E_1934_Zeitung_Nr.009
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8 AUTOMOBIL-REVUE <strong>1934</strong> - N« 9<br />
ziehen. Im Getriebekasten befindet sich bei<br />
längerem Stillstand des Wagens stets erstarrtes<br />
Oel, das dem Anlasser erheblichen<br />
Widerstand entgegensetzt, da sich bei eingekuppeltem<br />
Getriebe die Zahnräder mitdrehen<br />
müssen. Dieser Umstand tritt bei<br />
synchronisierten Schaltungen, die immer<br />
mehr in Mode kommen, noch mehr in Erscheinung,<br />
da mehr Zahnräder in ständigem<br />
Eingriff sind als bei gewöhnlichen Getrieben.<br />
Dem guten Fahrer ist das Auskuppeln während<br />
des Anlassens auch deshalb zur zweiten<br />
Gewohnheit geworden, weil er auf diese Art<br />
sicher ausschliesst, dass der Wagen bei versehentlich<br />
eingerücktem Gang unerwartet<br />
einen Sprung macht und die Batterie überlastet<br />
wird.<br />
Das Ausbeulen von Katflügeln soll wenn<br />
immer möglich, dem Spezialisten überlassen<br />
werden, da es, um zum gewünschten Erfolg<br />
zu führen, grosse Erfahrung und Spezial-<br />
•werkzeuge erfordert. Kommt man schon einmal<br />
nicht um ein provisorisches Aüsbeulen<br />
herum, so schützt man die mit dem Hammer<br />
zu behandelnden Stellen durch ein Polster<br />
aus mehrfach zusammengelegtem Stoff oder<br />
Leder, oder, noch besser, durch einen mit<br />
Sand gefüllten Stoff- oder Lederbeutel. Die<br />
Wucht der Hammerschläge verteilt sich bei<br />
diesem Vorgehen gleichmässig auf eine grössere<br />
Fläche, während sonst durch die Kanten<br />
des Hammers leicht neue Beulen entstehen,<br />
die später auch der Fachmann nur noch<br />
schwer beseitigen kann.<br />
-th-<br />
Verwendung für alte Filzhüte. Als Amateurmechaniker<br />
kann man einen alten Filzhut<br />
noch für zahlreiche Zwecke ausnützen.<br />
Einzelne, ausgeschnittene Scheiben ergeben,<br />
mit einem Loch versehen, ausgezeichnete<br />
Dichtungsringe oder Unterlagscheiben. Mit<br />
Filzstreifen kann man die gegenseitige metallische<br />
Berührung der Kotflügel und des<br />
Chassisrahmens oder anderer Karosserieteile,<br />
die zum Knacken und Kreischen neigen,<br />
verhindern. Der « Gupf» des Hutes gibt<br />
schliesslich noch einen sehr feinporigen Filter<br />
ab, wenn man ihn, seines Randes beraubt,<br />
nicht etwa als « Rennhaube » oder als<br />
Kopfbedeckung zum Herumkriechen unter<br />
dem Wagen benutzen will. -th-<br />
*W<br />
«da<br />
Antwort 8960. Neuprofilieren von Pneus. Zuschrift<br />
weitergoleitet.<br />
Red.<br />
FYage 8970. Automobil-Unkostenentschädigung<br />
an Geschäftsreisende. Ich beschäftige mich mit der<br />
Frage, wie ich meine Geschäftsreisenden am besten<br />
für ihre Automobilunkosten entschädigen soll<br />
und wäre dankbar, wenn mir grössere Firmen ihre<br />
Erfahrungen in diesem Funkte mitteilen könnten.<br />
Was ist speziell mehr zu empfehlen: Die Ausrichtung<br />
einer Tagesentschädigung oder einer Jahresentschä/digung?<br />
Wie verhält es sich andererseits<br />
mit einer Kilometerentschädigung? Die jährlich -von<br />
den Reisenden zurückgelegte Kilometerzahl beträgt<br />
ca. 22.000 bis 28.000 Kilometer. A- G. in Z.<br />
Frage S971. Versagen der Brtnnstoff-Förderung.<br />
Ich besitze seit vier Jahren einen Amerikaner Wagen,<br />
mit welchem ich bis jetzt sehr zufrieden war.<br />
Nun zeigen sich in letzter Zeit Störungen in der<br />
Benzinzufuhr. Plötzlich hält der Wagen fast an.<br />
dann geht er wiedeT einige hundert Meter, und so<br />
geht es weiter, bis der Wagen zuletzt ganz stillsteht.<br />
Beim Aufsuchen der Störung hat der Vakuumapparat<br />
jeweils kein Benzin mehr. Ich habe<br />
nun den Tank, den Vakuumapparat und den Vergaser<br />
schon zweimal reinigen lassen; die Leitung<br />
wurde mit dem Kompressor durchgeblasen. Die<br />
Störungen sind aber immer dieselben. Wenn der<br />
Wagen stillsteht und ich die Benzinleitung am<br />
Vakuumapparat löse und mit der Pneupumpe<br />
