meinviertel_april_2018
mein/4 Stadtteilmagazin Berlin, Ausgabe Frühjahr 2018
mein/4 Stadtteilmagazin Berlin, Ausgabe Frühjahr 2018
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STADTTEILMAGAZIN ∕ PRENZLAUER BERG JULI/AUGUST/2017<br />
www.<strong>meinviertel</strong>.berlin APRIL <strong>2018</strong> - JUNI <strong>2018</strong><br />
STADTTEILMAGAZIN<br />
4<br />
FELIX MÜLLER<br />
PORTRAIT DES BERLINER KÜNSTLERS<br />
BESUCH IM PLANETARIUM<br />
WEM GEHÖRT DIE STADT?<br />
DIE BETTENMACHER<br />
AUSBLICK <strong>2018</strong><br />
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2<br />
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Tel. 030 / 6 63 50 93<br />
6<br />
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Editorial<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
Wir haben es fast geschafft. Wenn man alle Sinne schärft, kann man<br />
es schon fühlen, riechen, schmecken. Der Frühling ist da! Man spürt,<br />
wie die positiven Gedanken einen wieder erreichen. Die Lust sich zu<br />
bewegen steigt! Das Leben findet wieder draußen statt. Wir freuen uns.<br />
Passend dazu: Auch die Fahrräder sollten auf ihre Alltagstauglichkeit<br />
überprüft werden. Was wichtig ist und wo euch geholfen werden kann,<br />
findet ihr auf Seite 26.<br />
Was ändert sich in <strong>2018</strong>? Was kommt? Was muss weichen? Eine Zusammenfassung<br />
der wichtigsten Themen findet ihr ab Seite 48.<br />
Das und viele, viele andere Themen sind in dieser Ausgabe. Habt viel<br />
Spaß beim Lesen und Entdecken. Wir sehen uns draußen …<br />
<br />
Markus Beeth<br />
PS Du möchtest diese Ausgabe online lesen? Dann<br />
gehe auf www.<strong>meinviertel</strong>.berlin/aktuelle-ausgabe<br />
1
Foto: © Jan Krause<br />
Portrait des Künstlers Felix Müller<br />
artspring <strong>2018</strong> Seite 4<br />
Katharina Winkler<br />
„Blauschmuck“ Seite 18<br />
Wem gehört die Stadt? <br />
Alleinerziehend<br />
in Berlin Seite 14<br />
Großes Wissenschaftstheater<br />
im Planetarium
Inhalt<br />
Portrait – Felix Müller –<br />
artspring <strong>2018</strong> 4<br />
Aktuell im Kiez –<br />
Ernst-Thälmann-Park 9<br />
Die Eltern sind<br />
an allem schuld Seite 22<br />
Michelangelostraße –<br />
Wem gehört die Stadt? 10<br />
Alleinerziehend in Berlin –<br />
Allein, aber nicht einsam 14<br />
Katharina Winkler –<br />
Blauschmuck 18<br />
Die Eltern sind an<br />
allem schuld 22<br />
Fahrradladen – Gelassenheit,<br />
Fachleute, Kompetenz 26<br />
Kaffee. Sonst nichts. 32<br />
Klischee –<br />
Die perfektionistische Bastelhölle 37<br />
Seite 10<br />
Das große Wissenschaftstheater –<br />
Besuch im Planetarium 38<br />
Von Bienchen und Schafen –<br />
Shopping-Vielfalt 43<br />
Küchenanekdoten –<br />
Krisenbewältigung 44<br />
Kinderwunsch? –<br />
Interview mit Dr. Christian F. Stoll 46<br />
Ausblick <strong>2018</strong>: 48<br />
Wie man sich bettet<br />
so schläft man 50<br />
Kinderseiten 53<br />
Dies & Das 56<br />
Buchvorstellung 62<br />
Seite 38<br />
Leserbriefe 63<br />
Vorschau 64
Felix Müller – artspring <strong>2018</strong><br />
Die andere Seite von Prenzlauer Berg<br />
Fotos: © Felix Müller<br />
artspring <strong>2018</strong> widmet sich im Mai den in Prenzlauer Berg, Weißensee und Pankow arbeitenden<br />
Künstlerinnen und Künstlern. Ein Wochenende lang öffnen sich die Türen zu Vorderhäusern und<br />
Hinterhöfen, zu Fabriketagen und Wohnungsateliers. Der Berliner Künstler Felix Müller unterstützt<br />
das Festival als Grafiker.<br />
Vera Rütimann
artspring <strong>2018</strong><br />
Neuberliner ziehen noch immer nach Prenzlauer<br />
Berg, weil er den Ruf eines Künstler- und Szenebezirks<br />
hat. Sind sie jedoch einmal hier, fragen sich<br />
manche schnell: Wo sind die Künstler geblieben, die<br />
den Mythos dieses Ortes mitbegründet haben? Felix<br />
Müller, in Ost-Berlin aufgewachsen, weiß es: „Viele<br />
Künstler, die hier schon lange wohnen, sind tatsächlich<br />
noch da und arbeiten nach wie vor in ihren Ateliers<br />
an ihren Werken.“ Viele davon sind noch heute<br />
seine Freunde.<br />
Felix Müller, bildender Künstler, Grafiker und ehemaliger<br />
Professor für Bildende und Angewandte<br />
Kunst an der Universität Greifswald, musste sich<br />
von seinen Studenten schon mal anhören, dass er im<br />
„Latte-Macchiato-Bezirk“ wohne. Der Berliner, der<br />
seit dem Mauerfall erlebt, wie sehr sich hier alles<br />
verändert, ist jedoch genervt von diesem Klischee.<br />
Er weiß um die anderen Seiten dieses Bezirks. Deshalb<br />
unterstützt er als Grafikdesigner das artspring-<br />
Festival.<br />
Wie viele Arbeitsräume sind in den vergangen Jahren<br />
verloren gegangen und wo sind neue entstanden?<br />
Für Felix Müller sind die Tage der offenen Ateliers<br />
„eine hervorragende Gelegenheit für eine aktuelle Bestandsaufnahme<br />
und eine Chance für die Neuentdeckung<br />
dieses Bezirkes.“<br />
Ein besonderes Hausprojekt<br />
Felix Müller, der seit 1993 - und inzwischen mit seinem<br />
kleinen Sohn - in einer großräumigen Wohnung<br />
im ersten Stock an der Schönhauser Allee lebt, hat<br />
sich schon immer für Geschichte und Gegenwart<br />
seines Stadtbezirkes interessiert. Von seinen Küchen-<br />
und Atelierfenstern aus sieht er, wie die U2<br />
auf der Trasse der Hochbahn an ihm vorbeidonnert.<br />
Die Schönhauser ist für ihn „eine magische Straße.“<br />
An manchen Tagen fühlt er sich an Gegenden in New<br />
York erinnert, wo er eine Großtante hatte, die er nach<br />
1989 oft besuchte. Felix Müller liebt auch die alten<br />
Schwarzweiß-Fotos, die noch in einigen Kneipen<br />
hängen, die u. a. Pferdefuhrwerke in den 30er Jahren<br />
zeigen, die ihre Fässer über die breite Oderberger-<br />
Straße fuhren.<br />
Fotos, die rund 100 Jahre in der Geschichte des Hauses<br />
zurückreichen, werden hier durch Texte ergänzt,<br />
die das Leben an der Schönhauser Straße erläutern<br />
und Auskunft geben über das Projekt, das die beiden<br />
Künstler mit Unterstützung ihres Vermieters realisieren<br />
konnten. Die Zitate, die die beiden den noch<br />
lebenden Zeitzeugen entlocken konnten, finden sich<br />
an vielen Wänden des Hauses. Felix Müller sagt: „Wir<br />
haben unter anderem mit fast 100-jährigen Leuten<br />
im Altenheim gegenüber gesprochen, die uns über<br />
ihre Kindheit erzählt haben – aus den 10er und 20er-<br />
Jahren des vorigen Jahrhunderts. Das war sehr bewegend.“<br />
Er ahnt: Die Leute, die heute hier einziehen,<br />
wissen kaum etwas über die einstige „Textilmeile“,<br />
wie die Schönhauser Allee mal genannt wurde und<br />
wissen nicht, wie die Luft hier einst roch.<br />
Den Finger auf offene Wunden legen<br />
Im Hof findet sich an der Brandmauer, die mit riesigen<br />
Lettern beschrieben ist, auch ein Zitat eines<br />
unbekannten Prenzlauer Bergers, der sich kritisch<br />
mit der Veränderung des Kiezes auseinandersetzt:<br />
„Es gibt keine alten Leute mehr in Prenzlauer Berg<br />
– ist Ihnen das aufgefallen? Die sind in die billigeren<br />
Vorstadtbezirke gezogen – oder gestorben. …<br />
Wissense wat? Für mich bricht meine Heimat weg<br />
… Felix Müller gefällt dieser Satz, bei dem manche<br />
auch pikiert wegsehen, „weil er den Finger auf eine<br />
offene Wunde legt.“ Viele Geschichten aus dem Kiez<br />
sind verschwunden, zusammen mit den alten Leuten.<br />
Sichtbar machen, was ist: Der 48-jährige Berliner<br />
Felix Müller setzt auf Vernetzung und macht<br />
das durch seine Arbeit als Kurator auch sichtbar.<br />
Fortsetzung auf Seite 8<br />
Schon immer wollte er auch wissen, wer vor ihm in<br />
seiner Wohnung lebte und was sich hier im Haus früher<br />
abspielte. So entstand das Hausprojekt „Leben<br />
an der Schönhauser-Allee“, das er zusammen mit der<br />
Mutter seines Sohnes, der Künstlerin Julia Brodauf,<br />
konzipierte und ausführte. Es versteht sich als Collage<br />
im Raum: Im Eingangsbereich, wo die Briefkästen<br />
hängen, trifft der Gast auf eine große Tafel.<br />
<br />
artspring-Initiatoren Jan Gottschalk und Julia Brodauf<br />
Foto: Inken Reinert<br />
mein/4<br />
5
artspring <strong>2018</strong><br />
Info: artspring <strong>2018</strong><br />
Vom 25. – 27. Mai finden mit artspring <strong>2018</strong> die nächsten Tage der Offenen<br />
Ateliers in Pankow, Prenzlauer Berg und Weißensee statt.<br />
2017 ins Leben gerufen und organisiert von den beiden Berliner Künstlern<br />
Julia Brodauf und Jan Gottschalk. Erneut werden sich daran mehr als 170<br />
Künstlerinnen und Künstler beteiligen und interessierten Gästen ihre<br />
Produktionsstätten zeigen. Dazu wird es ein umfangreiches Begleitprogramm<br />
mit Ausstellungen, Konzerten, Lesungen und Filmvorführungen geben.<br />
Ein besonderer Höhepunkt: Im Vorfeld findet die Ausstellung artspring central<br />
im Museum Prenzlauer Berg statt. Geplant sind Führungen per Rad und zu Fuß.<br />
Interessierte Künstler melden sich bitte auf der Webseite an.<br />
artspring <strong>2018</strong> wird veranstaltet von der Ateliergemeinschaft Milchhof e.V. und<br />
unterstützt vom Amt für Weiterbildung und Kultur Pankow.<br />
www.artspring.berlin • www.felixmueller.info<br />
6 mein/4
Rubrik<br />
„Eine ekstatische und poetische Traumwelt“<br />
„Eine bombastische Show“<br />
„Couture-Kreationen von zarter Sinnlichkeit“
artspring <strong>2018</strong><br />
Fortsetzung von Seite 5<br />
So zeigt er derzeit Arbeiten von<br />
9 Künstlern aus Prenzlauer Berg<br />
unter dem Namen DARK SUN<br />
in der Galerie Alte Schule Adlershof<br />
im allerdings weit entfernten<br />
Stadtbezirk Treptow. Dem sprachgewandten<br />
und gut vernetzten<br />
Künstler ist es stets ein Anliegen,<br />
auf gesellschaftliche Missstände<br />
hinzuweisen. „Aufzeigen, hinsehen<br />
und miteinander reden, darum geht<br />
es mir. So auch bei artspring <strong>2018</strong>.<br />
Denn hier besteht die Chance, mit<br />
den Künstlern in ihren Ateliers ins<br />
Gespräch zu kommen. Und auch<br />
etwas über ihre Arbeitssituation<br />
im Stadtbezirk zu erfahren.“ ■<br />
links: Felix Müller in seinem Atelier<br />
unten: Innenhof Schönhauser Allee<br />
8 mein/4
Ernst-Thälmann-Park<br />
Aktuell im Kiez<br />
Nichts Neues im Norden des Ernst-Thälmann-Parks<br />
Der Ernst-Thälmann-Park ist einer der wichtigsten Naherholungsgebiete in Prenzlauer Berg. In den<br />
nächsten Jahren soll er durch ein verbessertes Nutzungsangebot attraktiver werden – die vorhandenen<br />
Freiflächen laden auch weiterhin zu Wohnungsbauplänen ein.<br />
Christiane Kürschner<br />
Grünflächen zum Erholen und Spielen<br />
Zum Frühjahr <strong>2018</strong> rechnet das Stadtentwicklungsamt<br />
mit der Fertigstellung und öffentlichen Präsentation<br />
des Freiraumkonzeptes für den Ernst-Thälmann-Park.<br />
Mit der Umsetzung des Konzeptes sollen die großen<br />
Grünflächen der denkmalgeschützten Grünanlage für<br />
Bewohner und Besucher wieder attraktiver werden. Bei<br />
der Erarbeitung des Konzeptes werden die Anwohner<br />
und Nutzer miteinbezogen. 2017 fand dazu ein Kiezspaziergang<br />
statt, außerdem konnten speziell Kinder<br />
und Jugendliche ihre Wünsche äußern. In einem Workshop<br />
am Ende des Jahres wurden diese ersten konkreten<br />
Wünsche und Defizite mit den Ergebnissen von Gutachtern<br />
zusammengebracht und diskutiert.<br />
Vorerst kein neuer Wohnraum<br />
Kein Vorankommen gibt es bei der geplanten Bebauung<br />
des ehemaligen Güterbahnhofsgeländes zwischen Ernst-<br />
Thälmann-Park und der Ringbahn. Hier möchte der Investor<br />
Christian Gérôme bis zu 600 Wohnungen bauen<br />
lassen, erhält dafür aber nicht das notwendige Baurecht.<br />
Eine Machbarkeitsstudie aus dem Jahr 2015 sah die Bebauung<br />
am nördlichen Rand des Ernst-Thälmann-Parks<br />
vor, 600 Wohnungen wären demnach vertretbar. Jetzt<br />
setzt der Bezirk jedoch zunächst andere Schwerpunkte,<br />
neben den Parkanlagen ist auch die Sanierung von Schulen<br />
und Sportanlagen vorgesehen. Das ist zumindest ein<br />
Teilsieg für die Anwohner-Initiative Ernst-Thälmann-Park,<br />
die sich unter anderem für einen Grünstreifen einsetzt,<br />
der sich vom S-Bahnhof Prenzlauer Allee bis zum Anton-<br />
Saefkow-Park ziehen soll. Ob im und um den Ernst-Thälmann-Park<br />
in naher Zukunft zumindest die städtischen<br />
Wohnungsbaupläne umgesetzt werden oder ob zuletzt<br />
ganz auf Grün gesetzt wird, bleibt weiter offen. Im Stadtentwicklungsamt<br />
rechnet man auch in dieser Angelegenheit<br />
erst im späten Frühjahr mit einer Entscheidung. ■<br />
© Grafik: Anwohner-Initiative Ernst-Thälmann-Park<br />
mein/4<br />
9
Wem gehört die Stadt?<br />
An einem der letzten Tage des Jahres 2017 treffen sich Bürger, Politiker, Vertreter aus der Wirtschaft<br />
und Interessengemeinschaften im BVV-Saal in Prenzlauer Berg. Anlass ist das städtebauliche<br />
Projekt „Wohnen an der Michelangelostraße“. Nach und nach füllt sich der Saal, es herrscht<br />
ein gedämpftes „Hallo, hallo“, konzentrierte Gesichter sind zu sehen. Am 12. Dezember findet<br />
der vierte „Runde Tisch“ im Rahmen des Beteiligungsverfahrens statt. Thema heute: „Ökologie,<br />
Klima und Freiraum“.<br />
Christiane Kürschner<br />
Verständigung im zweiten Anlauf<br />
Seit September 2017 finden die Themenrunden statt,<br />
die im Rahmen des Beteiligungsverfahrens organisiert<br />
werden. Das Bürgerbeteiligungsverfahren ist das<br />
Ergebnis eines anhaltenden Widerstands von Teilen<br />
der Bewohnerschaft, der mit der Durchführung des<br />
städtebaulichen Ideenwettbewerbs „Wohnen an der<br />
Michelangelostraße“ begann. Die Senatsverwaltung<br />
für Stadtentwicklung und Umwelt führte diesen bereits<br />
2014 durch. Denn schon als der prämierte Entwurf<br />
sowie weitere Arbeiten Anfang 2015 den Anwohnern<br />
und der Öffentlichkeit präsentiert wurden,<br />
fühlten diese sich übergangen (mein/4 berichtete,<br />
Ausgabe XXX ).<br />
Mit dem vorgezogenen Beteiligungsverfahren<br />
kommt das Bezirksamt den Wünschen der Bewohner<br />
nach, sich einbringen zu können und eine<br />
Stimme in diesem Prozess zu erhalten. „Man kann<br />
ganz klar sagen, dass in dieser Prozessphase im<br />
Normalfall noch kein Beteiligungsverfahren vorgesehen<br />
ist“, so Jan Schultheiß, Koordinator des mit<br />
dem Beteiligungsprozess‘ beauftragten Büros die<br />
raumplaner. Tatsächlich befindet sich das Projekt<br />
noch in der Phase des Vorverfahrens. Eine „frühzeitige<br />
Behörden-, Öffentlichkeits- und Bürgerbeteiligung“<br />
ist im klassischen Bauplanungsverfahren<br />
normalerweise frühestens in der nächsten Phase<br />
geplant, wenn es an die verbindliche Bauleitplanung<br />
geht. Die eigentliche Bürgerbeteiligung startet,<br />
wenn ein Bebauungsplanentwurf erstellt ist,<br />
der auch einen Umweltbericht vorsieht.<br />
Bürgerbeteiligung als bürokratische<br />
Herausforderung<br />
In diesem Fall hat man aber nach der Vorstellung der<br />
Entwürfe schnell gemerkt, dass es Redebedarf gibt.<br />
An den Thementischen nehmen die Bürgerinitiative<br />
Leben an der Michelangelostraße, der Verein für<br />
Lebensqualität an der Michelangelostraße e.V. und<br />
interessierte Bürger ebenso teil wie Vertreter der<br />
ansässigen Wohnungsbauakteure und Institutionen.<br />
Der Organisationsaufwand ist als enorm: Zu den<br />
einzelnen Themen sind Fachexperten eingeladen,<br />
die angehört werden, es werden Wünsche und Bedenken<br />
der einzelnen Vertreter entgegengenommen.<br />
Nach jedem Treffen werden die Ergebnisse in Protokollen<br />
zusammengefasst und ein Newsletter erstellt,<br />
der veröffentlicht und in den einzelnen Wohnobjekten<br />
um die Michelangelostraße verteilt wird. Zusätzlich<br />
wird der Newsletter auf der Webseite des<br />
Pankower Stadtentwicklungsamtes veröffentlicht.<br />
10 mein/4
mein/4<br />
11
Michelangelostraße<br />
Der Beteiligungsprozess ist mittlerweile ein solcher<br />
Präzedenzfall, dass er sein eigenes Logo erhalten hat.<br />
Jugendliche der Jugendfreizeiteinrichtung Atelier 89<br />
entwarfen verschiedene Logos, die von einer Grafikagentur<br />
weiterentwickelt und am vierten Thementisch<br />
vorgestellt wurden. Nach dem Treffen wählten alle<br />
Teilnehmenden den von ihnen favorisierten Entwurf.<br />
Der Entwurf mit den meisten Befürwortern ziert nun<br />
alle Publikationen.<br />
Die Planung und Organisation der einzelnen Veranstaltungen,<br />
die Kommunikation zwischen den Beteiligten<br />
und – das könnte man fast vergessen – die<br />
weitere Planung des eigentlichen Bauvorhabens<br />
nehmen enorm viel Zeit in Anspruch.<br />
Demokratie auf dem Prüfstand<br />
Das Beteiligungsverfahren ist an sich ein komplexer<br />
Vorgang. Wenn er dann als Mittel der demokratischen<br />
Teilhabe grundsätzlich in Frage gestellt wird, gestaltet<br />
sich die weitere Zusammenarbeit noch schwieriger.<br />
An diesem Abend im Dezember zeichnet sich<br />
das Grundproblem der Bürgerbeteiligung ab. Noch<br />
in der vierten Sitzung wird viel Zeit darauf verwendet,<br />
Positionen zu klären und das Verfahren an sich<br />
zu diskutieren.<br />
Angestrengte Gesichter im Podium, angestrengte<br />
Gesichter an den Tischen.<br />
Es ist an diesem Abend ein zäher Kampf – um was<br />
eigentlich? Es schiebt sich immer wieder eine grundsätzliche<br />
Debatte in den Vordergrund, die letztendlich<br />
zu der Frage führt: Wem gehört die Stadt? Was<br />
bedeutet demokratische Teilhabe?<br />
Zu den besonders kritischen Stimmen zählt der Verein<br />
für Lebensqualität an der Michelangelostraße e.V.<br />
In der zweiten Themenrunde bringt er zum Sprache,<br />
dass es sich bei dem Beteiligungsverfahren um eine<br />
„Alibiveranstaltung“ handeln würde, „um die Bürgerbeteiligung<br />
abzuarbeiten“. Der Verein vermutet, dass<br />
es den Initiatoren nicht darum gehe, „ernsthaft über<br />
das Bauvorhaben zu diskutieren“. Mit akkurater Organisation<br />
und einer lebendigen Kommunikationskultur<br />
wird versucht, solche Zweifel zu beseitigen. Das<br />
Beteiligungsverfahren folge Rahmenbedingungen und<br />
Zielstellungen, die das Land und der Bezirk als Träger<br />
des Verfahrens intern ausgetauscht und abgeglichen<br />
hätten, so Matthias Rogge, der im Pankower Stadtentwicklungsamt<br />
mit der vorbereitenden Bauleitplanung<br />
betraut ist. Es scheinen dennoch Zweifel zu bleiben.<br />
Der Verein fordert, dass „die Lebensqualität der Altund<br />
Neubewohner an erster Stelle stehen und sich<br />
daraus eine vernünftige Zahl an neuen Wohnungen<br />
ergibt“. Während das Bezirksamt zunächst von 1.500<br />
Einheiten sprach, findet der Verein eine Zahl von 700<br />
Einheiten realistischer. „Erst die Machbarkeit prüfen<br />
und dann die Anzahl der Wohnungen festlegen“, fordert<br />
der Verein.<br />
Kämpferische Ansage<br />
Im November nehmen Vertreter des Vereins auch an<br />
