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E_1936_Zeitung_Nr.020

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Rückgang von 21 % der Einnahmen seit 1929<br />

nur zum Teil der Automobilkonkurrenz zuschreiben<br />

können; schwerer ins Gewicht fällt<br />

die Schrumpfung im Export und im Durchgangsverkehr.<br />

Wir möchten hier aber noch<br />

einmal wiederholen, was auch im Parlament<br />

durch Nationalrat Gafner festgestellt worden<br />

ist:<br />

« Es war volkswirtschaftlich ein Fehler, in der<br />

Nachkriegszeit zu lange auf zu hohen Tarifen und<br />

Taxen zu beharren und nur unter dem Druck der<br />

Konkurrenz — neben der Konkurrenz des Kraftwagens<br />

sei hier auch die ausländische Konkurrenz<br />

erwähnt, wo die Bundesbahnen ebenfalls zu spät<br />

gegen die Umfahrung unseres Landes zweckdienliche<br />

Gegenmassnahmen ergriffen — Taxvergünstigungen<br />

zu gewähren, die zu einer regelrechten<br />

Anarchie auf dem Gebiete unserer Bahntarif-Politik<br />

führten. Ein sehr schwieriges Sanierungsproblem<br />

für die schweizerischen Bahnen bildet deshalb die<br />

Frage, wie das derzeitige Tarifchaos beseitigt<br />

und an seine Stelle eine grundsätzliche und einheitliche<br />

Tarifpolitik gesetzt werden kann. »<br />

Die Bundesbahn-Sanierung ist gleichzeitig<br />

ein organisatorisches und • ein finanzielles<br />

Problem. Die finanzielle Sanierung stützt<br />

sich auf Art. 52 des zweiten Finanzprogrammes.<br />

Es wird dort statuiert, dass die Hälfte<br />

der zu erwartenden neuen Einnahmen zur<br />

Aeufnung eines Tilgungsfonds für die Lasten<br />

der S.B.B, zu verwenden sei. Die Generaldirektion<br />

hat zuhanden des Bundesrates zwei<br />

getrennte Entwürfe ausgearbeitet, den einen<br />

über die Entpolitisierungs-Initiative und den<br />

andern über die Bundesbahn-Sanierung.<br />

Keine Selbstverwaltung der S.B.B.<br />

Im Gegensatz zum Vorschlag der Entpolitisierungs-Initiative<br />

sollen Verwaltung und<br />

Betrieb der Bundesbahnen auch nach dem<br />

neuen Entwurf Sache einer besonderen eidgenössischen<br />

Verwaltung sein. Die Geltendmachung<br />

des öffentlichen Einflusses kann nur<br />

durch Bundesbehörden und Bundesrat geschehen.<br />

Dem Entwurf liegt daher der Gedanke<br />

zugrunde, die oberste Verantwortung<br />

für die Geschäftsführung der Bundesbahnen<br />

beim Bundesrate zusammenzufassen.<br />

Wir werden in einem zweiten Teil auf die<br />

Vorschläge des Verwaltungsrates für die Neuordnung<br />

der Besoldungsverhältnisse und die<br />

Neugestaltung des Finanzhaushaltes eintreten.<br />

Gr.<br />

Motorisierung und<br />

Mechanisierung der Armeen.<br />

Vielfach wird bei Besprechung der Armeen<br />

verschiedener Staaten der Ausrüstung mit<br />

technischen Mitteln, der Motorisierung und<br />

Mechanisierung die grösste Aufmerksamkeit<br />

gewidmet. Jene Angaben machen dann einen<br />

solch starken Eindruck auf die Leser der Artikel,<br />

dass diese die Kriegstüchtigkeit einer<br />

Armee nur noch nach den Mitteln bewerten,<br />

welche zur Verfügung stehen. Den Umständen<br />

aber, welche bei der Ausnützung dieser Mittel<br />

von grösster Wichtigkeit sind, schenken<br />

sie keine Beachtung mehr. Im Folgenden<br />

sollen diese Zusammenhänge kurz erörtert<br />

werden.<br />

Die Grundgesetze des Krieges sind zu allen<br />