durchblase, geht er wieder 400 bis 500 km über<br />
alle Berge. Meiner Meinung nach kann es da nur<br />
an der Benzinleitung fehlen, trotzdem mein Mechaniker<br />
fest behauptet, der Vakuumapparat leiste zu<br />
wenig. Der Wagen steht nämlich auch bei Talfahrt<br />
oder auf der Ebene still. Wp fehlt es? O. K. in S.<br />
Schnitt durch einen<br />
Vakuumförderer mit<br />
zwei oben eingebauten,<br />
durch einen Schwimmer<br />
betätigten Ventilen.<br />
Antwort- Da, wie Sie schreiben, die BenrinfÖrderung<br />
zeitweise auch bei Talfahrt oder in der<br />
Ebene versagt und eine Reinigung der Leitunge.fi<br />
anscheinend noch nie einen Fremdkörper zutase<br />
gefördert hat, möchten wir die Störung am ehesten<br />
mit einem t zeitweise versagenden Ventil des Vakuumapparates<br />
in Zusammenhang bringen. Es wird<br />
sich deshalb empfehlen, in erster Linie einmal den<br />
Ventilmechanismus des Förderers genau zu untersuchen.<br />
Um sicher zu gehen, dass nicht trotzdem<br />
noch Verstopfungen der Brennstoffleitung mitspielen<br />
können, empfehlen wir Ihnen ausserdem eine<br />
Ausspülung des Benzinbehälters, nachdem dessen<br />
zu unterst angeordnete Ablassschraube entfernt<br />
worden ist.<br />
at.<br />
Frage 8972. Azetylenbetrieb. Es dürfte Ihnen<br />
noch bekannt sein, dass vor dem Kriege Versuche<br />
mit Azetylengas für Lastwagen gemacht worden<br />
sind. Seither ist bezüglich dieser Versuche nichts<br />
mehr zu vernehmen, und ich frage Sie höflich<br />
an, ob Ihnen heute Weiteres hierüber bekannt ist.<br />
G. S. in Z.<br />
Antwort: Der Azetylenbetrieb kam in den<br />
Kriegsjahren nur als Notbehelf in Frage. Bei den<br />
heutigen Benzinpreisen hat er keine Existenzberechtigung<br />
mehr. Abgesehen davon, dass sich durch<br />
ihn die Wirtschaftlichkeit nicht verbessern liesee,<br />
müssten beträchtliche Komplikationen in Kauf genommen<br />
werden. Würde das Gas auf dem Fahrzeug<br />
selbst erzeugt, so müssten umfangreiche und<br />
gewichtige Generatoren mitgeführt werden, und zur<br />
Gemischbildung müsste ein besonderes Mischventil<br />
vorgesehen sein, das gegenwärtig in einer durchentwickelten<br />
Ausführung noch nicht besteht. Eine<br />
praktisch bequemere Lösung bestände allerdings<br />
darin, das Gas als Azetylendissous in Stahlflascben<br />
mitzuführen. Die mitzuschleppenden toten Massen<br />
wären dabei aber besonders bei den leichteren<br />
Fahrzeugkategorien verhältnismässig gross, selbst<br />
wenn man nur kleine Aktionsradien in Betracht<br />
zieht. Ausserdera wäre der Betrieb immer lokal gebunden,<br />
da man ja die Stahlflaschen nicht ohne<br />
weiteres überall auswechseln kann.<br />
Schliesslich ist zu bedenken, dass ein zufälliges<br />
Entweichen von Azetylen Anlass zu schweren Explosionen<br />
oder Vergiftungen geben könnte. at.<br />
luvist<br />
Si»<br />
>eda*<br />
al<br />
' Anfrage 366. Kauf eines Occasionswagens mit<br />
Fabrikgarantie. Im letzten August kaufte ich einen<br />
16-PS-Wagen, Occasion, mit sechsmonatlicher Fabrikgarantie.<br />
Schon in der ersten Woche versagte<br />
die elektrische Einrichtung (Anlasser und Licht).<br />
Bis Ende September oder Anfang Oktober musste<br />
der Wagen oft für 2, 3 und 4 Tage in die Garage<br />
des Verkäufers zur Reparatur verbracht werden.<br />
Jedesmal erklärte man mir, es hätte dies und jenes<br />
noch gefehlt, das man dann auch gerade in<br />
Ordnung gebracht habe, u. s. f. Ende November<br />
erhielt ich nun die Rechnung über umfangreiche<br />
Reparaturen. Da ich den Wagen nur massig benützte<br />
und zudem neue Kolben eingebaut worden<br />
waren, konnten unmöglich Havarien, wie sie in<br />
der Rechnung erwähnt wurden, entstehen. Die<br />
Rechnung habe ich einem Garagier vorgelegt, und<br />
er erklärte mir, dass ich wahrscheinlich nicht zur<br />
Bezahlung der Rechnung angehalten werden könne,<br />
wenigstens nicht im vollen Umfange. Es interessiert<br />
