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mein/4 März 2020

mein/4 Stadtmagazin, Ausgabe März 2020

mein/4 Stadtmagazin, Ausgabe März 2020

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STADTTEILMAGAZIN ∕ PRENZLAUER BERG JULI/AUGUST/2017

www.meinviertel.berlin MÄRZ 2020 – MAI 2020

STADTMAGAZIN

4

Neue

Autoren:

- Bärbel Stolz

- Chin Meyer

- Wladimir

Kaminer

KEVIN KÜHNERT: JUNG-ENGAGIERT-PROVOKANT

H.-W. MEYER: „DAS GLÜCKSSCHWEIN-GEN“

MOBIL IN BERLIN – AM STAU VORBEI

SKYKITCHEN – LUST AN DER LAST

JAZZSÄNGER ATRIN MADANI

www.meinviertel.berlin/aktuelle-ausgabe



Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser,

die ersten schönen Sonnentage zeigen sich. Das Licht treibt die Menschen ins Freie,

die Stadt blüht auf. Wir sind schon in der dunkleren Winterzeit aufgeblüht und waren

ziemlich produktiv.

Der Schauspieler Hans-Werner Meyer, bekannt aus über 140 Produktionen, ließ

uns bei einem ausgiebigen Frühstück teilhaben an der Welt der Schauspielerei und

dem Alltag als „Berliner“. (Seite 4)

Wir trafen uns zu einem erfrischenden Interview mit Kevin Kühnert im Willy-Brandt-

Haus. (Seite 14)

Der waschechte Berliner Jazzsänger Atrin Madani erobert mit 22 Jahren schon die

feinsten Adressen der Berliner Jazz- und Entertainmentszene: Donau 115, Bar jeder

Vernunft, Maison de France oder der Jazzclub A-Trane – an all diesen Orten durfte

der junge Künstler bereits sein Publikum begeistern. Für uns stellt kein Geringerer

als Hans-Jürgen Schatz ihn vor. (Seite 22)

Ganz besonders stolz sind wir auf unsere drei neuen Kolumnen, die augenzwinkernd

ein wenig Würze in den Alltag bringen sollen. Wladimir Kaminer (Seite 30) erklärt

die problematische Restaurantfindung in unserer Stadt, Bärbel Stolz (Seite 38)

gibt „ungefragt Lebenshilfe“ und Finanzkabarettist Chin Meyer erklärt die Welt der

Hochfinanz. Viel Spaß! (Seite 12)

Hoch über den Dächern der Stadt treffen wir Alexander Koppe. Der mit einem

MICHELIN-Stern ausgezeichnete Berliner Koch erzählt von der Lust an der Last.

(Seite 49)

Das und vieles mehr erwartet euch in dieser Ausgabe. Wir wünschen euch viel Vergnügen

beim Lesen und würden uns freuen, von euch zu hören!

Einen schönen Frühling wünschen

Beate und Markus

1


Hans-Werner Meyer und das „Glücksschwein-Gen“ Seite 4

Kolumnen Seite 12/38/30 K. Kühnert: jung-engagiert-provokant

Mobil in Berlin – am Stau vorbei … Seite 40


Inhalt

Das„Glücksschwein-Gen“

Interview mit Hans-Werner Meyer 4

Warum Berlin kein Netz hat!

Kolumne von Chin Meyer 12

Kultur Seite 32

Jung engagiert provokant

Interview mit Kevin Kühnert 14

„You gotta know your shit!“

Der Jazzsänger Atrin Madani im

Gespräch mit Hans-Jürgen Schatz 22

„Kurz und knapp“

Interview mit Franziska Hauser 26

Das literarische Feuerwerk

Vorgestellt von Marita Vornbäumen 29

Sie heißt Phở

Kolumne von Wladimir Kaminer 30

Kultur im Kiez

Das Bayerische Viertel 32

Seite 14

Kulturtipps

vom Kulturfritzen 36

Bärbel‘s ungebetener Ratschlag

Kolumne von Bärbel Stolz 38

Mobil in Berlin

Unterwegs mit dem Lastenrad 40

Mobil mit dem Fahrrad

Drei Fragen an Sören Benn 47

Über die Lust an der Last

Interview mit Alexander Koppe 49

Die Entdeckung der Lammsamkeit

Küchenanekdoten 53

Dies & Das 54

#sagenein ! 58

„Skykitchen“ Seite 49

Buchvorstellung 62

Leserbriefe 63


© Fotos: Pavol Putnoki

Hans-

Werner

Meyer

und das„Glücksschwein-Gen“

Zu manchen Interviews kommt man in Berlin durch Zufälle. Ein Plakat am Renaissance-Theater

weckt mein Interesse: „Nein zum Geld!“, ein Theaterstück von Flavia Coste, geht wegen des großen

Erfolges in die Verlängerung. Das Gesicht des Hauptdarstellers kommt mir merkwürdig bekannt

vor. Es macht mich wahnsinnig, wenn ich etwas nicht einordnen kann. Ein Glück haben wir heute

Smartphones und Google …

Hauptdarsteller Hans-Werner Meyer kommt also aus Norderstedt

bei Hamburg. Die erste Gemeinsamkeit. Er besuchte

das Albert-Schweitzer-Gymnasium, ein musisches

Gymnasium. Die Glocken der Erinnerung beginnen zu

läuten: Auch mein Cousin besuchte damals diese Schule.

Gemeinsam mit Freunden gründete er eine A-cappella-

Gruppe. Aus Spaß an der Musik spielten sie in der Spitalerstraße

in der Hamburger Innenstadt. Auf diese Weise

haben sie sich ihr Taschengeld aufgebessert. Sie hatten

Glück, denn ein zufällig vorbeigekommener Plattenproduzent

bot ihnen einen Vertrag an. So kam es, dass vier

„Jetzt fühle ich mich etwas

unter Druck gesetzt.“

Abiturienten die Version von „Only You“ der Flying Pickets

coverten und damit erfolgreich die deutschen Charts

stürmten. Für mich war das eine aufregende Sache: Ich

war damals elf Jahre alt und verbrachte die Wochenenden

damit, die Hitparade mit meinem Kassettenrecorder mitzuschneiden.

Der Erfolg des Quartetts gipfelte in einem

Auftritt bei Dieter Thomas Heck in der ZDF-Hitparade

und dem Gewinn der Goldenen Eins. Damit verblassen

meine Erinnerungen und die Recherchen gehen weiter.

Ein Zitat springt mir dabei besonders ins Auge: „Mein

Bruder hat das Glücksschwein-Gen“, sagte in einem Interview

der Kabarettist Chin Meyer über seinen jüngeren

Bruder. Das macht neugierig …

Wir treffen Hans-Werner Meyer in einem Café in Prenzlauer

Berg. Pünktlich kommt er mit seinem Fahrrad um

die Ecke.

mein/4: Ich habe versucht mich auf dich vorzubereiten.

Je mehr ich gelesen habe, desto

schwieriger fiel mir die Entscheidung, worüber

wir reden könnten.

Meyer: Das tut mir leid.

mein/4: Es gibt irgendwie nichts, was du nicht

machst: Musik, Theater, Film, Serien, Hörbücher,

du bist Autor ...

Meyer: Mir geht es aber ähnlich. Wenn ich mich auf so

ein Interview vorbereite, frage ich mich auch: Was gibt es

Interessantes zu erzählen?

4

mein/4


mein/4: Bei dir sind es so viele Themen …

Meyer: Bei euch ja auch. Ich habe euer Magazin gelesen,

Gysi und Kaminer zum Beispiel. Ich fand’s total interessant

und habe es gerne gelesen. Jetzt fühle ich mich

etwas unter Druck gesetzt (lacht).

mein/4: Meine erste Erinnerung an dich war die

Überreichung der Goldenen Eins in der ZDF-

Hitparade. Später habe ich die Trophäe bei

meinem Cousin noch im Regal stehen sehen. Wo

ist deine?

Meyer: Ich habe keine. Wir bekamen nur eine überreicht

und die durfte der Leadsänger behalten.

mein/4: Es bekam nicht jeder eine? Hast du

keinen Protest eingelegt?

Meyer: Leider nein. Das ist immer noch die Ursache

tiefen Schmerzes (lacht). Nein, er darf sie gern haben.

Obwohl, es kann sein, dass sie inzwischen bei Hoppel

ist. Der macht bei uns das Archiv.

Idee der Klangrazzia: Ein Streichquartett spielt die ersten

Takte, da kommt Sigmund von Treiber und pfändet

die Instrumente. Das Quartett muss ohne Instrumente

weitermachen und von Treiber hört nicht auf zu nerven.

Das Ganze hat erstaunlich gut funktioniert.

mein/4: Habt ihr euch das zu fünft ausgedacht?

Meyer: Das Konzept haben mein Bruder und ich entwickelt.

Ich habe es dann geschrieben und im Austausch

mit ihm immer weiterentwickelt. Er aktualisiert seine

Comedyblöcke natürlich ohnehin nach Tagespolitik, aber

auch ich ärgere die Jungs damit, dass ich vor so ziemlich

jeder Vorstellung den Text verändere.

mein/4: Du hast zwei Söhne, elf und 13, wohnst

in Mitte. Wie läuft es an der Elternfront?

Meyer: Im Moment ist das eine Art Nahkampf. Ständig

muss die Hackordnung definiert werden, der Ältere ist

bereits mitten in der Pubertät. Er ist jetzt schon größer

als ich, macht Leistungssport, spielt intensiv Basketball

bei Alba und macht regelmäßig Muskeltraining.

mein/4: Ihr habt euch inzwischen wiedergefunden.

Aus „Echo-Echo“ wurde „Meier & die Geier“.

Gemeinsam mit deinem Bruder, dem Kabarettisten

Chin Meyer, habt dir das Programm

„Klangrazzia“ entwickelt. Im letzten Jahr wart

ihr im Renaissance-Theater, in diesem Jahr habe

ich noch keine Termine in Berlin gefunden?

Meyer: Es gibt in Berlin leider auch noch keine. Mein

Bruder hat über 150 Auftritte im Jahr, jeder von uns hat

seinen Beruf, die Koordination ist eine Katastrophe. Immerhin

haben wir bislang zwei Auftritte außerhalb von

Berlin. Ich bin aber guter Dinge, dass wir noch einen

Termin finden.

mein/4: Wie seid ihr auf die Idee „Klangrazzia“

gekommen?

Meyer: Das muss vor über 15 Jahren gewesen sein. Wir

wurden für die Dachauer Schlosskonzerte angefragt.

Bei den Verhandlungen fragte mich die Organisatorin

nebenbei, ob ich noch einen guten Kabarettisten kennen

würde. „Klar”, sagte ich, „meinen Bruder”. Der entwickelte

gerade seine Figur, den Steuereintreiber Sigmund

von Treiber. „Ach”, sagte sie, „und können Sie auch was

zusammen machen?” In solchen Situationen habe ich

immer eine große Klappe, also sagte ich ja. Zu Chin

sagte ich: „Ich habe einen Gig für dich, aber wir müssen

das irgendwie zusammen machen.” Und so entstand die

mein/4

5


Interview mit Hans-Werner Meyer

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Ihrem Kind zuliebe.

Konsequenz: Wenn er nicht mehr will,

dann will er nicht. Aber so ist die Pubertät.

Sie denken, sie können alles, sie

wollen alles alleine machen, und trotzdem

musst du da sein und notfalls einspringen.

Obwohl du weggestoßen wirst.

Eine anstrengende Zeit.

mein/4: Du hast sogar ein Buch

geschrieben: „Durchs wilde

Kindistan“

Meyer: Ja, da kam damals eine Literaturagentin

auf mich zu und fragte, ob ich

Lust hätte einen Ratgeber zu schreiben.

Ich dachte, wer bin ich denn, anderen

Leuten Ratschläge zu geben? Aber Väter,

die von Anfang an gleichberechtigt

Verantwortung übernehmen, waren noch

weniger normal als heute. Außerdem

hatte ich gerade etwas Zeit als Schauspieler

und es hat mich gereizt, mal was

zu schreiben. Aber nicht als Ratgeber,

sondern gewissermaßen als Erfahrungsbericht

aus der abenteuerlichen neuen

Welt, die man als Vater bereist. Aber

ich habe auch gemerkt, wie anstrengend

das ist. Hut ab vor den Leuten,

die davon leben (müssen)! Das ist echte

Knochenarbeit.

„Je länger ich drehe

desto mehr Respekt

habe ich vor den

Autoren, … “

mein/4: Du drehst im Moment

die 9. Staffel von „Letzte Spur

Berlin“. Reizt es dich, dafür mal

ein Drehbuch zu schreiben?

Meyer: Naja, auch das ist Knochenarbeit.

Je länger ich jetzt drehe und auch

die „Letzte Spur“ drehe, desto mehr Respekt

habe ich vor den Autoren, die sich

dafür die Geschichten ausdenken, die

nach sehr strengen dramaturgischen Regeln

erzählt werden müssen, vom Ende

her gedacht, mit Rückblenden, einer

klar definierten Anzahl von Wendungen

und einer Folge übergreifender persönlicher

Geschichten der Ermittler. Ich

bewundere das und beneide die Autoren

nicht.

mein/4: Du hast nach dem Abitur

deine Schauspielausbildung in

Hannover gemacht. Danach zog

es dich für drei Jahre nach München

ans Theater. 1994 bist du

dann nach Berlin gewechselt und

bekamst ein Engagement an der

Schaubühne …

Meyer: Genau, da war ich vier Jahre und

seitdem arbeite ich frei.

mein/4: Warum bist du in Berlin

geblieben?

Meyer: Ich fühle mich hier zu Hause.

Das ging mir von Anfang an so. Ich

habe mich in München nie zurechtgefunden,

obwohl es eine kleine Stadt ist.

In Schwabing habe ich mich grundsätzlich

verfahren. Die Straßen suggerieren,

sie seien gerade und rechtwinklig, wie

in Manhattan, aber sie verlaufen leicht

schräg. Da verliere ich total die Übersicht.

In Berlin habe ich mich sofort zurechtgefunden.

Komischerweise, obwohl

alles viel größer ist. Richtung Hamburg

hege ich auch noch heimatliche Gefühle.

Nun komme ich ja nicht mal aus Hamburg,

sondern aus Norderstedt. Da halten

sich meine heimatlichen Gefühle allerdings

in Grenzen.

mein/4: Bewegst du dich bei

deinem dicht gedrängten Terminkalender

überhaupt noch privat

durch Berlin?

Meyer: Ja, notgedrungen. Meistens leider

nicht flanierend, sondern hetzend,

auf dem Fahrrad und Dinge erledigend.

Auf dem Weg hierher habe ich gerade

gedacht, herrlich, das ist mal ein Termin,

wo man einfach im Café sitzen kann,

sich unterhält und entspannt. Ich fühle

mich manchmal wie ein Kissen, auf dem

ein sehr dicker Hintern sitzt, und bei

einem solchen Termin steht er auf, das

Kissen dehnt sich, füllt sich wieder mit

Luft und macht pfft ... Ich finde es schön

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6 mein/4


Interview mit Hans-Werner Meyer

Kämpfe müssen die Großen austragen, die Jüngeren

können viel entspannter durch ihre Kindheit gehen. Die

gucken sich alles an und ziehen ihre Schlüsse daraus.

mein/4: Was unternimmst du mit deiner Familie?

Geht ihr essen, ins Theater? Oder bleibt ihr

lieber in Ruhe zu Hause?

hier, ich mag auch die Gegend. Ein bisschen mehr Zeit

zu haben wäre schön, um rumzulaufen, zu entdecken.

„… auf der Straße entdeckt zu werden

und dann gleich einen Hit zu landen,

ist natürlich ein ziemlich unverschämtes

Glück“

mein/4: Dein Bruder hat einmal über dich

gesagt, du hättest das „Glücksschwein-Gen“ ...

Meyer: Als Schüler auf der Straße entdeckt zu werden

und dann gleich einen Hit zu landen, ist natürlich ein

ziemlich unverschämtes Glück. Da hat er nicht ganz

unrecht. Aber mein Bruder und ich, wir haben unterschiedliche

Wege beschritten. Ich wusste recht früh was

ich wollte, ich glaube, es hat ihn auch beeindruckt, dass

ich das einfach mache. Er ist halt ein paar Umwege gegangen.

Es sind natürlich wertvolle Erfahrungen, die er

dabei gesammelt hat, und so ein Umweg hat auch seine

Vorteile – vor allem für den jüngeren Bruder, weil er sie

miterleben kann, ohne sie selbst gehen zu müssen (lacht).

mein/4: Du bist der Jüngste von drei

Geschwistern. Spielt das auch eine Rolle?

Meyer: Ich glaube, als Jüngster hat man es sowieso leichter.

Ich beobachte das auch bei meinen Kindern. Die

Meyer: Ja, das ist lustig. Meine Frau, Jacqueline Macaulay,

ist ja auch Schauspielerin und arbeitet derzeit oft

außerhalb von Berlin. Gerade ist sie zum Beispiel wieder

auf Tournee. Unsere Terminkalender zu koordinieren ist

eine ziemliche Herausforderung, und der unserer Kinder

ist voller als der ihrer Eltern. Beide spielen leidenschaftlich

gern Basketball. In der Woche haben sie fast täglich

Training nach der Schule, und am Wochenende sind die

Spiele, oft auch mehr als eins. Wenn wir also Zeit mit

ihnen verbringen wollen, dann müssen wir sie vom Training

abholen und zu den Spielen gehen. Und das tun wir

auch. Aber wenn wir dann mal mit ihnen essen gehen

wollen, heißt es meistens: „Och nö, nicht schon wieder

weggehen.“ Nun haben wir aber auch keine Lust jeden

Tag zu kochen, ein Dilemma.

Wie gesagt, Nahkampf. Mir ist wichtig, dass wir wenigstens

ein- bis zweimal am Tag zusammen Zeit verbringen.

Das ist meistens das Frühstück und das Abendbrot.

Aber die alltäglichen Fliehkräfte sind enorm, und

wirklich Ruhe haben wir nur in der Datsche, die wir seit

ein paar Jahren haben. Da sind wir im Sommer und am

Wochenende – wenn gerade keine Spiele sind.

Infos

HANS-WERNER MEYER

Schauspieler & Künstler

aus Berlin

Der gebürtige Hamburger

beginnt seine Schauspielkarriere

am Residenztheater

in München und wechselt

später an die Berliner Schaubühne.

Sein Filmdebüt gibt Hans-

Werner Meyer 1994 als Englischlehrer

Jochen in

Joseph Vilsmaiers CHARLIE & LOUISE – DAS

DOPPELTE LOTTCHEN. Seitdem spielt er in über

120 Film- und Fernsehproduktionen.

Mit seinem ersten Hörbuch SPIDER gewinnt er 2007

den Hörbuchpreis Ohrkanus.

Mit der vierköpfigen A-Capella-Gruppe MEIER &

DIE GEIER tritt er regelmäßig auf, zuletzt mit dem

Programm „Klangrazzia“ von 2013.

www.hans-werner-meyer.de

mein/4

7


Interview mit Hans-Werner Meyer

mein/4: Du spielst auch noch Theater. Im Moment

läuft im Renaissance-Theater „Nein zum

Geld!“. Wie bekommst du Theater, Familie,

Dreharbeiten und Musik unter einen Hut?

Meyer: Ohne digitalen Kalender wäre ich verloren (lacht).

Theaterspielen kann ich übrigens derzeit leider nur alle

paar Jahre. Und mit dem Renaissance-Theater ist die Koordination

am einfachsten – übrigens eines der schönsten

Theater Berlins, zumindest von innen, und eines,

das häufig Uraufführungen von neuen Stücken spielt.

„Klug ist, wer sich andere

Standbeine aufbaut.“

mein/4: Die Schauspielerei ist ein hartes Geschäft.

Viele bekannte Schauspieler bekommen

irgendwann keine Rolle mehr und sind nicht

mehr gefragt. Hast du Angst davor, dass dir das

passiert?

Meyer: Das ist das Brutale an dem Beruf, das weiß jeder.

Man verdrängt das so gut es geht. Solange man jung ist,

funktioniert das auch ganz gut. Aber wenn man sich die

Biografie von Kollegen anguckt, dann weiß man: Der

Punkt kommt unweigerlich. So oder so. Mal härter, mal

weniger hart. Für Frauen ist es, wie so oft, eher härter:

Ab 40 wird das Rollenangebot extrem übersichtlich.

Redakteure wechseln, es kommt eine neue Generation,

die interessiert sich für andere Leute. Die Vorliebe für

bestimmte Typen wechselt wie die Mode, und so weiter.

Klug ist, wer sich andere Standbeine aufbaut.

mein/4: Wenn man sich deine Rollen in der

Vergangenheit anschaut, dann waren da sehr

unterschiedliche Charaktere dabei, sehr

unterschiedlich angelegte Rollen. War das

Absicht? Möchtest du vermeiden, auf eine

Rolle festgelegt zu werden?

Meyer: Das ist das Glücksschwein-Gen (lacht). Aber ich

bin mir dessen sehr bewusst. Zum Beispiel mache ich

die Fernsehserie „Letzte Spur Berlin“ schon sehr lange.

Dadurch, dass ich vorher schon so viel anderes gemacht

habe, habe ich nicht die Sorge, auf diese Rolle reduziert

zu werden. Zumal sich die Zeiten auch sehr geändert haben.

Eine Fernsehserie hat nichts Anrüchiges mehr, wie

es noch der Fall war, als ich angefangen habe. Aber ich

habe schon große Sehnsucht danach, auch wieder andere

8 mein/4


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Sachen zu machen. Darum spiele ich auch nach

wie vor Theater, wenn es geht. Oder mache Hörspiele

und Hörbücher. Oder eben Musik. Aber ehrlichgesagt

weniger aus karrieretaktischen Gründen.

Ich würde mich sonst einfach langweilen.

mein/4: Bedeutet Schauspielerei auch viel

Netzwerkarbeit? Oder erledigt das deine

Agentur?

Der Mensch ist unser Maß

Meyer: Dafür habe ich gar keine Zeit. Auch wenn

ich das wohl tun sollte. Meine Agentur ist glücklicherweise

gut vernetzt. Auf Empfängen und Veranstaltungen

herumzuhängen liegt mir eigentlich

überhaupt nicht. Allerdings muss ich das in meiner

Eigenschaft als Vorstand im BFFS ohnehin ...

mein/4: Du hast gemeinsam mit anderen

Schauspielern den Bundesverband

Schauspiel, kurz BFFS, gegründet ...

Meyer: Genau. Und für den BFFS bin ich notgedrungen

auf vielen solcher Veranstaltungen.

Das ist aber auch etwas völlig anderes. Für die

gemeinsamen Interessen des Berufsstandes einzutreten,

fällt mir wesentlich leichter. Mich selbst

zu verkaufen, finde ich eher unangenehm.

„Schauspieler ist ein ehrenvoller

und nützlicher Beruf, der unsere

Kultur bereichert.“

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mein/4: Ein Schauspieler, der nicht gerne

im Vordergrund steht?