Zeiten und unter allen Bedingungen dieselben,<br />

sie wurzeln in der Natur des Menschen und im<br />

Wesen der Kraftanwendung. Jeder Krieg<br />

bringt im übrigen neue Erscheinungen, andere<br />

Gestaltungsformen. So ist der. Weltkrieg in<br />

einen Stellungskrieg ausgeartet, welche die<br />

Anwendung verschiedenster technischer<br />

Hilfsmittel im grossen Massstabe mit sich<br />

brachte. Diese Kampfform hinterliess nicht<br />

nur beim Laien, sondern auch beim Fachmann<br />

einen solchen Eindruck, dass bei Abschluss<br />

des Krieges die Anschauung vorherrschend<br />

wurde, jeder künftige bewaffnete Zusammenstoss<br />

werde den Charakter des Stellungskrieges<br />

tragen. Nicht nur die Militärliteratur<br />

und die offiziellen Vorschriften brachten<br />

diese Ansicht zum Ausdruck, man war<br />

vielmehr überall bestrebt, die Truppe mit<br />

möglichst viel technischen Mitteln zu versehen.<br />

Heute hat man zwar die Relativität dieser<br />

Anschauung erkannt, will aber nicht von<br />

der fortschreitenden Technisierung ablassen.<br />

Man bestrebt sich, die Errungenschaften der<br />

Technik auch dem Bewegungskrieg dienstbar<br />

zu machen, was sich in der immer mehr überhand<br />

nehmenden Motorisierung zeigt. England,<br />

Polen und die Vereinigten Staaten sind<br />

hier in vollem Vormarsch begriffen, während<br />

die übrigen Staaten sich vorläufig mehr oder<br />

weniger zurückhaltend verhalten.<br />

Wenn es nun auch beim heutigen Stand der<br />

Technik möglich ist, Maschinen und andere<br />

technische Hilfsmittel zu konstruieren, die<br />

höchsten Anforderungen entsprechen, so<br />

darf man doch nie vergessen, dass nicht die<br />

Maschine der wichtigste Faktor ist, sondern<br />

der Mensch, der sie handhabt. Die Fertigkeit<br />

des letzteren muss demnach um so grösser<br />

sein, je vollkommener die Technik. Hauptsächlich<br />

im Kriegsfalle wird diese Frage von<br />

grösster Bedeutung. Erfindungen, Neuerungen<br />

und Verbesserungen werden von geschultem<br />

Fachpersonal gemacht, das den strengsten<br />

Anforderungen genügt. Unter dessen<br />

Händen funktionieren technische Meisterwerke<br />

in verblüffender Weise. Nach der Ablieferung<br />

aber gelangen diese Maschinen in<br />

Verkehrsdichte in Zahlen.<br />

Am Hyde Park Corner, einer der belebtesten<br />

Punkte Londons, wurden kürzlich bei.<br />

einer Verkehrszählung 82 728 Fahrzeuge innerhalb<br />

12 Stunden gezählt.<br />

Die fahrende Strasse.<br />

Wieder einmal ein neuer Versuch, dieses<br />

Problem zu lösen: Der italienische Konstrukteur<br />

E. Belloni hat einen fertigen Plan mit<br />

Betriebs- und Kostenrechnung für die Stadt<br />

Mailand aufgestellt. Die fahrbare Strasse soll<br />

berufen sein, die Strassenbahn zu ersetzen.<br />

Sie besteht aus Platten in Strassenhöhe, die<br />

auf Rädern laufen und stellenweise Bänke<br />

tragen. Die Geschwindigkeit beträgt 7 bis<br />

12 km pro Stunde. Seitliche, mit geringerer<br />

Geschwindigkeit laufende Bahnen erleichtern<br />

den Zutritt. Als Material soll Leichtmetall<br />

Verwendung finden. An der Mailänder Messe<br />

im April dieses Jahres wird ein Modell vorgeführt<br />

werden. Und die praktische Ausführung<br />

— wer will da prophezeien?<br />

Fahrbare Reparaturwerkstätten.<br />

Um dem empfindlichen Mangel an Werkstätten<br />

