Gazette Schöneberg & Friedenau Nr. 8/2017
Gazette für Schöneberg und Friedenau - August 2017
Gazette für Schöneberg und Friedenau - August 2017
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Senioren-WG – gemeinsam statt einsam<br />
Eigene vier Wände und doch nicht allein<br />
<br />
Sabine, Hannelore, Christian und<br />
Oliver teilen sich eine Wohnung.<br />
Jede/r hat sein eigenes Reich.<br />
Küche, Bad und Wohnzimmer<br />
sind Gemeinschaftsräume. Doch<br />
abends muss niemand allein sitzen<br />
und so kommen angeregte<br />
Gespräche zustande und gemeinsame<br />
Unternehmungen werden<br />
geplant. Was früher vor allem bei<br />
Studenten beliebt war, ist längst<br />
bei den Senioren angekommen.<br />
Die Gründe sind vielfältig – mal ist<br />
die Wohnung, die früher gemeinsam<br />
mit der Familie bewohnt wurde,<br />
viel zu groß. Die Miete wird<br />
nach der Verrentung zu teuer und<br />
es liegt nahe, sich Mitbewohner<br />
zu suchen. Auch der angespannte<br />
Wohnungsmarkt ist ein wichtiger<br />
Grund, denn insbesondere in den<br />
gefragten Bezirken ist Wohnraum<br />
sehr knapp.<br />
Beliebt und knapp<br />
Foto: Oneinchpunch / Fotolia<br />
So verbuchen Wohngemeinschaften<br />
einen großen Zulauf.<br />
Bieten sie doch eine gesunde<br />
Mischung als privatem Rückzugsraum,<br />
gemeinschaftlichem Leben<br />
und vor allem ein hohes Maß an<br />
Selbstbestimmung. Doch die<br />
steigende Nachfrage nach Senioren-Wohngemeinschaften<br />
führt<br />
dazu, dass die Plätze immer knapper<br />
werden. Die Alternative ist,<br />
selbst über die Gründung einer<br />
WG nachzudenken, die von einer<br />
Privatperson oder einer gleichgesinnten<br />
Gemeinschaft relativ einfach<br />
zu bewerkstelligen ist.<br />
Detailliert planen<br />
Wer sich zu dieser Gemeinschaftsform<br />
des Wohnens entscheidet,<br />
sollte eine längere Vorlaufzeit einkalkulieren,<br />
denn für das Gelingen<br />
so einer WG ist es besser, im<br />
Vorfeld viele Aspekte zu klären.<br />
Zum Beispiel die Frage, welche<br />
Mietform gewählt wird, ob es einen<br />
Hauptmieter gibt oder jeder<br />
Mieter einen Einzelvertrag mit<br />
dem Vermieter abschließt. Was<br />
soll passieren, wenn einer der<br />
Bewohner pflegebedürftig wird?<br />
Um Streitigkeiten zu vermeiden,<br />
sollten alle Rechte und Pflichten<br />
AKTIV IM ALTER <strong>Gazette</strong> <strong>Schöneberg</strong> & <strong>Friedenau</strong> | August <strong>2017</strong> | 13<br />
der künftigen Bewohner schriftlich<br />
festgehalten werden, von<br />
der Kühlschrankaufteilung bis<br />
zu der Frage, wer wann den Müll<br />
rausträgt. So können mögliche<br />
Konflikte im Vorfeld entschärft<br />
werden.<br />
Verkehrsgünstig wohnen<br />
Potentielle WG-Bewohner findet<br />
man meistens im weiteren<br />
Bekanntenkreis oder über Kleinanzeigen.<br />
Der Barrierefreiheit<br />
kommt bei der Auswahl der<br />
Räume eine hohe Bedeutung zu,<br />
denn bei abnehmender Mobilität<br />
muss dennoch alles problemlos<br />
erreichbar sein. Auch die Lage<br />
der Immobilie spielt eine wichtige<br />
Rolle, die Entfernung zu Ärzten<br />
und Einkaufsmöglichkeiten sollte<br />
nicht zu weit – und auch ohne<br />
Auto erreichbar sein.<br />
Zuschüsse sind möglich<br />
Die Kosten der WG variieren je<br />
nach Ausstattung, Größe und<br />
Lage. Zumeist ist das Leben in<br />
der WG preisgünstiger als in der<br />
eigenen Wohnung. Das Wohnen<br />
in einer Senioren-WG kann durch<br />
staatliche Gelder gefördert werden.<br />
Vor der Gründung lohnt es<br />
sich also, sich darüber zu informieren,<br />
welche Zuschüsse der<br />
künftigen WG zustehen. Über<br />
Vor- und Nachteile einer Senioren-WG<br />
informiert zum Beispiel<br />
die Internetseite www.wohnportal-plus.de.<br />
Wohngemeinschaft mit Pflege<br />
Eine andere Wohnform ist die<br />
Pflegewohngemeinschaft. Aufgrund<br />
des hohen Aufwands<br />
wird sie jedoch überwiegend<br />
von Trägern angeboten. Sie<br />
spricht Menschen mit Pflegebedarf<br />
an, die je nach Vereinbarung<br />
ambulant oder ständig betreut<br />
werden. Viele Angehörige wählen<br />
diesen Weg für ihre pflegebedürftigen<br />
Verwandten, weil<br />
die Individualität gewahrt wird,<br />
trotzdem jedoch eine Betreuung<br />
gewährleistet ist, die man<br />
zu Hause möglicherweise nicht<br />
erbringen kann. Die Mitarbeiter<br />
der Träger sind in der Regel im<br />
medizinisch-pflegerischen Bereich<br />
ausgebildet. Außerdem ist<br />
der Pflegebedürftige auch hier<br />
in eine Gemeinschaft mit gemeinsamen<br />
Unternehmungen<br />
eingebunden, was gegen die<br />
Langeweile hilft und Einsamkeit<br />
erspart. Auch für Menschen mit<br />
Demenz werden spezielle Wohngemeinschaften<br />
angeboten, in<br />
denen Fachkräfte die Bewohner<br />
betreuen und anleiten. Den Menschen<br />
kann hier Orientierung<br />
und Aufmerksamkeit gegeben<br />
werden, da die Mitarbeiter mit<br />
Desorientierung und Verwirrung<br />
Erfahrung haben und die Signale<br />
frühzeitig erkennen.<br />
Auch wenn es nicht immer konfliktfrei<br />
abläuft, haben es Hannelore,<br />
Sabine, Christian und Oliver<br />
nicht bereut, sich für die Wohnfom<br />
Senioren-WG entschieden<br />
zu haben. Das gemeinsame<br />
abendliche Spielen ist genauso<br />
möglich wie das Zurückziehen<br />
mit einem guten Buch und das<br />
wollen die vier noch lange gemeinsam<br />
genießen.<br />
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