E_1939_Zeitung_Nr.064
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Auf welcher Strassenseite soll<br />
rückwärts gefahren werden?<br />
Eine Interpretation des Expertenausschusses.<br />
Ja, wie ist das nun eigentlich beim- Rückwärtsfahren<br />
? Soll man dabei die gleiche<br />
Strassenseite einhalten, auf der sich der<br />
Wagen entsprechend seiner Stellung beim<br />
Vorwärtsfahren befand — oder soll man auf<br />
die entgegengesetzte Strassenseite hinüberwechseln?.<br />
Das MFG sowohl als auch ..die<br />
VöHziehungsverordnurig hüllen sich über<br />
diese Frage in Schweigen, denn Art. 48 der<br />
VO sagt lediglich, dass man rückwärts nur<br />
im - Schritt-Tempo fahren dürfe und • dabei<br />
andern Fahrzeugen (worunter z. B- auch<br />
Fahrräder •zu'iversieihen sind) den Vortritt<br />
zu gewähren habe/ Angesichts dieser Lücke<br />
im- Gesetz*.die 'hoffentlich mit" der Gesamtrevisiön<br />
der Vollziemingsverördnung veryerscliwjndet,<br />
kann es nicht verwundern,<br />
•#enn die Diskussion und das Werweisen<br />
über die beim Rückwärtsfahren zu benützende<br />
Strassenseite immer wieder aufflackern.<br />
Völlig ohne Anhaltspunkte darüber, wie er<br />
sich bei einem solchen Manöver zu verhalten<br />
habe, steht der Automobilist zwar nicht<br />
da. Der Ausschuss der kantonalen Automobilexperten<br />
hat sich nämlich mit diesem Problem<br />
eingehend beschäftigt, hat es nach allen<br />
Ecken und Kanten hin studiert und das Ergebnis<br />
dieser Prüfung in einer Interpretation<br />
zusammengefasst, die wir im nachstehenden<br />
zu Nutz und Frommen unserer Leser veröffentlichen.<br />
Wobei immerhin betont sei, dass<br />
einer solchen Interpretation nicht etwa der<br />
Charakter einer bindenden Vorschrift innewohnt,<br />
an die sich der Richter zu halten hat.<br />
Vielmehr handelt es sich dabei lediglich um<br />
einen Fingerzeig, eine Empfehlung, der man<br />
jedoch im Interesse der Verkehrssicherheit<br />
eine möglichst gleichmässige Anwendung<br />
durch die kantonalen Experten wünschen<br />
möchte, damit in dieser Hinsicht wenigstens<br />
bei den Fahrprüfungen Einheitlichkeit der<br />
Auffassungen herrsche.<br />
Wie lautet nun die erwähnte Interpretation<br />
?<br />
1. Das Rückwärtsfahren ist im Hinbück auf<br />
die damit verbundene Gefahr nach Möglichkeit<br />
zu vermeiden.<br />
2. Um innerorts ein rückliegendes Ziel zu erreichen,<br />
ist der nächste Häuserblock zu<br />
umfahren.<br />
3. Für Manöver auf kurze Strecke (Wenden<br />
zwecks Aenderung der Fahrtrichtung, Garageein-<br />
bzw. -ausführten usw.) ist auf der<br />
gleichen Seite rückwärts zu fahren, auf der<br />
vorwärts gefahren wird.<br />
4. Wenn aus zwingenden Gründen ein längeres<br />
Rückwärtsfahren unvermeidlich ist,<br />
dann muss auf der andern, d. h. auf derjenigen<br />
Seite rückwärts gefahren werden,<br />
' auf der vorwärts gefahren wird. Die Fahr-<br />
' bahn darf unter Anwendung aller Vorsicht<br />
!'<br />
Stf vsass^HW^vk^h ••<br />
Der Siedler.<br />
Roman von Heinrich Lämmlin.<br />
2. Portsetzüng<br />
iDie kleine Frau ist stolz auf ihren Einfall;<br />
