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O7 Daun Januar 2018

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Kommunen innerhalb von fünf Jahren jeweils 1,5<br />

Milliarden Euro zur Verfügung für den Ausbau<br />

von schnellstem Breitband. Rheinland-Pfalz<br />

war das im vergangenen Jahr insgesamt nur 13<br />

Millionen Euro wert. „In einigen Ländern wird der<br />

ländliche Raum zuerst gefördert. In Rheinland-<br />

Pfalz bekommt man den Eindruck, es sei anders<br />

herum.“ Hier offenbart sich aus Schnieders Sicht<br />

ein Denkfehler, denn der viel gepriesene Mittelstand<br />

sitze zu einem großen Teil auf dem<br />

Land. Wenn der im globalen Wettbewerb<br />

nicht bestehen könne, schade das<br />

dem Wohlstand und der Stabilität.<br />

Beispiel ÖPNV: Um die Länder bei dessen<br />

Finanzierung zu unterstützen, habe<br />

Rheinland-Pfalz im vergangenen Jahr<br />

426 Millionen Euro vom Bund erhalten.<br />

Rund 90 Prozent seien aber in die Regional-<br />

und S-Bahnen geflossen. Schnieder:<br />

„Mit Blick auf das ÖPNV-Angebot in der<br />

Eifel muss ich leider feststellen, dass die<br />

Mittel der Landesregierung dort kaum<br />

ankommen.“<br />

Im Jahr 2016 sind 46 Millionen Euro für<br />

Straßenbau-Maßnahmen aus Rheinland-<br />

Pfalz an den Bund zurückgegangen, weil<br />

die Planungskapazitäten im Land nicht<br />

ausreichten, um die Mittel einzusetzen.<br />

Dennoch: Astrid Schmitt, die SPD-<br />

Landtagsabgeordnete der Vulkaneifel,<br />

meint, dass immer noch zu wenig Geld<br />

vom Bund fließe. Das Angleichen der<br />

Lebensverhältnisse sei teuer, die Liste<br />

lang: Dazu gehöre der Bau von Straßen.<br />

Lücken in der Ladeinfrastruktur seien<br />

zudem eine der größten Hürden für<br />

die E-Mobilität auf dem Land. Und: ein<br />

attraktiveres Angebot beim ÖPNV solle<br />

ihrer Meinung nach auch im ländlichen<br />

Raum eine Alternative zum motorisierten<br />

Individualverkehr bieten. Das neue<br />

„ÖPNV-Konzept Nord“ werde derzeit umgesetzt.<br />

Kommt also doch etwas hier bei uns in der Eifel<br />

an? Sonja Ewertz, Abteilungsleiterin Bauen,<br />

Schulen und ÖPNV in der Kreisverwaltung Vulkaneifel,<br />

freut sich jedenfalls auf die Zukunft. Denn<br />

sie arbeitet zusammen mit Sachbearbeiter Dieter<br />

Klein und einem Verkehrsplanungsbüro bereits<br />

seit Jahren an einem neuen Verkehrskonzept. „Im<br />

Kreis Vulkaneifel wird es einen sehr guten öffentlichen<br />

Personen-Nahverkehr geben. Niemand soll<br />

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künftig mehr Zeit als das Anderthalbfache einer<br />

