E_1939_Zeitung_Nr.064
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JJO 64 — DIENSTAG, 8. AUGUST <strong>1939</strong><br />
AUTOMOBIL-REVUE<br />
Der Ausbau des bernischen Strassennetzes<br />
Fortsetzung von Seite 1.<br />
Einstweilen will der Kanton Bern aus eben<br />
diesen Ueberlegungen heraus, auch auf die<br />
Beseitigung von unbewachten Niveauübergängen<br />
verzichten; man hält es letzten Endes<br />
für vernünftiger, die hiefür notwendigen verhältnismässig<br />
hohen Kosten für die Verbesserung<br />
der Strassenfahrbahnen einzusetzen.<br />
Sich zur Finanzierungsfrage äussernd, erklärt<br />
der neue Baudirektor vom System der<br />
Gemeindevorschüsse und der langfristigen<br />
Unternehmerkredite abgehen zu wollen.<br />
Nicht mit Unrecht weist Regierungsrat<br />
Grimm darauf hin, es führe das System der<br />
Gemeindevorschüsse zu Ungerechtigkeiten,<br />
indem finanzkräftige Gemeinden solche Vorschüsse<br />
leisten, also ausgebaute Strassen erhalten<br />
können, während finanzschwache auf<br />
derartige Vorschüsse und damit auch auf<br />
ausgebaute Strassen verzichten müssen.<br />
Langfristige Unternehmerkredite liegen s. E-<br />
nicht im Interesse des Staates. Eines Tages<br />
seien diese doch zurüekzubezahlen und der<br />
Zins der' vorgestreckten Summen dürfte in<br />
den Offerten wohl meist einkalkuliert sein.<br />
Im Geger^atz zu einem andern Kanton —<br />
führt der \ erfasser weiter aus — gedenke<br />
Bern auch auf die Erstellung von Betonstrassen<br />
zu verzichten, sofern diese nicht<br />
durch die Kraft des Staates finanziert werden<br />
könnten. Grundsätzlich komme, für die<br />
Bedürfnisse des Strassenbaues nur der Staat<br />
als Geldgeber in Frage (abgesehen von Gemeindestrassen)<br />
und es solle der Ausbau<br />
derselben deshalb im Rahmen der vom<br />
Staate zur Verfügung gestellten Mitteln<br />
durchgeführt werden.<br />
Nach Grimm lässt sich eine wesentliche<br />
Kostenersparnis im Strassenbau durch bessere<br />
Organisation erzielen. Das System der<br />
Vergebung von kleinen Baustrecken erweise<br />
sich als kostspielig, müssten die Bauinstallationen<br />
doch häufig gewechselt werden und<br />
überdies habe der Strassenbau selbst auf<br />
diese Weise auch technisch nichts zu gewinnen.<br />
Es empfehle sich dagegen die Vergebung<br />
möglichst zusammenhängender<br />
Strecken — nur so lasse sich ein rationellerer<br />
und rascherer Ausbau herbeiführen. Im<br />
Interesse des motorisierten Strassenverkehrs<br />
kann dem Ausbau in möglichst zusammenhängenden<br />
Etappen nur zugestimmt<br />
werden — der Automobilist hat aus stetem<br />
Wechsel guter und schlechter Strässenstücke<br />
und Stückchen kein Interesse.<br />
mer einer dieser Kategorien bei der. Verge^<br />
bung von Strassenarbeiten berücksichtigt werden<br />
könne. Der Staat als grosser Auftraggeber<br />
habe demgegenüber dann aber auch<br />
das Recht, die Steuermoral der Unternehmer<br />
zu überprüfen. Es sei unverständlich, wie<br />
Die rechtsufrige Thunerseestrasse bleibt<br />
ein Kapitel für sich; immer noch behindert<br />
das im Strassenkörper verlegte<br />
z. B. ein Unternehmer, der etwa für Y*. Mill.<br />
Fr. Arbeitsaufträge erhalte, nicht einmal so Geleise der rechtsufrigen Thunerseebahn<br />
den Strassenverkehr zwischen<br />
viel zu versteuern brauche, als etwa ein in Interlaken und der Talstation der Beatenbergbahn.<br />
Wegen unübersichtlicher<br />
seinen Diensten stehender einfacher Handlanger.<br />
Linienführung sind grössere Korrektionsarbeiten<br />
an dieser Strecke in Aus-<br />
Was die Reihenfolge und den Rhythmus<br />
sicht genommen. — Unser Bild illustriert<br />
den zu einem eigentlichen Stein-<br />
des Strassenbaues anbetreffe, so hält Regierungsrat<br />
Grimm dafür, dass sich die heutige bruch gewordenen Abtrag einer westlich<br />
der Beatushöhlen gelegenen Fels-<br />
Beordnung beim gegenwärtigen Zustand der<br />
bernischen Strassenverhältnisse geradezu<br />
partie.<br />
aufgedrängt habe. In erster Linie seien die<br />
