E_1928_Zeitung_Nr.071
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N°n— was<br />
Die Frau schlüpfte in den Fond des Wagens,<br />
Sorglich packte der Amerikaner sie in<br />
Decken. Dann winkte er Tom. Der Wagen<br />
zog weiter durch die Nacht<br />
«Meine Ehe war nicht glücklich, Mister<br />
Fox, sonst hätte ich sie nicht gelöst. Seitdem<br />
stehe ich entwurzelt, lebte bei Bekannten,<br />
irrte, ohne Freunde zu haben, zu Freunden.<br />
Bis es mich aus der Stadt trieb. Ich wollte<br />
ein Erleben, wollte etwas Törichtes tun — ich<br />
wusste selbst nicht klar, was ich zu tun gedachte.<br />
Ich hielt die Autos an und bat, mich<br />
mitzunehmen. Irgendwohin. Irgendwo muss<br />
das Glück für mich neu erstehen. Kein Auto<br />
nahm mich mit Erst Sie. In die Welt mit<br />
ihren Wundern.»<br />
Dieser Uebergang zum Tragischen passte<br />
nicht in die Stimmung Mr. Fox\ Anfangs<br />
hatte ihn die kleine, kapriziöse Frau stark<br />
gefesselt. Aber seit sie ihr Leben vor ihm<br />
ausgekramt, da schwand sein Interesse.<br />
«Reden Sie wieder etwas Lustiges», fuhr<br />
er fast brutal in die Gedanken der Frau.<br />
Die Frau hob schwer den Kopf. Ihre Augen<br />
verloren sich in die Züge des Dollarmannes.<br />
Ein Flimmern ging über die Augen. Ein Gedanke<br />
lähmte die Frau für Sekunden. Dann<br />
sprach sie dreist, ganz obenhin:<br />
« Lustig wäre es, Ihre Frau zu werden, Mister<br />
Fox! »<br />
Tief sanken die buschigen Brauen über die<br />
'Augen Mr. Fox*. Er grübelte. Scheu schielte<br />
er in das offene Gesicht. Ein paar Augen<br />
lockten fröhlich. Aber gallig wehrte er sich:<br />
« Wieso ist es lustig, eine Frau Fox zu<br />
werden? Und es zu sein? Ist das auch lustig?<br />
»<br />
«Nein, das wäre gut!»<br />
Diese Antwort schlug alle Widerstände<br />
nieder. Mühelos triumphierte die Frau. Sie<br />
reichte eine schmale Hand zur Pranke des<br />
Dollarmannes.<br />
Mr. Fox lachte etwas. Das Tempo gefiel<br />
ihm.<br />
«Das wäre gut — für Sie Madame,!» spottete<br />
er.<br />
« Und für Sie, Mister Fox », klang es verheissungsvoll.<br />
Da kam schwer die Pranke. Die schmale<br />
Hand verschwand in ihr völlig. Mr. Fox sah<br />
es. Es beruhigte ihn ausserordentlich.<br />
Karl Lütge, \<br />
US DCM<br />
AUTOMOüiL-KbVUi:<br />
LESERKREIS<br />
Rücksichtslosigkeiten. In Nr. 69 der A.-ß. schildert<br />
ein Autobus-Chauffeur einen der bekannten<br />
Vorfälle, wonach ihm eine vorfahrende Limousine<br />
die Strasse gewaltsam durch rücksichtsloses Einhalten<br />
der Strassen-Mitte versperrte und durch dauernd<br />
langsames Fahren das Vorfahren verhinderte.<br />
Dutzendfach ist mir die nämliche Unart schon<br />
passiert, wobei ich betone, dass ich grundsätzlich<br />
anderen Autlern nur an ganz geeigneter Stelle,<br />
unter möglichster Rücksichtnahme auf den Betreffenden,<br />
vorfahre, falls ich durch bestimmte Verhältnisse<br />
absolut zum Vorfahren gezwungen bin. Häufig<br />
ist mir diese Verhinderung am Vorfahren durch<br />
Gesellschafts-Autos passiert, die vielfach nur ungern<br />
Platz machen, wobei man dann meist noch das<br />
Vergnügen hat, von einem Dutzend Insassen verhöhnt<br />
zu werden.<br />
In Fällen, wie der in Nr. 69 geschilderte, wobei<br />
die Nummer des rücksichtslos fahrenden Wagens<br />
notiert ist, ist es doch entschieden richtig, eine polizeiliche<br />
Anzeige zu machen, hauptsächlich wenn<br />
genügend Zeugen zur Verfügung stehen. Wir Autler<br />
werden von Behörden und Publikum oft schikaniert,<br />
so dass wir doppelt verpflichtet sind, uns gegenseitig<br />
anständig zu benehmen; jedenfalls soll ein<br />
Automobilist, der von einem anderen in rücksichtsloser<br />
Art und Weise behandelt oder gar, wie im<br />
geschilderten Falle, in schwere Gefahr gebracht<br />
wird, den gesetzlichen Weg zur Genugtuung nicht<br />
scheuen. Es gibt leider unter den Automobilisten<br />
manche, denen man nur auf diese Weise ihre Flegeleien<br />
abgewöhnen kann. P. Z.<br />
Oberiberg. Das Eingesandt: «Eine neue Klage»<br />
in Nr. 65 der A. R. veranlasst uns zur folgenden<br />
Rechtfertigung:<br />
Wer das Volk von Oberiberg kennt und je Gelegenheit<br />
gehabt hat, mit den Leuten dieses anmutigen<br />
Hochtales in nähere Beziehung zu treten,<br />
misst ihm Schlechtigkeiten, wie solche von dem unbekannten<br />
