E_1934_Zeitung_Nr.005
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N° 5 - 1954 AUTOMOBIL-REVÜß<br />
Sportnachrichten<br />
Morgen Samstag:<br />
Beginn derXIH.intern.SternfahrtnachMonteCarlo<br />
Zum dreizehnten Male beginnt morgen<br />
Samstag die grösste Sternfahrt des Jahres,<br />
die in allen Beziehungen unerreicht dasteht<br />
und im internationalen Automobilsport eine<br />
besondere Stellung einnimmt. Während fast<br />
ganz Europa in Eis und Schnee erstarrt liegt,<br />
haben die mutigen Monte Carlo-Fahrer Tag<br />
und Nacht nur das eine Ziel, die Sonne des<br />
Mittelmeeres, vor Augen, und innert wenigen<br />
Tagen müssen sie Strecken von 3000 bis<br />
4000 km zurücklegen. Jeder Rallye nach<br />
dem berühmten Rivierakurort ist eine einzige<br />
grosse Odyssee in Eis, Kälte und Dunkelheit,<br />
und die Fälle sind nicht selten gewesen, da<br />
einzelne Fahrer unter dem Uebermass der<br />
Anstrengungen seelisch und körperlich beinahe<br />
zusammengebrochen sind. Es kann nur<br />
an Beispiele erinnert werden, wie sie sich<br />
jedes Jahr ereignen, da Konkurrenten nach<br />
ununterbrochener 20- und 30stündiger schwerster<br />
Fahrt wegen einer halben Minute Ankunft<br />
nach Kontrollschluss ausgeschlossen<br />
wurden.<br />
Der sportliche Reiz einer Sternfahrt nach<br />
Monte Carlo ist ganz unvergleichlich gross.<br />
Selbstverständlich stellt eine solche Gewaltsfahrt<br />
auch ein unvergleichliches Prüfungsfeld<br />
für die Industrie dar, und die Produkte,<br />
die sich bei einer solchen Riesenreise bewährten,<br />
haben allen Anspruch auf volle Anerkennung.<br />
Für die ungewöhnliche Bedeutung<br />
dieser Veranstaltung sprechen auch die<br />
erstaunlichen Teilnehmerzahlen. Das Jahr<br />
<strong>1934</strong> hat in dieser Hinsicht einen neuen überraschenden<br />
Rekord gebracht, denn nicht<br />
weniger als 161 Fahrer meldeten sich für die<br />
i^üfung an. Die seinerzeitige Rekordzahl<br />
von 149 Teilnehmern von 1931 ist damit weit<br />
überschritten worden.<br />
Nach dem kürzlich von uns publizierten<br />
Startplan wird den Athen-Fahrern, die die<br />
weiteste Strecke zurückzulegen haben, am<br />
Samstag kurz vor 8 Uhr der Start freigegeben.<br />
In Bukarest brechen die Teilnehmer<br />
gleichfalls am Samstag um 14 Uhr auf, in<br />
Umea ebenfalls um 14 Uhr, in Tallinn um<br />
10 Uhr, in Stavanger um 9 Uhr und in dem<br />
schottischen Fischerdorf John O'Groats kurz<br />
vor Mitternacht. Am Sonntag wird in Aberdeen<br />
um 9 Uhr, in Valencia in Portugal um<br />
10 Uhr, in Glasgow um 14 Uhr und in Lissabon,<br />
Harrogate und Kopenhagen in den<br />
späten Abendstunden gestartet. Am Montag<br />
machen sich noch die Teilnehmer von Palermo,<br />
London, Berlin, Boulogne-sur-Mer und<br />
Amsterdam auf, während der einzige Madrider-Fahrer<br />
erst am Dienstag abfährt.<br />
/iüUeber die Verteilung der Teilnehmer auf<br />
CTe verschiedenen Startorte haben wir bereits<br />
orientiert. Es seien nochmals kurz die Konkurrentenzahlen<br />
der wichtigeren Startorte<br />
genannt: Athen (25 Fahrer), Bukarest (16),<br />
Umea (24), Tallinn (21), Stavanger (19),<br />
John O'Groats (25) usw.<br />
Die diesjährige Sternfahrt nach Monte Carlo<br />
bringt gegenüber dem Reglement, des letzten<br />
