VorhangAuf_114_ET
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INHALT<br />
WILLKOMMEN ZURÜCK!<br />
Wiederansiedelung des Luchses<br />
Vom WWF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .2<br />
TIERSCHUTZ<br />
Kinder engagieren sich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .4<br />
Elternteil <strong>114</strong><br />
Tierkinder<br />
IMPRESSUM . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .5<br />
TIERKINDER<br />
Über Kinder und Tiere<br />
VON THOMAS WILHELM . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .6<br />
ALLEIN MIT EINEM WOLF<br />
Wundersame Begegnung<br />
VON GABRIELE WALDOW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .8<br />
UNSER JAHRESZEITENTISCH<br />
Mit Kindern den Jahreslauf erleben<br />
VON HANNA WALDOW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .10<br />
ÖFTER MAL IM OFF SEIN...<br />
Medienkompetenz erwerben<br />
VON GESUNDHEIT-AKTIV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .12<br />
SCHMÖKERECKE LES<strong>ET</strong>IPPS<br />
Tiere, Tische, Rätselbuch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .14<br />
<strong>ET</strong>WAS POESIE<br />
Tiergedichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .16<br />
DAS „VORHANG AUF“ - ANGEBOT<br />
Freizeit, Karten, Schleiertücher . . . . . . . . . . . . . . . .17<br />
Der Mensch, liebe Leserinnen und Leser,<br />
kann zwischen Gut und Böse unterscheiden, das Tier kann und muss das nicht. Wenn ein Wolf ein<br />
Lamm zerfleischt, ist er nicht böse, sondern folgt seinem Trieb, seinem Instinkt - und der ist nicht individuell<br />
von seiner Ethik abhängig, sondern der Gattung Wolf unabänderlich eingegeben. Wenn<br />
der Mensch sich ebenso verhält, schreiben wir ihm Gier und Grausamkeit zu – er wird im Gefühlsleben<br />
zum Bild Wolf. Die Gier (Wolf) oder die Duldsamkeit<br />
(Lamm) gehören also nicht den Tieren an, sondern dem Seelenleben<br />
des Menschen. Um als Mensch frei zu werden, können<br />
wir unsere Triebe und Gefühle lenken lernen. Im besten Fall<br />
wählen wir unsere ethischen Richtlinien erst nach Prüfung unserer<br />
Erziehungs- und Kulturkreiseinflüsse. Dann kann Tierliebe<br />
auch für Menschen möglich werden, die Tiere nicht achten.<br />
Bild: Marie Laure Viriot<br />
Herzlich Ihr Eckehard Waldow
WWF DEUTSCHLAND<br />
Willkommen zurück!<br />
Foto: Ralph Frank<br />
Mehr als 100 Jahre nach ihrer Ausrottung<br />
wurden die ersten Luchse im Pfälzerwald<br />
erfolgreich wiederangesiedelt.<br />
Während die meisten Menschen sie<br />
willkommen heißen, werden im Bayerischen<br />
Wald immer wieder Tiere getötet.<br />
Er ist „sicherlich das verderblichste aller<br />
Raubtiere. Ebenso vorsichtig schleichend<br />
wie sprunggewandt, so kühn wie<br />
blutdürstig, zerrüttet er bald jedweden<br />
Wildstand, am ehesten aber den der so<br />
scheuen und erregbaren Rehe“.<br />
Nein, Sie sind nicht im falschen Film. Hier<br />
geht es tatsächlich um den Luchs – nur<br />
145 Jahre früher. 1872 war er Topthema in<br />
der „Gartenlaube“, dem ersten großen<br />
deutschen Massenblatt. Da ist der Luchs<br />
eine „zähe Höllenkatze“, ein „funkeläugiges<br />
Mordgeschöpf“ und ein „Dämon“, der<br />
„in wilder, berauschender Wonne das warme<br />
Blut der unter ihm noch zuckenden<br />
Beute“ schlürft. Da müssen wir uns nicht<br />
wundern, dass der Luchs nur kurze Zeit<br />
später in Westeuropa ausgerottet war.<br />
Denn für Raubtiere, der Name sagt’s ja<br />
schon, sollte kein Platz mehr sein.<br />
Neustart im Pfälzerwald<br />
Heute leben wieder fast 100 Luchse in<br />
Deutschland, weil sie zugewandert sind<br />
oder (in den meisten Fällen) wiederangesiedelt<br />
wurden – wie im Bayerischen<br />
Wald, im Harz und aktuell im Pfälzerwald.<br />
„Anders als der Wolf, der sich weit entfernte<br />
Lebensräume selbst erschließt, hat es<br />
der Luchs schwer, von allein bei uns Fuß<br />
zu fassen“, erklärt Moritz Klose, Wildtierreferent<br />
beim WWF. „Luchse gründen in<br />
der Regel nur dort eigene Reviere, wo bereits<br />
andere Artgenossen vorkommen.<br />
Deshalb müssen wir nachhelfen.“<br />
Luchskinder in Aktion. Foto: Ralph Frank<br />
Der Pfälzerwald ist allerbeste Luchsheimat.<br />
Mit mehr als 1.700 Quadratkilometern<br />
(das entspricht der dreifachen Fläche<br />
des Bodensees) ist er das größte zusammenhängende<br />
Waldgebiet Deutschlands<br />
und grenzt direkt an die Wälder<br />
der Vogesen. Hier gibt es Felsen und viel<br />
Unterholz, so wie es Luchse lieben. Dazu<br />
ausreichend Rehe, ihre Hauptbeute<br />
und vergleichsweise wenig Straßenverkehr,<br />
der ihnen gefährlich werden kann.<br />
Luna, Kaja und Lucky waren die drei ersten<br />
Luchse, die im Sommer 2016 im<br />
Pfälzerwald ausgewildert wurden. Sie<br />
stammten aus der Slowakei, wo sie als<br />
Heute, fast 150 Jahre später, wissen wir:<br />
Raubtiere rauben nicht, sie sind Beutegreifer.<br />
Luchse töten nicht aus Mordlust, sondern<br />
weil sie Hunger haben. Sie fressen<br />
auch nicht alles Wild ihrer Region nach<br />
und nach weg, sondern bewirken durch ihr<br />
Jagdverhalten, dass die Rehe eines Waldes<br />
nicht überhandnehmen und zu viele Jungbäume<br />
abfressen. Klar ist: Ein gesundes<br />
Ökosystem braucht große Beutegreifer wie<br />
Luchs oder Wolf. In 145 Jahren ist also viel<br />
passiert in den Köpfen der Menschen. Leider<br />
noch nicht bei allen. Doch beginnen<br />
wir mit den guten Nachrichten.<br />
Ab in die Freiheit: Die Schweizer Luchsin Bell wurde im April 2017 im Pfälzerwald ausgewildert. Foto: Martin Greve<br />
VORHANG AUF • ELTERNTEIL • Heft <strong>114</strong> • Tierkinder<br />
2
Luchswaisen ohne Mutter aufgegriffen<br />
und in einem Gehege wieder aufgepäppelt<br />
wurden. Jedes der ausgesetzten Tiere<br />
bekam ein 300 Gramm leichtes GPS-<br />
Halsband, um ihre Aufenthaltsorte verfolgen<br />
zu können. So wollen Naturschützer<br />
mehr über die Lebensweise der<br />
Luchse herausfinden. Auch ein Netz von<br />
Fotofallen wurde installiert – vor allem<br />
um zu sehen, ob es den Tieren gut geht<br />
und wo sie sich aufhalten.<br />
Das Wiederansiedlungsprojekt im Pfälzerwald<br />
wird von der Stiftung Natur und<br />
Umwelt Rheinland-Pfalz geleitet und<br />
von zahlreichen Partnern wie dem WWF<br />
und aus Mitteln des EU-Förderprogramms<br />
LIFE unterstützt. So viele Unterstützer<br />
sind wichtig, denn das Ziel ist<br />
groß: Luchse sollen wieder dauerhaft<br />
den Pfälzerwald bewohnen. Deshalb<br />
wurden im März und April 2017 vier<br />
weitere Luchse im Pfälzerwald ausgewildert:<br />
die beiden Männchen Arcos und<br />
Cyril sowie die Weibchen Rosa und Bell.<br />
Cyril stammt ebenfalls aus der Slowakei,<br />
die anderen drei Tiere aus der Schweiz.<br />
Weitere 13 Luchse aus beiden Ländern<br />
sollen in den nächsten Jahren folgen.<br />
Daumen drücken<br />
Doch nicht alles ging glatt. Im Dezember<br />
2016 verschwand Luna vom Schirm:<br />
Das GPS- Halsband sendete unerwartet<br />
keine Daten mehr. War Luna tot?<br />
Arcos wiederum lief nach seiner Auswilderung<br />
