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Psychologie des Aristoteles

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240 (Beilage.)<br />

bringe für sich allein etwas hervor, so hätte er ihm offenbar auch<br />

alles das zugeschrieben, was wir dem wirkenden Principe zuschreiben,<br />

und sein Widerstreit, dass dieses Seiende nur Zweck zu nennen sei<br />

und nichts Anderes , bestünde nur im Worte.<br />

Wovon also es einen Zweck gibt, davon gibt es nach <strong>Aristoteles</strong><br />

nothweudig auch ein wirken<strong>des</strong> Princip ,<br />

und es haben daher , wenn<br />

alle Dinge ausser Gott einen Zweck haben, alle Dinge ausser ihm ein<br />

wirken<strong>des</strong> Princip. Allein was ein wirken<strong>des</strong> Princip hat, muss nach<br />

<strong>Aristoteles</strong> (Metaph. a, 2. p. 994, a, 5. 9, 8. p. 1050, b, 4. u. a. a.<br />

0. ) ein erstes wirken<strong>des</strong> Princip , d. i. ein solches haben , welches<br />

selbst kein wirken<strong>des</strong> Princip hat. Da dieses nun Gott allein ist, so<br />

ist Gott nach ihm auch im Sinne <strong>des</strong> wirkenden Princips das Princip<br />

der Dinge , -h dpyri xai rb -npöi-ov rwv ovtwv.<br />

Oder ist vielleicht die Materie das wirkende Princip , indem sie<br />

sich selbst der Gottheit als ihrem Zwecke entgegenbewegt ? — Manche<br />

scheinen <strong>Aristoteles</strong> in dieser Weise erklären zu wollen. Aber dennoch<br />

ist nichts , was mehr seiner Lehre widerspräche. Er verwirft es<br />

ausdrücklich (z. B. Metaph. A, 6. p. 1071, b, 29. u. ebend. A, 3.<br />

p. 984, a, 21. vgl. auch ebend. K, 2. p. 1060, a, 19—22.), er macht<br />

<strong>des</strong>shalb dem Empedokles Vorwürfe ( ebend. A, 10. p. 1075, b, 3. ),<br />

und Vv-enn er Bei<strong>des</strong> nicht thäte , so würden wir dennoch einer solchen<br />

Meinung nicht beipflichten können, da sie den Grundbestimmungen<br />

seines Systems entgegen ist. Ist ihm ja doch die Materie eine<br />

blosse Möglichkeit , das Princip <strong>des</strong> Wirkens dagegen immer eine<br />

Wirklichkeit (s. z. B. Phys. VIII, 5. p. 357, b, 9.); und wie sollte die<br />

Materie das Vermögen haben, Gott zu erkennen? Gott aber bewegt,<br />

wie <strong>Aristoteles</strong> sagt, als Erkanntes {vo-nrbv Metaph. A, 7. p. 1072,<br />

a, 26. ).<br />

Gesetzt aber auch, es wäre nach <strong>Aristoteles</strong> die Materie zugleich<br />

das wirkende Princip und bewegte sich selbst ihrem Zwecke zu, so<br />

würde dies doch offenbar nur bei den materiellen Dingen der Fall<br />

sein. Es gibt aber nach seiner Ansicht in der Welt auch immaterielle<br />

Substanzen , wie die Gestirne , die Sphären und die sie bewegenden<br />

Geister, und auch diese sind nicht in der Weise £? äva^-zr/;, wie Gott<br />

es ist (Metaph. A, 7. p. 1072, b, 10.), sie sind um eines Zweckes<br />

willen , und zwar liegt auch ihr Zweck in der Vollkommenheit <strong>des</strong><br />

Ganzen , zu dem sie gehören , und in dem einzigen überweltlichen<br />

Geiste, der mehr Zweck als das Weltganze ist (Metaph. A, 10. princ.)<br />

und selber keinen Zweck mehr hat. Haben aber die immateriellen<br />

Substanzen , so weit sie zur Welt gehören , eine Zweckursache , so<br />

haben sie<br />

nach der Aristotelischen Lehre von den Ursachen der Dinge<br />

nothwendig auch ein wirken<strong>des</strong> Princip. Dass sie keinen Anfang in<br />

der Zeit haben , ändert hieran nichts ; so wenig als die Ewigkeit der<br />

Bewegung den Beweger und die unendliche Beihe secundärer Ursachen

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