E_1936_Zeitung_Nr.050
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in. Blatt<br />
Automobil-Revue<br />
Nr. 50<br />
BERN, 19. Juni <strong>1936</strong><br />
Zürich als INodeplafiz<br />
gen den Kleiderluxus einzuschreiten. Schon<br />
damals wendeten die Zürcherinnen zum Leidwesen<br />
der Landesväter ihre Blicke nach Paris,<br />
um zu erspähen, was etwa an betörenden Erfindungen<br />
in den Dienst der eigenen Schönheit<br />
gestellt werden könnte. Und wenn nicht<br />
alles trügt, werden die Zürcherinnen sich auch<br />
die Mode von Paris weiterhin verschreiben lassen.<br />
Allerdings streuen die hiesigen Fabrikanten<br />
und Modesachverständigen ihre kleinen<br />
Pointen dann und wann in das Modebild.<br />
Dinge, die hier erfunden wurden, wie beispielsweise<br />
gewisse Druckmuster, manche Strohsorten,<br />
wandern vorerst nach Paris und kommen<br />
von dort sanktioniert wieder zu uns zurück.<br />
-nn Angenommen, Sie kehren aus dem Ausland<br />
nach Zürich zurück. Sie haben ein paar<br />
Tage in Rom verlebt, waren vielleicht schnell<br />
auf Besuch in Wien oder verbrachten ein verlängertes<br />
Wochenende in Paris und nun sind<br />
Sie wieder in unserer Limmatstadt angelangt.<br />
Ist es Ihnen nach solchen Abstechern in ausländische<br />
Großstädte nicht dann und wann<br />
schon bewusst geworden, wie viel elegante, mit<br />
feinem Geschmack oder mit schmissiger Originalität<br />
gekleidete Frauen in den Strassen unserer<br />
Stadt flanieren oder im Eilschritt vorüberflitzen?<br />
Sicher beherbergen die'Metropolen<br />
der umliegenden Staaten viel sehr elegante<br />
Frauen, aber sie leben in bestimmten<br />
Zirkeln, sind selten auf den Strassen zu sehen<br />
und nur in wenigen, exklusiven Restaurants<br />
anzutreffen, während die allgemein demokratische<br />
Einstellung hierzulande der Entfaltung<br />
eines gepflegten, schönen Kleidstils in der<br />
breiten Oeffentlichkeit sehr förderlich ist.<br />
Man wirft uns Zürcherinnen allerlei vor, wovon<br />
wir lieber schweigen. Vielleicht geschieht<br />
es mit Recht, vielleicht auch bloss, um uns ein<br />
wenig in Harnisch zu bringen. Aber niemand<br />
kann im Ernst behaupten, es mangle uns an<br />
modischem Flair, wir besässen nicht das notwendige<br />
Fingerspitzengefühl, um aus den sehr<br />
verschiedenartigen Strömungen der Modekunst<br />
jene herauszugreifen, die es wirklich verdienen,<br />
als Zeitstil gewertet zu werden. Unsere Verbindungen<br />
mit Paris, wo ununterbrochen neue<br />
Moden kreiert werden, sind die denkbar besten.<br />
Hat einer der grossen Schneider irgend<br />
eine Erfindung gemacht und hütet sie wie seinen<br />
Augapfel, weil er sie erst bei einer bestimmten<br />
Gelegenheit lancieren will, sicher<br />
dringt das Geflüster davon durch die Türritzen.<br />
Irgendwer kabelt die sensationelle<br />
Nachricht flugs nach Zürich und schon machen<br />
sich geschickte Hände dahinter, diesen Typ<br />
auszuwerten und ihn den Zürcherinnen möglichst<br />
frisch und knusperig zu servieren. Handelt<br />
es sich hierbei mehr um Kleinigkeiten, um<br />
die « petits riens », die zwar oft in der Toilette<br />
eine so bedeutungsvolle Rolle spielen, so setzt<br />
es jeweilen lange vor Saisonwechsel ganze<br />
Wallfahrten nach den berühmten Modeplätzen<br />
ab. Ende März, wenn sich die Frühjahrssaison<br />
erst schüchtern zu entfalten beginnt, eilen Fabrikanten<br />