über die Vogesen in Richtung seiner<br />
alten Heimat Schweiz. Cyril querte<br />
den Rhein und erkundete Baden-Württemberg.<br />
Etwas überraschend: Männchen<br />
wandern zwar viele Kilometer<br />
weit, um ein geeignetes Revier und eine<br />
Partnerin zu finden. Doch in der Regel<br />
lassen sie sich nur in der Nähe von<br />
Luchsweibchen nieder. Die aber gibt es<br />
in Baden-Württemberg derzeit nicht.<br />
Ausreißer Arcos ließ sich dann auch<br />
nach 260 Kilometern in den Vogesen<br />
nieder, wo vermutlich noch einige andere<br />
Luchse leben. Cyril jedoch wanderte<br />
dorthin, wo es keinen geeigneten Wald<br />
und keine Partnerin für ihn gab – dafür<br />
jede Menge Straßen und andere Gefahren.<br />
Daher wurde er wieder eingefangen<br />
und zurück in den Pfälzerwald gebracht,<br />
wo es inzwischen gleich vier Weibchen<br />
gibt, die hoffentlich sein Interesse we -<br />
cken. Denn kurz zuvor war auch Luna<br />
wieder lebend aufgefunden worden –<br />
dank eines aufmerksamen Spaziergängers<br />
und der zwei Spürhunde Bodo und<br />
Emil, die im Wald frische Luchshaare erschnüffelt<br />
hatten. Ein anschließender<br />
Gentest brachte dann die Gewissheit,<br />
dass die Haare tatsächlich von Luna<br />
stammen.<br />
Überraschungen<br />
Die eigentliche Sensation geschah dann<br />
Anfang 2017: Pionierluchsin Kaja brachte<br />
zwei Babys zur Welt. Der Vater war offenbar<br />
Lucky, der mit ihr zuerst ausgewildert<br />
wurde.<br />
Rund vier Wochen später gab es dann<br />
die erste Gelegenheit, die Jungtiere zu<br />
untersuchen, denn Mutter Kaja zog los,<br />
um einen anderen Lagerplatz zu finden.<br />
Das tun Luchse wiederholt in der Aufzuchtzeit,<br />
um keine Fressfeinde anzulocken<br />
und Parasiten abzuschütteln. Zeit<br />
genug für Projektmitarbeiter und Tierarzt.<br />
Der stellte fest, dass die Jungen gesund<br />
sowie ausreichend groß und<br />
Gesund und glücklich: Luchskind in Freiheit geboren. Foto: Ralph Frank<br />
schwer sind (1 und 1,3 Kilogramm). Die<br />
Babyluchse wurden mit einem Chip versehen,<br />
um sie später identifizieren zu<br />
können. Außerdem wurde ihnen etwas<br />
Blut entnommen, um ihr Erbgut und ihr<br />
Geschlecht zu bestimmen. Ergebnis: Es<br />
sind zwei Männchen. Nach Vorschlägen<br />
aus der Bevölkerung heißen sie jetzt Filou<br />
und Palu.<br />
Die beiden Luchskinder sind im Pfälzerwald<br />
die ersten in Freiheit geborenen<br />
Luchse seit mehr als einhundert Jahren.<br />
Jetzt heißt es Daumen drücken, denn nur<br />
ein Viertel aller Jungluchse erreicht das<br />
fortpflanzungsfähige Alter von zwei bis<br />
drei Jahren. Füchse und Krankheiten<br />
können ihnen gefährlich werden – und<br />
vor allem Autos.<br />
Kampf gegen Wilderei<br />
Leider sind Luchse noch nicht überall<br />
willkommen. Alte Vorurteile wirken nach.<br />
Mancherorts gibt es Misstrauen und Angriffe<br />
auf Luchse, obwohl sie bei uns<br />
streng geschützt sind. In Bayern wurden<br />
zwischen 2010 und 2016 mindestens<br />
fünf Luchse erschossen oder vergiftet.<br />
Weitere 14 Tiere sind spurlos verschwun-<br />
Seltener Anblick: Die meisten Luchse bleiben vor Menschen verborgen. Foto: Ralph Frank<br />
VORHANG AUF • ELTERNTEIL • Heft <strong>114</strong> • Tierkinder<br />
3
WWF für Kinder und Jugendliche<br />
Luchse genießen den höchsten Schutz-Status: sowohl europarechtlich als auch<br />
über das Bundesnaturschutzgesetz hierzulande. Foto: Ralph Frank<br />
Der WWF bietet Kindern und Jugendlichen jeden Alters<br />
verschiedene Möglichkeiten, die Natur spielerisch zu<br />
entdecken und zugleich einen wichtigen Beitrag zum<br />
Naturschutz zu leisten. Erfahren Sie mehr unter:<br />
wwf.de/kinder<br />
den. Das kann kleine Populationen<br />
schnell zusammenbrechen lassen.<br />
Weil Wilderer bislang in den meisten Fällen<br />
nicht gefasst oder nicht angemessen<br />
bestraft wurden, setzt sich der WWF dafür<br />
ein, dass die Tötung streng geschützter<br />
Tiere in Deutschland endlich als gravierende<br />
Straftat eingestuft und nicht länger<br />
als Kavaliersdelikt betrachtet wird.<br />
Darüber hinaus hat der WWF einen<br />
Fünf-Punkte-Plan vorgestellt (wwf.de/5-<br />
punkte-plan). Darin fordern wir unter<br />
anderem die Einrichtung einer nationalen<br />
Wildtierbehörde und entsprechender<br />
Stabsstellen bei den zuständigen Landeskriminalämtern<br />
oder Umweltministerien.<br />
Zudem sollten tot aufgefundene<br />
Luchse, ähnlich wie Wölfe, künftig<br />
grundsätzlich kriminologisch untersucht<br />
werden, um die Todesursache eindeutig<br />
zu ermitteln.<br />
Im Bayerischen Wald unterstützt der<br />
WWF außerdem die Überwachung und<br />
Erforschung der aktuell etwa 50 Luchse.<br />
WILDEREI-NOTRUF<br />
Wilderer werden nur selten ermittelt. Damit<br />
sich das ändert, hat der WWF eine Anti-Wilderei-Hotline<br />
für Deutschland eingerichtet.<br />
Unter der kostenlosen Telefonnummer<br />
0800 - 1020 340 wer- den 24 Stunden<br />
am Tag Hinweise auf Straftaten im Zusammenhang<br />
mit geschützten Arten entgegengenommen:<br />
verdächtige Hinweise oder<br />
Beobachtungen, gerne auch anonym.<br />
Text und Bilder: WWF Deutschland<br />
Unsere Kinderreporter<br />
Von Lämmern und Kälbern im<br />
Naturschutzgebiet Höltigbaum<br />
Hamburg<br />
Unsere Kinderreporter waren zu Besuch<br />
im „Haus der Wilden Weiden“ im Naturschutzgebiet<br />
Höltigbaum (Hamburg)<br />
und durften dem Leiter, Herrn Hellwig<br />
viele Fragen zu Tierkindern und deren Eltern<br />
in der freien Natur stellen. Dabei erkundeten<br />
sie die Ausstellung im Haus<br />
und entdeckten mehr als nur Lämmer<br />
und Kälber. Im Kinderteil finden sie hierzu<br />
ihre spannende Reportage.<br />
Der Betreiber des Hauses ist die Stiftung<br />
Natur im Norden, die unter dem Dach<br />
des „Haus der Wilden Weiden Höltigbaum“<br />
Landschaftspflegehof, Umweltbildung<br />
und das Infohaus „Haus der Wilden<br />
Weiden“ vereint. Genutzt wird das<br />
Gebiet im Sinne des Konzepts der halboffenen<br />
oder offenen Weidelandschaften,<br />
umgangssprachlich „Wilde Weiden“.<br />
Auf den wilden Weiden der Naturschutzgebiete<br />
gibt es für die Besucher<br />
viel zu entdecken: Seltene Pflanzen- und<br />
VORHANG AUF • ELTERNTEIL • Heft <strong>114</strong> • Tierkinder<br />
4
Tierarten sowie Wanderwege durch eine<br />
faszinierende Landschaft. Wo früher<br />
Panzer fuhren, liegt heute weites, savannenähnliches<br />
Grasland, auf dem Schafherden<br />
und Gallowayrinder ganzjährig<br />
weiden. Mit einer großen Freizeitfläche<br />
und einem Freizeitwald gibt es spannende<br />
Unterhaltung für die ganze Familie<br />
und ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm<br />
über das ganze Jahr.<br />
Wir danken Herrn Hellwig von der Stiftung<br />
Natur im Norden für den gastfreundlichen<br />
Empfang unserer Kinderreporter.<br />
Stiftung Natur im Norden<br />
Haus der Wilden Weide<br />
Eichberg 63 | 22143 Hamburg<br />
Tel. 040/18 04 48 60 10<br />
Info@Haus-der-Wilden-Weiden.de<br />
www.Haus-der-Wilden-Weiden.de<br />
