E_1939_Zeitung_Nr.035
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N° 35 — TBEITAG, 28. APRIL <strong>1939</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />
Sfta*^ss«»nv«>i*l«ela»<br />
Eine letzte Mahnung der Basler<br />
Polizei<br />
an die Vernunft und das Verantwortungsgefühl<br />
der Radfahrer.<br />
Aehnlich wie sich schon die Polizeibehörden<br />
von Zürich, Schaffhausen sowie andere<br />
Städte und Kantone veranlasst sahen, namentlich<br />
den Radfahrern scharf ins Gewissen<br />
zu reden, so richtet jetzt das Polizeigericht<br />
Basel-Stadt folgenden letzten Appell an die<br />
Einsicht und die Anständigkeit dieser Gattung<br />
von Strassenbenützern:<br />
Es zeigt sich ein bedenkliches Anwachsen der<br />
Unfälle auf der Strasse. Da bedeutet vermehrten<br />
Kummer und Schmerz. Täglich tragen sich Unfälle<br />
üu, die sich hei einem Minimum an Aufwand von<br />
Rücksichtnahme und Anständigkeit gegenüber dem<br />
•Mitmenschen vermeiden lassen.<br />
Die Polizei hat für Ordnung und Sicherheit zu<br />
befriedigenden Resultat. Wir sind im Begriffe,<br />
daran zu zweifeln. Unsere Verkehrsabteilung berichtet<br />
zum -wiederholten Male, dass es unglaublich<br />
eei, wie viel Radfahrer die Verkehrsvorschriften<br />
m issachten, Verkehrssignale nicht kennen und<br />
rücksichtslos, gleichgültig, ja leichtsinnig und sorglos<br />
in den Strassen unserer Stadt herumfahren.<br />
Diese denken nicht daran, dass sie, wenn sie in<br />
der Strassenmitte statt am äussersten rechten Rand<br />
der Fahrbahn oder zu Dritt und mehr nebeneinander<br />
oder mit losgelassenen Lenkstangen fahren,<br />
wenn sie hemmungslos Kreuzungen passieren, ohne<br />
mit dem Arm die Fahrtrichtung anzugeben und die<br />
Kurven schneiden, wenn sie abschüssige Strassen<br />
als Rennstrecke benützen, wenn sie zwischen Fahrbahn<br />
und Liegenschaften nicht absteigen, sondern<br />
die Trottoirs in der Fahrt überqueren oder polizeilich<br />
gesperrte Ein- und Durchfahrten benützen<br />
usw., sich und andere Leute gefährden.<br />
Dass bei solchen Erscheinungen -die Unfallkurve<br />
ansteigt, ist erklärlich. Es ist kein Trost, daran<br />
ru denken, dass es auch noch andere Verkehrssünder<br />
gibt. Auch diesen sucht man im Interesse aller<br />
beizukommen. An den 253 Unfällen des ersten<br />
Quartals <strong>1939</strong> sind weit mehr als 50 Prozent Radfahrer<br />
beteiligt. Der Arbeitsanfall der dabei verletzten<br />
Radfahrer betrug 500 Tage mit einem Verdienstverlust<br />
von rund 6000 Fr. Dazu kommen bleibende<br />
körperliche Schäden. In einem Fall kostete<br />
es dem Unvorsichtigen das Leben.<br />
Dieser Entwicklung kann man mit den bisherigen<br />
Methoden, die sich vielfach als Versuch am<br />
ungeeigneten Objekt erwiesen haben, nicht- erfolgreich<br />
begegnen. Die Polizei sieht sich veranlässt,<br />
ein letztes Mal an den Verstand, an Anständigkeit<br />
und Verantwortungsbewusstsein der Strassenverkehrsinteressenten<br />
zu appellieren; sie ermahnt die<br />
Rücksichtslosen unter ihnen zur Umkehr. Für die<br />
