E_1935_Zeitung_Nr.083
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N° 85 — <strong>1935</strong><br />
Schloss Frauenfeld.<br />
Ein schönes Pferd und eine gut eingeschossene<br />
Pistole sind für mich das Himmelreich!» tenden Flamboyantbäumen flattern. Und<br />
fall rote Blüten von den wie Fackeln leuch-<br />
Ihre Augen blitzten lustig: «La-la! und hat manchmal sank eine solche Blüte in den<br />
man nicht dreihundert Milreis für seidene Rebozos,<br />
Pariser Schuhe und Rubinohrringe we-<br />
anderen Blume, die an den schwärzlichen Fel-<br />
weissen, weit offenen, gewaltigen Kelch einer<br />
gen einer gewissen Pepita ausgegeben? He, sen rankte. Die roten Lippen Pepitas in ihrem<br />
hat man das? Und wer lag vor Pepitas Füssen,<br />
als sie neulich in der Hängematte hinten von einst Deshalb kaufte ich Rebozos und<br />
weissen Gesicht erinnerten mich an dies Bild<br />
auf der Veranda sass und ,La Paloma' sang?» Schuhe für Pepita. Ah, Senhora, und als ich<br />
Verblüfft rief ich: «Senhora haben Augen auf den amerikanischen Schonern fuhr, die<br />
wie eine Spinne — milles perdones! wollte den Seelöwen um seines kostbaren Felles willen<br />
von den Pribylowinseln im kalten Bering-<br />
sagen, wie eine Biene. Nämlich etliche Millionen,<br />
die alles sehen! — Pepita? Dios, ihr meer bis an die liebliche Bai von Jeddo im<br />
Mund gefällt mir. Auch die Hände! Das ganze Lande der aufgehenden Sonne verfolgen —<br />
Leben besteht ja eigentlich aus Erinnerungen. Orte, von denen Sie sicher nie gehört haben!<br />
Und wieso, fragen Sie? Hören Sie, Senhora — da legten wir oft dort in Japan an.<br />
mia! In der Südsee sah ich an einem Wasser-<br />
(Fortsetzung folgt-)<br />
dass ich keinen Rei mehr in der Tasche hatte<br />
und mir im übrigen wenig draus mache, dass<br />
sie sie mir kunstgerecht ausgeleert hatten.<br />
Das war gestern, und nun ist heute, und Pedro<br />
sitzt im Kalabus.<br />
Es war gestern, als sich zwischen Ballenha<br />
und mir durch den herrschenden Lärm im<br />
Schankraum hin folgendes Gespräch entspann:<br />
«Senhor sind lustig! Sie haben Ihr<br />
Geld mit Anstand verloren und keine Rauferei<br />
angefangen, wie jener Abschaum dort! » Ihr<br />
fetter, beringter Finger wies verächtlich auf<br />
die trinkenden, braungelben Brasilianer, die<br />
gerade einen Höllenaufruhr verursachten.<br />
Ich musste lachen: « 0 Senhora, Geld soll<br />
seinen Besitzer wechseln, dazu ist es da.<br />
Uebrigens sind die Banknoten in diesem schönen<br />
Lande so unappetitlich schmutzig, dass es<br />
mich wie eine Erleichterung befällt, wenn ich<br />
die letzte ausgebe! Die Wälder dort hinten<br />
zwischen den Zuflüssen des grossen Stromes<br />
sind allein rein! Ah, Senhora, wie ich jene<br />
verfluchte, gesegnete Dschungel liebe und die<br />
blöde, sich selbst überholende Zivilisation<br />
hasse! »<br />
Ihr schöner Kopf beugte sich über den<br />
Tisch, und lakonisch kamen die Fragen:<br />
« Gummisucher? Pleite? »<br />
Ich nickte: « Si, Senhora, und meine beiden<br />
schönen Revolver hat nun der alte, wuchernde<br />
Satan und Bürgermeister in Person, Dom<br />
Xaime Torres.»<br />
Mit dem Finger drohend meinte die Frau:<br />
« Sie hängen an jenen Waffen? »<br />
Die Hand aufs Herz legend, entgegnete ich:<br />
« Senhora! wenn es nicht eine Gotteslästerung<br />
oder zumindest eine Beleidigung Ihres Geschlechtes<br />
