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E_1934_Zeitung_Nr.060

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2 AUTOMOBIL-REVUE <strong>1934</strong> - N° 60<br />

haben kann, nehme man die - Kontrolle der<br />

Anschlüsse rechtzeitig vor. Kabel, die auch<br />

nur den Verdacht eines Isolationsdefektes<br />

aufkommen lassen, sind zu erneuern. Wer<br />

sich jedoch in solchen Arbeiten nicht genau<br />

auskennt, überlasse sie dem Spezialisten.<br />

Sache des Spezialisten ist es auch, die Dynamo<br />

so einzustellen, dass sie die Batterie<br />

auf langen Tagesstrecken weder überlädt,<br />

noch auf den Nachtetappen verhungern lässt.<br />

Zu den unbedingt lebenswichtigen Kontrollen<br />

gehört schliesslich noch die der<br />

Lenkung.<br />

Eia wirkliches Versagen der Lenkung tritt<br />

zwar nur höchst selten auf, wenn schon, dann<br />

sind jedoch die Folgen meist katastrophal.<br />

Die Prüfung bezieht sich hier vor allem auf<br />

das Festsitzen sämtlicher Verschraubungen.<br />

All« lösbaren Verbindungsstellen sollen ausserdem<br />

durch Splinte oder andere geeignete<br />

Organe gesichert sein. Bei älteren Wagen<br />

ist zu untersuchen, ob die Kugelköpfe und<br />

Kugelpfannen oder anderweitige Gelenkverbindungen<br />

nicht so stark abgenützt sind, dass<br />

eventuell beim Auftreten von Schlägen eine<br />

Loslösung einzelner Teile stattfinden könnte.<br />

Man vergesse nicht, dass alle Fahrwerk- und<br />

Lenkorgane bei der Fahrt über holperige<br />

Landstrassen oder auch nur durch hohe Fahrgeschwindigkeiten<br />

auf guten Ueberlandstrecken<br />

weit stärker beansprucht werden<br />

als beim Rollen über den Asphalt der Stadtstrassen.<br />

Speziell auch im Hinblick darauf<br />

ist das Festsitzen der Federbügel, mit denen<br />

die Achsen mit den Federn verbunden sind,<br />

nachzuprüfen.<br />

Was der Ferienfahrer an<br />

Werkzeug<br />

mitzunehmen hat, lässt sich nicht gut schematisch<br />

aufzählen. Ein ungeschickter oder<br />

untalentierter Fahrer vermag auch mit dem<br />

komplettesten Werkzeug nichts anzufangen,<br />

während der Praktikus im Notfall sozusagen<br />

mit einem Nichts auskommt. Ein guter Engländer,<br />

eine Universalzange, ein Schraubenzieher,<br />

ein Hammer, etwas Eisendraht, eine<br />

Rolle Isolierband, einige Reservezündkerzen<br />

sollten jedoch keinesfalls fehlen.<br />

Die Unterbringung des Reisegepäcks ist<br />

teils eine Geschmacksfrage, teils hat man<br />

sich hier nach den vorhandenen Möglichkeiten<br />

zu richten. Für den Fall von Unterbringungsverlegenheiten<br />

dürfte hier jedoch<br />

vielleicht der Hinweis dienlich sein, dass man<br />

grösseres Gepäck auch ganz gut auf den<br />

Trittbrettern mitführen kann, wenn man<br />

diese mit den dazu im Handel befindlichen<br />

Haltern versieht, oder wenn sich sonstwie<br />

eine zuverlässige Befestigung einrichten<br />

lässt.<br />

-at-<br />

Schweizerische Rundschau<br />

Vorpöstengefechte. Bereits wirft das Verkehrsteilungsgesetz<br />

seine Schatten voraus. Es<br />

sind weniger sachliche Fragen, als viel eher<br />

politische Einstellungen, die einen bestimmenden<br />

Einfluss auf die zukünftige Verkehrsregelung<br />

in unserem Lande auszuüben versuchen.<br />

Während anlässlich der ständerätlichen Beratungen<br />

