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E_1939_Zeitung_Nr.083

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esitzen glaubten. Immerhin : auch ihnen<br />

kann (im Rahmen des Möglichen) geholfen<br />

werden. Nämlich durch das Mittel der Einreichung<br />

eines Gesuchs um Versetzung ir<br />

eine höhere Kategorie. Was es dazu brauchi<br />

(wie übrigens auch für die Gesuche um Bewilligung<br />

zusätzlicher Mengen) ist, wie be<br />

reits dargelegt, weiter nichts als die Ausfül<br />

lung des besonderen hiefür bestehenden Formulars,<br />

das an das kantonale Kriegswirtschaftsamt<br />

adressiert werden muss.<br />

Wenn diesem das Recht zusteht, derartige<br />

Gesuche zuhanden der Sektion füi<br />

Kraft und Wärme zu begutachten, so lieg<br />

der Grund für eine solche Regelung darin<br />

dass die kantonalen Amtsstellen eher in de<br />

Lage sind, den einzelnen Fall zu beurteilen,<br />

doch werden sie allerdings bei der Prüfung<br />

einen strengen Maßstab anlegen müssen.<br />

In zwei Monaten ungefähr, wenn sich da<br />

ganze Rationierungssystem eingespielt haben<br />

wird, und wenn sich ein zuverlässiger, genauer<br />

Ueberblick über den tatsächlichen Bedarf<br />

gewinnen lässt, hofft man übrigens so<br />

weit zu sein, dass die Kantone in diese:<br />

Frage selbständig entscheiden können, womi<br />

dann jene Dezentralisation Verwirklichung<br />

fände, die wir von allem Anbeginn an befürwortet<br />

haben. Die « Roharbeit » durch den<br />

Bund ist vollendet, an den Kantonen liegt es<br />

weiter, die ausfeilende Hand anzulegen und<br />

für einen reibungslosen Lauf des ganzen Rationierungsmechanismus<br />

dadurch zu sorgen,<br />

dass sie die erforderlichen Korrekturen anbringen.<br />

Eines lässt sich heute schon erkennen<br />

eine Woche nach dem Uebergang zur endgültigen<br />

Rationierung : die Veröffentlichung<br />

der Litertafeln hat jene Wirkung gezeitigt,<br />

die man sich davon versprach, denn bereits<br />

machen sich unleugbare<br />

Anzeichen dafür bemerkbar, dass Fahrzeuge,<br />

die bisher, sei es aus einer gewissen<br />

Panikstimmung heraus, sei es<br />

aus andern Gründen, stillgelegt waren,<br />

ihre « Ruhestätten •» verlassen und wieder<br />

in den Verkehr gesetzt werden.<br />

Jetzt, da bei Automobilisten und Motorradfahrern<br />

Klarheit über die zugebilligten Mengen<br />

und über die Anpassungsfähigkeit der<br />

definitiven Regelung an die Bedürfnisse und<br />

die jeweilige Versorgungslage herrscht, jetzt<br />

weicht die Beklemmung Schritt um Schritt.<br />

Und nach einer Zeit quälender Ungewissheit<br />

regt sich das Interesse am Fahren wieder,<br />

was namentlich das schwer darniederliegende<br />

Autogewerbe mit einem gewissen Gefühl<br />

der Erleichterung registrieren wird.<br />

Mag sich derzeit auch eine Weine Kaskade<br />

von Reklamationen über die Behörden ergiessen,<br />

was verschlägts ? Man war darauf<br />

gefasst und nimmt sie als etwas Unvermeidliches<br />

hin. Entscheidend jedoch fällt einzig<br />

die Tatsache ins Gewicht, dass sich, soweit<br />

die Beobachtungen und Erfahrungen nach<br />

dem 15. November gelehrt,<br />

das System bewährt, dass es die Unsicherheit<br />

durch Stabilität ersetzt und<br />

dazu angetan ist, dem Strassenverkehr<br />

