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E_1930_Zeitung_Nr.010

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Bern, Dienstag 4. Februar <strong>1930</strong> ^ „Automobil-Revue" No. 10<br />

Im heutigen<br />

„Autler-Feierabend":<br />

Seit«<br />

Um das Werden des Tonfilms 13<br />

Rückkehr zur Natur 13<br />

Vorfrühlingsnovelle 14<br />

Bunte Chronik aus aller Welt 14<br />

Seite der Frau 16<br />

Kosmetik einst und jetzt (Schluss) 16<br />

Bie vergessene Verlobte 16<br />

Tourensprechsaal 17<br />

Tourismus » 18<br />

Autlers-Kreuzworträtsel 18<br />

Um das Werden des<br />

Tonfilms<br />

Der schlechte Geschäftsgang der stummen<br />

Filme, der teilweise sogar an die Stagnation<br />

des Sommers 1929 herankommt, hat dazu<br />

geführt, dass mittlere und kleine Theaterbesitzer<br />

jetzt in Scharen nach den grossen<br />

Städten pilgern, um sich mit dem über Nacht<br />

dringend gewordenen Problem einer Tonfilmapparatur<br />

zu befassen.<br />

Die Preise.<br />

Es stehen zurzeit etwa fünf Apparaturen<br />

zur Auswahl, nämlich: Tobis (D.L.S.), Gaumont,<br />

Klangfilm, Kinoton, Western Electric.<br />

Die Preise bewegen sich um 13—15,000 Fr.<br />

herum, ohne Montage; die Apparate werden<br />

um diesen Preis in der Regel nur geliehen<br />

auf eine Anzahl von Jahren, nach deren Ablauf<br />

sie von den Firmen wieder eingezogen<br />

werden. Es muss dabei meist ein Viertel des<br />

Betrages angezahlt, der Rest in einem Jahre<br />

abgezahlt werden. Bei Tobis-D.L.S. muss<br />

man ausserdem dazu noch Aktien zeichnen.<br />

Höher liegen die Preise für Klangfilm, die<br />

sehr schwanken, und für Western Electric.<br />

Die meisten dieser Systeme gestatten die<br />

Vorführung sowohl von Lichtton- wie von<br />

Nadeltonfilmen. Das gilt von Klangfilm, Tobis,<br />

Gaumont; Western und Kinoton gestatten<br />

nur Nadelton.<br />

Nadel- und Lichtton.<br />

Nach den gemachten Erfahrungen hat Nadelton<br />

(Plattensystem) den Nachteil, dass,<br />

wenn die Nadel eine Rille überspringt, eine<br />

Korrektur erst nach Aktschluss möglich ist.<br />

Bei «Singing fool» mussten mehrmals solche<br />

Störungen viertelstundenlang in Kauf genommen<br />

werden, weil während des Aktes<br />

nichts zu machen war; so sang manchmal<br />

Der eiserne Wagen<br />

Kriminal-Roman von Sven Elvestad.<br />

Fortsetzung aus dorn Hauptblatt.<br />

«Wer ist da?»<br />

«Oeffnen Sie!» antwortete es.<br />

Es war der Detektiv. Ich drehte den Schlüssel<br />

um und riss die Tür sperrangelweit auf.<br />

Draussen im Zwielicht stand er. Er grüsste<br />

mich ironisch, wobei er den Hut bis tief auf<br />

den Boden zog, so dass seine blanke Glatze<br />

durch das Dunkel schimmerte.<br />

«Sie?» fragte ich erstaunt. «Kommen Sie<br />

noch so spät?»<br />

«Ja,» erwiderte er. «Es ist ein Uhr. Habe<br />

ich Sie erschreckt?»<br />

«Durchaus nicht.»<br />

«Ach, geben Sie es nur zu! Schliefen Sie<br />

schon?»<br />

«Nein.»<br />

«Warum haben Sie sich noch nicht zur<br />

Ruhe begeben?»<br />

Ich glaubte, er hielte mich zum Narren,<br />

und begann zornig zu werden, aber ohne<br />

meine Antwort abzuwarten, beeilte sich der<br />

Detektiv zu bemerken:<br />

«Ich hoffe, Sie entschuldigen mich, aber<br />

ich komme mit einem wichtigen Anliegen.»<br />

«Warum antworteten Sie nicht gleich, als<br />

ich Sie zum erstenmal fragte?»<br />

Asbjörn Krag lachte still und trocken. Ich<br />

konnte den Mann deutlich erkennen, und<br />

doch hörte es sich so an, als ob das Gelächter<br />

aus dem Zwielicht selbst käme.<br />

«Entschuldigen Sie,» sagte er wiederum,<br />

«ich machte ein Experiment. Ich dachte mir,<br />

