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E_1936_Zeitung_Nr.081

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81 — DIENSTAG, 6. OKTOBER <strong>1936</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />

Sportnachrichten<br />

Grosser Preis von Amerika<br />

am nächsten Montag<br />

Eine gefährliche Piste.<br />

Zu Ende der vergangenen Woche sind sowohl<br />

die Mannen des Modaneser Rennstalles,<br />

Nuvolari, Brivio und Dr. Farina nach fröhlicher,<br />

abwechslungsreicher Atlantik-Ueberfahrt<br />

auf dem Schnelldampfer «Rex», als<br />

auch der Franzose Philipp Etancelin in New-<br />

York an Land gegangen. Sie alle haben bald<br />

nach der Ankunft in der Neuen Welt die 4<br />

Meilen lange Strassen-Piste in Long Island<br />

draussen in Augenschein genommen, von der<br />

seit Monaten in der Fachpresse der ganzen<br />

Welt die Rede ist, wird sie doch der Schauplatz<br />

des ersten Rennens sein, in welchem<br />

amerikanische und europäische Piloten die<br />

Klingen kreuzen. Es wird sich für Amerika<br />

gewissermassen um eine Sensation handeln,<br />

figurierte doch bis heute in seinem Sportkalender<br />

keine Veranstaltung, die sich mit den<br />

Grossen Preisen auf den europäischen Strassen-Rundstrecken<br />

vergleichen Hesse. In der<br />

Absicht, auch in den Vereinigten Staaten einmal<br />

ein Strassenrennen zu organisieren,<br />

wurde mit ungeheurem Kostenaufwande in<br />

der Nähe des bekannten New-Yorker Flugplatzes<br />

Rooseveltfield — von wo seinerzeit<br />

Lindbergh zu seiner Ozeanüberquerung aufstieg<br />

— eine 4 Meilen = 6,4 km lange Bahn<br />

erstellt, deren schmälste Stelle 18 m, die breiteste<br />

aber 30 m breit ist, so dass Ueberholungen,<br />

selbst in den Kurven, bei grösster<br />

Geschwindigkeit möglich sein werden. iEs ist<br />

weiter nicht verwunderlich, wenn die französischen<br />

und italienischen Rennfahrer drüben<br />

eine Anlage vorzufinden hofften, die den<br />

Grand-Prix-Strecken in Europa, sei es von<br />

Monza, vom Nürburg-Ring oder von Mont-<br />

Ihery etc. gleicht.<br />

1 Doch weit gefehlt! Nichts von alledem!<br />

Die drüben versammelten europäischen Asse<br />

des Volants erklären unisono, so etwas noch<br />

nie gesehen zu haben. Die Roosevelt-Piste<br />

habe<br />

mit den Rennstrecken des Abendlandes<br />

' nicht die geringste Aehnlichkelt,<br />

lasse sich aber auch mit den alten amerikanischen<br />

Rennbahnen nicht vergleichen. Indessen<br />

sind die Amerikaner hoch und heilig<br />

davon überzeugt, die deutschen, französischen<br />

und italienischen Bahn-Anlagen « kopiert» zu<br />

haben. 1,1 km misst die längste Gerade; die<br />

übrige Streckenführung ist äusserst kurvenreich,<br />

Windungen ohne Ende und, man staune!<br />

die ganze Bahn ist topfeben, ohne irgendwelche<br />

Ueberhöhung! Männiglich ist der Ansicht,<br />

dass der Grosse Preis von Amerika<br />

unter diesen Umständen eher einer zirkusmässigen<br />

Veranstaltung ähneln werde als einem<br />

AutomobilnRennen. Die primitivsten Grundsätze,<br />

welche durch die heutige Renntechnik<br />

bedingt sind, hat man ausser Acht gelassen;<br />

alles wurde hingegen getan um dem Publikum<br />

'etwas zu bieten, das es tatsächlich noch nie<br />

gekostet haben dürfte.<br />

Etancelin hat mit einem französischen<br />

Pressevertreter an Bord eines Tourenwagens<br />

die Rundstrecke im 50-Kikxmeter-Tempo abgefahren<br />

und<br />

' sah sich dabei in einer Kurve über die<br />

Bahn hinausgetragen,<br />

was ihn die Aeusserung fallen liess, es werde<br />

am nächsten Montag ein Rennen absetzen,<br />

bei welchem das Publikum Akrobatie in Reinkultur<br />

zu sehen bekäme. Der französische Pilot<br />

