E_1936_Zeitung_Nr.059
E_1936_Zeitung_Nr.059
E_1936_Zeitung_Nr.059
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Seiten ihrer Massnahmen mehr als eindeutig<br />
bekannt waren.<br />
Wie sieht nun der auf 320 Prozent des<br />
Warenwertes erhöhte Benzinzoll in Wirklichkeit<br />
aus? Hat er das gehalten, was die<br />
eidgenössischen Behörden und namentlich der<br />
Finanzminister von ihm erwarteten oder liegt<br />
das Recht auf Seite der unermüdlichen<br />
Mahner?<br />
•<br />
Benzinimporte im 1.<br />
1935<br />
Menge Wert<br />
q Fr.<br />
Jan.:<br />
118.862,97 2.136.017<br />
Febr.:<br />
129.002,76 1.211.113<br />
März:<br />
125.406,36 1.191.870<br />
lApril:<br />
164.985,65 1.566.029<br />
Mai:<br />
195.989,91 1.918.929<br />
Juni:<br />
215.828,33 2.078.584<br />
1. Sem.:<br />
Halbjahr <strong>1936</strong> resp. 1935.<br />
<strong>1936</strong> Dlffe-<br />
Menge Wert renzen<br />
q Fr. p<br />
95.206,82 1.056.654 -23.656<br />
127.040,23 1.276.338 - 1.926<br />
135,541,04 1.340.361 +10.134<br />
157.306,40 1.555.147 - 7.679<br />
177.542,30 1.756.311 -18.447<br />
185.272,79 1.821.526 -30.555<br />
950.075,98 9.102.622 877.909,58 8.805.337 -72.166<br />
Mit Ausnahme des Monats März verzeichnen<br />
alle Berichtsabschnitte Importausifälle,<br />
nachdem sich schon im zweiten Halbjahr<br />
1935 die Erhöhung des Benzinzolls in<br />
einer erheblichen Mindereinfuhr auswirkte.<br />
Kein rechnung&mässig hätten im ersten Halbjahr<br />
die Benzinimporte eine Mehreinnahme<br />
von 8 Millionen Franken bringen müssen, in<br />
Wirklichkeit wurden aber nur 5,3 Millionen<br />
Franken mehr vereinnahmt als in der vorjährigen<br />
Parallelperiode, laut nachstehender<br />
Berechnung:<br />
<strong>1936</strong>:<br />
87.790.957 kg zu Fr. 31.30 %/kg == Fr. 27.566.360,81<br />
1935:<br />
9S.007.598 ke zu Fr. 23.40 %/kg = Fr. 22.231.777,03<br />
Mehreinnahmen <strong>1936</strong>: Fr. 5.334.582,88<br />
men wir auf Wolf Larsens Blindheit zu sprechen.<br />
Sie war uns unerklärlich. Dass es ernst<br />
war, darauf Hess seine Erklärung schliessen,<br />
dass er auf der Mühsalinsel bleiben und sterben<br />
wollte. Wenn dieser starke Mann, der<br />
das Leben so liebte, an sein nahes Ende<br />
glaubte, so war es klar, dass seine Blindheit<br />
nicht alles war, was ihn plagte. Er litt an<br />
seinen furchtbaren Kopfschmerzen, und wir<br />
wurden uns einig, dass es sich um ein Versagen<br />
seines Gehirns handeln musste, und<br />
dass er in seinen Anfällen grössere Qualen<br />
zu erdulden hatte, als wir uns, vorstellen<br />
konnten.<br />
Am nächsten Morgen frühstückten wir, und<br />
als der Tag anbrach, waren wir schon an der<br />
Arbeit. Vorn im Raum fand ich unter allerlei<br />
Gerumpel einen leichten Wurfanker, und mit<br />
einiger Mühe schaffte ich ihn an Deck und<br />
ins Boot. Ich befestigte ihn im Stern, ruderte<br />
ein gutes Stück in unsere Bucht hinaus und<br />
liess den Anker hinab. Kein Lüftchen regte<br />
sich, die Flut War hoch und der Schoner<br />
schwamm frei. Mit grosser Anstrengung —<br />
das Spill war ja zerbrochen — brachte ich<br />
die « Ghost» dann durch die Handkraft an<br />
den Anker heran, der zu klein gewesen wäre,<br />
um sich auch nur bei einer leichten Brise zu<br />
Zweifellos wird der eidgenössische Finanzminister<br />