neuen Auftrieb zu verleihen.<br />

Hinter diesem Aktivuim haben Unzufriedenheit<br />

und Verärgerung Einzelner zurückzutreten.<br />

Jawohl, für die Behörden und für die von<br />

den Verbänden delegierten Experten bedeutete<br />

die Auswertung der Fragebogen ein riesiges<br />

Stück Arbeit, wofür ihnen öffentliche<br />

Anerkennung gebührt. Und wenn ihre Aufgabe<br />

auch nicht durchwegs dankbarer Natur<br />

war, so mag sie der Erfolg damit versöhnen<br />

: die Tatsache, dass jetzt in den Kreisen<br />

der Fahrzeughalter eine gewisse Beruhigung<br />

Einkehr hält und dass der Pessimismus, der<br />

F E U I L L E T O N<br />

Der Siedler.<br />

Roman von Heinrich Lämmlin.<br />

16. Fortsetzung<br />

« So komm, ich will dir das Haus zeigen<br />

! ><br />

Lisbeth geht ihr voran, und die Mutter<br />

folgt ihr in die Hütte. Unter der Tür bleibt<br />

die alte Frau stehen und ruft:<br />

« Aber nein, wer hätte auch das gedacht?<br />

— Ihr habt es wirklich gemütlich hier- Das<br />

ist ja wie eine richtige Wohnung ! »<br />

« Wir sind zufrieden damit, und wem es<br />

nicht passt, der braucht nicht zu kommen! ><br />

sagt Lisbeth kurz und macht sich am Herd<br />

zu schaffen.<br />

Die Mutter beisst sich auf die Lippen, aber<br />

sie sagt nichts. Nein, sie setzt sich an den<br />

Tisch, so, als ob sie nicht mehr aufstehen<br />

wollte, blickt sich aufmerksam um und wendet<br />

sich endlich an die Tochter.<br />

« Jetzt wollen wir aber einmal ernsthaft<br />

miteinander reden ! »<br />

Lisbeth lacht:<br />

da und dort sein Haupt erhob, Lügen gestraft<br />

worden ist. Darin erblicken wir das<br />

Positive und das materiell wie psychologisch<br />

Erfreuliche der neuen Ordnung. Sie ist<br />

geeignet, den Funken der Zuversicht neu zu<br />

An Moglichkelten, das Benzin durch irgendwelche<br />

Mittel zu strecken,<br />

fehlt es nioht. In Betracht fällt dafür Schwerbenzin,<br />

aber auch Lamipenpetroleum, Tetralin und Dekalin<br />

(aus der Schuh- und Pankettwiehsefabrikation)<br />

lassen sich für solche Zwecke sehr gut verwenden.<br />

Daneben eignet sich absoluter Alkohol natürlich<br />

vortrefflich zum Strecken von Benzin. Gewöhnlicher<br />

Spiritus ist dazu nioht ohne weiteres<br />

brauchbar, weil der Wassergehalt die Mischung erschwert.<br />

Besser in diesem Fall, Benzol oder Azeton<br />

als Lösungsvermittler hinzuzugeben. Aber solche<br />

Gemische muss man vorher im kleinen ausprobieren;<br />

sie pflegen auch nicht sehr kältebeständig<br />

zu sein, sondern sich bei starker Kälte zu trüben,<br />

ja in zwei Schichten (oben vorzugsweise Benzin,<br />

unten vorzugsweise Spiritus) auseinanderzugehen.<br />

Eines darf man dabei nicht ausser acht lassen:<br />

dass derartige gestreckte Treibstoffe den Motor<br />

schwerer anspringen lassen. Aus-serdeon ist bei<br />

Strecken mit Schwerbenzin, Tetralin, Traktorenkraftstoff,<br />

Petroleum usw. zu bedenken, dass diese<br />

Stoffe nur dan vollständig verbrennen, wenn man<br />

für sehr gründliche Hauptluft- oder Gemischvorwärmung<br />

und ausserdem für hohe Kühlwassert&mperatur<br />

sorgt. Unterlässt man dag, dann neigt der<br />

Motor zum Patschen. Ausserdem schlagen sich die<br />

hochsiedenden Bestandteile des Treibstoffs im Oel<br />

nieder, so dass dieses verdünnt wird und die Maschine<br />

