mein/4 März 2020
mein/4 Stadtmagazin, Ausgabe März 2020
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Seite 4
Rubrik
Wladimir Kaminer
Privat ein Russe, beruflich ein deutscher
Schriftsteller, ist er die meiste
Zeit unterwegs
mit Lesungen und Vorträgen.
Er lebt seit 1990 in Prenzlauer Berg.
www.wladimirkaminer.de
die Serviette gebissen, weil ich dachte,
sie gehöre zur Vorspeise dazu. Einige
Male haben wir diese Küche probiert,
nicht aus Hunger, sondern aus Solidarität
mit der jungen nepalesischen Republik.
Wir sind zu dem Schluss gekommen,
der Nepalese braucht einfach noch etwas
Zeit, bis er sich an die europäischen
Geschmäcker angepasst hat. Weiter die
Straße runter haben wir einen guten
Koreaner und ein thailändisches Restaurant,
sie sind für die Mama jedoch
beide zu scharf. Unsere perfekte Küche
für alle kommt aus Vietnam, ihr Name
hat nur drei Buchstaben, sie heißt Pho.
Diese Suppe kann Alt und Jung gut
an einem Tisch zusammenhalten, zumindest
eine Zeit lang, vorausgesetzt
sie wird richtig zubereitet. Wir haben
in unserer Umgebung ein Dutzend
Wladimir
Kaminer
Lesungen im April
Liebeserklärungen
18.04. Wandlitz
24.04. Bernau bei Berlin
25.04. Freiberg
29.04. Berlin
vietnamesische Restaurants, es gibt den
anspruchsvollen „Onkel Ho“ und den
albernen Hippster „Dong Huang“, den
Touristenladen „Grüne Banane“ und den
intelligenten „Hanoi Village“, sie alle stehen
in einem internen Wettbewerb, wer
die bessere Pho macht.
Der wahre Pho-Meister ist bei uns sehr
gut versteckt. Doch wir befinden uns in
einer privilegierten Situation, vietnamesische
Freunde meines Sohnes haben es
ihm verraten, sie kennen ihn von ihren
Eltern, und der Sohn hat es mir weitererzählt.
Die beste Pho-Suppe wird
nämlich nicht in dem schicken teuren
„Village“ zubereitet und nicht in dem ach
so authentischen „Onkel“, wo die Gäste
auf dem Boden im Halbliegen ihre Suppe
auslöffeln, sondern in einem kleinen
unscheinbaren Imbiss an der Ecke. Er
hat nur zwei Tische mit Bänken draußen
vor der Tür. An der Hausfassade kleben
Farbfotos von Salaten und Entengerichten,
die Suppe ist nicht dabei.
Um die Zaubersuppe zu bekommen,
muss man reingehen in die kleine Küche
und zu dem freundlichen jungen Kellner
ohne Vorderzähne laut und deutlich
„Pho“ sagen. Man muss allerdings die
drei Buchstaben richtig aussprechen, nur
dann bekommt man die Suppe. Ich habe
es ein paar Mal vergeblich versucht und
staunte jedes Mal, wie unterschiedlich
man die gleichen drei Buchstaben aussprechen
kann. Doch mein Sohn kann
das. Er bestellt die Suppe für alle. Beim
Phoauslöffeln beginnt die Oma ihr Lieblingsgespräch:
„Und, hast du schon einen
Freund bzw. eine Freundin?“, fragt sie
ihre Enkelkinder. Sie schweigen. ■
mein/4 31
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