Text: Katja Milkov-Anowski. Fotos: Sandra Kollmann<br />
g<br />
Vorhan<br />
auf!<br />
Heft 115<br />
Sommer<br />
2018<br />
HAUSBAU<br />
Wenn auch Sie Lust bekommen haben mit Ihren Kindern, Tierkinder in der Natur<br />
aufzusuchen oder sich für Tiere und den Erhalt ihres Lebensraumes einzusetzen,<br />
dann empfehlen wir Ihnen folgende Vereine:<br />
• WWF: www.young-panda.de<br />
• Greenpeace: www.greenpeace.de/mitmachen/aktiv-werden/greenteams<br />
• NABU: https://www.nabu.de/spenden-und-mitmachen/mitmachen/index.html<br />
Marktplatz Kleinanzeigen<br />
Privat: 5 €. Gewerblich: 1 € pro Wort.<br />
MärchenerzählerIn -<br />
MärchenpuppenspielerIn<br />
als Beruf(ung). Seminar und Ausbildung.<br />
Information bei: Ausbildungsstätte<br />
Märchenzentrum Sterntaler<br />
Kiefernstr. 10, 76437 Rastatt.<br />
Bitte 1,45 EUR Rückporto beilegen.<br />
VORHANG AUF - IMPRESSUM März 2018<br />
VERTRIEB, ABO-VERWALTUNG:<br />
Vorhang Auf/Waldow Verlag<br />
Avatar • Friedrich-Ebert-Damm 202a • D-22047 Hamburg<br />
Tel: 040-85379040<br />
E-Mail: info@waldowverlag.de<br />
GESCHÄFTSFÜHRUNG, REDAKTION:<br />
Waldow Verlag<br />
Bornkampsweg 36i • 22926 Ahrensburg<br />
Tel. 04102-80 356 80 • Fax 04102-80 356 81<br />
E-Mail: ewaldow@waldowverlag.de<br />
VORHANG AUF erscheint vierteljährlich<br />
(März/Juni/September/Dezember)<br />
Redaktion: Eckehard Waldow (V.i.S.d.P.),<br />
Britta Felsmann-Waldow, Katja Milkov-Anowski,<br />
Cornelia Haendler, Simone Hoffmann,<br />
Alexander Hoffmann-Kuhnt<br />
ISSN: 0936-9686<br />
Druck: Uhl-Media • 87730 Bad Grönenbach<br />
VORHANG AUF • ELTERNTEIL • Heft <strong>114</strong> • Tierkinder<br />
5
THOMAS WILHELM<br />
Tierkinder<br />
Katzenkinder mit den großen fragenden<br />
Augen, mit leicht zur Seite geneigtem<br />
Kopf sind so anmutig, so ans Herz rührend,<br />
dass man sich fragt, welche Aufgabe,<br />
welche Botschaft sie außer dem späteren<br />
Mäusefangen noch für uns haben.<br />
Sollen sie uns an einen Urzustand der<br />
Anmut und der kindlichen Unschuld erinnern?<br />
(Wenn ihr nicht werdet, wie...)<br />
Sollen sie unser Herz erweichen, auf<br />
dass wir immer wieder die hellere Seite<br />
unseres Wesens aktivieren? Sie bringen<br />
uns zum Lachen, sie wecken Zärtlichkeit<br />
in uns. Für Kinder sind Katzenkinder ein<br />
ideales Übungsfeld für die Liebe; und<br />
zwar nicht jene die begehrt, sondern jene,<br />
die zur Hingabe bereit ist. Außer als<br />
Unterhalter dienten unsere Kätzchen<br />
aber auch als Erzieher. Wer nicht behutsam<br />
mit ihnen umging, wer sich nicht<br />
tiergemäß verhielt, erhielt nicht selten<br />
einen schmerzhaften Katzenhieb, der<br />
noch längere Zeit spürbar blieb.<br />
Wenn ich als Lehrer meinen Schulkindern<br />
von unseren Tieren, vor allem aber<br />
von unseren Tierkindern erzähle, dann<br />
beginnen die Kinderaugen zu leuchten,<br />
und um so manchen Kindermund spielt<br />
ein wehmütiger Zug.<br />
Es ist eindeutig: Fast alle Kinder lieben<br />
Tiere. Tierkinder jedoch können sogar<br />
harte Mundpartien aufweichen und ein<br />
Lächeln darauf zaubern und... kalte<br />
Menschenaugen erwärmen. Eine seltsame<br />
Magie geht von Tierkindern aus. Ist<br />
es ihre rührende Unbeholfenheit? Sind<br />
es die fragenden Augen? Ist es das oft unbegrenzte<br />
Vertrauen in ihnen? Sind es<br />
die drolligen Bewegungen? Natürlich ist<br />
es von allem etwas. Dazu kommt noch<br />
ein besonderes, nicht in Worte zu fassendes<br />
Flair, das sie umschwebt: Unschuld,<br />
ungetrübte Lebensfreude...<br />
Es gibt nun natürlich eine Menge vernünftige<br />
Gründe, keine Tiere zu halten<br />
und somit auch auf Tierkinder zu verzichten,<br />
und eigentlich nur wenige, oft<br />
auch noch unvernünftig klingende<br />
Gründe, sich dennoch mit einem Tier,<br />
oder gar mehreren zu umgeben.<br />
denen sie zusammen leben. Sie unterhalten<br />
sich regelrecht mit diesen und<br />
tauschen mit ihnen Zärtlichkeiten aus.<br />
Lange bevor ihr Frauchen oder Herrchen<br />
nachhause kommt, spüren sie deren Nahen<br />
und geben dies durch sehr auffälliges<br />
Verhalten kund. Manchmal erscheinen<br />
uns unsere Katzen wie Schutzgeister,<br />
die von uns Unheil abwenden, sich<br />
um uns kümmern, wenn wir krank sind<br />
und die sich, wie absichtlich auf die<br />
Knotenpunkte von Strahlungen legen,<br />
als könnten sie diesen damit ihre schädlichen<br />
Wirkungen nehmen. Besonders<br />
zugetan waren unsere Katzen immer unseren<br />
Kindern. Wenn diese krank dalagen,<br />
kringelten sich immer zwei, drei<br />
Katzen auf oder unter der Decke, wärmten-<br />
, trösteten- , und unterhielten sie.<br />
Jedes Jahr gab es Katzenkinder und diese<br />
waren und blieben mehr als nur Ersatz<br />
für das bei uns fehlende Fernsehen.<br />
Stundenlang konnten wir dem Treiben<br />
der munter spielenden Kätzchen zusehen.<br />
Noch heute ergötzen sich unsere<br />
inzwischen erwachsenen Kinder an dem<br />
Tollen der Katzenkinderschar. KK nannten<br />
wir das – Katzenkino.<br />
Viele Menschen neigen dazu, sich fast<br />
zudringlich in die Angelegenheit anderer<br />
zu mischen. Hier sind Katzen große<br />
Lehrmeister. Mit großer Deutlichkeit weisen<br />
sie jede unerwünschte Zudringlichkeit<br />
zurück. Wir können noch viel anderes<br />
von Katzen lernen: Geduld, Ausdauer,<br />
Mut. Überdeutlich vermag eine Katze<br />
zu zeigen, wenn ihr etwas gefällt, wenn<br />
sie sich wohlfühlt. Diese Hingabe an die<br />
schönen Augenblicke des Lebens mit Räkeln<br />
und Schnurren – sie fehlt uns oft, da<br />
wir uns auch in schönen Augenblicken<br />
viel zu schnell wieder von den Sorgen<br />
des Alltags hinwegspülen lassen.<br />
Nach den Katzen kamen wir auf den<br />
Hund. Diesmal trat der Mensch als Erzieher<br />
auf. Mit viel Ausdauer und Geduld<br />
erzogen wir (einschließlich der Kinder)<br />
jeden neuen Welpen, damit er nicht zum<br />
Ärgernis für uns und unsere Umwelt<br />
wurde. Die Besonderheit beim Hund ist,<br />
dass schon der Welpe sich fast bedingungslos<br />
dem Menschen unterordnet. Er<br />
kommt auf das geringste Zeichen freudig<br />
herbei, genießt schwanzwedelnd jede<br />
Aufmerksamkeit und versucht unter allen<br />
Umständen, es seinen „Herrchen“ recht<br />
zu machen. Mit wahrer Begeisterung<br />
nimmt er an allen Spaziergängen teil und<br />
bringt so die Familie in Bewegung.<br />
Begonnen haben wir mit Katzen. Diese<br />
geheimnisvollen Wesen stehen oft in innigem<br />
Kontakt mit den Menschen, mit<br />
Unsere Tierliebe verleitete uns, einen<br />
Bauernhof zu erwerben. Hier halten wir<br />
noch heute außer den genannten Tieren<br />
VORHANG AUF • ELTERNTEIL • Heft <strong>114</strong> • Tierkinder<br />
6
Pferde, Schafe, Hühner, Tauben, Enten<br />
und allerhand Kleintiere. Immer wieder<br />
gab es Tierkinder. So manches Lämmchen<br />
musste von Hand aufgezogen werden.<br />
Unsere Kinder übernahmen dies<br />
mit viel Hingabe und Ausdauer. Der<br />
Dank dafür war oft ein besonders zutrauliches<br />
Schaf.<br />
Küken von Hühnern und Enten bedürfen<br />