Schaden nimmt. Auch bei spiritushaltigen<br />

Kraftstoffen ist hohe Luft- und Gemiscbvorwärmurig<br />

und hohe Kühlwassertemperatur wichtig.<br />

Besonders u n empfindlich gegen gestreckten<br />

Kraftstoff sind Zweitaktmotoren und luftgekühlte<br />

Motoren.<br />

Bei der Beobachtung entsprechender Vorsichtsmassregeln<br />

lassen sich Automotoren sogar mit unermischtem<br />

Spiritus oder Holzgeist betreiben. Dazu<br />

sind sehr enge Lufttrichter, grosse Düsen und unemein<br />

starke Hauptluft- und Gemischvorheizung<br />

^forderlich. Die Motoren springen aber mit Alkoholen<br />

nicht ohne weiteres an. Man muss sie mit<br />

Benzin oder Benzol warmlaufen lassen und kann<br />

ie erst dann auf Alkoholbetrieb umstellen.<br />

Gestaltet sioh somit bei den Ottomotoren die<br />

Suche nach flüssigem Ersatz etwas mühselig, so<br />

sieht es beim<br />

Gasbetrieb<br />

ungleich besser aus. Zwar ist es mit dem Azetylenbetrieb,<br />

der für unser Land angesichts der Herstellung<br />

von Karbid mit Hilfe elektrischer Kraft sehr<br />

taheliegt und über den in der Schweiz im Weltkrieg<br />

iel gearbeitet worden ist, niohts Hechtes. Ohne<br />

Sozialeinrichtungen kann man da im Gegenteil wenig<br />

Freude, wohl aber recht unangenehme Explosionen<br />

erleben. Wohl lässt sich unter Zuhilfenahme<br />

fon Sondereinrichtungen kombinierter Azetylemwas-<br />

1er- und Azetylensipiritusbetrieb erreichen, wobei<br />

das Azetylen zweckmässig als Azetylendissous in<br />

Stahlflaschen mitgenommen und nicht erst auf dem<br />

Wagen aus Karbid entwickelt wird, aber das sind<br />

Sachen, die mit Verständnis und Liebe behandelt<br />

sein wollen. Erheblich besser steht es dagegen um<br />

«Ich denke, wir reden die ganze Zeit!»<br />

Aber die Mutter hat es sich in den Kopf<br />

gesetzt, dass sie mit ihrer Tochter reden<br />

muss.<br />

c Setz dich einmal daher, damit wir vernünftig<br />

reden können ! ><br />

Sie ist so ernsthaft, dass ihr die Tochter<br />

den Willen tut.<br />

< Wenn du denkst, dass es nötig ist! ><br />

«Das denke ich allerdings und bin froh,<br />

dass du zur Einsicht kommst. So kann es<br />

doch nicht weitergehen ! »<br />

« Es ist nicht meine Schuld, dass es so ist,<br />

wie es ist!»<br />

« Vielleicht ist das nicht deine Schuld, aber<br />

es kann auch nicht so bleiben. Darum bin<br />

ich gekommen.»<br />

Die alte Frau macht so ernste Augen, dass<br />

Lisbeth erstaunt zu ihr hinsieht<br />

« Ja, so kann es nicht weitergehen. Wir<br />

sind am Ende doch immer noch deine Eltern<br />

und sorgen uns um dich. Der Vater kommt<br />

Tag für Tag nach Hause und fragt: «Hat<br />

das Mädchen nicht geschrieben ? > Und jeden<br />

Tag muss ich sagen : .Nein, sie hat nicht<br />

geschrieben !' Dann geht er und lässt den<br />

Kopf hängen. — Er hat Heimweh nach dir,<br />

und du solltest ihn nicht büssen lassen, wenn<br />

AUTOMOBIL-REVUE DIENSTAG, 21. NOVEMBER <strong>1939</strong> — N° 83<br />

entzünden. Hoffnung fängt wieder an zu<br />

blühn. Womit nun freilich nicht gesagt sein<br />

soll, dass wir schon über den Berg wären.<br />

Eine gewisse Sparsamkeit ist in allen Kategorien<br />

einstweilen noch und solange Pflicht,<br />

als wir dafür sorgen müssen, unsere Bestände<br />

nicht nur zu erhalten, sondern zu vermehren,<br />

