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E_1933_Zeitung_Nr.106

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6 AUTOMOBIL-REVUE <strong>1933</strong> - N° 106<br />

düng von splitterfreiem Glas nicht nur die<br />

Insassen, sondern auch Drittpersonen vor<br />

Schnittwunden geschützt sind. Von grosser<br />

Bedeutung für die Verkehrssicherheit ist vor<br />

allem, dass der Führer einen möglichst unbehinderten<br />

Ausblick hat. Der Karosseriekonstrukteur<br />

bemüht sich heute, nach Möglichkeit<br />

diese Forderung zu erfüllen. Viele<br />

noch im Gebrauch stehende Wagen vermögen<br />

allerdings diesem Verlangen nach genügender<br />

Uebersicht noch nicht gerecht zu werden,<br />

indem die vorderen Seitenpfosten viel<br />

zu massiv ausgeführt sind, was im besonderen<br />

beim Kurvenfahren behinderlich ist.<br />

Aus den nämlichen Gründen ist der Einbau<br />

doppelter Scheibenwischer zu empfehlen.<br />

Aus Vorstehendem ist ersichtlich, dass seitens<br />

des Automobilbauers nichts unterlassen<br />

wird, um die Fahr- und Verkehrssicherheit<br />

zu erhöhen. Die zukünftige Entwicklung<br />

dürfte dahin tendieren, die Handhabung der<br />

Pedale, Bremsen, Schaltung, Richtungsanzeiger<br />

und des Lenkrades auch weiter zu vereinfachen.<br />

All diese Bemühungen werden sich aber<br />

dann erst vollkommen auswirken können,<br />

wenn die Gesamtheit der am Strassenverkehr<br />

interessierten Kreise auf die Motorisierung<br />

der Strasse Rücksicht nimmt. Die Strasse<br />

gehört allen und dient in erster Linie dem<br />

Verkehr und nicht dem Rowdytum, den<br />

Schwatzbasen und den vielen undisziplinierten<br />

Veloakrobaten. Diesen Grundsatz gilt es<br />

unter allen Umständen rechtlich zu schützen,<br />

und zwar in dem Sinne, dass derjenige,<br />

welcher den Verkehr leichtsinnig hindert oder<br />

böswillig gefährdet, durch autoritative Mittel<br />

zur Achtung vor dem Strassenverkehr erzogen<br />

wird. Ohne äusserste Verkehrsdisziplin<br />

aller Strassenbenützer wird niemals ein<br />

geordneter Verkehr möglich sein. Wy.<br />

nen Fremden war es ja auch nicht leicht, sich<br />

in die Arbeit hineinzufinden. Er zeigte sich<br />

sehr eifrig — wiederholt hatte er seinem<br />

Chef Persönlichkeiten namhaft gemacht, de-<br />

Die A.R.<br />

Im Dienste der Wohltätigkeit.<br />

Die grosse Mehrzahl unserer Leser wird<br />

sich noch an die durch unser Blatt im Jahre<br />

1930 durchgeführte Sammlung zugunsten<br />

der Hinterbliebenen des an der Talstrasse in<br />

Zürich von einem Autostrolch meuchlings<br />

erschossenen A. Müller von Luzern erinnern.<br />

Dank der grossen Gebefreudigkeit und der<br />

spontanen Hilfsbereitschaft unserer Leser<br />

konnte die Sammlung mit dem überaus erfreulichen<br />

Betrag von 14,318 Franken abschliessen,<br />

welche der Amtsvormundschaft<br />

der Einwohnergemeinde Solothurn, wo sich<br />

die Witwe mit ihren drei minderjährigen<br />

Kindern niedergelassen hatte, überwiesen<br />

wurde. Wir versprachen damals unsern Lesern,<br />

sie regelmässig über den Stand die*<br />

ser Vermögensverwaltung und die Verwendung<br />

der ihr entnommenen Mittel zu orientieren.<br />

Dieser Tage erhielten wir vom städtischen<br />

Amtsvormund Solothurn die Abrechnung<br />

für das Jahr 1932/33. Da die Mutter der<br />