einer besonderen Aufmerksamkeit. Sie<br />
sind einer Unzahl von Gefahren ausgesetzt,<br />
vor der wie sie zu bewahren suchten.<br />
Dies gelang uns nicht immer. Marder,<br />
Habicht, Krähe, Fuchs, Katze, Ratten,<br />
ja sogar Igel stellten diesen kleinen<br />
Flaumbällchen mit den schwarzen<br />
Knopfaugen nach. Wie viel Aufmerksamkeit,<br />
Geduld, Hingabe, wie viele<br />
Kenntnisse sind dafür nötig, Tierkinder<br />
großzuziehen.<br />
Es wird natürlich nur einer begrenzten<br />
Zahl von Menschen vergönnt sein, so zu<br />
leben, wie wir und sehr viele Menschen<br />
können aus den verschiedensten Gründen<br />
wahrhaftig kein Tier halten, doch<br />
wer seinen Kindern etwas Gutes tun<br />
möchte, der verschaffe ihnen möglichst<br />
häufig Umgang mit Tieren und deren<br />
Kindern. Da ist dann aber auch ein wenig<br />
Erziehung notwendig, denn es soll ja<br />
kein Tierchen unter diesem Umgang leiden.<br />
Hier wirkt das Vorbild des Erwachsenen<br />
am besten. Wenn das Kind sieht,<br />
wie behutsam ein Tier in die Hand genommen<br />
– wie vorsichtig es gestreichelt<br />
wird, so wird dies das Kind in der Regel<br />
nachahmen.<br />
Fotos: Pixabay<br />
KINDERMUND<br />
UND ELTERNKOPF<br />
Zuschriften und Kinderfotos erwünscht!<br />
Zum Thema Tiere fällt mir ein herrliches<br />
Kindermündlein ein. Mein damals ca. 4-<br />
oder 5jähriges Widderkind während der<br />
U-Untersuchung:<br />
Frage vom Kinderarzt: „Sag mal, kennst<br />
du auch ein ganz ganz kleines Tier?“<br />
Kind denkt eine Weile nach, dann erhellt<br />
sich sein Gesicht und erfreut, die richtige<br />
Antwort gefunden zu haben, sagt er: „Ja!<br />
Babyelefant!”<br />
Karen J. Heidecker<br />
Meine Tochter (8) sagte heute morgen<br />
am Frühstückstisch ganz trocken:<br />
„Die Bundeshauptstädte an Karneval<br />
sind Köln und Düsseldorf“<br />
Maria Pesch<br />
Beiträge aus unserer facebook-Gruppe „Kindermund<br />
und Elternkopf“. Gerne nehmen wir<br />
Ihre Beiträge dort, per email und sehr gerne<br />
auch per Brief (Vorläufer der email) entgegen.<br />
VORHANG AUF • ELTERNTEIL • Heft <strong>114</strong> • Tierkinder<br />
7
BILD: MARIE LAURE VIRIOT<br />
GABRIELE WALDOW<br />
Allein mit einem Wolf<br />
Im vergangenen Herbst bin ich einem<br />
Wolf begegnet.<br />
Nachdem ich Eckehard Waldow davon<br />
erzählt hatte, bat er mich, über diese Begegnung<br />
einen Artikel für Vorhang Auf<br />
zu schreiben. Ohne zunächst weiter darüber<br />
nachzudenken, stimmte ich zu.<br />
Als die Zeit nahte, zu der ich meinen Bericht<br />
abgeben sollte, hatte ich noch immer<br />
kein Wort geschrieben. Was sollte<br />
ich auch schreiben über einen Augenblick<br />
höchster Konzentration, der so<br />
schnell wieder vergangen wie er in mein<br />
Leben getreten war. Ich wollte meine<br />
Zusage am nächsten Tag zurücknehmen.<br />
Es wird noch genug andere Artikel für<br />
das kommende Heft geben, dachte ich<br />
mir. Ich fühlte mich erleichtert, nachdem<br />
ich diese Entscheidung getroffen hatte.<br />
Und weil es schon später Abend war,<br />
legte ich mich zu Bett. Womit ich allerdings<br />
nicht gerechnet hatte: Im Halbschlaf<br />
tauchten plötzlich Erinnerungsbilder<br />
auf über ein Kapitel, das ich soeben<br />
ad acta gelegt hatte. Im Nachhinein verstand<br />
ich es: Durch mein Grübeln über<br />
das Ungeschriebene hatte sich ein Energiefeld<br />
geöffnet, das mich noch immer<br />
mit der Dynamik meiner Begegnung und<br />
mit der Energie des Wolfes verband:<br />
Ich sehe mich auf einem schmalen<br />
Waldweg in Südtirol. Entspannt, nach<br />
einem erfolgreichen Seminar, genieße<br />
ich noch einen freien Tag, bevor ich die<br />
Heimreise antrete. Da begegnet er mir!<br />
Nur wenige Meter vor mir, wie aus dem<br />
Nichts erscheinend, kommt mir ein<br />
Wolf entgegen.<br />
Alles was jetzt geschah, dauerte Sekunden<br />
und doch gleichzeitig eine gefühlte<br />
Ewigkeit. Rückblickend weiß ich, dass<br />
mein Bewusstsein plötzlich eine andere<br />
Gangart fuhr; besser kann ich es nicht<br />
ausdrücken.<br />
Was soll ich tun? Schneller laufen? Davonlaufen?<br />
Vielleicht den Weg verlassen<br />
und in den Wald hinein? Oder laut rufen?<br />
- Aber nein, niemand wird mich hören!<br />
Und das Tier mache ich dadurch<br />
nur mehr auf mich aufmerksam! - Also<br />
doch besser schweigen, … ganz ruhig<br />
sein, … ganz leise, … am besten unsichtbar<br />
machen, … weitergehen wie<br />
bisher, … und vollkommen furchtlos erscheinen,<br />
… noch besser gar nicht erscheinen<br />
- Gedankenfetzen in Zeitraffergeschwindigkeit.<br />
Ja, unsichtbar, auf<br />
leisen Sohlen, … und nicht hinschauen!<br />
Nur nicht hinschauen! Und doch beobachte<br />
ich den Wolf unter halb geöffneten<br />
Augen: Er geht seinen Weg, die Nase<br />
am Boden, als ob er einer Fährte folgt.<br />
Mein Atem ist beinahe zum Stillstand<br />
gekommen, als der Wolf im Abstand von<br />
vielleicht einem Meter an mir vorbeigeht.<br />
Nur aus dem Augenwinkel mich<br />
vergewissernd, dass er die Ein-Meter-<br />
Grenze nicht überschreitet, nehme ich<br />
ihn wahr. Höchste Konzentration ist an<br />
die Stelle von Furcht getreten. Ich erlebe<br />
mich vollkommen gegenwärtig!<br />
Nichts lenkt mich ab. Wie in einem herausgehobenen<br />
Bewusstseinssegment<br />
nehme ich den Wolf wahr! Voller Verwunderung!<br />
Nachdem die Erinnerungsbilder ganz<br />
unerwartet so lebhaft an mir vorbeigezogen<br />
waren, stand ich auf und schrieb<br />
den Text, der dann doch noch rechtzeitig<br />
vor Redaktionsschluss das Vorhang Auf -<br />
Team erreichte. Was war geschehen damals<br />
auf dem einsamen Waldweg in<br />
Südtirol? Ich möchte mit dem beginnen,<br />
was mich am meisten verwundert hat!<br />
Der Wolf schritt an mir vorbei, als ob er<br />
mich überhaupt nicht wahrnähme, …<br />
als ob es mich gar nicht gäbe. Dabei war<br />
ich ihm doch zum Greifen nah! Weder<br />
hat er aufgeblickt, noch hat er seine<br />
Gangart verändert. Er ist nicht schneller<br />
gegangen und auch nicht langsamer.<br />
Keine Regung des Kopfes, … kein Seitenblick,<br />
… nichts. Er hat sich verhalten,<br />
als wäre ich Luft für ihn.<br />
Hatte er vielleicht meine Taktik akzeptiert?<br />
Wollte er mir keine Angst machen? Was<br />
war geschehen in dem Raum zwischen<br />
mir und ihm? Auch wenn wir - ungesehen<br />
aneinander vorbeigingen - waren wir vielleicht<br />
doch in intensivem Kontakt?<br />
Meine Wahrnehmung während dieser<br />
Begegnung hatte sich verändert; sie hatte<br />
eine andere Qualität angenommen. Ich<br />
VORHANG AUF • ELTERNTEIL • Heft <strong>114</strong> • Tierkinder<br />
8
nahm etwas vom Wesen des Wolfes auf, was jenseits meiner<br />
emotionalen Betroffenheit lag. Ich möchte versuchen, das Tier<br />
aus dieser Qualität heraus zu beschreiben: Was war die Essenz<br />
dieses Wesens? Welche Eigenschaft möchte ich ihm nach unserer<br />
Begegnung zuordnen? Ein gefährliches Tier? Ein unberechenbares?<br />
Angsteinflößendes? Ein Raubtier? - Nichts von alledem<br />
würde auch nur annähernd mein Erleben beschreiben:<br />