und Stoffeinkäufer in die Fabrikzentren<br />
unserer Nachbarländer, die einen, um<br />
nach Typs für die übernächste Saison zu fahnden,<br />
die andern, um an Hand von Mustern und<br />
Zeichnungen die Novitäten der Wintersaison<br />
zu bestellen, die bereits Ende Juni schon eintreffen.<br />
Später dann strömen Schneider und<br />
Konfektionäre für den Einkauf der Modelle in<br />
die Haute-Couture-Häuser von Paris.<br />
Wahl und Einkauf der Stoffe und Modelle<br />
war noch nie eine simple Angelegenheit. Heute<br />
kompliziert sich dieses Geschäft für den Einkäufer<br />
ganz erheblich, weil die Frauen nicht<br />
mehr stillschweigend und kritiklos kaufen und<br />
bezahlen, was ihnen die Verkäufer vorlegen.<br />
Eingehendes Studium der Mode, die Flut ausgezeichneter<br />
Journale, von allen Seiten regnende<br />
Typs in Tageszeitungen, persönlicher<br />
Augenschein an Modeplätzen schärfen die Urteilskraft<br />
der Konsumentin. Etwas, das ihrem<br />
Geschmack nicht entspricht, oder von dem abweicht,<br />
was sie selbst als Richtlinie erkennt,<br />
lässt sie links liegen, und keine noch so geschickt<br />
aufgezogene Reklame kann sie zum<br />
Kauf bewegen. Wenn irgend etwas nicht vorrätig<br />
ist, was sie wünscht, wird sie der Geschäftsleitung<br />
nicht verzeihen, gerade diese<br />
oder jene Qualität, dieses oder jenes Modell<br />
oder Muster nicht auf Vorrat genommen zu<br />
haben. So mussten sich unsere Stoffgeschäfte<br />
heuer unbedingt mit allen möglichen- Sorten<br />
von Pique eindecken; sie waren genötigt, ihn<br />
gerippt, gewaffelt, gefältelt, matelassiert, gestreift<br />
und bedruckt zu führen, denn die Modestrategen<br />
haben Pique als grosse Nouveaute<br />
erklärt und sehr verführerische Dinge daraus<br />
hergestellt, wie lange Redingoten, pikante,<br />
kleine Jacken, Abendkleider, Hufe, Handschuhe,<br />
Taschen und Schuhe. Aber wie steht<br />
es mit diesem Pique heute? Nachdem der<br />
ganze Frühsommer in einer ewigen Regenflut<br />
ertrunken ist, liegen die Piqueballen noch<br />
schier unberührt auf den Gestellen und warten.<br />
Worauf? Vielleicht, dass ihnen nächstes Jahr<br />
mehr Wetterchancen und noch etwas nachträgliche<br />
Modegunst erblühe?<br />
Eine kleine Umstellung hinsichtlich des Einkaufes<br />
ist allerdings durch die wirtschaftlichen<br />
Verhältnisse eingetreten. Früher deckten viele<br />
Stoffgeschäfte einen Teil ihres Bedarfes im<br />
Ausland, wo auch reichlich Konfektion bezogen<br />
wurde. Heute liefern die schweizerischen<br />
Industrien die Hauptmenge des Bedarfes;<br />
aus diesem Grunde sind Fabrikanten und<br />
Konfektionäre in starkem Masse auf ihren modischen<br />
Spürsinn angewiesen. Wie ausgezeichnet<br />
es ihnen mitunter gelingt, die modischen<br />
Inspirationen auszuwerten, beweist augenblicklich<br />
die St. Galler Stickerei-Industrie, die nicht<br />
nur Pariser Ideen kopiert, sondern selbst wieder<br />
dazu übergegangen ist, den dortigen grossen<br />
Schneiderhäusern Vorschläge für Muster<br />
zu unterbreiten, wodurch sie einen bemerkenswerten<br />
Erfolg einheimsen durfte.<br />
Von den vielen modischen Dingen, die in<br />
Zürich zusammenströmen, sind weit mehr als<br />
die Hälfte schweizerische Erzeugnisse, sowohl<br />
hinsichtlich des Materials als auch der Herstellung.<br />
Zürich selbst beherbergt eine auffallend<br />
kleine Zahl von Modeindustrien mit Ausnahme<br />
