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E_1934_Zeitung_Nr.098

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kann, hat er den Beweis dafür, dass die<br />

Kundschaft damit zufrieden ist. Er richtet also<br />

seine Anstrengungen auf die Fabrikation und<br />

beschränkt die Arbeit der Konstruktionsbureaux<br />

auf das Ausmerzen von Mängeln, die<br />

sich bei den im Verkauf befindlichen Wagentypen<br />

im Dauerbetrieb gezeigt haben. Auch<br />

unsere Industrie mit ihren hochwertigen. Erzeugnissen<br />

kannte diese erfolgreichen Perioden,<br />

als die Krise den Verkauf im eigenen<br />

Lande noch nicht stark behinderte und die<br />

Ueberlegenheit ihrer Produkte einen ziemlich<br />

{grossen Absatz im Auslande sicherstellte.<br />

Seit dem Jahre 1930 haben sich aber die<br />

Verhältnisse gründlich geändert. Der Zusammenbruch<br />

der fremden Valuten, die Ausrichtung<br />

von Exportprämien an die Automobilindustrie<br />

einzelner Länder, die Aufstellung<br />

von Zollmauern, die Einfuhr- und Devisenschwierigkeiten<br />

untergruben den Export unserer<br />

Fabriken fast vollständig. Bei aller<br />

Anerkennung der Vorzüge der schweizerischen<br />

Konstruktionen ist der ausländische<br />

Kaufinteressent nicht mehr im Stande, die<br />

Preisdifferenz zwischen einem schweizerischen<br />

und einem ausländischen Wagen zu<br />

tragen. Der hohe Lebensstandard unseres<br />

Landes verunmöglicht den genügend grossen<br />

Preisabbau für unsere Erzeugnisse, die preislich<br />

im Ausland auch dann nicht konkurrenzfähig<br />

sind, wenn sie von den Fabriken zu den<br />

reinen Selbstkosten angeboten werden.<br />

Während so der Export für unsere Industrie<br />

verloren ging, trat fast gleichzeitig im<br />

Inlandsverkauf ein schwerer Rückschlag ein.<br />

einerseits wegen den Auswirkungen der Krise,<br />

anderseits weil die ausländische Konkurrenz<br />

aus den bereits erwähnten Gründen, vor allem<br />

wegen der Valutaentwertung und dem<br />

Exportdumping, ihre Preise ganz bedeutend<br />

senken konnte. Die von den schweizerischen<br />

Behörden bisher ergriffenen Schutzmassnahrnen<br />

haben sich als vollständig unwirksam<br />

erwiesen, was ein Blick auf die Einfuhrstatistik<br />

ohne weiteres beweist.<br />

Aus dieser kritischen Lage musste unsere<br />

Industrie einen Ausweg suchen, wollte sie<br />

nicht einfach einen Teil ihrer Werkstätten<br />

still legen. Dies hätte nicht nur eine vermehrte<br />

Arbeitslosigkeit in den Automobilfabriken<br />

bedeutet, sondern auch eine solche<br />

bei der Zubehörindustrie (Press- und Stanzteile,<br />

Räder, elektrische Anlagen, Reifen,<br />

Kühler usw.) Um dies zu vermeiden, wurden<br />

zwei Möglichkeiten versucht. In erster Linie<br />

wurde mit aller Energie und unter Aufwendung<br />

ganz bedeutender finanzieller Mittel die<br />

Weiterentwicklung der schnellaufenden Dieselmotoren<br />

an die Hand genommen. Es geschah<br />

dies aus der Erkenntnis heraus, dass<br />