in der Juni-Session über den diese<br />

Materie regelnden bundesrätlichen Entwurf<br />

vom 23. Januar <strong>1934</strong> nur von liberal-konservativer<br />

Seite gewisse Opposition gemacht<br />

wurde, die sich in berechtigter Weise vor<br />

allem gegen die überhandnehmenden Tendenzen<br />

der Verstaatlichungsaktionen richtete,<br />

zeichneten sich die parteipolitischen Fronten<br />

bei den jüngsten nationalrätlichen Kommissionsverhandlungen<br />

schon deutlicher ab.<br />

Wenn auch in materieller Hinsicht am Entwurf<br />

des Bundesrates keine tiefgreifenden<br />

Auto<br />

Japanischer Brennstoff aus Sojabohnen.<br />

Laut Meldung englischer Blätter soll amerikanischen<br />

Wissenschaftern die Gewinnung<br />

von Automobilbrennstoff aus Sojabohnen gelungen<br />

sein. Das betreffende Verfahren hat<br />

angeblich grosse wirtschaftliche Bedeutung.<br />

Praktische Versuche verliefen, wie berichtet<br />

wird, vollauf befriedigend.<br />

Fahrterschütterungen und Motorabnützung.<br />

In Italien will man festgestellt haben, dass<br />

der Verschleiss eines Motors durch Erschütterungen,<br />

wie sie etwa beim Fahren über holperige<br />

Strossen sich einstellen, nicht vergrössert,<br />

sondern verkleinert wird. Schon<br />

lange war allerdings bekannt, dass die glatten<br />

italienischen Autostrassen verhältnismässig<br />

viele Motoren zur Strecke brachten.<br />

Als Ursache dafür nahm man aber die<br />

Ueberbeanspruchung der Motoren beim langen<br />

Einhalten hoher Fahrgeschwindigkeiten<br />

an, während die Versuche nun eher dafür zu<br />

sprechen scheinen, dass die von aussen kommenden<br />

Erschütterungen eine Rolle spielen.<br />

Die Nachricht ist immerhin vorläufig mit<br />

einiger Skepsis aufzufassen. Denn schliesslich<br />

erreichen Flugmotoren ja auch eine hohe<br />

Lebensdauer, ohne dass sie von aussen her<br />

Erschütterungen unterworfen sind.<br />

Volksinitiative gegen Verkehrssteuern?<br />

Es verlautet, dass ein Automobilist der<br />

Sektion Sopraceneri des A. C. S. in Locarno<br />

die Summe von Fr. 200.— zur Verfügung gestellt<br />

habe zwecks Aeufnung eines öffentlichen<br />

Fonds betr. Durchführung einer Initiative<br />

zur Abschaffung der Verkehrssteuern auf<br />

Automobile. An Stelle der bis anhin erhobenen<br />

Abgaben soll eine Umlage auf das Benzin<br />

erfolgen, so dass wir also eine ähnliche<br />

Regelung erhalten sollten, wie sie zur Zeit in<br />

Frankreich gehandhabt wird, wo alle Abgaben,<br />

Steuern und andern Leistungen abgeschafft,<br />

dafür aber entsprechend der Benzinpreis<br />

erhöht wurde. Diese beabsichtigte Regelung<br />

versucht somit, das Prinzip der Steuergerechtigkeit<br />

zu verwirklichen, indem derjenige,<br />

der die öffentlichen Strossen in stärkerem<br />

Masse besucht, auch dafür mit grösseren<br />

Beträgen belastet wird. Schon anlässlich<br />

den Bestrebungen, die Strassenhoheit in der<br />

Schweiz bundesrechtlich zu gestalten, und<br />

Aenderungen vorgenommen wurden, so haben<br />

dennoch die Voten verschiedener Referenten<br />

schlaglichterartig gezeigt, in welche<br />

Küche der Hase gejagt werden soll. Wie wir<br />

bereits in der letzten Ausgabe der « A.-R.»<br />

kurz berichteten, hat die 17gliedrige Nationalratskommission<br />

als neue Bestimmung Artikel<br />