drei Kinder, die ihren Vater auf so tragische<br />

Weise verloren haben, einerseits von<br />

der SUVA eine Rente bezieht und anderseits<br />

sich durch eigener Hände Arbeit ein<br />

bescheidenes, aber doch regelmässiges Auskommen<br />

schaffen konnte, musste erfreulicherweise<br />

der Hilfsfonds bisher nur in geringem<br />

Masse in Anspruch genommen werden.<br />

Es wurden bisher nur wenige hundert<br />

Franken als Beitrag an die Steuern und zur<br />

teilweisen Kostendeckung von Ferienaufenthalten<br />

der Kinder, welche teilweise von etwas<br />

schwacher Konstitution sind, ausgegeben.<br />

Immerhin erreichten diese Zuwendungen<br />

bei weitem nicht den Zinsertrag, so dass<br />

die Abrechnung auf 31. Dezember <strong>1933</strong> mit einem<br />

Vermögen von 15,500 Fr. abschliessen<br />

kann. Zu diesem erfreulichen Ergebnis hat<br />

auch der Umstand beigetragen, dass die<br />

Vermögensverwaltung von der Amtsvormundschaft<br />

Solothurn kostenlos durchgeführt<br />

wird. Die Kinder, welche im Alter<br />

zwischen 10 und 14 Jahren stehen, sind alle<br />

noch schulpflichtig. Nach Austritt aus der<br />

Schule werden ihnen die Mittel aus dem<br />

Fonds gestatten, eine solide Berufslehre zu<br />

absolvieren, was kaum möglich wäre, wenn<br />

die Familie einzig auf die Einkünfte der Frau<br />

angewiesen wäre. Ueber den weiteren Werdegang<br />

der Halbwaisen werden wir im gegebenen<br />

Zeitpunkte gerne berichten.<br />

Wie erinnerlich hat sich vor wenigen Wochen<br />

ein ähnliches gemeines Verbrechen auf<br />

einen arbeitsamen und geachteten Taxichauffeur<br />

von Zug ereignet. Der auf diese Weise<br />

ums Leben gekommene W. Kessler hinterlässt<br />

eine Frau und einen sechsjährigen Jungen.<br />

Wir haben bereits eine Anzahl Zuschriften<br />

von mitfühlenden Lesern erhalten, welche<br />

sich bei uns erkundigten, ob wir nicht<br />

auch für diese Familie eine Sammlung ähnlich<br />

derjenigen vom Jahre 1930 durchführen<br />

möchten. Unsere an Ort und Stelle gemachten<br />

Erhebungen ergaben, dass die auf so tragische<br />

Weise um.ihren Ernährer gekommene<br />

Familie deshalb nicht aller Mittel entblösst<br />

sein wird, indem sowohl die Witwe als das<br />

Kind bis zum 16. Lebensjahr von der Suva<br />

ine Monatsrente erhalten werden, die sich<br />

immerhin entsprechend dem Einkommen des<br />

Verstorbenen in bescheidenen Grenzen bewegt.<br />

In der Schwebe ist noch die Erledigung<br />

einer kleineren Lebensversicherung.<br />

Wir möchten daher erst die genaue Abklärung<br />

der künftigen Vermögens- und Einkommensverhältnisse<br />

der Hinterbliebenen abwarten,<br />

bevor wir zu einer neuen Hilfsaktion<br />

übergehen. Dagegen sind wir gerne bereit,<br />

Zuwendungen, welche in der Zwischenzeit<br />

bei uns einsehen, zu sammeln und weiterzuleiten.<br />

Wir haben aber heute einen andern<br />

Wunsch auf dem Herzen, der gleichsam als<br />

eine Art<br />

verspätete Weihnachtsbitte<br />

kommt. Die im gleichen Verlag wie die<br />

« Automobil-Revue » erscheinende, aber von<br />

dieser in jeder Beziehung unabhängige <strong>Zeitung</strong><br />

für die schweizerische Landbevölkerung<br />

« Der Landfreund » hat dieses Jahr auf<br />

Weihnachten für bedürftige Leute getragene<br />

Kleider und Lebensmittel gesammelt. Was<br />