und Autoschlpssereien auf dem flachen<br />

Lande abzuhelfen, werden im Jahr <strong>1936</strong><br />

dreihundert transportable Reparaturwerkstätten<br />

vom Volkskommissar der Sowjetwirtschaft<br />

in Betrieb genommen werden. Sie sollen<br />

nicht nur für die Reparatur von Autos<br />

eingerichtet werden, sondern besonders auf<br />

Traktoren- und Maschinenreparaturen spezialisiert<br />

sein.<br />

die Finger von Leuten, deren Fachausbildung<br />

natürlicherweise schlechter ist. Das aber setzt<br />

die Leistungsfähigkeit der Maschinen und<br />

Hilfsmittel gewaltig herab. Spürbar wird dieser<br />

Umstand vor allem im Kriege, beim Ersetzen<br />

der unausbleiblichen Verluste. Das eigentliche<br />

Fachpersonal kommt hiefür nicht in<br />

Betracht, da es in den Fabriken und Werkstätten<br />

belassen werden muss zur Produktion<br />

weiteren Kriegsmaterials. Da die technischen<br />

Mittel aber nur bei tadelloser Handhabung<br />

und einwandfreiem Zustande Höchstleistungen<br />

geben, ist es in Berücksichtigung obigen Umstandes<br />

fraglich, ob eine immer weiterschreitende<br />

Verbesserung der technischen Hilfsmittel,<br />

die für die Truppe bestimmt sind, zweckmässig<br />

ist. Mögen die Fabriken und Werkstätten<br />

noch so erstklassige Erzeugnisse liefern,<br />

ihre volle Ausnützung wird immer schwer<br />

halten aus Mangel an gutgeschultem Fachpersonal.<br />

Wichtig ist auch, dass sich die<br />

technischen Hilfsmittel immer in gutem Zustande<br />

befinden; dass die unbrauchbar gewordenen<br />

Teile derselben sehr rasch ersetzt<br />

werden können, dass die notwendigen Reparaturen<br />

nicht im entlegenen Rückgebiet, sondern<br />

möglichst nahe an der Front ausgeführt<br />

werden können und die Maschinen immer mit<br />

genügend Betriebsstoff und Munition versorgt<br />

sind. All dies lässt sich nur ermöglichen<br />

durch Einrichtung von beweglichen Werkstätten<br />

(auf Lastwagen), von Niederlagen unweit<br />

der Front und durch gut durchdachte<br />

Organisation der Zufuhr, was wiederum besonderes<br />

Personal benötigt. Die numerische<br />

Stärke dieses Personals ist von vielen Unf*<br />

ständen abhängig. Eine Vorstellung davon<br />

kann man sich machen, wenn man erwägt,<br />

dass auf jeden leichten Kampfwagen (Tank)<br />

an der Front etwa 40 Mann im Rückgebiet zu<br />

rechnen sind. Im allgemeinen werden von der<br />

Gesamtzahl der Leute, die bei den modernen<br />

technischen Hilfsmitteln beschäftigt sind, nur<br />

etwa 5—10% an der Kampfhandlung teilnehmen.<br />

Vom Personal im Rückgebiet werden<br />

Nachdem bis vor einem Jahre in unserem<br />

Lande eine ständige Zunahme des Automobilverkehrs<br />

festgestellt werden konnte, sind wir<br />

heute leider bereits auf dem absteigenden Ast<br />

angelangt. Das Eidg. Statistische Amt stellt<br />

in seiner neuen Statistik über die Motorfahrzeuge<br />

eine starke Verminderung der Nachfrage<br />

nach Personenwagen und Motorrädern<br />

fest. In den Monaten Oktober bis Dezember<br />

1935 wurden 1357 Personenautomobile in den<br />

Verkehr gebracht, das sind 16% weniger als<br />

vor Jahresfrist. Die Verkehrsbewilligungen<br />

für Motorräder sind gegenüber dem Vorjahrs-<br />

Cuartal sogar um 41 % zurückgegangen. Dass<br />

auch die Zahl der vom Auslande eingefahrenen<br />