Erziehung<br />
und Bewusstsein<br />
Mir begegnet ein Tier, das mit vollkommener Ruhe und Gelassenheit<br />
seinen Weg geht. Langsam und gleichmäßig<br />
schreitet er daher. Ja, er schreitet, konzentriert und wie nach<br />
innen gekehrt. Nichts lenkt ihn von seinem Pfad ab. Er erscheint<br />
konzentriert, ebenso wie ich selbst es bin, und folgt<br />
einer Spur. Er verfolgt nicht; er folgt einer Fährte, die gleichzeitig<br />
seine eigene ist. Er lässt sich durch nichts ablenken. Er<br />
ist nicht irritiert, als ein Mensch in unmittelbarer Nähe für<br />
Augenblicke seinen Weg teilt. Dieses langsame und gleichmäßige<br />
Schreiten ist es, das mich am meisten beeindruckt.<br />
Diese Unerschütterlichkeit, mit der er mich nicht wahrzunehmen<br />
scheint - obwohl er mich mit seinen hoch entwikkelten<br />
Sinnesorganen doch schon aus großer Entfernung bemerkt<br />
haben muss.<br />
Ich hatte mir gewünscht, unsichtbar zu sein. War es das, was seine<br />
feinen Sinne erspürt hatten? Danke Wolf - du bist ein wunderbares<br />
Tier, ein wachsames, ein edles Tier - ein stolzes Tier im besten<br />
Sinne! Das sind die Eigenschaften, die ich dir gebe.<br />
Danke Wolf.<br />
Wer dieses Buch<br />
gelesen hat, hat<br />
ein grundlegend<br />
neues Verständnis<br />
der Elternrolle<br />
gewonnen.<br />
Herausforderungen<br />
alltäglicher Kommunikation<br />
in der<br />
Familie eröffnen<br />
Türen zum eigenen<br />
Entwicklungspotential.<br />
Nicht nur<br />
der Umgang mit<br />
den Kindern, auch<br />
die Partnerschaft<br />
profi tiert davon.<br />
Gabriele Waldow | Elternsache ist Bewusstseinssache | 292 Seiten | 14,95 Euro<br />
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VORHANG AUF • ELTERNTEIL • Heft <strong>114</strong> • Tierkinder<br />
9
HANNA WALDOW<br />
Unser Jahreszeitentisch<br />
„Das macht nicht Mama, das macht sich von alleine!“<br />
In vielen Familien, Kindergärten und<br />
Schulen kann man ihn finden: den Jahreszeitentisch.<br />
Er ist ein beliebtes Mittel<br />
mit Kindern den Jahreslauf zu erleben.<br />
So viele habe ich schon gesehen und so<br />
viele Anregungen und Anleitungen gibt<br />
es dafür, aber doch ist jeder anders, so<br />
wie auch jeder Mensch anders ist und jeder<br />
Baum oder Strauch oder jedes Tier.<br />
Der Anfang<br />
Um selber einen Jahreszeitentisch zu gestalten,<br />
braucht man eigentlich nicht<br />
viel. Am wichtigsten ist es, einen Ort zu<br />
finden, der gut gesehen wird. Bei uns ist<br />
es eine breite Fensterbank. Eine Kommode,<br />
ein Regalbrett an der Wand oder ein<br />
kleiner Schrein sind auch sehr schöne<br />
Orte dafür. Es sollte ein Ort sein, der nur<br />
dafür genutzt wird. Ich denke „Mutter<br />
Erde“ würde es nicht so gerne mögen,<br />
wenn sie plötzlich einen Schlüsselbund<br />
in ihrem Reich findet, auch wenn er da<br />
nur ganz kurz liegt.<br />
Hat man einen schönen Ort ausgewählt,<br />
reicht es für den Anfang, einfach nur ein<br />
schönes Tuch hinzulegen, einen kleinen<br />
Strauß und einen zur Jahreszeit passenden<br />
Tischkunstdruck oder eine Postkarte<br />
aufzustellen. Vielleicht haben Sie einen<br />
schönen Edelstein oder eine Druse dazu.<br />
Im Laufe der Zeit sammelt sich so allerhand,<br />
das dann jedes Jahr wiederkehren<br />
kann oder in verschiedenen Kombinationen<br />
andere Bilder ergibt.<br />
Die Tücher bilden die Grundlage, um<br />
die Stimmung der jeweiligen Jahreszeit<br />
einzufangen. Es empfiehlt sich, einen<br />
Gegenstand zu haben, der immer auf<br />
dem Jahreszeitentisch zu finden ist. Gut<br />
eignet sich dafür eine Wurzel oder eine<br />
große Druse. Rund um diesen Gegenstand<br />
tummelt sich das Leben, und an<br />
ihm sieht man den Lauf der Jahreszeiten.<br />
Im Frühling sitzen erste Käfer auf der<br />
Wurzel, im Sommer kommen Vögel und<br />
Blumenkinder dazu und im Winter liegt<br />
vielleicht Schnee darauf.<br />
Bei vielen ist „Mutter Erde“ die zentrale<br />
Figur. Sie weckt wie in dem Buch „Etwas<br />
von den Wurzelkindern“ im Frühling ihre<br />
Wurzelkinder, die dann nach und<br />
nach zu Blumen werden und sich im<br />
Herbst langsam wieder zurück ziehen.<br />
Kinder lieben den Jahreszeitentisch; die<br />
kleinen das Geheimnisvolle und die größeren<br />
das aktive Mitgestalten. Auch<br />
wenn der Jahreszeitentisch sich eigentlich<br />
ganz von selber verändert, ohne<br />
dass die Kinder es mitbekommen, ist es<br />
toll, wenn schöne gesammelte Dinge<br />
von draußen dort einen Platz finden. So<br />
merken die Kinder, dass sie wirkliche<br />
Schätze gefunden haben, die sie der<br />
Mutter Erde vor die Füße legen dürfen.<br />
Die Gestaltungsmöglichkeiten sind sehr<br />
groß. Es gibt viele Anregungen und<br />
Ideen. Aber ob der eigene Jahreszeitentisch<br />
voll ist mit Blumenkindern, Zwergen,<br />
Elfen, Tieren oder ganz einfach gehalten<br />
ist, nur mit einem Tuch, einem<br />
Blumenstrauß und einem schönen<br />
Kunst druck, muss jeder für sich sehen.<br />
Jeder Jahreszeitentisch sieht anders aus<br />
und passt genau richtig zu der Familie,<br />
Klasse oder Kindergartengruppe.<br />
Wozu ein Jahreszeitentisch?<br />
Der Jahreszeitentisch bringt das Geschehen<br />
draußen in der Natur in unsere<br />
Wohnzimmer und zeigt uns die Veränderungen,<br />
die sich bei den Pflanzen jedes<br />
Jahr im gleichen, kontinuierlichen<br />
Lauf vollziehen. Als ich noch ein Kind<br />
war, war es für mich aber immer auch<br />
ein Stück Voraussicht, was bald geschehen<br />
wird. Wenn die Mutter Erde mit ihren<br />
Kinderlein kam, wusste ich, bald<br />
werden die Blumen anfangen zu sprie-<br />
VORHANG AUF • ELTERNTEIL • Heft <strong>114</strong> • Tierkinder<br />
10
ßen und zu blühen, der Sommerbaum<br />
leitete den Sommer ein und König Winter<br />
sagte mir, jetzt ist es Zeit zum Schlitten<br />
fahren. Ob dann wirklich der Schnee<br />
kommt ist leider eine andere Frage, aber<br />
ich wusste, es ist Zeit dafür.<br />
All diese Figuren, die im Laufe des Jahres<br />
auf unserem Jahreszeitentisch erschienen,<br />
haben mir aber auch immer die Gewissheit<br />
gegeben, dass es auf unserer Erde<br />
auch Wesen gibt, die man nicht immer<br />
sehen kann. Ich hatte leider noch<br />
nicht das Glück einen Zwerg oder eine<br />
Elfe mit eigenen Augen zu sehen, trotzdem<br />
habe ich keine Sekunde daran gezweifelt,<br />
dass es sie gibt. Und zum<br />
Glück tauchten sie immer wieder auf unserem<br />
Jahreszeitentisch auf.<br />
Heute darf ich selber einen Jahreszeitentisch<br />
für meine Kinder gestalten. Und es<br />
macht wirklich Spaß, denn ich merke, es<br />
kommt viel von den Kindern zurück.<br />
Noch ist er etwas „Heiliges“, etwas zum<br />
Anschauen, aber nicht zum Anfassen.<br />
Einmal sagte jemand zu meiner Tochter,<br />
als sie etwas von unserem Jahreszeitentisch<br />
herunter nehmen wollte: „Das<br />
musst du da stehen lassen. Da hat sich<br />
deine Mutter viel Mühe mit gemacht.“<br />
Meine Tochter antwortete daraufhin empört:<br />
„Das macht nicht Mama. Das<br />
macht sich von alleine.“<br />