innert kürzester Zeit an verschämten, bescheidenen<br />

Bittbriefen aus den verschiedensten<br />

Landesteilen bei der Redaktion zusammentraf,<br />

überstieg alle Erwartungen. Wir<br />

hatten zufällig Gelegenheit, in diesen gewaltigen<br />

Stoss von Briefen Einsicht zu nehmen,<br />

in denen meist von armen Bergbauern, die<br />

durch Krankheit, allerlei Unglück und vor allem<br />

durch Arbeitslosigkeit in schwere Not<br />

gekommen sind, flehentlich um getragene<br />

Schuhe für die Kinder, um ein warmes Hemd<br />

für den Mann, um Bettwäsche und. dergleichen<br />

gebeten wird. Da enthüllte sich eine<br />

Not in unserm Land, wie man sie gar nicht<br />

zu erahnen gewagt hatte. 8 Kinder, 10 Kinder,<br />

16 Kinder in der gleichen Familie sind<br />

ohne Winterkleider, ihre FÜsse sind geschwollen<br />

vor Kälte und Nässe. Bettwäsche<br />

kann nicht mehr gewechselt werden, weil<br />

nur pro Bett ein Leintuch vorhanden ist,<br />

Kranke entbehren jeder Stärke und Stützung<br />

— das ist das Klagelied aller dieser ungelenk<br />

verfassten Briefe.<br />

Eine dieser Bittschriften eines Kleinbauern,<br />

so sympathisch bescheiden und anständig abgefasst,<br />

spreche für hunderte :<br />

« Ich bin so in Not, dass ich fast nicht mehr<br />

weiss, was machen, und wie ich. es anstellen<br />

muss. Bin nämlich Kleinbauer ohne Vieh, danebst<br />

gehe ich auf Taglohn, kann aber nicht mehr<br />

schwere Arbeit machen, da ich den Rücken* total<br />

ruiniert habe, weil ich eben zu schwere Arbeit<br />

machen musste. So auch meine Frau, sie ist in<br />

den Nerven ganz überangestrengt Wir sind wirklich<br />

ein bresthaftes Paar. Mit unsern Leiden können<br />

wir nur wenig verdienen, da wir eben nicht<br />

den Lohn verlangen dürfen wie man ihn haben<br />

sollte, um die Familie erhalten zu können. Im<br />

Sommer geht es, aber der Winter ist zu streng<br />

und zu lang. Wir sind erst 40 Jahre alt, haben<br />

drei Knaben von 14. 12 und 10 Jahren, diese<br />

möchten natürlich essen, aber wie essen, wenn<br />

nichts im Kasten ist? Und zum Kaufen fehlt uns<br />

das Geld, und ohne Geld bekommen wir nichts.<br />

Jetzt bin ich arbeitslos, da das Büscheln ausgegangen<br />

ist wegen des Schnees; die Frau hat früher<br />

weben können, jetzt steht aber der Webstuhl<br />

schon drei Jahre im Lokal, ohne einen Schuss<br />

weben zu dürfen Wir sind nachweisbar ehrlich<br />

und arbeitsam. Es möge Gott alle bewahren vo<br />

solchem Elend und vor Hunger, wie wir ihn erleiden<br />

müssen, und natürlich auch mit Schuhen<br />

und Kleidern stehen wir schlimm da... ><br />

Es hat sich gezeigt, dass die .Landfreund'-<br />

HHfe allein niemals ausreichen kann und<br />

Hunderte von Kindern vergeblich auf das<br />

nen unvorsichtige Aeusserungen entschlüpft<br />

waren. Aber er hatte Pech; immer waren es<br />

entweder Mitglieder der Regierung oder einflussreiche<br />

Parlamentarier, auf die er hinwies.<br />

Jedenfalls keine Leute, denen man an<br />

die Gurgel springen konnte.<br />

Inzwischen war er natürlich so weit als irgend<br />

möglich in der entgegengesetzten Richtung<br />

tätig. Er erfuhr ziemlich viel, was für<br />

Berlin von Interesse war, und es gelang ihm,<br />

die Verbindung über die Schweiz aufrechtzuerhalten.<br />

Auch Mercedes, die gleichfalls<br />