Meyer: Ich fürchte, ich habe kein besonders fettes

Ego. Ein gewisser Narzissmus kann ja durchaus

förderlich sein in meinem Beruf und auch irgendwie

faszinierend. Aber nicht für mich. Meine eigene

Person interessiert mich einfach nicht genug,

um sie in den Vordergrund stellen zu wollen. Übrigens

auch keine andere einzelne Person. Mich

für eine Sache zu engagieren, finde ich viel interessanter

und befriedigender.

mein/4: War das eines deiner Hauptanliegen,

den BFFS mit zu gründen?

Meyer: Ich wollte Schauspieler werden, weil ich

große Ehrfurcht vor dem Vorgang der Verwandlung

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mein/4 9

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Interview mit Hans-Werner Meyer

hatte. Es ist ein ehrenvoller und nützlicher Beruf, der

unsere Kultur bereichert. Und Kultur ist das, was uns

ausmacht. Aber dann habe ich festgestellt, dass die wenigsten

Schauspieler stolz darauf sind, Schauspieler zu

sein. Sie sind stolz, wenn sie „erfolgreich“ sind. Das hängt

mit der gesellschaftlichen Wahrnehmung zusammen

und die wiederum hängt davon ab, wie Schauspieler sich

selbst wahrnehmen. In den USA und anderen Ländern

mit einer funktionierenden Schauspielergewerkschaft

dagegen gibt es diesen Stolz auf den Beruf selbst. Das

war meine Motivation. Das wollte ich ändern. Und das

hat sich auch schon ein Stück weit geändert.

mein/4: Ich stelle mir das sehr schwer vor, gemeinsam

in einer Gewerkschaft für die Interessen

aller zu kämpfen, aber trotzdem einem brutalen

Konkurrenzkampf untereinander ausgesetzt zu

sein. Die guten Rollen sind ja nicht so zahlreich?

Meyer: Das ist wahr. Eigentlich ist es ein Widerspruch

in sich. Und genau darauf sind wir Schauspieler immer

reduziert worden, auch in den Medien. Es ist natürlich

interessanter über den Zickenkrieg zwischen X und Y zu

berichten, als über drohende Altersarmut bei Schauspielern

und das Missverhältnis zwischen dem, was sie in die

Arbeitslosenkasse einzahlen und aus ihr herausbekommen.

„Es ist natürlich interessanter über

den Zickenkrieg … zu berichten,

als über drohende Altersarmut.“

Aber de facto haben wir gemeinsame Interessen. Neben

unseren gerade erwähnten strukturellen Problemen mit

dem sozialen Netz haben wir z. B. auch mit allen Kreativen

das gemeinsame Interesse, das Urheberrecht ins

digitale Zeitalter zu retten, das derzeit von den großen

Internetplattformen bedroht wird. Eine funktionierende

Schauspielergewerkschaft zu haben, ist eine wichtige gesellschaftliche

Funktion. Das hat auch der Bundespräsident

erkannt. Denn wie ich gerade erfahren habe, wird

der Kollege, der vor 13 Jahren die Idee hatte, den BFFS

zu gründen, Michael Brandner, im März dafür mit dem

Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Wir verlassen das Café nach über zwei Stunden. Eine Weile

stehen wir noch bei den Fahrrädern und plaudern über

Lastenbikes. Ein Blick auf die Uhr mahnt Hans-Werner

Meyer zum Aufbruch: „Ich habe jetzt Gesangsunterricht,

da darf ich nicht zu spät kommen.“ Er bricht auf, und ich

komme ins Grübeln. Vielleicht hat das Glücksschwein-

Gen doch mehr mit Fleiß und Zielstrebigkeit zu tun, als

man so meinen würde …

Chin & Hans-Werner Meyer

© Diana Bader

10 mein/4


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Meier & die Geier

Vier Musiker. Vier Stimmen. Vier Temperamente.

Mehr muss nicht sein.

Ein Lattenrost fürs Leben

Geschichte

Ein junger Mann mit einer Idee: Wir gründen eine

Band. Aber ohne Instrumente. Er fragt ein paar

Schulfreunde. Die sind dabei. Sie treffen sich,

proben und wollen auftreten. Aber Musik ohne

Instrumente ist Anfang der Achtzigerjahre nicht

erwünscht. Ohne Vocoder, Synthi und Schulterpolster

läuft gar nichts.

Ein Musikproduzent entdeckt sie

schließlich. Er produziert eine

Platte mit ihnen. Die Platte wird ein

Erfolg. Die Jungs treten in der Hitparade bei

Dieter Thomas Heck auf, gewinnen die Goldene

Eins und finden das alles sehr amüsant. Aber schon

bald müssen sie erkennen, dass zwischen Spaß

und Musikgeschäft ein Abgrund klafft.

Die Jungs entscheiden sich für den Spaß, werden

erwachsen, trennen sich und gehen ihre Wege.

Nach ein paar Jahren hat der nicht mehr ganz so

junge Mann eine neue Idee: Wir machen weiter.

Mit neuem Namen, neuer CD und altem Spaß.

Die Bandmitglieder

Hans-Werner Meyer

Tenor

Valentin Gregor

Bass

Christian Taube

Bariton

Volker Dittmann

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Warum Berlin kein Netz hat

Eine Kolumne von Chin Meyer

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Leichte E-Bikes für die Stadt

Berlin! Für viele der Inbegriff aller Sehnsüchte nach Großstadt, Abenteuer,

Kreativität oder einfach nur nach der Ruhe einer Stadt, die über

keinen richtigen Flughafen verfügt. Nicht alle allerdings sind Berlin

wohlgesonnen: „Wie kannst du da nur leben?“, fragte eine süddeutsche

Freundin neulich. „Bei den ganzen Drogen, der Kriminalität, den miesgelaunten

Menschen.“ „Ach,“ sagte ich, „abseits des Regierungsviertels

sieht es total anders aus. Es gibt sogar Gegenden, da ist es nahezu unmöglich

einen halbwegs kriminellen Drogenhändler aufzutreiben.“

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und in über 20 Verkaufsstellen

in Prenzlauer Berg.

Einen etwas besonderen Kommentar

zu Berlin erhielt ich neulich in einem

Telefonat. Bevor ich jenes denkwürdige

Telefonat führte, hatte ich mir in einem

Anfall von „Ich-will-Geld-sparenund-daher-den-Stromanbieter-wechseln“

einen neuen Stromanbieter besorgt. Es

handelte sich um – man höre und staune

– Vattenfall. Aber nicht um irgendeinen

Vattenfall, sondern um den „Natur12

Strom“-Tarif, der nur aus nachhaltigem

Naturstrom besteht. Sicher, ich hätte

Verdacht schöpfen können. „Natur12

Strom“ – was soll das heißen? Dass es

nur den halben Tag lang Strom gibt?

Aber darauf kam ich nicht. Zuerst fühlte

ich mich wie Indiana Jones nach der Sicherstellung

der Bundeslade – ich hatte

die Welt vor dem Bösen bewahrt. Und

würde gleichzeitig Strom haben. Guten

Strom. Biostrom gewissermaßen – das

Tofusteak unter den Stromanbietern.

Und das sogar bezahlbar!

Regelrecht euphorisiert war ich, als

ich nach mehrstündiger Recherche,

12

Preisvergleichen und nebenher noch

eine Bonusreise fast buchen und dann

ablehnen … als ich also völlig erledigt

den Auftrag losklickte. Ich verbot mir,

die damit verbrachte Zeit in diesem

Stromwechsel zu berücksichtigen. Immerhin

lassen vier Lebenszeit-Stunden

bei einem Stundensatz von 50 Euro den

Preisvorteil von 183 Euro doch etwas

anders aussehen … Aber man darf nicht

kleinlich sein, wenn man „Indiana-Jones-Strom“

bestellt.

Freudig erregt war ich auch noch, als

ich Post von Vattenfall in den Händen

hielt, die mir sicherlich bestätigen würde,

dass ich jetzt mit meinem Strom die

Welt rettete. Das jedoch tat sie nicht.

Vattenfall informierte mich sehr kühl,

dass sich niemand gemeldet hätte, der

mir Strom liefere und dass ich jetzt von

ihnen mit „Basisstrom“ beliefert würde.

Basisstrom – geht’s noch? Statt des erhofften

Biostroms würde ich mit Kohle

und Atom die Welt zerstören. Zerstört

war auch ich, und zwar am Boden!

mein/4


MATRATZEN | BETTEN | BETTSYSTEME

SEIT ÜBER 100 JAHREN QUALITÄT AUS SCHWABEN

Ich rief bei Vattenfall an und schilderte meinen Fall:

„Ihr Stromwechsel hat nicht funktioniert? Sie wohnen

vermutlich in Berlin,“ sagte der Mitarbeiter mit dem

Hamburger Dialekt. „Jetzt hör‘ mal zu, du Kackbratze,“

dachte ich, „deinen blöden Fischkopp-Lokal-Patriotismus

kannst du mal ganz entspannt für dich

behalten.“ Was ist das für eine Herangehensweise?

Dieses platte Problembewusstsein steht auf einer

Ebene mit: „Ihr Leben ist aus den Fugen geraten?

Sie wohnen vermutlich in Berlin!“ „Ihr Drogenlieferant

wurde nicht zum Ministerpräsidenten gewählt?

Sie wohnen vermutlich in Berlin.“ „Sie können nicht

wegfliegen? Sie …“ (Sie wissen schon).

Es stellte sich heraus, dass Vattenfall in Berlin ein

„Softwareproblem“ hat. Meine Situation würde sich

von selbst regeln. Irgendwann … Ich musste daran

denken, dass „Softwareproblem“ ein neuer, völlig unantastbarer

Tatbestand ist. Hätte mir jemand in den

80er Jahren etwas von einem „Soft-Wear-Problem“

erzählt, wäre es naheliegend gewesen, ein Problem

bei dessen schlabbrigen Klamotten zu verorten. Aber

heute denkt man: „Tja, Softwareproblem, da kann

man nix machen. Das passiert halt.“ Ähnlich wie

Unwetter im Mittelalter werden Softwareprobleme

heute irgendeiner übergeordneten, fast göttlichen

Macht zugeordnet. Irgendein Chip ist wahrscheinlich

in die Wechseljahre geraten.

Vermutlich sieht so das Ende der Menschheit aus:

Innerhalb weniger Tage digital vernichtet. Softwareproblem.

Weltweiter Computer-Corona. Sorry. Nur

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Rubrik

Jung

engagiert

© Fotos: Pavol Putnoki

provokant

Kevin Kühnert im Interview

Kaum ein Politiker war in den letzten Wochen und Monaten in den Medien so

präsent wie Kevin Kühnert. Und kaum einer polarisierte durch seine Ideen wie er.

Für die einen sind seine Ideen die Antwort auf die sozialen Fragen der Zukunft, für

die anderen der Rückfall in den Kommunismus.

14


Kevin Kühnert im Interview

mein/4: Lieber Kevin Kühnert, du bist 30 Jahre

alt und seit 15 Jahren Mitglied der SPD. Wie

kommt man als 15-Jähriger darauf, sich in der

Politik zu engagieren?

Kevin Kühnert: Ich bin Jahrgang 1989, in den vergleichsweise

ruhigen Neunzigerjahren aufgewachsen und dann

an die Oberschule gekommen – eine Zeit, als um uns

herum politisch ganz viel Aufregendes passierte. Ein

Beispiel: In der ersten oder zweiten Woche am Gymnasium

in Lankwitz geschahen die Anschläge vom

11. September 2001. Ich glaube, für meine Generation

war sofort klar, dass ab diesem Tag etwas anders sein

würde. Das haben wir auch schon mit zwölf Jahren bemerkt.

Daraus resultierten viele Debatten um den Irakkrieg,

es gab viele Massendemos in Berlin, zu denen wir

auf die Straße gegangen sind. Es war eine hochpolitische

Zeit. Insofern war der Eintritt in eine Partei nicht der

Moment, in dem ich politisch geworden bin, sondern

das war eigentlich schon vorher. Die Überlegung war

eher: Reicht es, für sich alleine politisch zu sein oder

muss man sich nicht auch organisieren? Ich habe mich

für Letzteres entschieden.

mein/4: Wann war für dich klar, dass es die

SPD sein sollte? Dein Eintritt war 2005, das

letzte Jahr von Schröders Kanzlerschaft.

Kevin Kühnert: Was damals noch nicht klar war ...

mein/4: Bist du trotz oder wegen Schröders

Politik in die SPD eingetreten? Stichwort

Hartz-IV-Agenda.

Kevin Kühnert: Ich bin nicht mit 15 Jahren in die SPD

eingetreten, um die Agenda umzuwerfen. Das war auch

nicht das Thema, das mich damals groß beschäftigt hat.

Ich bin eher wegen der Situation vor Ort eingetreten.

Wir haben uns damals für mehr Jugendbeteiligung in

den Bezirken eingesetzt. Am Ende waren es Menschen

aus der SPD, die uns unterstützt haben und denen ich

Vertrauen zurückgeben wollte. Der letzte Auslöser war

ein Schülerpraktikum im örtlichen SPD-Büro. Von da an

stand es fest – die inhaltliche Nähe habe ich aber vorher

schon gespürt. Ich habe mich nicht mit einer Plusminusliste

hingesetzt und geschaut, was passen könnte; das

war ein Bauchgefühl, wenn auch ein deutliches.

mein/4: Du bist in Berlin geboren, du lebst in

dieser Stadt und verbringst auch privat deine

Zeit hier. Welche Veränderungen erlebst du?

Wie verändert sich der Umgang der Menschen

untereinander?

Kevin Kühnert: Das Besondere an Berlin im Vergleich

zu anderen Großstädten ist ja, dass wir anders aufgebaut

sind. In Berlin gibt es nicht das eine Zentrum, in

dem sich alles abspielt. Berlin hat Dutzende Zentren.

Für jede Neigung, für jedes Interesse gibt es ein eigenes

Zentrum. Die Stadt entwickelt sich in unterschiedlichen

Geschwindigkeiten. Ich zum Beispiel bin in den

Außenbezirken groß geworden, erst in Lankwitz, dann

in Lichtenrade. Da hat sich in den letzten Jahren nicht so

fürchterlich viel verändert. Natürlich entwickeln sich auch

diese Stadtteile weiter, aber das Tempo ist ein anderes

als in der Innenstadt. Inzwischen lebe ich in Schöneberg,

das liegt eher am Rande des Epizentrums. Aber wenn

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gucke und meine 30 Lebensjahre Revue

passieren lasse, sehe ich, dass da einmal

alles durchgewechselt worden ist – was

Wohnraumerneuerung angeht, was die

Geschäfte angeht, die ich dort vorfinde,

was den öffentlichen Raum angeht.

mein/4: Welche Probleme und

Chancen entstehen daraus?

Kevin Kühnert: Herausforderungen sehe

ich ganz konkret in der Bezirkspolitik.

In Tempelhof-Schöneberg bin ich selbst

kommunalpolitisch als Bezirksverordneter

aktiv. Da bekomme ich die Probleme

vor Ort natürlich aus nächster Nähe

mit. Eine Herausforderung ist z. B., dass

wir unendlich viele Kitaplätze schaffen

müssen, mitunter 100 pro Monat in den

letzten Jahren. Wir sind gesetzlich dazu

verpflichtet, Kitaplätze anzubieten und

zwar für jeden. Natürlich auch für jene,

die jetzt neu nach Berlin kommen. Das

verlangt nach unheimlich viel Organisation.

Es müssen Schulen neu gebaut

werden, neue Sportplätze müssen angelegt

werden, gleichzeitig wollen wir

Grünanlagen erhalten und verteidigen.

Wir kommen in einer wachsenden Stadt

an einen Punkt, an dem Widersprüche

entstehen. An dem Dinge, die eigentlich

schützenswert sind, im Widerspruch stehen

zu Dingen, die wir zwingend brauchen,

um einer immer größer werdenden

Masse an Berlinerinnen und Berlinern

gerecht werden zu können. Das sorgt

für Konflikte, vor allem für Verteilungskonflikte,

nicht nur in finanzieller Hinsicht,

sondern auch was den öffentlichen

Raum angeht. Die größte Ressource in

einer Stadt ist Raum, und das merken

wir mittlerweile.

mein/4: Die Verteilungskonflikte,

die du beschreibst, sorgen ja

auch für eine Spaltung der Stadt.

Wie bringt man die Menschen

zum Großteil wieder zusammen?

Wie findet man eine breite

Zustimmung?

Kevin Kühnert: Ich glaube, es geht

hauptsächlich um zwei Sachen. Zum

16

„Die größte Ressource in

einer Stadt ist Raum …“

einen brauchen wir eine aktive demokratische

Gesellschaft. Nicht nur zehn

Prozent müssen sich engagieren, sondern

eine breite Mehrheit. Menschen,

die ihr Lebensumfeld als Aufgabe begreifen

und diese auch mitgestalten.

Und das Lebensumfeld sind nicht die

Bezirke. Die haben teilweise 300.000

und mehr Einwohner; das ist viel größer

als der Radius, in dem sich der Einzelne

bewegt. Die Menschen reden eher von

ihrem Stadtteil oder sogar von ihrer Eisscholle,

auf der sie leben. Darum geht

es. Es braucht Strukturen darunter, eine

aktive Nachbarschaft, so was wie Quartiersmanagement

in Kiezen, die sonst

abzurutschen drohen. Aus meiner Sicht

ist es sehr wichtig, als Politik vor Ort ein

Signal zu setzen: Ihr könnt und müsst

ein stückweit selbst gestalten, aber ihr

bekommt auch Hilfe dabei, wenn ihr

sie braucht. Der zweite Punkt ist, dass

wir der andauernden Profit- und Verwertungslogik

entgegentreten müssen

– und das kann nur durch politischen

Willen passieren. Daran arbeiten wir vor

allem. Viele Entwicklungen dieser Stadt

zeigen, dass wir eine Entmischung in

der Innenstadt haben, also dass ärmere

Menschen dort rausgedrängt werden

und Gated Communities entstehen, in

denen man abgeschottet unter seinesgleichen

ist. So etwas entsteht, weil immer

weiter an der Preisschraube gedreht

wird. Die Mieten gehen hoch. Es gibt

ja auch immer jemanden, der es zahlen

kann. Es bewerben sich nur nicht mehr

200 Menschen auf eine Wohnung, sondern

20. Aber einer davon nimmt diese

Wohnung auch für die Mondmiete,

die für sie aufgerufen wird. Die anderen

Menschen werden an den Rand oder

noch weiter nach außen verdrängt. Dafür

muss es eine Politik geben, die ganz

klar sagt: Wenn wir so nicht im Raum

zusammenleben wollen, und wenn wir

miteinander auskommen wollen, dann

müssen wir die Kontrolle über den

mein/4


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in den Sommer.

Ab jetzt geht es bei uns in die

neue Saison mit tollen neuen

Farben und Modellen.

Wohnungsmarkt und überhaupt das Gemeinwohl

behalten und teilweise sogar

erst einmal zurückgewinnen. Das bedeutet,

eigene Wohnungen zu bauen,

aber auch Mobilität und Gesundheit gehören

dazu. All das muss wieder stärker

in öffentlicher Hand sein, sonst können

wir es nicht gemeinsam gestalten. Wenn

reiche Menschen sich alles selbst kaufen

können – Mobilität, private Schulen,

Eigentumswohnungen in teuren Lofts

usw. –, dann mag das für sie schön sein,

aber es treibt die Stadt auseinander. Ich

habe es immer so wahrgenommen, dass

alle, die nach Berlin kommen – auch

die Reichen –, die Mischung der Stadt

schätzen. Ihnen gefällt die Vielfältigkeit.

Wenn wir jedoch nichts gegen den

gegenwärtigen Trend tun, geht uns diese

Mischung verloren.

mein/4: Die Parteienlandschaft in

Deutschland hat sich sehr verändert.

Von CDU/CSU und SPD

als große Volksparteien, mit der

FDP als Koalitionspartner bis in

die 70er Jahre der BRD, auf heute

sechs Parteien, die regelmäßig in

Landtage einziehen. Wie schwierig

wird es zukünftig sein, parteiübergreifend

Koalitionspartner zu

finden, ohne die eigene Identität

der Partei zu verlieren? Wie kann

die ge-meinsame Schnittmenge einer

Koalition sein, ohne das eigene

Profil zu verlieren und Wähler

zu enttäuschen?

Kevin Kühnert: Wir haben in Berlin das

Glück, dass wir jetzt seit fast 20 Jahren

mit einer sehr stabilen, wenn man so will,

linken Mehrheit arbeiten. Die einzelnen

Parteien wechseln sich da mal ab, aber

diejenigen, die man eher links verortet,

haben konstant 55 bis 60 Prozent Zustimmung.

Das gibt uns die Möglichkeit,

Rot-Rot-Grün in Berlin zu machen.

Das ist in vielen Fragen keine Koalition

des kleinsten gemeinsamen Nenners, das

wäre auch zu langsam für Berlin, sondern

man kann wirklich gestalten. Beispiele:

Mietendeckel, Gebührenfreiheit bei den

Kitas, kostenfreies Mittagessen an den

Grundschulen. Das wäre mit anderen so

nicht möglich gewesen. Ich erlebe aber

zum Beispiel auch, dass eine Partei wie

die CDU in Berlin anders tickt. Warum?

Weil sie auch nicht vorbei können an den

Realitäten dieser Stadt. Ich war kürzlich

zu Gast bei einer Veranstaltung der Berliner

CDU und der Moderator begrüßte

die Gäste mit den Worten: „Wir begrüßen

Sie heute das letzte Mal in diesen

Räumlichkeiten. Wir müssen hier raus

mit unserer Geschäftsstelle, weil die Gewerbemieten

durch die Decke gehen und

inzwischen ein Vielfaches der Miete verlangt

wird. Wir können das nicht mehr

zahlen.“ Das hat natürlich eine gewisse

Ironie, nachdem sie sich so lange gegen

den Mietendeckel gewehrt haben.

Sie erfahren jetzt auf eine traurige Art,

dass wir alle diesen Entwicklungen in

der Stadt ausgeliefert sind, wenn wir uns

politisch nicht wehren. Das wird vor niemandem

haltmachen. Irgendwann kippt

der Schalter im Kopf, und das Denken

passt sich den Realitäten an.

mein/4: Du bist jetzt zum stellvertretenden

Parteivorsitzenden

gewählt worden. Die SPD

ist in den letzten Jahren politisch

immer weiter in die Mitte

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Rubrik

gerutscht und hat ihre innere Zerrissenheit

auch nach außen dargestellt. Wie ist deine Vision?

Wie möchtest du die SPD auf einen linken

Politikkurs bringen und das Profil der SPD

zurückgewinnen?

Kevin Kühnert: Ich würde sagen, die SPD rückt in letzter

Zeit wieder ein ganzes Stück nach links. Oder besser

gesagt: zu sich selbst. Wir haben uns Ende letzten Jahres

endlich von diesem ganzen Hartz-IV-Ballast verabschiedet.

Und das glücklicherweise nicht nur, wie vorher,

durch die Behauptung, wir hätten damit nichts mehr zu

tun. Nein, wir haben auch endlich ein neues Konzept

vorgelegt. Nicht nur, dass wir es nicht mehr „Hartz IV“

nennen, sondern wir möchten konkret verhindern, dass

Menschen arbeitslos werden oder den Anschluss verlieren.