Jahres keine grossen Aenderungen. Die<br />
hauptsächlichste Neuerung besteht in der Erhöhung<br />
des Stundenmittels von 40 auf<br />
50 km/St, für die letzten 1000 km. Wieder<br />
sind alle Strecken entsprechend ihrer Länge<br />
und ihrer besonderen Schwierigkeiten mit<br />
Gutpunkten bewertet. Einzelne Routen haben<br />
in diesem Jahre eine Aenderung der Wertungszahlen<br />
erfahren, so: Aberdeen (Erhöhung<br />
von 777 auf 800 Punkte), Belgrad<br />
(von 765 auf 800), Boulogne (von 677 auf<br />
699), Bukarest (von 920 auf 935), John<br />
O'Groats (von 820 auf 850 Punkte) usw.<br />
Die Konkurrenten haben die Aufgabe, die<br />
Reise über die vorgeschriebenen Kontrollen<br />
mit den bestimmten Stundenmitteln zu führen.<br />
Jede Verspätung bei den Zwischenkontrollen<br />
um eine Minute ergibt einen Abzug<br />
von einem Punkt. Sieger wird derjenige<br />
Fahrer, der die höchste Punktzahl erreicht.<br />
Die Wagen sind in die Klassen bis 1500 ccm<br />
und über 1500 ccm eingeteilt. Das Klassement<br />
sieht eine allgemeine und eine spezielle<br />
Wertung vor. Die Sternfahrer müssen Mittwoch,<br />
den 24. Januar, zwischen 8 und 16 Uhr<br />
in Monte Carlo eintreffen. Der Donnerstag,<br />
der 25. Januar, gilt als völliger Ruhetag, und<br />
am Freitag, den 26. Januar, schliesst sich eine<br />
besondere Prüfung für Tourenwagen an. Der<br />
Samstag, 27. Januar, sieht die traditionelle<br />
Schönheitskonkurrenz vor und am Sonntag,<br />
den 28. Januar, endet die grosse Veranstaltung<br />
mit dem Defilee der Wagen und dem<br />
grossen Diner. Insgesamt gelangen 142 000<br />
franz. Franken zur Verteilung. Der Sieger<br />
erhält 50 000 Fr. Wieder sind eine grosse<br />
Anzahl wertvollster Ehrengaben ausgeschrieben.<br />
In früheren Jahren kam der Brems- und<br />
Beschleunigungsprüfung am Ziel eine sehr<br />
grosse Bedeutung zu. Jedes Jahr ereigneten<br />
sich Fälle, wo Fahrer einen grossen Teil der<br />
mühsam gesammelten Punkte infolge einer<br />
Unachtsamkeit hier wieder verloren. Die<br />
Reaktion darauf war eine geharnischte Opposition<br />
der Fahrer gegen diese ungerecht<br />
grosse Bedeutung*, die man der Schlussprüfung<br />
beimass. Seit dem letzten Jahr hat<br />
sie nun nur noch sekundären Wert, da sie<br />
vor allem noch über Ex-aequo-Fälle zu entscheiden<br />
hat.<br />
Ganz ausserordentlich erstaunlich ist die<br />
Tatsache, dass nicht weniger als 14 Wagen<br />
allein von Damen geführt werden, die um<br />
die besondere « Coupe des Dames » konkurrieren.<br />
Weitere sechs Wagen sind teils mit<br />
Herren, teils mit Damen besetzt. Angesichts<br />
der Schwierigkeiten der Sternfahrt muss man<br />
für diese Vertreterinnen des zarten Geschlechtes<br />
nur Bewunderung empfinden.<br />
Die Witterungsverhältnisse sind bis zum<br />
Augenblicke nicht besonders günstig. Aus<br />
Skandinavien werden gewaltige Schneefälle<br />
gemeldet, und in den östlichen Ländern<br />
Europas sind ebenfalls alle Wege hoch mit<br />
Schnee überdeckt und gefroren. Immerhin<br />
wäre es noch wünschenswerter, wenn die<br />
kalte Witterung während der Fahrt anhält,<br />
denn Tauwetter war stets der schlimmste<br />
Feind der Monte Carlo-Reisenden. Jedenfalls<br />
wartet allen Sternfahrern ein Höchstmass an<br />
Anstrengungen, und die ganze Sportwelt, die<br />