Motorfahrzeuge letztes Jahr zum ersten<br />

Mal eine absteigende Tendenz aufweist, ist<br />

AUTOMOBIL-REVUE DIENSTAG, 10. MÄRZ <strong>1936</strong> — N° 20<br />

istischer<br />

Künstliches Benzin in Russland.<br />

Die ersten Versuche Russlands mit der Herstellung<br />

künstlichen Benzins sollen dem Vernehmen<br />

nach durchaus befriedigende Resultate<br />

gezeigt haben. Den ^Beweis für die<br />

Brauchbarkeit des neuen Produktes glaubt<br />

man in den Ergebnissen der auf der Strecke<br />

von Moskau nach Leningrad durchgeführten<br />

Prüfungsfahrt in Händen zu halten, einer<br />

Konkurrenz, woran die Hälfte der teilnehmenden<br />

Wagen durch künstliches, aus Schiefer<br />

gewonnenem Benzin betrieben wurden. Trotz<br />

der Schwierigkeiten der Route, trotz des<br />

Schneesturmes blieben die Wagen von Störungen<br />

verschont. Worauf ohne Zögern zur<br />

Errichtung eines «gas-chemischen Institutes»<br />

geschritten wurde, darin die Herstellung<br />

künstlichen Benzins in grossem Massstab betrieben<br />

werden soll.<br />

71 von 100 Amerikanern fahren Auto.<br />

Aus einer amerikanischen Statistik ergibt<br />

sich, dass 71% aller Bewohner der Vereinigten<br />

Staaten sich aufs Autofahren verstehen.<br />

Rechnet man den üblichen Prozentsatz für<br />

Greise und Kinder ab, so steht man vor der<br />

immerhin staunenswerten Tatsache, dass jeder<br />

erwachsene Amerikaner, Männlein wie<br />

Weiblein, mit Autos umzugehen weiss. Im Gegensatz<br />

zu den anderen Kontinenten, insbesondere<br />

zu Europa, wo das Autofahren bei<br />

der städtischen Bevölkerung ungleich stärker<br />

verbreitet ist als auf dem Lande, übertrifft<br />

in den U.S.A. der Prozentsatz der Autofahrer<br />

unter der Landbevölkerung denjenigen der<br />

Städte.<br />

etwa 50% bei der Versorgung mit Betriebsstoff<br />

und Munition tätig sein, die restlichen<br />

arbeiten in den Werkstätten. Der Wert jeder<br />

technischen Ausrüstung hängt also weitgehend<br />

vom Vorhandensein genügenden Fachpersonals<br />

ab. Weitere Schwierigkeiten bieten<br />

die Versorgung mit Betriebsstoff und die<br />

grossen Kosten dieser technischen Hilfsmittel.<br />

Als Betriebsstoff kommt vorderhand Benzin<br />

in Frage. Die Versorgung mit Benzin muss<br />

also sichergestellt sein, soll die motorisierte<br />

Ausrüstung nicht wertlos werden. Vollkommen<br />

sichergestellt im Kriegsfalle ist aber die<br />

Benzinversorgung nur in jenen Ländern, die<br />

eigene Erdölquellen haben, also von der Einfuhr<br />

dieses Brennmittels aus dem Ausland<br />

unabhängig sind. Die Brennstofflager müssen<br />

ferner gut geschützt sein, sowohl gegen Bombenangriffe<br />

wie auch gegen Versuche, sie<br />

anderswie zu vernichten. Dieser Schutz wird<br />

wiederum beträchtliche Truppenkräfte absorbieren.<br />

Was endlich die Kosten einer modernen<br />

technischen Ausrüstung betrifft, sind diese<br />

so gross, dass selbst reiche Staaten sich beschränken<br />

müssen. Ein moderner Tank kommt<br />

auf 3—500,000 Fr. zu stehen, eine Fliegerabwehrkanone<br />

mit den zugehörigen optischen<br />

Instrumenten auf 100,000 Fr. Die gesamte<br />

Ausrüstung eines amerikanischen Tankbataillons<br />

kostet über 2,5 Millionen Dollar.<br />

Unter diesen Umständen erscheint die Absicht,<br />

die ganze Armee eines Landes zu motorisieren<br />