Wir möchten es schaffen, dass auch über 50-Jährige

noch einmal umgeschult werden können und nicht in

„Wir wollen die Daseinsvorsorge

wieder stärker in die öffentliche

Hand zurückholen, …“

die Frühverrentung abgeschoben werden. Wir möchten

Kinder absichern, von denen immer noch zwei Millionen

in Deutschland unter der relativen Armutsgrenze leben.

Das ist ein sehr kompaktes Ding, das noch viel mehr beinhaltet

als das Genannte. Und es bedeutet einen ziemlichen

Bruch zu dem, wofür wir so gescholten worden ist.

Meine Vorstellung von einer Volkspartei SPD ist, dass

arbeitsteilig vorgegangen wird. Das gehört dazu. Es muss

natürlich einen eher konservativen und einen eher linken

Flügel geben. Es gibt Leute, die eher im sehr kosmopolitischen

Milieu unterwegs sind, und Menschen, die

ein bisschen stärker auf die Verteidigung der alten Welt

bestehen. So ist auch unsere Mitgliedschaft aufgebaut.

Aber es kann nur dann funktionieren, wenn immer klar

ist, wo das Zentrum dieser Partei ist. Was ist der Konsens

dieser Partei, hinter dem sich ohne Wenn und Aber

alle versammeln? Wir haben uns diesbezüglich gescheut,

Entscheidungen zu treffen. Zum Beispiel, wenn wir uns

vor einem Parteitag nicht einig waren, ob es eine Vermögenssteuer

geben soll. Dann haben wir darüber nicht

abgestimmt, sondern haben eine Kommission eingerichtet

und die hat dann nicht getagt, und am Ende war kein

Problem gelöst. Resultat: Der eine läuft rum und sagt:

„Die SPD ist für eine Vermögenssteuer.“ Ein anderer sagt:

„Die SPD ist gegen eine Vermögenssteuer, das wendet

sich gegen die Leistungsträger in einer Gesellschaft.“

Klare Kommunikation sieht anders aus. Wer soll sich

denn an so einer Partei orientieren? Und genau diese

Sachen ziehen wir im Moment gerade. Übrigens bei der

Frage nach der Vermögenssteuer für Multimillionäre

und Milliardäre, indem wir sie mit einem klaren Ja beantwortet

haben.

mein/4: Was sind die Grundwerte, hinter die

sich alle stellen können? Gibt es die in der SPD?

Kevin Kühnert: Beispielsweise ganz klar die Gleichstellung

zwischen den Geschlechtern, zwischen eingewanderten

Menschen und sogenannten Bio-Deutschen.

Gleiche Rechte, gleiche Chancen für alle. Zum Beispiel

im Bildungssystem durch Abschaffung von Gebühren

aller möglichen Art. Das ist auch die Rückdrängung von

Marktlogiken in sensiblen Bereichen des Zusammenlebens.

Wir haben abgeschafft, dass Angehörige mit

normalem Einkommen für ihre zu pflegenden Eltern

Zuzahlung leisten müssen, was vorher viele Familien

vor riesige Herausforderungen und nicht selten auch

Zerwürfnisse gestellt hat. Überhaupt: Wir wollen die

Daseinsvorsorge wieder stärker in die öffentliche Hand

zurückholen, die in letzter Zeit durch den Druck, Gewinne

machen zu müssen, Stück für Stück zur Ware

verkommen ist. Es ist aber genauso der Wert der Arbeit.

Wir sind eine Partei, die aus der Bewegung der Arbeiter

und Arbeiterinnen kommt. Die Arbeitsgesellschaft ist

heute eine andere, aber es ist umso wichtiger, sie nicht

sich selbst zu überlassen. Wir haben heute neuere Formen

der Arbeit, die wir noch schwer erfassen können.

Es gibt Leute, die sind nicht richtig angestellt, aber

auch nicht richtig selbstständig. Die arbeiten hier und

da als Freelancer großen Unternehmen zu, und auch

unser Arbeitsrecht erfasst diese Leute nicht richtig. Für

die wollen wir verlässliche Absicherungen und für alle

Beschäftigten einen Rechtsanspruch auf Weiterbildung

– auch berufsbegleitend.

18 mein/4


Kevin Kühnert im Interview

Wir sind außerdem eine internationalistische Partei, uns

interessieren ausdrücklich Dinge über den Tellerrand

hinaus. Wenn zum Beispiel Geflüchtete nach Deutschland

kommen, wissen wir, dass das auch mit uns zu tun

hat – nicht nur, weil diese Menschen gerade vor unserer

Tür stehen, sondern wir müssen uns auch die Gründe

anschauen, warum sie überhaupt flüchten mussten. Das

heißt, wir müssen uns für die Welt interessieren, für die

Konfliktlage im Ausland, und wir müssen einen Beitrag

zur Lösung leisten.

Ja wir wissen, dass der Klimawandel nicht bei uns allein

entstanden ist. Ja, wir werden ihn nicht alleine lösen

können. Aber andere finden weitaus schlechtere Bedingungen

vor, um sich dem Thema anzunehmen. Wir

werden unseren Beitrag leisten müssen, auch als Vorbild.

Das ist also eine ganze Masse an Themen, die die SPD

zusammenhält, deshalb würde ich auch immer noch sagen,

die SPD ist eine Volkspartei. Weil sie den ernsten

Anspruch hat, sich nicht nur an eine Klientel zu richten

oder sich nur um eine Fragestellung zu bemühen. Uns interessiert

alles, und wir erkennen die Zusammenhänge an.

mein/4: Die Mitgliedszahlen der SPD sinken

seit Jahren, die Stammwählerschaft nimmt

immer mehr ab. Ihr, der Verband der Jusos,

habt steigende Mitgliedszahlen. Wie begeistert

man junge Menschen wieder für Politik? Wie

läuft die Kommunikation? Nur noch über

Social Media?

Kevin Kühnert: Sowas wie eine Stammwählerschaft

verliert heute an Bedeutung. Das ist für Parteien, die

früher eine große Stammwählerschaft hatten, natürlich

erst einmal ärgerlich. Demokratisch ist es aber

total erfreulich. Das bedeutet nämlich, dass die Leute

bewusster wählen. Sie machen sich vor jeder Wahl im

besten Fall Gedanken: Was passt jetzt zu der Situation?

Wer hat gerade die besten Antworten? Und nicht nur:

Was ist meine Gewohnheit? Berlin macht hier vor, wie

so oft, wohin die Reise geht. Denn in Berlin haben wir

seit vielen Jahren eine politische Landschaft, in der es

vier relativ gleichstarke Parteien gibt. Hier kommt es

auf die Nuancen an, auf die aktuelle Stimmung, auf das

Personal, um zu entscheiden, wer am Ende vorne liegt.

Dadurch kann sich keine Partei darauf verlassen, dass

sie wie immer gewinnen wird. Das sehen wir auch bei

unseren Juso-Mitgliedern. Nur selten tritt jemand ein,

weil das in der Familie alle so gemacht haben. Unsere

Mitglieder wählen uns sehr bewusst als den Ort aus,

an dem sie aktiv werden wollen.

Im Internet spielen insbesondere die sozialen Medien

gerade in Wahlkämpfen eine riesige Rolle, sind aber kein

politischer Inhalt an sich. Das darf man nicht verwechseln.

Nur weil man einen guten Netzauftritt hat und auf

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den entsprechenden Plattformen unterwegs

ist, wird man nicht gewählt. Das

hat auch die FDP mittlerweile merken

müssen. Schnittige Schwarz-Weiß-Fotos

im Unterhemd sind aufregend, locken

aber niemanden automatisch hinterm

Ofen vor.

Wir merken bei jungen Menschen, dass

wir eine Zweiteilung haben – wie an

vielen Stellen in der Gesellschaft: Die

eine Hälfte der jungen Menschen ist

hoch politisiert. Das nimmt seit Jahren

zu, die politisieren sich auch immer

weiter und werden jetzt auch aktiv.

Wir sehen das zum Beispiel bei Fridays

for Future oder den Demos gegen den

Art. 13 der EU-Urheberrechtsreform,

in dem es unter anderem um Uploadfilter

ging. Die andere Hälfte ist die, die

mehrheitlich ein wenig apathisch danebensteht

und nicht daran glaubt, dass

Dinge verändert werden können. Sie

glauben nicht an die Gestaltungskraft

der Politik, sei es, weil sie die Gestaltungskraft

woanders – zum Beispiel in

der Wirtschaft oder im Ausland – vermuten,

oder weil sie gar keinen Zugang

zur Politik finden. Das macht mir Sorge

und fordert unser demokratisches System

zu deutlich mehr Sorgfalt heraus.

Ich freue mich aber natürlich, dass

gleichzeitig so viele Menschen für das

Klima auf die Straße gehen, und ich hoffe,

sie haben einen langen Atem. Aber

es ist eben nicht die junge Generation,

sondern es ist nur ein Teil von ihr, wenn

auch ein erheblicher. Als Partei sehen

wir solche Bewegungen nicht als Alternative

zu uns, sondern als eine notwendige

Ergänzung. Und, machen wir uns

nichts vor, natürlich auch als Kritik an

unserer Politik. Manche von ihnen zweifeln

sogar an unserem demokratischen

System und der Notwendigkeit von Parteien,

weil ihnen vieles träge erscheint.

Die möchten sich zu recht nicht mit irgendwelchen

Floskeln abspeisen lassen.

Diese Menschen wollen Reaktionen sehen.

Sie wollen sehen, dass die Politik

handlungsfähig ist und die Kontrolle

demokratisch ausübt. Wir müssen also

unter Beweis stellen, dass unsere Gesellschaft

die wesentlichen Dinge unseres

20

Zusammenlebens immer noch selbst

gestalten kann und zwar demokratisch.

mein/4: Stichwort Kommunikation

auf den Social-Media-Kanälen.

Ein großer Teil der Kommunikation

findet im Internet statt.

Wir erleben teilweise eine Verrohung

der Sprache bis hin in den

strafrechtlich relevanten Bereich.

Beispielhaft dafür ist das Künast-

Urteil, aber auch du hast schon

Morddrohungen erhalten. Wie

gehst du damit um? Geht es auch

ohne Internet?

Kevin Kühnert: Es geht natürlich ohne.

Aber es geht nicht gut. Die Konsequenz

aus Hass im Netz sollte nicht sein, dass

wir uns alle aus dem Netz zurückziehen.

Das Netz ist Realität. Es ist auch

keine zweite Realität neben dem Real

Life, sondern es ist Teil unseres Lebens.

Da wird eingekauft, da wird gedatet, da

wird kommuniziert, da wird das Familien-

und Beziehungsleben organisiert.

„Den Hass gibt es …

im Internet auch,

aber er muss dort

isoliert werden, …“

Das kann ich nicht einfach ausschalten.

Ich werde mich damit arrangieren

müssen, dass es immer schon Hass und

Verachtung in einer Gesellschaft gab.

Den Hass gibt es dementsprechend im

Internet auch, aber er muss dort isoliert

werden. Ich glaube, wir haben alle

ein Gespür dafür, wann eine Grenze

überschritten ist. Ab einem gewissen

Grad von Aussagen geht es einfach nicht

mehr darum, zu sagen: „Du, du, du, das

war jetzt aber nicht schön.“ Sondern da

geht es darum, anzuerkennen, dass es

Leute gibt, die nicht interessiert sind

an einer offenen demokratischen Debatte.

Ich habe dann beispielsweise die

Möglichkeit, sie zu blockieren, was ich

bei Beleidigungen oder faschistischen

Aussagen auch konsequent mache. Ich

mein/4


Kevin Kühnert im Interview

möchte solchen Leuten auch gar nicht meine Reichweite

schenken. Das hat etwas mit Mediensensibilität zu tun.

Ansonsten geht es auch darum, vorzuleben, wie eine

vernünftige Debattenkultur aussehen kann. Wenn wir

als Politiker und Politikerinnen, die wir im Netz unterwegs

sind, immer nur senden, aber gar nichts empfangen,

nicht in den Austausch treten, dann entsteht natürlich

schnell der Eindruck: Ich kann schreiben, was ich will,

der liest es ja sowieso nicht. Doch die meisten lesen

das schon, man sollte es die Leute nur merken lassen.

Ich mische mich in meinen Kommentarspalten in Diskussionen

ein, ich signalisiere der Community: Na klar

lese ich das. Erstens aus Respekt, denn ihr macht euch

Gedanken, ihr schreibt eure Frage. Und natürlich versuche

ich, diese zu beantworten. Zweitens möchte ich

Sensibilität schaffen. Ich merke nämlich, dass meine

Followerinnen und Follower auch viel aufmerksamer reagieren

bei einem Shitstorm. Sie schreiten oft bei einer

Beleidigung ein, bevor ich das tun kann. Weil sie genau

wissen, dass ich es auch selbst lese. Ich soll sehen, dass

es hier Solidarität gibt, dass es nicht die Mehrheitsmeinung

ist. Vormachen sorgt meistens auch für Nachmacher.

Das ist ganz erfreulich zu sehen.

Sondern indem ich mich auseinandersetze mit anderen

demokratischen Weltsichten, die es zuhauf gibt und die

manchmal zu leise sind, weil sie nicht mit Schimpfwörtern

daherkommen. Wir alle müssen gucken, worauf

wir reagieren. Ist es sinnvoll, Hasskommentare, die uns

erschreckt haben, noch weiter zu verbreiten, indem wir

sie kommentieren? Ich muss das nicht multiplizieren. Da

fehlt es uns in der Gesellschaft, auch nach 20 Jahren mit

dem Internet als Massenphänomen, manchmal an Medienkompetenz,

um klug damit umzugehen.

mein/4: Hat dein Tag mehr als 24 Stunden?

Wenn du sagst, du diskutierst in deinen

Kommentaren selbst?

Kevin Kühnert: Ich kann natürlich nicht alles beantworten.

Aber ich kann versuchen, den Kern der Kritik oder

der Fragen zu erkennen und zu beantworten. Ich suche

mir dann drei bis vier repräsentative Punkte raus, die ich

stellvertretend beantworte. Ich empfinde das nicht als

Extraarbeit oder -zeit. Für mich ist es Teil meines Alltags.

Es gibt nicht die politische Arbeit, die aus Akten

lesen und Konzepte entwickeln besteht, während so ein

bisschen Social-Media-Chi-Chi nebenbei gemacht wird.

Es gehört beides zusammen. Wenn ich Politik mache

und nicht darüber rede, dann kann ich es auch sein lassen.

Demokratie besteht daraus, Ideen weiterzutragen

und eine Haltung zu transportieren, gegen Kritik zu

argumentieren und sich auch selbst dabei zu hinterfragen.

Es ist ja auch für mich ein Argumentationstraining,

wenn ich in den Austausch mit anderen Leuten trete und

mich zwinge, meine Filterblase zu verlassen, die ich im

Alltag auch habe. Natürlich bin ich bei den Jusos und

in der SPD mit Leuten zusammen, die die Welt eher so

sehen wie ich. Deshalb haben wir uns ja in einer Partei

zusammengeschlossen. Aber ich muss in dieser Blase

nicht verharren, sondern kann sie immer wieder gezielt

verlassen, mich anderen Perspektiven aussetzen. Allerdings

nicht, indem ich mir Hasskommentare durchlese.

Die sind nicht Teil der demokratischen Debattenkultur.

mein/4: Wo ist Kevin Kühnert in fünf Jahren?

Lokalpolitik? Bundespolitik?

Kevin Kühnert: Keine Ahnung. Ganz ehrlich: Ich mache

grundsätzlich keine Jahrespläne. Ich habe das noch

nie gemacht. Meine Erfahrung ist, wenn man seine Sache

ordentlich macht, dann passieren Dinge ein Stück

weit von alleine. Ich möchte auch nicht in einen Modus

kommen, wo ich vor Ehrgeiz zerfressen auf irgendetwas

hinarbeite. Dann gerät nämlich auch der eigentliche

Kern der politischen Arbeit aus dem Blick und wird ausgetauscht

gegen persönliche Karriereziele. Ich bin nicht

naiv, ich weiß schon, dass man politische Verantwortung,

Macht, oder wie auch immer man das nennen mag, anstreben

sollte, wenn man etwas verändern will. Nur aus

Schöngeistigkeit ändert sich meistens nichts. Aber man

kann nichts erzwingen. Es ist kein Bewerbungsverfahren,

in dem nach objektiven Kriterien entschieden wird. Da

spielen so unberechenbare Faktoren wie Wählerinnen

und Wähler mit. Die gesellschaftliche Entwicklung haben

wir alle nur bedingt in der Hand. Was ich garantieren

kann, ist, dass ich politisch aktiv bleiben werde in

irgendeiner Art und Weise. Und dass der Ort, von dem

das herkommt, vielleicht auch noch ganz lange Tempelhof-Schöneberg

sein wird, weil das der Bezirk ist, um

den sich eigentlich mein ganzes Leben dreht.

mein/4: Kevin Kühnert, vielen Dank für

das Gespräch.

mein/4

21


„You gotta know your shit!“

Der Jazzsänger Atrin Madani im Gespräch mit Hans-Jürgen Schatz

Atrin Madani ist ein Weltreisender in Sachen Jazz, in seinem Schöneberger Kiez fest verwurzelt. 1998

geboren, ist er ein Berliner ohne Ost- oder West- davor, hat er die Teilung der Stadt nicht erlebt, die

Mauer nie gesehen. Berlin wurde Hauptstadt und Regierungssitz, für ihn ist es vor allem die deutsche

Hauptstadt des Jazz. Und da gibt es keine Grenzen, keine Mauern. Jazz ist eine universelle Sprache.

In Berlin trifft man verdammt talentierte junge Menschen.

Einer von ihnen ist der Jazzsänger Atrin Madani.

Als ich ihn 2016 zum ersten Mal hörte, war er gerade 18

geworden. Er sang Konzerte an ausgesuchten Orten, begleitet

von verschiedenen Formationen, einmal sogar nur

von einem Bassisten. Ein faszinierender Abend. Bereits

damals hatte er eine unverwechselbare Stimme, eine starke

Bühnenpräsenz und besaß eine hohe Professionalität.

2017 machte er sein Abitur und ebnete sich damit den

Weg zum Hochschulstudium. 2018, inzwischen hatte er

sich innerhalb weniger Tage drei Studienplätze in Deutschland

ersungen und sich für Dresden entschieden, wurde

ihm die Ehre zuteil, ins Vokalensemble des Bundesjazzorchesters

aufgenommen zu werden. Diese Mitgliedschaft

endet regulär nach zwei Jahren, in denen man an etlichen

Arbeitsphasen und Auftritten rund um die Welt teilnimmt.

Im Herbst 2019 wechselte er von der Elbe an die Spree

und setzte nun sein Studium am Jazz-Institut Berlin (JIB)

fort. Wie vertragen sich Studium und zahlreiche Auftritte?

„Meine Professoren sind nicht immer glücklich mit

mir, wenn ich z. B. mal nicht Klavier üben konnte. Klar,

die Auftritte nehmen Zeit weg. Mancher musste schon

Prüfungen verschieben, Studienzeit dranhängen. Aber

das wahre Studium findet eben auf der Bühne statt. Man

kann noch so viel üben, man muss das Geübte auch auf

der Bühne anwenden können.“

Atrin Madani ist ein waschechter Berliner. Wo liegen seine

familiären Wurzeln? „Meine Eltern stammen aus dem Iran.

Papa ist vor fast vierzig Jahren nach Deutschland gekommen,

kurz vor der Revolution. Meine Mutter viel später.“

Unter Kindern ist es kein Problem, wenn man anders

aussieht. Wie ist das heute? „In manchen Teilen Deutschlands

wird man nicht als Deutscher gesehen. In Berlin

ist es völlig normal, dass du als südländischer Typ super

deutsch sprichst. In meiner Kindheit hatte ich gar keine

Probleme, hatte Freunde, die kamen von überall. Das ist

Berlin! Aber es gibt Teile dieser Welt, wo du es als ‚person

of color‘ nicht so einfach hast.“

Seit ein paar Wochen erobert Atrin einige der feinsten

Adressen der Berliner Jazz- und Entertainmentszene: Donau

115, Bar jeder Vernunft, Maison de France, Jazzclub

A-TRANE. Weitere Auftritte in der Bar jeder Vernunft

und im Jazzclub Schlot werden folgen – siehe Kasten. Am

7. März spielt Atrin Madani mit seiner Band in der WABE

an der Danziger Straße. Dort hatte der Jazz schon vor

1989 ein Zuhause und der neue Chef der WABE, Marc

Lippuner, arbeitet erfolgreich daran, dass es wieder so wird.

Ist das Repertoire begrenzt, wenn man so jung ist? „Ja,

ganz sicher. Inhaltlich und von der Umsetzung her. Es

gibt Songs wie ‚Lush Life‘, die sind sehr poetisch, tiefgründig

und technisch sehr anspruchsvoll. Das muss man

sprachlich und tonal erstmal in den Hals kriegen, um es

authentisch rüberzubringen. Aber wenn einem ein Song

zu fordernd erscheint, soll man ehrlich zu sich selber sein

und den lieber erst in ein paar Jahren singen.“

Woher kommt die für einen so jungen Mann ungewöhnlich

starke Vorliebe für die Songs aus der Zeit der Weimarer

Republik, geschrieben von Werner Richard Heymann,

Walter Jurmann oder Friedrich Hollaender? „Ich

habe damals den Film über die ‚Comedian Harmonists‘

gesehen. Ich liebte diesen Sound und Lieder wie ‚Irgendwo

auf der Welt‘. Dann bekam ich die CD ‚Übers Meer‘

22 mein/4


Am U-Bahnhof Nollendorfplatz

Fotos: Pavol Putnoki

mit Max Raabe und Christoph Israel in die Finger. Und

bald habe ich Max dann live im Admiralspalast erlebt.

Seitdem habe ich großen Spaß daran, diese Sachen auf

meine Art zu singen.“

Aber es ist nicht nur der Spaß an der schönen Musik und

den oft witzigen Texten, der ihn für dieses Genre begeistert:

„Was hatten wir für eine Hochkultur in Deutschland!

Es macht mich traurig, wenn ich daran denke, was wir in

dieser Stadt, in Deutschland einmal hatten. Es darf nicht

wieder passieren, dass so etwas von hier gehen muss. Diese

großartigen Künstler, die Texte

voller Humor, diese Selbstironie,

die witzigen Melodien.“

Über Selbstironie verfügt Atrin

Madani auch auf der Bühne

reichlich. Manchmal zeigt er echte

Entertainerqualitäten. War er

in der Schule sowas wie der Klassenclown?

„Ja, so ziemlich. Ich

war schon mit fünf der Alleinunterhalter.

Ich glaube für einige

Lehrer war ich kein angenehmer

Schüler. Ich sage an dieser

Stelle noch einmal: Tut mir leid!

Selbstironie finde ich sehr wichtig.

Man sollte sich nicht immer

allzu ernst nehmen. Das Leben

ist schon ernst genug!“

Und wie sieht es mit Vorbildern

aus? „Oh, ich habe zu viele,

um sie alle aufzuzählen. Man

kann von jedem etwas lernen.