macht kein Hehl daraus, dass alles vorgekehrt<br />

worden sei für die Sicherheit des<br />

J ublikums, aber nichts für diejenige der Faher.<br />

Die Organisatoren jedoch, darauf aufmerksam<br />

gemacht, lassen sich durch solche<br />

Feststellungen nicht im geringsten beeindrucken<br />

und sind im Gegenteil der Meinung,<br />

eine reibungslose Abwicklung des Anlasses<br />

sichergestellt zu haben.<br />

Der französischen Meinung schliessen sich<br />

die Leute von der Scuderia Ferrari durchwegs<br />

an. Nuvolari findet den Parcours<br />

unterhaltend und interessant, aber äusserst<br />

schwer und gefährlich.<br />

Er unterhielt sich längere Zeit mit den beiden<br />

bekannten amerikanischen Piloten Shaw<br />

und Ways, die ihm ihre — im Vergleich zum<br />

neuen Alfa — geradezu schmächtig zu nennenden<br />

Maschinen mit dem Vierzylinder-<br />

Miller-Motor zeigten, welche sie am 12. Oktober<br />

im Kampf um die Coupe Vanderbilt<br />

steuern werden. Der Mantuaner ist jedoch<br />

der Ueberzeugung, dass die amerikanischen<br />

Wagen- nicht als ernstliche Gegner des Mailänder<br />

Produktes aufzufassen sind, um so<br />

mehr, als sie in technischer Hinsicht bedeu-<br />

Vor unübersehbaren Mensdhenmassen kam<br />

am letzten Samstag auf der Donington-Park-<br />

Rundstrecke der internationale Grosse Preis<br />

von Donington, das letzte englische Strassenrennen<br />

des Jahres, zum Austrag. Er wurde<br />

zu einem<br />

grossartigen und wohlverdienten Erfolg unseres<br />

Landsmannes Hans Riiesch auf Alfa<br />

Romeo 3800 ccm (8 Zylinder),<br />

der im zweiten Teil des Rennens vom Engländer<br />

Richard Seaman, dem berühmten Delage-Fahrer,<br />

am Steuer abgelöst wurde.<br />

Ruesch/Seaman legten die 306 Meilen bei einer<br />

Durchschnittsgeschwindigkeit von 111,391<br />

km/St, in 4:26:00 zurück.<br />

Auf dem zweiten Platz landete C. E. C.<br />

Martin, ebenfalls auf Alfa Romeo, mit einem<br />

Stundenmittel von 110,103 km und an dritter<br />

Stelle der Engländer Whitehead auf E. R. A.<br />

1,5 Liter mit 108,833 km/St. Prinz Bira verlor<br />

auf dem alten Maserati Seamans beim<br />

Start kostbare Zeit, die er nicht mehr aufzuholen,<br />

vermochte. — Wie wir in der letzten<br />

Nummer ankündigten, brachte der Grosse<br />

Preis von Donington ein Wiedersehen mit<br />

Kaye Don, der einen Delahaye in den Kampf<br />

führte, jedoch, wegen eines Getriebeschadens<br />

ins Hintertreffen geriet.<br />

Nach der ersten der 120 zu fahrenden Runden<br />

lag Cholmondeley - Tapper in Front.<br />

Ruesch auf Alfa Romeo machte ihm das Rennen<br />

jedoch von Anfang äusserst heiss und<br />

eroberte denn auch zu Ende der vierten<br />

Runde die Spitze, die er nicht mehr abgab.<br />

Im Gegenteil, er sicherte sich 1 sogar einen<br />

ansehnlichen Vorsprung, den er von Runde<br />

zu Runde vergrösserte. Bereits nach der 10.<br />

tende Mängel aufweisen, worunter primitive<br />

Bremsen und vollkommen ungenügende Abfederung<br />

für ein Rennen dieser Art nur zwei<br />

der augenfälligsten sind.<br />

Im Verlaufe der Ausscheidungsrennen vom<br />

vergangenen Sonntag, von denen die Resultate<br />

zur Stunde noch nicht vorliegen, wird<br />

man ja bereits ein ziemlich genaues Bild<br />

darüber erhalten haben, wie die Aktien für<br />

die europäischen und amerikanischen Konkurrenten<br />

stehen.<br />

Um den Grossen Preis von Frankreich.<br />

Als Datum für den nächstjährigen Grossen<br />

Preis von Frankreich hat die Sportkommission<br />

des französischen Automobil-Clubs in<br />

ihrer letzten Sitzung den 4. Juli 1937 festgelegt.<br />

Im grossen und ganzen wurde das Reglement<br />

des Grossen Preises von <strong>1936</strong> aufrechterhalten.<br />