mit diesem Ergebnis zufrieden sein,<br />
brachte es ihm auch nicht 8, so doch etwas<br />
mehr als 5 Millionen Franken an Mehreinnahmen.<br />
Auf einem andern Blatt allerdings<br />
steht die Frage der zukünftigen Einnahmengestaltung<br />
geschrieben, denn gerade die Monate<br />
mit grossem Benzinkonsum (Mai und<br />
Juni und aller Wahrscheinlichkeit nach in<br />
vermehrtem Mass auch der Juli) brachten<br />
die grössten Ausfälle. Der Benzinabsatz ist<br />
seit Beginn des Jahres um 15 Prozent zurückgegangen<br />
1 , wobei alle Anzeichen darauf hindeuten,<br />
dass diese Entwicklung nicht nur an<br />
ihrem Tiefpunkt angelangt ist, sondern sich<br />
sogar noch zusehends verschärft. Quotenmassig<br />
dürfte heute schon der schweizerische<br />
Benzinabsatz auf das 1932er-Niveau heruntergedrückt<br />
worden sein, ohne dass etwa die<br />
Hoffnung bestände, damit das Ende der Absatzschrumpfung<br />
erreicht zu haben. Die<br />
Wirtschaftsverhältnisse müssen sich noch<br />
viel mehr zuspitzen.'^bis es in manchen<br />
Köpfen zu tagen beginnt, dass sich die überschuldeten<br />
Bundesbahnen nicht durch Drosselung<br />
des motorisierten Strassenverkehrs<br />
sanieren lassen und eine der von oben gepredigten<br />
Anpassungspolitik entgegengesetzte<br />
Steuertaktik sich nicht nur am Motorfahrzeugverkehr,<br />
sondern am ganzen Lande<br />
rächen muss. Wenn auch scheinbar itr den<br />
bisherigen Benzinzollergebnissen die Auffassung<br />
des Finanzdepartementes Recht bekommt,<br />
so ist auf lange Sicht zweifellos mit<br />
einem Fiasko dieser Politik zu rechnen. Der<br />
5. Juli hat zudem schlagend bewiesen, dass<br />
ein energisches Handeln -der Automobilverbände<br />
am 25. Juni 1935 sicherlich von<br />
grösserem Erfolg begleitet gewesen wäre,<br />
als dies den papiernen Protesteingaben beschieden<br />
war.<br />
Das Ausland and wir<br />
(Schluss von Seite 1).<br />
Spritbeimischung ein schweres Hindernis<br />
der Motorisierung in Deutschland.<br />
Die «Deutsche Volkswirtschaft» hat gerade<br />
in den letzten Tagen das Problem der<br />
Spritbeimischung unter die kritische Lupe<br />
genommen und kommt dabei zum Schluss,<br />
dass der Treibstoffpreis in Deutschland überhöht<br />
sei und dass zu dieser Verteuerung die<br />
Spritbeimischung entscheidend beiträgt. Es<br />
sei, darin gipfeln die Darlegungen über das<br />
Anschwellen der Kartoffelspritprodukiion,<br />
dem die Einführung des Beimischungszwangs<br />
gerufen, nötig, dass die Monopol Verwaltung<br />
ihre unter der Gunst der Beimischung<br />
gestiegenen Erträge zu einer nachhaltigen<br />
Preisherabsetzung für Treibstoffsprit<br />
benütze und dass sie ausserdem damit<br />
aufhöre, den Spritproduzenten auf Kosten des<br />
Benzinverbrauchers zu Jiohe Preise zu gewähren.<br />
Der Beimischungszwang bedeute<br />
eine schwere Zumutung für die Automobilwirtschaft<br />
und es gehe aus diesem Grund<br />
nicht an, dass Böden nur deshalb mit Kartoffeln<br />
zu Brennzwecken angebaut werden, weil<br />
ein leichter Gewinn aus dem Sprit winke.<br />
Seit der Einführung der Beimischung seien<br />
die Kartoffelernten stark gestiegen, ein unzweifelhaftes<br />
Indiz dafür, dass die Brenner<br />
derartige Praktiken zum Schaden der Volkswirtschaft<br />
betreiben. Die Schnapsproduzenten<br />
dürfen somit — und darin liegt die Quintessenz<br />