wohl auch die neue Sternfahrt mit grösstem<br />
Interesse verfolgt, wird befreit aufatmen,<br />
wenn über den in Eis und Schnee Gestarteten<br />
die Sonne des Südens zu erstrahlen beginnt.<br />
Im folgenden nennen wir noch die früheren<br />
Sieger der Monte Carlo-Sternfahrten:<br />
1911: H. Rougier (Turcat MfSry), Paris-Monte<br />
Carlo.<br />
1912: J. Bentier (Berliet), Berlin-Monte Carlo.<br />
1924: Ledure (Bignan), Glasgow-Monte Carlo,<br />
in 66 Std. 12 Min.<br />
1925: F. Repusseau (Renault), Tunis-Monte CaTlo,<br />
in 149 Std. 28 Min.<br />
1926: Hon. V. A. Bruce (A. C.) John O'Groats-<br />
Monte-Carlo, in 69 Std. 20 Min.<br />
1927: Lefevre-Despeaux (Amilcar), Königsberg-<br />
Monte Carlo, in 74 Std. 10 Min.<br />
1928: J. Bignan (Fiat), Bukarest-Monte Carlo,<br />
in 86 Std. 16 Min.<br />
1929: Dr. Sprenger von Eijk (Graham Paige),<br />
Stockholm-Monte Carlo, in 74 Std. 17 Min.<br />
Der neue<br />
1930: Hector Petit (Licorne), Jassy-Monte Carlo,<br />
in 87 Std. 57 Min.<br />
1931: Wagen über 1500 com: D. M. Healey (Invicta),<br />
Stavanger-Monte Carlo, in 90 Std. 57 Min.<br />
Wagen bis 1500 cm: V. E. Leverett (Riley),<br />
Stavanger-Monte Carlo in 103 Std. 08 Min.<br />
1932: Wagen über 1500 ccm: M. Vasselle<br />
Hotehkiss), Umea-Monte Carlo, in 93 Std/26 Min,<br />
Wagen bis 1500 ocm: G. de Lavalette (Peugeot),<br />
Umea-Monte Carlo, in 106 Std. 57 Min.<br />
1933: Wagen über 1500 ccm : M. Vaselle (Hotchkiss),<br />
Tallinn-Monte Carlo: 979 Punkte.<br />
Wagen bis 1500 ccm: Urne Rouault (Salmson),<br />
Tallinn-Monte Carlo; 974 Punkte.<br />
bo.<br />
Weitere Einzelheiten über den neuen deut<br />
sehen P-Wagen. In Deutschland wird nach<br />
den Versuchsfahrten des neuen P-Wagens<br />
die Frage erwogen, ob die Rennstrecken<br />
heute den Anforderungen der erreichbaren<br />
Geschwindigkeiten noch entsprechen. Die<br />
Frage, die auch in unserem Blatt schon mehrmals<br />
erwogen wurde, ist nur zu berechtigt,<br />
wenn man die möglichen hohen Geschwindigkeiten<br />
bedenkt. Der P-Wagen, der mit einem<br />
16-Zylinder-Kompressormotor mit 200 PS<br />
ausgerüstet ist, hat schon jetzt den Stundendurchschnitt<br />
von 230 St/km erreicht; dabei<br />
10 PS - 4 Zylinder - 2 Liier - ventillos<br />
ab anfangs Februar lieferbar<br />
ist nicht ein Klein-Wagen, sondern tatsächlich<br />
ein geräumiger und komfortabler Wagen, von<br />
hoher Qualität, wie alle Minerva-Produkte, wirtschaftlich<br />
im Ankauf und im Betrieb, und der,<br />
gemäss der Minerva-Traditior nur hochklassige<br />
Lösungen aufweist, die mit den besten Materialien<br />
und der grössten Präzision durchgeführt sind.<br />
Preis der Limousine, 5 plätzig, 4 tarig<br />
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Die Routen der internationalen Sternfahrt nach Monte Carlo.<br />
ist die Maschine noch lange nicht ganz ausgefahren<br />
worden. Der Konstrukteur des<br />
Wagens, Dr. Porsche, zeigte übrigens nach<br />
Schluss der Versuche, wie schnell das Auswechseln<br />
der Chromnickelstahlstäbe der Torsionsfederung<br />
an den Vorderrädern zur Anpassung<br />
an die Bodenverhältnisse vor sich<br />
geht. Innerhalb vier Minuten waren die<br />
Stäbe gegen anders dimensionierte ausgetauscht.<br />
Der Reisewagen des Fahrzeuges<br />
