E_1939_Zeitung_Nr.037
E_1939_Zeitung_Nr.037
E_1939_Zeitung_Nr.037
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
IV Automdbll-Rerrae — N° S?<br />
ausstetlung, dem grösste Anziehungskraft vorausgesagt<br />
sei. Der Kanal misst in Worten eintausendsechsnundert<br />
Meter, ist also genau halb so lang<br />
wie sein berühmter Bruder in Venedig. Wie dieser<br />
an zerbröckelnden Renaissancepalästen vorbeiführt,<br />
in denen grosse Künstler den letzten Atemzug<br />
taten, oder aas Glück legendärer Liebespaare<br />
zu scherbeln begann, dringt unser «Canale<br />
grande» mitten durch das werfeschaffende, pulsierende<br />
Leben des Schweizervolkes.<br />
Von der bösen, alten Zeit<br />
Es ist nicht alles Gold, was glänzt, und so Ist<br />
es auch mit der guten alten Zeit nicht so weit<br />
her. Wer das nicht glaubt, der frage einmal die<br />
Stifte und Lehrlinge in den kaufmännischen Büros,<br />
die heute noch grauenvolle Mären aus vergangenen<br />
Zeiten zu berichten wissen. Wenn früher einer<br />
Kaufmann werden wollte und sich als Lehrling<br />
in einem Büro anstellen Hess, so sollte er über folgende<br />
Eigenschaften verfügen: Er musste Lastträgerkräfte<br />
besitzen, um dem gesamten Personal<br />
den Zvieri zutragen zu können; er musste etwas<br />
von Kinderpflege verstehen, um der Ghefin die<br />
Kinder zu nuten; er musste in Putzen, Waschen,<br />
Fegen und Abstauben bewandert sein, kurzum,<br />
er musste seine kaufmännischen Ambitionen begraben<br />
und Mädchen für alles werden. Aber<br />
noch weitere Mühseligkeiten harrten seiner: Wenn<br />
das Leben draussen noch so sehr lockte, bevor<br />
zwölf Stunden um waren, gab es für den geplagten<br />
Stift keinen Feierabend, und kam er dann endlich<br />
hinaus, so fing die Nachtschule an. Ferien war<br />
überhaupt ein unbekanntes Wort, nicht zu reden<br />
von Sport und Erholung. — So schleppte sich der<br />
arme, kümmerliche Lehrling freudlos durch den<br />
grauen Alltag der Lehre; ganz der Willkür des<br />
Chefs preisgegeben, schützte ihn niemand vor<br />
schlechter Behandlung oder plötzlichem Hinauswurf.<br />
Stand er aber auf der Strasse, fing das<br />
Elend erst recht an. Dann geriet er in die Hände<br />
sogenannter «Fleischmakler», profitsüchtiger Stellenvermittler,<br />
die ihm gegen hohes Entgelt eine<br />
Stelle versprachen und ihn nach Kräften ausbeuteten.<br />
So schlimm stand es um die «gute alte Zeit»,<br />
die heute noch lebendig in der Phantasie der jungen<br />
Lehrlinge herumspukt. Wie stark und lebhaft<br />
diese Vorstellungen unserer jugendlichen Kaufmannsgilde<br />
sind, wird jedem Landesausstellungsbesucher<br />
klar, der einen Blick in die Halle «Kaufmännisches<br />
Personal» im Pavillon «Soll und Haben»<br />
werfen wird. Da ist eine ganze Wand nur<br />
dem Thema gewidmet: «Als es noch keine Sozialpolitik<br />
gab», und hier geissein die Lehrlinge selber<br />
in treffenden, lustigen Bildern die Zustände vergangener<br />
Zeiten. Als krassen Gegensatz aber zeigen<br />
von Künstlerhand gemalte Schilderungen den<br />
Lehrling von heute, der in ernsthaft-froher Arbeit<br />
für seinen Beruf herangebildet wird und für dessen<br />
Zerstreuung und Erholung flotte Vereinigungen<br />
der Berufsorganisation sorgen.<br />
De Joggeli und d'Bäbe a de Landesusstellig<br />
KOsnacht am Zürichsee ist zwar nur ein kleiner<br />
Ort, aber einen Weltrekord haben seine Bewohner<br />
trotzdem inne: Sie haben die Schweizerische Landesausstellung<br />
zu allererst gesehen! Dies mehr als<br />