bedeutender Konfektionsfabriken, Dafür<br />
haben sich alle möglichen der Mode verpflichteten<br />
Industrien längs des Sees eingebürgert.<br />
Hier werden wollene, seidene und gemischte<br />
Gewebe sowie Samte fabriziert. Aus<br />
Winterthur kommen viele der hübsch bedruckten<br />
Baumwollgewebe. St. Gallen liefert neben<br />
Organdi, bestickten Stoffen und konfektionierten<br />
Weisswaren die aktuellen PiquSs. Bernerleinen<br />
hat in Zürich einen guten Namen. Auch<br />
Wirkwaren werden häufig aus dem Bernbiet<br />
bezogen. Basel sendet uns Bänder, Regenschirme<br />
und Schirmseiden, sowie alle möglichen<br />
Strickgarne. Die Fabrikation von Lederhandschuhen,<br />
Taschen und Reiseartikeln<br />
wird in Zürich selbst betrieben. Synthetisches<br />
und Naturstroh und die daraus geflochtenen<br />
Hutstumpen liefern die aargauischen Strohfabrikanten.<br />
Eine Knopffabrik in der Nähe<br />
von Zürich versorgt Konfektion und Schneidergewerbe<br />
mit Knöpfen, Schnallen und Schliessen.<br />
Schon immer galten die Zürcherinnen als<br />
modefreundlich. Sie waren ..bekannt für ihren<br />
guten Geschmack — und ein bisschen auch für<br />
ihre Hoffart. Ansonst hätten sich ja die Behörden<br />
im 17. und 18. Jahrhundert nicht genötigt<br />
gesehen, mit Mandaten und Bussen ge-<br />
Kürze Befrachtung<br />
Wie oft hört man den Ausspruch: ist die Devise. Wir brauchen alle nur<br />
Sonnenschein, damit Pläne und Wünsche sich erfüllen<br />
mögen. Weg mit den alten Hüten. Der neue<br />
Autohut ist so praktisch und kleidsam, er kann sowohl<br />
in Stoff, Leinen oder Filz ausgeführt werden.<br />
Bei Sonnenschein trägt man den Hut mit Rand zum<br />
Schutz gegen die Sonne, will man dagegen hübsch<br />
aussehen, trägt man den Aufschlag des Hutes aus<br />
dem Gesicht. Ein Schleier, mit Gummi befestigt,<br />
sieht an der Trägerin sehr hübsch und kleidsam<br />
aus. Eine weitere Neuheit ist das neue Lido-Kopftuch<br />
aus Seide, mit Schild. Es lässt sich auf verschiedene<br />
Arten binden, ganz individuell nach dem<br />
Geschmack der Trägerin. Auch Matrosen-Mützen<br />
aus Seide, Filz und Stroh sind beliebt. Dieselben<br />
sind oft mit grossen Seidenpompons garniert.<br />
Lustig flattern oft zwei schmale Seidenbänder,<br />
seitwärts oder hinten angebracht. Lederhüte mit<br />
dazu passenden Lederwesten sind fürs grosse<br />
Portemonnaie bestimmt, aber da es in der momentanöri:<br />
Zeit viel mehr kleine Portemonnaies gibt, begnügen<br />
wir uns mit einem praktischen Hut, der für<br />
alle erschwinglich ist.<br />
Die Verkleinerungsform wird nicht nur um der<br />
Kleinheit willen gegeben. Sie ist vielmehr eine<br />
grammatische Zärtlichkeit und gibt als solche Aufschluss<br />
über den Grad der Zuneigung, die der<br />
Mensch zu Tieren von einer gewissen Grosse abwärts<br />
hat. Die obere Grenze liegt bei Reh und<br />
Hase, obwohl Rehlein und Hasche» schon Zukkertiere<br />
auf den Wiesen einer allzu empfindsamen<br />
Vergangenheit sind, die untere Grenze ist unter<br />
jenen Tieren zu suchen, die ohne Vergrösserungsglas<br />
sozusagen noch als Wesen empfunden werden.<br />
'Dazu gehören biespielsweise nicht mehr Insekten<br />
vom Umfang einer Nähnadelspitze. Sie sind<br />
zwar noch sichtbar, aber doch gleichsam ausser<br />
Hörweite, wie Menschen winzig in der Ferne.<br />
Innerhalb dieser Grenzen entscheidet die Sympathie.<br />