um unabhängig von den Monatsimporten<br />

eine grössere Bewegungsfreiheit Im<br />

Verbrauch zu erlangen.<br />

Es gibt unter den zahlreichen Bezirken<br />

der Kriegswirtschaft wohl ein weitläufigeres<br />

und komplizierteres Gebiet als gerade den<br />

Motorfahrzeugverkehr. Seine Verästelungen<br />

reichen bis ins letzte Dorf hinaus und die<br />

Begehren von mehr als 100.000 Haltern (mit<br />

Einscbluss der Lastwagenbesitzer) sind dabei<br />

zu berücksichtigen. Auf den ersten Anhieb<br />

einen jeden zufriedenzustellen, das<br />

konnte selbst der beste Wille nicht fertigbringen.<br />

So geschah es, dass vom Aapenzellerreoht<br />

auch bei der Treibstoffrationierung<br />

hinlänglich Gebrauch gemacht wurde<br />

Bei loyaler und objektiver Würdigung der<br />

den amtlichen Stellen überbundenen Pflicht<br />

einerseits Treibstoffreserven zu schaffen und<br />

anderseits dem motorisierten Strassenverkehr<br />

die Zügel soweit als möglich freizugeben,<br />

um das Wirtschaftsleben in Gang zu<br />

halten und weiter in Schwung zu bringen<br />

wird dann zugeben müssen, dass es, alles in<br />

allem genommen, um die neue Kraftstoffzuteflutig<br />

denn doch lange nicht so schlimm bestellt<br />

ist, als anfänglich geargwöhnt und befürchtet<br />

worden war. Ausserdetn bleibt<br />

nicht zu vergessen, dass<br />

das ganze Rationierungssystem sich<br />

durch eine Elastizität auszeichnet, die es<br />

gestattet, binnen kürzester Zeit — wir<br />

Hessen uns sagen, innert zwei Tagen —<br />

eine Erhöhung der Rationen eintreten zu<br />

lassen, sofern es die Verhältnisse gestatten.<br />

Auch dieses Moment solte mit zur Beschwichtigung<br />

und Zerstreuung allenfalls<br />

noch vorhandener Bedenken beitragen.<br />

ERSA TZBRENNSTOFFE<br />

Fortsetzuna von Seite 1.<br />

ANDEREN BRENNGASE.<br />

Der neuzeitliche Weg führt dabei über Flaschengas.<br />

Man hat Leichtflaschen konstruiert, bei denen die<br />

«Verpackung nicht allzu umfangreich und schwer<br />

ausfällt. Brenngas an sich ist ja ein ganz idealer<br />

Motorkraftstoff, der auch bei grösster Kälte den<br />

Motor sofort anspringen lässt, der sauber, ohne<br />

Oel&ohlebildung verbrennt und das Schmieröl in<br />

einer sonst ganz unbekannten Weise schont<br />

Beim Flaschengas hat man zu unterscheiden<br />

zwischen den Hochdruckgasen und den sog. Flüssiggasen.<br />

Die Hochdruckgase, wie Stadtgas (Kokereigas)<br />

und Methan (als «Klärgas» aus städtischen<br />

Abwässeranlagen oder auch aus Koksofengas<br />

gewonnen) stehen in ihren Flaschen unter Gasdrücken<br />

von 150 bis 3öO Atü. Eine Fahrzeugflasche<br />

enthält 10—11 cbm Gas, die bei Leuchtgas 5—6, bei<br />

Methan 12 Liter Benzin entsprechen und wiegt<br />

nicht weniger als 75 kg. Bei Anreicherung des Methans<br />

mit Aethan kann man den Gegenwert einer<br />

solchen 75-kg-JTlasche auf etwa 21 Liter Benzin<br />

steigern.<br />

Ganz wesentlich günstiger liegen die Dinge bei<br />

den Flüssiggasen, über deTen Flaschenverhältnisse<br />

folgende Tabelle Aufflohluss gibt.:<br />

Leergewicht kg 53 39—41 30<br />

Rauminhalt Liter 1 108 79 52<br />

Füllgewicht kg Treibgas kg 46 33 22<br />

Entspricht etwa Litern Benain 1 69 50 40<br />

Länge einschliesslich Ventil m 1,67 1,31 1,21<br />

Durchmesser in 0,32 0,32 0,27<br />