der öffentlichen Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung<br />
und Grünanlagen teil. Dort legen sie ein<br />
Statement zum „Sachstand des Partizipationsprozesses“<br />
ab. Ist das noch Demokratie, wenn Teilnehmer eines<br />
nicht-öffentlichen Verfahrens mit eigenen Ansichten<br />
Foto: © Christiane Kürschner<br />
12 mein/4
Rubrik<br />
Foto: © Christiane Kürschner<br />
Themenrunde zum Thema „Ökologie“ im Rahmen des Beteiligungsverfahrens<br />
an die Öffentlichkeit gehen und die „von den Bürgern<br />
gewählte Verordnete“ darum bitten, „auf das Beteiligungsverfahren<br />
im Sinne unseres Statements gestaltend<br />
und kontrollierend Einfluss zu nehmen“? Als das<br />
Statement an diesem Abend zur Sprache kommt, zeigt<br />
sich, dass der Alleingang zumindest streitbar ist.<br />
Andreas Böhm, Vorstand der Wohnungsbaugenossenschaft<br />
DPF eG, findet ein solches Vorgehen „nicht in<br />
Ordnung“. Karin Spieker, Vorstandsmitglied des Vereins,<br />
bescheinigt solchen Einwürfen ein „merkwürdiges<br />
Demokratieverständnis“ und gibt weiter zu verstehen,<br />
dass „ob Ihnen das nun gefällt oder nicht“, der<br />
Verein das einfach getan hätte. Es geht um Teilhabe,<br />
es geht um das Recht am Mitgestalten. Der Verein<br />
stört sich grundsätzlich daran, dass der Runde Tisch<br />
„nur eine Ideensammlung der Beteiligten“ sei, auf deren<br />
Grundlage die Leitlinien für die Erarbeitung eines<br />
neuen städtebaulichen Entwurfs erstellt werden. In<br />
diesem Fall könne der „Beteiligungsprozess und seine<br />
Ergebnisse unter Umständen nichts wert sein und in<br />
der Konsequenz der Plan-B ohne ausreichende Berücksichtigung<br />
der Interessen der Anwohner auf den Weg<br />
gebracht“ werden – so die Befürchtung des Vereins.<br />
Mit diesem schlimmsten angenommenen Fall rechnet<br />
auf der Seite des Stadtentwicklungsamtes niemand.<br />
„Es ist das Ansinnen des Beteiligungsverfahrens, das<br />
erzeugte Stimmungsbild mit den Zielstellungen von<br />
Land und Bezirk zusammenzuführen. Insbesondere für<br />
die Aspekte, für die ein Dissens bleibt, geht es darum,<br />
gemeinsam Lösungen zu finden“, so Rogge (Stadtentwicklungsamt<br />
Pankow).<br />
Dialogbereit und optimistisch<br />
Optimistischer scheint die Bürgerinitiative Leben<br />
an der Michelangelostraße auf den weiteren Verlauf<br />
zu schauen. Die Grundhaltung der Initiative lautet<br />
„Bauen: ja, maßlose Verdichtung: nein“.<br />
Christel Model, Mitglied der Initiative, begrüßt die<br />
„Möglichkeit, sich ohne Einschränkungen in den<br />
Prozess der weiteren Entwicklung des Projektes in<br />
vollem Umfang einzubringen“. Dass es am Runden<br />
Tisch Meinungsverschiedenheiten und unterschiedliche<br />
Interessen gibt, ist ihnen klar. Sie setzen auf die<br />
Standortwerkstätten im Anschluss, in denen es, so<br />
hofft die Initiative, „in spezifischen Arbeitsgruppen<br />
themenbezogene Ergebnisse und Schlussfolgerungen<br />
als Kompromiss zwischen allen Beteiligten“ geben<br />
wird.<br />
Sie seien optimistisch, letztendlich eine entsprechende<br />
Kompromissvariante verabschieden zu können.<br />
Mit ihrem Optimismus findet sie im Bezirksstadtrat<br />
bei Vollrad Kuhn einen Partner. Für ihn war dieser<br />
vierte Themenabend eine Wende. „Ich finde, dass der<br />
im Sommer 2017 begonnene Dialogprozess – dem zu<br />
Beginn noch von Anwohnerinitiativen und einzelnen<br />
Beteiligten mit Misstrauen entgegengebracht wurde<br />
– nun immer besser läuft und die meisten Beteiligten<br />
eine konstruktive und zielorientierte Debatte führen“,<br />
so Kuhn. Im Frühling finden die beiden Standortwerkstätten<br />
teil.<br />
Es bleibt ein spannender partizipatorischer Prozess,<br />
und die Frage nach einem Gewinner wird für einige<br />
Akteure nicht die unwichtigste sein.<br />
■<br />
mein/4<br />
13
Fotos: © Christiane Kürschner<br />
Allein, aber nicht einsam<br />
„Ich weiß, wie man Kaffee macht“, gibt Avin zu verstehen. „Dann solltest du weniger Wasser aufgießen,<br />
die Tasse ist zu klein“, gibt Mutter Heike zurück. Die Elfjährige nimmt eine größere Tasse<br />
aus dem Schrank und bereitet weiterhin mit großem Elan Kaffee zu. Zehn Minuten später ist die<br />
gute Laune von ihr gewichen – typisch Teenager. Mutter und Tochter sind ein eingespieltes Team<br />
und begegnen sich auf Augenhöhe.<br />
Christiane Kürschner<br />
Heike gehört zu den 137.000 alleinerziehenden<br />
Müttern in Berlin (Mikrozensus 2015) und hat damit<br />
in diesem Frauenhaushalt das Zepter in der Hand.<br />
Sie möchte aus ihrem Status als Alleinerziehende<br />
kein großes Thema machen. Trotzdem sieht sie, dass<br />
die öffentliche Diskussion über die soziale Stellung<br />
von Alleinerziehenden in der Gesellschaft wichtig ist.<br />
Im Februar <strong>2018</strong> ging zuletzt die Nachricht durch die<br />
Presse, dass „die Einkommenssituation von vielen Familien<br />
und insbesondere Alleinerziehenden“ schlechter<br />
sei bislang gedacht, so die Bertelsmann Stiftung.<br />
Eine neue von der Stiftung in Auftrag gegebene Studie<br />
zeigt, dass die finanzielle Belastung mit jedem<br />
weiteren Haushaltsmitglied steigt. Betroffen sind<br />
nicht nur Familien mit mehreren Kindern, sondern<br />
auch Alleinerziehende. „Lag deren Armutsrisikoquote<br />
nach früheren Berechnungen bei 46 Prozent – und<br />
damit schon sehr hoch –, sind es auf Basis der neuen<br />
Methode 68 Prozent“, so eines der Ergebnisse der<br />
Studie. In Haushalten wie dem von Heike und Avin<br />
fallen alle kinderspezifischen Ausgaben wie Schulsachen,<br />
neue Kleidung und die Freizeitgestaltung be-<br />
14 mein/4
Alleinerziehend in Berlin<br />
sonders ins Gewicht. Gleichzeitig sei es für Alleinerziehende<br />
aufgrund der aufwändigeren Betreuung<br />
und Fürsorge für die Kinder besonders schwer, ihren<br />
Erwerbsumfang zu vergrößern, so die Bertelsmann-<br />
Stiftung.<br />
Aufgedrückter Stempel<br />
Wie viele Alleinerziehende in Stadtteilen wie Prenzlauer<br />
Berg leben, ist statistisch nicht erfasst. Avin<br />
vermutet aber, dass sie in ihrer Klasse nicht die Einzige<br />
ist, die ohne Vater im gemeinsamen Haushalt<br />
aufwächst. Darüber rede man nicht, so die Schülerin.<br />
„Viele Mütter verschweigen ihren Familienstatus<br />
auch bewusst“, sagt Heike. Durch ihre pädagogische<br />
Arbeit an Schulen, zu der auch die Arbeit mit Eltern<br />
gehört, kennt sie die häufigsten Beweggründe. „Wer<br />
sich als alleinerziehend outet, der bekommt auch<br />
schnell einen Stempel aufgedrückt“, sagt sie, „insbesondere<br />
Mütter befinden sich immer wieder in der<br />
Position, sich rechtfertigen zu müssen, dass sie ihr<br />
Kind allein aufziehen.“ Im Job wird ihnen schnell<br />
nichts mehr zugetraut, denn sie hätten schließlich<br />
eine doppelte Belastung. Das gleicht eher sozialer<br />
Ausgrenzung als einer Rücksichtnahme. Um ein Bewusstsein<br />
dafür zu schaffen, dass Alleinerziehenden<br />
die Anerkennung als gleichberechtigte Lebens- und<br />
Familienform zusteht, wird nun des Öfteren der etwas<br />
sperrige Begriff„Ein-Eltern-Familie“ verwendet.<br />
Die Idee dahinter: Es besteht kein Mangel, wenn nur<br />
ein Elternteil da ist, es handelt wie bei jeder anderen<br />
Eltern-Kind-Konstellation um eine Familie. „Sie<br />
haben genauso ihre Höhen und Tiefen wie alle anderen<br />
Familien auch“, so Martina Krause, Geschäftsführerin<br />
des bundesweit agierenden SHIA e.V., einer<br />
Selbsthilfeinitiative alleinerziehender Mütter und<br />
Väter.<br />
Der Verein im Nordosten von Prenzlauer Berg engagiert<br />
sich für die Interessen von Alleinerziehenden in<br />
ganz Deutschland und speziell in Berlin. „Alleinerziehende<br />
sind doppelt gefordert und oft unterschätzt“,<br />
resümiert Krause, deshalb sollten sie sich Unterstützung<br />
suchen.<br />
Der Verein setzt sich mit seiner Arbeit auf gesellschaftspolitischer<br />
Ebene dafür ein, dass Alleinerziehende<br />
die gleichen Chancen und Rechte erhalten<br />
wie traditionelle Familien. In der täglichen Arbeit<br />
bieten die Mitarbeiter aber auch ganz klassische<br />
Hilfe an. Alleinerziehende Mütter und Väter können<br />
sich hier vernetzen, erhalten beispielsweise Rechtsberatungen<br />
und können Angebote der ergänzenden<br />
Kinderbetreuung wahrnehmen. Ein großes Thema sei<br />
auch immer wieder die Wohnungssuche, so Krause.<br />
Steigende Mieten und eine hohe Konkurrenz durch<br />
Besserverdiener macht es Alleinerziehenden schwer,<br />
Wohnraum in Berlin zu finden.<br />
Keine Alternative zu Prenzlauer Berg<br />
Heike lebt mit ihrer Tochter Avin in einer kleinen<br />
3-Raum-Wohnung im Norden von Prenzlauer Berg;<br />
über die Hälfte ihres Einkommens geht für die Miete<br />
weg, die Jahr für Jahr steigt. Einen Plan-B zu Prenzlauer<br />
Berg gibt es nicht. Seit 20 Jahren lebt sie in der<br />
Wohnung, weshalb sie noch einen alten Mietvertrag<br />
hat. „Umziehen? Wohin denn?“, fragt sie. Billiger wird<br />
es nirgends. Auch wenn sie die Vorzüge von Prenzlauer<br />
Berg – schicke Klamottenläden, stylische Bars<br />
und Läden, in denen man für vier Euro Porridge essen<br />
geht – nicht genießen kann, sind sie und Avin hier<br />
tief verwurzelt. 2006 kam ihre Tochter zur Welt, die<br />
Beziehung im „Frühstadium“ hielt nicht. Avins Vater,<br />
promovierter Soziologe und Erziehungswissenschaftler,<br />
steht zu der Vaterschaft. Vater und Tochter sehen<br />
sich regelmäßig, mindestens alle zwei Wochen und<br />
zumeist über die Wochenenden.<br />
mein/4<br />
15
Alleinerziehend Rubrik in Berlin<br />
Avin kommt mit dem Modell gut zurecht, sieht ihren<br />
Mittelpunkt jedoch klar bei der Mutter. Neue<br />
Beziehungen haben es im Leben der beiden schwer.<br />
Um das tägliche Pensum, das aus Vollzeitjob, Schule,<br />
Hobbys und Organisation besteht, zu erfüllen,<br />
braucht es Disziplin. „Wir sind wahnsinnig strukturiert“,<br />
so Heike. Avin hat das Ringen für sich entdeckt,<br />
bis zu fünf Mal pro Woche trainiert sie bei<br />
den Preußen-Ringern, die dafür die Sporthalle an<br />
der Carl-Humann-Grundschule nutzen. Heike macht<br />
Sport und Yoga, um körperlich fit zu bleiben, zudem<br />
hat sie sich als Familienberaterin ein nebenberufliches<br />
Standbein aufgebaut. Bei diesem Workload hat<br />
es ein neuer Partner schwer, der sich in die Tagesabläufe<br />
des Mutter-Tochter-Gespanns einfügen müsste.<br />
Von Mutter zu Mutter vernetzen<br />
„Manchmal fühlt man sich als Alleinerziehende schon<br />
unvollständig“, so Heike. Allein fühle sie sich aber<br />
nicht. Und als Vorteil ihres Status sieht sie, dass sie<br />
zwar die Verantwortung nicht teilen, dafür aber über<br />
alles selbstständig entscheiden kann. Sie rät alleinerziehenden<br />
Frauen, sich gut zu vernetzen und zu<br />
wissen, wer die richtigen Ansprechpartner sind. Sie<br />
selbst suchte sich kurz nach der Geburt Hilfe beim<br />
Shia e.V., nachdem sie schon als Schwangere zu einem<br />
Frühstück dort war. Krause bemerkt, dass es immer<br />
mehr Frauen gibt, die bereits in der Schwangerschaft<br />
ohne Partner sind. Deshalb initiiert der Verein seit<br />
einiger Zeit Infoabende für Single-Schwangere, in<br />
denen sich die Frauen auf ihr Leben als Ein-Eltern-<br />
Familie vorbereiten können, so Krause. Auch sie rät<br />
dazu rechtzeitig ein Netzwerk aufzubauen. Es gebe<br />
die, die keinen Anschluss finden und versuchen,<br />
Familie und Job allein in den Griff zu bekommen,<br />
manche blieben dabei „auf der Strecke“, so die Geschäftsführerin.<br />
Bei Treffen wie dem Stammtisch für<br />
Alleinerziehende, an sogenannten Wohlfühltagen<br />
oder gemeinsamen Reiseunternehmungen können<br />
Alleinerziehende Kraft schöpfen. Auch Heike kennt<br />
die Gefahr der Isolation, weshalb sie dafür plädiert,<br />
bewusst auf die psychische Gesundheit zu achten,<br />
denn „ wenn man als Alleinerziehende nicht mehr<br />
funktioniert, bricht die ganze Struktur zusammen“.<br />
Deshalb zieht es sie regelmäßig zum Yoga. Dort ist<br />
sie eine unter vielen Frauen und wenn sie nach Hause<br />
kommt ist sie: Mama.<br />
■<br />
16 mein/4
Info: Shia e.V.<br />
VERANSTALTUNGEN UND GRUPPEN<br />
• Stammtisch für Alleinerziehende<br />
1. Samstag im Monat ab 20 Uhr<br />
• Gruppe „Elternzeit nutzen“<br />
• Elternkurs „Starke Eltern – starke<br />
Kinder“<br />
• Forum Umgangsrecht<br />
• Infoabende für Single-Schwangere –<br />
„Den Anfang allein meistern“<br />
alle 2 Monate, jeweils<br />
17.30 bis 19.30 Uhr<br />
BERATUNGEN<br />
• Sozialberatung<br />
• psychosoziale Beratung<br />
• Erziehungsfragen<br />
• Mediation<br />
• Ergänzende Kinderbetreuung<br />
• Berufs- und Bildungswege<br />
RECHTSINFORMATIONEN zum<br />
• Familienrecht<br />
• Sozial-, Zivil- und Arbeitsrecht<br />
Alle Angebote und Veranstaltungen<br />
gibt es unter shia-berlin.de<br />
SelbstHilfeInitiative<br />
Alleinerziehender e. V.<br />
Landesverband Berlin<br />
Rudolf-Schwarz-Str. 31<br />
10407 Berlin<br />
030 / 4 25 11 86<br />
kontakt@shia-berlin.de<br />
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mein/4<br />
17
Blauschmuck<br />
Die Schattierungen der Gewalt<br />
Armbänder, Ketten, Diademe, Colliers schmücken die Frauen in Katharina Winklers Roman. Der<br />
Schmuck ist Zeichen der weiblichen Gemeinschaft und der Herrschaft der Männer. „Blauschmuck“<br />
ist ein Roman über Misshandlungen. Entstanden ist der Text in Prenzlauer Berg.<br />
Carola Dorner<br />
Filiz‘ Geschichte trat vor sehr langer Zeit in das<br />
Katharina Winklers Leben. Eine junge Frau kam<br />
in die Arztpraxis ihres Vaters in Österreich, um ein<br />
Medikament für ihren Mann zu holen. Die Ärmel<br />
ihrer Jacke rutschen zurück und kurz werden die<br />
Zeichen der Misshandlung<br />
sichtbar, der Blauschmuck.<br />
Filiz geht danach weiterhin<br />
durch die Hölle aus Schlägen,<br />
Vergewaltigungen und<br />
psychischem Druck. Aber irgendwann<br />
entkommt sie, fast<br />
totgeschlagen, ihrem Mann<br />
und wird mit ihren Kindern<br />
zur Freundin der Familie des<br />
Arztes.<br />
Jahre später erzählt sie der<br />
inzwischen 20-jährigen Studentin<br />
Katharina eine Woche<br />
lang ihre Geschichte. Die<br />
Tonbänder mit dem schweren<br />
Stoff bleiben erst einmal liegen.<br />
Viele Jahre lang. Bis die<br />
Zeit reif ist und Katharina<br />
die Geschichte aus Schlägen,<br />
Demütigungen und Hoffnungen<br />
zu ihrer eigenen macht,<br />
die Perspektive ihrer Freundin<br />
annimmt und die Erlebnisse in poetische Bilder<br />
übersetzt. Mit „Blauschmuck“ gelingt Katharina<br />
Winkler ein literarisches Kunststück. Durch die poetische<br />
Sprache und eine kompromisslose Übernahme<br />
der Perspektive macht sie die Filiz Geschichte lesbar.<br />
Der Text ist schrecklich und schön zugleich. Das ist<br />
verstörend und doch die einzige Möglichkeit, sich<br />
dem Thema literarisch anzunehmen.<br />
Der Blick hinter das Kopftuch<br />
Eine junge Kurdin flieht vor ihrem prügelnden Vater<br />
zu ihrem zukünftigen Mann. Sie wird misshandelt,<br />
bekommt drei Kinder und landet schließlich mit<br />
Mann und Kindern in Österreich. Mit der Zeit lernt<br />
sie, ihrem Mann zumindest innerlich etwas entgegenzusetzen.<br />
So weit der Inhalt. „Blauschmuck“ erzählt<br />
die Geschichte einer inneren Emanzipation ohne jede<br />
Wertung und Parteiname. Nur so wird Filiz‘ Handeln<br />
nachvollziehbar. Durch<br />
die Entscheidung für die<br />
Ich-Perspektive geht die Autorin<br />
einen Schritt, der jede<br />
Erwartung, die sich beim Lesen<br />
einer reinen Inhaltsangabe<br />
einstellen würde, zunichte<br />
macht. Filiz wird lesend<br />
nicht von außen betrachtet,<br />
sondern begleitet. Wenn sie<br />
den Blick senkt, senkt der<br />
Leser den Blick, wenn sie<br />
geschlagen wird, bekommt<br />
der Leser einen Eindruck<br />
ihrer blauen Flecken. Wenn<br />
Yunus den Raum betritt, hält<br />
der Leser den Atem an und<br />
versucht, nichts falsch zu machen.<br />
„Anders wäre das gar nicht<br />
erzählbar gewesen. Ich wollte<br />
Filiz eine Stimme verleihen,<br />
ihr wurde zuvor niemals Gehör<br />
geschenkt“, erklärt Katharina Winkler ihre Entscheidung.<br />
Sie als Autorin zieht sich dabei komplett<br />
hinter die Figur zurück. „Es war für mich ganz entscheidend,<br />
dass man nicht wieder von außen auf sie<br />
blickt. Ich wollte jeden Voyeurismus unterbinden. Ich<br />
wollte, dass es möglich wird, das alles mitzuerleben<br />
und nicht zu analysieren.“ Die Autorin macht es sich<br />
selbst und auch dem Leser nicht leicht. Gleichzeitig<br />
zeigt sie, dass dies der einige Weg ist, die Geschichte<br />
zu erzählen, ohne der Protagonistin Unrecht zu<br />
tun. Weil sie dem Leser keine Rückzugsmöglichkeit<br />
auf eine intellektuelle Ebene lässt, kann das Klischee<br />
nicht greifen.<br />
Fotos: © Jens Schünemann<br />
18 mein/4
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mein/4 19
Blauschmuck<br />
Eingesperrt<br />
So erlebt der Leser, warum Filiz schlicht<br />
nicht anders handeln kann. Als sie Yunus<br />
kennenlernt, zeichnet sich bereits<br />
ab, was passieren wird. Und doch ist sie<br />
stolz und aufgeregt, als der schöne wilde<br />
Junge mit Turnschuhen aus Deutschland<br />
ausgerechnet sie auswählt und zu<br />
seinem Besitz erklärt: „Du gehörst mir.<br />
Seine Stimme ist ohne Zweifel.“ Wenig<br />
später sperrt der Junge seine Erwählte<br />
zum ersten Mal ein. Und sie bebt erwartungsfreudig<br />
ihrem Schicksal entgegen.<br />
„Die Stalltür fällt ins Schloss. Ich<br />
stehe im Dunkel. Bebend. Ich gehöre<br />
ihm. Ich habe einen Mann.“ Als sie gegen<br />
den Willen der Familie mit Yunus<br />
wegläuft und ihn im Haus seiner Mutter<br />
heiratet, ahnt sie – zumindest ansatzweise<br />
–, was sie erwartet. Schon als kleines<br />
Mädchen war ihr klar, dass Ehefrauen<br />
Blauschmuck tragen. „Der Blauschmuck<br />
der Frauen trägt die Handschrift der<br />
Männer. Das Werkzeug, Holz oder Eisen,<br />
und die Anzahl der Schläge bestimmen<br />
den Blauton.“ Filiz ist kein Einzelschicksal,<br />
sondern eine unter vielen hundert<br />
blauen Frauen im Tal. „Hellblaue Frauen<br />
werden zu dunkelblauen, blau-rote zu<br />
blau-schwarzen. Dunkelblaue werden zu<br />
hellgrauen aber das ist selten, und Frauen,<br />
die Blau-Schwarz tragen, wie Ayse,<br />
geben die schwere Farbe nicht mehr her.“<br />
Der Blauschmuck, den die Männer ihren<br />
Frauen vermachen, ist kein Zeichen der Ausgrenzung,<br />
sondern im Gegenteil: ein verbindendes Element.<br />
Die Männer prügeln, weil die Frauen in ihren Augen<br />
Fehler machen, weil sie ihren Blick oder ihre Stimme<br />
heben, weil sie den Anschein erwecken, sich der männlichen<br />
Kontrolle zu entziehen. In Filiz’ Logik ist all<br />
das nachvollziehbar. Am Ende ist – innerhalb dieser<br />
Logik – Blauschmuck noch besser als Nichtbeachtung.<br />