mich nun, wie Sie sich zur Angelegenheit<br />
stellen? P. H. in B.<br />
Antwort: Sie haben den fraglichen Wagen<br />
als gebrauchten Wagen gekauft, jedoch von der<br />
Vertretung eine seehsmonatlicbe Fabrikgarantie<br />
erhalten. Der Wagen zeigte nach Ihren Mitteilungen,<br />
versehiedentliche Störungen bei der elektrischen<br />
Einrichtung. Die Arbeiten, die aus der Behebung<br />
dieser Mängel entstanden sind, sind Ihnen<br />
nicht belastet worden, dagegen wurden Ihnen Reparalurarbeiten<br />
an der Hinter- und Vorderachse<br />
und am Differenzial belastet. Die Firma schrieb,<br />
dass die Arretierung in der Hinterachse abgerissen<br />
gewesen sei, und dass die Vorderachse wohl<br />
zufolge eines erhaltenen Schlages verkrümmt gewesen<br />
sei. In rechtlicher Beziehung ist folgendes<br />
zu bemerken:<br />
Welchen Umfang die Fabrikgarantie hat, ist<br />
aus Ihrem Schreiben nicht ersichtlich, und ich<br />
nehme auch an, dass Sie sich wahrscheinlich diesbezüglich-<br />
auch gar nicht beim Verkäufer erkundigt<br />
haben. Ich gehe deshalb davon aus. dass es<br />
sich um die üblichen Garantiebestimmungen der<br />
Automobilfabriken handelt, die dahin lauten, dass<br />
Garantie nur auf die von deT Fabrik selbst hergestellten<br />
Bestandteile geleistet wird, und dass alle<br />
Bestandteile von der Garantie ausgeschlossen sind,<br />
die die Fabrik nicht selbst erstellt. Das würde nun<br />
vor allem für die elektrische Anlage zutreffen, so<br />
dass Sie hier Garantieansprüche nicht geltend machen<br />
könnten, es sei denn, dass dem Verkäufer<br />
•diese Mängel bekannt waren, und er sie Ihnen absichtlich<br />
verschwiegen hat. Die übrige Fabrikgarantie<br />
lautet nun dahin, dass Teile, die Material-<br />
oder Konstruktionsfehler aufweisen, kostenlos<br />
ersetzt werden, wobei aber die Demontage und<br />
Montagekosten in der Regel zu Lasten des Käufers<br />
gehen. Um solche Mängel handelt es sich im<br />
vorliegenden Falle jedoch zweifellos nicht. Es ist<br />
nun zu untersuchen, ob bei einer Garantiezusicherung,<br />
wie im vorliegenden Fall, nicht event. diese<br />
Garantie weiter auszulegen ist in dem Sinne, dass<br />
der Verkäufer auch für ihm bekannte Mängel haftet,<br />
selbst wenn sie lediglich nur auf Abnützung<br />
oder auf Unfall zurückzuführen sind. Ich würde<br />
nun eine Garantiebestimmung unbedingt dahin<br />
auslegen, dass damit dem Käufer die Zusicherung<br />
gegeben ist, dass der Wagen sich von einem fabrikneuen<br />
nicht wesentlich unterscheidet in tezug<br />
auf seinen Zustand, dass also die Abnützung des<br />
Wagens eine durchaus normale ist, und dass insbesondere<br />
der Wagen keinen Unfall erlitten hat,<br />
die bedeutende Schädigungen lebenswichtiger Teile<br />
mit sich brachte. Voraussetzung für eine Haftung<br />
wäre eine ausserordentlich starke Abnützung des<br />
Wagens und schwere Schädigungen, ausserdem<br />
aber Kenntnis des Verkäuferg von diesen Mängeln.<br />
Aus Ihren Angaben ist nun aber leider nicht festzustellen,<br />
ob der Verkäufer von den gerügten Mängeln<br />
Kenntnis hatte. Es ist durchaus denkbar,<br />
dass der Wagen nur kurze Zeit beim Verkäufer<br />
stand, und nicht so genau geprüft wurde, das^1<br />
ihm alle, die später aufgetretenen Mängel erkennbar<br />
waren. Der Beweis der Kenntnis hätten Sie<br />
zu leisten. Dieser Beweis dürfte sehr schwer fallen,<br />
da ein Experte kaum mit Bestimmtheit, insbesondere<br />
nach erfolgter Reparatur sagen kann, in<br />
welchem Zeitpunkt die festgestellten Schäden eingetreten<br />
sind. Wie schon aus der Rechnung CTsichtlich<br />
ist, will offenbar der Verkäufer behaupten,<br />
dass diese Schäden erst nachträglich durch<br />
unsorgfältiges Fahren eingetreten sind, als der<br />
Wagen schon in Ihrem Besitze war. Da die, Beweislast<br />
ganz auf Ihnen ruht, so kann ich Ihnen<br />
das Eintreten auf einen Prozess nicht em-pfehlen.<br />
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