•— nicht länger mehr auf ihre Privilegien<br />
pochen und den Ausgleich vom Treibstoff<br />
zu Lasten der Automobilwirtschaft als<br />
schweres Hindernis der Motorisierung fordern.<br />
Der Artikel der «Deutschen Volkswirt-<br />
AUTOMOBIL-REVUE<br />
schaft» könnte» sofern man nur den Ausdruck<br />
«Kartoffelsprit» durch «Obstsprit» .ersetzt,<br />
Wort für Wort als ein eindringlicher Mahnruf<br />
für uns geschrieben sein. Für den Bundesrat,<br />
wie' für Herrn Tanner, vermöchte er eine<br />
ebenso drastische wie heilsame Lektion zu<br />
bilden. Ob man sich aber massgebenden<br />
Orts dazu herablässt, Lehren entgegerizunetfmen?<br />
Hat man das wirklich nötig? Mattkönnte<br />
sich ja damit etwas vergeben, aus<br />
den Erfahrungen anderer zu schöpfen. Gewiss,<br />
Herr Bundespräsident Meyer hat eingestehen<br />
müssen, die Beimischung;sei keine<br />
rentable Sache. Aber schliesslich geht es ja<br />
«nur» darum, den Automobilisten die ungeheuren<br />
Spritvorräte anzudrehen, die sich<br />
dank der wunderbaren Geschäftsführung der<br />
Alkoholverwaltung angehäuft haben.<br />
Dass es aber niemals nur darum geht, dafür<br />
liefert Deutschland die Probe aufs Exempel.<br />
Und wenn es noch eines Beweises bedurft<br />
hätte, dass die Spritbeimischung volkswirtschaftlich<br />
einen hundertprozentigen Unsinn<br />
darstellt, dann hat ihn unser nördliche<br />
Nachbar erbracht. Seine Erfahrungen bestätigen<br />
schlagend, was wir für die Schweiz zu<br />
prophezeien nicht müde werden: dass der<br />
Beimischungszwang auf nichts anderes hinausläuft<br />
als auf eine Prämierung der Brennhafenbesitzer,<br />
eine Aufmunterung an sie, ihre<br />
Produktion noch weiter zu steigern anstatt<br />
sie abzubauen — wie es der Wille des Gesetzes<br />
ist und wie es die katastrophale Lage<br />
der Alkoholverwaltung verlangt — kurz, auf<br />
eine Verewigung der bisherigen unhaltbaren<br />
Zustände auf Kosten des Automobils und der<br />
Volkswirtschaft.<br />
halten. Dann liess ich den grossen Steuerbordanker<br />
hinab; und am Nachmittag arbeitete<br />
ich am Spill<br />
Drei Tage hatte ich damit zu tun, dann<br />
aber hatte ich ein AnkerspiM, das, wenn auch<br />
schwerfällig, arbeitete. Es funktionierte nje<br />
so gut wie das alte, aber es ging jedenfalls<br />
und ermöglichte mir die Arbeit.<br />
Im Laufe eines halben Tages bekam ich<br />
die beiden Marsstengen an Bord und takelte<br />
die « Schere» auf. Diese Nacht schlief ich<br />
an Bord neben meinem Werke. Maud, die<br />
sich geweigert hatte, an Land zu bleiben,<br />
schlief in der Back. Während ich am Spill<br />
arbeitete, hatte Wolf Larsen daneben gesessen,<br />
gelauscht und sich mit Maud und<br />
mir über unwichtige Dinge unterhalten. Von<br />
keiner Seite wurden Andeutungen über die<br />
Zerstörung der «Schere » gemacht; ebenso<br />
wenig sagte er wieder etwas davon, dass<br />
ich sein Schiff in Ruhe lassen sollte. Aber<br />
immer wieder fürchtete ich ihn. der; blind<br />
und hilflos, lauschte, immer lauschte, und ich<br />
hütete mich, während der Arbeit in die Reichweite<br />
seiner starken Arme zu kommen.<br />
Als ich nachts unter meiner geliebten<br />
«Schere» schlief, wurde ich durch seine<br />
Schritte an Deck geweckt. Es war eine<br />
Die Sanierung der Bundesbahnen und<br />