dass Sie bange wären, und es belustigte<br />

mich, Sie nochmals rufen zu hören. So,<br />

dachte ich mir, so ruft ein Mensch, dem es<br />

graust.»<br />

AI Jolson immer noch, während im Bild bereits<br />

der Sonny Boy mit Mund und Händen<br />

sprach. Diese Störungsmöglichkeiten haben<br />

zur Folge, dass der Direktor den ganzen Tag<br />

beim Vorführer sitzen muss. Lichtton hat<br />

ebenfalls seine Tücken. Ohne erkennbare Ursache<br />

geht mitten in der Vorführung plötzlich<br />

ein Krachen oder Schnarren los, oder es<br />

meldet sich das gefürchtete Tack-Tack, das<br />

wie das hallende Ticken einer Kirchturmuhr<br />

sich brutal in den Gang der Maschine einschleicht.<br />

Der Leiter eines Theaters, das<br />

Lichtton vorführt, ist heute genau so aufgeregt,<br />

wie der für eine Nadeltonvorführung<br />

Verantwortliche. Seine Nervosität kann sich<br />

bis zu dem Grade steigern, dass er, wie die<br />

«Münchener Telegramm-<strong>Zeitung</strong>» ausplaudert,<br />

zu schwitzen beginnt, wenn er nur das<br />

unschuldige Klipp-Klapp des Treppensteigens<br />

oder das Gekrach eines Böllerschiessens im<br />

Film vernimmt.<br />

Rückkehr zur Natur<br />

In einem Artikel der römischen «Tribuna»<br />

wird der Gedanke ausgeführt, dass die moderne<br />

Zivilisation in einem Prozess der<br />

Selbstauflösung, Selbstüberwindung sich befinde<br />

und der Mensch mit ihr in einem ungeheuren<br />

Bogen zu der Primitivität des ursprünglichen<br />

Lebens zurückkehre, aber<br />

gleichsam auf einer höhern Ebene. So entspreche<br />

die moderne Wanderlust dem Wandern<br />

des Urmenschen, der moderne Sport<br />

sei die Reaktion auf biologischer Naturbasis<br />

gegen die Tatsache, dass der moderne<br />

Mensch sich selber darauf festgelegt habe,<br />

sein Leben auf wenigen Quadratmetern Zimmerfläche<br />

zuzubringen. In Ausführung dieser<br />

Gedanken, die übrigens nicht neu sind,<br />

wird dann des weitern gesagt, dieser verknöcherte,<br />

verholzte und ausgeräucherte<br />

Stadtmensch habe im Sport das Mittel gefunden,<br />

dem Sinn des aktiven Lebens wieder<br />

zu„gewinnen. Namentlich helfe, ihm hier der,<br />

Automobilismus, der zu der belebenden Wirkung<br />

der den Körper peitschenden bewegten<br />

Luft das Vergnügen hinzufüge, neue Orte<br />

und Dflnge zu sehen. «Dabei wird aber meist<br />

übersehen, dass das Auto, wenn auf grosse<br />

Schnelligkeit lanciert, schliesslieh durch die<br />

heftige Friktion der Luft zu einer elektrischen<br />

Maschine ,auf Reibung' wird, so dass diejenigen,<br />

welche sie über sich ergehen lassen,<br />

eine Induktion erfahren, die um so stärker<br />

«Da irren Sie sich,» antwortete ich und<br />

machte die Tür wieder halb zu. «Wie Sie<br />

sehen, bin ich im Begriff, zur Ruhe zu gehen.<br />

Ich möchte nicht gern gestört werden.»<br />

Aber der Detektiv steckte ohne weiteres<br />

seinen Spazierstock zwischen die Tür.<br />

«Kommen Sie mit,» sagte er, «warum<br />

wollen Sie mich jetzt gerade im Stiche<br />

lassen?»<br />

«Was gibt's denn? Ist etwas Besonderes<br />

geschehen?»<br />

«Jawohl.»<br />

Mir schien es, als ob Asbjörn Krag sehr<br />

ernst war, und ich entschloss mich, ihn jedenfalls<br />

zu begleiten. Ich setzte deshalb den<br />

Hut auf und öffnete darauf so leise wie<br />

möglich die Tischschublade, in der mein<br />

Revolver lag.<br />

«Aha,» hörte ich den Detektiv murmeln,<br />

«Sie bewaffnen sich.»<br />

«Eine alte Gewohnheit von meinen Reisen<br />

her,» erwiderte ich. «Da draussen geht<br />

ja so viel Merkwürdiges jetzt vor. Soll ich<br />

meinen Regenrock mitnehmen?»<br />

Der Detektiv sah zum Himmel auf.<br />