Das Rennen bleibt also auch<br />

1937 den kompressorlosen Sportwagen reserviert,<br />

wobei als einziger Unterschied zu registrieren<br />

ist, dass nächstes Mal auch geschlossene<br />

Vehikel zugelassen werden. Für die Wagen<br />

bis zu 1500 ccm Hubvolumen wird 1937<br />

ein spezieller Preis gestiftet, so dass um den<br />

eigentlichen Grand Prix nur Wagen mit über<br />

1500 ccm Zylinderinhalt konkurrieren können.<br />

Es scheint nun mit ziemlicher Sicherheit festzustehen,<br />

dass das Rennen in Montlhäry zum<br />

Austrag gelangt.<br />

Grosser Preis von Monaco 1937.<br />

Das Organisationskomitee des Grossen<br />

Automobilpreises von Monaco hat dieser<br />

Tage in einer Vollsitzung beschlossen, das<br />

nächstjährige Rennen nicht mehr über die<br />

Ostertage austragen zu lassen. Die Veranstaltung,<br />

welche seit einer Reihe von Jähren<br />

den eigentlichen Sportsaisonauftakt bildet,<br />

Hans Rutsch siegt in Donington<br />

Runde lag er 27 Sekunden vor Cholmondeley-Tappers<br />

Maserati, während Whitehead<br />

seinerseits mit dem kleinen E. R. A. nur 11<br />

Sekunden hinter diesem einherfuhr. Um die<br />

30. Runde, also nach dem ersten Viertel des<br />

Rennens, gelang es dem E. R. A.-Piloten, den<br />

2. Platz zu erkämpfen. Bald darauf wurden<br />

jedoch sowohl Cholmondeley als auch<br />

Whitehead von C. E. C. Martins Alfa überholt.<br />

lVjj Stunden nach dem Start fuhr Whitehead<br />

zur Boxe, um Brennstoff zu tanken. Inzwischen<br />

wurde bekannt, dass Cholmondeley-<br />

Tapper bei der Macleanskurve über das Strassenbord<br />

hihausgerannt sei. wobei die Steuerung<br />

seines Maserati so arge Beschädigungen<br />

erlitt, dass an ein Weiterfahren nicht mehr<br />

zu denken war. Dobsons Alfa, der indessen<br />

um einen Rang vorgerückt war, sah sich von<br />

Whiteheads E. R. A., der nunmehr von Walker<br />

geführt wurde, nicht lange hernach wieder<br />

auf den vierten Platz zurückversetzt.<br />

Bei Halbzeit, also genau nach der 60.<br />

Runde, tankte auch der in geradezu bestechender<br />

Form führende Spitzenreiter Hans<br />

Ruesch, dessen bewundernswerte Leistung<br />

um so höher eingeschätzt werden muss, als<br />

es sich um des Zürcher Fahrers ersten Donigton<br />

Grand Prix handelt. Seaman übernahm<br />

den Wagen alsbald und vermochte die von<br />

Ruesch eroberte Position auch bis zum Schluss<br />

des Rennens innezuhalten. Die Bahnrekorde<br />

von der 10. bis zur 120. Runde wurden samt<br />

und sonders geschlagen und der Vorjahrrekord<br />

um ganze 21 Minuten überboten.<br />

Hans Ruesch fuhr auch die schnellste Runde<br />

des Tages. Erwähnen wir noch, dass der<br />

Zuger Rennfahrer Christian Kautz auf Maserati<br />

bald nach Halbzeit wegen eines Maschinenschadens<br />

aufgeben musste.<br />

soll voraussichtlich am 8. August 1937 durchgeführt<br />

werden. Sie wird damit dem Grossen<br />

Preis der Schweiz im internationalen Sportkalender<br />

um 14 Tage vorausgehen.<br />

Prinz Bira organisiert ein Rennen.<br />

Im Lande der weissen Elefanten.<br />

Prinz Bira, der berühmte siamesische<br />

Prinz, welcher in der verflossenen Saison<br />

auf ERA verschiedene Erfolge in die Tasche<br />

steckte und auch am internationalen Kleinwagenrennen<br />

in Bern startete, wo er, in<br />

guter zweiter Position liegend, aufgeben<br />

musste, trägt sich mit dem Gedanken, im<br />

nächsten Sommer auf einer Strassenfundstreeke<br />

in Siam ein Rennen zu organisieren,<br />

welches den Piloten des fernen Ostens reserviert<br />

bleiben soll. « Bira », der im Hauptberuf<br />

Bildhauer ist und die verschiedenen<br />

Kleinwagenrennen, gewissermassen im Ne

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