E_1938_Zeitung_Nr.068
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No 68<br />
II. Blatt<br />
BERN, 23. Aug. <strong>1938</strong><br />
Automobil-Revue<br />
N° 68<br />
II. Blatt<br />
BERN, 23. Aug. <strong>1938</strong><br />
Hinunterschalten<br />
ohne „Krrr-ach"<br />
Haben Sie schon mal darauf geachtet, wie<br />
ulkig es klingt, wenn dicht hintereinander<br />
ein Rudel von Rennwagen in eine enge<br />
Kurve biegt ? Bei jedem Fahrzeug erstirbt<br />
das Brüllen des Motors einen Augenblick,<br />
gebremste Reifen kreischen leicht, es folgt<br />
ein kurzes « Rülpsen » — Brumm, und schon<br />
heult auch der Kompressor, begleitet vom<br />
mehrstimmigen Bass des Auspuffs wieder<br />
auf, so laut, dass man's leicht 10 km weit<br />
vernehmen kann. « Zwischengas » nennt der<br />
Fachmann den Bedienungskunstgriff, der jenes<br />
kurze Geräusch auslöst, das wie ein<br />
Schrei die Stille zwischen den vollen Akkorden<br />
des Motors zerreisst. Brumm — und<br />
schon ist der erste, dann der zweite und<br />
dritte unseren Blicken wieder entschwunden,<br />
ab mit Vollgas — so wenigstens glaubt<br />
man aus dem wilden Dröhnen schliessen zu<br />
müssen. Was beim gewöhnlichen Personenwagen<br />
ein geräuschloses Zurückhalten gewährleisten<br />
soll — hier beim Rennwagen<br />
ist's zwangsläufig mit Radau verbunden.<br />
Nun, das Motorgeräusch wollen wir ja<br />
schliesslich nicht verhindern, vielmehr soll<br />
dieser « Zwischengas » genannte Kunstgriff<br />
nur das Kratzen der Zahnräder beim Zurückschalten<br />
in einen tiefern Gang und den damit<br />
verbundenen Verschleiss verhindern.<br />
Man will dadurch erreichen, dass die Räder<br />
«wie Butter» ineinanderschieben, wenn in<br />
einen tiefer übersetzten Gang gewechselt<br />
werden soll.<br />
Uebrigens, der Trick ist längst nicht jedem<br />
geläufig. Wir kennen Fahrer, die seit<br />
Jahren schon den Führerschein besitzen,<br />
aber Zurückschalten mit Zwischengas —<br />
nein, augeschlossen. Vielleicht sind die Synchrongetriebe<br />
daran schuld, die Elastizität<br />
der Motoren, wie man sie heute auch bei<br />
Wagen der mittleren Preisklassen trifft,<br />
und die erlaubt, sogar im Stadtverkehr fast<br />
ausschliesslich mit den beiden oberen, stets<br />
synchronisierten Gängen zu fahren. Da<br />
kommt man natürlich auch ohne den Trick<br />
aus. Nicht so jedoch auf einer Alpenfahrt<br />
mit einem Kleinwagen. Und wer weiss, ob<br />
uns dies nicht mal blüht ?<br />
Doch zunächst:<br />
Warum denn überhaupt Zwischengas beim<br />
Zurückschalten ?<br />
Stellen wir uns vor, wir könnten während<br />
dieser Vorgänge Einblick in Getriebe und<br />
Kupplung gewinnen, während der Fahrer<br />
des fraglichen Wagens eben im Begriffe<br />
stehe, vom synchronisierten dritten in den<br />
nicht synchronisierten zweiten Gang zu<br />
schalten. Angenommen weiter, wir fahren im<br />
Augenblick 30 km pro Stunde bergauf und<br />
der Motor drehe dabei 1500 Touren/Min.<br />
Weiter soll der dritte Gang 1 : 1,5, der<br />
zweite 1 :2,5 übersetzt sein. Wollen wir<br />
in diesen hinunterwechseln, so müsste die<br />
Motordrehzahl nach diesem Vorgang auf<br />
2500 Touren/Min, steigen. Mit ihr müsste<br />
sich aber auch die Tourenzahl der Kupplung<br />
und gewisser Teile des Getriebes im gleichen<br />
Masse erhöhen. Die Ausgangswelle des<br />
Getriebes anderseits wird ihre Drehzahl bei<br />
gleicher Fahrgeschwindigkeit beibehalten.<br />
Damit nun der Eingriff der zu schaltenden<br />
Zahnräder oder der einzurückenden Klauenkupplung<br />
sich kratzfrei vollzieht, ist es absolut<br />
notwendig, dass die Drehzahlen einander<br />
vorher angeglichen werden. Wir müssen<br />
somit all jene Teile der Kraftübertragung<br />
auf die neue Drehzahl beschleunigen, um die<br />
Zahnräder oder Schaltklauen des zweiten<br />
Ganges weich einrücken zu können. Von<br />
selbst geht das freilich nicht, da ja diese<br />
Zahnräder und Wellen nach dem Ausrücken<br />
von Kupplung und direktem Gang (Schalthebel<br />
in neutraler Stellung) sich lediglich<br />
noch lose drehen, solange ihr « Schwung»<br />
ausreicht, um sie in Gang zu halten. Ihre<br />