und zu mechanisieren fantastisch.<br />

Die Frage, wie weit man mit der Technisierung<br />

überhaupt gehen kann, muss in jedem<br />

einzelnen Staate unter strenger Berücksichtigung<br />

seiner volkswirtschaftlichen Verhältnisse<br />

und finanziellen Möglichkeiten gelöst weri<br />

den. Ein reicher Staat mit stark entwickelter<br />

Industrie und eigenem Brennstoff kann weiter<br />

gehen als ein finanziell schwacher oder agrarischer<br />

Staat, dem der Brennstoff fehlt. Neben<br />

allen aber noch so vollkommenen Hilfsmitteln<br />

wird doch immer der Mensch im<br />

Kampfe der allerwichtigste Faktor bleiben.<br />

Die Notlage im Antomobilgewerbe<br />

in unserem Blatte bereits ausführlich dargestellt<br />

worden.<br />

Diese Tatsachen überraschen um so mehr,<br />

als das Ausland zum Teil eine ganz bedeutende<br />

Zunahme des Automobilverkehrs und<br />

der damit verbundenen Beschäftigung in der<br />

Automobilwirtschaft aufweist. So ergeben die<br />

neuesten deutschen Statistiken eine Steigerung<br />

des Gesamtwertes der Produktion von 295<br />

Millionen Mark im Jahre 1932 auf 480 Millionen<br />

im Jahre 1933 und 807 Millionen im letzten<br />

Jahr! Entsprechend ist der Gesamtwert<br />

des Absatzes von Motorfahrzeugen von 309<br />

Millionen im Jahre 1932 auf 780 Millionen im<br />

Jahre 1934 angewachsen. An dieser Zunahme<br />

partizipieren sämtliche Kategorien von Motorfahrzeugen.<br />

Was diese Zunahme für den Arbeitsmarkt<br />

des Landes bedeutet, ergibt sich aus folgenden<br />

Zahlen:<br />

1932 1933 1934<br />

Angestellte und Arbeiter in<br />

der Motorfahrzeugindustrie 33.000 55.000 80.000<br />

Gesamtbetrag der gezahlten<br />

Löhne und Gehälter<br />

Millionen RM.<br />

in<br />

72,2 102,4 172,9<br />

Wert der verarbeiteten Rohstoffe,<br />

Halb- und Fertigfabrikate<br />

in Millionen RM. 140,3 203,2 386,4<br />

Diese Zahlen sprechen ein deutliches Bild<br />

von der volkswirtschaftlichen Bedeutung<br />

des Automobilverkehrs. Leider können wir<br />

für unser Land nicht mit denselben Fortschritten<br />

aufwarten. Auch bei uns sind ungefährt<br />

40,000 Personen im Motorfahrzeugverkehr<br />

beschäftigt und die Investitionen für<br />

unseren Motorfahrzeugpark betragen zirka<br />

1130 Millionen Fr. Weitere 1200 Millionen<br />

Fr. sind in den Motorfahrzeugfabriken, den<br />

Karosseriewerkstätten, den Fabriken für Ersatzteile<br />

und Zubehör, den Verkaufsmagazinen,<br />

in Reparaturwerkstätten und Benzintankanlagen<br />

investiert. Der Umsatz für Materialanschaffungen<br />

und Betriebsmittel beträgt<br />

jährlich etwa 425 Millionen Fr., die<br />

Lohnsumme ca. 160 Millionen Fr. Bund und<br />

Kantone nehmen an Zöllen für Motorfahrzeuge<br />

und für Benzin jährlich rund 63 Millionen<br />

Fr. ein.<br />

Seit der Erhöhung des Benzinpreises ist<br />

eine starke Einschränkung im Motorfahrzeugverkehr<br />

festzustellen. Leider lassen sich<br />

aber keine genauen Angaben über die Nummernrückgabe<br />

in den Kantonen machen, da<br />

einige kantonale Amtsstellen die Auskunft<br />

darüber verweigern. Auf alle Fälle hat aber<br />

diese Einstellung von Motorfahrzeugen einen<br />

ganz bedeutenden Umfang angenommen. Für<br />

den Kanton Zürich wird z.B. mit einer Zunahme<br />

der eingestellten Fahrzeuge von 45 %<br />

gegenüber dem Vorjahre gerechnet. Der<br />

