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E_1939_Zeitung_Nr.016

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BERN, Freitig, 24. Febrnar <strong>1939</strong> Automobil-Revue - II. Blatt, Nr. 16<br />

Fasnachf'<br />

Betrieb und sind infolge dessen in<br />

und Siebnen zwecks rascher Bedienung<br />

fräuleins zur Aushilfe verwendet wo<br />

Nummern 1259, 2525 und 2121 spielte<br />

der Kirchenbaulotterie Siebnen, ab<br />

Etterlischen Erfolg, da er den erste<br />

nicht abgeholt. Der Preis dieser Nummer<br />

kann, wenn alle übrigen verloren gehen, bei<br />

Lumpensammlern eine ungeahnte Höhe erreichen,<br />

die nur einzig vom jetzigen Verkaufspreis<br />

übertroffen wird. In Altendorf sinds<br />

froh, dass sie eine Seestadt haben; in Lachen,<br />

dass es Bettstatten gibt; in Galgenen habens<br />

auf Wunsch .nachmittags unentgeltliche Kremation;<br />

in Wangen um 5 Uhr morgens stinkende<br />

Tagwacht, in Tuggen sinds elektrisch<br />

benebelt; in Reichenburg nüd gscheit; in<br />

Schübelbach Werdens je länger je dümmer; im<br />

Wäggital stohts nüd schlimmer! Als Beilagen<br />

zu dieser Nummer werden Schwinis mit Krut,<br />

Oberländer oder noch mehr Bock •genössen.<br />

Garantie für die Zuverlässigkeit der mitgeteilten<br />

Nachrichten wird nicht übernommen. Wetter<br />

unbestimmt. Wenn es nicht kälter wird<br />

als jetzt, ziemlich warm ohne Schlittweg, Referenzen<br />

über die Vorzüglichkeit dieses Blattes<br />

erteilen, sämtliche Parteileitungen. D a s<br />

verwendete Holzpapier ist lumpenfrei und die<br />

Druckfarbe wird an Schwärze nicht einmal<br />

vom Demokrat übertröffen.<br />

Ans «Faschings-Nuirimer des Berirlcps Marcb» 1913.<br />

Nun tauchen sie wieder auf, diese Blätter auf<br />

gelbem, rotem, grünem Papier. Da und dort an<br />

den Strässeneeken sind sie zu haben und werden<br />

gekauft wie warme Weggli. Sogar noch begehrter<br />

als warme Weggli sind sie; denn diesen hat<br />

man ja die Zuträglichkeit abgesprochen. Eine Fasnacht-<strong>Zeitung</strong>,<br />