Drehgeschwindigkeit nimmt also je nach der<br />
Reibung im Getriebe, der Grosse der<br />
Schwungmassen und der Zähflüssigkeit des<br />
Getriebeöls langsam ab, anstatt sich zu erhöhen.<br />
(Beim Aufwärtsschalten kommt uns<br />
diese Eigenschaft allerdings zustatten, denn<br />
dort muss die Drehzahl der Uertragungsorgane<br />
vor dem Einrücken des nächsthöheren<br />
Ganges vermindert werden, und das tut<br />
sie, wie wir oben sahen, ganz von selbst.<br />
Eine kleine Schaltpause in der neutralen<br />
Stellung — und schon sind wir so weit.) Zur<br />
Vorbereitung des Abwärtsschaltens müsste<br />
man jedoch zwischen den beiden Schaltbewegungen,<br />
d. h. Ausschalten des obern und<br />
Einrücken des nächst tieferen Ganges den<br />
erwähnten Antriebsteilen einen «Zwick»<br />
verabreichen, damit sie etwas rascher drehen.<br />
Dies zu besorgen ist Aufgabe des Motors.<br />
Man kuppelt dazu kurz ein. Ein kleiner<br />
Tritt auf das Gaspedal — das «berühmte<br />
» Zwischengas — besorgt den Rest.<br />
Erneutes Auskuppeln und Eindrücke des tieferen<br />
Ganges vollenden das Manöver.<br />
Der Rhythmus des gesamten Vorganges<br />
lautet<br />
also dann : Auskuppeln — höherer Gang<br />
raus — kurz Gas geben und Einrücken der<br />
Kupplung — auskuppeln — niedriger Gang<br />
rein. Nicht schwer, und doch setzt es am<br />
Anfang .beim Fahrschüler eine ganze Menge<br />
Kopfarbeit voraus. Allmählich geht die<br />
Uebung in Fleisch und Blut über, wenn man<br />
sie fleissig betreibt.<br />
Zum Ueben<br />
hat man ja bei modernen Wagen mit ihren<br />
teilweise synchronisierten Getrieben wunderbar<br />
Gelegenheit. Uns sind manche Fahrer<br />
bekannt, die dort das Hinunterschalten<br />
vom direkten in den zweithöchsten Gang<br />
stets mit Zwischengas besorgen, obwohl die<br />
Synchronisierung dies überflüssig machen<br />
würde. Damit schonen sie erstens die Synchronisierungskupplungen<br />
und halten sich<br />
zweitens dauernd in Uebung für den Fall,<br />
dass mal in einen nicht synchronisierten<br />
Gang zurückgeschaltet werden muss. Zudem<br />
nimmt's uns das synchronisierte Getriebe<br />
weiter* 1 nicht übel, wenn der Trick einmal<br />
etwas vorbeigelingt Ist ein angenehmeres<br />
Dass die grosse englische Verkehrsgesellschaft<br />
« London-Transport » Versuche<br />
mit einer kleineren Serie von Omnibussen<br />
und Trolleybussen chassisloser Bauart<br />
durchgeführt hat, die so erfolgreich verliefen,<br />
dass nunmehr eine Serie von 175 Trolleybussen<br />
dieser Konstruktion in Auftrag<br />
gegeben wurden. Als Vorteile werden das<br />
um 300 kg verminderte Gewicht sowie die<br />
Redaktion der Gesamthöhe der Fahrzeuge<br />
angeführt.<br />
Von amerikanischen Versuchen mit einem<br />
phosphoreszierenden Lack, der bei vollständiger<br />
Dunkelheit viele hundert Meter<br />
weit sichtbar sein soll.<br />
Vom Bau grosser Windkanäle in den<br />
Ford- und Chryslerwerken, die zum Studium<br />
der Luftströmung um die Wagenaufbauten<br />
dienen werden.<br />
Von einer neuartigen Suchlampe, die sich<br />
vermittels eines kräftigen Gummisaugers<br />
innen auf die Windschutzscheibe kleben<br />
lässt. Ihr Kugelgelenkhalter erlaubt den<br />
Suchstrahl nach jeder beliebigen Richtung<br />
zu lenken.<br />
Von einer Statistik des Carnegie-Instituts,<br />
die sich mit der Verbesserung der Wirtschaftlichkeit<br />
des Automobils im Laufe der<br />
Jahre befasst. Nachstehend ein paar Angaben<br />
daraus : Während der Brennstoffverbrauch<br />
1905 durchschnittlich 26 Liter/100 km<br />
betrug, sank er demgegenüber bis 1913 um<br />
8, bis 1930 um 20.8 und bis 1937 um 46 %<br />
auf nur noch 14 Liter/100 km. In ähnlicher<br />
Weise verminderte sich der durchschnittliche<br />
Oelkonsum von 1 Liter/100 km anno<br />
1905 auf 0.165 Liter/100 km im vorigen<br />
Jahr. Der mittlere Reifenverbrauch pro<br />
Wagen und Jahr soll sich im gleichen Zeitraum<br />
von 5 Reifen pro Fahrzeug auf nur 2<br />
gesenkt haben und dies alles trotz der heute<br />
beträchtlich höheren Fahrgeschwindigkeiten,<br />
Motorleistungen und — vermutlich<br />
auch — Jährlichen Durchschnittsfahrstrecken.<br />
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