Bei einem Workshop sagte der

Schlagzeuger Jerry Granelli zu

mir: ‚Wenn du wissen willst, wie

ein Song perfekt gesungen wird,

dann hör‘ dir Sinatra an.‘ Man darf ihn oder andere natürlich

nicht kopieren, nur das Handwerk übernehmen,

nicht Ticks oder Eigenheiten. Ich darf einen Song nicht

wie Sinatra singen, sondern muss ihn singen wie Atrin

Madani.“

Woher kommen Atrins enorme englische Sprachkenntnisse,

die vorbildliche Aussprache? Wie bei Sinatra versteht

man jede Silbe, jeder Ausdruck macht Sinn, die Pointen

sitzen, das Storytelling ist beeindruckend, jeder Verse

macht neugierig auf den Song. Der Wortschatz ist umfangreich.

Ein Live-Radiointerview

anlässlich eines Konzerts in Toronto

absolvierte er perfekt. Auf

Facebook konnte man es sehen.

„Das fing zu Hause an. Bei uns

lief immer Musik, im Radio, auf

Schallplatte. Dann hatte ich

fünfmal die Woche Englisch-

Leistungskurs. Ich musste gut

Englisch lernen. Meine Mutter

lebte inzwischen in Kanada.

Und wenn man Songtexte verstehen

und singen möchte, muss

man Redewendungen, Sprichworte

usw. kennen. Manchmal

muss ich auch Ausdrücke nachlesen,

um Cole Porters Wortspiele

zu verstehen. Wenn ich sie

nicht verstehe, wie soll ich dem

Publikum damit Spaß machen?

Und am JIB sprechen wir mehr

Englisch als Deutsch. Wir sind

Luftsprünge am

Winterfeldtplatz für

den Fotografen

eine internationale Hochschule,

meine Professorin ist Amerikanerin.

‚You gotta know your shit‘,

sagt man in den USA.“

mein/4

23


In der Bar jeder Vernunft mit Erik Leuthäuser

und Peter Fessler

In der Bar jeder Vernunft mit Erik Leuthäuser

© Barbara Braun/Bar jeder Vernunft © Barbara Braun/Bar jeder Vernunft

Im Jazzclub A-TRANE debütierte

Atrin Madani im Februar

Mit Schumann, Mahler und Bach fing alles an.

Im Alter von zehn Jahren trat Atrin in den Staatsund

Domchor Berlin ein. Er sang mit dem DSO

und den Berliner Philharmonikern unter Ingo

Metzmacher und Simon Rattle: „Mit Simon Rattle

beim Schlussapplaus auf dem Podium zu sein,

war ein großes Erlebnis für uns.“

Als der Stimmbruch kam, dachte Atrin daran,

Schauspieler zu werden. Aber das kam ihm zu

trocken vor. Es fehlte die Musik. Also Musical? In

London besuchte er die Profis, sprach ausführlich

mit dem Music-Supervisor von „Miss Saigon“ und

„Les Misérables“. Aber das dabei wichtige Thema

Tanz interessierte ihn wenig: „Mir ist die Stimme

wichtiger, da sehe ich meine Stärke. En suite zu

spielen liegt mir nicht. Acht Shows die Woche!

Ich finde Musical toll und schaue mir das gerne

Scharfe Sicht. Sicheres Fahren.

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Newcomer trifft Legende: Atrin Madani mit der

Liedermacherin Bettina Wegner und WABE-Hausherr

Marc Lippuner

an. Die meistens Songs, die ich singe, kommen

ja aus Musicals von Gershwin oder Jerome Kern.

Aber mein Herz schlägt für den Jazz.“ ■

Nächste Termine

07.03. Kulturzentrum WABE

(Prenzlauer Berg):

ATRIN MADANI & Band

16.03. Bar jeder Vernunft:

Gast bei Erik Leuthäuser & Gäste

Wünschen

27.04. Kunstfabrik Schlot –

Jazzclub Berlin:

Atrin‘s Swingin‘ Affair

24.05. Bar jeder Vernunft:

Gast bei Erik Leuthäuser & Gäste

Wünschen

© Brigitte Dummer

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„Kurz und knapp“ –

Franziska Hauser

„Kurz und knapp“ ist eine Interviewserie

des Berliner Fotografen Jens Wazel,

basierend auf seinen Videoporträts auf

www.jenswazelphotography.com

Eine Unterhaltung mit Franziska Hauser

Fotos: Jens Wazel

Kurz und knapp … wer bist du?

Ich bin Schriftstellerin und Fotografin. 75 bin ich in Pankow

groß geworden, und seitdem vier U-Bahn-Stationen

weitergekommen. Jetzt wohne ich in Prenzlauer Berg.

Wie geht es dir mit den vielen Zugezogenen

im Kiez?

Mit den Prenzlauer Berger Schwaben komme ich eigentlich

gut klar. Sie machen das, wozu die Urberliner zu faul

und zu abgeklärt sind und zu wenig Geld haben: Die

Schwaben und Badener engagieren sich in den Schulen

und für ihre Wohngegend. Sie sollten sich auf keinen

Fall der Berliner Unfreundlichkeit anpassen und sich

nicht abschrecken lassen. Berlin kann seine Schwaben

gut gebrauchen.

Aber gibt es nicht auch Konflikte?

Es stimmt schon, dass Berliner schwer rumzukriegen

sind, nett zu sein. Wenn man es aber geschafft hat, dann

hat man sie für immer gewonnen. Für die alltägliche Lebensfreude

mag ich aber auch sehr gerne eine oberflächliche

schwäbische Freundlichkeit, die leichter zu haben

ist. Was mich hier ärgert sind die reichen Leute, die sich

total abgrenzen von der sehr klein gewordenen ursprünglichen

Bevölkerung des Bezirks. Leute, die komplett

andere Relationen haben. Da gibt‘s einen immer tiefer

werdenden Graben zwischen oben und unten und ein

großes Unverständnis.

Wann hast du mit dem Schreiben angefangen?

Mein Vater hat mich, als ich elf Jahre alt war, gefragt, was

ich später werden will. Er hat eine Kamera aufgestellt,

und ich habe aus vollem Herzen gesagt: „Ich will Schriftstellerin

werden.“ Mit 34 habe ich aber erst angefangen.

Vielleicht lag es an meiner Legasthenie, dass ich immer

dachte, ich darf die Worte nicht benutzen, weil ich sie

nicht richtig schreiben konnte. Dann hat mein Ex-Mann

gesagt, die Rechtschreibung sei nicht so wichtig, und ich

habe angefangen.

Und dann?

Ich schreibe jetzt am vierten Roman. Es ist immer schwer

zu sagen, wovon er handelt, weil es meistens ist wie ein

Forschungsauftrag. Ich will irgendwas rausfinden und

tue das, indem ich eine Geschichte darüber schreibe.

Sind es wahre Geschichten?

Der zweite Roman ist biografisch. Er handelt nicht von

mir, sondern von meiner Mutter und der ganzen Familie.

Es hat sieben Jahre gedauert daran zu schreiben,

26 mein/4


„Kurz und knapp“ – Franziska Hauser

und als er fertig war, habe ich mich sehr danach gesehnt,

mir wieder was ausdenken zu dürfen. Das habe

ich jetzt gemacht.

Wann und wo schreibst du?

Bisher ging es nur 20 Minuten, während die Kartoffeln

kochten oder in der U-Bahn auf dem Weg von einem

Job zum nächsten, in der Garderobe, während eins der

Kinder beim Tanzkurs war. Immer wenn Zeit war. Auch

wenn keine Zeit war, zwischendurch. Ich bin schon stolz

auf diesen zweiten Roman und auf die Buchpreis-Nominierung.

Aber viel stolzer bin ich eigentlich darauf, dass

ich es geschafft habe, nebenbei zwei Kinder großzuziehen

und zu ernähren und Geld zu verdienen in Jobs, die

zwar schlecht bezahlt sind, dafür aber einen Sinn haben,

den ich mit Stolz vertreten kann. Das ist für mich die

eigentliche Leistung daran.

Klar gab es auch ständig Verzweiflungsanfälle, in denen

ich mich bei der ganzen Welt beschwert habe, dass es

so auf keinen Fall weitergehen kann. Die Arbeit nie ablegen

zu können, belastet ja immer die Familie und die

Liebe. Inzwischen sind die Kinder so groß, dass ich regelmäßiger

schreiben kann.

Franziska Hausers

„Die Glasschwestern“

erscheint am 28. Februar im

Eichborn Verlag.

und alt, und es ist viel Geschichte drin. Allerdings habe

ich mich mit dieser Familiengeschichte auch selbst traumatisiert.

In „Die Gewitterschwimmerin“ kommt eigentlich

alles Schreckliche vor, was Menschen einander so

antun können. Das habe ich ja alles irgendwie durchlebt.

Ich dachte, ich wäre es los, wenn das Buch fertig ist.

Aber bisher liegt es mir immer noch wie ein Felsen auf

den Schultern und hat mich total empfindlich gemacht.

Ich könnte bei jedem Stolperstein auf dem Bürgersteig

losheulen. Davon gibt es ja in Prenzlauer Berg wirklich

eine Menge. Andererseits bin ich ja auch froh von diesem

spürbaren Geschichtenreichtum umgeben zu sein.

Du bist ein Ost-Kind, hast du auch ein

Ost-Thema?

Wenn ich ein bisschen älter wäre, hätte ich auch diese

maroden DDR-Schwarz-Weiß-Fotos machen können

von leeren Straßen, in denen ein Trabi steht, ein paar

Straßenkatzen auf kaputten Fenstersimsen sitzen und

Omas in Dederon-Kitteln Einkaufsnetze schleppen. Man

konnte ja sehr schöne Fotos machen in der DDR. Die

waren auch damals schon schön. Und nach der Wende

waren eben überall nur noch Autos und Werbeplakate,

und alles wurde so laut und

bunt und grell und einfach fotografisch

für mich nicht mehr interessant.

Was macht dann die Fotografin?

Was man nicht mehr fotografieren

kann, kann man immer noch beschreiben.

Ich hole alles schreibend zurück.

Dabei habe ich gelernt, dem Leser nicht

vor die Füße zu werfen, was ich selbst

interessant finde. Das funktioniert nicht.

Ich muss ihm zutrauen, es selbst rauszufinden.

Und das finden dann natürlich oft die Leute raus,

die aus dem Osten kommen, weil sie vielleicht dieselbe

Sehnsucht haben. Mit dem Fotografieren ist es genauso.

Der Betrachter muss selbst denken dürfen.

Der zweite Roman „Die Gewitterschwimmerin“

(Eichborn) war 2018 für den Deutschen Buchpreis

nominiert, und der erste Roman „Sommerdreieck“

(Rowohlt) hat den Debütantenpreis der

lit.COLOGNE 2015 gewonnen.

Viele deiner Texte spielen in der Vergangenheit …

Woraus soll man sonst schöpfen? Vielleicht sind meine

Texte auch wie meine Fotos. Da ist immer viel kaputt

Was kommt als Nächstes?

Mein Uropa hat immer gesagt, das Leben fängt erst an,

wenn der Hund tot ist und die Kinder aus dem Haus

sind. Ich merke schon, dass ich jetzt langsam mal versuchen

muss, eine andere Rolle zu finden und nicht mehr

immer diese Herbergsmutter bleiben kann mit einer

großen Wohnung, wo ständig Essen auf dem Herd steht

und Kinder und Freunde da sind. Das ist einfach mein

Lieblingszustand, aber der ergibt sich immer seltener.

Schließlich habe ich jetzt schon eine kleine Enkeltochter.

mein/4

27


„Kurz und knapp“ – Franziska Hauser

Verdienst du deinen Lebensunterhalt mit dem

Schreiben?

Im Moment ist es mein Lebenskonzept, immer so wenig

Geld zu haben, dass ich mir keine Flugreisen leisten

kann. Geld zu haben stresst mich total. Auch

wenn es ein Depot wäre. Ich brauche

dieses Gefühl verletzbar zu

sein. Das geht natürlich nur

in diesem hängemattenartigen

Sicherheitsgefühl,

das ich hier habe und

mit der Möglichkeit,

neben den Jobs noch

genug Zeit zu haben.

Im Moment unterrichte

ich Deutsch

als Fremdsprache

und mache jeden Monat

Interviews für DAS

MAGAZIN.

Wohin verreist du

gerne?

Das Prinzip Urlaub

habe ich irgendwie

nie richtig verstanden.

Viele Leute müssen

ja offenbar ständig

irgendwo hin, weil

irgendwer gesagt hat,

dass es da toll ist und

weil sie einfach dieses Bedürfnis

haben. Ich verreise

zwar auch total gerne, aber nur,

wenn ich einen Grund habe, wenn

es irgendeinen Sinn gibt, wenn ich da

was rausfinden will oder jemanden besuche oder eine

Lesung habe.

Und wenn du mal draußen bist?

Wenn ich auf dem Land bin und merke, dass ich von

der Stille schon gar nichts mehr weiß und von der Langsamkeit,

mit der dort die Dinge passieren, die einem

nur auffallen können, wenn man genau hinsieht,

dann komme ich mir ganz degeneriert

vor. Ich könnte mich

diesem stillen Dasein wahrscheinlich

nur schwer ergeben,

zumal es mir jeden

Tag schwerer fällt, mit der

Klimakrisen-Depression

klarzukommen.

In welcher Gegend

fühlst du dich zu

Hause?

Brandenburg, Uckermark,

Mecklenburg, eigentlich alles

um Berlin herum ist meine

Lieblingslandschaft. Das sind

ja auch die ganzen Erinnerungen

und die Geschichte

und die Menschen und

das Gefühl zu Hause zu

sein. In der Normandie

kann ich nur staunen,

oder an der Nordküste

Irlands. Das finde ich irre

toll, aber die Verbundenheit

fehlt mir da. Ich bin irgendwie

gerne verbunden.

Vielen Dank!

Das Video zum Interview gibt es hier:

www.jenswazelphotography.com/Series/Stories-D/

Franziska-Hauser

Bist du dann eher ein Stadtmensch?

Ich wurde von dieser Stadt erzogen, habe gelernt mich

nicht ausbeuten zu lassen, mir zu nehmen was ich brauche

und mich trotzdem anzupassen. Ich bin einerseits

eine Berliner Straßenkatze und andererseits auch eine

verwöhnte Wohlstandstochter. In beidem sehr individualistisch.

Ich könnte behaupten, dass ich mit allem

irgendwie klarkomme, aber sobald ich nicht jederzeit

sagen darf was ich denke, komme ich nicht mehr klar.

Das ist meine „Berliner Erziehung“. Ich halte mich nicht

gerne an vorgegebene Richtlinien.

Jens Wazel ist Fotograf und

Tanzlehrer. Im Osten aufgewachsen,

wohnt er nun – nach

25 Jahren in den USA – wieder

in Prenzlauer Berg.

Er hat eine Serie mit Videoporträts

erstellt und arbeitet

derzeit an einem Film über die

Geschichte des „Conscious

Dance“.

www.jenswazelphotography.com

28 mein/4


Das literarische

Feuerwerk

im Frühjahr 2020 in Berlin

Sechstes Literaturfestival „Literatur: BERLIN“

Parallel zur Leipziger Buchmesse ist das Festival 2014 aus zwei unterschiedlichen Veranstaltungsformaten

entstanden, dem Open-Air-Fest LiteraturORT Prenzlauer Berg rund um den Kollwitzplatz

und der Berliner Buchnacht in der Kulturbrauerei, initiiert von Gudrun Buhro, Palais Kulturbrauerei,

und Sabeth Vilmar, Kunst-Buch Kollwitzplatz.

Text von Marita Vornbäumen

Das Team von Literatur: BERLIN hat seitdem einen

aktuellen Querschnitt der deutschsprachigen und internationalen

Gegenwartsliteratur an unterschiedlichen Literaturorten

in Prenzlauer Berg und in Mitte vorgestellt.

Buchpremieren, Lesungen, Gespräche, Film-und Musikbeiträge

zeugen hier immer wieder von der Vielfalt

des literarischen Lebens – live gehört, gesehen und erlebt,

gemeinsam mit hochkarätigen Autoren, namhaften

Verlagen und versierten Moderatoren.

Ein besonderes Anliegen der Programmmacher ist es,

jungen AutorInnen und ihren Texten eine öffentliche

Plattform zu bieten, um sich einem breiten Publikum

präsentieren zu können.

Auch 2020 wird der bewährte Literaturpreis Prenzlauer

Berg verliehen, mit dem seit nunmehr 20 Jahren

Nachwuchsautoren ausgezeichnet und gefördert werden.

Die sechste Festivalausgabe von Literatur: BERLIN

findet 2020 vom 16. bis 29. März mit KünstlerInnen

und AutorInnen aus dem In-und Ausland statt, die gemeinsam

mit ihren Verlagen ihre aktuellen Neuerscheinungen

vorstellen.

30 Jahre nach der deutschen Einheit liegt ein thematischer

Schwerpunkt auf der Bedeutung des Jahres 1990

für Berlin – das erste Jahr in Einheit mit all seinen

Weichenstellungen und Umbrüchen der Lebensverhältnisse.

Hierzu stellt der Verleger von Spector Books,

Jan Wenzel, das umfangreiche Werk „Das Jahr 1990

freilegen“ vor.

Als Gäste sind die Zeitzeugen und Autoren Marion

Brasch, Annette Gröscher und der Fotograf Andreas

Rost zugegen.

Der zweite Schwerpunkt konzentriert sich auf die Bedeutung

des Lesens und Schreibens, vorgestellt von

Doris Dörrie anhand ihres Buches „Leben, schreiben,

atmen. Eine Einladung zum Schreiben“.

Einen Blick auf die Bereiche Kunst, Fotografie und

Film bieten die Romane über herausragende ProtagonistInnen

wie Jeanne Moreau oder Gala Éluard Dalí.

Mit dem Berliner Verlag Hatje Cantz und seinem bärenstarken

Buch „Eisbären“ werden schließlich historische

Fotografien posierender Menschen mit Eisbären

vorgestellt.

Der detaillierte Veranstaltungsüberblick des Festivals

findet sich auf der Website www.literatur.berlin

mein/4

29


Sie heißt Phở

Eine Kolumne von Wladimir Kaminer

Die asiatische Küche hat unseren Bezirk längst erobert, sie taugt perfekt für Jung und Alt, nur dorthin kann

ich mit meiner Mutter und ihren Enkelkindern zusammen essen gehen. Die Essgewohnheiten und Geschmäcker

der Generationen unterscheiden sich nämlich inzwischen gewaltig. Für meine Mutter spielt

die Festigkeit des Essens eine herausragende Rolle. Die Zahnärztin, die das Gebiss meiner Mutter

im vorigen Jahrhundert anfertigte, hatte schon damals den gesetzlichen Rentenalterseintritt

überschritten und schon längst keine Sprechzeiten mehr. Die Zähne haben im Laufe

der Zeit etwas an Schärfe und Bissigkeit verloren. Eine neue Ärztin zu suchen,

dazu fehlt meiner Mutter das Vertrauen in die moderne Medizin.

Die Enkelkinder verstehen die Sorgen der Oma nicht, sie stopfen das Essen

schnell in sich hinein, sie sind in der Regel mit dem Essen fertig noch bevor

die Oma die Speisekarte zu Ende gelesen hat und wollen das Dessert.

Angesichts dieser Schwierigkeiten suchen wir für ein gemeinsames Essen

eine Küche mit dem Schwerpunkt „Suppe“, damit jeder auf seine Kosten

kommt. Die Suppe muss groß, heiß und sättigend sein, möglichst viele

Zutaten und Kräuter beinhalten, damit jedes Familienmitglied darin

etwas für sich finden kann.

Wir haben das nepalesische Street-Food-Restaurant direkt im Erdgeschoss

unseres Hauses, wo man beim Rausgehen drei Mal

einen goldenen Buddha im Uhrzeigesinn drehen muss, für

Glück, Reichtum und eine bessere Verdauung, wie mir der

nepalesische Kellner vertrauensvoll erzählte. Der Laden

hatte erst vor Kurzem aufgemacht und galt selbst für

meine Kids, die sonst für jede neue Gastronomie

offen sind, als „zu exotisch“. Bei dem Nepalesen

werden nämlich dem Gast auf einem großen

hölzernen Tablett allerlei Gaben der Natur

serviert, wie sie vor der Erfindung

der Mikrowelle aussahen: rohe Erbsen,

Nüsse, Körner, verfeinert mit irgendwelchen

Tierhaaren und zu Staub

zermahlene Reiskörner auf sehr

dünnen, zusammengepressten

Blättchen, die mal dunkelrot

und mal hellblau angemalt

sind. Ich habe

schon mal beim Verzehr

der nepalesischen

Köstlichkeiten

aus

Versehen in

30 mein/4


Seite 4

Rubrik

Wladimir Kaminer

Privat ein Russe, beruflich ein deutscher

Schriftsteller, ist er die meiste

Zeit unterwegs

mit Lesungen und Vorträgen.

Er lebt seit 1990 in Prenzlauer Berg.

www.wladimirkaminer.de

die Serviette gebissen, weil ich dachte,

sie gehöre zur Vorspeise dazu. Einige

Male haben wir diese Küche probiert,

nicht aus Hunger, sondern aus Solidarität

mit der jungen nepalesischen Republik.

Wir sind zu dem Schluss gekommen,

der Nepalese braucht einfach noch etwas

Zeit, bis er sich an die europäischen

Geschmäcker angepasst hat. Weiter die

Straße runter haben wir einen guten

Koreaner und ein thailändisches Restaurant,

sie sind für die Mama jedoch

beide zu scharf. Unsere perfekte Küche

für alle kommt aus Vietnam, ihr Name

hat nur drei Buchstaben, sie heißt Pho.

Diese Suppe kann Alt und Jung gut

an einem Tisch zusammenhalten, zumindest

eine Zeit lang, vorausgesetzt

sie wird richtig zubereitet. Wir haben

in unserer Umgebung ein Dutzend

Wladimir

Kaminer

Lesungen im April

Liebeserklärungen

18.04. Wandlitz

24.04. Bernau bei Berlin

25.04. Freiberg

29.04. Berlin

vietnamesische Restaurants, es gibt den

anspruchsvollen „Onkel Ho“ und den

albernen Hippster „Dong Huang“, den

Touristenladen „Grüne Banane“ und den

intelligenten „Hanoi Village“, sie alle stehen

in einem internen Wettbewerb, wer

die bessere Pho macht.

Der wahre Pho-Meister ist bei uns sehr

gut versteckt. Doch wir befinden uns in

einer privilegierten Situation, vietnamesische

Freunde meines Sohnes haben es

ihm verraten, sie kennen ihn von ihren

Eltern, und der Sohn hat es mir weitererzählt.

Die beste Pho-Suppe wird

nämlich nicht in dem schicken teuren

„Village“ zubereitet und nicht in dem ach

so authentischen „Onkel“, wo die Gäste

auf dem Boden im Halbliegen ihre Suppe

auslöffeln, sondern in einem kleinen

unscheinbaren Imbiss an der Ecke. Er

hat nur zwei Tische mit Bänken draußen

vor der Tür. An der Hausfassade kleben

Farbfotos von Salaten und Entengerichten,

die Suppe ist nicht dabei.

