E_1933_Zeitung_Nr.059
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No 59 - <strong>1933</strong><br />
Sportnachrichten<br />
„Campionissimo Nuvolari"<br />
Nach dem Grossen Preis von Belgien.<br />
Die Organisatoren des Grossen Preises<br />
Von Belgien, des 2. internationalen Grand<br />
Prix dieses Jahres, hatten mehr Glück als<br />
die des Grossen Preises von Frankreich.<br />
Wohl sagte, wie in Montlhery, Bugatti in<br />
Spa erneut im letzten Moment den Start des<br />
2800-ccm-Modells ab, dafür konnten die Veranstalter<br />
aber die neue Sensation des Startes<br />
von Nuvolari auf einem Maserati-Monoposto<br />
ankündigen. Die internationale Rennfahrer-Elite<br />
war am Sonntag in Spa fast<br />
vollzählig vertreten, die Ausfälle trafen aber<br />
nicht mehr wie in Montlhery lediglich die<br />
besten Konkurrenten, so dass das Rennen in<br />
Wirklichkeit von den bewährtesten Piloten<br />
zu Ende gekämpft werden konnte. Auch das<br />
Wetter tat sein Uebriges dazu, um dem<br />
Grossen Preis von Belgien einen bedeutenden<br />
Erfolg zu sichern.<br />
Der Held des Grosskamnfes von Spa war<br />
am Sonntag Tazio Nuvolari. Der 43jährige<br />
Italiener, der letztes Jahr eine beispiellose<br />
Serie von Siegen erstritt, vermag auch in<br />
dieser Saison, trotzdem ihm die starke<br />
Waffe des Alfa Romeo-Monoposto njcht<br />
mehr zur Verfügung steht, den Ruf als bester<br />
Fahrer Europas aufrecht zu erhalten.<br />
Was Nuvolari am letzten Sonntag leistete,<br />
war ein Meisterstück sondergleichen, das<br />
nicht nur in Belgien und Italien, sondern<br />
auch in allen andern Ländern Erstaunen und<br />
Bewunderung erregt hat. Seit Beginn dieses<br />
Jahres sind auf den grossen internationalen<br />
Pisten die neuen 2800-ccm-Maserati-<br />
Monoposto anzutreffen. Bekannte Fahrer<br />
versuchten sich damit, ohne grossen Erfolg<br />
zu haben. Campari war der erste, der nach<br />
dem Ausfall zahlreicher Konkurrenten in<br />
Montlhery den Monoposto zum Siege führte.<br />
T m grossen und ganzen sprachen die Piloten<br />
•icht mit besonderer Begeisterung von dieser<br />
schwer zu handhabenden Maschine, deren<br />
schlechte Strassenhaltung sich bei jedem<br />
Rennen neu zeigte. Und nun versuchte dieser<br />
Nuvolari erstmals die Maschine, erkannte<br />
mit dem geübten Blick des langjährigen<br />
Fahrers und sichern Technikers die<br />
wichtigsten Mängel, Hess diese sofort beheben<br />
und führte darauf die Maschine in grandiosem<br />
Stil zum Sieg. Nicht nur der Fahrer,<br />
sondern vor allem der Techniker Nuvolari,<br />
hat beim Grossen Preis von Belgien einen<br />
Erfolg errungen, der in der Geschichte des<br />
Automobilsportes kaum seinesgleichen hat.<br />
Noch wenige Tage vor dem Rennen waren<br />
auch die nächsten Freunde des Italieners<br />
davon überzeugt, dass dieser wie gewohnt<br />
mit dem 2600-ccm-Alfa Romeo der Scuderia<br />
Ferrari in den Kampf gehen werde. Nach<br />
einigen Proberunden mit dem Maserati-Monoposto,<br />
die Nuvolari die ganze Unstabilität<br />
des Wagens, gleichzeitig aber auch dessen<br />
ausserordentliche Stärke offenbart hatten,<br />
entschloss sich der Italiener, das Rennen<br />
trotz allem mit dem Maserati-Wagen zu<br />
versuchen. In den Werkstätten der. belgischen<br />
Autofabrik Imperia wurde der Monoposto<br />
innert 24 Stunden nach eigenen Entwürfen<br />
Nuvolaris verbessert. Das Chassis<br />
wurde mit Querstreben verstärkt und der<br />
unbequeme Schalthebel abgeändert. Am<br />
Samstagmorgen versuchte der Italiener den<br />
verbesserten Wagen und konnte zu seiner<br />
Freude und zum Erstaunen der andern Fahrer<br />
konstatieren, dass der Maserati gewaltig<br />
an sicherer Strassenhaltung gewonnen hatte.<br />
Damit stand der Start Nuvolaris auf dem<br />
Monoposto der Gebrüder Maserati fest.<br />