nur mit einem allen anderen Konstruktionen<br />

überlegenen Dieselmotor der Unterschied<br />

im Anschaffungspreis der Fahrzeuge in der<br />

Schweiz selbst überbrückt werden könne.<br />

Mit anderen Worten, es wurde versucht, den<br />

Dieselmotor so betriebswirtschaftlich auszugestalten,<br />

dass die mit ihm erzielbaren Ersparnisse<br />

dem Käufer einen Gegenwert für<br />

den höheren Anschaffungspreis geben, den<br />

er gegenüber einem serienmässig hergestellten<br />

ausländischen Lastwagen anlegen muss.<br />

Dann wurden neue und leichtere Lastwagen<br />

geschaffen, um gegenüber den ausländischen<br />

Erzeugnissen ein hochwertiges Konkurrenzfabrikat<br />

zur Verfügung zu haben. Dass auch<br />

bei diesen leichteren Lastwagen teilweise der<br />

Dieselmotor Verwendung finden musste, ergibt<br />

sich aus vorstehend Gesagtem.<br />

Die Fabriken waren sich darüber klar, dass<br />

sie mit der Schaffung neuer Leichtlastwagentypen<br />

ein bedeutendes Risiko eingingen. Wie<br />

im mehrfach zitierten Artikel erwähnt wurde,<br />

erfordert die Schaffung einer neuen Wagentype<br />

riesige Aufwendungen für die Forschungs-,<br />

Entwicklungs- und Versuchsarbeit,<br />

für neue Aufspannvorrichtungen, Maschinen<br />

und Werkzeuge. Die Fabriken konnten<br />

den Versuch daher auch nur aus der<br />

Ueberzeugung heraus wagen, dass ihr Fabrikat<br />

dem ausländischen überlegen sei, dann<br />

$ÜT0M0BIL-REVUE<br />

aber auch in der Hoffnung, dass sich früher<br />

oder später doch ein behördlicher Schutz<br />

auswirken werde.<br />

Wenn also mit gewisser Berechtigung angenommen<br />

werden kann, dass sich bei den<br />

ausländischen Personenautomobilfabriken die<br />

immerwährende Schaffung neuer Wagentypen<br />

als finanziell schädlich erwies, so ist demgegenüber<br />

festzuhalten, dass unsere eigene Industrie<br />

durch die Verhältnisse gezwungen<br />

wurde, unverhältnismässig grosse Aufwendungen<br />

für Entwicklungsarbeiten zu machen.<br />

Sie kämpft dabei um nichts weniger als um<br />

ihre Existenz. Sie kämpft gleichzeitig auch<br />

ihren letzten Kampf um die Erhaltung der<br />

Auslandsmärkte oder um deren teilweise<br />

Wiedergewinnung. Ohne Export kann unsere<br />

Industrie im bisherigen Umfange nicht bestehen<br />

und Exportaussichten sind nur vorhanden<br />

mit einer ausgesprochenen technischen<br />

Ueberlegenheit, die sich in einen wirtschaftlichen<br />

Betrieb der Fahrzeuge umsetzt.<br />

Wie wirken sich die Anstrengungen unserer<br />

Industrie aus? Darüber kann man sich heute<br />

noch kein klares Bild machen. Festzustellen<br />

ist immerhin, dass sie sich dank der Ueberlegenheit<br />

ihrer schnellaufenden Dieselmotoren<br />

im Inland ein Absatzgebiet erhalten<br />

konnte, das, wenn es auch klein geworden<br />

ist, ohne diese Motoren sicher noch weiter zusammengeschrumpft<br />

wäre. Im Export hat<br />

sich die Auswirkung der neuen Konstruktionen<br />

noch wenig geltend gemacht, was wohl<br />

