, der grossen Berliner Autobusgesellschaft,<br />
befuhr in scharfem Tempo die<br />
Potsdamerstrasse, als der Chauffeur des vollbesetzten<br />
Wagens zu seinem Entsetzen bemerkte,<br />
dass beide Bremsen versagten. In<br />
rasender Fahrt jagte der Autobus durch die<br />
starkbelebte Strasse. Der Kondukteur, den<br />
sein Kollege am Volant durch Klopfen g£gen<br />
die Scheiben alarmierte, sprang vom<br />
fahrenden Autobus und lief mit erhobenen<br />
Armen und dem Schreckensruf «Ausweichen!<br />
Ausweichen!» neben dem Wagen her.<br />
Die entgegenkommenden Fahrzeuge drückten<br />
sich an die Strassenseiten. Bald auf der<br />
rechten, bald auf der linken Seite fahrend,<br />
lenkte der beherzte Chauffeur den schweren<br />
Wagen durch den Verkehrsstrom der Autos<br />
und Strassenbahnen. Wie ein Wunder mutet<br />
es an, dass sich dabei kein Zusammenprall<br />
ereignete. Der Autobus, eines der ältesten<br />
im Dienst befindlichen Modelle, kam<br />
in der Ebene zum Stehen. Im Wagen selbst<br />
wurde eine Frau in der allgemeinen Panik<br />
verletzt. Chauffeur wie Kondukteur erhielten<br />
für ihre heldenhafte Haltung eine Belohnung.<br />
— Eine Untersuchung ist eingeleitet.<br />
Der alte Gustav in Berlin<br />
Wir haben seinerzeit vom Start des Altmeisters<br />
der Berliner Kutscherinnung, Gustav<br />
Hartmann aus Wannsee, nach der Lich-