Das Rennen wurde zu einem einzigen<br />
Triumph sowohl für Nuvolari wie für den<br />
neuen Wagen, der in den Händen des Mantuaners<br />
seine gewaltige Leistungsfähigkeit<br />
gezeigt hat und in dieser Saison noch allerhand<br />
leisten dürfte. Nuvolari war beim<br />
Start in der hintersten Reihe. Schon nach<br />
einer Runde hatte er alle seine gefährlichen<br />
Gegner Borzacchini (Alfa Romeo), Chiron<br />
(Alfa Romeo). Varzi (Bugatti) und Dreyfus<br />
(Bugatti) überholt und klar distanziert. Nur<br />
in den ersten 10 Runden holte er das Letzte<br />
aus seiner Maschine, gegen den Schluss zu<br />
wurde sein Rennen fast zu einer Spazierfahrt,<br />
wenn man bei einer Geschwindigkeit<br />
von 140 km/St, diesen Ausdruck noch gebrauchen<br />
darf. Beinahe während des ganzen<br />
Rennens lag der Italiener ungehindert<br />
an der Spitze, nur der Halt nach 300 km, bei<br />
dem Nuvolari Brennstoff aufnahm und die<br />
Pneus wechselte, warf ihn auf den 4. Platz<br />
zurück. Er benötigte bloss drei Runden dazu,<br />
um vom 4. wieder auf den 1. Platz vorzurücken.<br />
Von da an gab er bis zum Schlüsse<br />
die Spitze nicht mehr ab. Er errang den<br />
Sieg viel leichter, als der Schlussabstand<br />
von 3 Minuten zwischen ihm und dem Zweiten,<br />
Varzi, etwa vermuten Hesse. Nicht<br />
mit Unrecht wird in einer grossen franz.<br />
Tageszeitung gefragt, ob man es bei Nuvolari<br />
nicht eigentlich mit einem besondern<br />
Phänomen zu tun habe. Die Tatsache, dass<br />
das Stundenmittel des Maserati-Fahrers, das<br />
er während des ganzen Rennens aufstellte,<br />
um 2 km höher ist, als der alte Rundenrekord<br />
von Chiron aus dem Jahre 1931, ist<br />
gleichermassen ein Beweis für die fortschreitende<br />
Vervollkommnung im Rennwagenbau<br />
wie für die Fähigkeiten Nuvolaris<br />
Die besten Fahrer neben Nuvolari waren<br />
in Spa Varzi und Borzacchini. Chiron hielt<br />
sich sehr gut, auch wenn man das Gefühl<br />
nicht los wurde, dass ihn die Sorge um seine<br />
Maschine zu sehr beanspruchte. Varzi sollte<br />
in Spa mit dem neuen 2800-ccm-Modell<br />
Wie der Karikaturist Nuvolari sieht.<br />
der Molsheimer Firma antreten, das bereits<br />
der neuen Rennformel der nächsten Saison<br />
angepasst ist. Beim Training versuchte er<br />
sich auch mit der neuen Maschine, musste<br />
aber bald feststellen, dass die Strassenhaltung<br />
des Wagens noch ungenügend ist und<br />
die Bremsen mangelhaft funktionieren. Bugattis<br />
Rennchef Constantini zog darauf die<br />
einzig richtige Konsequenz und sagte den<br />
Start des Wagens ab. Sein definitiver Start<br />
ist nun auf den 10. September in Monza vorgesehen.<br />
Ueber den neuen Bugatti, von dem wir in<br />
Nr. 57 einige Merkmale melden konnten<br />
sickern nach und nach weitere Konstruk-<br />
Wiederein neuer<br />
Stromlinien-<br />
Renner!<br />
Harry Hartz, der international<br />
bekannte<br />
amerikanische Rennfahrer,<br />
wird mit diesem<br />
eigenartig gebauten<br />
Wagen mehrere<br />
Rennen in Kalifornien<br />
bestehen. Er gedenkt<br />
mit diesem neuen<br />
Stromlinien-Typ auch<br />
verschiedene Rekorde<br />
zu verbessern.<br />
tionsdetails durch. Die Leistung des durch<br />
zwei Nockenwellen obengesteuerten Achtzylindermotors<br />
in V-Form soll bei einem<br />
Zylinderinhalt von rund 2,8 Liter 230 PS<br />
betragen. Geschwindigkeiten bis zu 250 km<br />
werden dem neuen Rennwagen keine ausserordentliche<br />
Mühe bereiten. Die Längsträger<br />
des Rahmens sind tief gelagert und weisen<br />
eine Abkröpfung unter der Hinterachse auf,<br />
was auch eine Tieferverlegung der Kardanwelle<br />
ermöglichte. Der Wagen zeichnet sich<br />
durch sehr günstige Schwerpunktverhältnisse<br />
aus, obschon eine Bodenfreiheit von<br />
25 cm. gewahrt wurde. Der Rennchef der<br />
Molsheimer Werke, Meo Constantini, liess<br />
