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Dompfarrbrief 2018/01

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Im Februar 2<strong>01</strong>6 besuchte er auf<br />

Empfehlung einer früheren Lehrerin<br />

das erste Mal das Sprachcafe in unserer<br />

Pfarre. „Ich schicke dir einen besonders<br />

begabten, motivierten und<br />

liebenswerten jungen Mann“, meinte<br />

sie zu mir. Schon beim ersten Gespräch<br />

fiel er mir durch seine unglaubliche<br />

Lern- und Sprechfreude<br />

auf. Noch im selben Jahr legte er die<br />

A1 und A2 Prüfungen mit gutem Er-<br />

ringsten Brüder getan habt,<br />

getan.“ (Mt 25,40b)<br />

achausschusses Caritas der Dompfarre<br />

Einzelbegleitungen<br />

Aus dem Sprachcafe heraus haben<br />

sich mehrere Einzelbegleitungen ergeben,<br />

in denen ehrenamtliche Mitarbeiter<br />

und Mitarbeiterinnen sich um<br />

einzelne Flüchtlinge bzw. Familien<br />

besonders kümmern. Stellvertretend<br />

für diese Einzelkontakte soll hier die<br />

Betreuung von Ainullah Jafari durch<br />

Dr. Inge Öttl in der Dompfarre porträtiert<br />

werden:<br />

Ainullah Jafari (24) kam im Oktober<br />

2<strong>01</strong>5 mit vier Familienmitgliedern<br />

aus Afghanistan über den Iran nach<br />

Linz.<br />

folg ab. Für die B1 Prüfung lernte ich<br />

mit ihm mehrmals pro Woche im<br />

Pfarrcafé. Sein Eifer überraschte<br />

mich immer wieder. Im Juli 2<strong>01</strong>7 absolvierte<br />

er auch diese Prüfung mit<br />

gutem Erfolg; im Jänner <strong>2<strong>01</strong>8</strong> wird er<br />

schon zu B2 antreten.<br />

Für seine Familie dolmetscht er regelmäßig<br />

bei Ärzten und auf Ämtern.<br />

Seine höfliche, hilfsbereite und entgegenkommende<br />

Art kommt ihm<br />

überall zugute.<br />

Bei uns in der Pfarre ist er sehr gerne<br />

gesehen. Im Sommer half er mit seinem<br />

Vater öfter beim Jäten und Rasenmähen<br />

und auch bei den Umbauarbeiten<br />

im Dom. Immer wenn man<br />

die beiden um Hilfe bittet, sind sie<br />

gerne zur Stelle. Die Mutter ist schon<br />

bekannt für ihr köstliches Essen, das<br />

Gabi Trawöger und ich schon genießen<br />

durften.<br />

Seit Juli 2<strong>01</strong>7 lernt Ainullah zusätzlich<br />

mit meiner Begleitung auch Englisch.<br />

Herr Jafari macht sich gut vorbereitet<br />

auf die Suche nach einer Lehrstelle.<br />

Wo immer er mit mir vorstellig<br />

wurde – ob beim WIFI, AMS oder<br />

bei Firmen – alle waren von seinen<br />

Deutschkenntnissen, seinem Lerneifer<br />

und von seiner netten Art beeindruckt.<br />

Helfen konnte ihm, dem<br />

Asylwerber, bisher dennoch niemand.<br />

Wir alle in der Pfarre hoffen<br />

weiter auf einen positiven Bescheid.<br />

Er wird ab Jänner <strong>2<strong>01</strong>8</strong> am WIFI den<br />

Kurs zum Pflichtschulabschluss besuchen<br />

und er hofft, dass ihm dann<br />

der Einstieg ins Berufsleben gelingt.<br />

Mit ihm hofft das seine Familie, die<br />

genauso fleißig und kontaktfreudig<br />

ist wie er. Seine Schwester Fatemeh<br />

(19) wird im Februar den Pflichtschulabschlusskurs<br />

beenden, möchte<br />

dann ins Abendgymnasium gehen<br />

und anschließend studieren. Die Eltern<br />

und der ältere Bruder Mostafa<br />

sind genauso motiviert wie die beiden<br />

und genauso hilfsbereit. Beispielsweise<br />

verlassen sie niemals das<br />

Sprachcafé, ohne mit uns alles weggeräumt<br />

und gereinigt zu haben.<br />

ainullah Jafari mit seiner Lehrerin ingeborg Öttl<br />

<strong>Dompfarrbrief</strong> 1/<strong>2<strong>01</strong>8</strong><br />

Foto: Gabi Trawöger<br />

Als pensionierte AHS-Lehrerin ist es<br />

für mich eine Freude zu sehen, mit<br />

welchem Engagement und mit welcher<br />

Offenheit Ainullah mit seiner<br />

Familie, die dem Terror und der Verfolgung<br />

entkommen konnte, in einer<br />

neuen Welt eine neue Heimat und<br />

Geborgenheit sucht. Dass ich in meiner<br />

Pension eine so bereichernde ehrenamtliche<br />

Tätigkeit finden würde,<br />

hatte ich nicht erwartet. Die Familie<br />

Jafari trägt mit ihrer Offenheit und<br />

Liebenswürdigkeit ihren Teil dazu<br />

bei, und dafür bin ich ihr sowie dem<br />

engagierten Team in der Pfarre dankbar.<br />

Dr. Ingeborg Öttl<br />

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