Um die Zaubersuppe zu bekommen,

muss man reingehen in die kleine Küche

und zu dem freundlichen jungen Kellner

ohne Vorderzähne laut und deutlich

„Pho“ sagen. Man muss allerdings die

drei Buchstaben richtig aussprechen, nur

dann bekommt man die Suppe. Ich habe

es ein paar Mal vergeblich versucht und

staunte jedes Mal, wie unterschiedlich

man die gleichen drei Buchstaben aussprechen

kann. Doch mein Sohn kann

das. Er bestellt die Suppe für alle. Beim

Phoauslöffeln beginnt die Oma ihr Lieblingsgespräch:

„Und, hast du schon einen

Freund bzw. eine Freundin?“, fragt sie

ihre Enkelkinder. Sie schweigen. ■

mein/4 31

Ein ABO – zur

Unterstützung

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Mit den Kulturfritzen

Kultur im Kiez entdecken

Folge 6: Das Bayerische Viertel

Es gilt als eines der gediegensten Berliner Wohnviertel: Touristische Hotspots, originelle Cafés oder

infrastrukturell durchorganisierte Shoppingmöglichkeiten sucht man im Bayerischen Viertel in der Tat

vergebens. Dafür finden Kulturinteressierte hier eine spannende Mischung aus funkelndem Glamour

und stillem Gedenken. Eine Entdeckungsreise zwischen KaDeWe und Bundesplatz.

Text und Fotos von Marc Lippuner

Eine katastermäßig festgelegte Begrenzung gibt es für

das Bayerische Viertel nicht. Bemüht man Onlinestadtpläne,

zieht es sich vom Tauentzien bis zur Ringbahn

zwischen Bundesplatz und Innsbrucker Platz, östlich

durch die Martin-Luther-Straße und westlich durch die

Bundesallee begrenzt. Somit gehört der westliche Teil

zu Wilmersdorf, alles östlich der Bamberger Straße zu

Schöneberg. Die unscheinbare Geisbergstraße bildete

früher die nördliche Grenze Schönebergs; das KaDeWe,

1907 eröffnet, stand also bis zur Gebietsreform 1938 in

Charlottenburg. Bayerische Straßennamen existieren

auch jenseits der oben genannten Markierungen. Darüber

hinaus entdeckt man in Alt-Schöneberg, rund um

den Barbarossa-Platz, durchaus architektonische Verwandtschaften.

Außerdem tragen zahlreiche Straßen, vor

allem südlich der Grunewaldstraße, österreichische und

südtirolerische Namen, verweisen nach Salzburg, Innsbruck,

Bozen oder Meran. Nun gehörten diese Städte

einst zum Königreich Bayern, aber das war schon einhundert

Jahre Geschichte, bevor hier überhaupt gebaut

wurde. Und dann sind wiederum einige Straßen unweit

der Martin-Luther-Straße nach Wirkungsstätten des

Reformators benannt: die Wartburg, Speyer, Eisleben,

Worms oder Eisenach. Wo also die Grenze ziehen?

Ein guter Ausgangspunkt zur Erkundung des Bayerischen

Viertels ist in jedem Fall der U-Bahnhof Bayerischer

Platz. Im Zwischengeschoss dokumentiert eine Dauerausstellung

mit großformatigen Fotografien und historischen

Postkartenmotiven sowie applizierten Informationstexten

die Geschichte jenes Wohngebiets, das von

Postkartenmotive im U-Bahnhof Bayerischer Platz

Goldener Hirsch im Rudolph-Wilde-Park

32 mein/4


Gedenktafeln im Bayerischen Viertel

Georg Haberland, dem Direktor der Berlinischen Boden-

Gesellschaft, auf bis dahin landwirtschaftlich genutztem

Gelände in der ersten Dekade des 20. Jahrhunderts für ein

großbürgerliches Publikum geplant und entwickelt wurde.

Die Architektur orientierte sich an der verspielt-eleganten

„Alt-Nürnberger Bauweise“ und viele Straßen erhielten

bayerische Namen. Beides versprach Gediegenheit und

Sicherheit – und beides half, eine finanzkräftige Bevölkerung

in die damals noch selbstständige Stadt Schöneberg

zu locken. Ein attraktives Quartier mit prachtvollen

Schmuckplätzen, originellen Straßenverläufen und großzügigen

Vorgärten entstand. Während der Bauzeit veranlasste

Schönebergs erster Oberbürgermeister Rudolph Wilde

die Errichtung des heute nach ihm benannten Stadtparks,

der das Viertel zusammen mit dem Volkspark Wilmersdorf

im Süden als grünes Band durchschlängelt. Zeitgleich

entstand auf seine Veranlassung innerhalb von nur zwei

Jahren die erste kommunale U-Bahnlinie Deutschlands,

die heutige U4, die 1910 ihren Betrieb aufnahm. Bis auf

die beiden Endstationen liegen die drei übrigen Bahnhöfe

im Bayerischen Viertel. Die Umsteigemöglichkeiten

am Nollendorfplatz und mehrere Straßenbahnlinien, die

den heutigen Innsbrucker Platz tangierten (der dortige S-

Bahnhof entstand erst 1933) werden die Attraktivität der

ruhigen Wohngegend maßgeblich erhöht haben.

Vertiefende Informationen zur Geschichte des Viertels

und den Menschen, die dort lebten, erhält man

an den Multimediastationen, die in dem nach dem

Gründungsvater Haberland benannten, großzügig verglasten

Café installiert sind, das seit fünf Jahren das

neugestaltete südliche Eingangsgebäude des Bahnhofs

krönt. Hier liegt auch eine Straßenkarte zur kostenfreien

Mitnahme aus, in der die Adressen zahlreicher Prominenter,

die im Bayerischen Viertel gelebt und gearbeitet

haben, markiert worden sind. Viele Wohnhäuser zieren

Gedenktafeln. So erfährt man, wo Bertolt Brecht den

Text der Dreigroschenoper schrieb, dass der Filmregisseur

Billy Wilder im selben Haus lebte wie der Musiker

Ferruccio Busoni, wo Ödön von Horvath 1931 logierte,

wann die Kabarettistin Claire Waldoff, die Journalistin

Inge Deutschkron, der chilenische Pianist Claudio Arrau,

die Kleist-Preis-Trägerin Anna Seghers oder der Politiker

Rudolf Breitscheid im Kiez lebten, dass der Journalist

Egon Erwin Kisch am Tag der nationalsozialistischen

Machtübernahme ausgezogen sein soll oder dass Erich

Kästner nur aus seinem Fenster hat schauen müssen,

um zu beschreiben, wie Emil und die Detektive sich mit

dem Dieb, der sich Grundeis nennt, eine Verfolgungsjagd

im Taxi liefern. Neben vielen nicht genannten waren

auch der Nobelpreisträger Albert Einstein und der

dichtende Arzt Gottfried Benn Anwohner des Kiezes.

Die beiden kauften ihre Bücher in der Buchhandlung,

die nicht immer schon am heutigen Standort, aber nun

doch bereits seit 100 Jahren am Bayerischen Platz existiert.

Gegründet wurde sie von Benedict Lachmann,

einem jüdischen Anarchisten und Schriftsteller, der 1937

mein/4

33


Kultur im Kiez

Kirche zum Heilsbronnen

hinter einer von Stih & Schnock

beschilderten Laterne

Denkmal von Gerson Fehrenbach

Denk-Stein-Mauer der

Löcknitz-Grundschule

Ausstellung im Rathaus Schöneberg

sein Geschäft verkaufen musste und vier

Jahre später nach Łódź deportiert wurde,

wo er kurze Zeit später starb. Die heutige

Besitzerin, Christiane Fritsch-Weith,

die die Geschichte des Buchladens in

dem Dokumentationsband Klein, aber

voller Köstlichkeiten (Transit 2015, 17,80

€) aufgearbeitet hat, organisiert seit der

Geschäftsübernahme vor 45 Jahren mit

großem Erfolg Lesungen und Vorträge.

Ist der Andrang zu groß, weicht man in

die nahegelegene Kirche zum Heilsbronnen

aus, die bis zu 350 Personen

Platz bietet. Hier wurde der Gemeindesaal

kürzlich zum sogenannten HÖR-

Saal umgestaltet, der als neuer Veranstaltungsort

im Kiez etabliert werden soll.

Konzerte, Theateraufführungen, Lesungen

und Vorträge sollen künftig das kulturelle

Programm bestimmen. Mit ihrem

68 Meter hohen Turm ist die 1912 eingeweihte

evangelische Kirche das zweithöchste

Gebäude des Viertels und das

einzige hier noch existierende historische

Gotteshaus. In den 1950er-Jahren wurden

die Ruinen zweier Synagogen abgetragen:

Das von Alexander Beer 1930

errichtete Gebäude in der Prinzregentenstraße,

das 2.300 Gläubigen Platz

bot, blieb der einzige Neubau einer Gemeindesynagoge

im Berlin der Weimarer

Republik. Es wurde während der Novemberpogrome

1938 niedergebrannt.

Diesem Schicksal entging die wesentlich

kleinere, von Max Fraenkel entworfene

und bereits 1910 eingeweihte Synagoge

in der Münchener Straße, da sie zu

nah an Wohnhäusern stand. Sie wurde,

wie ein Großteil des Bayerischen Viertels,

in der verheerenden Bombennacht

vom 22. auf den 23. November 1943

zerstört. Ein 1963 von Gerson Fehrenbach

gestaltetes Denkmal erinnert an

das Gotteshaus, auf dessen Grundstück

heute die Löcknitz-Grundschule steht.

Seit 1995 recherchieren die Schülerinnen

und Schüler der jeweils sechsten Klassen

Biografien ehemaliger jüdischer Nachbarinnen

und Nachbarn, von denen einst

16.000 im Bayerischen Viertel gelebt haben.

Mehr als 6.000 von ihnen wurden

1943 in Konzentrationslager deportiert,

viele gingen ins Exil oder wählten den

Freitod. Die Kinder beschriften in Gedenken

an sie Ziegelsteine mit Namen,

Geburtsdaten und Sterbeort, die einer

Denk-Stein-Mauer hinzugefügt werden

– ein jährlich wachsendes Denkmal

gegen das Vergessen.

Im Bayerischen Viertel findet man auch

zahlreiche von Gunter Demnigs Stolpersteinen,

die an das Schicksal von im Nationalsozialismus

verfolgten, vertriebenen

und ermordeten Menschen erinnern. Ein

weiteres dezentrales Mahnmal kann

man an 80 Straßenlaternen rund um den

Bayerischen Platz entdecken. Hier sind

in etwa drei Metern Höhe doppelseitig

gestaltete Schilder befestigt, auf deren

Textseite nationalsozialistische, antijüdische

Verordnungen und Gesetze den

schleichenden Prozess aufzeigen, der

schlussendlich zum Holocaust führte.

Die Rückseite der 1993 von Renata Stih

und Frieder Schock konzipierten Schilder

zieren assoziative Piktogramme, Bilder

und Symbole. Seit 2005 ergänzt die Ausstellungsinstallation

Wir waren Nachbarn

– Biografien jüdischer Zeitzeugen

die bereits genannten Projekte der Aufarbeitung

jüdischer Geschichte im Bezirk

Schönberg-Tempelhof: 172 biografische

Alben geben derzeit, gestützt auf

Interviews, Dokumente, Briefe und Fotos,

Auskunft über sehr unterschiedliche

Lebenswege bekannter und unbekannter

jüdischer Persönlichkeiten. Zu sehen

ist die Installation, die fortwährend weiterentwickelt

wird, in der großen Ausstellungshalle

des Schöneberger Rathauses,

das mit seinem markanten 70

Meter hohen Turm das höchste Gebäude

im Bayerischen Viertel darstellt. 1914

von dem Architektenduo Peter Jürgensen

und Jürgen Bachmann erbaut, war

es bis zur Gründung Groß-Berlins das

Rathaus der kreisfreien Stadt Schöneberg.

Von 1949 bis 1991 hatte der regierende

Bürgermeister Westberlins hier seinen

Amtssitz, in der Zeit der Berliner Teilung

war es auch Tagungsort des Berliner Abgeordnetenhauses.

Hier bekannte John

F. Kennedy am 26. Juni 1963: „Ich bin

ein Berliner!“, hier begannen am 2. Juni

1967 die Demonstrationen gegen den

Schahbesuch, hier läutet bereits seit dem

34 mein/4


Kultur im Kiez

Rathaus Schöneberg

Funkhaus am Hans-Rosenthal-Platz

René Koch in seinem Lippenstiftmuseum

24. Oktober 1950 täglich um 12 Uhr die von 17 Millionen

US-Bürgerinnen und -Bürgern durch Spenden finanzierte

Freiheitsglocke. Immer sonntags um 11:59 Uhr

ist die Glocke zusammen mit dem Freiheitsgelöbnis im

Deutschlandfunk Kultur zu hören. Die Ausstrahlung geht

auf eine Tradition des Senders RIAS (Rundfunk im amerikanischen

Sektor) zurück, der aus dem nur 800 Meter

entfernten Funkhaus am heutigen Hans-Rosenthal-Platz

sendete. Das Gebäude mit der charakteristischen Kurve

wurde Ende der 1930er-Jahre von Walter Borchard als

Bürohaus der Bayerischen (!) Stickstoffwerke AG errichtet.

Zwischen 1948 und 1993 beherbergte es den RIAS,

der nicht nur das sonntägliche Senden des freiheitlichen

Glockengeläuts, sondern auch die Räumlichkeiten dem

jetzigen Deutschlandfunk Kultur überließ.

Wer nach so viel Geschichte noch Lust auf Geschichten

hat, könnte ins Kino oder ins Museum gehen, denn

beides gibt es auch im Bayerischen Viertel: Im südwestlichsten

Eck befindet sich seit mindestens 100 Jahren ein

Lichtspielhaus: Ob das Bundesplatz-Kino 1919 oder

doch schon 1913 eröffnet wurde, ist ungewiss; gewiss

ist, dass in dem 87 Plätze fassenden Saal Filme fernab

des Mainstreams gezeigt werden. Neben aktuellen Arthouse-Streifen

ergänzen filmhistorische Retrospektiven

das Programm. So werden hin und wieder Raritäten des

Nachkriegskinos aus Ost- und Westdeutschland noch

einmal auf die große Leinwand zurückgeholt. Da wird

sicher auch schon der eine oder andere mit Hildegard

Knef dabei gewesen sein. Vielleicht war die Schauspielerin,

die als „Die Sünderin“ 1951 Filmgeschichte schrieb,

in jungen Jahren sogar Besucherin dieses Kinos? Sie absolvierte

jedenfalls nur einige Gehminuten entfernt die

Mittelschule. Nicht viel weiter muss man laufen, um Hildegard

Knef auch heute noch nahe zu kommen. In der

Helmstedter Straße 16 hat der Starvisagist René Koch,

ein langjähriger Freund der 2002 verstorbenen Diva, vor

einigen Jahren sein Lippenstiftmuseum eröffnet, in

dessen Kussmundkartensammlung sich auch ein Lippenabdruck

der Knef befindet. Darüber hinaus gibt es eine

Anzeige, in der sie in den 1950er-Jahren Werbung für den

„Volkslippenstift“ macht. Ein lachsfarbenes Exemplar aus

ihrem Besitz soll der Grundstock für Kochs umfangreiche

Sammlung gewesen sein, die unter anderem auch

eine Handvoll Lippenstifte aus dem Nachlass Evita Perons

beinhaltet. Ein Besuch des Museums ist nur nach

Voranmeldung möglich, der Hausherr führt dafür aber

auch selbst durch die Räumlichkeiten und gibt zahlreiche

Anekdoten aus seinem ungewöhnlichen Leben und

dem Showbusiness zum Besten.

Und so lässt sich im Bayerischen Viertel, das die hier

wohnende Schriftstellerin Monika Maron Leuten aus

Mitte oder Prenzlauer Berg gegenüber gern als „ziemlich

piefig“ beschreibt, in bester Gediegenheit doch allerlei

Kultur entdecken. Von unterhaltsamen Geschichten bis

zu mahnender Geschichte – der Besuch eines Kiezes, in

den man sich eigentlich nur verirrt, wenn man jemanden

besucht, hält manchmal mehr Überraschungen bereit,

als man anfangs glauben mag. Vielleicht sogar für jene,

die schon jahrelang hier leben.

Marc Lippuner

Marc Lippuner hat Germanistik,

Geschichte

sowie Kultur- und Medienmanagement

studiert.

Nach Jahren als

Theatermacher leitet

er seit 2017 die WABE

im Herzen des Prenzlauer

Bergs. Nebenbei

frönt er mit den von ihm

gegründeten „Kulturfritzen“,

einem kleinen Projektbüro für kulturelle Angelegenheiten,

seiner Berlinliebe. Im Elsengold-Verlag

erschien im vergangenen Jahr sein Spaziergangsführer

durch den Großbezirk Pankow. Derselbe Verlag gibt

auch seine Wandkalender zur Berliner und zur deutschen

Geschichte heraus. Seit Januar 2020 hat Marc Lippuner

mit „Die Kulturfritzen – eine Stunde Berlin-Kultur“ bei

ALEX Berlin (UKW 91null) eine monatliche Radiosendung.

Für unser Magazin begibt er sich regelmäßig auf kulturelle

Entdeckungsreisen durch die Berliner Kieze, darüber

hinaus empfiehlt er eine Handvoll Kulturevents, die man

im kommenden Quartal seiner Meinung nach auf keinen

Fall verpassen sollte.

mein/4

35


Kulturtipps vom Kulturfritzen

100. Geburtstag eines expressionistischen Meisterwerks

Am 26. Februar vor 100 Jahren feierte Robert Wienes

in Weißensee gedrehter Stummfilm „Das Cabinet des

Dr. Caligari“ im Marmorhaus am Kurfürstendamm

seine Uraufführung. Der expressionistische Film mit

Werner Krauß, Conrad Veidt und Lil Dagover in den

Hauptrollen gilt aufgrund seiner grotesk verzerrten,

gemalten Kulissen und seiner kontrastreichen Beleuchtung

als Meilenstein der Filmgeschichte. Anlässlich

des Jubiläums widmet die Deutsche Kinemathek dem

expressionistischen Meisterwerk eine Ausstellung. Die

Sonderschau beleuchtet die Produktionsgeschichte dieses

frühen Psychothrillers und zeigt Rekonstruktionen

der spektakulären Sets. Neben der restaurierten Originalversion

des Stummfilms ermöglicht der VR-Film

„Der Traum des Cesare“ in den dreidimensionalen Raum

des Caligari-Films einzutauchen und sich virtuell auf

den Sets zu bewegen.

www.deutsche-kinemathek.de

© Fotoarchiv Deutsche Kinemathek

Szene aus „Das Cabinet des Dr. Caligari“

Schaustellertum trifft Neo-Vaudeville

Seit 15 Jahren gibt das Chamäleon Theater dem neuen

zeitgenössischen Zirkus ein Zuhause. Mit der aktuellen

@ Andy Phillipson

Produktion „Le Coup“ erinnert die australische Compagnie

um Regisseurin Chelsea McGuffin augenzwinkernd

an alte Jahrmarkttraditionen, als das fahrende

Volk sich die Gunst des Publikums und damit seinen

Verdienst hart erspielen musste. Und so steigen Akrobatinnen

und Akrobaten mit ihren Talenten, darunter

Jonglage, Trapez, Hand-auf-Hand-Akrobatik oder Hair-

Hanging, wahrhaftig in den Ring, um den größten Applaus

zu kassieren.

Mit atemberaubenden Kunststücken, viel Humor und

einer fabelhaften Liveband ist „Le Coup“ ein Abend,

der niemanden ruhig sitzen lassen wird. Die Fight-Night

steht bis 16. August auf dem Programm.

www.chamaeleonberlin.com

Szene aus „Le Coup“

Furios farbige Bildwelten

Der in Berlin lebende Maler Bernhard Martin (*1966)

zieht seine Motive aus dem unerschöpflichen Fundus

des Internets, um sie in farbgewaltige Gemälde,

Zeichnungen und Collagen zu verwandeln. Seine Leidenschaft

gilt der ungeschönten Sicht auf das Obszön-

Verführerische, er zeigt Abgründe, Gier, Eitelkeiten

36 mein/4


oder leere Worte, die für Aufregung sorgen: ein explosives

Gemisch des menschlichen Daseins, das Bernhard

Martin mit eigenen Fantasien und intimen Sehnsüchten

aufmischt. Vom 13. März bis 7. Juni zeigt das Haus am

Waldsee mit „Image Ballett“ Werke des Künstlers aus

den letzten zwanzig Jahren, darunter einen eigens für

diese Soloshow entstandenen Gemäldezyklus.

www.hausamwaldsee.de

© VG Bild-Kunst

Bernhard Martin: Elysian Fields (2017)

57. Berliner Theatertreffen

Jedes Jahr werden im Frühjahr zehn „bemerkenswerte“

Inszenierungen aus dem deutschsprachigen Raum zum

Berliner Theatertreffen eingeladen, das 2020 eine Quote

Florentina Holzingers „TANZ“

© Eva Würdinger

eingeführt hat, um die Sichtbarkeit von inszenierenden

Frauen zu stärken. Mit sechs Regisseurinnen wurde das

Ziel von 50 Prozent sogar übererfüllt. Die Auswahl der

Arbeiten ist abwechslungsreich: Klassiker, Stückentwicklungen

sowie Erst- und Uraufführungen wird es vom

1. bis 17. Mai zu sehen geben, darunter vier (Co-)Berliner

Inszenierungen. Die interessanteste Produktion

dürfte der von den Sophiensælen koproduzierte Performance-Abend

„TANZ. Eine sylphidische Träumerei in

Stunts“ sein. Einziger, nahezu stetiger Wermutstropfen:

Wie so oft haben es nur bekannte Großstadttheater und

arrivierte Koproduktionshäuser der freien Szene in die

Auswahl geschafft.

www.berlinerfestspiele.de

Berlinbuch-Tipp: Ein extravagantes Leben

René Koch führte einen Tante-Emma-Laden, bevor

er zur Kosmetikschule ging. Er war die erste Drag

Queen Berlins und der beste Freund Hildegard Knefs.

Er schminkte große Stars wie Joan Collins, Shirley Bassey

oder Eartha Kitt und stellt Lippenstifte prominenter

Damen aus aller Welt in einem eigenen Privatmuseum

aus. Darüber hinaus engagiert er sich in sozialen Belangen:

So hilft er Brandopfern, ihre Narben kosmetisch

zu überdecken, und unterstützt aktiv die Deutsche

Aidshilfe. Über sein aufregendes Leben hat René Koch,

der in diesem Jahr 75 Jahre alt wird, ein Buch geschrieben.

Auf 250 reich bebilderten Seiten erzählt der in

der prüden Adenauer-Ära großgewordene Starvisagist

aus erfüllten Jahren „zwischen Tuntenbällen und High

Society“ und zeichnet ein überaus lebendiges Bild vom

wilden Westberlin der sechziger und siebziger Jahre.

„Abgeschminkt. Mein Leben, meine Sünden, meine

Zeit“ erschien 2016 im B&S Siebenhaar Verlag.

Am 8. März ist René Koch in der Radiosendung „Kulturfritzen

– eine Stunde Berlin-Kultur“ zu Gast, die

von 18 bis 19 Uhr auf ALEX Berlin (UKW 91null)

ausgestrahlt wird.

www.rene-koch-berlin.de

www.siebenhaar-verlag.de

www.alex-berlin.de

@ Marc Lippuner

mein/4

37


Bärbel‘s

ungebetener Ratschlag

Heute: Prokrastinieren

Eine Kolumne von Bärbel Stolz

Ich habe mit meiner Schwester in Ravensburg telefoniert.