darauf zurückzuführen ist, dass die neuesten<br />

Erfindungen erst vor kurzem öffentlich bekannt<br />

wurden. So hat z. B. Saurer einen<br />

neuen Dieselmotor geschaffen, seiner Arbeitsweise<br />

entsprechend «Doppelwirbelungsmotor»<br />

genannt, der bei den ersten Vorführungen<br />

im Ausland berechtigtes Aufsehen<br />

erregte. *)<br />

Mag nun der an sich berechtigte Optimismus<br />

bezüglich der Hebung des Exportes dank<br />

den neuen Konstruktionen zutreffen oder<br />

nicht, so kann als sicher angenommen werden,<br />

dass die einheimische Kundschaft die<br />

mit ihnen verbundenen grossen Vorteile zu<br />

schätzen wissen wird, auch wenn sie sich<br />

kein Bild darüber machen kann, mit wieviel<br />

Aufopferung, Arbeit und finanziellen Opfern<br />

die Neuerungen erkämpft werden mussten.<br />

Und wenn dann auch die Behörden der<br />

schweizerischen Entwicklungsarbeit mehr<br />

als bisher ihre Unterstützung gewähren und<br />

wenn sie, wie dies im Ausland geschieht, der<br />

eigenen Industrie ihren Schutz und ihre Hilfe<br />

gewähren, so hat sich in diesem Falle das<br />

Vorgehen unserer Fabriken als richtig erwiesen.<br />

Vom finanziellen Standpunkt aus hätten<br />

sie vielleicht besser getan, ihren technischen<br />

Stab zu verringern, die Ausgaben bis an die<br />

äusserste Grenze einzuschränken, einen Teil<br />

der Arbeiter zu entlassen und sich so mit den<br />

vorhandenen Reserven über die kritische<br />

Zeit hinweg zu bringen. Volkswirtschaftlich<br />

wäre dieses Vorgehen aber von schlimmen<br />

Folgen gewesen. Die Zeit wird zeigen, ob die<br />

Industrie richtig getan hat, sich von volkswirtschaftlichen<br />

und nicht von eigennützigen<br />

Erwägungen leiten zu lassen.<br />

*) Ueber diesen Motor wird an anderer Stelle<br />

des Blattes erstmals eingehend berichtet. ,<br />

Die ersten Vorführfahrten wurden mit einem<br />

mit diesem Motor ausgerüsteten Fahrzeug anlässlich<br />

der, Konkurrenzfahrten des englischen Kriegsministeriums<br />

gemacht, wobei glänzende Ergebnisse gezeitigt<br />

wurden. Bald darauf wurde vom Kgl. Englischen<br />

Automobil-Club ein mit dem neuen Motor<br />

ausgerüsteter Wagen auf einer Fahrstrecke von<br />

1100 km geprüft, wobei pro verbrauchten Liter<br />

Brennstoff die höchste bisher je erreichte Kilometerleistung<br />

festgestellt wurde. Es darf gehofft werden,<br />

dass diese Ergebnisse, die in der Schweiz durch<br />

neutrale wissenschaftliche Untersuchungen bestätigt<br />

wurden, in der Welt einen Widerhall finden und zu<br />

einer Belebung des Exportes führen werden.<br />

Die Red.<br />

Das Strassenwesen im kant. Haushalt.<br />

Die Angaben zeigen, dass sich die bisherigen<br />

Aufwendungen für die Modernisierung<br />

des Strassennetzes bereits in einer geringeren<br />

Ausgabe für den Unterhalt fühlbar machen,<br />

eine Tatsache, die durch verschiedene kantonale<br />

Rechnungen ganz besonders prägnant<br />

bestätigt wird. Der Umfang der Verbesserungsarbeiten<br />

blieb sich praktisch gleich. Dagegen<br />