Zwar wird über den Schmuck nicht gesprochen, denn<br />
er ist „Privateigentum“, aber die Frauen sehen und erkennen,<br />
wer zu ihnen gehört und wer nicht. Wer keine<br />
Himmelsfarbe am Körper trägt macht sich verdächtig.<br />
„Songül ist himmellos und ohne Blau. Wo sie auftaucht,<br />
verstummt das Gespräch. Was soll man reden mit einer<br />
Himmellosen.“ „Solche gibt es auch“, erklärt die Mutter<br />
der jungen Filiz, „leider“. Dieses „leider“, so erzählt<br />
die Autorin, ist eines der wenigen Worte, das original<br />
aus dem Filiz‘ Mund von Filiz stammt, die in Wahrheit<br />
natürlich anders heißt.<br />
Geschichten wiederholen sich<br />
Das Mädchen Filiz denkt über die blauen Frauen wie<br />
ihre Mutter: „Wenn ich groß bin, werde ich eine blaue<br />
Frau. Ich hoffe auf einen Blauton, hell wie der Winterhimmel.“<br />
Tatsächlich wird Filiz eine blaue Frau in den<br />
dunkelsten Schattierungen – und zwar lange bevor sie<br />
wirklich „groß“ ist. Etwa fünfzehn Jahre alt ist sie, als<br />
sie mit Yunus wegläuft und wenig später das erste Kind<br />
bekommt. Vielleicht ist sie auch etwas älter oder etwas<br />
jünger. So genau ist das nicht geklärt, weil den amtlichen<br />
Zahlen nicht zu trauen ist. Filiz‘ Vater machte sich<br />
nur alle paar Jahre auf den Weg zum Amt, um alle in<br />
der Zwischenzeit geborenen Kinder anzumelden. Filiz‘<br />
Lebensdaten sind nicht die tatsächlichen Lebensdaten,<br />
sondern Angaben von Männern, die keine weitere Bewandtnis<br />
für sie haben.<br />
Auch die Autorin interessiert sich nicht für die Daten<br />
und Fakten. Der Roman wird nicht davon getragen,<br />
sondern von Empathie und radikal subjektiver Wahr-<br />
Fotos: © Bernhard Schir<br />
20 mein/4
Blauschmuck<br />
nehmung. Deshalb ist er so wahr.<br />
Daten und Fakten bleibt Katharina<br />
Winkler dem Leser dennoch nicht<br />
schuldig. Zum Glück. Im Epilog liefert<br />
sie die Fakten nach, die nicht<br />
mehr in den Roman gehören. Der<br />
Roman endet mit der Erkenntnis<br />
Filiz‘, die sich halb ohnmächtig von<br />
ihrem Mann lossagt: „Du schlägst<br />
mich tot, aber du kommst mir nicht<br />
nahe.“ In dem Moment beginnt die<br />
Rettung und die Emanzipation der<br />
jungen Frau. Alles andere, die faktische<br />
Emanzipation, kann nur Folge<br />
der inneren Emanzipation sein,<br />
erklärt die Autorin. Die äußere<br />
Emanzipation wird deshalb nur kurz<br />
und knapp im Epilog abgehandelt.<br />
Filiz kommt für ein Vierteljahr ins<br />
Krankenhaus, sie wird von Yunus<br />
geschieden, lebt mit ihren Kindern<br />
in einem Frauenhaus und beginnt<br />
eine Ausbildung. Als Ruhe in der<br />
Familie einkehrt, erzählt sie Katharina<br />
Winkler ihre ganze Geschichte.<br />
Die Kinder sind groß geworden und<br />
haben sich beruflich sehr gut entwickelt.<br />
Filiz arbeitet als akademische<br />
Fachkraft für Sozialpsychiatrie in<br />
Österreich. Yunus lebt in der Türkei<br />
und hat wieder geheiratet. Seine<br />
drei Kinder tragen die gleichen<br />
Namen, wie seine Kinder aus erster<br />
Ehe. <br />
■<br />
Katharina Winkler<br />
Geboren 1979 in Wien. Sie studierte<br />
Germanistik und Theaterwissenschaften<br />
in Wien und kam nach dem<br />
Studium nach Berlin. Heute lebt sie<br />
in Prenzlauer Berg. Blauschmuck ist<br />
ihr erster Roman. Er wurde in fünf<br />
Sprachen übersetzt und unter anderem<br />
mit dem Mara-Cassens Preis<br />
für das beste deutschsprachige Debüt,<br />
sowie dem Prix du roman étranger<br />
für das beste fremdsprachige<br />
Debüt in Frankreich ausgezeichnet.<br />
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mein/4<br />
21
Die Eltern sind an<br />
allem schuld<br />
Wer auf der Schultoilette beim Telefonieren, Chatten oder Spielen erwischt wird,<br />
muss das Handy abgeben. Das trifft jeden mal. Man wird entdeckt oder verpetzt.<br />
An vielen Schulen dürfen die Kinder ihre Handys nach dem Unterricht nicht selbst<br />
aus dem Sekretariat abholen. Die Eltern müssen kommen. Natürlich zu den Öffnungszeiten.<br />
Am Freitag ist das Sekretariat ab 14:00 Uhr geschlossen.<br />
Franziska Hauser<br />
Nach Schulschluss, wenn ich wissen will, ob<br />
der Schulbus im Stau steht, ob das Kind direkt<br />
nach Hause kommt oder zu Freunden geht,<br />
ob es vom Basketball abgeholt werden muss<br />
oder nicht, fängt der Safe im Sekretariat an<br />
zu klingeln.<br />
Am Montag hole ich mir den strengen Blick<br />
der Sekretärin ab, während sie in der Kiste<br />
mit den abgenommenen Handys wühlt, auf<br />
denen Klebezettel mit den Namen der Kinder<br />
kleben. Im Durchschnitt seien es vier Handys<br />
pro Woche, sagt die Sekretärin einer großen<br />
Schule. Manche Lehrer seinen tolerant, andere<br />
nicht. Mit dem Handy gebe ich den strengen<br />
Blick aus dem Sekretariat an das Kind<br />
weiter. Ich darf auf mein Kind wütend sein.<br />
Die Schule nicht. Aber was ist, wenn ich mich<br />
auf die Seite des Kindes stelle, statt auf die<br />
der Schule? Was ist, wenn ich nicht auf das<br />
Kind sauer werden will, weil ich seinetwegen<br />
in die Schule muss, sondern lieber auf die<br />
Schule, weil ich mir am Freitag unnötige Sorgen<br />
gemacht habe? Ich bin nachsichtiger mit<br />
meinem Kind als die Lehrerin, bereit es gegen<br />
jede Ungerechtigkeit zu verteidigen und mich<br />
bei der Schulleitung über diese Maßnahme zu<br />
beschweren.<br />
Klagen von Eltern gegen Schulen, Beschwerdeattacken<br />
auf Lehrer und Erzieher nehmen<br />
zu. Noch nie hatten Lehrer und Erzieher so<br />
stark das Gefühl, unter den Erziehungsfehlern<br />
der Eltern leiden zu müssen. „Wer noch nie<br />
verklagt wurde, ist kein richtiger Lehrer“, sagt<br />
man schon unter den Lehramtsstudenten.<br />
Dass Eltern immer öfter das Gefühl haben,<br />
sich für ihre Kinder einsetzen zu müssen, obwohl<br />
die Schüler besser vor Bestrafung und<br />
Willkür geschützt sind als je zuvor, klingt paradox.<br />
Niemand wird geschlagen oder muss<br />
dem Gesicht zur Wand stehen. Kein Lehrer<br />
darf ein Schulkind zur Strafe aus dem Unterricht<br />
weisen, zum Hausmeister schicken, um<br />
Stühle zu reparieren oder den Hof zu fegen.<br />
Selbst die Abnahme des Smartphones wird<br />
heute von den Eltern als Verletzung der Würde<br />
angesehen, wie ein Präzedenzfall zu dem<br />
Thema zeigte, der von den klagenden Eltern<br />
verloren wurde. Wenn ein Kind zur Strafe in<br />
der Schule Toilettenpapier verteilen müsste,<br />
weil es den Unterricht gestört hat, erschiene<br />
das vielen Eltern als direkter Weg zum Versager,<br />
als erstes Anzeichen dafür, dass das Kind<br />
später unter der Brücke landen werde. Die<br />
Lehrer müssten integrieren und dafür sorgen,<br />
dass jeder an allem teilhaben könne. Bestrafen<br />
ist tabu.<br />
Trotz der kontinuierlichen Abschwächung der<br />
Möglichkeiten, Schüler für unerwünschtes Verhalten<br />
zu sanktionieren, wächst der Ärger mit<br />
den Eltern und auf Seiten der Lehrer wächst<br />
mitunter das Bedürfnis, statt der Kinder die<br />
Eltern zu erziehen.
Die Eltern sind an allem schuld<br />
Wenn Schüler im Unterricht mit dem Handy spielen,<br />
wenn sie sich vom Schulgelände stehlen, sich im Sportumkleideraum<br />
prügeln, im Unterricht essen oder gar<br />
Lehrer beschimpfen, dann werden die Eltern zum Gespräch<br />
gebeten. Und dann stehen die Eltern ratlos vor der<br />
unlösbaren Aufgabe, das Verhalten des Kindes während<br />
ihrer Abwesenheit unter Kontrolle zu bekommen. Denn<br />
verantwortlich für inakzeptables Verhalten von Schülern<br />
sind grundsätzlich die Eltern. Auch für den Druck, den<br />
die Schule den Kindern nicht machen sollte, sind scheinbar<br />
die Eltern verantwortlich. Konsequenzen dürfen Lehrer<br />
nur über die Eltern androhen. Gleichzeitig ist Elterninitiative<br />
gefragt wie nie. Mütter und Väter sollen nicht<br />
nur ihre eigenen Kinder unterstützen, sondern auch beim<br />
Kuchenbasar und beim Sportfest helfen, sich einbringen<br />
in die Organisation der Schule, an Elternvertreterversammlungen<br />
teilnehmen und notfalls beim Senat Druck<br />
machen, wenn Lehrer oder Gelder fehlen. Die Schulen<br />
brauchen das Engagement der Eltern.<br />
Aber die Intentionen der Eltern sind andere, als die der<br />
Schule. Lehrer sind daran interessiert, Eltern in die Schule<br />
zu holen, um in ihrer Arbeit und ihren Lehrmethoden<br />
unterstützt zu werden, während Eltern durch den gesellschaftlichen<br />
Erfolgsdruck eher an der Begünstigung ihres<br />
eigenen Kindes interessiert sind. Immer mehr Eltern<br />
haben das Gefühl, die Ausbildung ihrer Kinder immer<br />
detaillierter mitbestimmen zu müssen.<br />
Vor dem Klassenraum begegne ich nach dem Unterricht<br />
einer weinenden Mutter. Sie habe die Hausaufgabe falsch<br />
verstanden und ihr Sohn habe dafür eine schlechte Zensur<br />
bekommen. Die Lehrerin findet, dass der Junge aber<br />
hätte wissen müssen, wie es richtig ist, wenn er im Unterricht<br />
aufgepasst hätte. Das Argument der Mutter: „Aber<br />
er hat doch gedacht, er hätte es im Unterricht falsch verstanden.“<br />
Das Kind steht dazwischen, hat seine Mutter<br />
zum Weinen gebracht und dazu noch eine schlechte Zensur<br />
bekommen. „Die Eltern müssen lernen, den Kindern<br />
nicht bei den Hausaufgaben zu helfen“, sagt die Lehrerin.<br />
„Wie soll ich das sonst bewerten, wenn es die Eltern<br />
machen?“ Die Mutter findet es notwendig, das Kind zu<br />
unterstützen. „Er schafft das nicht alleine“, sagt sie.<br />
So ist die Aufforderung zu Elternengagement nicht gemeint.<br />
Aber Eltern, die das falsch verstanden haben, können<br />
nicht so einfach in die Schranken gewiesen werden.<br />
Man kann leicht aggressiv werden auf heulende Mütter.<br />
„Dass die das nicht peinlich findet, hier rumzuheulen“,<br />
sagt die Lehrerin später im Lehrerzimmer und lässt sich<br />
von ihren Kollegen bestätigen, dass es richtig war, nicht<br />
nachzugeben.<br />
„Die Arbeit ist okay, wenn nur die Eltern nicht wären“,<br />
sagen Lehrer und Erzieher in Schulen und Kindergärten.<br />
„Die Eltern sind das Schlimmste!“<br />
Beschwerden verhärten oft die Fronten – und zwischen<br />
den Fronten stehen die Schüler, vielleicht mit Charly<br />
Browns typisch trauriger Haltung: „Wir sollen in der Schule<br />
aufpassen, damit wir später einen von den guten Jobs<br />
bekommen und unsere Kinder an gute Schulen schicken<br />
können, damit sie später einen von den guten Jobs bekommen<br />
und so weiter.“<br />
Ein schlechter Lehrer, der ein klares Feindbild abgibt,<br />
kann damit möglicherweise den Klassenzusammenhalt<br />
stärken. Aber Lehrer wollen längst keine Feinde mehr<br />
sein, sondern versuchen, individuelle Lernmethoden zu<br />
finden und die Eigeninitiative der Schüler zu fördern. Sie<br />
haben weit mehr Aufgaben, als Wissen zu vermitteln und<br />
Leistungen zu bewerten.<br />
Nicht nur an sozialen Brennpunktschulen, an denen mehr<br />
als die Hälfte der Schüler von Zuzahlungen befreit sind,<br />
müssen Lehrer immer öfter auch als Sozialarbeiter fungieren.<br />
Ohne dafür ausgebildet zu sein, müssen sie Elterngespräche<br />
führen, mit dem Jugendamt zusammenarbeiten<br />
und erkennen, wo eine Kindeswohlgefährdung vorliegt,<br />
was üblicherweise Vernachlässigung bedeutet. Kindeswohlgefährdung<br />
durch Hyperprotektion an High Society<br />
Scharfe Sicht. Sicheres Fahren.<br />
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Die Eltern sind an allem schuld<br />
Schulen wird kaum thematisiert, weil die Helikoptereltern<br />
sich meist privat darum kümmern können, ihre verhaltensauffälligen<br />
Kinder therapieren zu lassen.<br />
Beim Elternabend wird abgestimmt, ob die Kinder im<br />
vierten Schuljahr Zensuren bekommen sollen. Eine Mutter,<br />
die sich besonders vehement dafür ausgesprochen hat,<br />
steht bei der ersten Fünf, die ihre Tochter nach Hause<br />
bringt, im Klassenraum, um sich über die harte Benotung<br />
zu beschweren. „Wenn es nach den Eltern ginge,<br />
dürften alle Kinder nur Einsen bekommen“, sagt die Lehrerin<br />
schulterzuckend.<br />
Ein Schüler der sechsten Klasse einer Berliner Schule<br />
wird im Unterricht von der Lehrerin zur Mitarbeit<br />
aufgefordert, woraufhin der Schüler sagt „Geh kacken!“<br />
Er bekommt einen Tadel. Die Mutter erscheint in der<br />
Schule und beschwert sich. Die Lehrerin würde dem<br />
Jungen die Zukunft verbauen. Das Argument der Lehrerin,<br />
das die Eltern dem Jungen die Zukunft eher damit<br />
verbauen, indem sie ihm nicht beibringen, dass ein<br />
solches Verhalten inakzeptabel ist, versteht sie nicht.<br />
Die Schulleiterin löscht den Eintrag aus der Akte, um<br />
die Mutter nicht zu verärgern. Tadel und Verwarnungen<br />
sind die letzten verbliebenen Instrumentarien, die<br />
Lehrern zu Verfügung stehen, da sich weniger die Kinder<br />
davon bestraft fühlen als die Eltern.<br />
Lehrer und Erzieher gelten wie Krankenhauspersonal<br />
als die „guten“ Menschen unserer Gesellschaft. Eltern<br />
müssen dankbar sein, dass jemand Lehrer werden will,<br />
obwohl die unaufhörlichen Einsparungen am Schulsystem<br />
inzwischen schon als Naturgesetz angesehen werden.<br />
Lehrer, Erzieher und Schulleiter sind immer stärker<br />
überlastet. Wenn es aber um den eigenen Nachwuchs<br />
geht, der nach der Schule in einen hart umkämpften<br />
Arbeitsmarkt entlassen wird, werden Unzulänglichkeiten<br />
nur schwer geduldet und dann kommt es tatsächlich<br />
vor, dass Eltern jede Zeugnisnote einzeln einklagen oder<br />
eine Schulleitung anzeigen, weil dem Sohn übers Wochenende<br />
das Handy abgenommen wurde, wodurch er<br />
sich in seiner Würde verletzt gefühlt haben soll. Schon<br />
auf dem Spielplatz haben sich die Eltern vermutlich neben<br />
die Schaukel gestellt, um dafür zu sorgen, dass ihr<br />
Kind auch mal an der Reihe ist. Denn die Möglichkeiten,<br />
ein Kind optimal zu fördern und zu unterstützen,<br />
sind in den deutschen Großstädten so gut wie unbegrenzt.<br />
Zwar kann theoretisch für jedes lernschwache<br />
Kind eine Lerntherapie beantragt werden, aber das ist<br />
ein aufwändiger Prozess, dem nur durchsetzungsfähige<br />
Eltern gewachsen sind. Eltern müssen dafür sorgen,<br />
dass ihre Kinder bekommen, was sie bekommen können,<br />
denn die beruflichen Erfolgschancen haben ihre<br />
Basis zum größten Teil im Elternhaus. Neuerungen<br />
und Veränderungen an Schulen werden zwar manchmal<br />
von Eltern initiiert und ergeben sich aus gehäuften<br />
Beschwerden, meist aber kommen sie vom Senat. Eine<br />
Reform ist noch nicht umgesetzt, da kommt schon die<br />
nächste. Die Lehrer können sich immer weniger der Unterrichtsvorbereitung<br />
und Wissensvermittlung widmen,<br />
denn sie sitzen in Arbeitsgruppen und schreiben Schulprogramme,<br />
Schulordnungen und schulinterne Curricula,<br />
die an immer neue Rahmenlehrpläne angepasst<br />
werden müssen.<br />
In dreißig Jahren wird man es den Schulkindern vermutlich<br />
als Groteske erzählen, dass ihren Eltern in der<br />
Schule das Handy abgenommen wurde. Es wird sich so<br />
absurd anhören wie für uns, dass es im neunzehnten<br />
Jahrhundert als schädlich galt, Romane zu lesen. Kinder<br />
und Jugendliche, die Romane lesen, würden sich nicht<br />
mehr in der Realität zurechtfinden und Psychosen bekommen,<br />
wurde damals gesagt.<br />
„Das ist schon möglich, dass es in dreißig Jahren als veraltete<br />
Erziehungsmaßnahme angesehen wird“, sagt die<br />
Sekretärin mit dem strengen Blick. „Aber so weit sind<br />
wir noch nicht. Im Moment hat ihr Kind gegen eine<br />
geltende Schulregel verstoßen.“ Die Sekretärin hat es<br />
satt, die Wut der Eltern abzubekommen, weil die Schule<br />
keine praktikable Lösung für das Handyproblem findet.<br />
Alle Handys morgens in ein Klassenschließfach zu<br />
stecken und nachmittags wieder auszugeben, stellt ein<br />
Umfrageergebnis<br />
15 Schulleitungen Berliner Gymnasien haben geantwortet (ohne Befragung der Schüler):<br />
Dürfen Handys mitgenommen werden? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Ja 0 Nein<br />
Können Handys im Unterricht nützlich sein? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Ja 0 Nein<br />
Werden abgenommene Handys nach dem Unterricht an die Schüler zurückgegeben? . . . . . . . . . . 10 Ja 5 Nein<br />
Nur an die Eltern? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Ja 12 Nein<br />
In den ersten drei Tagen nach Abnahme nur an die Eltern, danach an die Schüler? . . . . . . . . . . . . . . 1 Ja 14 Nein<br />
Beim zweiten Mal an die Eltern? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 Ja 14 Nein<br />
Stellen Handys oft ein Problem dar? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 0 Ja 15 Nein<br />
Stellen Handy nur selten ein Problem dar? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Ja<br />
Stellen Handy nie ein Problem dar? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 Ja<br />
24 mein/4
Die Eltern sind an allem schuld<br />
Versicherungsproblem dar. Kinder müssen den maßvollen<br />
Umgang mit ihren Smartphones lernen. Aber womit<br />
wir nicht umzugehen gelernt haben, darin können<br />
wir unsere Kinder nicht schulen. Um Oberwasser zu<br />
behalten, bleibt nur die Reglementierung. Was Kinderpsychologen<br />
in solchen Fällen raten, ist, die Vorbildrolle<br />
versuchsweise umzudrehen und die Kinder zu<br />
fragen, wie sie es selbst für richtig hielten.<br />
Aber bei der Abstimmung, ob die Kinder ihre Handys<br />
selbst abholen dürfen, ist an der Berliner Gemeinschaftsschule<br />
die Mehrheit der siebenten bis neunten<br />
Klassen dagegen. Das Argument: „Sonst würden wir<br />
ständig unser Handy herausholen, weil wir wissen, dass<br />
wir es nach der Schule wiederkriegen.“ Die meisten<br />
halten also unsere Reglementierungen für richtig und<br />
fordern sie sogar ein. Sie wissen, solange es möglich<br />
ist, Handys heimlich zu benutzen, werden sie es tun.<br />
Aber auch das, was heute als unmenschlich gilt, beispielsweise<br />
Kinder in den Karzer zu sperren oder mit<br />
dem Stock zu schlagen, haben die Schüler damals<br />
mehrheitlich für notwendig und gerecht gehalten.<br />
Lehrer und Eltern vereinten sich zum scheinbar unentbehrlichen<br />
Feindbild. Heute werden Kinderkonflikte<br />
oft schon gelöst, bevor sie zu Prügeleien werden,<br />
bevor jemand weint oder sich auf dem Klo versteckt,<br />
bevor jemand bestraft werden muss. Kinder lernen zu<br />
erkennen, dass beide Seiten Recht haben können. Sie<br />
können lernen, einander zu verstehen – und manchmal<br />
funktioniert das zwischen Kindern sogar besser<br />
als zwischen Eltern und Lehrern.<br />
Aber Kinder brauchen offenbar auch Konflikte, um sich<br />
zu entwickeln, brauchen die klaren Regeln von Lehrern<br />
und Eltern, um sie zu brechen, brauchen Feindbilder,<br />
um sich selbst kennenzulernen. Die Feinde zeigen sich<br />