nächste Zeit sind strenge Kontrollen angeordnet.<br />
Wer sich über die bestehenden Verkehrsvorschriften<br />
glaubt hinwegsetzen zu sollen, wer sich den<br />
Bedürfnissen eines geordneten und sichern Strassenverkehrs<br />
nicht einzuordnen vermag, wird verzeigt.<br />
Was ist richtig?<br />
Und was Hesse sich verbessern?<br />
Vorschläge für die Umgestaltung der Verkehrsinseln<br />
am Zürcher Alpenquai.<br />
Die Sektion Zürich des ACS ist, wie seinerzeit<br />
gemeldet, auf die glückliche Idee gekommen,<br />
in ihrer Monatschronik Rundfragen<br />
über Probleme verkehrstechnischer und<br />
strassenbaulicher Natur zu veranstalten, um<br />
dadurch ihren Mitgliedern Gelegenheit zu<br />
sorgen. Darin ist inbegriffen die "Gewährleistung<br />
rrösstmöglicher Sicherheit auf der Strasse. Sie versucht<br />
ihrer Aufgabe zu genügen durch den Vollzug<br />
verschaffen, sich öffentlich mit den Mass-<br />
der bestehenden Verkehrsvorschriften, durch die<br />
Vornahme und Belehrung von Verkehrssündern,<br />
durch Verwarnungen und Verzeigungen von Fehlbaren<br />
beim Richter.<br />
Die Erfahrung zeigt, dass letztere Massnahme<br />
die erfolgreichste Belehrung ist; aber wir glauben,<br />
der Appell an das Verantwortungsbewusstsein eines<br />
jeden Verkehrsinteressenten führe ebenso zu einem<br />
nahmen der Behörden auf diesem Gebiet<br />
auseinanderzusetzen und ihnen zugleich mit<br />
Anregungen an die Hand zu gehen, was,<br />
unter diesem Gesichtswinkel betrachtet, im<br />
Interesse der Verkehrssicherheit besser gemacht<br />
werden könnte. Das erste Thema, das<br />
die Sektion zur Diskussion stellte, betraf die<br />
neuen Verkehrsinseln am Alpenquai. Was die<br />
Umfrage darüber an Vorschlägen zutage gefördert<br />
und was für Korrekturen der Automobilist,<br />
aus seinen Beobachtungen schöpfend,<br />
an dieser Anlage wünscht, das lässt<br />
folgendermassen zusammenfassen :<br />
1. Anlage der Verkehrsinseln. Deren Standort<br />
wurde allgemein als richtig befunden. Beanstandet<br />
wurde die ungenügende Breite der Durchfahrt zwischen<br />
Verkehrsinsel und Trottoir vor dem Kongressgebäude.<br />
Da zu erwarten ist, dass vor letzterem<br />
oft Fahrzeuge für kürzere Zeit anhalten und<br />
so einen Teil der Fahrbahn in Anspruch nehmen,<br />
wird die Durchfahrt der übrigen Fahrzeuge stark<br />
eingeengt und erschwert Es wird daher eine Verbreiterung<br />
der Fahrbahn zwischen Verkehrsinsel<br />
und Trottoir vor dem Kongressgebäude vorgeschlagen.<br />
2. Strassenbeleuchtung. Nach den.in der Rundfrage<br />
gefallenen Aeusserungen blendet sie bei regnerischem<br />
oder trübem Wetter. Die Beleuchtung<br />
durch Ständerlampen wird für solche Strassenbeleuchtungen<br />
als wenig geeignet erachtet, es sei<br />
denn, die Ständer werden erhöht, dass die Lichtquelle<br />
nicht mehr ins direkte Blickfeld der Fahrer<br />
fällt.<br />
3. Markierung der Verkehrsinseln. Im allgemeinen<br />
wurde diese als genügend hezeicb.net. Einige<br />
Vorschläge beziehen sich auf eine bessere Kenntlichmachung<br />
der Randsteine der Inseln (Schwarzweiss-^Anstrich)<br />
und ein besseres Anleuchten der<br />