Schreiber in der Entrüstung darüber,<br />
dass ei bei einem folgenden Besuche der Opfer<br />
einer strengen Reglementerei geworden ist, angeworfen<br />
worden, nicht zu. Der Vorfall, wie ihn der<br />
Einsender darzustellen beliebt, muss auf den Fernstehenden<br />
einen ganz miserablen Eindruck machen,<br />
der geeignet ist, nicht nur die beiden Kurhäuser,<br />
sondern auch den immer mehr beliebten Kurort in<br />
Misskredit zu bringen. Wir sind es den verehrten<br />
Gästen, mögen sie zu iFuss oder per Wagen nach<br />
hier kommen schuldig, dass ihnen jede irgend mögliche<br />
Annehmlichkeit geboten wird. Den Vorwurf<br />
eine Auto-Feindlichkeit weisen wir des Entschiedenen<br />
zurück, dies um so mehr, weil gar nicht erwiesen<br />
ist, dass die Schädigung nicht auch anderswo<br />
hätte geschehen können. Sich auf lose Vermutungen<br />
stützen, dadurch zu Unrecht öffentliche<br />
Anschuldigungen erheben, das zeugt nicht gerade von<br />
einem vornehmen Gebahren.<br />
Der Verkehrsverein Oberiberg.<br />
Oh mein Heimatland! Man schreibt uns: DerAls Piste wurde eine 400 Meter lange Texistrecke der<br />
glückliche Eidgenosse, dem das Schicksal ein Auto Avenue de France gewählt, eine 12 m breite Asphalt-«<br />
in die Hände bzw. in die Garage gespielt hat, kann strasse. Die Aufgabe war nun folgende: die Teil-*<br />
zur schönen Ferienzeit dadurch seine freundeidgenössische<br />
Gefühle betätigen, dass er sein Vehikel in Zeit zurückzulegen und am Ziel mussten sie ihre<br />
nehmer hatten diese Strecke in der kürzestmöglichen<br />
die Urkantone lenkt. Da kann er angesichts der Vehikel über dem weissen Strich zum Stehen gebracht<br />
haben. Die letzten 25 m waren für den;<br />
historischen Stätten seine Phantasie austoben lassen,<br />
und stolz trägt er seine, von einem schweizerischen Bremsweg berechnet. An dem Rennen nahmen ca. :<br />
Kanton gegen gutes Geld ausgehändigte Polizeinummer<br />
vorn und hinten am Wagen. Diese soll den mobile teil. Das rassige, auch ohrenbetäubende Ge*<br />
20 Motorräder, wovon 4 mit Sidecar, und 4 Auto-><br />
zahlreichen ausländischen Autolenkern verkünden: knatter des offenen Auspuffes lockte eine Menge<br />
«Siehst Du, ich bin ein Schweizer, ein wirklicher von über 2000 Personen herbei, die sich auf doni<br />
Schweizer, dieses Land ist mein Heimatland und beidseitigen Baumalleen gespannt und laut diskutierend<br />
über das absperrende Seil neigte. Die Vor^<br />
ich darf darin ohne irgendwelche Einschränkung<br />
herumfahren. Du aber bist nur geduldet. Ich habe anstaltung war von idealem Rennwetter begünstigt<br />
mir das Recht, Schweizer zu heissen, nicht nur von und verlief, obwohl fabelhaft© Tempi herausgeholt<br />
meinen Vorfahren erworben; während vielen Hunderten<br />
von Diensttagen habe ich an der Grenze ge-<br />
der Motorräder und zugleich des Tages wurde auf<br />
wurden, ohne den geringsten Unfall. Die beste Zeit<br />
standen und habe dabei meine Pflichten als Schweizerbürger<br />
erfüllt.» Während ich solchen Gedanken<br />
einer Saroleamaschine gefahren, welche es auf eine<br />
nachhange, gibt es plötzlich einen Ruck, der mich<br />
Durchschnittsgeschwindigkeit von C5,5 km und<br />
unsanft daran erinnert, dass ich mich vor der Einfahrt<br />
nach Hergiswil befinde. Die ohnehin sehr ge-<br />
M. A. B.. Anvers.<br />
Höchstgeschwindigkeit von 86 km brachte.<br />
ringe Geschwindigkeit muss im Interesse der Wagenfedern<br />
auf das Fussgängertempo reduziert werden.<br />
Mitten im Dorf ist die Strasse aufgerissen und nur<br />
Im Zeitalter der Schreibmaschine<br />
mit äusserster Vorsicht kann man eine Panne verhüten.<br />
Gegen das Dorfende.zu werde ich auf eine gen, iind es ist wirklich bedauerlich, sagen eu müs-<br />
vergisst man nur zu oft, seine Handschrift zu pfle-*<br />
junge Dame aufmerksam, die mir mit der Geste sen, dass die Leute mit schöner Handschrift immer<br />
einer Stauffacherin energisch Halt gebietet. Sie ist seltener wenden, trotzdem man heute noch in den<br />
ausgerüstet mit Papier und Bleistift, notiert meine meisten Stellungen die Leute mit guter, leserlicher<br />
Wagennummer und verlangt von mir die übliche und sauberer Schrift den andern vorzieht. Sehr<br />
Strassentaxe von Fr. 3.—. Meine Hirtenknabenbegeisterung<br />
wird dadurch ganz wesentlich gedämpft len aus Schreibungen den Satz lesen:<br />
oft kann m