häufig im Cafe Luxembourg verkehrte, arbeitete<br />

mit Erfolg, besonders seit sie mit ein<br />

paar jungen Diplomaten bekannt geworden<br />

war, die sich hier des öftern mit dem Chefredakteur<br />

des «Matin» und anderen einflussreichen<br />

Persönlichkeiten trafen. Diese Diplomaten<br />

hatten offenbar sehr viel freie Zeit,<br />

denn es verging kaum ein Tag, an dem sie<br />

Mercedes nicht zu einer Autofahrt einluden.<br />

Sie nahm häufig an; es war ja in diesen Frühlings-<br />

und Frühsommertagen wundervoll, über<br />

Land fahren zu können. Eberhard empfand<br />

unsäglichen Schmerz. Mercedes schien freilich<br />

bei ihrer jeweiligen Rückkunft von so\-<br />

chen Ausflügen durchaus unbefangen und<br />

fröhlich, aber je mehr Interessantes sie erfahren<br />

hatte, desto quälender wurden die<br />

Zweifel für Eberhard.<br />

Gerade um diese Zeit bereitete die Entente<br />

die Einführung der «Tanks» an der Front<br />

vor. Eberhard konnte sich vergewissern, dass<br />

diese Kampfwagen genau so gebaut worden<br />

waren, wie der seinerzeitige Entwurf, den er<br />

in Petersburg genau studieren konnte, und<br />

Geschenk getragener Kleider und Schuhe<br />

warten. Wir haben uns deshalb entschlossen,<br />

unserseits diese Hilfsaktion in grösserem<br />

Umfange weiterzuführen. Hilfe tut dringend<br />

not 1 Heute ergeht eine erste Bitte an unsere<br />

Leser, sich noch gebrauchsfähiger getragener<br />

Kleider, Schuhe, Wäsche zu erinnern,<br />

und sie uns zuzusenden. Auch Lebensmittel<br />

sind sehr erwünscht. Wir werden dies alles<br />

an die notleidende Bevölkerung weiterleiten.<br />

Diese soll es erfahren, dass der früher so oft<br />

kritisierte Automobilist doch auch sehr gut<br />

sich seiner Volksverbundenheit und der daraus<br />

entstehenden Verantwortungen bewusst<br />

st. Gerade in unserer Zeit, da so viel von<br />

Volksgemeinschaft geredet wird, soll dies<br />

ine bescheidene Tat sein. Wir werden in<br />

einer nächsten Ausgabe noch näher auf die<br />

Aktion eintreten. Schon heute eilt : steuert<br />

der verschwiegenen Not unseres Landes!<br />

(Adresse : Redaktion der «Automobil-Revue<br />

», Breitenrainstrasse 97. Bern.)<br />

ait£S*£s«9*e*<br />

Mutationen der Stabsoffiziere.<br />

Wir veröffentlichen nachstehend einen Auszug<br />

aus den «Mutationen der Stabsoffiziere»,<br />

herausgegeben vom eidg. Militärdepartement<br />

am 22. Dezember <strong>1933</strong>.<br />

Wir berücksichtigen nur jene Mutationen<br />

und Promotionen, die die Motorwagentruppe,<br />

die motorisierte Artillerie und die Fliegertruppe<br />

betreffen. Unser Auszug beschränkt<br />

sich auch in dieser Hinsicht auf die Mutationen,<br />

die in engem Zusammenhang mit den<br />

genannten Waffen stehen:<br />

I. Entlassungen vom Kommando.<br />

Artillerie.<br />

Oberst Bluntschli Georg, Bern, Stab St. Gotth. Bes.<br />

Art.-Chef, neu: z. D.<br />

Molorwaqentruppe.<br />

Major Bosshard Jakob, Kiehen, Kdt. Mot-Lastw-<br />

Abt. 5, neu: z. D.<br />

II. Beförderungen.<br />

Zu Obersten die Oberstleutnants.<br />

Artillerie.<br />

Peter Arthur, Bern, Kdt. Seh. Art.-R. 3, neu: z. D.<br />

Hafner Walter, Sitten, Kdt. Seh. Art.-R. i, neu:<br />

z. D.<br />

Schwarz Julius, Aubonne, Cdt. R. art. Id. 1, neu:<br />

E.M. ler

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