Rückgang der Beschäftigung in den Garagen<br />

und Reparaturwerkstätten soll 40 % betragen.<br />

Nach unsern Erkundigungen muss für<br />

die ganze Schweiz mit einer Entlassung von<br />

ca. einem Drittel der Arbeiter in den Garagen<br />

und Reparaturwerkstätten gerechnet<br />

werden. Das entspricht bei 40,000 Angestellten<br />

in der Motorfahrzeugbranche ungefähr<br />

12,000 bis 13,000 Kündigungen, oder bei einer<br />

Lohnsumme' von 160 Millionen Fr. etwa 40<br />

bis 50 Millionen Fr. Verdienstausfall. Und<br />

das in einem Zeitpunkt, wo die Arbeitslosenzahl<br />

unseres Landes infolge der scharfen<br />

Krise im Baugewerbe auf 124,000 angestiegen<br />

ist!<br />

Der rückläufigen Entwicklung in der Domäne<br />

der Lastwasjen- und der Karosserieindustrie<br />

und der Abwanderung vom stärkeren<br />

zum Kleinwagen entspricht eine erhebliche<br />

Abnahme im Verkauf von Benzin und<br />

Oel. Aber auch die Reparaturwerkstätten<br />

leiden unter dieser Tatsache, da bereits tausende<br />

von Wagen, die mit grossen Kosten<br />

den Anforderungen des neuen Automobilgesetzes<br />

entsprechend hergerichtet worden<br />

sind, heute ausser Betrieb stehen, weil deren<br />

Betriebskosten im Vergleich mit einem billigen<br />

Kleinwagen nicht mehr aufgebracht werden<br />

können. Die neuen Wagen aber benötigen<br />

auf viele Monate hinaus keine grösseren<br />

Reparaturen und damit ergibt sich auch für<br />

die Reparaturwerkstätten und Garagen eine<br />

fühlbare Beschäftigungsabnahme.<br />

Angesichts dieser Wendung der Dinge<br />

kommt man nicht um die Frage herum, ob<br />

die durch die Erhöhung des Benzinzolles bezweckte<br />

Mehreinnahme des Bundes den<br />

grossen Opfern entspricht, welche das Gewerbe<br />

und die Industrie bringen müssen.<br />

Fehlen heute auch noch genaue Angaben<br />

nach dieser Richtung hin, so steht für uns,<br />

angesichts der bereits deutlich sich abzeichnenden<br />

Entwicklung, fest, dass man sich<br />

mit der Zollerhöhung einem Trugschluss hingegeben<br />

hat. Die fiskalische Erdrosselung<br />

des Motorfahrzeugverkehrs wird sich auch<br />

bei uns — wie in andern Staaten — bitter<br />

rächen. Allen Mahnungen zum Trotz haben<br />

sich die Behörden von der Richtigkeit unsere^<br />

Argumente nicht überzeugen lassen. Einmal<br />

mehr werden wir durch Schaden klug<br />

werden müssen.<br />

in.<br />

AKTUELLES<br />

Rücktritt des solothurnischen Baudirektors.<br />

Wie wir vernehmen, ist in Solothurn<br />

Herr Regierungsrat Ferdinand von Arx zurückgetreten.<br />

Herr von Arx steht seit 1914<br />

als Regierungsrat dem Bau- und Eisenbahndepartement<br />

vor. Er hat sich besondere Verdienste<br />

erworben um den Ausbau des<br />

Strassennetzes. Unter den gesetzgeberischen<br />

Arbeiten, die in seine Amtszeit fallen, sei erwähnt<br />

das Gesetz über den Bau und Unterhalt<br />

der Strassen vom Jahre 1928, welches<br />

die Grundlage bildet für die zeitgemässe Anpassung<br />

des solothurnischen Strassennetzes<br />

an den Automobilverkehr. Nicht nur die<br />

freisinnig-demokratische Partei, welcher der<br />

Demissionär angehört, sondern auch die gesamte<br />

solothurnische Bevölkerung anerkennen<br />

die grosse und mit Erfolg geleistete Ar*<br />

beit des scheidenden Magistraten. X

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