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WWF DEUTSCHLAND<br />
Willkommen zurück!<br />
Foto: Ralph Frank<br />
Mehr als 100 Jahre nach ihrer Ausrottung<br />
wurden die ersten Luchse im Pfälzerwald<br />
erfolgreich wiederangesiedelt.<br />
Während die meisten Menschen sie<br />
willkommen heißen, werden im Bayerischen<br />
Wald immer wieder Tiere getötet.<br />
Er ist „sicherlich das verderblichste aller<br />
Raubtiere. Ebenso vorsichtig schleichend<br />
wie sprunggewandt, so kühn wie<br />
blutdürstig, zerrüttet er bald jedweden<br />
Wildstand, am ehesten aber den der so<br />
scheuen und erregbaren Rehe“.<br />
Nein, Sie sind nicht im falschen Film. Hier<br />
geht es tatsächlich um den Luchs – nur<br />
145 Jahre früher. 1872 war er Topthema in<br />
der „Gartenlaube“, dem ersten großen<br />
deutschen Massenblatt. Da ist der Luchs<br />
eine „zähe Höllenkatze“, ein „funkeläugiges<br />
Mordgeschöpf“ und ein „Dämon“, der<br />
„in wilder, berauschender Wonne das warme<br />
Blut der unter ihm noch zuckenden<br />
Beute“ schlürft. Da müssen wir uns nicht<br />
wundern, dass der Luchs nur kurze Zeit<br />
später in Westeuropa ausgerottet war.<br />
Denn für Raubtiere, der Name sagt’s ja<br />
schon, sollte kein Platz mehr sein.<br />
Neustart im Pfälzerwald<br />
Heute leben wieder fast 100 Luchse in<br />
Deutschland, weil sie zugewandert sind<br />
oder (in den meisten Fällen) wiederangesiedelt<br />
wurden – wie im Bayerischen<br />
Wald, im Harz und aktuell im Pfälzerwald.<br />
„Anders als der Wolf, der sich weit entfernte<br />
Lebensräume selbst erschließt, hat es<br />
der Luchs schwer, von allein bei uns Fuß<br />
zu fassen“, erklärt Moritz Klose, Wildtierreferent<br />
beim WWF. „Luchse gründen in<br />
der Regel nur dort eigene Reviere, wo bereits<br />
andere Artgenossen vorkommen.<br />
Deshalb müssen wir nachhelfen.“<br />
Luchskinder in Aktion. Foto: Ralph Frank<br />
Der Pfälzerwald ist allerbeste Luchsheimat.<br />
Mit mehr als 1.700 Quadratkilometern<br />
(das entspricht der dreifachen Fläche<br />
des Bodensees) ist er das größte zusammenhängende<br />
Waldgebiet Deutschlands<br />
und grenzt direkt an die Wälder<br />
der Vogesen. Hier gibt es Felsen und viel<br />
Unterholz, so wie es Luchse lieben. Dazu<br />
ausreichend Rehe, ihre Hauptbeute<br />
und vergleichsweise wenig Straßenverkehr,<br />
der ihnen gefährlich werden kann.<br />
Luna, Kaja und Lucky waren die drei ersten<br />
Luchse, die im Sommer 2016 im<br />
Pfälzerwald ausgewildert wurden. Sie<br />
stammten aus der Slowakei, wo sie als<br />
Heute, fast 150 Jahre später, wissen wir:<br />
Raubtiere rauben nicht, sie sind Beutegreifer.<br />
Luchse töten nicht aus Mordlust, sondern<br />
weil sie Hunger haben. Sie fressen<br />
auch nicht alles Wild ihrer Region nach<br />
und nach weg, sondern bewirken durch ihr<br />
Jagdverhalten, dass die Rehe eines Waldes<br />
nicht überhandnehmen und zu viele Jungbäume<br />
abfressen. Klar ist: Ein gesundes<br />
Ökosystem braucht große Beutegreifer wie<br />
Luchs oder Wolf. In 145 Jahren ist also viel<br />
passiert in den Köpfen der Menschen. Leider<br />
noch nicht bei allen. Doch beginnen<br />
wir mit den guten Nachrichten.<br />
Ab in die Freiheit: Die Schweizer Luchsin Bell wurde im April 2017 im Pfälzerwald ausgewildert. Foto: Martin Greve<br />
VORHANG AUF • ELTERNTEIL • Heft <strong>114</strong> • Tierkinder<br />
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