mein/4 März 2020
mein/4 Stadtmagazin, Ausgabe März 2020
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Mit den Kulturfritzen
Kultur im Kiez entdecken
Folge 6: Das Bayerische Viertel
Es gilt als eines der gediegensten Berliner Wohnviertel: Touristische Hotspots, originelle Cafés oder
infrastrukturell durchorganisierte Shoppingmöglichkeiten sucht man im Bayerischen Viertel in der Tat
vergebens. Dafür finden Kulturinteressierte hier eine spannende Mischung aus funkelndem Glamour
und stillem Gedenken. Eine Entdeckungsreise zwischen KaDeWe und Bundesplatz.
Text und Fotos von Marc Lippuner
Eine katastermäßig festgelegte Begrenzung gibt es für
das Bayerische Viertel nicht. Bemüht man Onlinestadtpläne,
zieht es sich vom Tauentzien bis zur Ringbahn
zwischen Bundesplatz und Innsbrucker Platz, östlich
durch die Martin-Luther-Straße und westlich durch die
Bundesallee begrenzt. Somit gehört der westliche Teil
zu Wilmersdorf, alles östlich der Bamberger Straße zu
Schöneberg. Die unscheinbare Geisbergstraße bildete
früher die nördliche Grenze Schönebergs; das KaDeWe,
1907 eröffnet, stand also bis zur Gebietsreform 1938 in
Charlottenburg. Bayerische Straßennamen existieren
auch jenseits der oben genannten Markierungen. Darüber
hinaus entdeckt man in Alt-Schöneberg, rund um
den Barbarossa-Platz, durchaus architektonische Verwandtschaften.
Außerdem tragen zahlreiche Straßen, vor
allem südlich der Grunewaldstraße, österreichische und
südtirolerische Namen, verweisen nach Salzburg, Innsbruck,
Bozen oder Meran. Nun gehörten diese Städte
einst zum Königreich Bayern, aber das war schon einhundert
Jahre Geschichte, bevor hier überhaupt gebaut
wurde. Und dann sind wiederum einige Straßen unweit
der Martin-Luther-Straße nach Wirkungsstätten des
Reformators benannt: die Wartburg, Speyer, Eisleben,
Worms oder Eisenach. Wo also die Grenze ziehen?
Ein guter Ausgangspunkt zur Erkundung des Bayerischen
Viertels ist in jedem Fall der U-Bahnhof Bayerischer
Platz. Im Zwischengeschoss dokumentiert eine Dauerausstellung
mit großformatigen Fotografien und historischen
Postkartenmotiven sowie applizierten Informationstexten
die Geschichte jenes Wohngebiets, das von
Postkartenmotive im U-Bahnhof Bayerischer Platz
Goldener Hirsch im Rudolph-Wilde-Park
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