Ein Jahreszeitentisch ist einerseits ein Ort<br />
der Ruhe und Beständigkeit. Er ist da<br />
und kann bestaunt und wahrgenommen<br />
werden. Andererseits zeigt er uns Veränderungen<br />
und Lebendigkeit im Jahreslauf.<br />
Meistens verändern sich die Dinge<br />
dort sehr sachte und nicht immer sofort<br />
sichtbar. Aber trotzdem passiert etwas,<br />
sodass im Sommer kein König Winter<br />
mehr dort steht, sondern vielleicht ein<br />
einladender Teich an dem sich Enten<br />
tummeln und Blumen sprießen.<br />
Frühling – Zeit des Erwachens<br />
Für den Frühling ist es gut, Tücher in hellen<br />
Grüntönen als Grundlage zu nehmen.<br />
Eine Ecke kann man ein bisschen<br />
hochziehen, sodass sich dort eine kleine<br />
Höhle, oder ein Hintergrund bildet, wo<br />
man beispielsweise die Wurzel platzieren<br />
kann. Im ganz frühen Frühling<br />
Schattiertes Schleiertuch „Frühlingswiese“<br />
aus unserem Tücher-Angebot<br />
kommt Mutter Erde und weckt eins nach<br />
dem anderen ihre schlafenden Wurzelkinder.<br />
Aus den kleinen Geschöpfen<br />
werden allmählich Blumenkinder. Die<br />
ersten Käfer krabbeln im Gras und in einer<br />
Vase stehen Weidenzweige mit den<br />
ersten Weidenkätzchen. Auch Frühblüher<br />
wie Forsythie sind ein toller<br />
Schmuck auf dem Jahreszeitentisch.<br />
Der Tisch sollte nicht zu überladen und<br />
nicht mit zu vielen bunten Dingen geschmückt<br />
sein. Hier erleben wir, wie<br />
wohltuend und schön das Einfache ist.<br />
Zu Ostern kann man bunt bemalte Eier an<br />
die Zweige hängen und Küken, Häs chen<br />
oder Lämmchen im Gras verste cken.<br />
Im Frühling werden auch die Vögel wieder<br />
lauter. Manche kommen von einer<br />
großen Winterreise wieder. So kann man<br />
Nester bauen und dort kleine Vögel hinein<br />
setzen.<br />
Jahreszeitentuch Frühling<br />
Mit größeren Kindern kann man viel zusammen<br />
machen. Ostergras aussähen,<br />
kleine Hasen filzen oder kneten, Eier bemalen<br />
und vielleicht auch Blumenkinder<br />
nähen. Für kleinere Kinder ist es toll,<br />
wenn immer wieder etwas dazukommt<br />
oder sich verändert. Ganz von alleine,<br />
ohne dass es jemand sieht.<br />
Der Jahreszeitentisch<br />
beim Waldow Verlag<br />
Auf der Suche nach geeigneten Tüchern,<br />
sind wir im Allgäu auf Heidi<br />
Laubert gestoßen. Sie färbt ihre Tücher<br />
einzeln und von Hand.<br />
Im Onlineshop des Waldow Verlages<br />
bieten wir ihre schattierten<br />
Schleiertücher aus feiner Baumwollrebgaze<br />
sowie vier Jahreszeitentücher<br />
an. Hiermit bringt man jeweils<br />
eine Jahreszeit in einen Farbklang.<br />
Vervollständigt wird der Farbkreis<br />
durch das Regenbogentuch (siehe<br />
das Tücherangebot auf Seite 19).<br />
Unsere Tischbilder im A4 Format<br />
sind aus festem Karton und dadurch<br />
besonders gut zum Aufstellen auf<br />
dem Jahreszeitentisch geeignet. Den<br />
dazu passenden Tischbildständer<br />
haben wir extra in einer Tischlerei<br />
anfertigen lassen.<br />
Alle Postkarten in unserem Shop<br />
sind nach Jahreszeiten sortiert. Zum<br />
Aufstellen bieten wir einen Kartenhalter<br />
aus Holz an.<br />
Schauen Sie gerne in unserem völlig<br />
neu gestalteten Webshop vorbei:<br />
www.waldowverlag.de<br />
VORHANG AUF • ELTERNTEIL • Heft <strong>114</strong> • Tierkinder<br />
11
Familienleben ist in der heutigen Zeit eine echte Herausforderung. Hier erfahren Sie Tipps und Anregungen für einen gesunden<br />
Alltag mit Kindern von unserem Kooperationspartner GESUNDHEIT AKTIV e.V.!<br />
GESUNDHEIT AKTIV ist ein unabhängiger, gemeinnütziger Verein, der die Interessen von BürgerInnen und PatientInnen in<br />
gesundheitsrelevanten Fragen vertritt. Erfahren Sie mehr unter www.gesundheit-aktiv.de<br />
Öfter mal im OFF sein...<br />
Meinem Hinterhof und der schlechten<br />
Netzabdeckung meines Mobilfunkanbieters<br />
sei Dank: Ich lebe in einer Wohnung,<br />
in der es nur minimalen Empfang<br />
gibt – was für ein Glück! Denn vor kurzem<br />
las ich, dass es einen Markt für „Digital-Detox“-Wochenendseminare<br />
gibt<br />
und Menschen dafür zahlen, dass ihnen<br />
jemand beibringt, wie man zeitweise<br />
wieder ohne Smartphone auskommen<br />
kann. Ich bekomme diese Lektion frei<br />
Haus und genieße meine tägliche Auszeit<br />
seither noch ein bisschen mehr. Es<br />
ist nämlich ganz schön, nicht immer erreichbar<br />
zu sein, und es ist auch ziemlich<br />
klasse, nicht das Bedürfnis haben zu<br />
müssen, irgendwelche Nachrichten,<br />
Tweets oder WhatsApp-Mitteilungen lesen<br />
zu müssen.<br />
Das Smartphone bestimmt mittlerweile<br />
große Teile unseres Alltags, fast alles lässt<br />
sich online regeln, seien es Bankgeschäfte,<br />
Reisebuchungen oder auch die täglichen<br />
Einkäufe. Es ersetzt den Fotoapparat<br />
und den iPod, man braucht keine Straßenkarten<br />
mehr und auch kein Navi,<br />
selbst Einkaufslisten lassen sich prima per<br />
App führen. Und ja, es ist großartig, manche<br />
besonders kniffligen „Was ist eigentlich…“-Fragen<br />
einfach bei Google einzugeben,<br />
während man früher den Großen<br />
Brockhaus oder die Uni-Bibliothek hätte<br />
bemühen müssen. Und häkeln, stricken<br />
und basteln geht mit einer Youtube-Anleitung<br />
auch ganz leicht. Soweit, so gut.<br />
Aber was, wenn das Handy schon zu einer<br />
natürlichen Verlängerung unseres<br />
Arms geworden ist? Wenn der Griff zum<br />
Smartphone und der rasche Blick aufs<br />
Dis play schon automatisch erfolgen?<br />
Jeder kennt das Bild: Ein Kind hängt<br />
ganz oben auf dem Klettergerüst und<br />
heischt danach, dass Mama oder Papa<br />
bitte gucken und womöglich lobend<br />
kommentieren, was es Tolles kann, aber<br />
der betreffende Elternteil starrt ganz versunken<br />
auf das Handy-Display. Oder die<br />
Mutter, die beim Rausgehen aus der Kita<br />
das Kleinkind mit einer Reiswaffel versorgt<br />
und dann auf dem Weg zur Bahn<br />
Facebook checkt. Oder der Junge, der in<br />
der U-Bahn gleich in Mamas Hand -<br />
tasche kramt, das Handy hervorzieht<br />
und sofort anfängt zu spielen.<br />
In vielen Situationen haben wir es uns<br />
heute angewöhnt, vermeintlichen Leerlauf<br />
sofort mit dem Smartphone zu überbrücken.<br />
Jede Wartezeit muss damit gefüllt,<br />
jeder Weg dafür genutzt werden.<br />
Dabei könnten gerade diese Momente<br />
genauso gut einfach nur eine kurze Auszeit<br />
sein. Ein Moment des Innehaltens,<br />
Atemholens oder der Achtsamkeit: Was<br />
spüre ich unter meinen Füßen, was höre<br />
ich, wie sieht der Himmel aus, und welches<br />
Gesicht macht mein Gegenüber in<br />
der U-Bahn? Oder man nutzt die Wegezeit<br />
für einen besonders intensiven Austausch<br />
mit den Kindern – man kann erzählen<br />
oder singen oder einfach nur das<br />
Drumherum beobachten.<br />
Was sollte man schon verpassen? Welche<br />
Informationen halten soziale Medien<br />
oder Nachrichtendienste für uns<br />
bereit, die so wichtig sind, dass sie sofort<br />
gelesen oder gar kommentiert werden<br />
müssten? Viel wichtiger ist doch das reale<br />