Lichtsäulen (von. unten oder in anderer Farbe).<br />
Ein weiterer Vorschlag geht dahin, durch Einsetzen<br />
von roten Leuchtknöpfen (Katzenaugen von<br />
ca. 10 cm Durchmesser) in Linienform in die Fahrbahn<br />
die Fahrzeuglenker um die Inseln herum zu<br />
führen.<br />
Der Verkehrskommission der Sektion wird<br />
die Vorschläge auf ihre Tauglichkeit und Verwendbarkeit<br />
prüfen und mit den Behörden<br />
Fühlung nehmen. Es sollten bei diesen Verkehrsinseln<br />
- weitere Unfälle unbedingt vermieden<br />
werden können.<br />
Rückgang der Verkehrsunfälle im Thorgau.<br />
Während des ersten Vierteljahres <strong>1939</strong> gelangten<br />
76 Verkehrsunfälle zur Kenntnis der<br />
thurgauischen Kantonspolizei, 10 weniger als<br />
im 1. Quartal 1938. Der März figuriert in.<br />
dieser Statistik mit 27 Unfällen, wovon —<br />
bemerkenswerte Einzelheit! — rund ein<br />
Viertel allein auf den 14. März entfallen.<br />
Warum ? Weil an diesem Tag der Winter<br />
nochmals mit einem beträchtlichen «Chlapf»<br />
Schnee ins Land zog. Worin neuerdings der<br />
elementare Grundsatz seine Bestätigung findet,<br />
dass es bei glitschigen, verschneiten<br />
oder vereisten Strassen doppelt vorsichtig<br />
fahren und sich dessen bewusst zu bleiben<br />
heisst, dass unter solchen Verhältnissen der<br />
Bremsweg auf das Doppelte bis Dreifache<br />
wächst.<br />
Abnahme der Fahrprüfungen in Winterthur.<br />
Die Bestrebungen der im nördlichen Teil des<br />
Kantons Zürich wohnenden Automobilisten für die<br />
Vornahme der Fahrprüfungen in Winterthur sind<br />
seinerzeit von gewisser, auf eine gewisse Opposition<br />
gestossen, die von interessierter Seite ausging.<br />
Man operierte dabei mit dem Argument, dass es im<br />
Hinblick auf den nicht sehr intensiven Verkehr in<br />
der Eulachstadt kaum möglich eein dürfte, eine<br />
genügend schwere Prüfung der Kandidaten vorzunehmen,<br />
wobei man allerdings ganz übersah,<br />
dass ja in der Schweiz Fahrprüfungen an anderen<br />
Orten vorgenommen werden, die kaum eine grössere<br />
Verkehrsintensität als Winterthur aufweisen.<br />
An der letzten Generalversammlung der Ortsgruppe<br />
Winterthur der Sektion Zürich des A.C.S.<br />
konnte nun Präsident Jester die Mitteilung machen,<br />
dass mit diesen Winterthurer Fahrprüfungen,<br />
keine schlechten Erfahrungen gemacht worden<br />
seien und dass wohl heute niemand mehr an eine<br />
Beseitigung des gegenwärtigen Zustandes denke.<br />
Seit der ersten Führerpriifung in Winterthur am<br />
16. November 1937 wurden dort 365 Prüfungen vorgenommen,<br />
zu denen sich 315 Herren und 50 Damen<br />
stellten. Davon bestanden 285 Kandidaten das<br />
Examen, nämlich 248 Herren und 37 Damen, während<br />
80 nichtbestandene Prüfungen registriert werden<br />
mussten (67 Herren und 13 Damen). Rund<br />
73% der Prüfungen endeten somit positiv. Be-,<br />
denkt man, dass 1937 im ganzen Kanton Zürich<br />
4030 Führerprüfungen durchgeführt worden sind<br />
nnddäss in 992 Fällen die Erteilune des Führerausweises<br />
verweigert werden nmsste, so entspricht<br />