«Die Wolken ziehen,» sagte er, «wh 1 bekommen<br />

sic|^r keinen Regen mehr.»<br />

Dann gingen wir.<br />

Nach etwa hundert Schritten blieb Asbjörn<br />

Krag stehen und bemerkte:<br />

«Sie vergassen, die Lampe auszulöschen.»<br />

Er zeigte auf meine Hütte, die nun wirklich<br />

wie ein Leuchtturmwärterhaus in der<br />

dämmerigen Sommernacht dalag.<br />

«Ja,» sagte ich, «aber das tut nichts. Ich<br />

habe dann keine Umstände damit, sie anzuzünden,<br />

wenn ich zurückkomme. Hoffentlich<br />

dau-ert es nicht lange.»<br />

Der Detektiv antwortete mir nicht, aber<br />

nachdem wir höchstens hundert Schritte<br />

weitergegangen waren, fragte er:<br />

«Haben Sie mit Absicht vergessen, die<br />

Lampe auszulöschen?»<br />

Die Dachstube. Von Ezra Pound.<br />

Komm, lass uns jene bemitleiden, die besser dran sind<br />

Komm, mein Freund, und erinnere dich,<br />

dass die Reichen Lakaien haben, doch keine Freunde,<br />

und dass wir Freunde haben, doch keine Lakaien.<br />

Lass uns Verheiratete und Unverheiratete bedauern.<br />

Der Morgen kommt auf kleinen Fassen<br />

wie eine goldene Pawlowa,<br />

und ich bin meiner Sehnsucht nahe.<br />

Auch bietet das Leben nichts Besseres<br />

als diese Stunde klarer Kühle,<br />

die Stunde, in der wir zusammen wachen.<br />

ist, als die Gummireifen der Räder, die den<br />

Wagen vom Erdboden isolieren, verhindern,<br />

dass sich die Elektrizität im Boden ausbreitet.<br />

Das Individuum elektrisiert sich bis zu<br />

einer Trunkenheit, die von der des Alkohols,<br />

der Narkotika und Verwandten nicht verschieden<br />

ist und sehr derjenigen gleicht, welche<br />

die Vibrationen auf höchsten Bergen hervorrufen.<br />

Je schneller man fährt, um so mehr<br />

wächst diese Elektrifizierung; aber man ist<br />

nicht sicher, bis zu welchem Punkt der Fahrer<br />

die Ladung aushalten kann. Das hängt<br />

teils von seiner Geschicklichkeit ab, teils von<br />

seinen persönlichen Eignungen* die an verschiedenen<br />

Orten und Zeiten verschieden<br />

sein können.» Was wohl Wahres an dieser<br />

Meinung sein mag ? H.<br />

Sehvermögen und menschliche Denkfähigkeit.<br />

Die Entwicklung der menschlichen Denkfähigkeit<br />

begann von dem Moment an, in<br />

dem in einem primitiven und uns noch sehr<br />

«Ich verstehe Sie nicht.»<br />

Asbjörn Krag lachte wieder kurz und abgebrochen.<br />

«Ihr Häuschen liegt verlassen,» sagte er,<br />

«sehr verlassen — und gerade in dieser<br />

Nacht ist es sehr dunkel.»<br />

Um den Zornesausbruch zu beschwichtigen,<br />

der in mir aufzusteigen begann, nahm<br />

er mich gemütlich unter den Arm und<br />

brachte eine Menge Entschuldigungen vor,<br />

dass er mich gestört hätte.<br />

«Ja, warum haben Sie es eigentlich getan?»<br />

fragte ich ungeduldig.<br />

«Das will ich Ihnen sagen,» antwortete er.<br />

«In gewissen Augenblicken verlasse ich<br />

mich nicht auf meine eigenen Sinne. Ich habe<br />

heute nacht etwas gehört.»<br />

«Sie sind also wach gewesen?»<br />

«Ja, und nicht nur heute nacht; ich schlafe<br />

sehr wenig, lieber Freund.»<br />

«Was haben Sie gehört?»<br />

«Ich hörte den eisernen Wagen,» erwiderte<br />

der Detektiv.<br />

Er sprach das ohne jedes Pathos, so wie<br />

man etwa von einem Musikstück spricht,<br />

das man gehört hat, oder von einem Vogel.<br />

Wir gingen und gingen. Das Meer rauschte<br />

auf den Strand, so dass wir unsere eigenen<br />

Schritte nicht hören konnten.<br />

«Vielleicht glauben Sie mir nicht,» fuhr<br />

der Detektiv fort, «denn Sie antworten ja<br />

nichts.»<br />

«Doch, ich glaube Ihnen, aber was sollte ich<br />

wohl sagen?»<br />