zwei Monate vor deren offiziellen Eröffnung. In<br />
einer lustigen Revue, die der Sängerbund<br />
1.<br />
Wenn Leopold II., weiland König der Belgier,<br />
der sich als flotter Lebemann häufiger in Paris als<br />
in Brüssel aufhielt, ein Theater in der Seinestadt<br />
besuchte, so nahm er, was selbstverständlich ist, eine<br />
ganze Loge für sich. Dies war auch dann der Fall,<br />
so es ausnahmsweise vorkam, dass er die Loge<br />
ohne weibliche Begleitung auf einen Theaterabend<br />
«bewohnte». Eines Abends nun war der König im<br />
Begriff, in einem Boulevardtheater die von ihm bestellte<br />
Loge zu betreten; zu seinem Erstaunen fand<br />
er einen Sessel von einem hochelegant gekleideten<br />
Herrn besetzt. - «Pardon», sagte der König, «das<br />
muss ein Irrtum sein. Die ganze Loge ist für mich<br />
reserviert.»<br />
Küsnacht zur Aufführung brachte, wurde die<br />
Abwicklung der Eröffnungsfeier und der Betrieb<br />
In fünf verschiedenen Abteilungen der Landesausstellung<br />
humorvoll-prophetisch geschildert. Die<br />
beiden ländlichen Hauptgestalten der Joggeli und<br />
d'Bäbe erleben an Hand von lebenden Bildern<br />
und Szenen die Wunder der Ausstellung, wobei<br />
weder die eleganten Vorführungen der 'Modetheater-Mädchen,<br />
noch auch ernsthafte Spitzen<br />
auf allerlei eidgenössische Besonderheiten und<br />
Absonderlichkeiten fehlen. Ausserordentlich nett<br />
wirkt zum Beispiel das farbenfrohe Bild «Die<br />
Schweiz als Reiseland», wo der Autor dem Hotelwirt<br />
und der Wirtin, die nach Gästen Umschau<br />
halten, träfe und hübsch formulierte Worte in den<br />
Mund legt:<br />
Wirt:<br />
Gäll Frau, de Tag war glaubi rächt,<br />
Denn 's Wetter ischt, wies schynt, nüd schlächt.<br />
Es muess im Schwyzerhüsli da<br />
Bigoscht emalen öppis gah.<br />
Vili mager Jöhrli hämmer gseh,<br />
Mer finat byn eus kei Fremdi meh.<br />
D'Amerikaner hoheitsvoll,<br />
Die reised neuschtens is Tirol.<br />
De Tütsch und sy Amalie<br />
Macht Ferie in Italie.<br />
De Tschinggeü luegt München a,<br />
De Pol tuet nach Ostende gah,<br />
Und wäg blybt au de Herr Franzos<br />
Mitsamt dem liebe Eidgenoss.<br />
Die meischte reiset gar nüd us.<br />
Es ischt es Elend und en Grus.<br />
Wirtin:<br />
Es fählt halt uf der ganze Wält<br />
Dur 's Band ab nur am liebe Gäld.<br />
In alle eusere Nachbarländere<br />
Da tüends d'Valuta bös verändere.<br />
Sogar byn eus händs über Nacht<br />
De Franke eifach chlyner gmacht.<br />
Und hasch kei Gäld im Portmonee,<br />
So isch es mit em Reise gscheh.<br />
Wirt:<br />
Hat 's Jammere da no en Wert?<br />
Was nützt's eim, wämmer ufbigehrt?<br />
Eim hälfe cha nur 's Gottvertroue,<br />
Das muess eim wieder d'Zuekünft boue.<br />
Wirtin:<br />
Grad wämmer meint, s'well nüme gah.<br />
So hilft de Herrgott wieder na.<br />
Er wird, ich glaube tapfer dra,<br />
Gwüss au für eus en Lichtblick ha.<br />
Der Lichtblick kommt In Form einer Schar Musikanten<br />
und einem Lehrer mit Schülern, die sich als<br />
echte Tellensöhne bewähren. Was sie sagen, ist<br />
bezeichnend für die saubere Haltung der munteren<br />
Revue und sei hier als weitere Kostprobe angeführt:<br />
Wän eine chäm mit Unverstand<br />
Go schimpfe über euses Land.<br />
Go säge fräch und= ohne Scheu, ,, ! .<br />
Dass es no schöner Länder hei.<br />
So eine, wo eus d'Luft und d'Sunne, . ,<br />
De Stolz und d'Freiheit wür vergunne, •""<br />
So würd ich en im Handumdräh> • -' •'?>'<br />
Bymeid a sym Krawättli näh. , O.. A<br />
