RubrikJungengagiert© Fotos: Pavol PutnokiprovokantKevin Kühnert im InterviewKaum ein Politiker war in den letzten Wochen und Monaten in den Medien sopräsent wie Kevin Kühnert. Und kaum einer polarisierte durch seine Ideen wie er.Für die einen sind seine Ideen die Antwort auf die sozialen Fragen der Zukunft, fürdie anderen der Rückfall in den Kommunismus.14
Kevin Kühnert im Interviewmein/4: Lieber Kevin Kühnert, du bist 30 Jahrealt und seit 15 Jahren Mitglied der SPD. Wiekommt man als 15-Jähriger darauf, sich in derPolitik zu engagieren?Kevin Kühnert: Ich bin Jahrgang 1989, in den vergleichsweiseruhigen Neunzigerjahren aufgewachsen und dannan die Oberschule gekommen – eine Zeit, als um unsherum politisch ganz viel Aufregendes passierte. EinBeispiel: In der ersten oder zweiten Woche am Gymnasiumin Lankwitz geschahen die Anschläge vom11. September 2001. Ich glaube, für meine Generationwar sofort klar, dass ab diesem Tag etwas anders seinwürde. Das haben wir auch schon mit zwölf Jahren bemerkt.Daraus resultierten viele Debatten um den Irakkrieg,es gab viele Massendemos in Berlin, zu denen wirauf die Straße gegangen sind. Es war eine hochpolitischeZeit. Insofern war der Eintritt in eine Partei nicht derMoment, in dem ich politisch geworden bin, sonderndas war eigentlich schon vorher. Die Überlegung wareher: Reicht es, für sich alleine politisch zu sein odermuss man sich nicht auch organisieren? Ich habe michfür Letzteres entschieden.mein/4: Wann war für dich klar, dass es dieSPD sein sollte? Dein Eintritt war 2005, dasletzte Jahr von Schröders Kanzlerschaft.Kevin Kühnert: Was damals noch nicht klar war ...mein/4: Bist du trotz oder wegen SchrödersPolitik in die SPD eingetreten? StichwortHartz-IV-Agenda.Kevin Kühnert: Ich bin nicht mit 15 Jahren in die SPDeingetreten, um die Agenda umzuwerfen. Das war auchnicht das Thema, das mich damals groß beschäftigt hat.Ich bin eher wegen der Situation vor Ort eingetreten.Wir haben uns damals für mehr Jugendbeteiligung inden Bezirken eingesetzt. Am Ende waren es Menschenaus der SPD, die uns unterstützt haben und denen ichVertrauen zurückgeben wollte. Der letzte Auslöser warein Schülerpraktikum im örtlichen SPD-Büro. Von da anstand es fest – die inhaltliche Nähe habe ich aber vorherschon gespürt. Ich habe mich nicht mit einer Plusminuslistehingesetzt und geschaut, was passen könnte; daswar ein Bauchgefühl, wenn auch ein deutliches.mein/4: Du bist in Berlin geboren, du lebst indieser Stadt und verbringst auch privat deineZeit hier. Welche Veränderungen erlebst du?Wie verändert sich der Umgang der Menschenuntereinander?Kevin Kühnert: Das Besondere an Berlin im Vergleichzu anderen Großstädten ist ja, dass wir anders aufgebautsind. In Berlin gibt es nicht das eine Zentrum, indem sich alles abspielt. Berlin hat Dutzende Zentren.Für jede Neigung, für jedes Interesse gibt es ein eigenesZentrum. Die Stadt entwickelt sich in unterschiedlichenGeschwindigkeiten. Ich zum Beispiel bin in denAußenbezirken groß geworden, erst in Lankwitz, dannin Lichtenrade. Da hat sich in den letzten Jahren nicht sofürchterlich viel verändert. Natürlich entwickeln sich auchdiese Stadtteile weiter, aber das Tempo ist ein anderesals in der Innenstadt. Inzwischen lebe ich in Schöneberg,das liegt eher am Rande des Epizentrums. Aber wennich nach Kreuzberg, nach Mitte und Prenzlauer BergUNSER CAFÉvon Freunden für alletilomüllerg ro ßfo r m a td r u c kfine art · foto · displaywww.unser-cafe-berlin.deDänenstr. 1410439 BerlinS+U Schönhauser AlleeMontag - Freitag7 – 18 UhrSamstag - Sonntag 9 – 19 Uhr10435 Berlin · Husemannstraße 30Fon (030) 6 7720 92mail@tilomueller.info