Flüssiggas besteht aus Butan, Propan und verwandten<br />

Ko'Menwa-s'serstof'fenL iEs wird bei der<br />

künstlichen Benzinherstellung, bei der Erdölverarbeitung,<br />

aber auch bei der Stadt- und Koksofengasherstefflung<br />

gewonnen und stellt eigentlich nichts<br />

anderes dar als ein so leichtsiedendes Benzin, dass<br />

es bloss unter Druck aufbewahrt werden kant.<br />

Diese Drucke sind übrigens sehr massig, nur 6 bis<br />

8 Atü, womit die Flaschen entsprechend leicht gehalten<br />

werden können.<br />

Endlich interessiert noch Wasserstoffgas. Es<br />

zählt zu den Hochdruckgasen und kann im Gegensatz<br />

zu den anderen Flaschengasen nur in Sondermotoren<br />

(Errenmotor), vorteilhaft zusammen mit<br />

anderen Treibstoffen, verbrannt werden.<br />

Die gewöhnlichen Flaschengas« aber lassen sioh<br />

im Ottomotor ohne weiteres, und zwar sehr vorteilhaft<br />

verbrennen. Bei den Flüssiggasen tritt<br />

nioht mal ein Leistungsverlust ein, bei Methan fällt<br />

die Leistung in geringem und bei Leuchtgas in<br />

schon recht fühlbarem Umfang ab. Die zur Verwendung<br />

von Flaschengasen nötigen Einrichtungen<br />

(selbsttätiger Regler, Vorwärmer usw.) sind heute<br />

tadellos durchgebildet und es bereitet verhältnismässig<br />

wenig Schwierigkeiten, sie nachträglich in<br />

Fahrzeuge einzubauen. Was den Betrieb mit Flaschengas,<br />

besonders mit Flüssiggas anbelangt, so<br />

bringt er eigentlich mehr Vorteile als Schwierigkeiten<br />

oder gar Nachteile mit sioh. Den einzigen<br />

wunden Punkt bildet die Unterbringung der Flaschen<br />

und das Tanken durch Auswechseln eben dieser<br />

Flaschen. Als Illustration dafür, wieweit sich<br />

der Flüssiggasbetrieb bewährt, mag die Tatsache<br />

Erwähnung finden, dass man heute z. B. in<br />

ich ein Wort zuviel gesagt habe. Das ist<br />

nicht recht von dir ! — Du bist unser Kind,<br />

und wir haben ein Anrecht darauf, zu wissen,<br />

wie es dir geht. Bald wirst du selbst<br />

ein Kind haben und über viele Dinge anders<br />

denken-»<br />

Die alte Frau schweigt und schaut die<br />

Tochter an. Sie hat bei den Worten der Mutter<br />

die Blicke gesenkt. Ja, der Vater ! — Sie<br />

sieht ihn vor sich, sieht, wie er nach Hause<br />

kommt und nach ihr fragt und dann still in<br />

die Stube geht. Sie weiss, dass er unter dem<br />

Wesen der Mutter leidet und nur schweigt,<br />

um Streit zu vermeiden. Wenn er damals<br />

gegen den Sepp geredet hat, so war daran<br />

nur die Mutter schuld, die ihn aufhetzte. Jetzt<br />

aber sitzt die Mutter hier und bittet für den<br />

alten Mann. Es muss schlimm stehen zu<br />

Hause, dass die Mutter kam, um zu verhandeln.<br />

Soll sie ihr alles noch schwerer machen,<br />

indem sie unerbittlich auf ihrem Standpunkt<br />

verharrt ? »<br />

< Warum sprichst du nicht?» fragt die<br />

Mutter und es klingt ängstlich, wie sie die<br />

Frage stellt.<br />

Lisbeth seufzt:<br />

« Konnte ich denn noch nach Hause schreiben,<br />

nachdem du mir gesagt hast, dass ich<br />

Deutschland daran geht, Personenwagen sehr weitgehend<br />

auf diese Betriebsart (Flasche z. B. auf der<br />

Gepäekraete) umzustellen.<br />

Ein besonderer Vorzug des Flaschengasbetriebes<br />

liegt darin, dass man mit mageren Gemischen fahren<br />