25bis aufgenommen, in welchem- ausdrücklich<br />

die Strassenhoheit der Kantone, Gemeinden<br />

istischer<br />

zwar in Zusammenhang mit der Einführung<br />

eines eidg. Automobilgesetzes, wurde bereits<br />

in den Vorkriegsjahren in den Räten auf eine<br />

ähnliche Besteuerung hintendiert. In der<br />

Folge aber sind dann die bekannten föderalistischen<br />

Tendenzen zum Durchbruch gekommen<br />

und haben die eidgenössische Regelung<br />

um Jahre hintan gehalten.<br />

Rennfahrerwitwen verlieren einen Prozess.<br />

Die Witwen Campari und Borzacchini,<br />

deren Männer am 10. September 1933 beim<br />

Rennen in Monza ums Leben kamen, hatten<br />

den italienischen Automobil-Club, sowie die<br />

Rennbahngesellschaft von Monza gerichtlich<br />

eingeklagt, wobei jede der beiden Witwen<br />

eine Schadenersatzforderung von je einer<br />

Million Lire geltend machte. Das Gericht<br />

hat ein Verschulden der Beklagten nicht festgestellt<br />

und deshalb die Klage abgewiesen.<br />

Seit 10 Jahren nie entrusst.<br />

Im englischen *Autocar* wird ein Fall erwähnt,<br />

in dem ein Morris-Besitzer den Motor<br />

seines Wagens während zehn Jahren Gebrauchsdauer<br />

kein einziges Mal entrussen<br />

oder zu einem sonstigen Zweck abdecken<br />

Hess, ohne dass die Motorleistung bis heute<br />

wesentlich nachliess. Selbst die Abdichtung<br />

der Ventile und Kolben soll heute noch<br />

nahezu einwandfrei sein. Leider wird die<br />

Betriebskilometerzahl nicht angegeben.<br />

Amerikas Autoproduktion.<br />

Nach den endgültigen Zusammenstellungen<br />

stellt sich die Mai-Produktion der amerikanischen<br />

und kanadischen Automobilfirmen auf<br />

total 351 802 Einheiten, was gegenüber dem<br />

Vormonat einem Rückgang um 5J8 Prozent,<br />

im Vergleich zum Mai 1933 hingegen einer<br />

Zunahme um 58 Prozent entspricht. In den<br />

ersten fünf Monaten ergibt sich somit ein<br />

Gesamttotal von 1474 442 Einheiten, was<br />

einer Vermehrung gegenüber der entsprechenden<br />

Vorjahresperiode um 91 Prozent<br />

gleichkommt. Von den im Mai hergestellten<br />

Wagen entfallen 290 269 Einheiten auf Personenautomobile<br />

und 61533 auf, Lastwagen.<br />

Erstere Kategorie verzeichnet somit einen<br />

Rückgang um 4J> Prozent, letztere einen<br />

solchen von 10 Prozent gegenüber dem Vormonat.<br />

und öffentlichen Körperschaften anerkannt<br />

werden soll. Obschon diese Norm nur geltendes<br />

Recht nochmals festlegt und in keiner<br />

Weise etwas Neues schafft, so hat doch diese<br />

föderalistische Beruhigungspille geschluckt<br />

werden müssen, da das eidg. Automobilgesetz<br />

in verschiedener Hinsicht in die Rechtsphäre<br />

der kantonalen Verkehrssuprematie eingegriffen<br />

hat, was einige Kantone veranlasste, dem<br />

Verkehrsteilungsgesetz gegenüber eine etwas<br />

kritische Stellung einzunehmen. Anderseits<br />

mag da und dort auch der Wunsch mitgesprochen<br />

haben, die Bundesgewalt nicht allmächtig<br />

werden zu lassen und beizeiten schon<br />

bestimmte Grenzen zu ziehen. Uebrigens steht<br />

hier auch nicht das Problem zur Diskussion,<br />

ob die gesetzliche Verankerung der kantonalen<br />

Strassenhoheit der Entwicklung des motorisierten<br />

Strassenverkehrs hindernd im<br />