ist mit einem vollständigen Satz verschiedener<br />
dieser Federstäbe für alle Arten von<br />
Strassen und Bahnen ausgestattet. Um an<br />
Gewicht zu sparen und keinen Verstoss gegen<br />
die Rennformel zu begehen, ist nicht nur feinstes<br />
Aluminiumblech für alle Teile der Hülle<br />
verwendet, sondern nach Muster des Zeppelinbaues<br />
auch jede Fläche, die nichts zu<br />
tragen hat, mit Aussparungen versehen.<br />
Trotzdem der Motor bekanntlich hinten liegt,<br />
ist das Gewicht doch ziemlich gleichmässig<br />
auf die % Achse verteilt. Sehr wichtig ist noch<br />
der Wegfall der Kardanwelle, deren Schwingungen<br />
auch bei bester Lagerung stets einen<br />
Leistungsnachteil mit sich bringen. Dr. Porsche<br />
ist übrigens der Meinung, dass sich aus<br />
dem neuen Rennwagen mit dem auf die<br />
Hinterräder direkt wirkenden Motor allmählich<br />
ein neuer hochleistungsfähiger Sportwagentyp<br />
entwickeln lässt, der im Preis dennoch<br />
bescheiden bleibt.<br />
Hans Stuck wird nach wenigen Tagen des<br />
Wintersportes sich nach Monza begeben. Der<br />
Porsche-Wagen wird schon diese Woche<br />
nach Italien gesandt, um dort die Probefahrten<br />
fortzusetzen. Zufälligerweise werden<br />
auch die Mercedes-Benz-Werke in allernächster<br />
Zeit in Monza ihren 8-Zylinder-<br />
Rennwagen ausprobieren, so dass sehr wahrscheinlich<br />
beide deutschen Firmen dort zusammentreffen<br />
werden.<br />
mb.<br />
Grosser Preis von Frankreich <strong>1934</strong>. Das<br />
Reglement des Grossen Preises von Frankreich<br />
ist bekanntlich kürzlich erschienen und<br />
sieht lediglich Nennungen der Konstrukteure<br />
selber vor. Wenn sich Fahrer wie Etancelin<br />
und Lehoux gleichfalls in die Nennliste eintragen<br />
wollen, dann müssen sie in die Equipe<br />
von höchstens drei Wagen der gleichen<br />
Marke, aufgenommen werden. Aus Paris<br />
kommt nun die auf den ersten Blick einigermassen<br />
befremdende Mitteilung, dass der<br />
Automobil-Club von Frankreich noch keinerlei<br />
Nennungen für das Rennen besitzt, trotzdem<br />
die Meldefrist schon am 31. Januar abläuft<br />
Eigentlicher Grund zur Befürchtung<br />
ist allerdings noch keiner vorhanden, da sich<br />
die Konstrukteure erfahrungsgemäss oft im<br />
letzten Moment noch eintragen. Trotzdem ist<br />
man in Frankreich über die Ungewissheit<br />
äusserst unzufrieden, und die Pariser Presse<br />
fordert energisch eine strikte Berücksichtigung<br />
der Meldefristen.<br />
XuMtellun^en<br />
Der Genfer Salon <strong>1934</strong>. Die grosse .Aus-<br />
Stellerbeteiligung dieses Jahres am Genfer<br />
Salon verlangt die Konstruktion eines weiteren<br />
Anbaues, in dem ein Teil der Lastwagen<br />
untergebracht werden soll. Diese Abteilung<br />
wird von 19 Konstrukteuren beschickt, nämlich<br />
5 Amerikanern, 2 Deutschen, 2 Franzosen<br />
und je einem Engländer, Schweizer und Italiener.<br />
Das permanente Ausstellungsgebäude<br />
wird die hauptsächlichsten amerikanischen<br />
und europäischen Marken beherbergen. Die<br />
Vereinigten Staaten stehen mit 17 Marken<br />
an der Spitze. Frankreich folgt mit 13, Engand<br />
und Deutschland mit 10, Italien und Belgien<br />
mit 4 resp. 1 Marke. 11'Schweizer Karosslere<br />
werden im weitern zahlreiche Wagen<br />
im Ausstellungsgebäude zeigen. x.