wenn sie gut gemacht ist, ist ein<br />

Kunstwerk des Humors. Voller Beziehungen, die<br />

in jedem Buchstaben lauern, in allen Verdrehungen<br />

ist Sinn und in jedem Sinn eine Verdrehung.<br />

Wie sie aiie heissen, diese Eintagsblätter, deren<br />

Redaktion entweder unverantwortlich, nicht zu<br />

Hause oder sonst unauffindbar ist! Dorfrätsch,<br />

Narrenspiegel und Kohlbruder sind noch harmlose<br />

Namen, auch Kabis-Bruder, Gigampfi, Latschari,<br />

geht noch an. Aber wenn sie Lausbub,<br />

Schnudernase, Giftspritze, Byss-Zange, Platz-Patrone<br />

oder Zündschnur heissen, wird die Sache<br />

schon etwas gefährlicher. Auch Säubueb, Fadezeinli,<br />

Krokodil, Narrenseil, Wanze, Horä- und<br />

Chlöue-Zytig kommen vor (Horä bedeutet Hörn,<br />

und zwar das Geweih einer Kuh).<br />

schwimmt man beinahe in den witzigen Papierchen,<br />

den langen Zetteln, auf denen die Schnitzelbänke<br />

gedruckt sind und zum Mitsingen auffordern.<br />

Die Sammlung gehört zu der grössten privaten<br />

<strong>Zeitung</strong>ssammlung der Schweiz, die im Besitz<br />

von Herrn Johannes O e t i k e r in Altsteften bei<br />

Zürich ist und einen riesigen Umfang hat. Der<br />

Sammler gehört zu den Vertretern der schwarzen<br />

Kunst; er ist Setzer am «Limmattaler Tagblatt» und<br />

unterhält Beziehungen mit der ganzen Welt, besitzt<br />

chinesische, griechische, Schützengraben- und<br />

Festzeitungen, Eskimoblätter, Negerzeitungen —<br />

und, wie gesagt, eine schöne Sammlung von Fastnachtzeirungen,<br />

aus denen wir einiges wiedergeben.<br />

Die Fasnacht-<strong>Zeitung</strong> hat in der Hauptsache<br />

lokale Bedeutung.. Wer sie liest, muss die Ortschaft<br />

kennen, auf die sie gemünzt ist. Er muss<br />

mit den einzelnen Bewohnern und ihren Verhältnissen<br />

Der Redaktor hat kürzlich in eine Sammlung von<br />

vertraut sein, um die Anspielungen zu be-<br />

Fasnachtzeitungen Einblick nehmen können. Sie merken und den Witz gemessen zu können. Darum<br />

stammen aus verschiedenen Ländern und Jahren.<br />

darf sich unsere Blütenlese nicht zu sehr in die<br />

Besonders zahlreich sind die aus dem Schaffhausischen,<br />

Lokal-Komödien und Lokal-Tragödien einlassen.<br />

dem Zürcher Limmattal und der March<br />

vertreten. Es wird auch anderswo solche Presse-<br />

Erzeugnisse geben, nimmt er an, doch sind sie besonders<br />

in einigen Gegenden unseres Landes verbreitet.<br />

In Basel gibt's selbstverständlich am meisten<br />

Wir bringen ein paar Ausschnitte, die allgemeines'<br />

Interesse haben, Zeugnisse des Witzes und der 5<br />

Satire, wie sie den verborgenen Talenten des<br />

Schriftstellerns mitunter gelingen. Daran, dass wir<br />

die Namen der Autoren und Kunstzeichner ver-<br />

Gedrucktes über die Fasnachtszeit. Da schweigen müssen sind wir nicht<br />

schuld.<br />

Philister<br />

Von Josephine Pflüdersack.<br />

Jqhrus und -i tüends fromm und süess,<br />

Hand weich! Hand und schweissig Füess;<br />

S! redet Hung und schribed Sämf<br />

Und warned vor Paris und Gämf.<br />

Sie hassed d' Bei von junge Fraue<br />

Und chönd sich doch chum satt dra gschaue.<br />

Si hassed d'Mode, hassed d"Welt —<br />

Am beste gfallt ene na 's Gelt!<br />

Inwendig sinds voll Rost und Schimmel;<br />

's macht nüt, si chömed glich in Himmel.<br />

9er Jftäcchlcr Jftensch<br />

Aus «Narrenseil», Altstetten 1937.<br />

Vortrag ohne Ausverkauf, gehalten von Sanitätsprofessor med. et vet. an der Hochschule<br />