Wege steht, oder auf diese fördernd einwirkt,<br />

sondern es stehen diejenigen Fragen<br />

im Vordergrund, welche die Verkehrsteilung<br />

zwischen Schiene und Strasse regeln sollen.<br />

Dem Begehren der Stände ist also in dem<br />

Sinne entsprochen worden, dass ohne Besitz<br />

einer kantonalen Verkehrsbewilligung keine<br />

Asto-Konzession erlangt werden könne, womit<br />

auch das vornehmlich finanzielle Interesse<br />

der einzelnen Kantone gewahrt bleibt.<br />

Die Stellungnahme der sozialdemokratischen<br />

Kommissionsmitglieder gibt bereits<br />

einen Fingerzeig, in welchem Rahmen sich<br />

die Beratungen des Verkehrsteilungsgesetzes<br />

im Nationalrat während der kommenden<br />

Herbstsession etwa bewegen werden. Schon<br />

in Lausanne-Ouchy haben die verschiedenen<br />

Sanierungsprojekte der Bundesbahnen sicherlich<br />

einen gewissen Schatten vorausgeworfen,<br />

denn es muss mit den Argumenten der Eisenbahnergewerkschaft<br />

nicht gerade vorzüglich<br />

bestellt sein, wenn der Gutachter Grimm in<br />

der Kommission kommentarlos durch Generalsekretär<br />

Bratschi vertreten wurde, wobei<br />

von den vier sozialdemokratischen Mitgliedern<br />

deren zwei dem Eisenbahnerverband angehörten.<br />

Wenn zudem noch von dieser Seite<br />

aus das Verlangen gestellt wurde, auch den<br />

gesamten Werkverkehr konzessionspflichtig<br />

zu gestalten, so dokumentiert diese Einstellung<br />

ein völliges Verkennen der wirklichen<br />

Verhältnisse, sei es in politischer, wirtschaftlicher<br />

oder verkehrstechnischer Hinsicht Bekanntlich<br />

hat sich der Schweiz. Fuhrhalterverband<br />

entschieden gegen die bundesrätliche<br />

Vorlage ausgesprochen, und auch unter<br />

den Lastwagenbesitzern macht sich eine nicht<br />

zu unterschätzende Opposition gegen das<br />

neue Gesetz bemerkbar. Im weitern sind die<br />

vielen stimmfähigen Bürger zu berücksichtigen,<br />

welche stets gegen jede Erweiterung<br />

staatlicher Kompetenzen auftreten. Zu bedenken<br />

ist auch, dass die Vereinbarung zwischen<br />

Bahn und Auto ausdrücklich unter der Voraussetzung<br />

der Nichterfassung des Werkverkehrs<br />

erfolgte, so dass füglich die Frage zu<br />

stellen erlaubt ist, ob der Eisenbahnerverband<br />

seine Kräfte wirklich für so stark hält, um<br />

einen Kampf ä tout prix führen zu können.<br />

Wenn das bis zur äusserst tragbaren Grenze<br />

gezeigte Entgegenkommen der Automobilisten,<br />

vornehmlich der Lastwagenbesitzer, mit<br />

einem totalen Transportmonopol beantwortet<br />

werden soll, dann wird man den aus doktrinärer<br />

Einstellung hingeworfenen Fehdehandschuh<br />

eben aufheben müssen. Ob der Kampf<br />

alsdann zugunsten der Eisenbahn resp. des<br />

Eisenbahnerverbandes entschieden wird,<br />

möchten wir sehr bezweifeln, denn bald<br />

dürfte das Mass mehr als voll sein, dem<br />

Volke, und diesmal dem werktätigen Volke,<br />

immer neue Lasten aufbürden zu wollen.<br />

Die verschiedenen Abfuhren, die anlässlich<br />

der nationalrätlichen Kommissionsdebatte die<br />

Vertreter der Eisenbahnergewerkschaft holen<br />

mussten, lassen aber anderseits auch erkennen,<br />

dass man selbst in als äusserst tolerant<br />

bekannten Kreisen den Zeitpunkt für gekommen<br />

erachtet, mit dem Problem der Verkehrsteilung<br />

