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Wann & Wo 11.03.2018

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Sonntag, 11. März 2018<br />

WANN & WO<br />

70 LESERBRIEFE<br />

NEUES VOM ZANZENBERG<br />

Der Eisfall<br />

ULRICH GABRIEL<br />

unart@unartproduktion.at<br />

Letzten Sonntag bin<br />

ich wieder geflogen.<br />

Flash. Mein letzter Flug<br />

liegt 28 Jahre zurück.<br />

Damals stand ich auf<br />

der Rosenstraße und<br />

machte Flugbewegungen,<br />

die mich nach wenigen<br />

Sekunden vom Boden<br />

abheben ließen. Kurze<br />

Zeit später schwebte ich<br />

über dem Marktplatz und<br />

sah auf die Dächer Dornbirns.<br />

Ich zog eine große<br />

Schleife zum Bodensee.<br />

Was weiter geschah,<br />

kann in „Flugberichte –<br />

Ulrico Angelo Gabrielo“<br />

nachgelesen werden.<br />

Der Flug war ergiebig.<br />

Erstmals erklang meine<br />

Alpenpassacaglia, gesungen<br />

vom splitternackten<br />

Alberschwender Männerchor.<br />

Schubert sangen<br />

sie: „Wie schön bist du,<br />

freundliche Stille himmlische<br />

Ruh“. Mein Zebedäus<br />

trug die Kressbronner<br />

Fröschungsreime (an<br />

die liebende Prinzessin<br />

des Königs gerichtet) vor.<br />

Vor Lindau malte ich die<br />

Buchstaben von I LOVE<br />

YOU auf weiße Leintücher.<br />

Diese herrlichen<br />

Bilder gingen bereits in<br />

die Kunstgeschichte ein<br />

und wurden mir von<br />

namhaften Sammlern aus<br />

den Händen gerissen. In<br />

Bälde wird eines dieser<br />

prachtvollen Bilder im<br />

Louvre hängen. Es wird<br />

die Pariser mehr kosten<br />

als Neymar. Die Tate<br />

Gallery bemüht sich seit<br />

längerem um das E. Meine<br />

Unglaublichkeit ging<br />

auf die Gestalt des Barons<br />

von Zanzenberg über, der<br />

meinen wehenden Geist<br />

weit über dieses Jahrhundert<br />

führen wird.<br />

Heute, viele Jahre<br />

später, habe ich<br />

vorübergehend den runzeligen<br />

Körper der hier<br />

verbreiteten alten Männer<br />

angenommen: knorriges<br />

Gebein, Goderl, Falten,<br />

weißer Wackelpuddingbauch.<br />

Ich erfreue<br />

mich jetzt an allem zu<br />

Ende gehenden, versteinernden,<br />

am Eiskalten<br />

ebenso wie an den starren<br />

Gestalten, die als<br />

Gespenster der Vergangenheit<br />

auftauchen, keinen<br />

Willen mehr haben<br />

außer den, endlos zu<br />

quaken und ein Schwein<br />

in der Tiefkühltruhe zu<br />

einzufrieren. Flash.<br />

Ich gingganz in Gedanken<br />

hin. Abseits des<br />

Waldweges finde ich<br />

mich unvermutet vor<br />

blinkendem Weiß, einem<br />

erstarrten weißen Riesen.<br />

Ein mächtiger Eisfall, wie<br />

er nur bei anhaltenden<br />

Minusgraden an den<br />

Felswänden zwischen<br />

Dornbirn und Hohenems<br />

auftaucht. Seine von oben<br />

bis weit nach unten hängenden<br />

weißen Zapfen<br />

und kristallenen Fäden<br />

erzwingen Respekt. Beim<br />

Zeus! Ich ziehe mein<br />

Handy und drücke ab.<br />

Ist’s was geworden? Da<br />

rutsch ich aus, verliere<br />

mein Gleichgewicht,<br />

stürze. Ein langer unlenkbarer<br />

alter Leib fliegt<br />

über Wurzelknorpel und<br />

Geäst, fällt zu Boden und<br />

bleibt auf Gesteinstrümmern<br />

liegen. Schreien<br />

und Stöhnen höre ich<br />

aus mir. Brille weg, Handy<br />

weg. Geschunden,<br />

geprellt, gestaucht. Ich?<br />

ICH? Ausgerechnet jetzt<br />

taut der Eisriese auch<br />

noch auf und schmeißt<br />

mit kleinen Eisbrocken.<br />

Er spuckt auf mich!<br />

Rasch weg. Rasch geht<br />

gar nicht. Ich sehe zur<br />

Seite. Da sieht mich ein<br />

schneeweißer Husky an.<br />

Lange. Ausgiebig. Dann<br />

verschwindet er lautlos<br />

im Wald. Kein Mensch<br />

nirgends. Was das war?<br />

Wie das alles zusammenhängt?<br />

Sturz des Phaeton?<br />

Keine Ahnung.<br />

In „Neues vom Zanzenberg“ gibt<br />

W&W dem Gastkommentator Ulrich<br />

Gabriel Raum, seine persönliche Meinung<br />

zu äußern. Sie muss nicht mit<br />

der Meinung der Redaktion übereinstimmen.<br />

Blog unter:<br />

www.zanzenberg.blogs.tele.net<br />

www.karikaturen.guru<br />

