mein/4 März 2020
mein/4 Stadtmagazin, Ausgabe März 2020
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„Kurz und knapp“ –
Franziska Hauser
„Kurz und knapp“ ist eine Interviewserie
des Berliner Fotografen Jens Wazel,
basierend auf seinen Videoporträts auf
www.jenswazelphotography.com
Eine Unterhaltung mit Franziska Hauser
Fotos: Jens Wazel
Kurz und knapp … wer bist du?
Ich bin Schriftstellerin und Fotografin. 75 bin ich in Pankow
groß geworden, und seitdem vier U-Bahn-Stationen
weitergekommen. Jetzt wohne ich in Prenzlauer Berg.
Wie geht es dir mit den vielen Zugezogenen
im Kiez?
Mit den Prenzlauer Berger Schwaben komme ich eigentlich
gut klar. Sie machen das, wozu die Urberliner zu faul
und zu abgeklärt sind und zu wenig Geld haben: Die
Schwaben und Badener engagieren sich in den Schulen
und für ihre Wohngegend. Sie sollten sich auf keinen
Fall der Berliner Unfreundlichkeit anpassen und sich
nicht abschrecken lassen. Berlin kann seine Schwaben
gut gebrauchen.
Aber gibt es nicht auch Konflikte?
Es stimmt schon, dass Berliner schwer rumzukriegen
sind, nett zu sein. Wenn man es aber geschafft hat, dann
hat man sie für immer gewonnen. Für die alltägliche Lebensfreude
mag ich aber auch sehr gerne eine oberflächliche
schwäbische Freundlichkeit, die leichter zu haben
ist. Was mich hier ärgert sind die reichen Leute, die sich
total abgrenzen von der sehr klein gewordenen ursprünglichen
Bevölkerung des Bezirks. Leute, die komplett
andere Relationen haben. Da gibt‘s einen immer tiefer
werdenden Graben zwischen oben und unten und ein
großes Unverständnis.
Wann hast du mit dem Schreiben angefangen?
Mein Vater hat mich, als ich elf Jahre alt war, gefragt, was
ich später werden will. Er hat eine Kamera aufgestellt,
und ich habe aus vollem Herzen gesagt: „Ich will Schriftstellerin
werden.“ Mit 34 habe ich aber erst angefangen.
Vielleicht lag es an meiner Legasthenie, dass ich immer
dachte, ich darf die Worte nicht benutzen, weil ich sie
nicht richtig schreiben konnte. Dann hat mein Ex-Mann
gesagt, die Rechtschreibung sei nicht so wichtig, und ich
habe angefangen.
Und dann?
Ich schreibe jetzt am vierten Roman. Es ist immer schwer
zu sagen, wovon er handelt, weil es meistens ist wie ein
Forschungsauftrag. Ich will irgendwas rausfinden und
tue das, indem ich eine Geschichte darüber schreibe.
Sind es wahre Geschichten?
Der zweite Roman ist biografisch. Er handelt nicht von
mir, sondern von meiner Mutter und der ganzen Familie.
Es hat sieben Jahre gedauert daran zu schreiben,
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