und in Verbindung damit mit<br />

demjenigen der Bundesbahnsanierung vorwärts<br />

zu machen. Die Automobilisten und<br />

deren Verbände tun gut daran, wenn sie aufmerksam<br />

die einzelnen Verhandlungsetappen<br />

verfolgen, weil es gar nicht so sicher ist, ob<br />

um das Verkehrsteilungsgesetz und um die<br />

Reorganisation der S. B. B. nicht noch ein<br />

Grosskampf entbrennen könnte, wo es alsdann<br />

im ureigensten Interesse heisst, frühzeitig<br />

die Position zu beziehen. Heute hat es allerdings<br />

noch den Anschein, als ob sich das<br />

Verkehrsteilungsgesetz auf einer erträglichen<br />

Ebene behandeln lasse, da aber die politischen<br />

Feuerchen auch in unserem Lande etwas<br />

heller lodern als früher und leider das<br />

Gesetz durch politische Schachzüge zu beeinflussen<br />

versucht wird, so liegt es durchaus<br />

im Bereiche der Möglichkeit, dass es den<br />

nur die kleinlichen Eigeninteressen vertretenden<br />

Politikern nicht darauf ankommt, einen<br />

Streit mehr oder weniger vom Zaune zu<br />

reissen.<br />

-my-<br />

Der « Autlet--Feier-abend » erscheint diese<br />

Woche mit der Freitag-Nummer als stark<br />

erweiterte<br />

« Bundesfeier-Sondernummer».<br />

Dr. Buchsbaums Gesicht wurde um eine<br />

Schattierung blasser. «Dann wünsche ich<br />

Ihnen also eine gute Reise, — und Ihnen, gnädiges<br />

Fräulein, baldige völlige Genesung. Ihre<br />

Bekanntschaft war mir eine grosse Freude. —<br />

Tom, zeige den Herrschaften den Weg zum<br />

Ausgang!»<br />

Und ehe der Major oder seine Tochter noch<br />

etwas erwidern konnten, machte er eine kurze<br />

Verbeugung und ging davon.<br />

8.<br />

Drei Tage, bevor der Zirkus Kreno seine<br />

Zelte in Mailand abbrach, erhielt Jack Benson<br />

seine Kiste aus Basel. Die gesuchte Nummer<br />

der «New Orleans Times» mit dem Bericht<br />

über jenen Prozess fand sich darin, und<br />

mit Feuereifer vertiefte sich Benson sofort<br />

in die Lektüre.<br />

Zwar wurde der Angeklagte im Verlaufe<br />

der Verhandlung immer mit seinem bürgerlichen<br />

Namen angesprochen, den Jack Benson<br />

bisher nicht gekannt. Aber die anfängliche<br />

Vernehmung des Angeklagten über seine<br />

Personalien Hess keinerlei Zweifel mehr, dass<br />

es sich wirklich um Bux handelte.<br />

Vorsitzender: Geben Sie zu, Angeklagter,<br />

dass Sie mit dem ermordeten Artisten Vegas<br />

verfeindet waren?<br />

Angeklagter: Die Feindschaft bestand zunächst<br />

nur auf Seiten Vegas'.<br />

Vorsitzender: Und weshalb war Ihnen Vegas<br />

feindlich gesinnt?<br />

Angeklagter: Vegas, der als Akrobat in<br />

der gleichen Show arbeitete, hatte eine Geliebte,<br />

eine junge mexikanische Indianerin.<br />

Von diesem Mädchen bekam ich einige Liebesbriefe,<br />

die ich aber unbeantwortet Hess.<br />

Vorsitzender: Das Mädchen wird nachher<br />

als Zeugin verhört werden. Sie bestreiten<br />

also, zu ihr in irgendwelche Beziehungen getreten<br />

zu Sein?<br />

Angeklagter: Ich habe bis heute noch nie<br />

ein Wort mit dem Mädchen gewechselt.<br />

Vorsitzender: Wie entstand dann nun eine<br />

Feindschaft von Vegas gegen Sie?<br />

Angeklagter: Er hatte das Mädchen eines<br />

Abends, kurz vor Beginn der Vorstellung, bei<br />

Abfassung eines neuen Briefes an mich erwischt<br />

