s'Magazin usm Ländle, 18. März 2018
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FLUCHT NACH VORN<br />
Als Flötistin und Pädagogin seit<br />
langer Zeit im <strong>Ländle</strong> verwurzelt<br />
ist die Perserin Firouzeh Navai.<br />
Nun schlägt sie Brücken<br />
zwischen ihrem Heimatland und<br />
Europa und hat eine Tournee für<br />
den „Tehran Flute Choir“<br />
organisiert. Neben Konzerten in<br />
Zürich, Graz und Wien gibt es<br />
auch eines in Feldkirch.<br />
Mit Musik<br />
Brücken bauen<br />
Keineswegs, sobetont Firouzeh<br />
Navai, seien sie<br />
und ihre Familie damals,<br />
1979, nach Österreich<br />
gekommen, um<br />
ein besseres Leben zu haben. Denn<br />
besserals sie damals in Persien könne<br />
man nicht leben. Sie und ihr Mann<br />
Saeid Taghadossi hatten eine feste<br />
Stelle imSinfonieorchester in Teheran,<br />
eine große Wohnung und ein<br />
Auto. Dann kam die Islamische Revolution<br />
unter Ajatollah Khomeini.<br />
„Zuerst habe ich mich angepasst und<br />
sogar ein Kopftuch getragen, denn<br />
schließlich ist Persien meineHeimat.<br />
Doch dann kamen die Verbote. Klassische<br />
Musik durfte nicht mehr gespielt<br />
werden, nur Märsche und Revolutionslieder.<br />
Kunst war generell<br />
suspekt“, erzählt Firouzeh Navai.<br />
Flucht mit dem Bus<br />
Sie und ihr Mann entschlossen<br />
sich, das Land zu verlassen und nach<br />
Wien zu gehen, wo sie beide studiert<br />
hatten und dadurch Aufenthaltsrecht<br />
erhielten. Nach der Flucht mittels tagelanger<br />
Busfahrt – der Flughafen<br />
war wegen des Iran-Irak-Kriegs gesperrt<br />
–mit nur einem Koffer und<br />
200 Schilling in der Tasche, folgten<br />
schwierige Jahre, denn Saeid hatte<br />
eine Orchesterstelle inNorddeutschland,<br />
Firouzeh aber wollte in Wien<br />
bleiben undunterrichtete amKonservatorium,<br />
ihr erster Sohn Sam blieb<br />
bei ihr. Schließlich folgte der Umzug<br />
ins <strong>Ländle</strong>, denn Saeid unterrichtete<br />
inzwischen in Flawil. Eine Stelle, die<br />
ist. Es ist Payam Taghadossi, Cellist<br />
im TrioGaglianound festes Mitglied<br />
des Sinfonieorchesters Basel. All die<br />
Jahre ist Firouzeh immer wieder<br />
nach Persien gefahren, „zu Besuch,<br />
ohne Flöte und mit Kopftuch“. Vor<br />
wenigen Jahren hatte sie eine besondere<br />
Begegnung, die ihr zeigte, dass<br />
ihr Name in ihrer Heimat ein Begriff<br />
ist. Das machte ihr Mut, auch als<br />
Musikerin wieder dorthin zu fahren.<br />
So entstand auch die Idee, einen Flötenchor<br />
zu gründen. Es bestehe zwar<br />
nochimmer die Vorherrschaft desIslam,<br />
aber der gesellschaftliche Wandel<br />
sei nicht aufzuhalten, erzählt Fier<br />
noch immer innehat. Firouzeh<br />
konnte an der Musikschule Dornbirn<br />
wirken, wosie zahlreiche junge Flötisten<br />
durch ihre feine Art und ihre<br />
Musikalität prägte. In den ersten<br />
Vorarlberger Jahren gab sie auch<br />
Konzerte mit ihrer Schwester, der<br />
Harfenistin Farzaneh Navai. Diese<br />
ist leider früh verstorben, sie ist die<br />
Mutter des inzwischen sehr prominenten<br />
Cellisten Kian Soltani.<br />
Damit sind wir bereits in der<br />
nächsten Generation angekommen,<br />
und da ist zu berichten, dass auch der<br />
jüngere Sohn von Firouzeh undSaeid<br />
ein beachtlicher Musiker geworden<br />
links: Firouzeh<br />
Navai gemeinsam<br />
mit ihrer<br />
Schwester<br />
Farzaneh Navai,<br />
rechts mit ihrem<br />
Ehemann Saeid<br />
Taghadossi. Ihr<br />
Sohn Payam ist<br />
wie ihr Neffe<br />
international<br />
erfolgreich.<br />
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