konnte dank der Entlastung beim Unterhalt<br />

der Neubau um so besser dotiert werden.<br />

Diese Kategorie von Strassenarbeiten<br />

wird in den kommenden Jahren hoffentlich<br />

einen stets wachsenden Anteil an der Summe<br />

der Gesamtaufwendungen beanspruchen.<br />

Während alle Kantone, allerdings mit prozentual<br />

recht verschiedenen Quoten, am Unterhalt<br />

und der Verbesserung des Strassennetzes<br />

beteiligt sind, so konnten eine Reihe<br />

von kantonalen Verwaltungen noch keinerlei<br />

Mittel für den Neubau bereitstellen. Die grössten<br />

Beträge für die Zwecke neuer Strassenanlagen,<br />

welche über die Millionengrenze<br />

hinausgehen, brachten Baselstadt und Wallis<br />

auf. Wie sehr anderseits das Strassenwesen<br />

in einzelnen Gebieten allzulange vernachlässigt<br />

wurde, dürfte wohl der Umstand ergeben,<br />

dass in einzelnen Fällen die Beträge für<br />

Unterhalt im Berichtsjahre immer noch grösser<br />

waren als die Aufwendungen für Verbesserungen.<br />

Bei den Verbesserungen wurde der Hauptanteil<br />

der Mittel, nämlich 24,5 Millionen, für<br />

Korrektionen, Verbreiterungen und Entwässerungen<br />

ausgegeben. Was die Oberflächenbehandlung<br />

anbetrifft, so findet das Tränkund<br />

Mischverfahren in Stärken von mehr als<br />

3 cm am meisten Anwendung, wurden hiefür<br />

doch 13 Millionen verausgabt. Für Pflasterungen<br />

dagegen wurden von den Kantonen<br />

2,3 Millionen, für Beton und andere Beläge<br />

sogar nur 1,1 Millionen aufgewendet<br />

Die Einnahmen.<br />

Diese ergeben zusammen 51,4 Millionen<br />

Franken und stehen damit um fast 5 Millionen<br />

höher als im Vorjahre. An diesem Mehrertrag<br />

sind durchwegs alle Einnahmeposten<br />

beteiligt. Die Nettoeinnahmen aus Verkehrsabgaben<br />

haben um 1,3 Millionen Franken zugenommen.<br />

Bringen wir nun Soll und Haben<br />

zueinander in Beziehung, so ergibt sich, dass<br />

die Kantone 55,1 % ihrer Aufwendungen für<br />

den Strassenbau aus den besonderen Beiträgen<br />

für das Strassenwesen und aus Verkehrsabgaben<br />

zu bestreiten vermögen. Gegenüber<br />

dem Vorjahre hat sich damit dieses<br />

Verhältnis neuerdings etwas gebessert, da<br />

Zürich<br />

Bern<br />

Luzern<br />

Uri<br />

Schwyz<br />

Obwalden. . . .<br />

Nidwaiden . . .<br />

Glarus<br />

Zug<br />

Fribourg . . . .<br />

Solothurn. . . .<br />

Baselstadt. . . .<br />

Baselland . . . .<br />

Schaffhausen . »<br />

Appenzell A.-Rh.<br />

Appenzell I.-Rh..<br />

St. Gallen. . . .<br />

Graubünden. . .<br />

Aargau<br />

Thurgau . . . .<br />

Tessin<br />

Vaud<br />

Valais<br />

Neuchatel. , . .<br />

Geneve<br />

Länge des<br />

Staats-<br />

Strassennetzes<br />

km<br />

2,446»)<br />

2,254»)<br />

292<br />

141<br />

144<br />

55<br />

85<br />

92<br />

142<br />

581<br />

630<br />

231<br />

374<br />

200<br />

216<br />

19<br />

524<br />

1,254<br />

1,269»)<br />

796<br />

932<br />

2,114<br />