Hauptdurchgangsstrassen instandzustellen;<br />
nur so lasse sich der Eindruck vermeiden, als<br />
ob man den Kanton Bern am besten umfahre.<br />
Es helfe nichts, wenn in einzelnen Teilen des<br />
Kantons ein vorzüglich ausgebautes Durchgangsstrassennetz<br />
vorhanden, dafür aber die<br />
Zufahrtsstrassen zu diesen Kantonsgebieten<br />
in ungenügendem Zustande seien. Selbstver-<br />
ständlich dürfe neben dieser Hauptaufgabe<br />
der Ausbau der Haupt- und Nebenstrassen<br />
nicht ausser acht gelassen werden, doch<br />
könne man, wenn die Hauptdurchgangsstrassen<br />
einmal ausgebaut, ja um so energischer<br />
an den Ausbau der übrigen Strassen herantreten.<br />
Die Südrampe der Brünigstrasse ist heute grosszügi g ausgebaut, während auf der Nordrampe die Bauarbeiten<br />
noch im Gange sind. — Unsere Abbildungen zeigen Bauarbeiter und die letztjährige Baustelle<br />
im Bereiche der bekannten überhängenden Felspartie. Von dieser Stelle aus geniesst man einen einzigartigen<br />
Teilblick ins Aaretal.<br />
Im Kampfe um die Belastungen des motorisierten<br />
Strassenverkehrs im Vergleich zu<br />
den finanziellen Aufwendungen der Kantone<br />
für den Ausbau ihres Strassennetzes vertraten<br />
wir längst die Auffassung, dass die — namentlich<br />
von der Litra — geübte Praxis der<br />
Alleinverantwortlichmachung der Automobilisten<br />
für die Strassenbaukosten den tatsächlichen<br />
Verhältnissen in keiner Weise Rechnung<br />
trage. Schliesslich profitieren nicht nur<br />
die Motorfahrzeughalter vom Strassenausbau,<br />
sondern in gleicher Weise auch die übrigen<br />
Strassenbenützer, vor allem die Velofahrer<br />
und nicht zuletzt auch die Fremdenverkehrsgebiete.<br />
Wir freuen uns, im Vorgehen des<br />
neuen Baudirektors eine indirekte Bestätigung<br />
unserer Ansicht zu fiqden. Bekanntlich hat<br />
zufolge der Vervollkommnung der Strassenbautechnik<br />
die Zahl der Velofahrer in wenigen<br />
Jahren enorm zugenommen. Gegenwärtig<br />
zählt man im Kanton Bern an die 270 000<br />
Radfahrer. Kein Wunder also, dass die Strassen<br />
durch den Fahrradverkehr oft geradezu<br />
verstopft sind und sich das Problem besonderer<br />
Fahrradwege zwangsläufig aufdrängt.<br />
Für den Bau solcher Radfahrerwege stehen<br />
aber dem Kanton Bern zur Zeit keine Mittel<br />
zur Verfügung.<br />
Regierungsrat Grimm ist es nun gelungen,<br />
von den Radfahrern jährlich eine Steuer von<br />
Fr. 2.— pro Fahrrad ausgerichtet zu bekommen.<br />
Dieser Betrag, der im Verlaufe eines<br />
Jahrzehntes etwa die Summe von rund 12<br />
Mill. Fr. ergeben dürfte, soll ausschliesslich<br />
für die Erstellung von Radfahrerwegen "ver-<br />
Ausgebaute Teilstrecke der Simmentaistrasse.<br />
Wohl auf Grund praktischer Erfahrung verlangt<br />
Regierungsrat Grimm ferner nach einer<br />
gerechten Vergebung der Strassenbauarbeiten.<br />
Zweckmässigerweise sei zwischen grossen,<br />
mittleren und kleineren Unternehmern zu<br />
unterscheiden und für jede dieser Kategorien<br />
ein Turnus einzuführen, auf dass nach und<br />
nach jeder leistungsfähige und in bezug auf<br />
die Preise vernünftig kalkulierende Unterneh-<br />
Ein weiteres Teilstück der ausgebauten Si<br />
strasse zwischen Zweisimmen und Boltigen.<br />
wendet werden. Dass diese Massnahme auch<br />
dem Automobilisten verkehrstechnisch eine<br />
Entlastung bringt, liegt auf der Hand.<br />
Vom Streben des Kantons Bern nach allmählicher<br />
Anpassung seines Strassennetzes<br />
an die heutigen Verkehrsbedürfnisse zeugen<br />
die hier wiedergegebenen Aufnahmen von<br />
ausgebauten Strassenstrecken aus allen Teilen<br />
des Kantonsgebietes.<br />
Wy.<br />
Wer \BF7oCTAN IN für den Berg tankt, ist nie<br />
am Berg! OCTANIN, der klopffeste Superbrennstoff!<br />
Kühlt den Motor/<br />
Ausgebaute und mit einem Teerbelag versehene<br />
Teilfitrasse durch das SimmeniaL<br />
Dass der Ausbau der Simmentaistrasse im Interesse<br />
der Verkehresicherheit sich aufdrängte, illustriert<br />
dieser «Seitensprung».