Wir öffneten ein Gatter und kamen an einigen<br />

kleinen Häusern vorbei. Nirgends sah<br />

man Licht, alle Fenster waren dunkel. Ich<br />

hatte das Gefühl, als ob die Häuser leer<br />

und alle Menschen weit, weit fort wären.<br />

Viel sehen konnten wir nicht, der Weg, die<br />

Bäume und die Häuser tauchten aus dem<br />

Dunkel in dem Masse auf, wie wir vorwärtsschritten.<br />

Rings um uns her ragten im<br />

als wir.<br />

Aus dem Amerikanischen<br />

von Otto F. Babler.<br />

wenig ähnlichen Säugetier das Sehvermögen<br />

zum dominierenden Sinn wurde. Von diesem<br />

Moment an erwachte in unserem Vorfahren<br />

die Neugier. Er war imstande, die Vorgänge<br />

in seiner Umgebung zu verfolgen und sich<br />

nach ihnen zu richten. Das Sehvermögen gab<br />

ihm die Möglichkeit, handigreifliche Gegenstände<br />

zu behandeln und dabei die Hände zu<br />

kontrollieren. Damit wurde wiederum nicht<br />

nur die Arbeit der Hände verfeinert, sondern<br />

weiter auch der Tastsinn und Bewegungssinn<br />

auf eine höhere Stufe gebracht. Durch<br />

erfahrungsmässig erworbene Erkenntnisse<br />

über das Zusammenwirken von Gesichteten!,<br />

Gefühltem und Bewegtem entstand jni.Gehirn<br />

des Säugetiers langsam ein Bild seiner Umwelt.<br />

Die zunehmende Allgemeingeschicklichkeifi<br />

beeinflusste ihrerseits nicht nur die Hände,<br />

sondern auch den Gehirnmechanismus, der<br />

alle Bewegungen regelt. Das äusserte sich<br />

darin, dass die Augen in grösserem Bereich<br />

und genauer beweglich wurden und dass besonders<br />

ihre gegenseitige Einstellung fortan<br />

mit grösserer Feinheit erfolgte. Immerhin<br />

musste dazu zuerst die Schnauze zurückgebildet<br />

und das Gesicht so abgeflacht werden,<br />

dass die Augen auf ungefähr eine Ebene<br />

zu liegen kamen und ihr Gesichtsfeld sich<br />

überdecken konnte. Weiter war im Gehirn<br />

Kreise schwarze Zacken und Wipfel auf wie<br />

eine dunkle Mauer.<br />

«Wo gehen wir hin?» fragte ich.<br />

«Hinaus auf die Heide,» antwortete Asbjörn<br />

Krag.<br />

«Glauben Sie an den eisernen Wagen?*<br />

«Ich habe ihn gehört. Ich stand am offenen<br />

Fenster und hörte ihn ganz entfernt,<br />

wie Kettengerassel. Der Laut wurde von.<br />

den Windstössen zu mir herübergetragen,<br />

und nun will ich hinaus in die Heide, um zu<br />

sehen, was das eigentlich für ein Ding ist,<br />

das da draussen in der Nacht umherfährt.»<br />

Wir gingen in den Wald, der uns beklemmend<br />

von allen Seiten umschloss. Jetzt hörten<br />

wir keinen Laut mehr, denn das Rauschen<br />

des Meeres drang nicht bis hier herauf.<br />

Rascher schritten wir aus.<br />

«Glauben Sie nicht, dass es bald hell<br />

wird?» fragte ich.<br />

«In einer halben Stunde beginnt es za<br />

dämmern,» antwortete Krag.<br />

Aber doch war es schon fast so, als ob'<br />

wir in die Morgendämmerung kämen, als<br />

wir erst den Wald hinter uns hatten. Ich<br />

konnte die nächsten Baumstämme zählen<br />

und weithin über die Heide blicken, während<br />

vorher die Finsternis mein Auge<br />

hemmte. Rechts von uns erhoben die Berge<br />

ihre ruhigen Gipfel zum dunklen Nachthimmel.<br />

Am Fusse des Berges lag> die Sandgräberhütte<br />

mit ihrem breiten, vorspringenden<br />

Dache, das an einen Augenschirm erinnerte.<br />

«Sehen Sie die graue Hütte?» fragte der<br />

Detektiv. «Es ist gerade, als ob sie lebt und<br />

uns anstarrt.»<br />

Ich setzte unwillkürlich und ohne jede<br />

Absicht hinzu:<br />

«Jawohl, aber jetzt ist die Leiche fortgebracht.»<br />

Wie blieben stehen und lauschten.<br />

(Fortsetzime titlet.)

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