882«)<br />

417<br />

249<br />

Fr.<br />

132,920<br />

171,251<br />

82,842<br />

Im üntartialt Inbnjr.<br />

21,532<br />

20,000»)<br />

4,335<br />

tlüntBrtialtlnbnr.<br />

19,526*)<br />

63,734<br />

51,990<br />

75,470<br />

31,043<br />

34,539<br />

lrnnt:r,ult inüifr.<br />

250 5 )<br />

123,629<br />

123,198<br />

86,554<br />

45,613<br />

90,893<br />

121,510<br />

83,079<br />

35,633<br />

70,603<br />

Ausgaben<br />

für den<br />

Unterhalt<br />

Fr.<br />

3,687,837<br />

3,941,997<br />

804,309<br />

237,086<br />

300,499<br />

122,876<br />

81,813<br />

230,067<br />

286,807<br />

978,683<br />

575,773<br />

1,834,027<br />

682,847<br />

221,327<br />

425,739<br />

105,453<br />

1,414,560<br />

1,555,560<br />

1,383,767<br />

1,355,914<br />

1,862,745<br />

3,013,702<br />

656,932<br />

667,804<br />

1,406,545<br />

1931 nur 52,2 % der Ausgaben auf diese<br />

Weise gedeckt werden konnten. Es müssen<br />

demnach noch etwa 45 % der Aufwendungen<br />

durch die allgemeinen Mittel der Kantonsfinanzen<br />

aufgebracht werden. Nun steht aber<br />

fest, dass die Kantone auch in der vorautomobilistischen<br />

Zeit erkleckliche Beträge für<br />

Strassen ausgeben mussten, denen aber damals<br />

noch keine besonderen Einnahmen aus<br />

dem Motorfahrzeugverkehr gegenüberstanden.<br />

Unter Berücksichtigung der seitherigen<br />

Entwertung des Geldes darf wohl angenommen<br />

werden, dass das frühere Budget für<br />

Strassen nicht weit von dem Betrag entfernt<br />

war, für dessen Deckung heute die Allgemeinheit<br />

aufkommen muss. Der Automobilismus<br />

hat also in Sachen Strassenbau im Grunde<br />

für die Kantonsfinanzen nicht viel geändert<br />

Wohl sind die Ausgaben in recht ansehnlichem<br />

Masse angestiegen, allein die Sondereinnahmen<br />

aus dem Kraftverkehr haben dafür gesorgt,<br />

dass die Allgemeinheit nicht in übersetzter<br />

Weise für die Anpassung des Strassennetzes<br />

an die neue Form des Verkehrs<br />

herangezogen wurde.<br />

Dabei gilt es auch noch zu bedenken, dass<br />

einmal die Motorfahrzeugbesitzer nicht allein<br />

den Kantonen tributpflichtig sind, sondern<br />

einen noch grösseren Betrag an den Bund in<br />

Form von Eingangszöllen abliefern. Dann<br />

wird auch niemand an der Tatsache rütteln<br />

wollen, dass nicht allein der Motorfahrzeugverkehr,<br />

sondern die Gesamtbevölkerung an<br />

einem leistungsfähigen und modernen Strassennetz<br />

grösstes Interesse hat. Wenn auch<br />

ein Teil der steuerzahlenden Bürger kein<br />

eigenes Automobil oder Motorrad besitzt oder<br />

fährt, so ist ein jeder doch an guten Verkehrsmöglichkeiten<br />

mehr interessiert, als es<br />

auf den ersten Blick den Anschein haben<br />

mag.<br />

Bevor aber in der Presse oder im Parlament,<br />

in Volksversammlungen oder Schriften<br />

zur Strassenfrage und ihrer Finanzierung<br />

wiederum Stellung genommen wird, mögen<br />

sich doch diejenigen, die sich dazu berufen<br />