w , ! r,";<br />
Und war er gross und dick und'schwär<br />
Und hett er Chraft als wie en'Bär, "<br />
So würd em all das doch nüt nutze — '-'<br />
My Heimatliebi, die würd butze. - t ><br />
Fürstlichkeiten in Paris<br />
mit der elektrifizierten<br />
Pilatus - Bahn<br />
Schlnstes Ausflugsziel der Zentralschweiz.<br />
Wundervolles Panorama. Gutes Hotel.<br />
Massige Preise.<br />
Bahnlaxen: Alpnachstad-Pilatuskulm u. lurüek:<br />
Werktags Fr. ID.-, Sonntag» Fr. 7.-.<br />
Gesellschaften u. Familien erhalten weiterestarke<br />
Ermässigungen. ExtraiSge nach Vereinbarung.<br />
Garage und Parkplätze in Alpnachstad.<br />
Von Carl Hedinqer.<br />
Der Herr, der keine Ahnung hatte, mit wem er<br />
sprach, gab zur Antwort:<br />
«Bedaure, mein Herr. Ich habe mein Billett an<br />
der Kasse gekauft. Beschweren Sie sich dort.»<br />
«Vielleicht haben Sie sich in der Loge geirrt,<br />
mein Herr -»<br />
«Ach was», fiel ihm der andere in die Rede,<br />
«belästigen Sie mich bitte nicht länger. Wissen Sie<br />
überhaupt, wen Sie vor sich haben? Ich bin Mitglied<br />
des Pariser Stadtrats!»<br />
«Ah, pardon - das ist etwas anderes. Ich selbst'<br />
bin nur dez König dez Belgier.»<br />
Sprach's und zog sich zur Bestürzung des hoch«<br />
mutigen Parisers zurück.<br />
2.<br />
Von Leopolds königlichem «Kollegen», Eduard<br />
VU. von England, ist bekannt, dass auch dieser<br />
Souverän sehr gern aus dem Londoner Nebel in das<br />
strahlende Paris der schönen Frauen kam und sich<br />
hier fast stets von seinem persönlichen Adjutanten<br />
begleiten Hess, der infolge seiner unglaublichen<br />
Aehnlichkeit mit dem König als dessen Doppelgänger<br />
im wahrsten Sinne des Wortes gelten konnte.<br />
Der Monarch war dem Amüsement in nicht alltäglichen<br />
Formen ergeben - und er machte sich diese<br />
von der Laune der Natur geschaffene Aehnlichkeit<br />
klug zunutze.<br />
: "<br />
Eiförmige Häuser<br />
sind bombensicher<br />
Ein junger österreichischer Architekt, Ferdinand<br />
Schoen, hat einen neuen Typ von<br />
Wohnhäusern geschaffen. Er hat Häuser konstruiert,<br />
die in ihrer Form dem Hühnerei nachgebildet<br />
sind. Nachdem die Architekten dreiviertel<br />
Jahrhundert Block- und Reihenhäuser<br />
gebaut haben, ist das Problem aufgetaucht,<br />
wie man die Bequemlichkeit des Heims mit<br />
der Sicherheit gegen Bombengefahr verbinden<br />
könne.<br />
Die Ansicht des Architekten Schoen basiert<br />
auf der Tatsache, dass der Druck, den man<br />
auf ein Ei ausübt, sich weit mehr auf die<br />
ganze Oberfläche verteilt, als bei einem anderen<br />
Gegenstand. Wenn Sie es versuchen, ein<br />
Ei mit der Hand zu zerbrechen, werden Sie<br />
herausfinden, dass dazu eine ungeheure Kraftanstrengung<br />
notwendig ist, wenn Sie nicht<br />
auf die einzige schwache Stelle eines Ei's<br />
drücken. Ein eiförmig gebautes Haus widersteht<br />
auf gleiche Weise, zwar nicht dem direkten<br />
Einschlag einer Bombe, jedoch einem ungeheuren<br />
Luftdruck, mehr als ein quadratisches<br />
Haus. Wenn in einer Kolonie von «Eierhäusern»<br />
eine -Bombe einschlagen würde,<br />
würde sie nur das Haus vernichten, das direkt<br />
getroffen wird, während die anderen Häuser<br />
Eines Tages ging der König mit seinem Adjutanten<br />
auf einem der grossen Boulevards spazieren.<br />
Es war damals Tagesgespräch von Paris, dass<br />
Eduard VII. die Serie seiner Liebschaften durch<br />
die Liaison mit einer kleinen Ballettratte vermehrt<br />