Siebnen, 1912 vergriffen, neu bearbeitet und konfisziert..<br />

Vorwort der unverantwortlichen<br />

Aus der Narren-<strong>Zeitung</strong> Schaffhausen 1908.<br />

^ec/aktion<br />

Jeder Käufer dieser Nummer kann zweimal<br />

«Helvetiä» rufen, dann ist er mit 50 000 Fr.<br />

versichert,, nach seiner Wahl gegen Leben,<br />

Feuer, Unfall, Weisheit, unerlaubtes Maskengehen,<br />

verbotenes Tanzen, und falls er ledig<br />

ist! alleiniges Heimgehen und unangenehmes<br />

Hängenbleiben.<br />

Diese <strong>Zeitung</strong> erscheint alle Tage, mit Ausnahme<br />

von 365 staatlich anerkannten Feiertagen<br />

im Kanton Schwyz.<br />

Inserate haben in dieser <strong>Zeitung</strong> kolossalen<br />

Lächerfolg, daher kostet die einspaltige Zeile<br />

oder deren Raum gar nichts. Bei Wiederholungen<br />

wird aber bedeutender Rabatt gewährt.<br />

Die verantwortliche Redaktion hat unverantwortlich<br />

viel Blödsinn aufgenommen, um<br />

die <strong>Zeitung</strong> zu füllen, nach berühmten Mustern.<br />

Am vernünftigsten sind die Eheverkündigungen,<br />

da man nicht mehr weiss, ob der<br />

Bräutigam oder die Braut überhaupt beidseitig<br />

Vater und Mutter gehabt haben. Die Politik<br />

ist noch unsinniger als die, die wirklich<br />

gemacht wird, und im Feuilleton kommen<br />

Sachen vor. die fast so töricht sind, wie die<br />

in der leibhaftigem Literatur. An Vernüäft-<br />

16sigkeit grenzt der Händelsteil '±- er fehlt<br />

bis an einige Aktien ganz, weil jetzt doch<br />

niemand keiti Geld hat. Der Drück der <strong>Zeitung</strong><br />

ist manchmal etwas stärk auf die Mägengegend,<br />

und daher Schimpfen und Erbrechen<br />

nicht ausgeschlossen. Das Telephon des Redakteurs<br />

war in letzter Zeit unausgesetzt in<br />

Der Märchler-Mensch ist das vollendetste<br />

und vorzüglichste, aber zugleich auch das unvollendentste<br />

Geschöpf der Schöpfung. Ein<br />

Beweis, dass unser Herrgott an den 5 Schöpfungstagen<br />

sich überaus-angestrengt hat, etwas<br />

Gutes zu schaffen, am 6. Tage aber, gemäss<br />

altem Usus, etwas früher Feierabend machte.<br />

Der Mensch kann übrigens aufrecht stehen,<br />

wenn er keinen Rausch hat, liegen, wenn er<br />

nicht steht, sich bücken, wenn er nicht tot ist,<br />

sich auf dem Absatz drehen, wenn er einen<br />

hat, kurz, er kann viel, aber nicht alles, nicht<br />

einmal aus der Haut fähren kann er, wenn<br />

er es schon hie und da möchte, noch viel<br />

weniger aber kann er sich schämen, wenn er<br />

kein Schamgefühl hat oder sich sonst nicht<br />

zu schämen braucht.<br />

Der Mensch besteht in der Hauptsache aus<br />

vier Teilen, nämlich Kopf, Rumpf, Armen und<br />

Beinen.<br />

Jeder Mensch hat einen Kopf, solange er<br />

ihn nicht verliert oder er ihm nicht gebrochen<br />

wird.<br />

Der Kopf dient ferner dazu, den Hut zu<br />

tragen, die Ohren üjjd die Nase daran zu befestigen,<br />

welche sonst frei in der Luft schweben<br />

würden. Auf dem Kopf haben auch die<br />

Haare ihren Platz, wenn nicht andere Bewohner<br />

dbrt sind, oder die Haare sich in das<br />

Innere zurückgezogen haben, was man dann<br />

Quittung nennt für geleistete Dienste. Vorn<br />

am Kopf ist das Gesicht, das erröten kann,<br />

immer aber schön sein sollte, auch wenn kein<br />

Zwicker auf der Nase sitzt, die mit Tabak<br />

gut tamponiert sein soll, damit sie nichts polizeiwidriges<br />

riecht. Links, und rechts stehen die<br />

Ohren, je nach Grosse des Esels verschieden,<br />

im Winter oftmals kalt, im Sommer warm,<br />

dienen sie, um Brillenstangen und Ohrgehänge<br />

zu tragen. Sie sind in der Jugend oftmals<br />

etwas unrein und in diesem Zustande ungeniessbar,<br />

im Alter ist die Gegekd hinter dein<br />

Ohre nicht immer trocken und bezweckt dies<br />

bei vielen Stummheit. Der Kopf steht unter<br />

dem Einfluss des Magens. Hat einer Hunger,<br />

so tut ihm der Köpf weh, hat .einer zu viel<br />

getrunken — ebenfalls. Der Köpf kann t&Snn-<br />

Zur Narrenzeit l<br />

Wo was Lustiges vorgekommen,<br />

Wo was Dummes Wird gemacht,<br />

Alles haben wir Vernommen<br />

Und in dieses Blatt gebracht<br />

Doch darum soll 'sich keiner kränken,<br />

Oder ärgern sieh gar sehr,<br />

Sondern bei sich denken:<br />

Nächst Jahr halten andere her.

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