soziale Miteinander – wir haben in<br />
unserer Gesellschaft ja fast schon verlernt,<br />
wie man ein Gespräch mit einem<br />
zufälligen Sitznachbarn oder der Kassiererin<br />
im Supermarkt beginnt.<br />
Hilft also nur noch das Detox-Camp?<br />
Vielleicht fangen wir erstmal im Kleinen<br />
an – Regeln für die Handynutzung, die<br />
uns bei älteren Kindern oder Jugendlichen<br />
logisch erscheinen, sollten auch für<br />
uns selbst gelten. Es könnte beispielsweise<br />
handyfreie Zeiten und Zonen geben,<br />
wie das gemeinsame Essen oder<br />
das Schlafzimmer. Oder wir gewöhnen<br />
uns an, nicht alle Nachrichten gleich zu<br />
beantworten, sondern legen dafür ein<br />
Zeitfenster fest, und den Rest des Tages<br />
muss man sich nicht kümmern.<br />
Foto: Pixabay.<br />
Noch mehr Ideen dazu, wie Sie sich digitale<br />
Auszeiten schaffen können, haben<br />
wir Ihnen hier zusammengestellt:<br />
VORHANG AUF • ELTERNTEIL • Heft <strong>114</strong> • Tierkinder<br />
12
BASTELECKE<br />
ELTERN UND KIND<br />
Angelika Wolk-Gerche<br />
Fohlen gestrickt<br />
Kinder, die gut stri -<br />
cken können, würden<br />
das Fohlen (oder Pony)<br />
vielleicht schon selbst herstellen<br />
können. Ansonsten ist es eine sehr<br />
schöne gemeinsame Arbeit für Eltern<br />
und Kind. An den kniffligen Stellen<br />
sollte den Kindern auf jeden Fall geholfen<br />
werden.<br />
Beim Zusammennähen auf den typischen,<br />
schön gewölbten Hals achten.<br />
Beine gut stopfen, besonders am Ansatz<br />
zum Körper, damit sie nicht dauernd<br />
umknicken. Die Ohren werden<br />
separat gehäkelt, Mähne und Schwanz<br />
bestehen aus dicken Wollfäden.<br />
VORHANG AUF • ELTERNTEIL • Heft <strong>114</strong> • Tierkinder<br />
13
SCHMÖKERECKE<br />
LES<strong>ET</strong>IPPS<br />
Und dann gibt es eine Sensation: Ein Elefantenbaby<br />
trifft im Hafen ein. Schon bald ist Ollie<br />
Leas bester Freund. Ollie ist ein echter<br />
Wildfang, der nichts als Streiche im Kopf hat.<br />
Stoff für viele spannende und lustige neue<br />
Zoogeschichten! Die oft sehr humorvollen<br />
Abenteuer sind nicht nur nett zum Vorlesen –<br />
man lernt nebenbei auch noch eine ganze<br />
Menge über Tiere!<br />
Verlag Freies Geistesleben, 111 S.<br />
Johannes F. Brakel<br />
Biber, Buntspecht und Delphine<br />
- Wie Tiere leben<br />
Die lebendig geschriebenen Berichte des Biologielehrers<br />
Johannes F. Brakel ermöglichen<br />
eine intensive Begegnung mit Tieren verschiedenster<br />
Art. Es macht Spaß, sie zu lesen, erste<br />
eigene Tierbeobachtungen daran zu vertiefen<br />
oder auch ganz Neues, Erstaunliches zu erfahren.<br />
Sie beschreiben sehr anschaulich den Lebensalltag<br />
der Tiere und zeigen unter anderem<br />
wie schwierig es ist, sie zu erforschen und was<br />
wir tun können, um ihren natürlichen Lebensraum<br />
zu erhalten. Insofern ist das Buch sowohl<br />
als „Lesebuch“ der Tierkunde für den<br />
Unterrichtsgebrauch geeignet als auch zur<br />
selbstständigen Lektüre zu Hause. Die Auswahl<br />
der Tiere folgt keiner Systematik. Sie berücksichtigt<br />
aber zoologische Besonderheiten,<br />
die auch mancher Erwachsene nicht kennt.<br />
Verlag Freies Geistesleben, 160 S.<br />
aus einem anderen Blickwinkel. Alle Erzählungen<br />
haben eine optimale Länge und sind<br />
sehr kindgerecht geschrieben.<br />
Verlag Freies Geistesleben, Illustriert<br />
von Hans Peter Weber, 96 S., ab Lesealter<br />
Amy MacDonald<br />
Der kleine Biber und sein<br />
großer Nagezahn<br />
Oh, wie peinlich! Der kleine Biber hat Angst.<br />
Einer seiner großen Nagezähne wackelt. Ein<br />
Biber ohne Nagezahn wäre aber kein Biber<br />
mehr. Ist er also vielleicht gar keiner, sondern<br />
ein Murmeltier, eine Bisamratte oder ein Stachelschwein?<br />
- Kleiner Biber macht sich auf<br />
den Weg, um die anderen Tiere zu fragen.<br />
Zum Glück trifft er schließlich den weisen alten<br />
Biber. Eine humorvolle und einfühlsame<br />
Geschichte über Zähne, Zweifel und Selbstvertrauen<br />
für kleine Kinder.<br />
Verlag Freies Geistesleben, 32 S., ab 4 Jahren<br />
Jakob Streit<br />
Tiergeschichten<br />
Jakob Streit erzählt sehr anschaulich aus dem<br />
Leben unserer heimischen Tiere wie den Bienen,<br />
Haselmäusen, Igeln, Eidechsen und anderen<br />
Wild- und Waldtieren und wie sie sich<br />
rein zufällig in ihrer natürlichen Umgebung<br />
begegnen oder auch nur streifen. Durch<br />
Streits fantasievolle Charakterisierung kommen<br />
sie den Kindern besonders nahe. Gerade<br />
die kleineren Kinder sehen die Tiere dadurch<br />
Jaap ter Haar<br />
Lea und das Elefantenbaby<br />
Zoo-Abenteuer mit Ollie, dem Elefantenbaby<br />
Es ist schon toll, wenn man wie Lea direkt<br />
beim Zoo wohnt! Leas Vater ist dort Tierarzt,<br />
und sie begleitet ihn, so oft sie kann. Ob eine<br />
Ersatzmutter für junge Löwenbabys gefunden<br />
werden muss oder ein kranker Korallenfisch<br />
operiert werden soll – Lea ist immer dabei.<br />
Paul Gallico<br />
Vom mutigen Manxmaus-Mäuserich<br />
In einer ganz besonderen Nacht arbeitet ein<br />
Keramiker an der – wie er meint – perfekten<br />
Maus-Figur. Doch am nächsten Morgen ver-<br />
VORHANG AUF • ELTERNTEIL • Heft <strong>114</strong> • Tierkinder<br />
14
pufft seine Euphorie, als er sieht, dass seine<br />
Schöpfung alles andere als gelungen ist. Zum<br />
Glück widersteht er dem ersten Impuls, sie zu<br />
zerstören, denn in der Nacht erwacht die<br />
Manxmaus zum Leben. Voller Neugier verlässt<br />
sie das Haus und merkt schnell, dass sie<br />
keine Angst kennt. Auf ihrer Reise begegnet<br />
sie den unterschiedlichsten Tieren und Menschen,<br />
unter anderem dem Mädchen Wendy<br />
und ihrem eigenen Double bei Madame Tussauds.<br />
Und alle wissen: Eines Tages wird sie<br />
den Manxkater treffen, der sie – einer alten<br />
Prophezeiung gemäß – verschlingen wird.<br />
Doch auch diesem vermeintlich letzten Abenteuer<br />
will Manxmaus sich stellen und reist zur<br />
Isle of Man… Ein spannendes Buch! Gallico<br />
beherrscht die Kunst des schmalen Grades<br />
zwischen Magie und Realität so meisterhaft,<br />
dass einem sogar die phantastischsten Ereignisse<br />
glaubhaft erscheinen.<br />
Verlag Freies Geistesleben, 205 S.<br />
Daniela Drescher<br />
Penelope und ihr Hühnchen<br />
»Mit dem roten Luftballon<br />
fliegt Hühnchen auf und fliegt davon.<br />
Doch zum Glück fängt Murr, die Katze,<br />
noch die Schnur mit einer Tatze.«<br />
Penelope hat eine gute Freundin – es ist ihr<br />
Hühnchen, das sich immer wieder Neues einfallen<br />
lässt, womit es Penelope überraschen<br />
kann. Das Hühnchen strickt gern Socken,<br />
nascht lieber Erdbeerkuchen, als Würmer zu<br />
fangen, und spielt gern mit einem Luftballon.<br />
Mit einer solchen Freundin wird es Penelope<br />
nie langweilig! Und manchmal ist es auch<br />
gut, wenn noch andere Tiere da sind, die ein<br />
bisschen auf die beiden aufpassen.<br />
Daniela Drescher ist bekannt dafür, dass sie sich<br />
immer wieder neue Herausforderungen sucht.<br />
Neben ihren beliebten Bilderbüchern über die<br />