und dadurch den Verbrauch bemerkenswert stark<br />

heruntersetzen kann. Auoh fallen hier alle die kleinen<br />

Verschwendungen weg, wozu das schwierigere<br />

Vergasen des Autobenzins beim Anlassen (Starterklappe)<br />

und bei jedem Beschleunigen (Uebergangspumpe,<br />

Uebergangsvolum) führt. Der Betrieb mit<br />

Flüssiggas ist also voll leistungsfähig und bietet<br />

keine technischen Schwierigkeiten, doch verursacht<br />

allerdings die Einrichtung nicht ganz unerhebliche<br />

Kosten.<br />

In erhöhtem Masse gilt diese letzte Feststellung<br />

für den Sauggasbetrieb, bei dem ausserdem •Raumbedarf<br />

und Gewicht der Anlage eine nicht unerhebliche<br />

Rolle spielen. Nachdem diese Betriebsart in<br />

früheren Jahren in Verruf gekommen war, darf sie<br />

heute als technisch schon recht weit durchgebildet<br />

angesprochen werden. Freilich soll man vom Sauggasbetrieb<br />

nicht mehr verlangen, als er leisten<br />

kann. Für Personenwagen kommt er nur ganz ausnahmsweise<br />

in Betracht.<br />

Eine Schwäche des Sauggasbetriebes stellt dessen<br />

erhebliche Minderleistung dar, die sich auch<br />

durch die an sioh mögliche und empfehlenswerte<br />

Hochverdichtung des Motors nicht voll ausgleichen<br />

lässt. (Hochverdichtung macht übrigens stärkere<br />

AnJassermotoren notwendig.) Eine andere Unzukömmlichkeit<br />

liegt darin, dass er gegen "wechselnde<br />

Belastung unangenehm empfindlich ist Auf langen<br />

Gefällen e. B. muss man entweder unter Brennstoffvergeudung<br />

den Motor Gas saugen oder den<br />

Anfachventilator Gas in die Luft jagen lassen, oder<br />

man wird unten in der Ebene zu gewärtigen haben,<br />

dass der Generator nicht sogleich wieder heizkräftiges<br />

Gas liefern will.<br />

Weitere, nicht oben erfreuliche Sehen des Sauggasbetriebes<br />

sind da« verhältnismässig offene Feuer,<br />

das eine sorgfältige Trennung der Sauggaswagen<br />

von den Benzinwagen und Flaschengaswagen, nicht<br />

aber von den Dieselwagen erfordert und die ziemlich<br />

unvermeidliche Schmutzarbeit. Wichtig ist untadelige<br />

Reinigung des Gases, sonst leiden Schmieröl<br />

und Motor. Man baut heute Generatoren vor<br />

allem für Holz und für Anthrazit Für Holzkohle,<br />

holzkoblenähnliche Pres«linge, Braunkohlenbriketts,<br />

Schwelkoks und gewöhnlichen Koks befinden sich<br />

die Generatoren noch mehr oder weniger In der<br />

Entwicklung, wobei man einen Universalgenerator<br />

anstrebt, der — gegebenenfalls nach Auswechslung<br />

verschiedener Teile — mit beliebigen Brennstoffen<br />

betrieben werden kann. Einstweilen jedoch zeigt<br />

die Mehrzahl der Generatoren noch eine gewisse<br />

Empfindlichkeit auf Qualität und richtige Stückelung<br />

der Brennstoffe. Vom Betrieb mit «zerhackten<br />

'Gartenzäunen und alten Holzschuhen», den man<br />

früher in Aussicht stellte, sind wir daher noch ein<br />

gut Stück entfernt. Resümierend kann also gesagt<br />

werden, dass sioh Sauggasbetrieb ganz besonders<br />

für Lastfahrzeuge eignet, welche lange Strecken<br />

fahren.<br />

Im übrigen ist man nämlich beim Dieselmotor<br />

recht schwierig daran. Man kann ihn natürlich<br />

mit Petroleum oder auch Benzin betreiben, wenn<br />

man diesen Brennstoffen zur Schonung der Pumpe<br />

etwas Schmieröl zusetzt. Aber schon die naheliegende<br />