allerdings oft nur noch in virtueller Form. Auseinandersetzungen<br />
finden seltener von Angesicht zu Angesicht<br />
statt, weil wir mit großem Aufwand Konfliktprävention<br />
betreiben. Auseinandersetzungen werden eher<br />
virtuell geführt, in Form von Kampfspielen oder beim<br />
Mobbing über soziale Netzwerke. Die direkten Konflikte<br />
übernehmen wir für unsere Kinder, tragen sie<br />
mit den Lehrern aus, in der Absicht unsere Kinder zu<br />
beschützen.<br />
Aber Kinder wollen, dass Eltern und Lehrer sich einig<br />
sind über die Erziehungsmaßnahmen. Stattdessen<br />
müssen sie dabei zusehen, wie Eltern Lehrer verklagen,<br />
wie Eltern versuchen, mit dem Rauchen aufzuhören,<br />
abzunehmen, sich Pflichten auferlegen, um zu funktionieren,<br />
oder sich trennen, obwohl sie es nicht vorhatten.<br />
Unabhängig davon, ob Kinder uns folgen oder nicht,<br />
sie hätten es trotzdem gerne, wenn wir wüssten was<br />
zu tun ist.<br />
■<br />
Mittagstisch<br />
Oktoberfest<br />
Live Musik<br />
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Brunch/Kinderbrunch<br />
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mein/4<br />
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25
Gelassenheit, Fachleute, Kompetenz<br />
Es ist für jeden Radfahrer und jede Radfahrerin ein Segen, einen Fahrradladen des Vertrauens zu<br />
haben – am besten sogar ganz nah im Wohnbezirk. Wir geben Tipps, woran Sie ein gutes Fahrradgeschäft<br />
erkennen können, und listen knapp zwei Dutzend Läden in Prenzlauer Berg auf.<br />
Henry Steinhau<br />
Egal, ob man ein Zweirad kauft oder es bei Wartung<br />
und Reparatur belässt, ob man „nur“ Ersatzteile oder<br />
Zubehör benötigt oder ob man auch auf gepflegte<br />
Fachsimpelei und „Velosophie“ steht: Bei einem Fahrradgeschäft<br />
zählt unterm Strich, dass das Geschäft<br />
erstens gut aufgestellt, zweitens verlässlich ist – und<br />
dass man drittens mit dem Personal gut kann.<br />
Prenzlauer Berg hat, im stadtweiten Vergleich betrachtet,<br />
eine hohe Dichte an Fahrradläden. Die<br />
etwa zwei Dutzend Fachgeschäfte decken, ausgehend<br />
von ihren Profilen und Positionierungen, eine<br />
große Bandbreite an Leistungen, Größen und Spezialisierungen<br />
ab – letzteres beispielsweise zu Lasten-,<br />
Falt- oder Elektro-Rädern (siehe dazu die Liste auf<br />
den nachfolgenden/nebenstehenden Seiten). Die allermeisten<br />
verfügen über eine eigene Werkstatt, viele<br />
verleihen auch Räder, bei einigen gibt es auch Bekleidung<br />
oder erweiterte Beratungsdienste, etwa zur<br />
Sitz- Ergonomie oder zu Versicherungsfragen.<br />
Was macht einen guten Fahrradladen aus?<br />
Zunächst einmal sollte ein Fahrradladen „gut sortiert“<br />
sein, was sowohl Produkte als auch Ersatz- und Zubehörteile<br />
betrifft. Doch Vorsicht, in beiden Fällen<br />
lauern potenzielle Missverständnisse: So sehr man als<br />
Kunde eine große „Auswahl“ an kompletten Rädern<br />
aller Arten schätzt – gerade die mittelgroßen und<br />
kleinen Kiezgeschäfte haben wenig Platz und müssen<br />
aus dem meist großen Angebot genau auswählen, was<br />
sie bei sich hinstellen. Sie können unmöglich alles<br />
da haben, was es gibt. Ihre Auswahl sollte auf die<br />
von ihnen anvisierte Kundschaft zugeschnitten sein,<br />
damit Erstberatung und selbstverständliche Probefahrten<br />
allen Beteiligten Erkenntnisse über Wünsche,<br />
Bedürfnisse und Möglichkeiten bringen. Doch wenn<br />
dann etwas nicht „zum Mitnehmen“ vorhanden ist?<br />
– Dann kann es bestellt werden – ein paar Tage auf<br />
die Lieferung eines passenden Rads zu warten ist allemal<br />
besser als Kompromisslösungen, die sich rächen<br />
können.<br />
Gelassenheit statt Mitnahmedrang macht sich bei<br />
Ersatzteilen und Zubehör ebenso gut – auch hier<br />
können selbst gute Händler nicht immer alles vorrätig<br />
halten, was sie vielleicht wollen oder vermeintlich<br />
„müssten“. Doch ähnlich wie bei kleinen Vor-Ort-<br />
Buchhandlungen zeichnen sich gute Fahrradläden<br />
26 mein/4
Fahrradwerkstatt<br />
dadurch aus, dass sie wissen, wo wie was bestellen<br />
können, damit es zeitnah und verlässlich eintrifft –<br />
die Logistik von Zwischenhändlern der Zweiradbranche<br />
ist dafür in der Regel fit genug. Und im übrigen<br />
haben auch die riesigen Fahrradsupermärkte längst<br />
nicht immer alles vorrätig.<br />
Wie alle Kiezläden leben auch gute Fahrradgeschäfte<br />
von der Nähe und von einem Personal, dass seine<br />
Kunden als Nachbarn sieht und kennt. Gewiss sollte<br />
die Ladencrew vor allem kompetent, zugewandt und<br />
freundlich sein. Die Verkäuferinnen und Verkäufer<br />
sollten einem für das Normalo-Stadtrad keine unnötig<br />
teuren „Profi“-Ketten aufschwatzen und keine<br />
Restbestände an hässlichen Drahtkörben schönreden.<br />
Kunden wollen auch dann gut beraten werden, wenn<br />
sie gerade kein neues E-Bike für zweieinhalbtausend<br />
Euro brauchen, sondern einfach nur einen bequemeren<br />
Sattel.<br />
In hippen Bike-Shops oder von regelrecht Fahrradverrückten<br />
Bike-Nerds betriebenen Stores herrscht<br />
mitunter eine charmante Atmosphäre, mit viel Accessoires,<br />
Liebe zum Detail und vielleicht auch gutem<br />
Kaffee aus der Maschine, deren Chrom so edel blinkt<br />
wie Rahmen und Schaltungen an Liebhaber-Rädern,<br />
die lässig im Laden verteilt sind. Doch auch bei den<br />
coolsten Enthusiasten muss für die Kunden unterm<br />
Strich das Tagesgeschäft funktionieren, also Mäntel,<br />
Schläuche und Lenkergriffe da haben, Plattfüße,<br />
muckernde Lichtanlagen, klappernde Schutzbleche<br />
oder die Acht in der Felge reparieren – und zwar gut,<br />
verlässlich und flott.<br />
Ein gut geölter Werkstatt-Service ist der<br />
Lackmustest<br />
Hier sollten Fachkräfte und Routiniers am Werk sein,<br />
die nicht vor sich hin murksen und im Blaumann<br />
rummuffeln, sondern kommunizieren – auch mit<br />
den Kunden. Glauben Sie’s, das geht! Die Service-<br />
Werkstatt des Vertrauens ist stets gut besetzt, macht<br />
klare und vor allem verlässliche Ansagen. Zu so einem<br />
Team kommen die Kunden in aller Regel gerne<br />
wieder. Empfehlenswert ist zudem, wer bei kniffligen<br />
Aufgaben, etwa mit Schaltungen oder Kindersitzen,<br />
konstruktive Lösungen anbietet.<br />
Für einen aufmerksamen, kundenorientierten Fahrradservice<br />
spricht, wenn die Geschäfte Inspektionen<br />
anbieten, sowohl zum Herbst/Winter hin als auch im<br />
Frühjahr, wenn viele ihren Drahtesel aus dem Winterschlaf<br />
erwecken. Ein aufmerksamer Kiez-Radhändler<br />
erinnert seine Kunden daran, dass nicht nur Bremsklötze<br />
sondern auch Zahnräder (Kettenblätter und<br />
„Ritzel“) sowie Ketten verschleißen und regelmäßig<br />
ersetzt werden müssen.<br />
Ein weiteres Bewertungskriterium sind auch kleine<br />
Serviceleistungen wie der Pressluftschlauch vor der<br />
Tür beziehungsweise ausleihbare Luftpumpen oder<br />
Werkzeugsets, wenn man vor der Tür selber Hand<br />
anlagen will. Übrigens: kurioserweise mangelt es ausgerechnet<br />
vielen Fahrradläden an ausreichend Fahrradständern<br />
vor der Tür, das könnte sich als Ausstattungsmerkmal<br />
positiv auf die Gesamtbewertung des<br />
Ladens auswirken. Und wenn man an E-Bikes denkt,<br />
die regelmäßig frische/volle Akkus benötigen, könnte<br />
ein Händler mit Austauschakkus, Ladestationen oder<br />
ähnlichem punkten.<br />
Nicht zuletzt sollten die Ladenräume aufgeräumt<br />
und gut in Schuss sein. Die Gerüche nach Öl, Stahl<br />
und Gummi lassen sich schwer vermeiden, Unordnung<br />
und Dreck hingegen schon. Kreatives Chaos<br />
mag manche inspirieren – Kunden sehen das anders.<br />
Eine einsehbare, offene Werkstatt? Kann Vertrauen<br />
schaffen, warum also nicht?!<br />
Die Chemie muss stimmen<br />
Doch genau wie bei Frisören, Biomärkten oder<br />
Sportstudios gibt es bei Fahrradläden natürlich<br />
so’ne und solche. Hier spielt ganz<br />
genauso das Vertrauen eine<br />
große Rolle.<br />
Checkliste:<br />
Das macht einen guten Fahrradladen aus<br />
• Gut sortiertes Angebot an<br />
Produkten, Zubehör, Ersatzteilen<br />
• Versierter, verlässlicher, ehrlicher<br />
Bestellservice<br />
• Kompetente, zugewandte, nicht<br />
belehrende Beratung<br />
• Gelassenheit, Fachwissen, keine<br />
Aufschwatzmentalität<br />
• Gut besetzte, kommunikationsfreudige<br />
und verlässliche Werkstatt<br />
• Nützlicher Service vor Ort: Luft,<br />
Leihwerkzeug, Abstellplätze<br />
• Aufgeräumter Laden<br />
mein/4<br />
27
Man muss das Gefühl haben, dass das Team „in Ordnung“<br />
ist oder die Schrauber „das schon ganz OK“<br />
machen werden. Anders gesagt: Die Chemie muss<br />
stimmen.<br />
Bis man den passenden Zweiradspezialisten für sich<br />
entdeckt, braucht es vermutlich ein paar Anläufe. Bei<br />
den einen wird man zu oft von oben herab behandelt<br />
oder regelrecht bloßgestellt, nur weil man etwa die<br />
kryptischen Maßzahlen nicht kennt, die da kaum<br />
leserlich auf dem schwarzen Gummireifen stehen –<br />
die der Kenner zudem „Mantel“ oder „Decke“ nennt.<br />
Aber welcher Kunde will schon wie ein dummer Junge<br />
dastehen?<br />
Andere Verkäufer reagieren übellaunig, wenn man<br />
schon wieder nur mit ‚nem Platten oder mit kaputtem<br />
Licht ankommt. Und manche wirken desinteressiert,<br />
wenn man ihre Leidenschaft für stählerne Vintage-<br />
Bikes oder exotische Bambus-Rahmen nicht teilt,<br />
sondern einfach nur banale Bremsklötze will. Andere<br />
sind gereizt, wenn man stundenlang schrille Kinder-<br />
Klingeln ausprobiert. (OK, das kann – womöglich<br />
kurz vor Feierabend – den Verkäufernerv schon mal<br />
strapazieren). Alles menschlich, doch schade. Aber,<br />
nicht verzagen, sondern mit positiver Grundhaltung<br />
einfach zum nächsten der vielen Geschäfte im Bezirk<br />
gehen und so den richtigen Partner für die vertrauensvolle<br />
Zweiradbetreuung finden. Anlässe ergeben<br />
sich früher oder später von alleine, jedes Rad braucht<br />
mal Zuwendung. Und dann lässt man das eben mal<br />
die Fachfrau oder den Fachmann machen. Je geduldiger,<br />
unaufgeregter, zugewandter beide sind, desto<br />
eher findet man aneinander Gefallen. („Diesmal<br />
könnte es werden“, denkt dann ihr Rad und seufzt<br />
erleichtert.)<br />
Frühjahrs-Check<br />
Der Frühling ist ein klassischer Zeitpunkt für einen<br />
Rundumcheck: laufen alle „Lager“ geschmeidig?<br />
Funktionieren Licht und Bremsen und Antrieb? Ist<br />
die Kette straff? Sind womöglich die Zähne des Kettenblattes<br />
schon spitz wie bei Haifischen? Haben die<br />
Reifen noch genügend Profil für nassen Untergrund?<br />
Am besten gar nicht lange warten, sondern fest vornehmen.<br />
Der Fahrradhändler Ihres Vertrauens freut<br />
sich gewiss schon auf Sie und Ihr Rad! <br />
■<br />
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mein/4
Fahrradwerkstatt<br />
Die Faszination E-Bike<br />
Der E-Bike-Markt boomt und ein Ende<br />
des Wachstums ist noch lange nicht in<br />
Sicht! Immer mehr Menschen setzen<br />
auf das E-Bike als Fortbewegungsmittel<br />
und vermehrt entdecken auch jüngere<br />
Radfahrer das Elektrofahrrad für<br />
sich.<br />
Vor ein paar Jahren noch auf eine kleine<br />
Zielgruppe begrenzt, hat sich das E-Bike<br />
zu einem Lifestyle-Produkt für jede Altersgruppe entwickelt, das nicht nur viel Spaß macht,<br />
sondern auch die Gesundheit fördert und die Umwelt schont.<br />
Wurden im Jahr 2009 etwas mehr als 100.000 E-Bikes in Deutschland verkauft, so waren es im<br />
vergangenen Jahr bereits über 650.000 verkaufte Elektroräder. Bereits im Jahr 2020 soll jedes<br />
zweite verkaufte Fahrrad ein E-Bike sein und schon heute tragen die über drei Millionen E-Bike-<br />
Fahrer in Deutschland so zu einem Wandel der Mobilität bei.<br />
Aber warum ist das E-Bike eigentlich so beliebt und warum steigen immer mehr Menschen um?<br />
Es gibt viele Gründe, die für das E-Bike sprechen, und alle Vorteile aufzuzählen, ist kaum möglich.<br />
Für den einen sind es die spürbare Krafteinsparung, die Geschwindigkeit und die Möglichkeit,<br />
auch lange Distanzen zurückzulegen. Für den anderen ist es die deutliche Kosten- und<br />
Abgasersparnis sowie eine umwelt- und klimafreundliche Alternative zum Auto.<br />
Hier ein paar interessante Fakten über das E-Bike-Fahren, die so vielleicht noch nicht<br />
bekannt waren:*<br />
• ca. 2/3 mehr Nutzung: E-Biker fahren länger und häufiger als mit einem „normalen“ Rad.<br />
Somit sind sie aktiver, verbrennen mehr Kalorien, verbessern ihre Ausdauer und bauen Stress<br />
spürbar ab<br />
• Senkung der Mobilitätskosten um 25 % pro Jahr: Anschaffungskosten eines E-Bikes sind<br />
höher als bei einem Fahrrad ohne E-Antrieb, aber durch Änderung der Mobilität und Verzicht<br />
auf das Auto sinken die Kosten<br />
• Senkung des Risikos für Herzerkrankungen, Diabetes und Fettleibigkeit um 50 %: Schon<br />
30 min Fahrrad- oder E-Bike fahren täglich können das Krankheitsrisiko erheblich verringern<br />
• 10 min schneller am Ziel: Über die Hälfte aller Autofahrten sind kürzer als 5 km. Auf innerstädtischen<br />
Kurzstrecken ist man mit einem E-Bike deutlich schneller am Ziel als mit<br />
dem Auto<br />
• 1 % der Energiekosten eines Autos: Ein E-Bike benötigt nur 20 Cent Stromkosten pro 100 km<br />
• 2,2 Tonnen weniger CO 2<br />
-Ausstoß pro Person/Jahr bei einem Arbeitsweg von 5 km zurückgelegt<br />
mit E-Bike<br />
• Einsparung von 14 Milliarden Autokilometern und 3 Millionen Tonnen CO 2<br />
bei einer<br />
Steigerung des Radverkehrs in Deutschland um 10 %<br />
Die Faszination E-Bike lässt sich schwer beschreiben und man muss das einmalige Fahrgefühl<br />
mit „eingebauten Rückenwind“ einfach selbst erleben. Eine große Auswahl an Top Marken von<br />
E-Bikes findet man z.B. bei Little John Bikes – von City- bis zu Sporträdern.<br />
■<br />
Weitere Informationen auf www.e-bike.cc<br />
*Alle Angaben ohne Gewähr<br />
mein/4<br />
29
Fahrradwerkstatt<br />
Fahrradgeschäfte Prenzlauer Berg<br />
Anbieter Standort/Adresse PLZ/Ort Telefonnummer<br />
BOXBIKE Faltrad Shop Prenzlauer Allee 206 10405 Berlin 60 98 18 61<br />
Familien-Rad Prenzlauer Allee 216 10405 Berlin 28 42 72 97<br />
Ostrad Fahrrad Winsstraße 48 10405 Berlin 44 34 13 93<br />
Rad der Stadt Fahrräder GmbH Prenzlauer Allee 50 10405 Berlin 66 40 19 60<br />
Troschke Peter Prenzlauer Allee 193 10405 Berlin 44 05 84 65<br />
Bötzowrad Berlin Pasteurstraße 31 10407 Berlin 77 90 09 40<br />
Der Fahrrad Konsum Danziger Straße 132 10407 Berlin 77 90 05 93<br />
Fahrrad Görke Cotheniusstraße 8 10407 Berlin 423 55 00<br />
fahrradkoppel Hufelandstraße 7 10407 Berlin 607 89 89<br />
Little John Bikes Berlin Prenzlauer Allee 177A 10409 Berlin 46 79 68 10<br />
duundich – alles rund um’s Rad<br />
Sachte GmbH Fahrradladen<br />
Erich-Weinert-Straße 150 10409 Berlin 70 24 59 20<br />
Fahrrad Linke Kastanienallee 10 10435 Berlin 449 26 51<br />
Fahrrad Garage Schliemannstraße 4 10437 Berlin 442 16 65<br />
Fahrrad-Legard Gleimstraße 37 10437 Berlin 449 38 08<br />
Fahrradladen RSG Lychener Straße 39 10437 Berlin 40 57 49 11<br />
StadtRad Pappelallee 43 10437 Berlin 54 49 03 20<br />
The Bike Store Kocmo Trading Schönhauser Allee 134 10437 Berlin 40 05 38 57<br />
Wheels of steel Stargarder Straße 55 a 10437 Berlin 44 05 38 00<br />
2Wheelz Der Fahrradladen Bornholmer Straße 93 10439 Berlin 41 72 31 02<br />
Fahrradladen Prenzrad Rodenbergstraße 4 10439 Berlin 445 94 15<br />
Fahrradschmiede Erich-Weinert-Straße 84 10439 Berlin 44 03 96 96<br />
30 mein/4
Werkstatt<br />
Leihräder<br />
Öffnungszeiten Anmerkungen URL<br />
Nein<br />
Ja<br />
(Falträder)<br />
Di bis Fr: 12 - 19 Uhr<br />
Sa: 11 - 16 Uhr<br />
Nur Falträder<br />
boxbike.de<br />
Ja<br />
Nein<br />
Mo bis Fr: 10-19 Uhr<br />
Sa: 10-18 Uhr<br />
familien-rad.de<br />
Ja<br />
Nein<br />
Mo bis Fr: 9-19 Uhr<br />
Sa: 10-15 Uhr<br />
ostrad.de<br />
Ja<br />
Nein<br />
Mo bis Fr: 10-20 Uhr<br />
Sa: 10-16 Uhr<br />
Schlauchautomat<br />
radderstadt.de<br />
Nein<br />
Ja<br />
Ja<br />
Di bis Fr: 12 - 19 Uhr<br />
Sa: 10 - 16 Uhr<br />
Drucklufttankstelle<br />
boetzowrad.de<br />
Nein<br />
fahrradkonsum-berlin.de<br />
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Ja<br />
Mo bis Fr: 10-20 Uhr<br />
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Mo bis Fr: 10-19 Uhr<br />
Sa: 10-16 Uhr<br />
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Mo bis Fr: 10-19 Uhr<br />
Sa: 11-14 Uhr<br />
fahrrad-linke.de<br />
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Ja<br />
Nein<br />
Mo: 13-19 Uhr<br />
Di-Fr: 10-19 Uhr<br />
Sa: 10-14 Uhr<br />
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Ja<br />
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Ja Ja Mo bis Fr: 10:30-18 Uhr 2wheelz.info<br />
Ja<br />
Nein<br />
Mo: 10-18:30 Uhr<br />
Di: geschlossen<br />
Mi bis Fr: 10-18:30 Uhr<br />
prenzrad.de<br />
Ja<br />
berliner-fahrradschmiede.de<br />
mein/4<br />
31
Rubrik<br />
Kaffee.<br />
Sonst nichts.<br />
Bei Friedl gibt es Kaffee und Kekse. Mehr<br />
nicht. Kein Frühstück, kein W-Lan, kein<br />
Vi-taminwasser, kein Haselnuss-Sirup. Und nur<br />
einen Tisch. Die Kaffeerösterei in der Pappelallee<br />
besticht durch Minimalismus und eine<br />
Konzentration auf Kaffee. Und Qualität.<br />
Carola Dorner<br />
Alles dreht sich um Kaffee. Nicht um irgendwelchen<br />
Kaffee, sondern um feinsten, selbst gerösteten<br />
Bio-Kaffee. Sieben verschiedene Sorten<br />
sind heute im Ausschank und wer möchte, wird<br />
beraten, bis er genau den richtigen Kaffee in der<br />
Tasse, im Mitnehmbecher oder in der Tasche<br />
hat. Kaffee wird bei Friedl nicht nur tassenweise,<br />
sondern auch tütenweise verkauft. Als ganze<br />
Bohne, fein gemahlen für Filter, Herdkännchen<br />
oder Hochdruck oder grob gemahlen für die<br />
Stempelkanne. Welcher Kaffee unter den vielen<br />
Sorten für den jeweiligen Kunden der Richtige<br />
ist und wie er am besten getrunken wird, all das<br />
bekommt Barbara im Gespräch heraus – der<br />
eine mag es herber, der andere feiner oder leicht<br />
schokoladig. Manche Kunden kaufen und trinken<br />
jahrelang äthiopischen Kaffee, andere probieren<br />
sich durch das Angebot. Fast alle kommen<br />
wieder. Friedl ist ein typischer Kiezladen.<br />
Die meisten Kunden wohnen um die Ecke, sie<br />
trinken einen Cappuccino am einzigen großen<br />
Tisch im Raum und nehmen sich vielleicht eine<br />
250-Gramm-Packung Dark Blend für Zuhause<br />
mit. Ein Café, in dem die Gäste stundenlang<br />
sitzen, arbeiten und nebenher einen Latte<br />
Macchiato trinken, ist Friedl nicht. Und will es<br />
auch erklärtermaßen nicht sein. Gemütlich ist<br />
es trotzdem. Viele Kunden setzen sich mit ihrer<br />
Tasse hin, essen einen Keks dazu und unterhalten<br />
sich über Kaffee. Denn darum soll es gehen<br />