Obwohl wir wirklich nur ganz kurz was besprechen

wollten, hat das Telefonat zwei Stunden gedauert.

Ich habe ihr vorgejammert, dass ich meine To-do-Liste

nicht ansatzweise abgearbeitet habe und einfach nicht

vorankomme. Und nicht mal wirklich sagen kann, was

ich stattdessen gemacht habe. Das hätte ich dann wenigstens

auf meine Done-Liste schreiben können. Allerdings

habe ich die noch nicht angelegt. Steht noch

auf meiner To-do-Liste.

Und du?

Hast du schon was geputzt, aufgeräumt, erledigt, organisiert?

Hast du eine To-do-Liste, bei der du gewissenhaft

Punkt für Punkt abarbeitest, oder folgst du einer

eingespielten Routine? Ich mache mir viele Listen. Auf

Zettel, in Hefte, im Kalender, im iPhone, als Sprachnachricht

… Eine Liste zu haben gibt mir das Gefühl,

meine Aufgaben im Griff zu haben. Trotzdem oder

vielleicht auch darum arbeite ich sie oft nicht ab. Ich

prokrastiniere. Prokrastinieren ist ein Wort, das ich als

Klugscheißerin eigentlich immer gerne mochte, das Pro

hat einfach etwas Positives, finde ich. Es kommt aus

dem Lateinischen und ist eine Zusammensetzung aus

pro = für und crastinum = morgen, bedeutet aufschieben

und meint das unnötige Verschieben von wichtigen

Aufgaben auf einen späteren Zeitpunkt. Im Internet

ist nachzulesen, dass ausdrücklich nicht das legitime

Aufschieben aufgrund äußerer Umstände gemeint sei,

sondern Bequemlichkeit oder der fehlende Überblick.

Das gibt mir zu denken. Denn ich neige zum Prokrastinieren

und habe mir immer eingeredet, dass es von

größter Wichtigkeit sei, mir dafür Zeit zu nehmen, um

die Kreativität in Gang zu setzen. Bei mir läuft das

meistens so, dass ich mich vor den Laptop setze, um

zu arbeiten. Und mir ist absolut bewusst, woran genau

ich arbeiten möchte bzw. sollte.

Und dann öffne ich ein neues, leeres Dokument, das

ich mit Texten füllen will. Mit schlauen, lustigen, anregenden

Texten, Texten voll Weisheit und Witz. Und

mein Hirn ist so leer wie das Blatt. Oder so voll, dass

ich nicht durchkomme durch alle Gedanken.

Dann denke ich: eine Runde Solitär und dann lege ich

los. Denkste, Puppe. Denn diese Spiele sind ja regelrechte

Prokrastinationsfallen. Wenn die Patience nicht

aufgeht, beginnt man sofort die nächste. Nur noch eine.

Wieder nicht. Jetzt die allerletzte. Und auf einmal sind

30 Minuten vergangen. Oder ich setze mich ans Klavier.

Jetzt ist keiner da außer mir – ich kann Memories

singen und mich stümperhaft dabei begleiten! Oh nein,

schon Mittag?

Kann man als Schwäbin unbeschwert prokrastinieren?

Das heißt in Süddeutschland doch: einfach faulenzen,

und das führt dazu, dass es „ohmeglich“ aussieht. Das

Bärbel Stolz

ist Schauspielerin und Autorin

Mit ihrer Figur „Die Prenzlschwäbin”

hat sie schwäbische,

deutsche und großstädtische

Eigenheiten aufs Korn genommen

und mit ihren YouTube-

Videos und Live-Auftritten

Menschen im ganzen Land begeistert.

Jetzt ist sie mit ihrem

neuen Programm „Toller Arsch“

auf Tour.

www.prenzlschwaebin.de

38 mein/4


Bärbel‘s ungebetener Ratschlag

heißt, dass ich die Wahrheit sage, wenn es überraschend

an der Tür klingelt und ich die Freundin mit den güldenen

Worten hereinbitte: „Entschuldige bitte, bei mir

sieht´s unmöglich aus!“

Oder ich nehme mir fest vor, gleich nachdem ich meine

Tochter in der Kita abgegeben habe, zum Einkaufen

loszusausen. Und bleibe dann mit einer anderen Mutter

kleben, weil wir uns über den neuesten Trend in Prenzlauer

Berg unterhalten. Alles vertane Zeit?

Es ist ja so, dass du während des ziemlich stumpfsinnigen

Solitärspiels Zeit hast, deine Gedanken auf Reisen

zu schicken. Du führst im Geist Gespräche, erledigst

Dinge – und hast dabei durchaus Geistesblitze. Was

dann zu tiefsinnigen Texten führen kann. Kann.

Wenn du dich einfach mal vom Moment aufhalten lässt,

bemerkst du ganz neue Dinge: Beispielsweise wie nett

diese Frau ist und was für interessante Ansichten sie

hat. Vielleicht baust du dabei alte Vorurteile ab. Vielleicht

lächelst du den ganzen Tag, obwohl du 30 Minuten

später losgefahren bist, vergessen hast, die Butter

zu kaufen und wieder den Paketboten verpasst hast.

Dadurch musst du aber bei einer Nachbarin klingeln,

die du noch nicht kanntest und erklärst dich spontan

bereit, ihre Blumen am Wochenende zu gießen.

Ich nenne das ab sofort nicht mehr prokrastinieren. Und

das solltest du auch nicht mehr tun. Nenne es bewusste

Entschleunigung. Oder Mindfulness. Meine Schwester

hat mir am Ende des Telefonats einen Satz geschenkt,

der mir direkt wieder gute Laune gemacht hat – deshalb

schenke ich den an euch weiter: „Frage dich am

Ende des Tages einfach mal nicht: ‚Was hast du heute

gemacht?‘, sondern: ‚Was hast du heute gedacht?‘“ ■

Bärbel Stolz

Buch

ICH BIN DANN MAL EX

Storys einer Heldin von heute

Verlag: Goldmann Verlag

ISBN-13: 978-3442178100

Comedy-Programm

„TOLLER ARSCH”

Samstag, 28.03.2020

Berlin – Die Wühlmäuse

Beginn: 20 Uhr

Wir kommen zu Ihnen.

Musikunterricht in Ihrem Zuhause.

Familienfreundlich, entspannt, unkompliziert,

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Was kochst du heute?

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Wörther Str. 39, Berlin-Prenzl. Berg

Kollwitzplatz | U-Bhf. Senelder Platz

Öffnungszeiten

Mo – Fr 11h – 19h und Sa 10h – 18h

www.colecomp.de


© Fotos: Pavol Putnoki

Mobil

Unterwegs mit dem Lastenrad

Berlin wächst und wächst. Nicht nur die Zahl der Einwohner steigt stetig, auch der Autoverkehr

nimmt zu. Die Kapazität der Straßen stößt an Grenzen. Zu gewissen Stoßzeiten muss man mehr

als zwei Stunden einplanen, um die Stadt einmal zu durchqueren. Verlorene Zeit. Auch für uns,

wenn wir unser Magazin ausliefern.

meinviertel-Bericht

Wenn eine neue mein/4-Ausgabe Berlin erreicht, ist

es für uns erst einmal ein freudiges Ereignis. Auf 17

Paletten verteilen sich 50.000 Exemplare und wollen

so schnell wie möglich ausgeliefert werden.

Wir versorgen mehr als 300 große Verteilstellen in der

ganzen Stadt. Dazu kommen rund 1.000 kleine Stellen

in den verschiedenen Bezirken. Doch diese müssen

erst einmal alle erreicht werden.

Die Verteilung entwickelt sich zum Problem. Zwei

Punkte sind hier entscheidend: Die Fahrzeit auf völlig

überfüllten Straßen und die Parkplatzsuche. Während

die großen Verteilstellen über ausreichend Parkplätze

vor der Tür verfügen, suchen wir in den kleinen Seitenstraßen

der Kieze meistens vergeblich. Was bleibt?

Wir parken in zweiter Reihe, gefährden damit Fußgänger,

zwingen Radfahrer zum Ausscheren auf die

40 mein/4


Seite 4

Mobil in Berlin

Gegenspur, sorgen für Staus usw.

Ehrlichgesagt sind wir also Teil des

Problems. Hierfür galt es nun eine

Lösung zu finden.

Das Thema Lastenrad wurde

immer konkreter, und

wir formulierten für uns

eine Wunschliste:

• mindestens 200 Kilogramm

Traglast

• Ladevolumen für mindestens

600 Magazine

• elektrische Unterstützung

• Mittelmotor

• mindestens 50 Kilometer

Reichweite bei voller

Ausnutzung der Ladekapazität

Soweit unser Lastenheft.

in Berlin

Warum diese

Anforderungen?

In Berlin beliefern wir alle zwölf

Bezirke, in jedem Bezirk durchschnittlich

100 kleine Verteilstellen

mit jeweils etwa zwölf Exemplaren.

Darunter auch Stellen, die nur

mit drei Leseexemplaren beliefert

werden. Die maximale Distanz ist

rund 20 Kilometer pro Richtung.

Schnell wird klar: Ein Lastenrad

alleine kann das nicht leisten.

Ein ABO – zur

Unterstützung

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STADTMAGAZIN mein/4 SEPTEMBER – NOVEMBER 2019

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nein

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Aktion für ein

besseres

Miteinander

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von Freunden für alle

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Leichte E-Bikes für die Stadt

W. KAMINER: „WARUM DEUTSCHLAND?“

WIE WOLLEN WIR ZUSAMMEN LEBEN?

DAS WAR DER SOMMER IN BERLIN

PAULSEN, DER FALSCHSPIELER

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Wir lieben diese Stadt – trotz ihrer Hektik

und obwohl vielleicht einiges schiefläuft.

Umso wichtiger ist es für uns, über Sachen

zu berichten, die gut laufen, und über Menschen,

die sich engagieren.

Dafür brauchen wir auch euch!

Unterstützt uns mit einem Abonnement!

Schon ab 24,90 € pro Jahr ist das möglich.

Wir danken euch im Voraus.

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Dänenstr. 14

10439 Berlin

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Montag - Freitag

7 – 18 Uhr

Samstag - Sonntag 9 – 19 Uhr

Berliner Flagship Store

Ampler Bikes

Kollwitzstr. 47, 10405 Berlin

Öffnungszeiten

Di – Fr 11–19 und Sa 11–17

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Mobil in Berlin

Infobox

Zweispurige Lastenräder

Lastenräder mit drei Rädern haben den Vorteil, sehr stabil zu stehen

und zu fahren. Auch große Lasten bringen sie nicht zum Kippen.

Das Beladen ist sehr komfortabel: Große, breite Transportboxen bieten

genug Platz für zwei Kindersitze nebeneinander, je nach Zubehör passen

auch mehr Kinder hinein.

Daher sind sie gerade bei Familien sehr beliebt.

mein/4 bei YouTube

... mehr zum Thema

auf mein/4 TV.

Wir favorisieren zwei unterschiedliche Konzepte: Das

einspurige Lastenrad und das zweispurige Lastenrad.

Denn mehr als 100–120 Kilo Zuladung pro Rad ist

kaum möglich.

Hintergrund der zwei Konzepte

Das Einsatzgebiet ist unterschiedlich. Weil das einspurige

Rad bei uns die größeren Entfernungen mit

höherer Geschwindigkeit zurücklegen soll und durch

seine schmale Bauweise eher in der Lage ist, kleinere

Lücken zu nutzen, ist es unser Favorit für die Distanz.

Dagegen deckt das zweispurige Lastenbike die

kürzeren Entfernungen ab. Hier sind teilweise alle

50 Meter Stopps vonnöten. Auch bei voller Beladung

soll es kippsicher sein, und wir brauchen schnellen

wie auch bequemen Zugriff auf die Ladung. Vor dem

Kauf ist hier guter Rat teuer. Doch wer berät? Und

wo kauft man Räder, die unsere Bedürfnisse erfüllen?

Nun herrscht in Berlin an guten Fahrradläden kein

Mangel, beim Thema Lastenräder wird das Angebot

schon etwas dünner.

Die erste Station führt uns nach Pankow in die Florastraße.

Hier hat Dan Ehle seit 2013 Jahren sein Geschäft

„Pankerad“ mit einem Schwerpunkt auf Lastenrädern.

Das Potenzial von Fahrrädern als Transportmittel

erkannte er früh: Schon in den Neunzigerjahren

konstruierte er selbst Räder dieser Art, lange bevor

das Thema Fahrradtransport in den Köpfen hip

wurde. Später machte er seine Leidenschaft zum

Geschäftsmodell.

Was als kurzer Informationsbesuch geplant war, endet

nach zwei Stunden Führung und Erklärung der

Vor- und Nachteile einzelner Konzepte. Die kurzen

Probefahrten durch Pankow ließen die Gewissheit

42 mein/4


Mobil in Berlin

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Mobil in Berlin

Infobox

Einspurige Lastenräder

Lastenräder mit zwei Laufrädern haben ähnliche Fahreigenschaften wie herkömmliche Fahrräder und sind meist

ebenso schmal. Mit ihnen kommt man zügig voran, kann auch Engstellen passieren und Kurven wie gewohnt

bewältigen. Die Nachteile sind ein unsicherer Stand, bei hoher Beladung und niedrigeren Geschwindigkeiten

eine geringere Fahrstabilität sowie schmalere, meist nur lenkerbreite Ladeflächen.

Das kann bedeuten, dass in die Transportbox nur ein Kindersitz passt. Einspurige Lastenräder gibt es in unterschiedlichen

Formen: Der Tieflader, oft auch „Long John“ genannt, besitzt eine tiefliegende Ladefläche zwischen

Lenksäule und Vorderrad. Der tiefe Schwerpunkt erlaubt hohe Zuladungen bis etwa 100 Kilogramm. Die

Länge macht es aber weniger wendig.

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aufkeimen, einen unserer Favoriten gefunden zu haben.

Ein „Long John“ von Riese & Müller sollte es sein,

genauer ein „Packster 60“.

Dieses Rad bietet uns die richtige Mischung aus Ladefläche,

Zuladung und Handlichkeit. Die Flexibilität

überzeugt uns. Auch die Möglichkeit den Aufbau frei

zu bestimmen, genau abgestimmt auf unsere Bedürfnisse,

die Maße unserer Magazine etc. – die Auswahl

ist schier unendlich. Egal ob mit Kindersitzen, fester

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und Liebe zum Handwerk

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Klappe oder Softabdeckung: Alles ist möglich. Der

Fahrspaß ist beeindruckend, schon nach kurzer Eingewöhnung

fährt es sich wie ein normales Fahrrad. Wir

beladen das Rad testweise mit 100 Kilo Magazinen.

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mein/4

45

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Bullitt – das Ur-Modell der modernen Lastenräder

Riese & Müller – „Multicharger“, „Packster“,

„Load“ (alle Bosch Motorisierung)

Hase-Bikes – Pino, der multifunktionelle Lastenoder

Familientransporter

und Andere – Hamax (Anhänger), Thule

(Kindersitze, Anhänger), …


Mobil in Berlin

Es zeigt sich völlig unbeeindruckt von dieser Last.

Fast läuft es noch stabiler als im nicht beladenen Zustand.

Mithilfe des Boschantriebs beschleunigen wir

problemlos auf 25 km/h, aber auch 30 km/h und mehr

sind mühelos drin. Beeindruckend.

Wir wissen: Das wollen wir! Kaufen dürfen wir leider

noch nicht: „Testet es bitte erst einmal ausgiebig,

denn so eine Entscheidung will gut überlegt sein und

muss richtig passen.“ Sehr sympathisch. So verlassen

wir Pankow mit unserem Favoriten und parken ihn

probehalber auf unserem Innenhof.

Wenn man über zweispurige Lastenräder spricht,

kommt man an der holländischen Firma Babboe nicht

vorbei. Kaum eine Firma bietet mehr Aufbauten, egal

ob für Kitas, Hundebesitzer oder die Familie. Ein

großer Partner von Babboe ist hier in Berlin „Little

John Bikes“. Wir trafen in der Filiale am Gesundbrunnen-Center

auf Paul. Nachdem wir auch ihm unseren

Lastenkatalog vorgestellt haben, kämpfen wir uns

durch die reichhaltige Ausstellung. Rauchende Köpfe

sind garantiert. Unser Favorit ist das „Babboe Curve

Mountain-E“.

Auch hier werden wir zu einer ausgiebigen Testfahrt

eingeladen. Ein Angebot, das wir gerne annehmen.

Der erste Fahreindruck überrascht und ist ganz anders

als wir erwartet haben. Kurvenfahrten sind bauartbedingt

völlig anders und wollen geübt werden. Es

dauert etwas, bis unser Verständnis wächst und der

Fahrspaß einsetzt.

Ob unsere Überlegungen und Planungen nachher praxistauglich

sein werden? Wir werden testen und berichten.

Eines aber ist sicher: Wenn du dieses Magazin in

der Hand hältst, wird es dich mit hoher Wahrscheinlichkeit

per Fahrrad erreicht haben.

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© Fotos: Pavol Putnoki

Mobil mit

dem Fahrrad

Drei Fragen … an Sören Benn

Wir trafen den Bezirksbürgermeister von Pankow, Sören Benn (Die Linke), in seinem Bezirk.

Mein/4: Warum nutzen Sie das Fahrrad?

Das Fahrrad ist immer verfügbar, die Parkplatzsuche

ist entbehrlich, es besteht keine Staugefahr. Bis ca. acht

Kilometer komme ich damit fast überall schneller hin

als mit anderen Verkehrsmitteln. Man ist unabhängig,

Rad fahren macht wach und hält fit.

Mein/4: Die Infrastruktur für Fahrradfahrer/-

innen ist oft in einem beängstigenden

Zustand. Was tut der Bezirk Pankow, um das

Fahrradfahren attraktiver zu machen? Welche

Konzepte sollen umgesetzt werden?

Mehrmals jährlich tagt in regelmäßigen Abständen der

bezirkliche Fahr-Rat, in dem die Verwaltung zusammen

mit verschiedenen Fahrradverbänden (ADFC, Netzwerk

Fahrradfreundliches Pankow, Changing Cities e. V.)

über Probleme, Konflikte, Strategien und Netzkonzepte

für den Radverkehr im Bezirk Pankow berät. Darüber

hinaus wird durch das Berliner Mobilitätsgesetz für den

Bezirk und die Senatsverwaltungen eine Handlungserfordernis

bestimmt. So sollen beispielsweise im Zuge

des Hauptverkehrs-Straßennetzes sichere Radverkehrsanlagen

geschaffen werden, die dem aktuellen Stand

der Technik entsprechen. Im Nebenstraßennetz ist ein

Vorrangnetz mit prioritärer Ausrichtung auf den Radverkehr

umzusetzen. Darüber hinaus werden auch Maßnahmen

für den ruhenden Radverkehr mit vorgesehen,

die ein sicheres Abstellen des Fahrrades insbesondere

an Nachfrageschwerpunkten ermöglicht. Nicht alles ist

sofort möglich. Insbesondere komplexe Flächen- und

Interessenkonkurrenzen erschweren oftmals eine zeitnahe

Realisierung oder machen diese gar kurz- bis mittelfristig

unmöglich. Das Bezirksamt Pankow arbeitet

in Abstimmung mit den Fahrradinitiativen an einem

stimmigen Radverkehrs-Gesamtkonzept für den Bezirk

Pankow, das schrittweise umgesetzt werden soll.

Hierzu hat das Bezirksamt Pankow eine Radverkehrsstrategie

entwickelt, die aus den folgenden drei Bausteinen

besteht:

Baustein Nr. 1: Radverkehrsanlagen

Baustein Nr. 1 beinhaltet zum einen den Neubau oder

die Umgestaltung von Radverkehrsanlagen an Hauptverkehrsstraßen

(Radwege oder (geschützte) Radfahrstreifen)).

Zum anderen beinhaltet er die Verbesserung

der Befahrbarkeit von Nebenstraßen im Radroutennetz

(z. B. Asphaltierung von Straßen mit Großsteinpflaster).

Das Straßen- und Grünflächenamt hat diesbezüglich

sämtliche Lücken im Radverkehrsnetz identifiziert und

erarbeitet derzeit zusammen mit den Fahrradverbänden

eine Prioritätenliste zur Abarbeitung der Lücken

im Netz.

Baustein Nr. 2: Fahrradstraßen

Baustein Nr. 2 beinhaltet die Ausweisung von Fahrradstraßen

im Straßennebennetz, die Teil des übergeordneten

Radroutennetzes sind. Das Bezirksamt Pankow

hat diesbezüglich, in Zusammenarbeit mit Changing

Cities e. V., entsprechende Straßen(-züge) ausgewählt,

die von hoher Bedeutung für den Radverkehr sind.

Baustein Nr. 3: Fahrrad-Abstellanlagen

Baustein Nr. 3 beinhaltet die Erweiterung von Fahrrad-Abstellanlagen

(Bügel). Hierbei werden auch spezielle

Abstellanlagen für Lastenräder berücksichtigt.

mein/4

47


Drei Fragen an Sören Benn

Wir kommen zu Ihnen.

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in Prenzlauer Berg.

Die Zuständigkeit des Straßen- und

Grünflächenamtes beschränkt sich

dabei auf das öffentliche Straßenland.

Die Bereiche der S- und U-Bahnhöfe

werden durch die landeseigene infra-

Velo GmbH untersucht. Im Jahr 2020

plant das Straßen- und Grünflächenamt

die Aufstellung von ca. 450–500

neuen Fahrradbügeln.

Mein/4: Pankow wächst, damit

auch der Individualverkehr.

Welche Vision verfolgen Sie,

um Mobilität in Pankow

„lebenswerter“ zu gestalten?

Umweltverbund fördern & ausbauen:

Es gilt eine bessere Erreichbarkeit,

Gesundheitsförderung und soziale

Gerechtigkeit zu erzielen, durch

Umbau des Verkehrssystems, weg

von der autogerechten Stadt hin zum

Umweltverbund. Gleichzeitig soll die

Funktionsfähigkeit der überlasteten

Straßeninfrastruktur und des öffentlichen

Personennahverkehrs sichergestellt

werden.

Dazu ist zu sagen, dass das vorhandene

Straßenverkehrsnetz bereits im Bestand

in den Verkehrsspitzen teilweise

deutlich überlastet ist. Der Ausbau

des vorhandenen Straßennetzes für den

Kfz-Verkehr ist weder möglich noch verkehrspolitisch

sinnvoll. Die Zeit einer

ausschließlichen Bevorzugung und Förderung

sowie der verkehrsplanerischen

Fokussierung auf die Belange eines

leistungsfähigen, motorisierten Individualverkehrs

ist angesichts herrschender

Flächenknappheit und -konkurrenz,

der Feinstaub- und Stickoxid-Problematik

sowie des vom Bezirk Pankow

48

beschlossenen Klimanotstandes vorbei.

Ziel sind autoarme Wohnquartiere

mit einem vielfältigen Angebot der

Verkehrsmittel des Umweltverbundes.

Offen für neue Verkehrssysteme: Alternative

Verkehrsmittel müssen dem

Nutzer eine möglichst hohe Flexibilität

gewähren, bezahlbar sein, einen

gewissen Komfort bieten, nach Möglichkeit

witterungsunabhängig sein

und eine Zeitersparnis in der Reisezeit

bewirken, damit diese eine ernsthafte

Konkurrenz zum eigenen Kfz darstellen.

