Wann & Wo 11.03.2018
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18 Sonntag, 11. März 2018 WANN & WO<br />
Story<br />
Zur Person<br />
Name/Alter: Mark Lins/ 33 Jahre<br />
<strong>Wo</strong>hnort: Aufgewachsen in Feldkirch, lebt heute in Dornbirn<br />
Job: Druckvorstufentechniker, Mitgründer von mlzwo.com<br />
Hobbys: Fotografieren, kreativ sein, Skaten<br />
Titel Bildband: „z’Fealdkirch – Behind the Postcard“<br />
Die dunklen Seiten Feldkirchs<br />
Seit drei Jahren arbeitet<br />
Mark Lins an einem<br />
Bildband, der Feldkirch<br />
hinter seinem<br />
Marktgassen-Make-Up<br />
zeigt.<br />
„Es ist nicht falsch, stolz auf seine Herkunft zu sein – nur andere dafür zu verachten.“<br />
Wenige Minuten nach dem Schuss. Mark Lins’ Recherchen am Brennpunkt Janplatz.<br />
Mark Lins verbindet mit jedem Foto eine mitreißende Geschichte.<br />
Fotos: Handout Lins/mlzwo.com<br />
PHILIPP MÜCK<br />
philipp.mueck@wannundwo.at<br />
„Es geht um die Stadt. Die echte,<br />
nicht die aus dem Touristenführer.<br />
Es geht um das, was hinter der<br />
Postkarte ist.“ Mark Lins beschreibt<br />
Emotionen und Momente außerhalb<br />
seiner Komfortzone. Er erzählt<br />
von der Pathologie, von Bunkern<br />
und Tunneln, berichtet von Tischen<br />
mit Spritzbesteck und Heroin.<br />
„Manche Szenen sind so surreal,<br />
dass es unglaubwürdig wirkt, nicht<br />
gestellt zu sein. Ich bin gespannt,<br />
ob ich den eingesessenen ‚Ur-Feldkirchern‘<br />
noch etwas zeigen kann,<br />
das sie nicht kennen.“ Die Zielgruppe<br />
von „z’Fealdkirch – Behind<br />
the Postcard“ soll natürlich weitaus<br />
größer sein und jeden ansprechen,<br />
den es interessiert. „Es geht um<br />
Street-Photography und die realen<br />
Umstände bei uns.“<br />
„Es gibt so viele Orte,<br />
an denen du täglich<br />
vorbeikommst, aber die<br />
du nie wirklich siehst.“<br />
Mark Lins<br />
Der Bildband präsentiert auf 200<br />
Seiten über 170 Fotos und erzählt<br />
abseits von Hochglanzklischees,<br />
wie die Rückseite einer Postkarte,<br />
rein in Schwarzweiß. Beim Durchblättern<br />
erhält man Einblicke in das<br />
Feldkirch, das man Touristen vorenthält.<br />
In etlichen Nachtaktionen<br />
gräbt der 33-jährige Hobbyfotograf<br />
tief in längst Vergessenem und baut<br />
Beziehungen zu den unterschiedlichsten<br />
Bewohnern der Stadt auf.<br />
„Es gibt so viele Orte, an denen<br />
du täglich vorbeikommst, aber nie<br />
wirklich siehst“, erklärt der in Feldkirch<br />
geborene Druckvorstufentechniker.<br />
Seine Bilder geben Einblicke<br />
in eine Realität, die Feldkirch zu<br />
dem macht, was es ist. Einer Stadt<br />
mitten im Ländle, die neben Blüten<br />
und Blättern auch Dornen zeigt,<br />
Düstere Unterführung in Levis.<br />
Geheimer Luftschutzstollen Reichenfeld.<br />
welche man im eigenen Alltag<br />
ausblendet. „Hinter dem Bahnhofsgelände<br />
fand ich ein Tischlein mit<br />
Löffel, Besteck und dem vollen Programm.<br />
Nur fünf Minuten früher<br />
wäre ich live dabei gewesen.“<br />
Mulmiges Gefühl<br />
Durch Kontakte zur Polizei hat<br />
Mark Lins unzählige Geschichten<br />
dieser Art auf Lager. Der<br />
junge Familienvater richtet<br />
seinen Sucher auf versteckte<br />
Milieus und zoomt auf Extremes.<br />
Er hat aus seinem Hobby Fotografie,<br />
eine Passion gemacht und ein<br />
unglaubliches Gespür für Räume<br />
und Orte entwickelt. Diese Meinung<br />
teilt auch der Mann, der<br />
die Stadt Feldkirch repräsentiert.<br />
Bürgermeister Berchtold schreibt<br />
im Vorwort: „Im Bewusstsein,<br />
dass die Schattenburg, die Marktgasse,<br />
der Katzenturm schon tausendmal<br />
abgebildet worden sind,<br />
sucht er (Anm.: Mark Lins) nach<br />
den eher versteckten, unbekannten<br />
Seiten seiner Heimatstadt, die<br />
zusammen mit den bekannten<br />
Ansichten einer Stadt erst ihr<br />
wahres Gesicht geben.“ Mark Lins<br />
versucht „z’Fealdkirch – Behind the<br />
Postcard“ gerade zu finanzieren,<br />
damit der Bildband in einer ersten<br />
Auflage diesen Sommer in den<br />
Regalen stehen kann.