in der Rösterei.<br />
32 mein/4
Rubrik<br />
Der Röster macht den Unterschied<br />
Früher war das anders. Da betrieben Barbara<br />
Scheiner und Sascha Friedl noch ein klassisches<br />
Café im Winskiez. Es war gemütlich wie ein<br />
Wohnzimmer und die Gäste frühstückten stundenlang.<br />
Dann kam ein neuer Mietvertrag und<br />
das erste Kind, das erste Café-Kapitel im Leben<br />
von Barbara und Sascha wurde geschlossen<br />
und das nächste angedacht. Schon damals war<br />
ihnen die Qualität wichtig. Sie bezogen ihren<br />
Kaffee aus einer kleinen Rösterei im Kiez. Privat<br />
aber röstete Sascha schon immer gerne selbst<br />
lange, bevor ein eigener Röster angeschafft wurde.<br />
Sascha röstete auf dem Backblech und in<br />
einer Popcornmaschine, probierte aus, was genau<br />
wann mit den Kaffeebohnen passiert, und<br />
welchen Unterschied Röstnuancen geschmacklich<br />
machen. Kaffee hat mit Leidenschaft zu tun,<br />
erzählt Barbara, und mit Tüftelei.<br />
So tüftelten die beiden an einem neuen Konzept.<br />
Aus ihrem ersten Café wollten sie nur zwei<br />
Dinge mitnehmen: die selbstgebackenen Kekse<br />
und den Bio-Kaffee. Sie suchten den geeigneten<br />
Ort, wurden in Prenzlauer Berg fündig und<br />
sie machten den eigenen Röster zum Herzstück<br />
ihres Unternehmens. Denn am Ende – das hatten<br />
sie inzwischen herausgefunden – ist es der<br />
Röstvorgang, der darüber entscheidet, ob das<br />
Getränk bitter, stark, rund oder irgendwie egal<br />
ist. Natürlich ist auch die Bohne essentiell. Aber<br />
jede Bohne kann zu schnell, zu heiß, zu lange<br />
oder zu kurz geröstet werden. Dann wird das<br />
Getränk fade oder bitter oder verursacht sogar<br />
Magenschmerzen. Wird die Bohne vorsichtig geröstet,<br />
dann kommen die Aromen zur Geltung.<br />
Kaffee soll schließlich nicht nur wach machen,<br />
sondern ein Genussmoment sein. Der erste und<br />
damit manchmal wichtigste Genussmoment des<br />
Tages.<br />
Fotos: © Johannes Kropf<br />
Der große Unterschied<br />
Vielleicht ist das der größte Unterschied zwischen<br />
dem Kaffee, der bei Friedl in der Tasse<br />
oder Tüte landet, und dem Kaffee, der in Supermärkten<br />
verkauft wird.<br />
mein/4<br />
33
Kaffee Friedl<br />
Foto: © Jens Schünemann<br />
Friedl<br />
Rösterei & Kekse<br />
Pappelallee 35<br />
10437 Berlin<br />
030 48625621<br />
info@friedlkaffee.de<br />
Öffnungszeiten:<br />
Di–Fr 11–18 Uhr<br />
Sa 11–16 Uhr<br />
So/Mo geschlossen<br />
Viele Firmen verwenden billige Bohnen und rösten<br />
sehr kurz und sehr heiß. Welche Mischung hinter<br />
dem Getränk steckt, ist danach praktisch nicht mehr<br />
nachvollziehbar. Deshalb schmeckt der Kaffee auch<br />
immer gleich, unabhängig davon, ob es eine Missernte<br />
gab oder nicht. Meistens schmeckt das Getränk<br />
eben irgendwie nach Kaffee.<br />
Bei Friedl kommen die Bohnen aus nachhaltigem<br />
Bio-Anbau. Das bedeutet nicht nur, dass der Kaffee<br />
besser schmeckt, sondern auch, dass es beim Handel<br />
fair zugeht. Kaffeebauern und Erntearbeiter kommen<br />
nicht mit Pestiziden in Berührung und verdienen<br />
besser an ihrem Produkt. Zwar bezieht Friedl seine<br />
Bohnen nicht direkt vom Bauern, sondern über einen<br />
Hamburger Großhändler, Barbara und Sascha wissen<br />
aber sehr genau, woher ihr Kaffee stammt und wie er<br />
angebaut wird. Noch besser wissen sie, was danach<br />
passiert. Siebzehn Minuten dauert ein Röstvorgang<br />
in ihrer kleinen Rösterei und ist damit etwa neun<br />
Mal so lang wie das Rösten der Kaffeebohnen aus<br />
dem Supermarktregal. Zudem kann hier jeder Kaffee<br />
eine Extrabehandlung bekommen. Der Unterschied<br />
wird vor allem bei den sortenreinen Kaffeebohnen<br />
deutlich. Der Kaffee aus Äthiopien schmeckt ganz<br />
anders als der Kaffee aus Brasilien oder Kenia – uns<br />
natürlich anders als die drei Blends, die Mischungen,<br />
die angeboten werden. Wer sich auf Kaffee wirklich<br />
einlassen will, schmeckt den Unterschied. Die Kunden<br />
von Friedl wollen das.<br />
li. Barbara Scheiner<br />
re. Sascha Friedl<br />
34 mein/4
Dr. med. Reinhard Hannen<br />
Dr. med. Christian F. Stoll<br />
Um guten Kaffee von mittelmäßigem Kaffee zu<br />
unterscheiden, braucht man Leidenschaft und<br />
Geduld, erzählt Barbara. Das ist nicht anders<br />
als bei Wein. Deshalb verwundert es auch nicht,<br />
dass neue Kunden, die vor der Ausschanktafel<br />
stehen erst einmal ratlos sind. Die Ratlosigkeit<br />
wird ihnen schnell genommen. Barbara fragt sich<br />
durch, bis sie weiß, in welche Richtung es gehen<br />
soll. Wenig später wissen die Kunden selbst,<br />
wo die feinen Unterschiede liegen. Sie kommen<br />
wieder, sie probieren sich durch, sie nehmen den<br />
Kaffee mit nach Hause. Viele Kaffeetrinker entwickeln<br />
sich von Laufkunden zu Stammkunden,<br />
die meisten wohnen um die Ecke und lernen hier<br />
ihre Nachbarn kennen. Kaffee verbindet, guter<br />
Kaffee noch mehr. Bei Friedl sind über Kaffee-<br />
Gespräche schon Freundschaften entstanden.<br />
Und die ein oder andere Leidenschaft für das<br />
Lieblingsgetränk am Morgen. Weil es eben doch<br />
einen Unterschied macht, welchen Kaffee wir<br />
trinken.<br />
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35
Rubrik<br />
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36<br />
mein/4
Klischee<br />
Rubrik<br />
Fasching ist gerade geschafft und schon wieder steht ein saisonales Großevent vor der Tür: Ostern.<br />
Ich habe nichts gegen all diese netten kleinen Unterbrechungen des Alltagseinerleis. Im<br />
Gegenteil. Nur eines finde ich zunehmend schwierig: Wer hier etwas auf sich hält, muss ständig<br />
alles Selbermachen. Fast alles.<br />
Carola Dorner<br />
Kaufen oder selber machen? Das ist die Frage, die<br />
über all den Anlässen schwebt und einen leichten<br />
Druck aufbaut. Denn freilich gibt es nur eine richtige<br />
Antwort. Nehmen wir zum Beispiel das Faschingskostüm.<br />
Der Traum aller Eltern und Kinder wäre doch<br />
eine Verkleidungskiste mit all dem Kram, der wild<br />
durcheinander kombiniert jedes Jahr ein neues Kostüm<br />
ergibt.<br />
Früher war das so. Ich hatte zum Beispiel mal ein<br />
Indianer-Kostüm aus Sack-Stoff. Das war hübsch,<br />
es kratzte ein bisschen und es war unendlich wandelbar.<br />
Da steckten mindestens noch Räuber-, Vogelscheuche-<br />
oder Mumienkostüme drin. Alles mit<br />
ein bisschen Humor selbstgemacht und sympathisch<br />
unperfekt. Kaufkostüme gab es praktisch nicht und<br />
wenn, dann waren sie ultrakitschig. Trotzdem war das<br />
Selbermachen irgendwie anderes als heute.<br />
Mein Indianer-Kostüm von damals gibt es bestimmt<br />
noch irgendwo. Trotzdem könnte ich es nicht mehr<br />
ausgraben. Indianer-Kostüme sind so was von nicht<br />
politisch korrekt. Und einfach einen Sack nehmen<br />
und ein paar Löcher reinschneiden? Wenn heute ein<br />
Kostüm selbstgemacht ist, dann steckt da ein anderer<br />
Anspruch dahinter. Ein Schnittmuster, eine Recherche<br />
bei Pinterest, eine Ideensuche<br />
auf 15<br />
verschiedenen<br />
Mama-Blog s.<br />
Wa r u m k ö n n e n<br />
wir nicht mehr einfach<br />
lustig improvisieren? Steigt<br />
der Anspruch an die selbstgemachten<br />
Kostüme mit dem Angebot an Kaufkostümen?<br />
Warum kaufen wir dann nicht gleich? Weil wir<br />
beweisen müssen, wie kreativ wir sind? Wer sein Kind<br />
liebt, der bastelt?<br />
Gleichz<br />
e i t i g<br />
beobachte<br />
ich, dass immer<br />
mehr Dinge, die<br />
selbstverständlich selbst<br />
gemacht werden könnten, nicht<br />
mehr unbedingt selbst gemacht werden.<br />
Kindergeburtstage ausrichten zum<br />
Beispiel. Dafür finden sich inzwischen in fast<br />
jedem Kiez spezialisierte Eventmanager. Statt<br />
Topfschlagen steigt die Ritter/Elsa/Einhorn-Party.<br />
Aber es gibt noch mehr in Prenzlauer Berg: Eltern<br />
müssen nicht einmal mehr selber die Läuse auf den<br />
Köpfen ihrer Kinder suchen und tagelang Mützen,<br />
Kuscheltiere und Bettwäsche tiefkühlen: Es gibt<br />
einen Dienstleister, der Läuse vom Kopf saugt und<br />
verspricht, dass der Zauber danach vorbei ist. Der<br />
Spaß kostet allerdings so viel wie ein Friseurbesuch<br />
mit allem. Also doch selbst schamponieren? Oder<br />
die gewonnene Zeit gleich in Basteleien zu Ostern<br />
stecken!<br />
Da wären wir wieder. Eier selber anmalen oder bunte<br />
Eier kaufen? Bunte kaufen und Muster draufkleben?<br />
Gibt es irgendwo die Möglichkeit personalisierte Eier<br />
zu bestellen? Dann müssen wir nur noch selbst verstecken.<br />
Dann haben wir wieder eine Mischung. Das<br />
sorgt für kreative Auslastung und kompensiert die<br />
leise Sinnkrise, die wir verspüren, wenn wir mal wieder<br />
etwas einfach nur gekauft haben.<br />
■<br />
mein/4<br />
37
Rubrik<br />
Foto: © Jens Schünemann<br />
Das große Wissenschaftstheater<br />
Warum das Planetarium viel mehr ist als ein Ort für Sternengucker<br />
Was haben „Sonne, Mond und Sterne“, „Die drei ???“, „Lars, der kleine Eisbär“, „Poeten und Kometen“<br />
gemeinsam? Viel. Sie alle haben einen Platz im großen Wissenschaftstheater Planetarium.<br />
Carola Dorner<br />
Wir verlassen Berlin in Richtung Weltall. Die Stadt ist<br />
nur noch ein Haufen heller Lichtpunkte, wir schauen<br />
auf Deutschland, auf Europa, auf Kontinente und<br />
Ozeane – endlich lassen wir die runde, blaue Erde<br />
hinter uns. Wir schauen uns den Mond genauer an,<br />
staubig und ungeschützt. Jeder Asteroid, der auf den<br />
Mond zurast, schlägt ungebremst in die Oberfläche<br />
ein und hinterlässt bleibende Spuren. Wir verlassen<br />
den Mond und schauen uns Mars und Venus genauer<br />
an. Bewohnbar sind die beiden Planeten nicht, der<br />
eine zu heiß, der andere zu kalt. Wir täten gut daran,<br />
auf die Erde zu achten. Denn eine Alternative<br />
gibt es nicht. Zumindest keine, die unter 120.000<br />
Jahren Reisedauer zu erreichen wäre. Wir fliegen<br />
noch ein bisschen durch die Milchstraße mit ihren<br />
300 Millionen Sternen, dann drehen wir um, zurück<br />
Richtung Erde, Europa, Berlin, Prenzlauer Allee. Ich<br />
sitze in einem urgemütlichen Sessel im großen Kuppelsaal<br />
des Zeiss-Großplanetariums und habe eben<br />
eine Runde durch unser Sonnensystem gedreht. Live<br />
erklärt von Planetariumsdirektor Tim Florian Horn.<br />
Willkommen auf unserem Planeten<br />
Unsere Reise gehört zum klassischen Programm des<br />
Planetariums. „Phantastisches Weltall“, „Sternstunde“,<br />
„Sonnenstürme“, „Sterne über Berlin“ – so heißen<br />
einige der Veranstaltungen, bei denen der Besucher<br />
im riesigen Kuppelsaal einen Sternenhimmel aus einer<br />
ungewohnten Perspektive erlebt. 360-Grad-Fulldome-Projektion<br />
und ein 3D-Soundsystem sorgen für<br />
das Gefühl mitzufliegen und viele tausend Lichtjahre<br />
zwischen sich und seinen Alltag zu bringen. In einigen<br />
Programmen kann der Besucher die Fahrt durch<br />
das Weltall beeinflussen. Wenn beim Flug durch die<br />
Galaxien irgendetwas unklar ist, kann der Moderator,<br />
der den Flug live erklärt,einfach umdrehen und<br />
manche Dinge noch einmal zeigen. Das ist Wissenschaftsvermittlung<br />
wie Tim Florian Horn sie sich<br />
vorstellt.<br />
PLANETARIUM BERLIN<br />
PRENZLAUER ALLEE 80<br />
10405 BERLIN<br />
Info<br />
TEL +49 30 421845-10<br />
INFO@PLANETARIUM.BERLIN<br />
WEITERE INFORMATIONEN:<br />
WWW.PLANETARIUM.BERLIN<br />
38 mein/4
Planetarium Berlin<br />
Vor vier Jahren wurde Horn aus den USA ins Großplanetarium<br />
geholt. Von Haus aus ist der heutige<br />
Direktor Multimediaproducer und Astronom. Seine<br />
Leidenschaft für die Sterne entdeckte er schon als<br />
Kind in der Astronomie-AG. Er ist dabei geblieben<br />
und hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, diese<br />
Begeisterung bei allen anderen zu wecken. Also wirklich<br />
bei allen: Das Programm des Planetariums richtet<br />
sich an Kinder im Kita-Alter, an Grundschüler,<br />
Oberstufenschüler, an Eltern, Großeltern, Hipster,<br />
Ökos, Berliner, Touristen, Nachbarn. Für jeden ist<br />
etwas dabei. Dabei gibt es nicht nur die klassischen<br />
Astronomie-Programme, sondern auch Kinofilme,<br />
Hörspiele, Live-Konzerte, DJ-Abende, Science- und<br />
Poetry-Slams, Lesungen. Manche Besucher kommen<br />
zum ersten Mal mit ihren kleinen Kindern zu „Sonne,<br />
Mond und Sterne“, um dann zu merken, dass auch<br />
ein Konzerttermin interessant sein könnte. Andere<br />
sind zum ersten Mal im Kuppelsaal, um einem Hörspiel<br />
zu lauschen, und tauchen dann zu „Astronomie<br />
aktuell“ wieder auf.<br />
Das Planetarium ist ein Ort, an dem Unterhaltung,<br />
Wissenschaft und Kultur zusammenkommen, und<br />
jedem eine Möglichkeit geboten wird, dem Alltag<br />
ein wenig zu entfliehen – in Richtung Sterne oder<br />
in Richtung Erkenntnis. Etwa 30 verschiedene Programmformate<br />
werden momentan angeboten. „Die<br />
Idee ist, dass wir hier drinnen nicht nur Sterne<br />
zeigen, sondern uns mit unserer 360-Grad-Technik<br />
vom Stern- zum Wissenschaftstheater entwickeln“,<br />
erklärt Tim Florian Horn das Konzept. „Wir<br />
schauen nach den spannenden wissenschaftlichen<br />
Themen und die werden dann so aufbereitet und<br />
visualisiert, dass jeder sie versteht.“ Wissenschaft<br />
für alle – und zum Mitreden. Das war im Planetarium<br />
nicht immer so.<br />
Vom Stern- zum Wissenschaftstheater<br />
Eigentlich ist ein Planetarium ein Ort, an dem der<br />
Sternenhimmel mithilfe eines riesigen Projektors so an<br />
die Kuppelwand projiziert wird, dass er erklärt werden<br />
kann. Nun könnte natürlich auch jeder nachts vor seine<br />
Türe treten und zum Himmel schauen. Sehen würde er<br />
oftmals nichts. Entweder wäre der Himmel gerade in<br />
der Nacht bewölkt. Oder der Betrachter würde in einer<br />
Stadt auf einer Straße stehen und über sich nicht viel<br />
mehr als die Straßenlaternen wahrnehmen. Oder aber<br />
er hätte das Glück an einem Ort zu leben, an dem die<br />
Lichtverschmutzung noch nicht so weit ist, dass er tatsächlich<br />
noch Sterne am Himmel sieht. Verstehen würde<br />
er die Sterne vermutlich trotzdem nicht. Die wenigsten<br />
von uns kommen weiter als „Abendstern“ und „Großer<br />
Wagen“. Und dennoch schauen wir immer wieder fasziniert<br />
zum Himmel, wenn wir mal die Sterne sehen<br />
können.<br />
Großer Kuppelsaal<br />
Prachtbau im Wandel<br />
Im Planetarium im Ernst-Thälmann-Park können seit<br />
1987 Sterne betrachtet werden. Eröffnet wurde es im<br />
Beisein von Margot und Erich Honecker als einer der<br />
letzten Repräsentationsbauten der damaligen DDR. Ein<br />
Palast der Sterne sollte es sein, an der Achse zum Brandenburger<br />
Tor, größer als das Planetarium in Westberlin<br />
und angemessen kleiner als das Planetarium in Moskau.<br />
Seitdem hat sich einiges verändert. Vor allem die<br />
Sanierung, die 2016 abgeschlossen wurde, machte das<br />
Planetarium zu einem offenen, hellen Raum mit der modernsten<br />
technischen Ausstattung, die derzeit zu finden<br />
ist. Der alte Sternprojektor wurde durch einen neuen<br />
ersetzt, die Technik digitalisiert, der kleine Kinosaal und<br />
der große Planetariumssaal bekamen neue Sitze für die<br />
Reise durchs Universum und zurück.<br />
Das unendliche Universum und die Grenzen<br />
der Wissenschaft<br />
Inzwischen ist das Planetarium nicht mehr reine Sternprojektionsfläche,<br />
sondern ein Ort, an dem die unterschiedlichsten<br />
Wissenschaften zusammenkommen.<br />
Natürlich steht der Sternenhimmel und alles, was damit<br />
zusammenhängt, auch weiterhin im Zentrum des<br />
Programms. Weil es im Grunde kein Thema gibt, das<br />
nicht irgendwie mit den Sternen und unserer Stellung<br />
im Universum zusammenhängt, passt dennoch alles<br />
wunderbar zusammen. „Im Grunde ist alles astronomisch.<br />
Die Elemente, aus denen die Erde, die Planeten<br />
oder auch wir bestehen, sind die gleichen“, erklärt Horn.<br />
mein/4<br />
39
Planetarium Berlin<br />
kommt es zu Diskussionen um den Glauben, die Entstehung<br />
der Welt, den Klimawandel und die Gefahren<br />
für Umwelt und Demokratie. Die Besucher fühlen<br />
sich nicht kleiner, sondern verantwortlicher als zuvor.<br />
Vielleicht gelingt diese Auseinandersetzung mit den<br />
großen Themen der Welt, weil Wissenschaft hier als<br />
Prozess erlebt wird. Wissenschaft hat ihre Grenzen.<br />
Der Wissensstand kann nächstes Jahr schon ganz anders<br />
aussehen.<br />
Zeiss-Großplanetariums Prenzlauer Berg<br />
Das ist einer der Kerngedanken der verschiedenen Veranstaltungen:<br />
Es geht nicht um das Trennende, sondern<br />
um das verbindende Element. Deshalb soll auch kein<br />
Keil der Ehrfurcht zwischen die Wissenschaft und den<br />
Besucher getrieben werden. Der Betrachter soll nach<br />
einer Reise durch den Sternenhimmel auch nicht „ganz<br />
klein“ aus dem Raum gehen, sondern im Gegenteil:<br />
er soll sich besser als Teil des Ganzen verstehen. „Ich<br />
möchte, dass die Leute verstehen, dass wir vermutlich<br />
die einzigen sind, die Kunst und Literatur produzieren,<br />
die zum Himmel hochschauen und sich fragen, ob wir<br />
alleine sind. Wir sind in einer besonderen Position, wir<br />
sind die Hüter des Universums. Und wir müssen uns<br />
bewusst machen, dass die Erde der einzige Ort ist, an<br />
dem wir leben können. Das Universum ist groß, aber<br />
der Schluss sollte sein: Wir haben es ganz schön gut<br />
erwischt.“<br />
Tatsächlich gehen die meisten Besucher verändert<br />
nach Hause. Wenn sie den Kuppelsaal verlassen,<br />
Blick durchs Riesenfernrohr<br />
Wer sich in Prenzlauer Berg den projizierten Sternenhimmel<br />
intensiv angesehen hat und danach real in die<br />
Sterne schauen möchte, muss gar nicht so weit reisen.<br />
Unter dem Dach der „Stiftung Planetarium Berlin“<br />
verbirgt sich nicht nur das Zeiss-Großplanetarium<br />
in Prenzlauer Berg, sondern auch noch die Archenhold-Sternwarte<br />
in Treptow und das Planetarium am<br />
Insulaner mit der Wilhelm-Foerster-Sternwarte. Mit<br />
einem Ticket aus einem der Planetarien gibt es sechs<br />
Wochen lang freien Eintritt in eine Veranstaltung<br />
an einer der beiden Sternwarten. Es lohnt sich also,<br />
die Stimmung und die Eindrücke nach dem Besuch<br />
zu nutzen, und sich schnell auf den Weg zu machen.<br />
Der Blick in den Himmel wird danach vermutlich<br />
nie mehr der gleiche sein. Da macht es kaum einen<br />
Unterschied, ob man einfach in einer sternenklaren<br />
Nacht nach oben schaut, ob der Sternenhimmel durch<br />
ein Fernrohr oder mithilfe einer Projektion betrachtet<br />
wird.<br />
Die Erfahrung macht auch Tim Florian Horn immer<br />
wieder. Wenn Schulklassen ins Planetarium kommen,<br />
wird erst einmal herumgealbert. Bis zu dem Moment,<br />
wenn das Licht aus und der Sternprojektor angeht.<br />