das Problem Schiene und Strasse<br />
, Die Bahnen argumentieren zwar immer,<br />
die niedrigen Beförderungskosten des Automobils<br />
seien lediglich auf die gesetzliche Bevorzugung<br />
und auf den Umstand zurückzuführen,<br />
dass der Automobilverkehr die<br />
Kosten der Fahrbahn<br />
Rieht wie die Bahn vollständig selbst zu bezahlen<br />
habe. Dies ist nur soweit richtig, als<br />
die Einnahmen aus dem Automobilverkehr<br />
eben nicht wie in anderen Staaten restlos<br />
den Strassen zufallen, sondern in der Hauptsache<br />
in den Bundessäckel fliessen. Nach der<br />
letzten Statistik der Vereinigung schweizerischer<br />
Strassenfachmänner betrugen die<br />
Ausgaben der Kantone für den Bau und den<br />
Unterhalt der Strassen im Jahre 1933 rund<br />
94,5 Mill. Fr. Die Verkehrssteuern und der<br />
Benzinzollanteil brachten den Kantonen. 40<br />
Mill. Einnahmen. Nun haben aber die Automobilibesitzer<br />
dem Bund an Benzinzoll weitere<br />
30 Mill. und an Fahrzeugzöllen rund 20<br />
Mill. abgeliefert. Würden diese Einnahmen<br />
den Strassen reserviert, so könnten die Ausgaben<br />
der Kantone nahezu restlos gedeckt<br />
werden.<br />
Die Aufwendungen der Kantone für die<br />
Strassen waren übrigens in den letzten<br />
Jahren infolge der Arbeitslosigkeit grösser<br />
als in Normalzeiten, da zahlreiche Strassenbauten<br />
und Verbesserungen als Notstandsarbeit<br />
ausgeführt wurden.<br />
Selbst wenn man die 1 Richtigkeit dieser<br />
Ansicht bestreitet, so bleibt die Tatsache<br />
bestehen, dass der Bund jährlich über 50<br />
Mill. Fr. aus dem Automobilverkehr zieht<br />
und mit der Benzinzollerhöhung noch weit<br />
mehr daraus zu ziehen hofft. Sollte der<br />
Strassenverkehr zugunsten der Bahnen zurückgebunden<br />
werden, so würden die Einnahmen<br />
des Bundes entsprechend sinken,<br />
der mühsam erzielte Budgetausgleich käme<br />
ins Wanken und die Volkswirtschaft müsste<br />
den Einnahmenausfall durch erhöhte Steuern<br />
oder andere Abgaben decken.<br />
Anlässlich der Behandlung des Verkehrsteilungsgesetzes<br />
haben Bundesrat und Parlament festgestellt,<br />
dass der Werkverkehr ohne eine Aenderung<br />
der Bundesverfassung nicht eingeschränkt<br />
werden kann. Es wäre sehr bedauerlich, wenn sich<br />
der Bundesrat von diesem Standpunkt abdrängen<br />
lie.sse. Hier muss auf die bestimmten Erklärungen<br />
des Vororts des Handels- und Industrievereins, des<br />
Gewerbeverbandes und der in der Via Vita zusammengeschlossenen<br />
Strassenverkehrsinteressenten<br />
hingewiesen werden, wonach sie sioh mit allen<br />
Mitteln gegen eine<br />
Behinderung des Verkehrs<br />
zur wehr setzen werden. Und dies mit Recht. Letzten<br />
Endes hätte es keinen Sinn, wenn der Bundesrat<br />
stets den Abbau der Preise und Lebenshaltungskosten<br />
fordern und durch eigene Massnahmen<br />
dieselben in die Höhe drücken würde. Dies gings<br />
auch für den Schutz, der Bahnen nicht an, denn<br />
diese sollen Diener und nicht Nutzniesser der<br />
Wirtschaft sein.<br />
Allgemein rechnet man damit, dass im gewerbsmässigen<br />
Güterlastwagenverkehr 1500<br />
Lastwagen, grösstenteils mit Anhängewagen,<br />
verwendet werden. Dazu kommen 400—500<br />
Gesellschaftswagen. Im Werkverkehr stehen<br />
etwa 18,000 Motorfahrzeuge. Da die Fahrzeuge<br />