sie steht auf, um ins Dorf zu gehen. So rasch<br />
es'•••ihr die unpraktischen Schuhe erlauben,<br />
geht sie über die Lichtung hin. Bei den<br />
Büschen schaut sie aber doch zurück, um zu<br />
sehen, was der Sepp für ein Gesicht macht.<br />
Doch der achtet nicht auf sie. Er schlägt die<br />
Axt in die Kerbe und ächzt: «Ach du, verdammt<br />
noch einmal! » — Da wird sie böse<br />
und zwängt sich durch die Büsche, ohne<br />
noch einmal den Kopf zu wenden.<br />
Bin ich denn nichts? Bin ich weniger als<br />
ein Baum ? denkt sie. Der Sepp tut, als sei<br />
ich gar nicht vorhanden.<br />
Aber der Sepp sah doch, dass sie aufstand<br />
und über die Lichtung ging. Kaum schlagen<br />
die Büsche hinter der Frau zusammen, da<br />
stellt' er schon die Axt auf den Boden, stützt<br />
die Hände auf den Stiel und~ blickt in die<br />
rückwärts überquert werden; wenn" fibasseiiMNotizen f darin sich als würdiges Denkmal und abschreckendes<br />
Symbol ihres Tuns der Schand-<br />
möglich sollte sie, vorgängig dem Rückwärtsfahren,<br />
vorwärts überquert werden.<br />
pfahl erhebt. Die Glossen, die sie dabei aus<br />
5. Rückwärts darf nur im Schrittempo gefahren<br />
werden. Andern Fahrzeugen ist der '• strasse»wieder behoben.<br />
würden vielleicht doch dem einen oder an-<br />
Verkphrsuhterbrechiuigen. auf der Gotthard- dem Publikum heraus zu hören kriegten,<br />
Vortritt zu lassen. Wenn die rückliegende<br />
Die Schäden, welche das Hochwasser der dern die Schamröte ins Gesicht treiben und<br />
Fahrbahn nicht überblickt werden kann<br />
letzten Tage an der Gotthardstrasse bei Amsteg-Silenen,<br />
Gurtnellen und zwiscehn Hos-<br />
ihn zur Einkehr bewegen.<br />
(Hindernis, Kurve usw.), so darf nicht<br />
rückwärts gefahren werden, es sei denn,<br />
das Manöver könne von einer zuverlässigen<br />
Drittperson überwacht und geleitet dem' Aufhören <br />
Sie sind sehr glücklich, die beiden Menschen.<br />
Die Frau kocht das erste Essen im Walde.<br />
Der Mann bereitet ein weiches Lager im<br />
Zelt. Hin und wieder steckt er den Kopf<br />
durch den Zeltvorhang, sieht die Frau an<br />
und nickt mit einem zufriedenen Lächeln.<br />
Dann sitzen sie zusammen und essen, was<br />
die Frau gekocht hat. Viel sprechen sie nicht<br />
mehr an diesem Abend. Als der Mond aufgeht,<br />
steht der Mann auf, streckt sich, dass<br />
seine Glieder knacken und sagt:<br />
« Wenn du willst, so können wir schlafen<br />
gehen ! »<br />
Die Frau steht auf, und sie kriechen hi<br />
das Zelt.<br />
« Sepp !» haucht die Frau an des Mannes<br />
Ohr — und : « Lisbeth !» gibt er zur Antwort.<br />
Am Waldrand schlägt eine Nachtigall<br />
die ganze Nacht...<br />
Es war ein grosses Lärmen- im Walde.<br />
Das Holz, das der Mann geschlagen hatte,<br />
wurde abgeführt. Fuhre um Fuhre ging ins<br />
Tal. Doch jetzt sind die letzten Wagen fort,<br />
und von allem Lärm, dem Stimmengewirr,<br />
Wägengeknarr und Peitschengeknall blieb<br />
nichts, als die tiefen Geleise, die die Wagen<br />
in die weiche Erde geschnitten haben, in denen<br />
sich die Rinnsale neue Weee suchen.<br />
(Fortsetzung folgt)