hatte. Und siehe: im Schaufenster eines leerstehenden<br />
Ladens hing ein grosses, auffallend grell gemaltes<br />
Bild - und dazu an einer so sichtbaren Stelle,<br />
dass es unbedingt die Aufmerksamkeit der Passanten<br />
erregen musste.<br />
Das Bild, das schon mehr ein raffiniert ausgedachtes<br />
Gemälde war, zeigte den König im Frack,<br />
auf einem hohen Stuhl in, einer Bar sitzend - und auf<br />
seinem Schoss die besagte Balletteuse in nicht ganz<br />
dezenter Haltung.<br />
«O! welche Unverschämtheit eines unbekannten<br />
Klecksers!» rief der Adjutant aus.<br />
Der König setzte das Lorgnon an und betrachtete<br />
das Bild sehr aufmerksam. Dann sagte er lächelnd<br />
zu seinem Begleiter:<br />
«In der Tat, das ist recht kompromittierend -<br />
für Sie.»<br />
Lachen ist gesund.<br />
«Also, das finde ich ja<br />
reizend, dass Sie mit mir<br />
tanzen», meint das (ältliche<br />
Fräulein.<br />
«Oh», sagt Emil, «das<br />
ist ja hier ein Wohltätigkeitefest!»<br />
Festgenagelt.<br />
«Mein Herr, Sie haben<br />
meiner Tochter einen<br />
Antrag gemacht...»<br />
«Entschuldigen Sie,<br />
aber ..»<br />
«Nee, nee, nichts aber,<br />
ein Zurück gibt's nicht<br />
mehr!»<br />
(Lustige Blätter.)<br />
nserePaletots in karierten, gestreiften<br />
und uni-Stoffen, In geraden, faltigen<br />
od.glockig-losen formen werden<br />
Ihre Aufmerksamkeit erregen. Effektvoll<br />
verarbeitete Achseln, reizende<br />
Taschen- und Göllerpartien oder der<br />
beliebte Raglanschnitt bestimmen den<br />
Reiz aller Modelle.<br />
H^SRANDU<br />
Zähringerstrasse 42, beim Central<br />
unbeschädigt bleiben. Der Stromlinienkörper<br />
der Natur bietet die geringsten Möglichkeiten<br />
für den Luftdruck.<br />
I Kommende Ereignisse I<br />
(Aenderungen vorbehalten.)<br />
Aar«: 7. Mai: Pferderennen des Aarg. Kennvereins.<br />
Axbon: 7. Mai: «Quer durch Aibon» (Eidg. Leichtathletenverband).<br />
Baden: 6. Mai: Frühjahrs-Tennis-Turnier des Tennis-Club Baden.<br />
Basel: Bis 29. Mai: Ausstellung in der Kunsthalle, Steinenberg 7:<br />
Eugene Delacroix.<br />
7. Mai: Kantonale Stachelfahrt nach Sheinfelden, veranstaltet<br />
vom Wasserfahrverein St. Alban-Basel.<br />
9. Mai: Schweizerlieder-Konzert der, Basler Liedertafel im<br />
Musiksaal. Leitung Hans Mönch. Solistin: Elsa Scherz-<br />
Meister, Sopran.<br />
Bezg: 7. Mai: Concours hippique.<br />
Bern: 7. Mai: Fussball-Lßnderspiel Schweiz-Holland.<br />
Bischofszell: 7. Mai: Concours hippique.<br />
Brtenz: 7. Mai: Berner Oberlandisches Schwingfest.<br />
Buch«: 7. Mai: Concours hippique.<br />
Delsberg: 7. Mai: Jurassische Radrundfahrt.<br />
Dielsdorf: 7. Mai: Concours hippique.<br />
Genf: 12. Mai: Eröffnung des Kursaals.<br />
Lausanne: 7. Mai: Golf: Coupe du Leman.<br />
Luzern: 6./7. Mai: Pfadfinder-Abende im Kursaal.<br />
Solothum: 6. Mai: Festkonzert des Orchesters Solothum.<br />
Winterthur: 7. Mai-4. Juni: Ausstellung Max Birrer, Werner Neuhaus,<br />
Fritz Wotruba im Kunstmuseum.<br />
Zürich: 6. Mai-23. Okt.: Schweizerische Landesausstellung.<br />
Jeder Automobilist muss haben:<br />
Schweizerisches<br />
Automobilreeht<br />
Taschenausgabe der einschlägigen Gesetze, Verordnungen,<br />
Bundesratsbeschlüsse, Internationalen<br />
Abkommen etc.<br />
Herausgegeben von Bundesrichter Dr.<br />
Preis: in Ganzleinwand gebunden Fr. 9.—<br />
J. Streb«!<br />
^_ t L Ä ^_ 1^* »_j*. ^ .. _ —^ __ _ _ . £ *« *A jj ^ *_ ^ d» • • SE «u I • 4*L* *±n* I rf^M^vfef^A ^\ • iv^S<br />
Mjkklllf.tAH (.1*1. MFi>ri (Ihor »11a \//irer*l-»rift