Dann herrscht ehrfurchtsvolle Stille. Immer. ■<br />
Das Programm finden Sie unter: www.planetarium.berlin<br />
40 mein/4
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Vorbereitung sowie Durchführung und<br />
Überwachung von Baumaßnahmen unter<br />
Berücksichtigung der wirtschaftlichen<br />
und technischen Zielsetzungen<br />
• Koordination und Steuerung der<br />
Nachunternehmer<br />
• Nachtragsmanagement<br />
• Bauablauf- und Baustellenergebniskontrolle<br />
Ihr Profil:<br />
• erfolgreich abgeschlossenes Studium zum<br />
Bauingenieur (m/w) oder vergleichbar<br />
Meister/Techniker (m/w)<br />
• Fachkenntnis und Kostenbewusstsein<br />
• selbstständiges und eigenverantwortliches<br />
Arbeiten (einschlägige Berufserfahrung in<br />
einer vergleichbaren Position von Vorteil)<br />
• Kenntnisse in MS-Office sowie in einem<br />
Abrechnungs- und Kalkulationsprogramm<br />
• Eigeninitiative und unternehmerisches Denken<br />
• Verhandlungsgeschick sowie<br />
Durchsetzungsvermögen<br />
MALER UND LACKIERER Gesellen (m/w)<br />
PLATTEN-FLIESEN-MOSAIKLEGER Gesellen (m/w)<br />
„Ohne Gesellen geht im Handwerk gar nichts,<br />
mit guten Gesellen fast alles!“<br />
Ihr Profil:<br />
• abgeschlossene Berufsausbildung und idealerweise<br />
mindestens 3 Jahre Berufserfahrung<br />
• ausgeprägte Teamfähigkeit, Einsatzbereitschaft<br />
und ein großes Interesse an zielorientiertem<br />
Arbeiten<br />
• saubere und pünktliche Arbeitsweise<br />
• mit Menschen zu arbeiten und selbstständig<br />
Aufgaben zu meistern, gehört zu Ihren Stärken<br />
• Bereitschaft an Schulungen und Fortbildungen<br />
teilzunehmen<br />
Sollten Sie Interesse an einer neuen<br />
Herausforderung haben, freuen wir<br />
uns auf Ihre aussagekräftige und<br />
vollständige Bewerbung mit Angabe<br />
Ihres frühestmöglichen Eintrittstermins<br />
und Ihrer Gehaltsvorstellung.<br />
Wir bieten:<br />
• selbstständiges und eigenverantwortliches<br />
Arbeiten in einem zukunftsorientierten<br />
Unternehmen<br />
• regionale Tätigkeiten im Raum Berlin<br />
• flache Hierarchien, kurze Entscheidungswege<br />
und effiziente Abläufe<br />
• ein vielseitiges und sehr interessantes<br />
Aufgabengebiet mit Weiterbildungsmöglichkeiten<br />
• ein dynamisches Arbeitsumfeld sowie ein<br />
kollegiales und freundliches Team mit einer<br />
sehr guten Arbeitsatmosphäre<br />
WEMOD – Wohneinheitenmodernisierungs GmbH<br />
030 / 923 78 65-0<br />
42 Degnerstraße 9 · 13053 Berlin<br />
bewerbung@wemod.de mein/4
Rubrik<br />
Von Bienchen und Schafen –<br />
Shopping-Vielfalt mit Gespür für den Kiez und Fokus<br />
auf Nachhaltigkeit.<br />
Die Schönhauser Allee Arcaden sind einer der zentralen Anlaufpunkte im Kiez des Prenzlauer Berg.<br />
Direkt am S- und U-Bahnhof Schönhauser Allee gelegen, bietet das Center eine große Shopping-<br />
Vielfalt und überrascht mit einem Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit.<br />
Frank Durke<br />
Als Shoppingcenter im Herzen des Kiezes, ist die Zusammenarbeit<br />
mit umliegenden Geschäften ein wichtiges<br />
Thema. In diesem Sinne kooperieren die Schönhauser<br />
Allee Arcaden im Rahmen des hauseigenen<br />
Treuekartenprogramms auch mit lokalen Anbietern.<br />
Eine gute Vernetzung mit den Anwohnern und regelmäßige<br />
Aktionen sowie Workshops zum Thema Nachhaltigkeit<br />
machen die Schönhauser Allee Arcaden zu<br />
einem verantwortungsvollen Nachbarn.<br />
Wie wichtig das Thema Nachhaltigkeit für das Center<br />
ist, zeigen die kleinen Helfer, beheimatet in Bienenstöcken,<br />
die auf dem Dach des Gebäudes Jahr für Jahr<br />
am Arcaden-Honig arbeiten. Der köstliche hauseigene<br />
Honig wird übrigens nicht zum Verkauf angeboten.<br />
Ausschließlich Inhaber der kostenlosen Treuekarte<br />
erhalten ein Glas zum Testen und Genießen.<br />
Unterstützt werden die tierischen Mitbewohner von<br />
einigen Schafen die von Frühjahr bis Herbst in regelmäßigen<br />
Abständen von Wandlitz in die Hauptstadt<br />
reisen. Über den Fahrstuhl gelangen die Schafe auf<br />
das Dach der Schönhauser Allee Arcaden, wo sie die<br />
Dachbegrünung auf absolut natürliche Weise „mähen“.<br />
Die putzigen Shropshire Schafe fressen dabei ausschließlich<br />
das Unkraut und verschonen Zierpflanzen.<br />
Eine weitere Besonderheit ist der Pop-Up-Store im<br />
Obergeschoss. Hier werden in regelmäßigen Abständen<br />
neue innovative Konzepte von nachhaltigen Designern<br />
und Herstellern präsentiert. Mit der Eröffnung<br />
von Søstrene Grene Anfang Mai zieht ein weiterer<br />
Shop in die Schönhauser Allee Arcaden ein, für den<br />
soziale Verantwortung und Umweltbewusstsein zur<br />
Unternehmenskultur gehören.<br />
Die Schönhauser Allee Arcaden laden von Montag<br />
bis Samstag von 10:00 bis 20:00 Uhr zum Shoppen<br />
ein. Im Anschluss kann der Sonnenuntergang auf der<br />
Rooftop-Bar Deck 5 mit innerstädtischem Strand-<br />
Feeling genossen und im hauseigenen Fitnessstudio<br />
trainiert werden.<br />
■<br />
mein/4<br />
43
Küchenanekdoten<br />
Krisenbewältigung<br />
(am Beispiel eines Rumpsteaks)<br />
Als ich im dritten Quartal des letzten Jahrhunderts, genauer gesagt im Jahr 1975, zum ersten<br />
Mal das T-förmig zusammenfügte Rundhölzchen in die Finger bekam, um damit Teig auf einer<br />
heißen Platte in kreisender Bewegung gleichmäßig zu dünnen Crêpes zu formen, ahnte ich noch<br />
nichts von den riesigen Problemen an deutschen Herden.<br />
Andreas Langholz<br />
Das mag daran gelegen haben, dass ich in meiner Familie<br />
damit nicht in Berührung kam, denn weder bei<br />
meiner Mutter, noch bei meiner Großmutter<br />
kam PTFE zum Einsatz, um mir eine<br />
ahnungslose Ostseescholle oder ein<br />
Kotelett von Onkel Johanns Sattelschweinen<br />
aufs Leckerste zu<br />
braten.<br />
PTFE, ein Material, das Roy<br />
Plunkett im Jahr 1938 eher<br />
zufällig entdeckte, für das<br />
die Firma DuPont 1941 ein<br />
Patent eintragen ließ und<br />
welches der französische<br />
Chemiker Marc Grégoire<br />
benutzte, um Angelschnur<br />
zu ummanteln – der leichteren<br />
Entwirrung wegen. Erst seine<br />
Ehefrau Colette hatte die Idee,<br />
Pfannen damit zu beschichten. Das<br />
Ergebnis kam unter dem Namen „Teflon“<br />
auf den Markt – die erste Krisen-Zutat.<br />
Von alldem ahnte ich nichts in meiner Vier-Quadratmeter-Bude<br />
an der Timmendorfer Strandpromenade.<br />
Ich machte Crêpes suzette, rief „lecker, lecker, lecker“,<br />
während ich Grand Marnier auf die Dinger kippte und<br />
erklärte den Kindern: „ein Crêpe mit Apfelmus gibt<br />
Kraft und Energie – in nur zwei Minuten vom Mund<br />
direkt in den Oberarm“.<br />
Ich ahnte auch nichts davon, dass ein Pflanzenfett mit<br />
der Aussage beworben wurde: „Biskin schließt alle Poren<br />
und hält den Saft zurück“ – die zweite Krisen-Zutat.<br />
Wahrscheinlich wäre mir die Korrelation der beiden<br />
Krisenfaktoren nie klargeworden, hätte nicht die Politik<br />
der Regierung Kohl in Kombination mit Mauerfall und<br />
Aufpumpen der IT-Blase in mir den Wunsch erweckt,<br />
Bratpfannenfachverkäufer zu werden.<br />
Und so stehe ich heute noch da und erzähle Menschen,<br />
die schon mindestens 8 beschichtete Pfannen in die<br />
Tonne getreten haben, von dem Wunder der unfallfreien<br />
Wendung einer Crêpe, die einfach nur auf einer<br />
Eisenplatte gemacht worden ist; ich erkläre die<br />
grandiose Eigenschaft des Eisens, Fett<br />
aufnehmen zu können, das beim Erhitzen<br />
der Pfanne einen Film bildet,<br />
der wie eine Beschichtung<br />
wirkt.<br />
Natürlich verheimliche ich<br />
nicht, wie man eine Eisenpfanne<br />
wieder „repariert“,<br />
wenn man mal etwas falsch<br />
gemacht hat (z. B. wenn<br />
– was leicht mal passieren<br />
kann – die Ausstrahlung von<br />
Desperate Housewives mit<br />
der Zubereitung eines Omelettes<br />
zusammenfällt). Denn auch<br />
ein blutiger Laie versteht sofort,<br />
dass auf einer Crêpes-Platte geschmolzener<br />
Zucker, vermischt mit getrocknetem<br />
Apfelmus und reduziertem Mandarinenlikör eine<br />
Klebkraft entwickeln, die die Produktentwickler bei<br />
Pattex neidisch werden lässt.<br />
„Ausbrennen“ heißt der Geheimtipp. Einfach nur Salz in<br />
die Pfanne, den Boden bedeckt, ohne Flüssigkeit erhitzen<br />
und schon zieht das Mineral die Verunreinigungen<br />
aus dem Eisen heraus – die Pfanne ist wieder wie neu.<br />
Ich muss das schon deshalb verraten, weil sonst folgender<br />
Dialog gar nicht erst zustande kommen würde:<br />
Bratpfannenverkäufer: „Kennen Sie einen Notar?“<br />
Kunde: „Ja, warum?“<br />
Bratpfannenverkäufer: „Weil Sie besser den Erben der<br />
Pfanne testamentarisch festlegen sollten, damit es später<br />
keinen Streit gibt“<br />
Kunde: „Ach was!“
Küchenanekdoten<br />
Und dieser juristische Hinweis muss natürlich sein<br />
– angesichts einer Investition von 15 (in Worten fünfzehn)<br />
Euro für eine 16er Omelettepfanne.<br />
Meistens ist meine Glaubwürdigkeit als (ungelernter,<br />
aber das lasse ich mir nicht anmerken) Bratpfannenverkäufer<br />
an diesem Punkt der Beratung<br />
leicht angeschlagen. Für mich kein Problem, ich<br />
habe kompetente Rückendeckung: Wolfram Siebeck<br />
schrieb vor Jahren mal in der ZEIT sinngemäß: „Seit<br />
man den Menschen beigebracht hat, ein Steak<br />
müsse man in siedendem Fett braten, damit<br />
die Poren sich schließen, braten<br />
die Leute bei Temperaturen, dass<br />
man sich fragt, warum sie nicht<br />
gleich einen Flammenwerfer<br />
nehmen.“<br />
Zum Glück hat Siebeck im<br />
letzten Jahr sein „drittes<br />
Gebot“ aufgestellt: „Nicht<br />
zu heiß!“<br />
Diesen Text habe ich mir natürlich<br />
zum Vorzeigen kopiert,<br />
sodass ich mit einem wörtlichen Zitat nicht nur eine<br />
Pfannenberatung, sondern auch diese Geschichte<br />
abschließen kann: „Die bratende Menschheit aber<br />
hängt dem Irrglauben an, in der Pfanne müsse es<br />
zischen und spritzen, wenn man Bratgut hineinlegt.<br />
In uns ist eine atavistische Vorliebe fürs Grobe, ein<br />
primitiver Instinkt aus der Steinzeit.“ <br />
■<br />
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mein/4<br />
45<br />
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Kinderwunsch?<br />
Aktuell bleiben in Deutschland 15–20 % der Paare erst einmal<br />
ungewollt kinderlos!<br />
Wenn man durch Prenzlauer Berg, z. B. über den Kollwitz Platz schlendert, dann sieht man viele<br />
Paare mit Kindern, hört Kinderlachen oder auch mal eine Ermahnung, wenn es den Eltern zu bunt<br />
wird. Für viele Paare bleibt dieser sehnlichste Wunsch nach einem eigenen Kind leider zunächst<br />
verwehrt. Jedes Paar hat dabei seine eigene Geschichte – und die möchte es erzählen.<br />
Frank Durke<br />
Daher ist das Wichtigste im Kinderwunschzentrum<br />
Berlin, das seit über 20 Jahren zu kleinen Neuberlinern<br />
verhilft, ersteinmal das Zuhören …<br />
Im Kinderwunschzentrum von Dr. Reinhard Hannen<br />
und Dr. Christian F. Stoll arbeiten insgesamt<br />
vier Ärzte und Ärztinnen in einem großen Team mit<br />
spezialisierten Biologinnen und Krankenschwestern<br />
zusammen, um gemeinsam mit den Paaren Lösungen<br />
für ihren sehnlichsten Wunsch und vor allem endlich<br />
eine Antwort auf die Frage: „Was ist denn eigentlich<br />
los?“ zu finden.<br />
Trend hin zur McDonaldisierung - so etwas lehnen<br />
wir strikt ab. Wo bleibt denn da der Mensch?<br />
mein/4: Was passiert beim ersten Termin?<br />
Hier geht es bei einer unverbindlichen Beratung erst<br />
einmal darum, sich kennenzulernen, Ängste und Vorbehalte<br />
abzubauen und Vertrauen aufzubauen. Überrascht<br />
sind die Paare darüber, dass der Arzt sich für<br />
Sie viel Zeit nimmt und erst einmal zuhört, bevor<br />
irgendetwas unternommen wird.<br />
mein/4: Wie unterscheiden sich die<br />
Kinderwunschzentren voneinander?<br />
Jedes Kinderwunschzentrum setzt einen anderen<br />
Schwerpunkt. In diesen Zentren steht immer das<br />
Paar mit all seinen Wünschen und Vorstellungen im<br />
Vordergrund. Ein Kinderwunsch ist immer eine sehr<br />
persönliche Angelegenheit, da gibt es keine 08/15-<br />
Behandlung. Wir sehen den Besuch in unserem Kinderwunschzentrum<br />
als Prozess, der ergebnisoffen ist<br />
– die Paare legen zusammen mit den Ärzten fest, welcher<br />
Weg für sie der Richtige ist. Wir helfen auf der<br />
Suche nach Entscheidungen durch Untersuchungen<br />
und unsere fachärztliche Kompetenz.<br />
Bedauerlicherweise gibt es durch das Aufkaufen von<br />
Arztpraxen durch Konzerne in unserem Bereich einen<br />
Dr. Christian F. Stoll und Dr. Reinhard Hannen<br />
46 mein/4
Kinderwunschzentrum<br />
mein/4: Sicherlich stellen die Paare am<br />
Anfang der Beratung auch viele Fragen.<br />
Welche Fragen kommen normalerweise<br />
zuerst auf?<br />
Eine der ersten Fragen ist oft: „Wie sieht es mit den<br />
Kosten aus?“ Glücklicherweise werden zurzeit fast<br />
alle Kosten der Diagnostik, ganz unabhängig davon,<br />
ob man gesetzlich oder privat versichert ist, von den<br />
Krankenkassen übernommen.<br />
Bei Kinderwunschtherapien kann man meist einen<br />
Antrag für eine vollständige oder zumindest teilweise<br />
Kostenübernahme bei der Krankenkasse stellen.<br />
Darüber hinaus gibt es eine eventuelle finanzielle Unterstützung<br />
durch das Land Berlin. In beiden Fällen<br />
helfen wir.<br />
mein/4: Nun gibt es ja die<br />
unterschiedlichsten Presseberichte<br />
zum Thema Kinderwunsch, sowohl<br />
positiv als auch negativ. Skepsis gibt es<br />
sicherlich auch bei Ihren Patientinnen<br />
und Patienten. Was würden Sie Paaren<br />
mit Kinderwunsch raten, um den ersten<br />
Schritt zu gehen?<br />
Paare sollten sich vorher einig sein. Was erwarten sie<br />
von einem Kinderwunschzentrum? Dieser Wunsch<br />
sollte durch eine individuelle Betreuung, keinen<br />
Automatismus, nach dem vom Paar gewünschten<br />
Rhythmus und Zeitaufwand realisiert werden. Schon<br />
beim ersten Beratungsgespräch wird klar, ob sich ein<br />
Paar wohlfühlt und ggf. einen Schritt weitergehen<br />
möchte.<br />
mein/4: Unterschiedliche Störfaktoren<br />
können eine normale Schwangerschaft<br />
verhindern. Sind diese Faktoren eher<br />
seelischer oder körperlicher Natur oder<br />
ist es eine Kombination beider Faktoren?<br />
Für Paare ist es häufig eine große seelische und auch<br />
partnerschaftliche Belastung, aber auch die körperliche<br />
Situation spielt oft eine Rolle. Wir gehen sehr<br />
sensibel auf die Gesundung des gesamten Körpers –<br />
und damit auch der Seele – ein. Das ist uns ein wichtiges<br />
Anliegen. Das Zusammenspiel unterschiedlicher<br />
Therapieansätze und Behandlungsmethoden ist<br />
hierbei von großer Bedeutung. Ernährungsmedizin,<br />
Yoga und psychologische Betreuung kombiniert mit<br />
modernsten Behandlungsmethoden helfen, bei den<br />
unterschiedlichsten Lebenssituationen der Paare<br />
einen Kinderwunsch zu ermöglichen.<br />
mein/4: Was raten Sie den Paaren<br />
während der Behandlung und wie hat<br />
sich das auf die Bindung zueinander<br />
ausgewirkt?<br />
Wir erleben, dass die intensive Zeit während einer<br />
Kinderwunschbehandlung Paare eher zusammenschweißt.<br />
Plötzlich werden Gespräche geführt, in<br />
denen es einmal nicht um den nächsten Urlaub oder<br />
die nächste Party geht.<br />
Unser Rat ist daher, dieses Projekt gemeinsam zu gestalten,<br />
sich Zeit für gemeinsame Gespräche zu nehmen,<br />
dem anderen zuzuhören, um zu erfahren, wie<br />
es ihm in dieser Zeit geht. Hier ist es vor allem für<br />
die Frauen wichtig, den Partner nicht auszuschließen,<br />
sondern bei den Terminen, aber auch den ärztlichen<br />
Gesprächen, mit einzubeziehen. Wir sagen dann zu<br />
den Frauen: „Trauen Sie Ihrem Mann ruhig etwas zu<br />
- er wünscht sich ein gemeinsames Kind genauso sehr<br />
wie Sie …“<br />
■<br />
mein/4<br />
47
Ausblick <strong>2018</strong>:<br />
Prenzlauer Berg bewegt sich<br />
✚<br />
Krankenhaus Prenzlauer Berg<br />
zieht um<br />
Bereits seit langem ist der Umzug des<br />
Krankenhauses Prenzlauer Berg in der<br />
Fröbelstraße geplant, <strong>2018</strong> soll es so weit sein. Das<br />
Krankenhaus gehört zum Klinikum Friedrichshain,<br />
weshalb sie nun in den Neubau des Vivantes Klinikums<br />
Friedrichshain in der Landsberger Straße<br />
umziehen wird. Bisher befanden sich in dem roten<br />
Klinkerbau in Prenzlauer Berg Stationen für Chirurgie,<br />
Innere Medizin und Geriatrie, Labor/Pathologie,<br />
Radiologie, die Notfall-und Intensivmedizin sowie<br />
physiotherapeutische Dienste. Wie das Gebäude in<br />
Zukunft genutzt werden wird, ist noch offen.<br />
„nio“ in Nordischen Viertel -<br />
Die ersten Mieter ziehen ein<br />
An der Bornholmer Straße ziehen <strong>2018</strong><br />
die ersten Bewohner ins Neubauquartier<br />
„nio“ ein. Zwischen der Bornholmer und der Finnländischen<br />
Straße entstehen aktuell 194 Wohnungen,<br />
davon sind aktuell noch zwei Einheiten frei. Bisher<br />
befanden sich auf dem ehemaligen deutsch-deutschen<br />
Grenzgebiet Parkplätze sowie seit einigen<br />
Jahren ein Supermarkt – jetzt wurden dort nach den<br />
Entwürfen der Architekten Ester Bruzkus und Patrick<br />
Batek sowie Dominik Krohm, dem Partner im<br />
Architekturbüro Klaus Theo Brenner Stadtarchitektur<br />
neun Häuser gebaut, die einen grünen Innenhof<br />
mit Ruhebereichen und Spielflächen umgeben.<br />
Der Fröbelplatz bekommt<br />
neues Grün<br />
Bereits im vergangenen Jahr wurde<br />
mit der Neugestaltung des Fröbelplatzes<br />
begonnen, <strong>2018</strong> soll der zweite Teil des Projektes<br />
umgesetzt werden. Der Spielplatz wurde mit neuen<br />
Spielgeräten aufgewertet, Sitzgelegenheiten für<br />
Eltern geschaffen und der Bolzplatz erhielt einen<br />
neuen Belag. Im neuen Jahr wird dann die Neugestaltung<br />
des Fröbelplatzes mit der Sanierung der<br />
Grünfläche zwischen dem Bolzplatz und der nahen<br />
Prenzlauer Allee angegangen.<br />
Summer in the City:<br />
Gleisbauarbeiten und<br />
Wasserrohre<br />
Zusammengestellt von<br />
Christiane Kürschner<br />
Für <strong>2018</strong> kündigen sich bereits die ersten<br />
Baustellen an: An der Kreuzung Greifswalder-,<br />
Ecke Danziger Straße wird der zweite Teil einer<br />
Sanierungsmaßnahme der BVG durchgeführt, die<br />
2017 startete. Die Gleisbauarbeiten werden parallel<br />
zu weiteren Bauarbeiten der Berliner Wasserbetriebe<br />
(BWB) verlaufen, die, wie sie dem Tagesspiegel<br />
mitteilten, im Sommer <strong>2018</strong> Erneuerungsarbeiten<br />
an den Leitungen von der Marienburger Straße bis<br />
zum S-Bahnhof Greifswalder Straße durchführen<br />
werden.<br />
Jahr der Entscheidung für die<br />
Willner-Brauerei<br />
Im kommenden Jahr werden in Bezug<br />
auf die ehemaligen Willner-Brauerei in<br />
der Berliner Straße viele wichtige Entscheidungen<br />