der bezügliche Prozentsatz der bestandenen Prüfungen<br />
von rund 75% so ziemlich dem Winterthurer<br />
Durchschnitt.<br />
Schon diese wenigen Zahlen zeigen, dass auch<br />
auf behördlicher Seite kein Anlass vorliegen dürfte,<br />
von der Abnahme der Prüfungen in Winterthur<br />
wieder Abstand zu nehmen. Denn für die in den<br />
beiden Bezirken wohnenden Kandidaten bedeutet<br />
der gegenwärtige Modus sicherlich eine sehr schätzenswerte<br />
Erleichterung und Ersparnis an Zeit und<br />
Geld, während die Verkehrssicherheit keinen Schaden<br />
leidet.<br />
V<br />
a«<br />
Die Arbeits- und Ruhezeitverordnung der<br />
berufsmässigen Chauffeure ist revisionsbedürftig,<br />
stellt das Volkswirtschaftsdepartement fest.<br />
Im Bericht des eidg. Volkswirtschaftsdepartementes<br />
über seine Geschäftsführung, im Jahr 1938<br />
wird auch das Thema «Verordnung über die Arbeits-<br />
und Ruhezeit der berufsmässigen Chauffeure»<br />
angeschnitten, -wobei der Bericht bemerkt:<br />
«Wie in früheren Jahren hat namentlich das<br />
durch die Verordnung eingeführte Nachtfahrverbot<br />
für schwere Motorlastwagen den Bundesbehörden<br />
zu schaffen gemacht. Die Daseinsberechtigung<br />
dieses Verbotes wurde angezweifelt; auch<br />
wurden von einzelnen kantonalen Stellen weitgehend<br />
Ausnahmebewilligungen erteilt. Das Verbot<br />
besteht aber zu Recht, und das Bundesamt hat denn<br />
auch mit Kreisschreiben vom 24. Juni 1938 die mit<br />
dem Vollzug der Verordnung betrauten kantonalen<br />
Departemente erneut darum esucht, sich in ihrer<br />
Bewilligungspraxis an Sinn und Zweck der Verordnung<br />
zu halten.<br />
Mit den Vorarbeiten für eine Revision der Verordnung<br />
wurde im Hinblick auf die Schaffung des<br />
Bundesbeschlusses vom. 30. September 1938 über<br />
den Transport von Personen und Sachen mit Motorfahrzeugen<br />
auf öffentlichen Strassen einstweilen<br />
zurückgehalten. Dieser sieht in Art. 17 bekanntlich<br />
die Förderung des Abschlusses von Gesamtarbeitsverträgen<br />
über die Arbeits- und Lohnbedingungen<br />
der. berufsmässigen Motorfahrzeugführer<br />
vor. Eerner hat die Internationale Arbeitsorganisation<br />
in Genf die Vorbereitung eines Entwurfes<br />
zu einem internationalen Uebereinkommen<br />
übeT die Arbeits- und Ruhezeit der Chauffeure an<br />
die Hand genommen. Dass die Verordnung tatsächlich<br />
revisionsbedürftig ist, zeigen die auch im<br />
Berichtsjahre wieder sehr zahlreichen Widerhandlungen.<br />
Immer wieder ist es namentlich das Kontrollheft,<br />
welches zu Uebertretungen Anlas« gibt»<br />
- Verkehrseinschränkung.<br />
Von zuständiger Seite "teilt man uns mit, dass<br />
infolge von Umbauarbeiten beim Bahnübergang in<br />
Weissenhach der durchgehende Tahrverkehr auf<br />
der Simmentaistrasse in Weissenbach in der Nacht<br />
vom 3. auf 4. Mai <strong>1939</strong>, von 20.00—05.00 Uhr eingeschränkt<br />
wird.<br />
Die Führer von Fahrzeugen werden ersucht, den<br />
Weisungen der dortigen Aufsichtsorgane nachzukommen.<br />
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