kleine Elfe Flirr, die Zauberin Merlind und ihren<br />
beliebten Märchen und Klassiker-Illustrationen<br />
sind es nun Bücher für die ganz Kleinen. Nach<br />
Pippa & Pelle stellt sie uns jetzt Penelope vor –<br />
die alle Herzen im Flug erobern dürfte.<br />
Verlag Freies Geistesleben, Pappe, 10 S.<br />
Dagmar Fink<br />
Das neugierige Füchslein<br />
im Bärenschloss<br />
In der alten Zeit lebten einmal drei Bären in ihrem<br />
Schloss mitten in einem großen Wald. Der<br />
Vater Bär, groß und schwer, die etwas kleinere<br />
Mutter Bär und das kleine winzige Bärenkind.<br />
So recht gemütlich war es in ihrem schönen<br />
Schloss. In der Mitte stand ein großer Tisch und<br />
daran drei Stühle: ein großer Lehnstuhl für den<br />
Vater Bär, ein etwas kleinerer für die Mutter Bär<br />
und ein hübsches Stühlchen für das winzige Bärenkind…<br />
Im gleichen Wald lebte ein Füchslein,<br />
das war sehr neugierig und wollte schon lange<br />
einmal wissen, was es in dem Bärenschloss zu<br />
sehen gab. Als es merkte, dass die Bären fortgingen,<br />
schlich es herbei, öffnete vorsichtig die große<br />
Tür, und schon war es drinnen. Hei! Wie lebten<br />
die Bären so herrlich! Drei prächtige Lehnstühle<br />
standen um einen großen Tisch herum.<br />
Füchslein, Füchslein, hüte dich! Im Bärenschloss<br />
gehört dir nichts! Tiermärchen, wie das vom<br />
neugierigen Füchslein im Bärenschloss, lieben<br />
kleine Kinder besonders. In den Füchslein,<br />
Mäuslein, Kätzlein und den vielen anderen Tieren<br />
begegnet ihnen etwas, das sie von sich selber<br />
kennen. Dagmar Fink hat, dem Jahreslauf folgend,<br />
überwiegend Tiermärchen aus verschiedenen<br />
Ländern ausgewählt und neu erzählt. Ein<br />
paar herbe und derbe sind auch darunter. Einige<br />
Märchen der Brüder Grimm, Gedichte, Sprüche,<br />
Abzählreime und Schnabelwetzer runden den<br />
Band zu einem Ganzen, das in Kindern die Freude<br />
am Erleben der Sprache weckt.<br />
Verlag Freies Geistesleben, 160 S.<br />
Christina Cevales-Labonde<br />
Jahreszeitentische<br />
Der Jahreszeitentisch ist ein beliebtes Mittel<br />
den Jahreslauf mit der Familie zu gestalten<br />
und zu erleben. Das Buch ist eine sehr umfangreiche<br />
Ideensammlung für den Jahreszeitentisch<br />
mit unglaublich vielen Anleitungen<br />
für das Anfertigen der Figuren, Tiere, Pflanzen<br />
und Dekorationsgegenständen. Die ausführlichen<br />
Beschreibungen werden von tollen Fotos<br />
begleitet, die sofort Lust darauf machen, alles<br />
nachzubauen und zu nähen. Christina Cevales-Labonde<br />
hat für jeden Monat etwas Besonderes<br />
für den Jahreszeitentisch. So begleitet<br />
uns das Buch von Frühling bis Winter durch<br />
das ganze Jahr. Im Anhang findet man Schnittmuster<br />
für die vielen Figuren. Ein sehr empfehlenswertes<br />
Buch, für alle die ihrem Jahreszeitentisch<br />
zu neuem Glanz verhelfen wollen.<br />
Verlag Freies Geistesleben, 320 S.<br />
Sebastian Jüngel<br />
Das Rätselbuch der Enigmäer<br />
Dieses Rätselbuch verdankt seine Entstehung<br />
dem Rätselheft von Vorhang Auf. Dafür erfand<br />
Sebastian Jüngel die Legende von dem Volk<br />
der Enigmäer, die untereinander und Fremden<br />
gegenüber stets in Rätseln sprachen... Die erste<br />
Geschichte ist in Vorhang Auf Nr. 108 nachzulesen,<br />
für alle weiteren 74 Rätsel lohnt es sich<br />
dieses rätselhafte Buch über die Kunst des Rätselns<br />
zu erwerben! Notiz des Autors: „Wer<br />
meint, dass sich die Enigmäer aufgelöst haben,<br />
irrt sich. Dann achtet doch einmal darauf,<br />
wenn jemand in Rätseln spricht, Rätsel zu lösen<br />
versteht oder wenn eine Gebrauchsanweisung<br />
oder eine Verordnung rätselhaft ist...“<br />
Mit schönen, farbfrohen und stimmungsvollen<br />
Bildern von Johanna Schneider, der auch Vorhang<br />
Auf viele Illustrationen zu verdanken hat.<br />
Verlag Ch. Möllmann, geb., 86 S.<br />
VORHANG AUF • ELTERNTEIL • Heft <strong>114</strong> • Tierkinder<br />
15
Etwas Poesie<br />
Tiergedichte<br />
Die Affen<br />
Der Bauer sprach zu seinem Jungen:<br />
Heut in der Stadt da wirst du gaffen.<br />
Wir fahren hin und seh'n die Affen.<br />
Es ist gelungen<br />
Und um sich schief zu lachen,<br />
Was die für Streiche machen<br />
Und für Gesichter<br />
Wie rechte Bösewichter.<br />
Sie krauen sich,<br />
Sie zausen sich,<br />
Sie hauen sich,<br />
Sie lausen sich,<br />
Beschnuppern dies, beknuppern das,<br />
Und keiner gönnt dem andern was,<br />
Und essen tun sie mit der Hand,<br />
Und alles tun sie mit Verstand,<br />
Und jeder stiehlt als wie ein Rabe.<br />
Pass auf, das siehst du heute.<br />
O Vater, rief der Knabe,<br />
Sind Affen denn auch Leute?<br />
Der Vater sprach: Nun ja,<br />
Nicht ganz, doch so beinah.<br />
Wilhelm Busch (1832-1908)<br />
Im Park<br />
Ein ganz kleines Reh stand am ganz kleinen Baum<br />
still und verklärt wie im Traum.<br />
Das war des Nachts elf Uhr zwei.<br />
Und dann kam ich um vier<br />
Morgens wieder vorbei.<br />
Und da träumte noch immer das Tier.<br />
Nun schlich ich mich leise – ich atmete kaum –<br />
gegen den Wind an den Baum,<br />
und gab dem Reh einen ganz kleinen Stips.<br />
Und da war es aus Gips.<br />
Joachim Ringelnatz<br />
Der Esel<br />
Es stand vor eines Hauses Tor<br />
Ein Esel mit gespitztem Ohr,<br />
Der käute sich sein Bündel Heu<br />
Gedankenvoll und still entzwei.<br />
Nun kommen da und bleiben stehn<br />
Der naseweisen Buben zween,<br />
Die auch sogleich, indem sie lachen,<br />
Verhasste Redensarten machen,<br />
Womit man denn bezwecken wollte,<br />
Dass sich der Esel ärgern sollte.<br />
Doch dieser hocherfahrne Greis<br />
Beschrieb nur einen halben Kreis,<br />
Verhielt sich stumm und zeigte itzt<br />
Die Seite, wo der Wedel sitzt.<br />
Heimatlose<br />
Wilhelm Busch<br />
Ich bin fast<br />
Gestorben vor Schreck:<br />
In dem Haus, wo ich zu Gast<br />
War, im Versteck,<br />
Bewegte sich,<br />
Regte sich<br />
Plötzlich hinter einem Brett<br />
In einem Kasten neben dem Klosett,<br />
Ohne Beinchen,<br />
Stumm, fremd und nett<br />
Ein Meerschweinchen.<br />
Sah mich bange an,<br />
Sah mich lange an,<br />
Sann wohl hin und sann her,<br />
Wagte sich<br />
Dann heran<br />
Und fragte mich:<br />
„Wo ist das Meer?”<br />
Joachim Ringelnatz (1883-1934)<br />
Mensch und Tier<br />
Ich war im Garten, wo sie all die Tiere<br />
gefangen halten; glücklich schienen viele,<br />
in heitern Zwingern treibend muntre Spiele,<br />
doch andre hatten Augen, tote, stiere.<br />
Ein Silberfuchs, ein wunderzierlich Wesen,<br />
besah mich unbewegt mit stillen Blicken.<br />
Er schien so klug sich in sein Los zu schicken,<br />
doch konnte ich in seinem Innern lesen.<br />
Und andre sah ich mit verwandten Mienen<br />
und andre rastlos hinter starren Gittern -<br />
und wunder Liebe fühlt ich mich erzittern,<br />
und meine Seele wurde eins mit ihnen.<br />
Christian Morgenstern (1871-1914)<br />
Fotos: Pixabay
VORHANG AUF • ELTERNTEIL • Heft <strong>114</strong> • Tierkinder<br />
17<br />
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