wäre, so müsste ich antworten:<br />
Zum Wandern muss man geboren sein.<br />
Der echte Landstreicher hat die Sehnsucht<br />
nach Veränderung, den Widerwillen gegen<br />
Wurzelfestigkeit und genau umrissene Verhältnisse<br />
im Blute. Man hat den Wandertrieb<br />
erklärt als einen atavistischen Rückschlag,<br />
denn alle Völker haben tausendjährige<br />
Epochen nomadischer Wanderschaft<br />
und Lebensgestaltung hinter sich. Die Nervenärzte<br />
sprechen, von einer neurotischen<br />
Unsicherheit des Landstreichertyps, aber so<br />
lange sie uns nicht sagen können, aus welchen<br />
Elementen sich eigentlich der normale<br />
Mensch zusammensetzt, können wir mit dieser<br />
Klassifizierung nicht viel anfangen.<br />
Aus Not allein wird niemand zum Landstreicher.<br />
Es gibt in allen Städten unserer<br />
— von grossen Gegensätzen zerrissenen<br />
Welt —Menschen, die nichts mehr zu verlieren<br />
und häufig auch nichts mehr zu gewinnen<br />
haben. Aber sie denken deshalb doch<br />
nicht daran, hinauszugehen auf die- Landstrasse,<br />
durch fremde Länder zu laufen, als<br />
blinder Passagier zu fahren, den Kampf um<br />
die eigene Selbstbehauptung in jeder Stunde<br />
und an jedem Tage neu zu führen, in einer<br />
neuen Umgebung, unter fremden Menschen*<br />
Und wenn sie einmal herausgeworfen werden,<br />
sitzen sie bald wieder fest. Denn das Wesentliche<br />
des Landstreichers : die Unruhe im<br />
Blute, ein aktiver und auch romantischer<br />
Zug, fehlt ihnen. Das Leben hat sie in einen<br />
Sumpf hinabgestossen, aber sie treiben Wurzeln<br />
in diesem Sumpf, so wie sie es im gutbürgerlichen<br />
Familienheim oder auf der<br />
Höhe der Gesellschaft auch machen würden.<br />
Gewiss ist auch der Landstreicher ein wandernder<br />
Protest gegen die Schattenseiten<br />
der heutigen Ordnung der Welt. Sein Denken<br />
und Tun ist eine Art von Rebellion,<br />
aber eine persönliche Art. Der Landstreicher<br />
lässt sich nicht organisieren und tritt nie als<br />
Masse auf. Am nächsten steht ihm in der<br />
AUTOMOBIL-REVUE 15<br />
Zivi Jtsychotagie des £andst>ieichexs<br />
Von Leo Ki pf er<br />
psychischen Struktur der Dichter. Die Nervenärzte<br />
werden sich freuen, denn auch dem<br />
Dichter haben sie die neurotische Unsicherheit<br />
und mangelnde Einordnung in das Getriebe<br />
der Gesellschaft attestiert. Sie mögen<br />
sich trösten, denn auch die Dichter sind<br />
heutzutage viel zahmer geworden, als es<br />
sich mit ihrem Rufe eigentlich verträgt.<br />
Jeder wirkliche Dichter hat in seiner Jugend<br />
dem Nömadentrieb nachgegeben und<br />
ist ein mehr oder weniger vollendeter Landstreicher<br />
gewesen. Das lässt dann nicht<br />
mehr los und wenn die Jahre kommen, in<br />
denen das Realitätsprinzip die Abrundung<br />
zur Persönlichkeit und zum nützlichen Bürger<br />
vollendet, gibt es doch immer wieder<br />
einmal so einen Ruck im Innern, und wenige<br />
Monate später erscheint die Verlagsanzeige<br />
eines neuen Wander- und Landstreicherbuches.<br />
Es sind überwiegend Erlebnisbücher.<br />
In ihnen schwingt der Rhythmus der Landstrasse<br />
und die Sehnsucht dessen, der nie<br />
wieder mit gleich tiefen Zügen die Luft einatmen<br />
wird, Wie er es als Schiffsjunge oder<br />
Tippelbruder tat. Die besten Wander- und<br />
Landstreicherbücher liest man nicht, man<br />