Kinder-Onkologie<br />

Ob die Kinder-Onkologie in<br />

Dornbirn bleibt oder nicht,<br />

dürfte eigentlich gar kein<br />

Diskussionsthema sein! Hier<br />

ist das Land Vorarlberg ganz<br />

klar gefordert eine Lösung<br />

zu finden, denn eine Auslagerung<br />

wäre ein Armutszeugnis!<br />

Und vor allem ist<br />

das nicht nur ein Problem<br />

für derzeit Betroffene, sondern<br />

auch für die Allgemeinheit!<br />

Kinderkrebs kann jede<br />

Familie treffen, Kinderkrebs<br />

kennt keine Grenze!<br />

Stefan Egle, Gisingen<br />

Kinder in die<br />

Mitte?<br />

Vergangenen <strong>Wo</strong>che hat<br />

unser Landeshauptmann in<br />

den Medien über die Kinder-<br />

Onkologie in Dornbirn<br />

gesprochen. Leider kann er<br />

sich in diese familiäre Situation<br />

nicht annähernd hineinfühlen,<br />

da er ansonsten alle<br />

Hebel in Bewegung setzen<br />

würde, dass diese Station<br />

so beibehalten wird, wie sie<br />

war. Werden nun die Löhne<br />

der Väter vom Land bezahlt,<br />

damit diese in Innsbruck bei<br />

der Familie sein können?<br />

Wie kann dies mit Geschwisterkindern<br />

funktionieren?<br />

Werden nun alle Fahrten<br />

im Krankenwagen vorgenommen,<br />

damit die Kinder<br />

nicht mit der Übelkeit und<br />

den Schmerzen im privaten<br />

Cartoon der <strong>Wo</strong>che<br />

Auto sitzend nach Hause<br />

fahren müssen? Werden für<br />

die Verwandten, Bekannten<br />

und Freunde eigene Shuttledienste<br />

nach Innsbruck vom<br />

Land organisiert, dass diese<br />

die Familien in Innsbruck<br />

auch unterstützen können?<br />

Diese Fragen wären alle<br />

nicht notwendig, wenn<br />

man ein funktionierendes<br />

System beibehalten würde.<br />

Es sind schon die Erstellung<br />

der Therapiepläne und die<br />

ersten Chemotherapien,<br />

größere Eingriffe sowie die<br />

Stammzellenspende, welche<br />

immer in Innsbruck durchgeführt<br />

werden, Strapazen<br />

genug. Nun fällt eine wichtige<br />

Person (Herr Primar Dr.<br />

Ausserer – Pensionierung)<br />

weg und muss anscheinend<br />

durch drei Onkologen<br />

ersetzt werden – dies klingt<br />

wie ein schlechter Scherz!<br />

Ich wünsche den Verantwortlichen<br />

viel Herz und<br />

Verstand, dass „Kinder in<br />

die Mitte“ keine leere <strong>Wo</strong>rte<br />

sind.<br />

Belinda Linder, Lustenau<br />

„Herdprämie“<br />

Das Gezeter um die „Herdprämie“<br />

aus verschiedenen<br />

Ecken politischer Parteien<br />

und Organisationen verwundert.<br />

Unbestritten<br />

war bisher von allen hier<br />

Angesprochenen, dass es<br />

besonders den Frauen aber<br />

in der Zwischenzeit auch<br />

einigen Männern unbenom-<br />

men bleibt, ob sie sich für<br />

außerhäuslichen Erwerb<br />

oder die eigene Familienarbeit<br />

entscheiden. Diese<br />

zwei Gruppen gegeneinander<br />

auszuspielen sollte der<br />

Vergangenheit angehören.<br />

Ich halte es für puren Zynismus,<br />

den Betroffenen zu<br />

unterstellen, sie würden sich<br />

wegen jährlich 300 Euro an<br />

den Herd binden lassen.<br />

Fakt ist vielmehr, dass durch<br />

die Eigenbetreuung der Kinder<br />

den Kommunen durch<br />

die Nichtinanspruchnahme<br />

der öffentlichen Kinderbetreuung<br />

finanzielle Aufwendungen<br />

erspart werden. So<br />

gesehen sind ja die 300 Euro<br />

ohnehin nur eine Anerkennung,<br />

also weit entfernt von<br />

einer Abgeltung des tatsächlichen<br />

Aufwandes. Man stelle<br />

sich vor, die Kinderbetreuung<br />

sowie die Altenbetreuung<br />

und Pflege würde zur<br />

Gänze auf die öffentliche<br />

Hand abgeschoben. Es wäre<br />

nicht finanzierbar und noch<br />

gravierender, dem sozialen<br />

Verhalten der Gesellschaft<br />

abträglich. Unsere Gesellschaft<br />

braucht beides. Liebe<br />

Herdprämienfixierte, zuerst<br />

denken, dann schreien und<br />

akzeptieren, dass die Eigenverantwortung<br />

der Menschen<br />

auch einen zu respektierenden<br />

Wert darstellt.<br />

Willi Hagleitner, Ehrenobmann<br />

des Vlbg. Familienverbandes<br />

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