Gazette Schöneberg & Friedenau Nr. 8/2017
Gazette für Schöneberg und Friedenau - August 2017
Gazette für Schöneberg und Friedenau - August 2017
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10 | <strong>Gazette</strong> <strong>Schöneberg</strong> & <strong>Friedenau</strong> | August <strong>2017</strong><br />
AKTIV IM ALTER<br />
Angehörige brauchen Urlaub von der Pflege<br />
Pflegekassen bieten finanzielle Unterstützung für alternative Betreuung<br />
<br />
In Deutschland ist gerade Hochsaison<br />
– viele Menschen verreisen<br />
in diesen Wochen in den Urlaub.<br />
Doch wer zu Hause eine zu<br />
pflegende Person betreut, kann<br />
nicht ohne weiteres in die Ferien<br />
fahren. Mehr als zwei Millionen<br />
Menschen werden laut Statistischem<br />
Bundesamt in Deutschland<br />
zu Hause gepflegt, das sind<br />
73 Prozent aller Pflegebedürftigen.<br />
„Für die Angehörigen, die<br />
in den meisten Fällen die Pflege<br />
ganz oder zumindest teilweise<br />
übernehmen, bedeutet dies einen<br />
enormeren zeitlichen und<br />
körperlichen Aufwand. Deshalb<br />
ist es umso wichtiger, auch mal<br />
aus dem häuslichen Umfeld raus<br />
zu kommen und abschalten zu<br />
können“, sagt Michael Gärtner<br />
vom Serviceteam der KKH Kaufmännische<br />
Krankenkasse.<br />
Damit dies möglich ist, gibt es<br />
von den Pflegekassen finanzielle<br />
Unterstützung für die Versorgung<br />
und Betreuung der pflegebedürftigen<br />
Person. Zum einen besteht<br />
der Anspruch auf die sogenannte<br />
Verhinderungspflege, bei der jemand<br />
anderes – ein Nachbar, ein<br />
Freund oder der ambulante Pflegedienst<br />
– die Pflege übernimmt.<br />
Hier zahlt die Pflegekasse für bis<br />
zu sechs Wochen pro Kalenderjahr<br />
maximal 1.612 Euro, wenn<br />
der Pflegebedürftige mindestens<br />
Pflegegrad zwei erreicht hat.<br />
„Vorteil dieser Variante ist, dass<br />
Foto: Photographee.eu / Fotolia<br />
die zu pflegende Person in ihren<br />
gewohnten vier Wänden bleiben<br />
kann. Dadurch ist auch die Akzeptanz<br />
bei den Pflegebedürftigen<br />
häufig höher“, erklärt Gärtner.<br />
Anders verhält es sich, wenn Angehörige<br />
die zu pflegende Person<br />
im Rahmen der Kurzzeitpflege in<br />
einem Pflegeheim unterbringen<br />
möchten. „Hier ist oft im Vorfeld<br />
viel Überzeugungsarbeit zu leisten.<br />
Viele Pflegebedürftige haben<br />
erstmal Vorbehalte gegenüber<br />
den stationären Einrichtungen<br />
und hegen die Befürchtung, abgeschoben<br />
zu werden“, sagt Gärtner.<br />
Dass so ein zeitlich befristeter<br />
Aufenthalt aber auch Freude und<br />
Erholung bringen kann, stellen<br />
viele fest, wenn sie eine angenehme<br />
Zeit in einem Heim verbracht<br />
haben.<br />
„Bingo-Nachmittage, nette Gespräche<br />
beim Kaffeetrinken<br />
oder Spaziergänge mit dem<br />
Rollstuhl oder Rollator auf dem<br />
Heimgelände – je nach körperlicher<br />
Einschränkung haben die<br />
Pflegebedürftigen die Möglichkeit,<br />
einmal rauszukommen und<br />
Abwechslung zu finden“, sagt<br />
Gärtner. Die Kurzzeitpflege wird<br />
von der Pflegekasse mit maximal<br />
1.612 Euro ab Pflegegrad zwei, für<br />
bis zu acht Wochen pro Kalenderjahr,<br />
bezahlt. Wichtig: Zur Prüfung<br />
der Ansprüche sollte der Antrag<br />
auf Kostenübernahme vorher bei<br />
der Kasse gestellt werden.<br />
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