Streckung von gewöhnlichem Dieselöl mit<br />

dein für sieh allein nioht im Fahrzeugmotor verwendbaren<br />

Steinkohlenöl macht Schwierigkeiten,<br />

weil sich aus solchen Mischungen Ieioht widerwärtige<br />

Harze abscheiden, die äusserst unangenehme<br />

Störungen hervorrufen können. Deshalb lassen sich<br />

solche Mischungen nur fabrikmässig herstellen.<br />

Auch die Verwendung pflanzlicher Oele im Dieselmotor<br />

bereitet meist keine ungeteilte Freude. Da<br />

aber der Dieselmotor sparsamer ist als der Ottomotor,<br />

so kann sich schon die erwähnte Verwendung<br />

von Petroleum. Schwerbenzin und gewöhnlichem<br />

Benzin unter Umständen rechtfertigen. Benzol<br />

und Alkohole lassen sich im Dieselmotor nicht<br />

ohne weiteres verbrennen.<br />

Es gibt aber tatsächlich eine Motorart, die ganz<br />

erstaunlich «kraftstoffgleichgültia» ist und<br />

praktisch alle üblichen flüssigen Brennstoffe sowie<br />

einiges mehr zu verarbeiten vermag. Es handelt<br />

sich dabei um den Glühkopfmotor, von dem in<br />

Deutschland als Lanz-Bulldog-Motoren viele in<br />

Landwirtschaft, in Speditionen usw arbeiten. Dieser<br />

Motor «verdaut» — gegebenenfalls nach Auswechslung<br />

des Glühkopfea und einiger anderer Bestandteile<br />

— tatsächlich sowohl Benzin, Petroleum,<br />

Dieselkraftstoff, Steinkohlenöl, Spiritus, wie auch<br />

pflanzliche und tierische Oele. Karbolineum, ja<br />

dünnes Schmieröl als Kraftstoff. Schade, dass unsere<br />

gewöhnlichen Motoren so vfreuliche Eigenschaften<br />

noch nicht besitzen. Aber man wird es<br />

wohl auch noch lernen, sie in der Richtung der<br />

Treibstoffigleichgültigkeit zu entwickeln.<br />

In ihrer Gesamtheit betrachtet, scheint die unter<br />

dem Zwang der Verhältnisse erfolgte Brennstoflfrationierung<br />

dazu angetan, eine Menge Entwiciklungsinögliohkeiten<br />

vorwärts zu treiben. Darüber<br />

hinaus zeitigt sie den Erfolg, dass jeder am<br />

Steuer sparsam zu fahren lernt.<br />

nicht mehr deine Tochter sei ? — Ich habe<br />

auch darunter gelitten, vielleicht noch mehr<br />

als du. Aber was sollte ich machen ? ><br />

< Das war 3a nicht so gemeint. Du warst<br />

auch nicht zu mir, wie eine Tochter zur Mutter<br />

sein sollte. Wenn ich da ein Wort zuviel<br />

sagte, so solltest du das nicht auf die Goldwaage<br />

legen. ><br />

< Ich bin verheiratet. Wer meinen Mann<br />

beleidigt, der beleidigt auch mich. Wir waren<br />

glücklich und zufrieden und sind es heute<br />

noch- Da kamst du und wolltest Zwietracht<br />

zwischen uns tragen, so wie du es m Zürich<br />

auch getan hast. Dagegen habe ich mich<br />

gewehrt und dagegen werde ich mich immer<br />

wehren.»<br />

«Aber wir wollen doch jetzt nicht alte<br />

Dinge auffrischen. Wir haben beide unsere<br />

Fehler und kommen zu keinem Ziel, wenn<br />

wir sie uns gegenseitig vorhalten. Es kann<br />

sein, dass ich zu rasch war. Doch darf eine<br />

Mutter nicht mehr sagen, was sie denkt ?<br />

— Ich habe mich gesorgt um dich, das war<br />

es. Nun sind so viele Monate vergangen, und<br />

du hast nicht ein einziges Mal geschrieben.<br />

Wir haben Heimweh nach dir, der Vater und<br />

ich, aber dir war das gleichgültig. Jetzt bin<br />

(Fortsetzung S. IV.)

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