lebt sie mit. Und eben in diesem Leben finden<br />
wir die besten Beiträge zur Psychologie<br />
des Landstreichers, die doch zugleich<br />
auch die Psychologie des Dichters ist. Nehmen<br />
wir einige dieser Bekenntnisbücher zur<br />
Hand.<br />
-! Die Lebensfahrt eines romantischen Strofc<br />
Ches schildert Arthur Heye in seinem biographischen<br />
Roman « Unterwegs ». Er bezeichnet<br />
sich selbst als Romantiker von Geburt<br />
und Bestimmung. Schon als Junge erfüllte<br />
ihn die Sucht, ferne Länder zu sehen, jeden<br />
Weg zu gehen, nur nicht den, den die andern<br />
gingen. Und er ging seinen eigenen Weg.<br />
Mit 14 Jahren rückte er aus und fuhr auf<br />
See* Es gab Abenteuer, aber icht solche, die<br />
er sich geträumt hatte. Er musste arbeiten,<br />
Sieg.<br />
Von Heinrich Lämmlln<br />
Dunkle Nächte, gramdurchflutet,<br />
senkten ihre schwarzen Schwingen<br />
auf mich nieder.<br />
Immer wieder<br />
hörte ich die Glocken klingen,<br />
während sich mein Leid verblutet.<br />
Dunkle Nächte! — Eine Blüte<br />
wuchs aus Leid und Glockenklingen<br />
in mein Leben,<br />
Und erheben<br />
konnf ich mich nach langem "Ringen<br />
zum Verstehen und zur Güte.<br />
dass das Blut unter den Nägeln hervorspritzte.<br />
Um sich herum sah er Roheit,<br />
Niedertracht, und Gemeinheit, aber keine<br />
Romantik. Die blühte in ihm und liess sich<br />
nicht zerstören. Nach einigen Fahrten rückte<br />
er aus vom Schiff und wanderte die mächtigen<br />
Schienenwege Nordamerikas entlang.<br />
Er kam mit den Tramps zusammen, amerikanischen<br />
Landstreichern, die sich vor nichts<br />
und niemandem fürchteten, ausser — vor<br />
Arbeit Arthur Heye erzählt über sich:<br />
«Ich habe Menschen unter ihnen getroffen,<br />
die seit 40 Jahren kreuz und quer durch<br />
die riesigen Länderstrecken der Vereinigten<br />
Staaten zogen, Menschen, die seit 10 Jahren<br />
in keinem Bett geschlafen und keine 3 Tage<br />
hintereinander an demselben Platze gearbeitet<br />
hatten; Menschen, die ihren Namen und<br />
ihren Geburtsort vergessen hatten. — Wen<br />
das Leben amerikanischer Tramps einmal<br />
gepackt hat, der bleibt ihm meist verfallen<br />
für immer. Hinter jeder Weite liegen ja dort<br />
immer wieder neue, blaudämmernde Weiten,<br />
liegen Prärien, Wüsten, Ströme und Gebirge,<br />
tosende Millionenstädte und menschenleere<br />
Einöden, liegen eisige, von Schneestürmen<br />
überbrauste Gebiete, in denen halbjahrlang<br />
polare Winter herrschen, und andere,<br />
in strotzender, üppiger Fülle wuchernde,<br />
über denen sich glutheisser Tropenhimmel<br />
wölbt Rastlos durchwandert der Tramp<br />
diese Mannigfaltigkeit und Gegensätzlichkeit,<br />
und Schauen und Wandern wird zuletzt Lebenszweck<br />
und Schicksal. ><br />
In Arthur Heye spricht einer, der durch<br />
alle Erdteile gewandert ist und alle Meere<br />
befahren hat, über den Landstreicher. Alle<br />
seine Erlebnisse und Eindrücke holt er sich<br />
aus jenem Grenzbezirk, wo die Welt der<br />
sesshaften Leute zu Ende ist und die weiten,<br />
manchmal aber auch sehr engen Gefilde<br />
derer beginnen, die unterwegs sind. Es gibt<br />
viel Schlamm dort, in dem täglich Menschen<br />
untergehen. Es gibt einen Kampf aller gegen<br />
alle und doch auch wieder Zeugnisse einer<br />
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