und kam, bebend vor Wut, mit diesem<br />

Briefe zu mir gelaufen, um mich zur<br />

Rede zu stellen. Er fand mich im Stall bei<br />

meinen Tieren. Ich versuchte Vegas zu beruhigen,<br />

indem ich ihm versicherte, dass ich<br />

nicht das Geringste mit seiner Freundin zu<br />

tun hätte oder zu tun haben wolle.<br />

Vorsitzender: Weshalb hatten Sie dann<br />

nicht dem Vegas Mitteilung vom Empfang<br />

dieser Briefe gemacht, die nach Ihrer Aussage<br />

ohne Interesse für Sie waren ?<br />

Angeklagter: Auf einen so unfairen Gedanken<br />

bin ich gar nicht gekommen.<br />

Vorsitzender : Was geschah noch weiter,<br />

als Sie Vegas jene Versicherung gaben ?<br />

Angeklagter: Er Hess sich nicht beruhigen.<br />

Und als ich ihm schliesslich den Rücken<br />

wandte, fiel er mich hinterrücks an. Ich habe<br />

ihn darauf niedergeboxt. — Am übernächsten<br />

Tag erschien dann in der <strong>Zeitung</strong> ein<br />

von Vegas verfasster Hetzartikel gegen<br />

mich. Es wurde darin behauptet, dass ich<br />

meine Tiere misshandle, und ausserdem<br />

wurde auch gegen mich, als Deutschen,<br />

Stimmung gemacht. Der Zweck des Artikels<br />

war offenbar, mein weiteres Auftreten und<br />

Verweilen in New Orleans unmöglich zu<br />

machen. — Ich schrieb eine entsprechende<br />

Erwiderung in der <strong>Zeitung</strong> und verklagte<br />

ausserdem den Vegas wegen Verleumdung.<br />

Vegas hat dann — es war am Tage vor seinem<br />

Tode — versucht, meinen Tierpfleger<br />

Tom Brass zu bestechen, damit er in der<br />

Frage der Tiermisshandlung gegen mich<br />

aussagen sollte. Tom hat sich natürlich geweigert,<br />

darauf einzugehen.<br />

Vorsitzender: Sie sollen dem Vegas nach<br />

allen diesen Vorkommnissen gedroht haben,<br />

dass Sie ihm die Knochen kaputtschlagen<br />

würden. Geben Sie das zu?<br />

Angeklagter: Jawohl! Ich hätte ihn auch<br />

bestimmt noch jämmerlich verhauen, wenn<br />

ihm nicht ein anderer vorher den Schädel<br />

eingeschlagen hätte.<br />

Vorsitzender : Erzählen Sie, was Sie von<br />

der Mordnacht wissen !<br />

Angeklagter : Ich hatte die vorletzte Nummer<br />

im Programm. Als ich mit dem Abschminken<br />

fertig war, hatten das Publikum<br />

und die meisten Artisten das Haus schon<br />

längst verlassen. Ich kam aus meiner Garderobe<br />

und wollte nochmals in den Stall gehen,<br />

um nach meinen Tieren zu sehen.<br />

Vorsitzender: War jemand im Stall, als<br />

Sie ihn betraten ?<br />

Angeklagter: Im Stall ist bestimmt der<br />

Tierwärter Dhakjee gewesen, denn er hatte<br />

Dienst, während Tom Brass an jenem Abend<br />

Ausgang hatte. Aber ich bin gar nicht bis in<br />

den Stall gekommen, denn ich fand ja auf dem<br />

Weg dorthin, auf dem Hofe, die Leiche des<br />

Vegas. Das heisst: Ich konnte im Halbdünkel<br />

erst gar nicht erkennen, wer da lag und<br />

ob es ein Toter oder Verwundeter war. Erst<br />

als ich mich über ihn beugte, erkannte ich,<br />

dass es Vegas war.<br />

Vorsitzender: Und was machten Sie nun?<br />

Angeklagter: Da ich Arzt bin, untersuchte<br />

ich ihn flüchtig, um zu sehen, ob ihm noch zu<br />

helfen sei. Aber der Tod war bereits eingetreten.<br />

An der Schläfe war ein tiefes Loch<br />

im Schädel.<br />

Fortsetzung folgt.

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