Kaum ein Tier trägt die Kosesilbe so mit<br />
Recht und Anstand wie das Marienkäferchen. Es<br />
Es vereint fast alles in sich, was unser Wohlwollen,<br />
unsere bescheidenste Zärtlichkeit, unsere fingerspitzigste<br />
Behutsamkeit erregt. Es ist zu gross, um<br />
uns gleichgültig zu sein, und zu klein, um selbst<br />
die zartesten Nerven auf die Probe zu stellen. Es<br />
.ist angenehm rundlich und kugelig, ohne sich dabei<br />
wie ein Affe verräterisch aufzurollen, es ist lustig<br />
gemustert und säuberlich lackiert; es hat überdies<br />
etwas durchaus Putziges im Wesen und fliegt, ungefähr<br />
wie ein Spielflugzeug, nur so weit und so<br />
gut als hinreichend ist, darüber zu lachen.<br />
Was ihm aber den ganz besonderen Platz in<br />
unserem Herzen einräumt, liegt noch tiefer als im<br />
Zusammenwirken einer Gestalt, die in ihrer punktierten,<br />
polierten Niedlichkeit beinahe alles Insektenhafte<br />
verloren hat, mit stillvergnügten harmlosen<br />
Manieren: die Stubenfliege ist häuslich aber lästig,<br />
Sportliches Deux-Pieces aus Jersey ray6.<br />
Modell Telmoli.<br />
Man sieht in der Regel bei uns so viel- schöne,<br />
herrliche Autos — warum so wenig schöne Autohüte?<br />
Zu wenig Angebot? Wir sagen zu wenig<br />
Nachfrage — es isch ja alles guet gnuegl J.-P.<br />
Der Hund und das Hlarienhäferclien<br />
Das Marienkäferchen.<br />
der Floh ist zutraulich, er weiss jedoch warum,<br />
und ein Tagfalter kommt selten und wie ein kleines,<br />
wunderbares Ereignis in das Zimmer, aber er fühlt<br />
sich unglücklich. Das Marienkäferchen ist häuslich<br />
und zutraulich und wunderhaft zugleich.<br />
Das Wunder der Hundenase.<br />
Was es für einen Hund heissen mag, aus der<br />
gleichartigen Witterung von Schuhwerk, Wichse<br />
und allgemeinem «Menschgeruch» den Eigengeruch<br />
eines ganz bestimmten Menschen herauszuspüren,<br />
ist für uns Geruchsstümper nahezu unvorstellbar.<br />
Wenn wir aber weiter annehmen, dass<br />
nicht nur jeder Mensch, sondern auch jedes einzelne<br />
Tier innerhalb seiner Art wieder einen verschiedenen<br />
Geruch aussendet, wenn es also min-'<br />
destens soviel, wenn nicht mehr Gerüche gibt als<br />
Form- und Farbgestaltungen für uns Sehende, dann<br />
möchten wir an ein Wunder glauben, wenn es<br />
Hunden möglich sein sollte, all diese Gerüchte<br />
auseinander zu halten.<br />
Und es ist möglich! Der Münchner Professor<br />
Bastian Schmid hat neuerdings mit Hilfe ausgezeichneter<br />
Spürhunde nachweisen können, dass der<br />
Hund nicht nur seine Art oder wenigstens das<br />
Geschlecht, sondern auch einen ganz bestimmten<br />
Hund am Geruch unterscheiden kann. Aber auch<br />
Pferdeindividuen konnte der Hund einwandfrei<br />
auseinanderhalten. Nach Bastian Schmids Untersuchungen<br />
'* muss' sich die Geruchswelt für den<br />
Hund als eine Art Geruchsmosaikbild darstellen,<br />
denn beim geruchlichen Erfassen irgend eines<br />
Menschen oder Tieres pflegt der Hund die'Einzelregionen<br />
des Körpers «abzuschnüffeln», wie wenn<br />
ein Kurzsichtiger Bildteil für Bildteil mustert, ohne<br />
das Ganze erfassen zu können.<br />
Bület-Vorverkauf: Regie Thun, Tel. 2076. — Gedeckte Tribüne — Äutopark.<br />
Samstag, 27. Juni: Sonntag, 28. Juni:<br />
Mittlere Dressurprüfung Armeepreis<br />
Eröffnungspreis<br />
Preis vom St. Georg<br />
Tagdspringen<br />
Preis von Thun<br />
Verschiedene Schaunummern.