auch durchblicken, dass die Bremsen des<br />
2,8-Liter-Bugatti gemäss einer durchaus<br />
neuen Konzeption erstellt sind, hielt aber<br />
mit der Bekanntgabe weiterer Einzelheiten<br />
zurück.<br />
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Die «Twi Bugatti-Fahrer Varzi. Drayfus<br />
und Wiltems traten somit am Sonntag alle<br />
mit den bekannten 2300-ccm-Modellen an.<br />
Für dio Molsheimer Werke wurde das Rennen<br />
auch so zu einem Ehrentag, denn unter<br />
den sieben Fahrern, die das Rennen beendeten<br />
— 12 traten zum Starte an — befand<br />
sich die ganze offizielle Bugatti-Mannschaft.<br />
Varzi ging als Zweiter, Dreyfus mit knapper<br />
Distanz als Dritter und Williams als Sechster<br />
ein, trotzdem gerade dieser letzte in der<br />
ersten und zweiten Runde wegen Kerzendefektes<br />
stark zurückgefallen war. Schliesslich<br />
kam auch noch der Bugatti-Einzelfahrer<br />
Lehoux, der während des halben Rennens<br />
mit Defekt am dritten Gang gefahren war,<br />
an die vierte Stelle.<br />
Weniger Glück hatte in Spa diesmal Alfa<br />
Romeo, das sich mit dem fünften Platz Sienas<br />
und. dem siebenten von Sommer begnügen<br />
musste. Die beiden stärksten Repräsentanten<br />
der Mailänder Marke. Chiron und<br />
Borzacchini, setzten sich wohl stark zur<br />
Wehr, besonders der Italiener hinterliess<br />
einen blendenden Eindruck, aber Defekte<br />
warfen sie aus aussichtsreicher Position.<br />
Chiron, der übrigens längere Zeit mit Varzi<br />
Rad an Rad einen selten spannenden Kampf<br />
ausgefochten hatte, verzeichnete Bruch des<br />
Differentials und Borzacchini fiel wegen geschmolzener<br />
Pleuelstange aus dem Rennen.<br />
Nicht vom Glück begünstigt war ferner<br />
Sommer auf Alfa Romeo, der Störungen an<br />
der Brennstoffzufuhr hatte, indessen doch<br />
noch Siebenter wurde, Moll auf Alfa Romeo,<br />
der wegen Kupplungsdefekt aulgab, und Zehender<br />
auf Maserati-Monoposto wegen Defekt<br />
in der Kraftübertragung.<br />
Nichts auszurichten hatte in Sipa der Gen»<br />
fer Markiewicz auf Alfa Romeo, der das<br />
Pech hatte, als junger, unerorobter Rundstreckenfahrer<br />
ausgerechnet auf die internationale<br />
Elite zu stossen. Er lag von Anfang<br />
an in aussichtsloser Position und beendete<br />
sein Rennen durch einen gJücklicherweto»<br />
harmlos verlaufenen Sturz in einer Kurv«.<br />
Die ausländische Sportpresse anerkennt seinen<br />
guten Willen und seine Ausdauer, und:<br />
findet es sehr begreiflich, dass dieser Neuling<br />
gegen das Feld der besten europäischen<br />
Fahrer nichts ausrichten konnte.<br />
Es mag nicht ohne Interesse sein, die'<br />
schnellsten Rundendurchschnitte jedes Fahrers<br />
auf dieser ebenso interessanten wie<br />
schweren Rundstrecke zu erfahren:<br />
Nuvolari: 6 Min. 1 Sek. (neuer absoluter Rundenrekord,<br />
Durchschnitt 149 km/St., alter Rekord<br />
von Chiron: 6 Min. 19 Sek.).<br />
Borzacchini: 6 Min. 3 Sek.<br />
Dreyfus: 6 Min. 4 Sek.<br />
Varzi: 6 Min. 6 Sek.<br />
Chiron: 6 Min. 7 Sek.<br />
Siena und Lehoux: 6 Min. 12 Sek.<br />
Williams und Moll: 6 Min. 15 Sek.<br />
Zehender: 6 Min. 20 Sek.<br />
Sommer: 6 Min. 37 Sek.<br />
Markiewicz: 7 Min. 25 Sek.<br />
Internationaler<br />
Sportkalender <strong>1933</strong>.<br />
Juli.<br />
16. Rundstreckenrennen von Dleppe<br />
16. Freiburger Bergrekord<br />
30. Rundstreckenrennen von Lothringen<br />
30. Rundstreckenrennen von Montenero (Italien)<br />
August.<br />
31. Juli bis 4. August: V. internationale Alpenfahrt<br />
4.—5. Grosser Preis von Irland<br />
6. Rundstreckenrennen von Nizza<br />
7. Rennen in Brooklands<br />
12.—13. Grosser Preis de la Baule<br />
15. Coppa Acerbo<br />
19. Rennen in England<br />
20. Grosser Preis von Cammlnnes<br />
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