fühlen, die vorliegenden Zahlen vorerst einmal<br />

gründlich zu Gemüte führen und dann<br />

ihre Weisheit preisgeben. Es ist in Sachen<br />

Finanzierung des Strassenwesens nun schon<br />

so viel Verwirrung gestiftet worden, dass es<br />

höchste Zeit ist, wenn sachliche und zahlenmässig<br />

belegte Aufklärung und Diskussion an<br />

Stelle der bisherigen teilweise recht einseitigen<br />

Polemik treten. Die vorerwähnten Unterlagen,<br />

die jedermann zur Verfügung stehen,<br />

werden hiezu nicht wenig beitragen können.<br />

Fr.<br />

8,384,416<br />

7,309,802<br />

2,806,574<br />

241,339<br />

1,320,565<br />

430,570<br />

246,749<br />

1,387,306<br />

1,412,172<br />

1,885,236<br />

2,646,790<br />

623,011<br />

1,685,751<br />

485,731<br />

296,965<br />

44,491<br />

1,812,848<br />

1,541,439<br />

5,563,927<br />

2,257,128<br />

5,285,363<br />

4,510,389<br />

370,947<br />

1,077,026<br />

1,016,635<br />

Verwaltung<br />

(nur Anteil<br />

für das<br />

Strassenwesen)<br />

Verbesserungen<br />

Vetsichernng,<br />

Pensionsund<br />

Krankenkassen<br />

Fr.<br />

113,460<br />

204,838<br />

30,356<br />

7,415<br />

10,915<br />

8,722<br />

945<br />

3,917<br />

3,373<br />

35,637<br />

13,772<br />

73,964<br />

33,532<br />

15,720<br />

15,129<br />

2,755<br />

64,086<br />

30,512<br />

35,696<br />

11,074<br />

19,690<br />

49,666<br />

15,776<br />

27,511<br />

118,189<br />

<strong>1934</strong> -<br />

Die Aufwendungen der Kantone für das Strassenwesen 1932<br />

Kantone<br />

Stiassenneubauten<br />

und<br />

Beiträge<br />

an solche<br />

Fr.<br />

489,993<br />

987<br />

117,680<br />

945,199<br />

2,606,085<br />

70,000<br />

211,999<br />

21,109<br />

890,505<br />

273,181<br />

223,190<br />

314<br />

35,415<br />

1,759,196<br />

242,374<br />

588,334<br />

Gcsamt-<br />

auf-<br />

Wendungen<br />

für das<br />

Strassenwesen<br />

Fr.<br />

12,318,633<br />

12,117,881<br />

3,724,081<br />

485,840<br />

1,653,511<br />

582,168<br />

333,842<br />

1,622,277<br />

1,721,878<br />

3,080,970<br />

4,233,524<br />

5,212,557<br />

2,503,173<br />

757,317<br />

949,832<br />

174,058<br />

4,305,628<br />

3,523,890<br />

7,293,134<br />

3,670,043<br />

7,294,106<br />

7,695,267<br />

2,885,930<br />

2,050,348<br />

3,200,306<br />

16,339 1,490,144 27,834,669 54,643,170 946,650 8,475,561 93,390,194<br />

a ) Einschliesslich 197km Staatsstrassen auf Gebiet der Stadt« Zürich und Winterthur. 2 ) Ohne Strassen IV. Klasse<br />

(Gemeindestrassen = 542 km), für welche der Staat die Wegmeister stellt. •) Einschliesslich Ortsverbindungsstrassen<br />

(755 km), für welche der Staat die Strassenwärter stellt. *) Einschliesslich 511 km Gemeindestrassen,<br />

für die der Kanton die Strassenwärter stellt und an deren Unterhaltskosten er 50% Beitrag leistet. 6 )Einschl<<br />

eines Teiles der Departementsausgaben, weil die Baudirektion den Strassenunterhalt leitet.<br />