Von der Anbieterseite müssen sich

die Verkehrsmittel wirtschaftlich tragen.

Seitens der Stadtentwicklung ist

eine schnelle Realisierbarkeit von großer

Bedeutung. Da diese Punkte insbesondere

im straßen- und schienengebundenen

ÖPNV kaum vollständig erfüllt

werden, sind auch der Einsatz anderer,

neuartiger, bisher noch nicht etablierter

Verkehrsmittel objektiv zu prüfen. Dies

setzt die Offenheit und Experimentierfreudigkeit

aller planenden und genehmigenden

Behörden voraus.

Lebensqualität in den Stadtquartieren

fördern: Insgesamt soll mehr Mobilität

mit weniger Verkehr und durch

eine Stadt der kurzen Wege erreicht

werden, basierend auf kompakten und

gemischt genutzten Stadtquartieren

und der Förderung von Nahmobilität

(Fuß- & Radverkehr). Zusammen mit

der einhergehenden Reduktion von Verkehrsemissionen

(Luft, Lärm) führt dies

zu lebenswerten Stadträumen in lebendigen

Stadtquartieren. Dies ist sowohl

in den bestehenden als auch insbesondere

den in Planung befindlichen neuen

Wohnquartieren Ziel des Bezirkes

Pankow.

mein/4


© Fotos: Pavol Putnoki

Über die

Lust an

der Last

Alexander Koppe vom Restaurant Skykitchen

Seit Jahrzehnten herrscht in der Spitzengastronomie das Diktat der „Feinkostbibel“ MICHELIN. Nur

23 Restaurants in Berlin tragen momentan diese Auszeichnung: Sie haben es mit ihren Küchenchefs

geschafft, den Kocholymp zu betreten.

Alexander Koppe ist einer dieser wenigen. Seit 2013

führt er mit seiner Crew das Restaurant Skykitchen

auf einen der Spitzenplätze der Berliner Gastronomie.

Wir treffen Alexander Koppe in seinem Restaurant im

Vienna House Andel’s, hoch oben über den Dächern

Berlins. Schon allein der Ausblick ist atemberaubend.

Wir haben Glück: Die Luft über Berlin ist klar, der

Blick schweift weit über die Stadt. Fast kommt ein wenig

Neid auf – was für ein Arbeitsplatz!

Alexander Koppe kommt zu uns an den Tisch; wir bemerken

ihn gar nicht, sind immer noch gefesselt davon,

unsere Stadt von oben zu entdecken.

Koppe: Beeindruckt?

mein/4: Und wie! Du hast Glück mit deinem

Arbeitsplatz.

Koppe: Ja, darüber bin ich auch sehr glücklich. Leider

bekommen wir davon in der Küche nichts mit. Der Ausblick

ist allein den Gästen vorbehalten (lacht).

mein/4: Was bedeutet Sternegastronomie?

Koppe: In der Sternegastronomie geht es darum, immer

das beste Produkt auf diesem Planeten auf den Teller zu

bekommen. Es definiert sich alles über Qualität. Diese

Qualität muss so raffiniert wie präzise in völlig neue

Aromen-Zusammenhänge überführt werden. Das ist

der Anspruch.

mein/4

49


mein/4: Vier bis sechs Mal im Jahr kommen

die Tester des MICHELIN Guide, sie kommen

anonym. Wie gehst du um mit diesem Druck?

Wie schafft man es, jeden Tag Höchstleistung

zu vollbringen?

Koppe: Nur mit einem guten Team. Ohne dein Team

bist du verloren.

mein/4: Du bist 2011 vom Adlon hierhergekommen,

deine erste Rolle als Küchenchef.

War das Ziel klar? Sollte es von Anfang an

der Stern sein?

Koppe: Ja, das war von Anfang an das Ziel. Zu Beginn

war es schwierig, und es hat eine Weile gedauert, bis

das Team stand. Im dritten Jahr hat es dann endlich

geklappt. Als neues Restaurant wirst du ja auch nicht

sofort getestet. Es dauert ein bisschen, auf sich aufmerksam

zu machen.

mein/4: Das Restaurant Skykitchen ist erst

deine sechste Station als Koch. Woher holst du

dir deine Inspiration? Besuchst du auch mal

deine Kollegen?

Koppe: Das würde ich so gerne, leider bleibt dafür überhaupt

keine Zeit. Die Arbeitstage sind hier schon über

14 Stunden lang und mehr. Der freie Tag gehört dann

meiner Tochter. Und ein bisschen die Seele baumeln

lassen, durchatmen. Aber natürlich lasse ich mich gerne

inspirieren, auch durch neue Mitglieder in meinem

Team. Meistens haben die ja auch schon in anderen

Sterneküchen gearbeitet. Es ist spannend für mich zu

sehen, welche Ideen und Einflüsse sie mitbringen.

mein/4: Den Druck, der auf dir lastet, den

stelle ich mir brutal vor. Ständig kreativ sein,

neue Ideen entwickeln, deine Gäste jedes Mal

aufs Neue beeindrucken. Es gibt Kollegen

von dir, die für ihre Zukunft auf den Stern

verzichtet haben. Auch weil ihnen der Druck

zu hoch wurde.

Koppe: Ja, das ist Stress pur. Ich bin jetzt 38, und ich

merke, das hat Kraft gekostet. Vor allem leidet darunter

auch das Privatleben, die Familie. Das letzte Mal habe

ich in der Lehre Silvester gefeiert. Weihnachten haben

wir auch geöffnet. Ich kann mir momentan auch nicht

vorstellen, mit 50 Jahren immer noch am Herd zu stehen.

Letztlich ist es egal, ob Tester oder normaler Gast.

Alle fordern, dass die nächste Karte, das nächste Menü,

noch besser, noch ausgefallener wird und noch besser

aufeinander abgestimmt ist als die vorherige Karte. Das

betrifft eben auch die Begleitung, sprich die Weine. Ich

bin froh, dass ich hier Menschen habe, die mir den Rücken

freihalten. Ich glaube, sonst wäre es auch gar nicht

möglich, jeden Tag 150 Prozent zu geben.

„Ordentlich ,bums‘

muss es haben ...“

mein/4: Wie ist die Fluktuation bei dir in der

Küche?

Koppe: Bei dem Druck ist sie gewaltig: In den letzten

drei Jahren sind rund zwölf Köche gekommen und gegangen.

Es gibt doch einige, die nach drei Monaten merken,

dass sie das nicht können, dass dieser Druck nichts für

sie ist. Man muss aber auch sagen, ein Wechsel alle ein

bis zwei Jahre ist normal. Die Guten wollen weiter und

noch andere Richtungen kennenlernen.

mein/4: Wie viele Gäste bewirtet ihr an einem

Abend?

Koppe: Eigentlich haben wir 50 Sitzplätze, die schaffen

wir aber im normalen Betrieb nicht angemessen zu

bewirten. Mehr als 35 Reservierungen geben wir nicht

raus. Das sind dann normalerweise acht Gänge pro Gast,

50

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plus zwei Grüße aus der Küche, also rund

350 Teller, die mit unserem Anspruch

serviert werden wollen. Mehr geht nicht.

Und der Erfolg gibt uns recht: Auf einen

Tisch muss man momentan rund zwei

Monate warten.

mein/4: Beschreibe mir deine Art

zu kochen. Was ist wichtig?

Koppe: (lacht) Ordentlich „bums“ muss

es haben ... Was ich damit meine: Wenn

ich ein Erbsenpüree mache, dann muss

der Gast das Gefühl haben, er stehe in

einem Erbsenstrauch. Abwechslung ist

auch wichtig. Und die französische Küche

als Grundlage des klassischen Kochens.

Ansonsten kann die Reise kulinarisch

über Asien durch die ganze Welt

gehen.

mein/4: Was kochst du dir privat?

Koppe: Schnell, einfach, ehrlich. Buletten,

Senfeier, so etwas in die Richtung.

So, wie Oma früher gekocht hat.

mein/4: Stichwort regionale Küche.

Ist das ein Thema bei euch?

Koppe: Ja und nein. Als Gesamtkonzept

ist es bei uns nicht möglich. Viele Sachen

gibt es einfach nicht in der Region oder

auch nicht in der Häufigkeit beziehungsweise

in der Qualität, die wir benötigen.

Ein bisschen versuchen wir regional zu

sein, das ist mir auch wichtig als gebürtiger

Berliner. Aber meistens beschränkt

sich das auf ein, zwei Gänge des Menüs.

mein/4: Bist du auch ein Entertainer?

Oder anders gefragt: Erwarten

die Gäste, dass du sie am Tisch

besuchst?

Koppe: Nein, ich schaue mal durch die

Tür. Oder wenn Gäste fragen, dann komme

ich auch gerne an den Tisch. Aber

Entertainer (lacht)? Nein, deshalb bin

ich ja Koch geworden.

mein/4: Lieber Alex, vielen Dank für

deine Zeit.

Skykitchen

Auszeichnungen:

• MICHELIN Guide 2018/2019 –

1 STERN

• Gault&Millau 2018 –

16 Punkte

• Gusto 2018 –

7 Pfannen

• Berliner Gastgeber 2015 –

Barbara Merll

• Maître des Jahres –

Barbara Merll

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Küchenanekdoten

Die Entdeckung der

entspannten Lammsamkeit

„So, und nun in den Backofen und vergessen!“

Diesen Satz sagte Berlins Ehrenmeisterkoch seinen interessierten Kochschülerinnen und

-schülern, nachdem er ihnen verraten hatte, wie Schmoren geht.

Eine Kolumne von Andreas Langholz

In der Berufsschule würde man es vielleicht so erklärt

bekommen: Beim Schmoren oder Braisieren

wird das Gargut zunächst angebraten und dann in

simmernder Flüssigkeit weitergegart. Die beim Anbraten

entstehenden Röstaromen sind wesentlich

für den Geschmack des Gerichts. Zum Schmoren

eignen sich auch (Genießer würden sagen: „sogar besonders

gut“) langfaseriges und bindegewebsreiches

Fleisch, das beim Braten allein zäh bleiben würde.

Aber auch Gemüse und Pilze kann man schmoren.

Ich schmore stets frei nach Raneburger: Backofen zu

und vergessen. Und das möchte ich am Beispiel einer

Lammschulter verdeutlichen, weil ich euch dann

gleich noch ein Geheimnis von Franz verraten kann.

Zunächst erwerbe ich in dem türkischen Supermarkt

meines Vertrauens eine Lammschulter, ein Paar

Schalotten, Möhrchen, eine Knolle Sellerie, eine

Stange Lauch, acht Zehen frischen Knoblauch und

einen Strauß Petersilie – wenn möglich die krause

Sorte, die passt besser zu meiner Frisur …

Salz und Pfeffer sollten daheim noch vorhanden sein,

ebenso zwei bis drei Flaschen Rotwein (ihr wisst ja:

Den, den man zum Essen trinkt, nimmt man auch

zum Kochen, wusste schon Paul Bocuse).

Natürlich wasche ich Gemüse nur. Lediglich die

Sellerieknolle schäle ich großzügig und hebe nur die

Mitte auf. Das klein geschnibbelte Gemüse verteile

ich in meiner emaillierten Ofenform. Die Schulter

salze und pfeffere ich amtlich und brate sie in meiner

28er-De-Buyer-Eisenpfanne an. Mit der Wende

der Schulter gebe ich die Schalotten dazu – das

Aroma fehlt noch – und röste sie mit an. Jetzt sind

schon 15 Minuten vergangen, der Mittagsschlaf

steht unmittelbar bevor. Schalotten in die Ofenform,

die Schulter obendrauf, Pfanne ablöschen und die

flüssigen Röstaromen in die Form, Rotwein dazu

bis das Gemüse bedeckt ist, die Knoblauchknollen

quer halbieren und mit den Anschnittseiten auf die

Keule legen. Rein in den Ofen, der auf 100 Grad

vorgeheizt ist. Mittagsschlaf. Nach zwei Stunden

kurz aufwachen, Ofen auf 140 Grad stellen und

wieder hinlegen.

Ich versuche ca. zwei Stunden bevor gegessen werden

soll, wieder wach zu werden. Drehe den Ofen

auf 180 Grad, schenke mir ein Gläschen vom Roten

ein und überlege, ob ich zum Lamm Zitronenreis

mit Kurkuma, Tagliatelle, angestampfte Kartoffeln

oder einfach nur französisches Landbrot vom Bäckermann

in der Pariser Straße reiche.

Nichts vergessen? Doch: Bei 180 Grad den Weinpegel

im Ofen und außerhalb des Ofens kontrollieren

und – wahrscheinlich – etwas nachgießen.

Noch was: Die Selleriemitte würfeln, Kantenlänge

0,82 cm, und in einer kleinen Eisenpfanne bei geringer

Hitze braten. Dann das Decken des Tisches

delegieren und stets den Weinpegel im Blick haben.

Die letzten 15 Minuten erhöhe ich die Temperatur

auf aromaverdichtende 220 Grad.

Endspurt: Die Form kommt aus dem Ofen. Den

Knoblauch nehme ich herunter, die Schulter landet

auf meinem Tranchierbrett aus Eschenholz. Den

Rest aus der Ofenform passiere ich durch ein Sieb

in eine Sauteuse. Nun kommt’s: die Knoblauchhälften

in die Sauce ausdrücken. Damit wird die Sauce

gebunden. Jetzt geht es nur noch um gerechte Verteilung,

auch des Weines. Und beim Anstoßen als

Toast ein: „Danke Franz!“

P. S.: Übrigens, Franz kocht zu unserem Sommerfest

am 6. 6. – Beginn 17:00 Uhr. Wenn auch kein

Lamm … Kommt nach dem Mittagsschlaf vorbei

und genießt!

colecomp Wörther Straße 39,

Kollwitzplatz

mein/4

53


Dies & Das

Lesungen mit Hans-Jürgen Schatz

Achtung, Suchtpotenzial! Unsere Empfehlungen für die Liebhaber des geschriebenen und

gesprochenen Wortes. Diese Termine solltet ihr nicht verpassen.

28.03.2020, 16 Uhr – Berlin/Renaissance-Theater

(Bruckner-Foyer)

„Meine Sorgen möcht ich haben“

Kurt Tucholskys Gedichte, Romane und die Feuilletons für die

Wochenzeitschrift „Die Weltbühne“ und andere Zeitschriften

wirken wie von gestern, ohne dabei von gestern zu sein. Seine

Texte sind fast durchgängig tagesaktuell und dabei doch

überwiegend zeitlos und dauerhaft gültig.

Karten: 18,–/13,– € – Kasse: 030–312 42 02

29.03.2020, 11 Uhr – Berlin/Gutshaus Steglitz

(Wrangelschlößchen)

„Sprich leise, wenn du Liebe sagst“

Aus den Briefen von Kurt Weill und Lotte Lenya 1924–1950.

Ihre Beziehung war äußerst turbulent: 1924 lernten sie sich

kennen, 1926 folgte die Heirat, 1933 dann die Scheidung. 1937

heirateten sie zum zweiten Mal. Beide liebten Seitensprünge –

und doch schrieb Weill an Lenya: „Ich glaube, wir sind das einzige

Ehepaar ohne Probleme.“

Karten: 10,– € – Reservierung: bis 26. März 2020 – Telefon 0176-

23 29 27 63 oder E-Mail: info@kulturmanagement-berlin.de

07.04.2020, 20 Uhr – Berlin/Renaissance-Theater

(Bruckner-Foyer)

„Die Knospen springen im Galopp“

„Die 13 Monate“ und Frühlingshaftes von Kästner, Tucholsky,

Kaléko und Morgenstern

In Erich Kästners Gedichten kommt der Frühling nicht zu kurz,

seien es die jährlichen Kapriolen des Wetters oder die der Liebe.

Frühling und Liebe, das gehörte in Literatur und Musik schon

immer zusammen – auch bei Kurt Tucholsky oder Mascha Kaléko,

die der Liebe in allen Facetten ein Lied gesungen haben.

Karten: 18,–/13,– € – Kasse: 030–312 42 02

10.04.2020, 18 Uhr –

Berlin/Renaissance-

Theater (Bruckner-

Foyer)

„Georg Friedrich

Händels

Auferstehung“

Österliches von Stefan

Zweig, Eduard Mörike,

Heinrich von Kleist, Anton

Tschechow, Hans

Christian Andersen, Oscar

Wilde u. a.

Mit Stefan Zweigs packender

Erzählung über die Komposition des Oratoriums

„Messias“ greift Hans-Jürgen Schatz in seiner Lesung die vorösterliche

Stimmung auf. Ihr könnt euch auch auf Oscar Wildes

„Märchen vom „Selbstsüchtigen Riesen“ freuen, auf Heinrich

Kleists wunderbares Gedicht „Der Engel am Grabe des Herrn“

sowie auf Texte von Eduard Mörike, Anton Tschechow oder

Hans Christian Andersen, der das „Osterfest in Griechenland“

auf ganz großartige Weise beschrieben hat.

Karten: 18,–/13,– € – Kasse: 030–312 42 02

24.04.2020, 20 Uhr – Berlin/Renaissance-Theater

(Bruckner-Foyer)

„Robert Redford ruft bald an“ u. a.

Mit „Robert Redford ruft bald an“ widmet Hans-Jürgen Schatz

dem über Jahrzehnte erfolgreichen Theater-, Fernseh- und

Buchautor Horst Pillau erstmals ein ganzes Leseprogramm aus

dessen Erzählungen und Gedichten.

Karten: 18,–/13,– € – Reservierung: 030–312 42 02

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Dies & Das

Liebeserklärung an Berlin

Fotoband Berlin/Prenzlauer Berg

Was ist Berlin? Was ist der Prenzlauer Berg? Fragen, die uns

immer wieder beschäftigen. Es ist nicht möglich, darauf eine

eindeutige Antwort zu geben. So viele Blickwinkel, so viele

persönliche Empfindungen, Erfahrungen und Sichtweisen

spielen eine Rolle.

Aus dem Potpourri an Antworten entstand die Idee, diese

verschiedenen Blickwinkel auf den Kiez in einem Fotoband

zusammenzufassen. Wir suchten Menschen, die uns an ihrer

Perspektive teilhaben ließen – und wir fanden sie: Drei Fotografinnen

und Fotografen lassen euch durch ihre Objektive auf

ihre Erlebnisse blicken und zeigen euch so, was der Prenzlauer

Berg für sie bedeutet. Der Autor Marc Lippuner ergänzt diese

„Blickwinkel“ mit seinem Text.

Besonders stolz sind wir darauf, dass es sich bei diesem Fotoband

um ein reines Prenzlauer-Berg-Produkt handelt. Denn der Kiez ist

Lebens- und Arbeitsmittelpunkt der Fotografen und des Autors.

Aber nicht nur sie sind eng mit dem Kiez verbunden, auch die Druckerei

hat hier ihren Sitz und die Läden, in denen ihr den Fotoband

erwerben könnt, sind nur in Prenzlauer Berg zu finden. Ein Kiez-Produkt

durch und durch. Und weil wir diesem Kiez etwas zurückgeben

wollen, geht ein Euro pro verkauftem Exemplar an den Kulturverein

„Freunde des Mauerparks.“

Vera Rüttimann (Fotografin) kommt aus der Schweiz und wohnt seit

1990 im Kiez. Sie dokumentiert mit ihren Fotos den „historischen“

Prenzlauer Berg.

Lutz Müller Bohlen (Fotograf) lebt seit 2002 im Kiez und ist fasziniert

vom Thema Mensch. Das drückt sich auch in seinen Fotos aus, in

denen Gesichter ganze Lebensgeschichten erzählen.

Pavol Putnoki (Fotograf) lernte diesen faszinierenden Kiez aus

der U-Bahn kennen und lieben. Seine Fotos dokumentieren

Geschwindigkeit und Ruhe in einem einzigartigen Kontrast.

Marc Lippuner (Autor) lebte lange selbst vor Ort. Auch heute

hält er sich fast täglich im Kiez auf – als Leiter der WABE, als

Theaterintendant, Regisseur, Radiomoderator oder als Autor

des Kalenders „Berliner Geschichte“.

Info:

Der Fotoband „4 Blickwinkel“ ist ab dem 15.3.2020 in Prenzlauer

Berg erhältlich. Die Liste der Verkaufsstellen gibt es auf

unserer Homepage. Solltet ihr nicht selbst vorbeischauen können,

könnt ihr den Fotoband auch direkt bei uns bestellen.

Verkaufspreis: 16,– €, inklusive

einer Spende von 1,– € für

den Kulturverein „Freunde des

Mauerparks“.

www.meinviertel.berlin/bildband

mein/4

55


1

Dies & Das

a bis 16 Uhr

Liebe zur Musik

Durchblick behalten mit

Brillen in Berlin schauen ®

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staunen

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Bötzowstraße 27, Berlin - Prenzl. Berg

Öffnungszeiten

schauen

staunen

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Bötzowstraße 27

Telefon: 030 49 78 03 21

10407 Berlin-Prenzlauer Berg Öffnungszeiten:

www.augenoptik-in-berlin.de Mo–Fr 10 bis 20 Uhr, Sa bis 16 Uhr

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Ein kleiner Tipp für alle, die unsere

Liebe zur Musik teilen und verstehen:

Musik ist eine Sprache mit

eigenem Alphabet.

Wir haben diese feine Musikschule

im Herzen unserer Stadt entdeckt

und möchten sie euch gerne empfehlen. Schaut doch mal vorbei unter:

schauen

staunen

vorinformieren

www.inklangart.de

Licht aus, Kopfkino an!

M u s i c A c a d e m y

Die Hackbrettkünstlerin Barbara Schirmer und der Schriftsteller

Mirko Beetschen lassen den mit dem Literaturpreis des Kantons Bern

2019 ausgezeichneten Schauerroman „Bel Veder” am 7. Mai in der

WABE lebendig werden.

Die mit Musik, seltsamen Klängen

und Geräuschen untermalte Lesung

wird zum eindringlichen, filmischen

Klangerlebnis, Gänsehaut

inbegriffen.

07.05.2020, 20:00 Uhr

WABE, Danziger Straße 101

10405 Berlin

Kunst & Kulturverein

Ateliers, Ausstellungen, Lesungen,

Konzerte und mehr …

Saarbrücker Straße 24

U-Bhf. Senefelder Platz

www.werketage.de

Informationen und Tickets:

www.wabe-berlin.de

Comedy-Programm

Gefühlvolle

Melodien aus

dem Kaukasus

Mit seinem Auftritt bei

„The Voice of Germany”

im September 2019 hat

Seyran Ismayilkhanov

Publikum und Juroren

begeistert. Jetzt kommt er mit seiner Show „Spirit of Caucasus“ nach

Berlin! Euch erwarten eine gefühlvolle Stimme, eine fantastische Liveband,

feurige Tänzer und wundervolle Melodien aus dem Kaukasus.