getroffen. Im Juli 2017 wurde bekannt, dass der Besitzer<br />
Nicolas Berggruen das Gelände an die Jenn<br />
Grundbesitz GmbH verkauft hat. Nun müssen die<br />
ansässigen Künstler/innen aus 19 Ateliers um ihre<br />
Zukunft bangen. Der neue Besitzer ist einer weiteren<br />
künstlerischen Nutzung nicht abgeneigt – der<br />
48 mein/4
Ausblick<br />
Charme des „Ungemachten“ und<br />
die günstigen Mietkonditionen<br />
werden jedoch aller Voraussicht<br />
nach nicht erhalten<br />
bleiben.<br />
Radspur<br />
auf der<br />
Storkower<br />
Straße<br />
könnte anlaufen<br />
Die bürokratischen Mühlen<br />
mahlen mitunter langsam. Der<br />
Radweg an der Storkower Straße<br />
ist stark sanierungsbedürftig – darin<br />
sind sich alle einig. Für die Sanierung und die notwendigen<br />
Umstrukturierungen fehlt das Geld; ein<br />
Kompromiss könnte eine Radspur auf der Storkower<br />
Straße sein. Mit der Planung einer solche Radspur wird<br />
frühesten <strong>2018</strong> begonnen, dann könnte das Projekt<br />
2019/20 umgesetzt werden.<br />
Kommt das Knaack wieder?<br />
2010 musste der legendäre Club an<br />
der Greifswalder Straße schließen – mit<br />
einem Gelände an der Eberswalder Straße<br />
könnte die Geschichte des Knaack weitergehen.<br />
Das Bezirksamt ist mit den ehemaligen Betreibern<br />
im Gespräch und es werden notwendige Vorbereitungen<br />
getroffen, damit das Gelände an der ehemaligen<br />
Wendeschleife der M10 nutzbar wird. Das<br />
Knaack Kulturhaus könnte <strong>2018</strong> an neuer Stelle wieder<br />
seine Türen öffnen.<br />
Neues Nutzungskonzept für<br />
den Ernst-Thälmann-Park<br />
Bis zum Sommer <strong>2018</strong> soll ein Freiraumkonzept<br />
stehen, das das Bezirksamt<br />
Pankow in Auftrag gegeben hat. Bereits 2017 fanden<br />
erste Treffen mit den Anwohnern/innen statt, in denen<br />
fortschreitend Maßnahmen zur Verschönerung<br />
und besseren Nutzung des Parkgeländes erarbeitet<br />
werden.<br />
mein/4<br />
Voraussichtlicher Baubeginn<br />
im Tunnel S-Bhf. Landsberger<br />
Allee<br />
<strong>2018</strong> soll nach mehreren Jahren der<br />
Planung endlich mit der Sanierung des Tunnels<br />
begonnen werden, der den S-Bahnhof mit den<br />
Haltestellen der Straßenbahn sowie den Gehwegen<br />
an der Landsberger Allee verbindet. An dem<br />
Vorhaben sind sowohl der Senat für Umwelt, Verkehr<br />
und Klimaschutz als auch die BVG und die<br />
Deutsche Bahn AG beteiligt, was eine aufwändige<br />
Koordination und Abstimmung mit sich bringt.<br />
Neben einem frischen Anstrich und mehr Licht<br />
soll unter anderem ein neuer Aufzug eingebaut<br />
werden.<br />
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Wie man sich bettet, so schläft man<br />
Wie guter Schlaf die Gesundheit fördert<br />
Sind Bett, Lattenrost und Matratze wirklich die wichtigsten Elemente für einen gesunden Schlaf?<br />
Detlef Schmidt, seit August 2016 für Rössle Wanner – die Bettenmacher tätig, leitet seit Mai 2017 den<br />
ersten Flagshipstore in Berlin. Die Wurzeln des mittelständigen Unternehmens liegen in Baden-Württemberg.<br />
1914 gründeten die Familien Rössle und Wanner die Stahlfedernmatratzenfabrik. Heute beschäftigt<br />
Rössle Wanner, kurz Röwa genannt, 160 Mitarbeiter und ist wie kaum ein anderes Unternehmen in der<br />
Lage, exakt auf individuelle Ausgangssituationen zu reagieren – kurz: für guten Schlaf zu sorgen.<br />
Frank Durke<br />
mein/4: Herr Schmidt, Sie leiten den Flagshipstore<br />
Rössle Wanner – Die Bettenmacher. Welche Matratze ist<br />
die Beste, was empfehlen Sie?<br />
(lacht) Das werde ich tatsächlich oft gefragt. Da aber die<br />
Menschen sehr unterschiedlich sind, ist es gut, dass es<br />
viele verschiedene Matratzen und Bettsysteme gibt. Nehmen<br />
Sie z. B. das Material Federkern: die Federn entwickeln,<br />
je nach Bauart, einen bestimmten Gegendruck.<br />
Viele Menschen empfinden das daraus resultierende<br />
Liegegefühl als angenehm, während druckempfindliche<br />
Menschen dann eher Schaummaterialien wie Latex bevorzugen.<br />
Welches Modell das Beste ist, hängt also von<br />
vielen körperlichen Faktoren ab – von viel mehr als nur<br />
dem Körpergewicht.<br />
mein/4: Wie finden Sie denn heraus, welche Matratze<br />
die passende ist?<br />
Herzstück unserer Beratung ist die Rückenvermessung –<br />
wir nehmen also erst einmal Maß am Rücken, sprich der<br />
Form der Wirbelsäule, die genauso individuell ist wie der<br />
Fingerabdruck. Dazu werden die seitliche Körperkontur<br />
und einige andere Parameter erfasst. Auf Basis dieser<br />
Daten erhält der Kunde einen Vorschlag für ein individuelles<br />
Bettsystem, bestehend aus Lattenrost, Matratze<br />
und Nackenkissen.<br />
mein/4: Klingt kompliziert. Wie können wir uns das<br />
vorstellen?<br />
Das Verfahren, die eigentliche Rückenmessung, dauert<br />
nur ca. vier Minuten. Im Anschluss gibt es eine Liegeprobe,<br />
bei der das Ergebnis vom Berater angepasst und<br />
überprüft wird. Diese kann und sollte natürlich länger<br />
dauern – wir möchten den Kunden dabei unterstützen,<br />
ein Körpergefühl zu entwickeln und die Unterschiede,<br />
die es<br />
bei den<br />
Systemen gibt, kennenzulernen – wenn der Kunde das<br />
möchte.<br />
mein/4: Gibt es wirklich Kunden die das nicht möchten?<br />
Sagen wir mal so: Jeder Mensch möchte gut schlafen.<br />
Aber nicht jeder möchte den Aufbau einer Matratze verstehen,<br />
um die richtige Entscheidung zu treffen. Wer also<br />
schnell zu einem perfekten Ergebnis kommen möchte,<br />
dem kann ich die Rückenvermessung nur ans Herz legen.<br />
mein/4: Matratzen entwickeln sich gerade zum Lifestyle-<br />
Thema. War das der Grund für Röwa, einen Flagshipstore<br />
zu eröffnen?<br />
Stimmt, der Matratzenmarkt ist in Bewegung – aus meiner<br />
Sicht vor allen Dingen, weil sich vom Fachhandel bis<br />
zum Discounter über Jahrzehnte Strukturen aufgebaut<br />
haben, die zu einer für den Verbraucher intransparenten<br />
Menge an Produkten und Materialphilosophien geführt<br />
haben. Dieser Markt wird daher gerade von einigen Marketingexperten<br />
aufgerollt, die die Kunden mit scheinbar<br />
einfachen Antworten ködern – also die eine Matratze,<br />
die angeblich für alle passt. Das ist natürlich so realistisch<br />
wie der eine Schuh, der für alle Menschen richtig<br />
ist. Die Menschen sind trotzdem empfänglich dafür, weil<br />
sie nicht die Zeit und Energie für eine Produktrecherche<br />
aufbringen.<br />
mein/4: Was ist denn Ihr Ansatz?<br />
Wir möchten mit dem Flagshipstore – wir sind ja eigentlich<br />
Hersteller, kein Handels-Unternehmen – einen Gegenentwurf<br />
zum allgemeinen Trend setzen und haben<br />
ganz bewusst in einen stationären Fachhandel investiert.<br />
Hier in der Wollankstraße bieten wir Einblick in Herkunft<br />
und Produktionsweise der Produkte und können<br />
im Gegensatz zu den meisten unsere Fachhandelspartner<br />
nahezu unsere gesamte Produktpalette<br />
präsentieren.<br />
Fotos: © Rössle Wanner<br />
50 mein/4
Die Bettenmacher<br />
mein/4: Wer verbirgt sich hinter Rössle Wanner -<br />
Die Bettenmacher?<br />
Unsere Firma entwickelt, produziert und liefert seit über<br />
hundert Jahren Bettsysteme in den deutschen Markt und<br />
auch ins benachbarte Ausland. Es ist also ein traditionsreiches,<br />
mittelständisches Familienunternehmen, das viele<br />
Werte hochhält, die selten geworden sind.<br />
mein/4: Zum Beispiel?<br />
Die Produktqualität, in der wir anerkanntermaßen führend<br />
sind. Es ist ein Verständnis von Ökologie, ein Produkt<br />
durch ein anderes zu ersetzen, dass in der einen oder<br />
der anderen Weise „grüner“ ist. Aber kaum eine Firma<br />
traut sich, wirklich auf lange Produktlebenszyklen zu<br />
setzen, was in Hinsicht knapper werdender Ressourcen<br />
wichtig wäre. Ein gutes Beispiel ist unser Ecco-Bettsystem:<br />
die Unterfederung ist nicht kaputt zu kriegen und<br />
kann auch im Nachhinein an sich verändernde körperliche<br />
Gegebenheiten angepasst werden.<br />
mein/4: Das ist also das Besondere an Röwa –<br />
ein altrustikales Unternehmen?<br />
(lacht) Nein, soweit würde ich nicht gehen. Aber wir setzen<br />
auf langfristige Kundenbeziehungen und sind dabei<br />
konsequent schwäbisch stur. Und rebellisch, wenn Sie so<br />
wollen – siehe Bekenntnis zum stationären Fachhandel.<br />
Sichert Qualität: Produktionsprozess von A bis Z<br />
in eigener Hand<br />
Das Internet schien am Anfang ein Segen für den Verbraucher<br />
zu sein, weil es Transparenz (über Preise) versprach.<br />
Aber natürlich sind die professionellen Vermarkter<br />
mit Ihren Strukturen gegenüber dem Einzelnen Verbraucher<br />
immer im Vorteil. Wir sehen mit Sorge, dass viele<br />
unsere Kunden, also traditionelle Bettengeschäfte, ihr<br />
Kerngeschäft vernachlässigen und sich dabei verrennen,<br />
im Onlinegeschäft mit den Großen der Branche konkurrieren<br />
zu wollen. Fakt ist doch: ich kann als Berater mit<br />
einer halben Stunde Gespräch und Liegeprobe einem<br />
Handels- und<br />
Transportservice GmbH<br />
Mittelständisches Transportunternehmen<br />
sucht Kraftfahrer<br />
FS-Klassen B, C1, C1E, C, CE<br />
Eintrag nach BKfQG und ADR erwünscht<br />
mein/4<br />
Einsatzmöglichkeiten:<br />
• Transporter bis 3,5t Berlin+Umland<br />
• Verteiler LKW 7,5t-18t Berlin+Umland<br />
• Sattel/Wechselbrückenzüge, auch Kippmulden<br />
im Nah+Fernverkehr<br />
Wir bieten einen unbefristeten Arbeitsvertrag mit<br />
attraktiver Entlohnung in einem dynamischen Team.<br />
Bewerbungen bitte Mo - Fr 8 - 17 Uhr<br />
unter 030 - 472 30 78 oder info@deubel-und-co.de<br />
Prenzlauer Promenade 41, D- 13089 Berlin<br />
Infos unter<br />
51<br />
Telefon
Neu in Berlin: der RössleWanner Flagshipstore<br />
in der Wollankstraße<br />
Kunden mehr Orientierung und eine bessere Entscheidungsgrundlage<br />
bieten als dieser Mensch in stundenlanger<br />
Internetrecherche erfahren würde. Wenn ich dazu als<br />
Händler einen kompromisslosen Service biete, gibt es<br />
viele gute Gründe, nicht im Internet zu kaufen.<br />
mein/4: Ist das Ihre Mission?<br />
Sagen Wir mal so: Es ist ein Experiment, das großen<br />
Spaß macht, weil die Menschen den Fachhandel eigentlich<br />
zu schätzen wissen. Das Thema ist doch: zu wem<br />
kann man Vertrauen haben? Wem vertraue ich mein hart<br />
verdientes Geld an? Daher setzen wir auf Transparenz und<br />
Kompetenz. Wir setzen auf den Standort Mössingen, wo<br />
wir die Bäume, aus denen unsere Betten und Lattenroste<br />
gebaut werden, quasi vor der Haustür wachsen sehen. Im<br />
eigenen Sägewerk wird das Holz weiterverarbeitet. Alle<br />
Produktionsschritte in eigener Regie durchzuführen, sichert<br />
die hohen Qualitätsstandards. Welcher Produzent<br />
hat sonst schon eine eigene Näherei und eigene Steppmaschinen?<br />
Also mit dieser einzigartigen Fertigungstiefe<br />
lassen sich auch in Deutschland bezahlbare Produkte<br />
herstellen, das ist auch Teil unserer Botschaft.<br />
mein/4: Welche Produkte findet man in Ihrem<br />
Flagshipstore?<br />
Neben einigen Bettenmodellen in ausnahmslos zeitlosen<br />
Designs, von puristisch bis repräsentativ, vor allen<br />
Dingen die Auswahl an Bettsystemen, also Matratzen<br />
und Unterfederungen. Es gibt zahlreiche Innovationen:<br />
mit dem Ecco-Lattenrost haben wir vor einigen Jahren<br />
dieses Konstruktionsprinzip revolutioniert, weil wir die<br />
Federleisten in drei Dimensionen auf die Körperkontur<br />
einstellen können. Andere Beispiele sind unsere Crade-to-<br />
Cradle zertifizierte Naturlatexmatratze Pure Natur oder<br />
die hochflexible High-Tech-Bespannung unserer Genio-<br />
Betten, die beste Ergonomie und schlankes Design auf<br />
ganz neue Weise vereint. Im Stil sozusagen ein Gegenentwurf<br />
zum Boxspringbett – das aber bei uns auch nicht<br />
fehlen darf – auch wenn wir dabei wieder einiges anders<br />
machen als andere Hersteller. Ein Besuch lohnt sich!<br />
Interesse geweckt? Weitere Informationen findet Ihr unter<br />
www.roessle-wanner.berlin <br />
■<br />
52 mein/4
Buchvorstellung<br />
7<br />
7<br />
Die kleine Hexe<br />
von Otfried Preussler<br />
Die kleine Hexe ist noch so jung. Erst 127 Jahre alt.<br />
Sie möchte gerne die Walpurgisnacht auf dem Blocksberg<br />
mitfeiern. Aber weil sie so jung ist, darf sie noch<br />
nicht. Also schleicht sie sich heimlich hin, wird entdeckt<br />
und bekommt eine Strafe. Die großen Hexen nehmen ihr<br />
den Besen weg und sie muss zu Fuß nach Hause gehen.<br />
Dazu soll sie ein Jahr lang lernen eine gute Hexe zu werden.<br />
Aber was ist eine gute Hexe? Ihr Freund, der Rabe<br />
Abraxax, sagt das eine und die böse Hexe Rumpumpel<br />
sagt was anderes. Aber wie es am Ende ausgeht, wird<br />
ganz überraschend.<br />
8<br />
8 89 94 4 1 17 73<br />
3<br />
4 4 2 2 8 8 9 9<br />
von Joanne K. Rowling<br />
7 73 3 8 8 6 6 5 54<br />
4<br />
8 8 3 3 4 4 6 6 1 1<br />
3 3 9 9<br />
2 2 5 5 6 6 9 9 3 3<br />
1 12 2 7 7 4 4 9 98<br />
8<br />
9 9 4 4 1 1 7 7<br />
7 78 89 9 2 24 46<br />
6<br />
Harry Potter – Die Heiligtümer<br />
des Todes (Band 7)<br />
Harry kehrt im siebten Schuljahr nicht mehr nach Hogwarts<br />
zurück. Er muss die fehlenden Horkruxe finden und<br />
zerstören. Dabei nimmt er seine besten Freunde Ron und<br />
Hermine mit. Sie machen sich auf die Suche und stoßen<br />
dabei auf viele Gefahren und ein neues Geheimnis - die<br />
Heiligtümer des Todes. Nun muss Harry sich entscheiden:<br />
Horkruxe suchen oder die Heiligtümer des Todes?<br />
Es beginnt ein gefährliches Abenteuer!!! Werden Harry,<br />
Ron und Hermine es schaffen, die Horkruxe zu zerstören,<br />
und wird Harry den Dunklen Lord besiegen???<br />
8<br />
5 58 8 4 41<br />
1<br />
5 5 8 8<br />
3 32 21 17 74 45 56<br />
6<br />
3 38 8 2 210 Jahre 4 46<br />
6<br />
6 67 7 8 8 2 23<br />
3<br />
4 4 7 7 6 6 1 1<br />
2 27 7 1 1 8 85<br />
5<br />
8 8 5 5 4 4<br />
6 6 3 3<br />
Buchtips von Mirdza<br />
9 9<br />
8 8 1 1 7 7 6 6<br />
2 21 1 6 6 4 47<br />
7<br />
6 6 7 73 3 4 41 1 8 8<br />
9 9<br />
8 83 3 4 4 9 92<br />
2<br />
2 24 4 7 71 18 8 6 65<br />
5<br />
8 85 5 2 26<br />
6<br />
3 3 7 7<br />
9 95 5 3 32<br />
2<br />
10 10<br />
4 4 3 32 27 7 5 5<br />
1 15 5 3 32<br />
2<br />
2 23 3 1 1 8 8 9 96<br />
6<br />
8 8 6 6<br />
4 43 3 1 1 6 68<br />
8<br />
2 2 4 4<br />
1 17 7 6 6 2 2 4 43<br />
3<br />
8 84 4 2 26<br />
6<br />
5 5 9 94 43 3 8 8<br />
mein/4<br />
Die Auflösung auf S. 64<br />
11 11<br />
4 49 9 1 15<br />
5<br />
2 29 9 7 71 1 6 68<br />
8<br />
12 12<br />
8 8 2 2 7 7 3 3<br />
2 2 7 7 3 3 4 4 6 6<br />
53
Rubrik<br />
Hier kommt die Maus<br />
Diese niedliche Maus kannst du dir in<br />
wenigen Schritten selber nähen.<br />
Wie? Das erklären wir dir hier.<br />
Das brauchst Du …<br />
• Watte<br />
• 2 x Fell (16 cm x 8 cm)<br />
• Hautfarbender Filz (Bauch 12 cm x 7cm,<br />
Nase 3 cm , 2 x Ohren 4,5 cm x 3 cm)<br />
• 2 kleine Knöpfe<br />
• Etwas Wolle<br />
• Häkelnadel<br />
• Bleistift<br />
• Schere<br />
• Nähgarn grau und beige<br />
• Nähnadeln<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
1. Zeichne Dir die Umrisse auf die<br />
Innenseite des Stoffes und schneide sie aus.<br />
Die Maße findest Du oben.<br />
2. Lege die Außenseiten aufeinander und<br />
fange von Hinten an zu nähen, lasse aber<br />
vorne noch etwas Platz, um deine Maus<br />
später zu füllen.<br />
3. Jetzt kannst du die Augen auf die<br />
Außenseite annähen.<br />
4. + 5. Stülpe deine Maus wieder um, die<br />
spätere Außenseite muss jetzt innen sein,<br />
und nähe den Bauch an. Lasse aber am Kopf<br />
noch eine Öffnung.<br />
6. Du hast es fast geschafft! Stülpe die Maus<br />
wieder um, fülle sie mit der Watte (gerne<br />
etwas voller) und nähe die Öffnung zu.<br />
7. Häkel dir einen kleinen Schwanz für<br />
deine Maus oder nimm einfach einen<br />
dickeren Wollfaden. Nähe ihn hinten fest.<br />
8. Für die Nase müssen wir uns einen<br />
kleinen Beutel nähen. Dafür einmal am<br />
Rand entlang nähen, mit einer kleinen<br />
Wattekugel füllen, und zuziehen. Den Beutel<br />
verschließen. Die Nase wird jetzt an die<br />
Maus angenäht.<br />
9. Nun muss unsere Maus noch etwas<br />
hören können; dafür punkten wir die Ohren<br />
an der spitzen Seite mit jeweils zwei Stichen<br />
zusammen und nähen sie am Kopf fest.<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
54 mein/4
Rubrik<br />
mein/4<br />
55
mein/4<br />
Dies & Das<br />
Für uns ist es Magie …<br />
Unser geliebter Redaktionslaptop hat nach<br />
über neun Jahren treuen Diensten seine<br />
Tätigkeit eingestellt. Doch was nun? Alle<br />
Daten, alle Adressen für die Ewigkeit verborgen?<br />
Nachdem sich Panik ausgebreitet<br />
hat, blieb nur der Griff zum Telefon. Freunde,<br />
Partner, wer kann uns helfen? Dann kam<br />
der entscheidende Tipp: Schau doch mal<br />
bei betterworx vorbei. Die können zaubern.<br />
Gesagt, getan: Laptop eingepackt und in<br />
die Prenzlauer Allee geradelt, den Patienten<br />
vorgestellt und geweint.<br />
Wir wissen nicht, ob es an den Tränen lag,<br />
aber wie durch ein Wunder konnten unserem<br />
treuen Gefährten nach einer Operation am<br />
offenen Herzen alle Daten entlockt und gesichert<br />
werden – gerade noch rechtzeitig! Wir<br />
blieben noch einen Augenblick betroffen und<br />
still zurück. Gehe ins Licht guter Freund …<br />
Liebe Mitarbeiter von betterworx, vielen Dank<br />
für die schnelle Hilfe!<br />
<br />
www.betterworx.de<br />
Neues Onlineportal für Berliner Senioren gestartet<br />
Unter der Web-Adresse www.berliner-seniorenportal.de ist<br />
ab sofort eine neue Internetplattform erreichbar, deren Angebot<br />
sich an die in Berlin lebenden Senioren richtet. Neben<br />
interessanten Informationen zu verschiedenen Lebensbereichen<br />
und Tipps zur Freizeitgestaltung bietet das Berliner<br />
Seniorenportal den Besuchern auch ein Forum zum gegenseitigen<br />
Austausch. Es richtet sich aber auch an die Angehörigen<br />
der Senioren, die hier wichtige Auskünfte zu den<br />
Bereichen Wohnen, Pflege und Vorsorge erhalten.<br />
Inhalt des Berliner Seniorenportals:<br />
• Aktueller Programmkalender für Sport- und Freizeitangebote <br />
• Tipps für Veranstaltungen und Ausflüge <br />
• Diskussionsforum zum gegenseitigen Austausch <br />
• Adressen für Hilfe und Unterstützung: Soziale Dienste, Fahrdienste, Einkaufsservice <br />
• Ratgeber für Gesundheit und Vorsorge <br />
• Übersicht über Seniorenwohnheimen und Pflegediensten<br />
56 mein/4
mein/4<br />
DESTILLE BERLIN Craft-Manifest<br />
Am 3. und 4. März <strong>2018</strong> fand zum siebten Mal das<br />
Festival für handwerklich produzierte Spirituosen<br />
in der Heeresbäckerei statt. Thomas Kochan, wir kennen<br />
ihn aus der Immanuelkirchstraße 4 (Dr. Kochan<br />
Schnapskultur), hat zusammen mit Theo Ligthart<br />