lor sich, als die dunkle Gestalt im Nebel<br />

verschwand. Und bevor er ins Haus ging,<br />

drehte er sich plötzlich um, als könnte sie<br />

an einer andern Stelle der weissen Wand<br />

heraustreten.<br />

In diesem Herbst blieben die Felder um<br />

die beiden Dörfer ohne Wintersaat. Es regnete<br />

bis in den November. Dann sprang der<br />

Wind nach Osten, und am nächsten Morgen<br />

glänzte das Eis über den Aeckern. Und wieder<br />

nach zwei Wochen begann es zu schneien,<br />

ohne Wind, und schneite drei Tage und<br />

drei Nächte. Und dahinter blieb ein lautloses,<br />

verhülltes Land. Strom und See waren<br />

gefroren, und drei Tage war Jürgen vom Aufgang<br />

bis zum Untergang der Sonne unterwegs,<br />

um Löcher in das Eis zu schlagen, damit<br />

die Fische nicht erstickten. Dann schärfte<br />

er Axt und Säge und nahm Arbeit in den<br />

grossen Holzschlägen der Forst. «Die Tiere<br />

werden in die Häuser der Menschen kommen»,<br />

sagte er, «und nach den Tieren werden<br />

die Menschen kommen, die kein Brot<br />

haben. Man muss sorgen, dass man ihnen<br />

mehr zu reichen hat als ein Bibel wort.»<br />

Dann sass er in der Dunkelheit vor dem<br />

Herd und ass die Suppe, die Marte gekocht<br />

hatte. Nur das Feuer erhellte den Raum, und<br />

wenn er zur Seite blickte, sah er den dunklen<br />

Kopf des Mädchens in den Kissen, das<br />

ihm schweigend zusah. «Unrecht ist es, in<br />

der Wärme zu bleiben», sagte sie, «wenn<br />

du so hinausgehst, und noch einmal zu schlafen,<br />

wenn nichts als die dunklen Bäume um<br />

dich sind.» Aber er schüttelte den Kopf.<br />

«Jung bist du», erwiderte er, «und ganz wie<br />

ein kleiner Vogel, den man wärmen muss.<br />

Still ist es den ganzen Tag. Schlafe nun ohne<br />

Sorgen.»<br />

Am ersten Morgen, als er fertig war, Axt<br />

und Säge über der Schulter, die Fellmütze<br />

über der Stirn, und ihr zunickte, streckte<br />

sie die Hand aus den Kissen nach ihm aus.<br />

Er trat an ihr Bett und nahm vorsichtig die<br />

Hand, die sie ihm reichte. Er sah ihren Arm<br />

bis zur Schulter, weiss und zerbrechlich, wie<br />

ihm schien, und das Tagewerk erschien ihm<br />

leicht nach solcher, Schönheit. Er sagte<br />

nichts, er strich nur einmal mit seinen harten<br />

Fingern über ihr Handgelenk, wo die<br />

Adern unter der dünnen Haut schimmerten.<br />

Und so blieb es von nun an jeden Morgen.<br />

Es war Nacht, wenn Jürgen zum Walde<br />

ging, und es war Nacht, wenn er heimkehrte.<br />

Ein schmaler Pfad von seinen Füssen lief<br />

anderthalb Stunden schnurgerade durch den<br />

Wald zu seinem Arbeitsplatz wie die Furche<br />

eines Pfluges, und rechts und links von ihm<br />

lag das Unberührte des Schnees, der Stämme,<br />

des Schweigens. Nur am Waldrand wich<br />

der Pfad um ein weniges zur Seite und führte<br />

bis an den Rand des verschneiten Ackers.<br />

Wildspuren liefen über die weisse Fläche,<br />

und hier und da hatten die Schalen der Tiere<br />

den Schnee zur Seite gescharrt, um an die<br />

Saat zu gelangen.<br />

Der tote Tag der Woche war der Sonnabend.<br />

Das Feuer brannte im Herd, aber<br />

Marte war nicht da. Sie war in der Gemeinschaft<br />

der Heiligen. Niemand verstand, wie<br />

es möglich gewesen war, aber iMac Lean<br />

hatte eine Gemeinde im Dorfe begründet. Sie<br />

hatten ihm eine verfallene Hütte am Waldrand<br />

gegeben, und jeden Sonnabend predigte<br />

er in einem der Bauernhäuser. «Gottes Zorn<br />

wird aufsteigen über diesem Lande», pflegte<br />

er zu sagen. «Unfruchtbar wird seine Erde<br />

sein wie der Schoss eurer Frauen. Kinder<br />

wird man zum Friedhof tragen und das tote<br />

Vieh zum Schindanger. Wölfe werden um die<br />

Häuser streichen, und aus den Wassern wird<br />

der Böse steigen. Aber ferne wartet die Goldene<br />

Stadt, und Gottes Hand ruht auf ihren<br />

Türmen. Korn wächst aus ihrer Erde, und<br />

Weintrauben bedecken ihre Hügel. Und Gott<br />

breitet die Arme aus, um die Gläubigen aller<br />

Erde zu empfangen, die sich bekehren zu<br />

seinem wahren Wort.» Dann weinten die<br />

Frauen und Mädchen, und die Bauern und<br />

Kätner sahen in das weisse, hagere Gesicht<br />

und sahen dahinter die Wogen des Ozeans<br />

und sich selbst hinausgleiten in das neue Paradies,<br />

ohne Hunger und Not. Und auch<br />

Marte kniete in der dunkelsten Ecke, die<br />

Hände über dem Herzen gefaltet, und zwischen<br />

den goldenen Türmen sah sie das<br />

schwere, einsame Gesicht des Jürgen Doskocil,<br />

wie er vor dem Herde sass.<br />

(Fortsetzung folgt.)

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