des gewerbsmäsßigen Verkehrs fast<br />
ausnahmslos von einem Wagenführer und<br />
einem Begleiter bedient werden,'dürften die<br />
Transportunternehmer rund 4000 Mann beschäftigen.<br />
Im Werkverkehr kommen zu den<br />
18,000 Wagenführern etwa 2000 Begleiter.<br />
*) Als Vortrag gehalten im Schweiz. Handelsund<br />
Industrieverein. ,<br />
sternenklare Nacht, und ich konnte ihn undeutlich<br />
umhertappen sehen. Ich wickelte<br />
mich aus meinen Decken und schlich geräuschlos<br />
auf Strümpfen hinter ihm her. Er<br />
hatte sich mit einer Ziehklinge aus dem<br />
Werkzeugkasten versehen und wollte sich<br />
nun daranmachen, die Falle, die ich wieder<br />
an der « Schere» befestigt hatte, zu durchschneiden.<br />
Er betastete die Falle und merkte,<br />
dass sie nicht straff gezogen waren. Hier<br />
nutzte die Ziehklinge nichts. Er zog die<br />
Leinen daher an und machte sie fest. Dann<br />
schickte er sich an, zu schneiden.<br />
«An Ihrer Stelle würde ich es nicht tun»,<br />
sagte ich ruhig.<br />
Er hörte das Klicken meiner Pistole und<br />
lachte.<br />
«Hallo, Hump!» sagte er. «Ich wusste gut,<br />
dass Sie da waren. Sie können meine Ohren<br />
nicht täuschen.»<br />
< Das ist nicht währ, Wolf Larsen», erwiderte<br />
ich ebenso ruhig wie zuvor. «Ich<br />
warte aber auf eine Gelegenheit, Sie zu töten.<br />
Also schneiden Sie nur weiter.»<br />
* Die Gelegenheit haben Sie immer», sagte<br />
er.<br />
« Los, schneiden Sie! > drohte ich bedeutungsvoll.<br />
Von Dir. O. Zipfel, Arbon. *)<br />
III.<br />
DIENSTAG, 21. JULI <strong>1936</strong> — N° 5f?<br />
Insgesamt stehen somit im Dienst des gewerbemässigen<br />
und des Werkverkehrs, inbegriffen<br />
das Garagepersonal, etwa 25,000 Arbeiter.<br />
Die Automobil- und ihre Hilfsindustrie<br />
zählt 6000 Arbeiter und Angestellte. Weitere<br />
3500 Mann sind in den Reparaturwerkstätten<br />
tätig. Mit zusammen 34,500 Arbeitern und Angestellten<br />
übertrifft das Personal der Automobilfabriken,<br />
des Automobilgewerbes, der<br />
Transportunternehmungen und des Werkverkehrs<br />
den Personalbestand der Bundesbahnen.<br />
Je nach den Massnahmen des Bundes<br />
zum Schutz der Eisenbahnen wird die Existenz<br />
eines grossen Teils dieses Personals in<br />
Mitleidenschaft gezogen und eine<br />
Lohnsumme von jährlich etwa 120 Mill. Fr.<br />
gefährdet. Auch das in den Lastfahrzeugen,<br />
Garagen, Reparaturwerkstätten und Automobilfabriken<br />
mit 400 Mill. Franken geschätzte<br />
Kapital wird bedroht. Diese Zahlen zeigen,<br />
welche Werte auf dem Spiele stehen und wie<br />
ausserordetitlich gefährlich es für die ganze<br />
Volkswirtschaft ist, wenn heute ohne sicheren<br />
Nutzen ein Eingriff in das bestehende Gefüge<br />
gewagt wird. Vergessen wir nicht, dass die<br />
mit dem Autoverkehr zusammenhängenden<br />
zahlreichen Betriebe einen der wenigen Wirtschaftszweige<br />
darstellen, die mit geringen<br />
Ausnahmen<br />
ohne staatliche Unterstützung<br />
auskommen, statt dessen aber dem Fiskus<br />
ganz bedeutende Abgaben zuführen. Nun<br />
wäre es aber zweifellos verfehlt, einen verhältnisoiässig<br />
gesunden Zweig der Privatwirtschaft<br />
einem immer noch viel zu kostspieligen<br />
Staatsbetrieb zu opfern und damit<br />
den Staatssozialismus zu fördern.<br />
Die Erfahrungen im Ausland zeigen, wie<br />