wieder einmal alles aufgefahren, was die Spirituosenmanufakturen<br />
Deutschlands und Europas zu bieten<br />
haben. Spirituosen aus kleinen Manufakturen, mit<br />
Rücksicht auf die Umwelt und ausschließlich<br />
aus natürlichen Zutaten hergestellt. Wir freuen<br />
uns jetzt schon auf 2019.<br />
Mehr Infos unter www.schnapskultur.de<br />
auch online<br />
erleben auf<br />
www.<strong>meinviertel</strong>.berlin<br />
jeden! Monat am ten<br />
t. 923 78 65-0<br />
info@wemod.de<br />
Lesebühne Prenzlauer Berg Süd-Ost<br />
www.deo.events<br />
VON UND MIT<br />
Hauser<br />
Fuchs<br />
Wahn<br />
sowie musikalischen<br />
und literarischen Gästen<br />
.XY<br />
BEGINN<br />
:<br />
IN UND AUS DER<br />
Saarbrücker Str. <br />
zweiter Hof Aufgang C<br />
WIR<br />
FLIESEN …<br />
wemod.de<br />
mein/4<br />
57
mein/4<br />
„TOMATE ROCKT!“ in der WABE<br />
2. Juni <strong>2018</strong>: Nachwuchsshow<br />
Die Rockshow für Kinder und Jugendliche<br />
Bereits zum 8. Mal veranstaltet die Musikschule tomatenklang ihr erfolgreiches<br />
jährliches Rockkonzert für junge Nachwuchsmusiker „TOMATE<br />
ROCKT!“. Dieses Jahr findet es in der traditionsreichen WABE in der<br />
Danziger Straße 101 im Herzen des Prenzlauer Berg statt.<br />
In drei Sets spielen Kinder und Jugendliche zwischen 8 und 18 Jahren<br />
von 16 Uhr bis in die Abendstunden vor großem Publikum. Mehr als 30<br />
Bands und 200 kleine und große Sänger*innen und Musiker*innen präsentieren<br />
ihr Können. Auch in diesem Jahr haben Schüler und Schülerinnendes<br />
Heinrich-Schliemann-Gymnasiums ein Set vorbereitet, deren<br />
Ergebnisse in Set 3 zu sehen sein werden.<br />
Etablierung von „TOMATE ROCKT!“ als Nachwuchsfestival<br />
TOMATE ROCKT! bringt junge Musikerinnen vom Unterricht in die Probekeller,<br />
um sie für die große Bühne (Kulturbrauerei, Musikbrauerei, WABE)<br />
fit zu machen. Jedes Jahr nehmen über 200 Kinder und Jugendliche<br />
diese Chance wahr und treten in mehr als 30 Konzerten auf. Das größte<br />
Nachwuchsfestival einer Musikschule findet seit 2011 statt und hat schon<br />
mehrere tausend Zuschauer in Berlin begeistert. Das Format von „TOMATE<br />
ROCKT!“ soll langfristig als berlinweite Plattform für junge Talente etabliert<br />
und zu einem großen Nachwuchsfestival ausgebaut werden.<br />
Karten sind erhältlich unter: tickets@tomatenklang.de<br />
www.tomatenklang.de<br />
Frauentag ist vorbei – Männer, jetzt seid Ihr dran<br />
Chapati Design, bekannt von der Schönhauser Allee 71, eröffnet<br />
im April erstmalig einen Laden nur für die Männerwelt. In<br />
der Wühlischstrasse 33a, in Friedrichshain, stellt der Produzent,<br />
Groß- und Einzelhändler Chapati seine Männerkollektion<br />
vor. Auf die Frage, warum es ihn nicht nach Prenzlauer Berg<br />
zog, antwortete er, dass er nicht das geeignete Mietobjekt<br />
gefunden hat. Schade eigentlich!<br />
Seit 1997 wird unter fair-trade-Bedingungen in Indien produziert.<br />
Als GOTS zertifiziertes Unternehmen wird ausschließlich<br />
Biobaumwolle verarbeitet. Im Laufe der Jahre eröffnete<br />
Hamid Mohammadi, der Inhaber, sechs Läden. Jetzt folgt also<br />
der siebte Laden, der gezielt nur die Männerwelt ansprechen<br />
wird. Mit sportlich-eleganter Mode, designed in Berlin, preislich<br />
im mittleren Preissegment, möchte Chapati die Männerwelt<br />
überraschen. Mal sehen, ob es gelingt. Natürlich wird<br />
mein/4 das genaue Datum der Eröffnungsfeier auf Facebook<br />
posten!<br />
Übrigens: GOTS bedeutet Global Organic Textile Standard<br />
und steht für absolut faires Miteinander. Wir sind gespannt!<br />
Weitere Infos erhältst Du unter: www.chapati.de<br />
58 mein/4
Sommer<br />
KULTURBRAUEREI | SCHÖNHAUSER ALLEE 36 | 10435 BERLIN | U2 EBERSWALDER STR.<br />
INFOS: 030 – 44 35 21 70 | TICKETS: 030 – 44 31 51 00 | WWW.KULTURBRAUEREI.DE<br />
ENTDECKEN SIE DIE KULTURBRAUEREI!<br />
SUMMER SPECIALS VON JUNI – SEPTEMBER <strong>2018</strong><br />
Kesselhaus Acoustics, PopKultur Festival, Literatur: BERLIN, Streetfood Market, Mississippi<br />
Blues & BBQ Festival, Berlin on Bike, Fête de la Musique, Lange Nacht der Museen, Karneval<br />
der Kulturen, Kinderfest, Swing / Tango / Salsa, Open Air und viele weitere Highlights …
mein/4<br />
Und dann gab’s keinen mehr …<br />
Berlin hat zu wenig Grünflächen, das ist bekannt. Traurig und fassungslos<br />
kann einen deshalb nur stimmen, was an der Immanuelkirche<br />
passiert ist. Urplötzlich und ohne Vorankündigung wurden<br />
ein Dutzend gesunde Birken und Ahornbäume auf dem Gartengelände<br />
der Immanuelkirche gefällt und eine weitere, kleine grüne<br />
Oase zerstört. Trotz sofortiger Proteste vieler Anwohner wurden die<br />
Baumfällarbeiten fortgesetzt und vollendet – das traurige Ergebnis<br />
kann jeder sehen.<br />
Das Bezirksamt Pankow, Abteilung Umwelt und öffentliche Ordnung,<br />
nimmt dazu wie folgt Stellung:<br />
„Die fraglichen Bäume sind nach der Baumschutzverordnung des<br />
Landes Berlin geschützt und dürfen ohne Genehmigung nicht gefällt<br />
werden. Eine Ausnahmegenehmigung zur Fällung der Bäume<br />
wurde durch den Grundstückseigentümer beim Umwelt- und Naturschutzamt<br />
Pankow beantragt.<br />
Der Antrag wurde bewilligt, weil der Antragsteller nachweisen<br />
konnte, dass es durch die Bäume zu schweren Schäden am Kirchgebäude<br />
gekommen ist, und somit eine unzumutbare Nutzungsbeeinträchtigung<br />
gemäß BaumSchVO §5 Abs1. Nr. 2 vorlag. Konkret<br />
heißt das, dass große Mengen Birkensamen auf das Dach und das<br />
Mauerwerk der Kirche getragen wurden. Durch das Auskeimen der<br />
Birkensämlinge in den lockeren Fugen der Kirche kam es so immer<br />
wieder zu erheblichen Schäden und Sanierungskosten im 6-stelligen<br />
Bereich. Zu dieser speziellen Situation kommt hinzu, das die<br />
Immanuelkirche denkmalgeschützt ist, es hier also auch ein gesteigertes<br />
öffentliches Interesse am Erhalt des Gebäudes gibt.<br />
Da die Bäume, wie Sie richtig festgestellt haben, überwiegend recht gesund waren, müssen Ersatzpflanzungen<br />
durchgeführt werden. Diese werden teilweise auf dem Grundstück der Immanuelkirche<br />
(hier natürlich mit Bäumen, die weniger Samenflug verursachen), aber auch auf dem St. Bartholomäus-<br />
Friedhof durchgeführt“.<br />
Natürlich ist der Schutz der Gebäudestruktur der Kirche wichtig, traurig finden wir die mangelnde<br />
Kommunikation mit den Nachbarn und Anwohnern. Vielleicht wäre es möglich gewesen, im Dialog<br />
andere Lösungen zu erarbeiten. Erst jetzt, nachdem Fakten geschaffen sind, gibt es das Angebot,<br />
gemeinsam zu gestalten. Pfarrer Mark Pockrandt schreibt dazu: „ Zur künftigen Kirchgartengestaltung<br />
liegt den Gemeindegremien ein Entwurf vor. Es wurde der Antrag eingebracht, dass in diese Planungen<br />
eine breitere Öffentlichkeit mit einbezogen werden soll.“<br />
Geheimtipp: Mad Monkey Room!<br />
Eine kleine, feine, neue Comedyadresse findet Ihr in der Duncker<br />
Str. 72. Nina Böhm und Marco Schoon bringen hier nicht<br />
nur bekannte, sondern auch die erste Reihe der aufstrebenden<br />
Nachwuchskünstler auf die Bühne. Jede Woche gibt es an fünf bis<br />
sechs Tagen eine Menge zu lachen und vor allem live neue Comedians<br />
zu entdecken. Die bunte Programmauswahl in Deutsch,<br />
aber auch in Englisch, von Mix Shows und Open Mics über Musikcomedy,<br />
Zaubershows bis hin zu den Late-Night-Formaten, Live-<br />
Podcasts oder Talk-Reihen.<br />
Also: jetzt Karten sichern unter www.mad-monkey.de<br />
60 mein/4
mein/4<br />
Ferienzeit, schöne Zeit …<br />
Da ist er nun, der lang ersehnte Urlaub – mit dem Wohnmobil nach Frankreich. Wohnmobil abholen, die<br />
Familie wartet mit gepackten Sachen vor der Tür. Parkplatz? Unmöglich! Also, den Wagen in der zweiten<br />
Reihe abgestellt, alle Klappen auf und eingeladen. Keine 2 Minuten und der freundliche Mitarbeiter des<br />
Ordnungsamtes ist zur Stelle. Kurz die Situation erklären, versuchen das grummelige Gesicht freundlich zu<br />
stimmen, schon sind wir wieder weg. Glücklich darüber, kein Ticket am Scheibenwischer zu haben. Doch<br />
kaum aus dem Urlaub zurück, gibt es Post. Kann ja nur ein Irrtum sein.<br />
Also, zurück schreiben, Situation erklären. Zwei Wochen später: erneut Post. Diesmal mit einer saftigen Erhöhung.<br />
Liebe Mitarbeiter des Ordnungsamtes, wir wissen, ihr habt keinen leichten Job, aber, was jedem<br />
Paketboten, Taxifahrer, Bauunternehmer zugestanden wird, sollte doch auch für uns als Anwohner möglich<br />
sein: das Be-und Entladen der Familie. Wir hätten uns etwas Fingerspitzengefühl gewünscht.<br />
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mein/4<br />
61
mein/4<br />
Buchvorstellung<br />
Juli Zeh<br />
Unterleuten<br />
Der große Gesellschaftsroman<br />
von Juli Zeh.<br />
Wer nur einen flüchtigen<br />
Blick auf das Dorf in Brandenburg<br />
wirft, ist bezaubert<br />
von den altertümlichen<br />
Namen der Nachbargemeinden,<br />
von den<br />
schrulligen Originalen, die<br />
den Ort nach der Wende<br />
prägen, von der unberührten<br />
Natur mit den seltenen<br />
Vogelarten. Doch hinter<br />
den Fassaden der kleinen Häuser brechen alte Streitigkeiten<br />
wieder auf. Und obwohl niemand etwas Böses<br />
will, geschieht Schreckliches.<br />
Mit „Unterleuten“ hat Juli Zeh einen großen Gesellschaftsroman<br />
über die wichtigen Fragen unserer Zeit<br />
geschrieben, der sich hochspannend wie ein Thriller<br />
liest. Gibt es im 21. Jahrhundert noch eine Moral jenseits<br />
des Eigeninteresses? Woran glauben wir? Und wie<br />
kommt es, dass immer alle nur das Beste wollen, und<br />
am Ende trotzdem Schreckliches passiert?<br />
Franziska Hauser<br />
Gewitterschwimmerin<br />
Wer sich mit Familie Hirsch<br />
einlässt, darf nicht empfindlich<br />
sein, und empfindlich<br />
war Tamara wirklich nie.<br />
Doch nun sind ihre Eltern<br />
tot und Tamara Hirsch reißt<br />
Wände nieder in diesem<br />
alten Haus im märkischen<br />
Sand, in dem ihre Familie<br />
nach der Verfolgung durch<br />
die Nazis wieder ihren Mittelpunkt<br />
fand.<br />
Eindrücklich, poetisch und<br />
kraftvoll erzählt Franziska Hauser die Lebensgeschichte<br />
der bezaubernd eigensinnigen Tamara Hirsch - erzählt<br />
damit die Geschichte ihrer eigenen Familie, eine Geschichte<br />
aus politischen und persönlichen Fallstricken,<br />
bis dem Leser die Luft wegbleibt.<br />
David Benioff<br />
Stadt der Diebe<br />
Mit Stadt der Diebe gelang<br />
David Benioff ein modernes<br />
erzählerisches Meisterwerk,<br />
das Kritiker wie Leserschaft<br />
gleichermaßen in seinen<br />
Bann zog.<br />
Es ist ein fesselnder Abenteuerroman<br />
und zugleich<br />
die Geschichte einer ungewöhnlichen<br />
Freundschaft<br />
zwischen zwei jungen<br />
Männern, die eine schier<br />
unlösbare Aufgabe zu erfüllen<br />
haben: Im belagerten, ausgehungerten Leningrad<br />
sollen sie ein Dutzend Eier auftreiben.<br />
Daniel Kehlmann<br />
Tyll<br />
Der neue Roman des Erfolgsautors<br />
Daniel Kehlmann<br />
ist die Neuerfindung<br />
einer legendären Figur:<br />
ein großer Roman über die<br />
Macht der Kunst und die<br />
Verwüstungen des Krieges,<br />
über eine aus den Fugen<br />
geratene Welt.<br />
Tyll Ulenspiegel - Vagant,<br />
Schausteller und Provokateur<br />
- wird zu Beginn des<br />
17. Jahrhunderts als Müllerssohn<br />
in einem kleinen Dorf geboren. Sein Vater, ein<br />
Magier und Welterforscher, gerät schon bald mit der<br />
Kirche in Konflikt. Tyll muss fliehen, die Bäckerstochter<br />
Nele begleitet ihn. Ihre Schicksale verbinden sich zu einem<br />
Zeitgewebe, zum Epos vom Dreißigjährigen Krieg.<br />
Und um wen sollte es sich entfalten, wenn nicht um Tyll,<br />
jenen rätselhaften Gaukler, der eines Tages beschloss<br />
hat, niemals zu sterben.<br />
62 mein/4
mein/4<br />
Leserbriefe<br />
Bitte sendet uns<br />
eure Leserbriefe an:<br />
leserbriefe@<strong>meinviertel</strong>.berlin<br />
oder per Post:<br />
Mein/4<br />
Schönhauser Allee 52<br />
10437 Berlin<br />
Bitte schickt uns Eure Meinungen und Wünsche<br />
… zu: Weihnachten im Kiez<br />
Liebe Redaktion,<br />
danke für die lange Recherche im Kiez. An Weihnachten<br />
komme ich mir manchmal sehr alleine vor. Ich bin immer<br />
wieder verwundert, wie viele Parkplätze frei sind, wie viele<br />
Läden geschlossen haben, wie leer die Fußwege sind.<br />
Schön, das es dann doch so viele Veranstaltungen gibt.<br />
Ich bin auf drei Veranstaltungen gewesen und hatte ein<br />
schönes Weihnachtsfest. Danke noch mal!<br />
Liebe Grüße, Monika<br />
… zu: Mein „Berlin Wonderland“<br />
… zu: Gegen die Wand<br />
Liebe Redaktion,<br />
ich wünsche Adrian viel Kraft und Glück, leider haben<br />
wir in unserem Bekanntenkreis ähnliche Situationen<br />
erlebt. Wir selber hatten allerdings Glück; als<br />
unser Haus renoviert wurde, geschah das immer in<br />
enger Abstimmung mit uns Mietern. Seit fünf Jahren<br />
ist die Renovierung abgeschlossen und wir wohnen<br />
hier immer noch glücklich und zufrieden. Eine Mieterhöhung<br />
hat es seit sechs Jahren nicht gegeben. Es<br />
scheint also auch noch verantwortungsvolle Vermieter<br />
zu geben.<br />
In der Hoffnung, dass wir kein Einzelfall sind.<br />
Karsten + Julia<br />
Die Kastanienallee, hier bin ich geboren und aufgewachsen.<br />
Wir konnten als Kinder noch auf der Straße spielen,<br />
haben Kohle geschleppt und uns die Toilette mit den<br />
Nachbarn geteilt. Was waren wir für eine eingeschworene<br />
Gemeinschaft, jeder kannte jeden. Im Rückblick verschwimmen<br />
viele Erinnerung, vieles was negativ war, ist<br />
im Rückblick schön. Wenn ich heute die Kastanienallee<br />
entlanglaufe, wundere ich mich über die riesige Anzahl<br />
von Cafés, Restaurants usw. Ich frage mich dann immer,<br />
wie können die alle überleben? Ob es jetzt schöner ist als<br />
früher, werde ich oft gefragt. Ehrlich, ich weiß es nicht.<br />
Es grüßt Sie herzlich, Edith<br />
Schreiben<br />
macht klug<br />
www.schreibwerk-berlin.com<br />
… zu: Gegen die Wand<br />
Wer soll diesen Wahnsinn stoppen? Wer soll sich das<br />
noch leisten können? Prenzlauer Berg verliert seinen<br />
Charme. Manchmal habe ich den Eindruck, in den<br />
vielen, schicken, durchdesignten Wohnungen wohnt<br />
gar kein Mensch mehr. Gerade jetzt im Winter sind<br />
abends die meisten Fenster dunkel. Ich habe auch den<br />
Eindruck, es handelt sich fast nur um Zweitwohnungen<br />
der Eliten. Die Zeiten, als man jeden seiner Nachbarn<br />
kannte, sind wohl leider vorbei. Liebe Mitmenschen,<br />
wir werden einsam sein.<br />
Gruß Mark<br />
Kreatives Schreiben im blauen Salon<br />
– jeden letzten Mittwoch im Monat<br />
in der Chocolaterie und Buchhandlung<br />
„Fräulein Schneefeld und Herr Hund“<br />
Die Schreibaufgaben und Theorieübungen zur Sprachfindung, Figuren- und<br />
Plotentwicklung und zum Schreiben von Dialogen wechseln jeden Abend.<br />
Für das eigene Thema die richtige Form zu finden, ist das Ziel des Kurses.<br />
Mitgebrachte Texte können besprochen werden.<br />
Ort Prenzlauer Allee 23 Kosten 40,– €<br />
Uhrzeit 19 – 21:30 Uhr Kursleitung Franziska Hauser<br />
mein/4<br />
63
mein/4<br />
Vorschau<br />
IMPRESSUM<br />
Chefredaktion Markus Beeth<br />
Herausgeberin / Geschäftsführerin<br />
Beate Beeth<br />
LFB Beratung & Service GmbH<br />
Schönhauser Allee 52, 10437 Berlin<br />
Redaktionelle Mitarbeit<br />
Beate Beeth, Markus Beeth, Dr. Carola Dorner,<br />
Frank Durke, Carola Ehrlich-Cypra, Franziska Hauser,<br />
Ruth Herzberg, Stefanie Kayser, Christiane Kürschner,<br />
Vera Rüttimann, Henry Steinhau<br />
Lektorat<br />
Sophie Haffner<br />
www.textbildung.de<br />
Klosterleben in Prenzlauer Berg<br />
Stille Brüder, die sich hinter dicken Klostermauern<br />
verschanzen oder leben wie in Umberto Ecos „Im<br />
Namen der Rose“? Mitten in Prenzlauer Berg lädt<br />
das Herz-Jesu-Kloster zu einem offenen Umgang mit<br />
dem Glauben ein.<br />
Verlag & Redaktion | Mein/4<br />
LFB Beratung & Service GmbH<br />
Schönhauser Allee 52, 10437 Berlin<br />
redaktion@<strong>meinviertel</strong>.berlin<br />
Tel.: 030 818 914 60<br />
www.<strong>meinviertel</strong>.berlin<br />
www.facebook.com/mein4tel/<br />
4 6<br />
8 2<br />
1 3<br />
2 9<br />
5 7<br />
6 8<br />
9 5<br />
3 4<br />
7 1<br />
4 7<br />
6 5<br />
3 8<br />
8 6<br />
1 9<br />
2 4<br />
7 2<br />
5 1<br />
9 3<br />
Wie steht es um unsere Bibliotheken?<br />
„Book 7 sharing“ würde hip klingen, 8 doch die öffentlichen<br />
5 8 Bibliotheken 9 4 2 1 7 haben 3 6 keine 6Sprachkosmetik 5 8 2 9 3 4 nötig. 1 7<br />
Die 4 6Altmeister 2 5 7 3 8in 1Sachen 9 „Sharing 7 4 1 Economy“ 5 6 8 9 2und<br />
3<br />
7 3 1 8 9 6 2 5 4 9 3 2 1 7 4 5 6 8<br />
„Open Educational Spaces“ verzeichnen seit Jahren<br />
8 9 3 2 4 5 6 7 1 3 8 5 9 2 1 7 4 6<br />
wachsenden Zulauf, sind digital gut aufgestellt und<br />
6 1 7 3 8 9 5 4 2 1 6 7 4 8 5 2 3 9<br />
werden 2 4 5 in 1 Prenzlauer 6 7 9 8 3Berg sogar 4 2durch 9 7 bürgerliches<br />
3 6 8 5 1<br />
Engagement 1 2 6 7 5 gestärkt. 4 3 9 8 2 7 4 3 1 9 6 8 5<br />
9 5 4 6 3 8 1 2 7 8 9 3 6 5 2 1 7 4<br />
3 7 8 9 1 2 4 6 5 5 1 6 8 4 7 3 9 2<br />
Auflösung von Seite 47<br />
9<br />
8 3 4 1 5 7 2 9 6<br />
5 2 1 8 6 9 4 7 3<br />
6 9 7 3 2 4 1 5 8<br />
1 6 5 2 9 3 7 8 4<br />
7 8 3 6 4 5 9 2 1<br />
2 4 9 7 1 8 3 6 5<br />
4 7 8 5 3 2 6 1 9<br />
3 1 2 9 8 6 5 4 7<br />
9 5 6 4 7 1 8 3 2<br />
10<br />
4 9 6 3 2 7 8 1 5<br />
8 1 5 4 6 9 3 2 7<br />
2 3 7 1 5 8 4 9 6<br />
7 2 1 8 3 6 9 5 4<br />
9 4 3 7 1 5 6 8 2<br />
6 5 8 2 9 4 7 3 1<br />
1 7 9 6 8 2 5 4 3<br />
3 8 4 5 7 1 2 6 9<br />
5 6 2 9 4 3 1 7 8<br />
Anzeigen und Medienberatung<br />
Frank Durke<br />
f.durke@<strong>meinviertel</strong>.berlin<br />
0152/56102725<br />
Mediadaten<br />
www.<strong>meinviertel</strong>.berlin/mediadaten<br />
Anzeigengestaltung<br />
fgl-werketage<br />
Rüdiger Serinek<br />
Tel: 030 437 358 72<br />
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Satz, Layout & Design<br />
Rüdiger Serinek | Mathias Ziems<br />
fgl-werketage.de | rasterwert.de<br />
Druck<br />
Druckhaus Humburg GmbH & Co. KG<br />
Am Hilgeskamp 51-57<br />
28325 Bremen<br />
Online-Redaktion<br />
rasterwert media<br />
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© Titelfoto<br />
Jan Krause<br />
Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser Zeitschrift darf ohne schriftliche<br />
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Unter dieses Verbot fällt insbesondere die gewerbliche Vervielfältigung<br />
per Kopie, die Aufnahme über elektronische Datenträger und<br />
die Vervielfältigung auf elektronischen Datenträgern. Für unverlangt<br />
eingeschickte Manuskripte, Fotos und Illustrationen übernehmen wir<br />
keine Gewähr.<br />
1 5<br />
2 4<br />
11<br />
12<br />
64 3 8 7 4 9 6 1 5 2 6 8 4 2 1 7 5 3 9<br />
mein/4<br />
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