„TOLLER ARSCH”

von und mit Barbara Stolz

Samstag, 28.03.2020

Berlin – Die Wühlmäuse

Beginn: 20 Uhr

06.03.2020, 20:00 Uhr

Russisches Haus der Wissenschaft und Kultur,

Friedrichstraße 176–179

www. Spirit-of-Caucasus.com

56

mein/4


Dies & Das

Familienfotografin Jannette Kneisel

Ehre, wem Ehre gebührt. In unserer letzten

Ausgabe ist uns leider ein Fehler passiert:

In dem Artikel über starke Frauen haben wir

die Fotonachweise verwechselt. Leider ist

uns das erst nach Druckbeginn aufgefallen.

Liebe Jannette, wir bitten dich um

Entschuldigung, und seitdem wir dich

persönlich kennen, schmerzt es uns umso

mehr. Wir möchten es deshalb nicht verpassen, euch die Fotografin des

schönen Fotos (S. 45/meinviertel 03/19) persönlich vorzustellen:

Jannette Kneisel ist seit über zehn Jahren als Fotografin im Steinmetzhof

in Weißensee ansässig. Spezialisiert hat sie sich auf die Fotografie

von Babys, Kindern und Eltern. Und solltet ihr Bedarf an einer guten,

erfahrenen Fotografin haben, hier ist unsere Empfehlung:

wwww.jannettekneisel.de

Wir kommen zu Ihnen.

Musikunterricht in Ihrem Zuhause.

Familienfreundlich, entspannt, unkompliziert,

zeitsparend – die perfekte Alternative

zum herkömmlichen Musikunterricht im

stressigen Alltag.

0921 – 78 515 641

c

www.berlin-musikunterricht.de

Das Bäckerhandwerk ist am Ende?

Nein, ist es nicht – es braucht neue Konzepte! Oliver Kellermann und

sein Partner demonstrieren das seit über drei Jahren in Prenzlauer Berg.

Hier gibt es sie, die gläserne Backstube. Mit

allen Sinnen genießen lautet hier das Motto.

Kein Wunder, dass dieses Konzept nach einer

Wiederholung ruft: Am 13. April 2020 eröffnet

„Unser Café“ ein neues Geschäft in Berlin

Schöneberg. Wir sind sicher, dass die zweite

Filiale ein ebenso großer Erfolg wird wie in

Prenzlauer Berg.

Unser Cafe, Dänenstr. 14, 10439 Berlin

und ab 13.04 auch in der Leberstr. 2, 10829

www.unser-cafe-berlin.de

Von Verzweiflung und Freude

„Hast Du keine Eisenpfannen mehr?“

„Leider nicht, ein Berater hat mir erklärt, dass es

kaufmännisch unklug ist, Produkte zu verkaufen,

die nicht kaputtgehen.“ Das traurige Gesicht hättest

Du sehen sollen…

„Komm mal mit“, sagte ich und führte den Kunden

nach hinten. Und da waren sie. In epischer Breite.

Das strahlende Gesicht hättest Du mal sehen sollen…

Wir räumen halt manchmal um. Momentan ist folgende

Frage nicht erlaubt: „Haben Sie auch Töpfe“?

Die stehen nämlich jetzt vorne.

Wörther Str. 39, Berlin-Prenzl. Berg

Kollwitzplatz

U-Bhf. Senelder Platz

Öffnungszeiten

Mo – Fr 11h – 19h und Sa 10h – 18h

www.colecomp.de

Leben im Plus – Kabarett,

Geld und mehr

Gewohnt bissig-unterhaltsam und höchst aktuell

nimmt Chin Meyer, Deutschlands bekanntester

Finanzkabarettist, private und politische Verheißungen

und Glücksversprechen ins Visier. Denn

Chin Meyer ist sicher: wir wünschen uns alle eine

ausgeprägte Komfortzone und ein „Leben im Plus“.

Doch was passiert eigentlich, wenn wir dem Unerklärlichen wie einem

Hybrid aus Hippie und Kapitalist (Mark Zuckerberg) oder aus Staatschef

und Idiot (suchen Sie sich jemanden aus) oder gar den Algorithmen die

Macht über uns überlassen? In einem vehementen Plädoyer für Pluralismus

kämpft Chin Meyer scharfzüngig und gut gelaunt für unsere Demokratie.

www.Leben-im-Plus.com

mein/4 57

pro Person ab€ 805

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Wenn es um Ihren Urlaub geht. macht uns

TOP Angebot

keiner was vor.

TUI ReiseCenter steht für eine einzigartige

Produkt- und Servicequalität. Bei uns

können Sie ganz sicher sein - wir setzen

alles daran, Ihre ganz besonderen

Urlaubswünsche zu erfüllen. Denn dadurch

zeichnet sich unser Service aus: Alles was

- was könnte es Schöneres geben?

wir tun, kommt von Herzen.

Wir wollen einfach nur das Beste für Ihren

Urlaub. Damit Sie ganz entspannt Ihre

Termin: 26.04.2020

Traumziele genießen können.

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tel. 030 - 400 56 68 70

berlin30@tui-reisecenter.de


Wie wollen wir zusammenleben?

Oder warum ein Signal wichtig ist!

#sagenein !

Auch wenn das Urteil eines Berliner Gerichts,

Beschimpfungen wie „Drecks Fo ...“, „Stück

Scheisse“ oder „Geisteskranke“ stellten keine

Diffamierung der Person dar, teilweise rückgängig

gemacht wurde – es ist leider immer noch

notwendig, gegen Hass und Intoleranz Stellung

zu beziehen.

Leider müssen wir die Aktion und Fotoreihe #sagenein

aus verschiedenen Gründen hier enden lassen.

Aber nicht ohne euch, den vielen Mitmachern, tausend

Dank zu sagen und aufzurufen: Macht bitte weiter!

Selbstverständlich werden wir uns im meinviertel Stadtmagazin

weiter für Toleranz und Respekt einsetzen und

engagierten Menschen hier eine Plattform bieten. Die

tragischen Ereignisse, wie der antisemitische Anschlag

in Halle, der Mord an Walter Lübcke und die Morde in

Hanau zeigen: Es ist noch nicht vorbei. Da reicht die

Korrektur eines Gerichtsurteils nicht.

Nach wie vor gilt:

Zuschauen und nicht widersprechen

gleicht einer Zustimmung.

Schreite ein, richte dich auf,

hab‘ keine Angst und #sagenein!

58


Seite 4

#sagenein zu: Intoleranz, Polemik, Vorurteilen,

Ausgrenzung, Respektlosigkeit, Fremdenhass,

Unterdrückung, Beleidigung …

Ein ABO – zur

Unterstützung

STADTTEILMAGAZIN ∕ PRENZLAUER BERG JULI/AUGUST/2017

STADTMAGAZIN mein/4 SEPTEMBER – NOVEMBER 2019

mein 4

www.meinviertel.berlin SEPTEMBER – NOVEMBER 2019

STADTMAGAZIN

#sage-

nein

Start unserer

Aktion für ein

be seres

Miteinander

NEU!

Die mein/4-App

demnächst zum Downloaden.

W. KAMINER: „WARUM DEUTSCHLAND?“

WIE WOLLEN WIR ZUSAMMEN LEBEN?

DAS WAR DER SOMMER IN BERLIN

PAULSEN, DER FALSCHSPIELER

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Wir lieben diese Stadt – trotz ihrer Hektik

und obwohl vielleicht einiges schiefläuft.

Umso wichtiger ist es für uns, über Sachen

zu berichten, die gut laufen, und über Menschen,

die sich engagieren.

Dafür brauchen wir auch euch!

Unterstützt uns mit einem Abonnement!

Schon ab 24,90 € pro Jahr ist das möglich.

Wir danken euch im Voraus.

www.meinviertel.berlin

Ab 15. März erhältlich unter

meinviertel.berlin/bildband

und in über 20 Verkaufsstellen

in Prenzlauer Berg.


mein/4

Kurzgeschichte

Der liebe Frosch

Es war einmal ein Frosch und der hieß Miron. Frosch Miron saß ganz traurig in seinem

Brunnen. Traurig war er, weil er so alleine war. Niemand kam ihn besuchen. Dabei hätte

er ganz gerne einen Freund und Spielkameraden gehabt.

Jeden Tag schwamm er in seinem Brunnen und jeder Tag war gleich. Gleich langweilig

und gleich traurig. Viele Tage vergingen und Miron wurde immer trauriger und einsamer.

Er weinte viel.

Auch heute saß er in seinem Brunnen und schaute mit traurigen Augen zu Boden. Doch

plötzlich wurde er hellwach. Da, ein Rascheln im Gebüsch, ein Ast, der laut knackte,

ein Lachen ... Miron hob seinen Kopf, machte seinen Hals ganz ganz lang und lauschte

neugierig in Richtung der Geräusche.

Hallo, wer da? rief er. Da platschte eine goldene Kugel in den Brunnen.

Eine Prinzessin schaute zu ihm herunter und fing an zu weinen.

Mutig rief Miron, dass er die Kugel gefunden habe. „Ich kann dir Kugel die geben, wenn

du mich mitnimmst.“ „Klar“, sagte die Prinzessin.

Endlich, nach einigen Anstrengungen war es geschafft. Die Prinzessin hatte ihre Kugel

wieder und war froh.

Kurzgeschichte

von Miron

10 Jahre

„Oh, bin ich froh“, sagte die Prinzessin, „und vielen vielen Dank. Du bist so lieb.“

Miron war sichtlich verlegen. So viel Nähe und spontane Freude kannte er nicht.

„Ich bin eine Prinzessin und wie heißt du?“ „Mi Mi Miron ...“, stammelte er.

„Ich mag Frösche und will auch schwimmen lernen.“ „Gut“, sagte Miron, „das

kann ich die beibringen.“

Und so gingen die beiden nach Hause. Es war spät geworden.

Er war auch müde, aber schlafen konnte er noch lange nicht. Immer wieder

schaute er der Prinzessin zu. Dann gab es plötzlich einen Knall und er war

kein Frosch mehr, sondern ein hübscher Jüngling.

Bald darauf wurde Hochzeit gefeiert.

25 25

6 6 3 3 8 8

3 3 7 78 8 9 9

2 8 2 86 9 65 9 54 7 4 7

2 3 2 31 4 1 4

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8 5 8 52 9 2 9

1 3 1 34 2 47 2 79 8 9 8

5 5 8 89 9 1 1

9 9 5 5 2 2

26 26

8 8 6 7 61 7 1 4 4

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4 9 4 95 2 53 2 36 1 6 1

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7

1 6 12 6 28 3 84

3 4

1 1 3 3

4 5 4 59 92 7 2 7

7 7 1 1

Die Auflösung gibt es auf S. 64.

27 27

4 6 4 67 3 75 3 58 2 8 2

28

28

3 32 5 2 5


Das MACHmit! Museum ist ein Ort für Kinder und ihre Erwachsenen.

An den Werktischen vertiefen künstlerische und handwerkliche Aktionen

das Ausstellungsthema.

• Interaktive Ausstellungen

• Kletterregal

• Museumsdruckerei

• Kindergeburtstage

• Bücherwunderkammer

• Die UN-Kinderrechte immer im Blick

SCHNEIT´S

BEI DIR?

AUF DEM

HOLZWEG

NOCH BIS

31.05.2020

WeiSSt du, Wie

der HaSe läuft?

14.03.2020 –

03.05.2020

Hasenschule, Frühlingsbräuche

und eierlegende Tiere

Vom 14. März bis 3. Mai 2020 fragen wir

»Weißt du, wie der Hase läuft?«

Besuche unsere Hasenschule und

das fleißige Ameisenvolk.

Erfahre, wie das Küken aus dem Ei

schlüpft und Hühner gerne leben.

Entschlüssele den Geheimcode auf

den Supermarkteiern.

Erfahre, wieso der Hase die bunten

Eier bringt.

Welche Farbe hat dein Frühling und

wie begrüßt du ihn?

Lasst uns ins Holz gehen!

Aufgepasst: nur noch bis Ende Mai habt ihr die

Möglichkeit »Auf dem Holzweg« zu wandern!

Geige, Frühstücksbrettchen und Bleistifte –

überall ist Holz.

• Wo steht dein Lieblingsbaum?

• Hast du auch Wurzeln?

• Zähle Jahresringe am Holzstapel und

schnuppere Kiefernnadeln.

• Entdecke das Gold der Bäume in

der Waldapotheke und besuche die

Waldbademeisterin.

• Erfühle unterschiedliche Holzarten und triff

eine Mondholz-Tischlerin.

• Informier dich über Klimawandel,

Schülerdemos und Waldwildnis.

Komm und bau selber eine Holzbude und höre

Waldvögel singen.

Die Ausstellung »Auf dem Holzweg« endet am

31. Mai. Nach einer kurzen Umbauphase startet

dann am 18. Juni eine neue Jahresausstellung.

Öffnungszeiten für Familien

Dienstag bis Sonntag 10 – 18 Uhr

Führungen für Gruppen aus Kita, Grundschule und Hort

Dienstag bis Freitag, ab 8:45 Uhr

(nach tel. Voranmeldung: 030–74778 200, Mo–Fr, 9–16 Uhr)

MACHmit! Museum für Kinder

Senefelderstr. 5

10437 Berlin

030–74778 200

info@machmitmuseum.de

www.machmitmuseum.de

mein/4

61


mein/4

Buchvorstellung

Katharina Rhein und

Tom Uhlig (HG.)

Extrem unbrauchbar

Über Gleichsetzungen

von links und rechts

Rechtspopulistische Strömungen

finden auf ihrem

Feldzug gegen die Demokratie

ein mächtiges begriffliches

Mittel vor, welches

ihnen die bürgerliche Mitte

vorbereitet hat: die Extremismustheorie. Gewonnen

aus einer spezifischen Lesart totalitarismuskritischer

Arbeiten, etwa von Hannah Arendt, hat sich im Sprechen

über die Gesellschaft ein Hufeisenmodell durchgesetzt:

Eine Mitte der Gesellschaft werde von ihren

Rändern bedroht. Islamismus, Rechtsextremismus

und Linksextremismus arbeiten daran, die Demokratie

zu zerstören. Doch besonders die Gleichsetzung

von Rechtsextremismus und Linksextremismus

führt oft dazu, ersteres auf Kosten von letzterem zu

verharmlosen.

Zudem ist die Konstruktion einer gesellschaftlichen

Mitte selbst problematisch. Was gehört zu dieser Mitte,

was nicht? Gerade die aktuellen Erscheinungsformen

rechter Ideologien zielen darauf ab, gerade

noch anschlussfähig zum gesellschaftlichen Diskurs

zu bleiben und ihn durch kalkulierte Grenzverletzungen

nach rechts zu verschieben. Doch wenn selbst

der positive Bezug auf das Grundgesetz teilweise als

linksradikal diskutiert wird, desavouiert sich dieses

Hufeisenmodell endgültig.

(Edition Bildungsstätte Anne Frank)

Jan Plamper

Das neue Wir

Warum Migration

dazugehört: Eine

andere Geschichte

der Deutschen

Migration ist das Normalste

der Welt, Nation kein

Schimpfwort. Der Historiker

Jan Plamper erzählt

die deutsche Geschichte seit 1945 radikal anders:

Aus- und Einwanderung gehören zur DNA unserer

Republik. Das tut vor allem eines in der aufgeheizten

Migrationsdebatte – es enthysterisiert. In einem

ganz eigenen, mitreißenden Sound lässt Jan Plamper

die Erfahrungen der Menschen, die nach Deutschland

kamen, zu einem Teil unserer gemeinsamen Geschichte

werden.

Sie alle gehören dazu: die schlesischen Vertriebenen,

die „Gastarbeiter“ aus Italien und der Türkei, die

DDR-„Vertragsarbeiter“ aus Mosambik und Vietnam,

die Aussiedler aus der Sowjetunion und all jene, die

aus guten Gründen Asyl erhalten. Hier kommen die

Menschen selbst zu Wort, die Dazugekommenen und

jene, die schon länger da sind. Zusammen sind sie,

sind wir das neue Wir.

Am Ende entfaltet Jan Plamper eine konkrete Vision

davon, wie wir Deutschland neu denken, zu einem

neuen Wir-Gefühl kommen können. Denn es

wird klar: Die Geschichte der Einwanderung nach

Deutschland ist eine erstaunliche Erfolgsgeschichte.

Wider die Aufgeregtheit macht die historische Perspektive

Mut – für die Gegenwart und für die Zukunft.

Jens Balzer

Das entfesselte

Jahrzehnt

Sound und Geist

der 70er

Jens Balzer, einer der profiliertesten

deutschen Kulturjournalisten,

zeichnet ein

farbiges Panorama der Siebziger,

von der Mondlandung

und Woodstock über die Ölkrise und den Deutschen

Herbst bis hin zum Nihilismus des Punk. Ein Jahrzehnt,

in dem sich so ziemlich alles ändert:

Die Hippies erproben unerhörte Lebensweisen, die

antiautoritäre Erziehung und die Emanzipationsbewegung

ordnen die Familien- und Geschlechterverhältnisse

neu, weltumspannender Idealismus trifft auf

apokalyptische Weltuntergangsängste, und spätestens

als Hacker den ersten „Personal Computer“ bauen,

wird deutlich: Genau hier beginnt unsere Gegenwart.

Jens Balzer zeigt überraschende Verbindungen,

erzählt anschaulich und spannend und versetzt uns

ganz in diese aufregende Zeit.

62 mein/4


mein/4

Leserbriefe

Bitte sendet uns

eure Leserbriefe an:

leserbriefe@meinviertel.berlin

oder per Post:

Mein/4

Schönhauser Allee 52

10437 Berlin

Bitte schickt uns eure Meinungen und Wünsche

STADTTEILMAGAZIN ∕ PRENZLAUER BERG JULI/AUGUST/2017

mein 4

www.meinviertel.berlin DEZEMBER 2019 – FEBRUAR 2020

STADTMAGAZIN mein/4 DEZEMBER 2019 – FEBRUAR 2020

STADTMAGAZIN

HANS-JÜRGEN SCHATZ: AUF KÄSTNERS SPUREN

GREGOR GYSI: ÜBER FEHLER UND CHANCEN

DIE BERLINER MAUER IM LAUFE DER ZEIT

UNTERNEHMERINNEN: STARKE FRAUEN

WENN DIE WELT EINTRÜBT

Interview Gregor Gysi

Liebe Redaktion,

Buch-Tips:

„Berlin

zwischen zwei

Buchdeckeln“

S. 57

www.meinviertel.berlin/aktue le-ausgabe

man mag ja über Gregor Gysi denken was man will,

aber reden kann er. Ich kenne keinen anderen Politiker,

der parteiübergreifend so viel Sympathie und

Ansehen genießt wie er. Nun darf man nicht vergessen,

dass er auch eher dem konservativen Flügel der

Linken angehört.

Liebe Grüße aus Kreuzberg, Werner K.

Hallo, wir lesen euer Magazin jetzt schon seit fast

zwei Jahren. Aber warum gebt ihr den Kommunisten

diese Plattform? Sind sie nicht schon genug gescheitert?

Hat uns nicht der Vorgänger dieser Partei

schon genug Leid und Repressalien zugefügt? So

lange von den Linken keine ganz klare Abgrenzung

zu ihrer eigenen Vergangenheit stattfindet, ist diese

Partei unwählbar.

Klaus und Veronika aus Lichtenberg

Auf Kästners Spuren mit H.-J. Schatz

Was für ein schöner Spaziergang, ich habe es sehr

genossen, meinen alten Kiez wieder zu entdecken.

Sie hatten aber auch wirklich Glück, wer Sie da geführt

hat.

Möge Ihnen das Glück hold sein.

Es grüßt Sie Magda B.

Liebe Redaktion, was für eine Reise in die Vergangenheit.

Was wäre wohl aus unserer schönen Stadt

geworden, wo würde die Kunst- und Kulturszene

heute stehen, hätte es diese furchtbare Zeit von

’33–’45 nicht gegeben? Nicht nur das Leid, die Zerstörung,

die Teilung – all das musste Berlin ertragen.

Hoffen wir, dass die Goldenen Zwanziger Jahre sich

wiederholen. Dass Berlin wieder der Anziehungspunkt

für Kulturschaffende aus aller Welt wird.

Starke Frauen

Es grüßt Sie herzlich Ihr Volker S

Ein Thema, das mir tief aus der Seele spricht. Bewundernswert.

Seit vielen Jahren schon trage ich

mich mit dem Gedanken der Selbstständigkeit. Leider

sind bei mir die Ängste zu groß. Zu viel Angst

habe ich davor, jeden Tag aufs Neue für alles selbstverantwortlich

zu sein; nicht nur für das Essen auf

dem Tisch, sondern dass es auch gekauft werden

kann. Ich freue mich, dass andere Frauen mehr Mut

haben als ich und durch Erfolg belohnt werden.

Sandra B. Friedrichshain

.

Liebes mein/4-Team,

Schade, dass sich Gregor Gysi immer mehr aus der

Tagespolitik zurückzieht. Er ist einer der wenigen

Politiker, denen ich abnehme, die Politik als Berufung

und nicht als Beruf zu verstehen. Er ist das,

was ich einen „Typ“ nennen. Möge er uns noch eine

Zeit erhalten bleiben.

Karin S. aus Steglitz

mein/4 auf Facebook

www.facebook.com/mein4tel

Du möchtest diese Ausgabe

online lesen? Dann gehe auf

www.meinviertel.berlin/aktuelle-ausgabe

mein/4

63


mein/4

Vorschau

Flacherdler

Chemtrails

Mondlandung

Reptiloide

9/11

Vorgestellt: „Der goldene Aluhut“ gUG

Wir besuchen die gemeinnützige Organisation aus Berlin,

die der täglichen Flut von Kuriositäten und Verschwörungsideologien

mit Humor und Aufklärung

entgegen tritt. Um auf das Problem der Verschwörungstheorien

und Fake News aufmerksam zu machen.

IMPRESSUM

Chefredaktion Markus Beeth

Herausgeberin / Geschäftsführerin

Beate Beeth, mein/4 UG

Schönhauser Allee 52, 10437 Berlin

Redaktionelle Mitarbeit

Beate Beeth, Markus Beeth, Lutz Müller-Bohlen,

Carola Dorner, Carola Ehrlich-Cypra, Franziska

Hauser, Ruth Herzberg, Stefanie Kayser, Marc

Lippuner, Vera Rüttimann, Henry Steinhau, Marita

Vornbäumen, Andreas Langholz, Wladimir Kaminer,

Chin Meyer, Bärbel Stolz

Verlag & Redaktion | mein/4

mein/4 UG

Schönhauser Allee 52, 10437 Berlin

redaktion@meinviertel.berlin

Tel.: 030 818 914 60

www.meinviertel.berlin

www.facebook.com/mein4tel

www.youtube.com/mein/4 TV

www.instagram.com/mein4tel

Mediadaten

www.meinviertel.berlin/mediadaten

Anzeigengestaltung

fgl-werketage

Rüdiger Serinek

Tel: 030 437 358 72

anzeigengestaltung@meinviertel.berlin

Satz, Layout & Design

Rüdiger Serinek, fgl-werketage.de

Mobil in Amsterdam

was macht Amsterdam, die Hauptsatdt der Fahrradmobilität

in Europa, anders oder besser als Berlin? Wir

sind mit unseren Lastenrädern vor Ort und werden

berichten …

Lektorat

Silke Schuster

Druck

printTailor

Dierichs Druck + Media GmbH & Co. KG

Frankfurter Straße 168

D-34121 Kassel

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Stand: Februar 2020

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