empfindlich gegenwärtig die Wirtschaft ist<br />
und wie stark sie auf alle Erschwerungen und<br />
Verteuerungen reagiert.<br />
Deutschland hat in den Jahren 1930 bis 1933<br />
den gleichen Weg beschritten, den wir uns in der<br />
Schweiz zu gehen anschicken. Zum Schütze der<br />
Reichsbahn wurden die Automobilsteuern erhöht,<br />
die Zölle auf dem Brennstoff heraufgesetzt, der<br />
Konzessions- und Tarifzwang für den gewerblichen<br />
Lastwagentransport für Entfernungen von über<br />
50 km eingeführt und der Strassenverkehr reglementiert.<br />
Erfolg: Eine Reihe von Automobilfabriken<br />
gingen zu Grunde, die Zahl der im Verkehr<br />
stehenden Automobile sank rapid. In der Automobil-<br />
"und Hilfsindustrie allein mussten 70000 Arbeiter<br />
entlassen werden. Gleichzeitig aber sanken<br />
auch der Verkehr und die Einnahmen der Eisenbahnen<br />
in erschreckendem Masse. Im Februar 1933<br />
wurde durch die neue Regierung das Steuer herumgeworfen.<br />
In der richtigen Erkenntnis, daes<br />
die Automobilindustrie als eine der<br />
arbeitsintensivsten Industrien<br />
als Mittel zur Wirtschaftebelebung verwendet werden<br />
kann, wurden die Automobilsteuern abgeschafft,<br />
die Versicherungsprämien abgebautl und<br />
der Bau von Autostrassen in Angriff genommen.<br />
Sofort setzte ein über Erwarten starker Aufschwung<br />
der Industrie ein. Während im Jahre<br />
1932 noch 41.036 Personenautomobile und 6.996<br />
Lastwagen neu in Verkehr gesetzt wurden, waren<br />
es im Jahre 1935 180.113 Personen- und 35.798<br />
Lastwagen. Zunahme demnach 339% bei den Personenautomobilen<br />
und 383% bei den Lastwagen. In<br />
der gleichen Zeit stiegen bei der Reichsbahn die<br />
Reisendenkilometer von 31.475 auf 38.600 Millionen<br />
und die Güter-Tonnenkilometer von 44.822 auf<br />
63.460 Millionen. Zunahme bei den Reißenden<br />
22,6% und bei den Gütern 41,6%. Dabei gingen<br />
aber auch die Einnahmen des Reiches trotz dem<br />
Steuererlass infolge des Mehrkonsums an Brennstoff<br />
in die Höhe, und zwar von 486 Mill. RM.<br />
im Jahre 1932 auf 567 Mill. RM. im Jahre 1935.<br />
Neben einem gewaltigen industriellen Aufschwung,<br />
verbunden mit einer Exportsteigerung, konnte das<br />
Reich somit eine Verbesserung seines Budgets um<br />
172 Millionen RM. verbuchen. (Schluss folgt.)<br />
«Das Vergnügen gönne ich Ihnen doch<br />
nicht», lachte er, wandte sich um und ging<br />
nach achtern.<br />
« Es muss etwas geschehen, Humphrey»,<br />
sagte Maud am nächsten Morgen, als ich ihr<br />
den nächtlichen Zwischenfall erzählt hatte.<br />
«Solange er seine Freiheit hat, ist er zu allem<br />
fähig. Er kann das Schiff in den Grund<br />
bohren oder in Brand stecken. Man kann<br />
gar nicht wissen, worauf er verfällt. Wir<br />
müssen ihn festnehmen.»<br />
« Aber wie? » fragte ich und zuckte hilflos<br />
die Achsel.<br />
«Ich wage mich nicht in die Reichweite<br />
seiner Arme, und er weiss gut, dass ich ihn<br />
nicht erschiessen kann, solange er sich auf<br />
passiven Widerstand beschränkt.»<br />
«Es muss eine Möglichkeit geben», beharrte<br />
sie. «Lassen Sie mich nachdenken.»<br />
«Es gibt eine Möglichkeit», sagte ich<br />
grimmig.<br />
Sie sah mich erwartungsvoll an.<br />
Ich hob einen Robbenknüppel.<br />
« Töten werde ich Hin nicht», sagte ich.<br />