Autofahrt brauchen, um ans Ziel zu kommen.“<br />

Streng hierarchisch soll es funktionieren, denn der<br />

Schienen-Personen-Nahverkehr (SPNV) setzt den<br />

Beförderungstakt. Im Kreis Vulkaneifel ist das der<br />

Bahnhof Gerolstein, im Kreis Bernkastel-Wittlich<br />

der Bahnhof Wengerohr. Dazwischen pendeln<br />

Busse künftig im Stundentakt. Diese Hauptbuslinien<br />

sind das Ziel der Busse aus den Regionen,<br />

Aus Sicht von Astrid Schmitt, der SPD-<br />

Landtagsabgeordneten der Vulkaneifel,<br />

fließt zu wenig Geld vom Bund ins<br />

Land. „Das Angleichen der Lebensverhältnisse<br />

ist teuer.“<br />

„In der Region wird es einen guten ÖPNV<br />

geben“: Sonja Ewertz, Abteilungsleiterin<br />

Bauen, Schulen und ÖPNV in der<br />

Kreisverwaltung Vulkaneifel, arbeitet<br />

zusammen mit Sachbearbeiter Dieter<br />

Klein an einem neuen Verkehrskonzept.<br />

Trotz des neuen ÖPNV-Konzeptes werden<br />

viele ältere Menschen auf einen Bürgerbus<br />

angewiesen bleiben, sagt Gerd<br />

Becker, Initiator des Vereins Bürger für<br />

Bürger.<br />

Statt dem Individualverkehr Vorrang einzuräumen,<br />

hätte der ÖPNV gefördert<br />

werden sollen, meint Dr. Hildegard<br />

Slabik-Münter, die Die Linke im Kreistag<br />

vertritt. Aus ihrer Sicht ist die Verkehrspolitik<br />

seit Jahrzehnten verfehlt.<br />

Geplant ist deutlich mehr ÖPNV – auch an den Wochenenden werden<br />

Busse fahren. Das zeigt dieser Vergleich zwischen heute und morgen im<br />

Kreis Vulkaneifel. (Quelle: Verkehrsverbund Region Trier (VRT))<br />

die jetzt noch auf den Schülerverkehr ausgerichtet<br />

sind. Während der Ferien und an Wochenenden<br />

werden also künftig Busse fahren. Das Besondere:<br />

zusätzliche flexible Anruf-Sammel-Taxis (AST),<br />

die auf individuelle Bedürfnisse reagieren. Das<br />

werden keine Taxis sein, die Menschen zuhause<br />

abholen und zum Ziel bringen. Je nach Bedarf<br />

werden Pkw oder beliebig große Busse von<br />

der Haltestelle im Ort zum nächsten Busknotenpunkt<br />

fahren. Mit mindestens zwei Stunden<br />

Vorlauf müsse das AST gerufen werden und der<br />

Einsatz sei nur mit einem Mindestabstand von<br />

einer Stunde zum normalen Bus möglich. Auch<br />

soll künftig jeder Mensch den ÖPNV im Kreis<br />

barrierefrei mit Rolllator oder Rollstuhl nutzen<br />

können. Ob viele deshalb vom Auto auf den Bus<br />

umsteigen werden? „Das hoffen wir“, sagt die<br />

Beamtin. „Man muss ein Angebot schaffen, sonst<br />

kann man nicht auf Fahrgäste hoffen. Bislang sind<br />

wir den umgekehrten Weg gegangen<br />

und haben immer mehr Fahrgäste verloren.“<br />

In diesem Jahr wird das erste Linienbündel<br />

„Östliche Vulkaneifel“ neu<br />

ausgeschrieben. Das soll Anfang 2019<br />

in der Region Ulmen, Kelberg, <strong>Daun</strong><br />

umgesetzt werden. Ewertz: „Dann<br />

kann man auch morgens um zehn Uhr<br />

von Nitz aus zum Arzt fahren.“<br />

Bis das Konzept im gesamten Kreis<br />

greifen wird, schreiben wir das Jahr<br />

2023. Dr. Hildegard Slabik-Münter, die<br />

Die Linke im Kreistag vertritt, weiß warum:<br />

„Das geplante ÖPNV-Konzept kann<br />

erst dann umgesetzt werden, wenn die<br />

einzelnen Bus-Konzessionen auslaufen.“<br />

Schuld am Desaster sei die verfehlte Verkehrspolitik<br />

der letzten Jahrzehnte. Dem<br />

Individualverkehr sei immer Vorrang<br />

eingeräumt worden. Dabei binde der<br />

Straßenbau Milliarden, die besser in eine<br />

nachhaltige Verkehrspolitik investiert<br />

würden. Und die Privatisierung der Busunternehmen<br />

habe auf dem Land dazu<br />

geführt, dass nur die lukrativen Strecken<br />

befahren würden. „Schulbuszeiten sind<br />

für die anderen Nutzer ungenießbar. An<br />

Wochenenden und in Ferienzeiten fährt<br />

ja nichts“, so Slabik-Münter.<br />

Und bis das neue Konzept umgesetzt<br />

sein wird? Astrid Schmitt lobt für die<br />

Lücken das Konzept der Bürgerbusse,<br />

die auf Ehrenamtsbasis fahren. Ihre Partei leiste in<br />

dem Bereich gerne Unterstützung zur Selbsthilfe.<br />

Gerd Becker aus <strong>Daun</strong> war der Initiator<br />

des Vereins „Bürger für Bürger“, der auch den<br />

Bürgerbus betreibt. In der VG <strong>Daun</strong> rollt er seit<br />

einem Jahr nach einem festgelegten Fahrplan. Die<br />

ehrenamtlichen Kleinbus-Fahrer zielen jeden der<br />

48 Orte einmal pro Woche an: „Wir sorgen für<br />

die Mobilität unserer Mitglieder. Vor allem ältere<br />

Menschen haben Probleme mit dem ÖPNV,

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