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mein/4 März 2020

mein/4 Stadtmagazin, Ausgabe März 2020

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mein/4: Vier bis sechs Mal im Jahr kommen

die Tester des MICHELIN Guide, sie kommen

anonym. Wie gehst du um mit diesem Druck?

Wie schafft man es, jeden Tag Höchstleistung

zu vollbringen?

Koppe: Nur mit einem guten Team. Ohne dein Team

bist du verloren.

mein/4: Du bist 2011 vom Adlon hierhergekommen,

deine erste Rolle als Küchenchef.

War das Ziel klar? Sollte es von Anfang an

der Stern sein?

Koppe: Ja, das war von Anfang an das Ziel. Zu Beginn

war es schwierig, und es hat eine Weile gedauert, bis

das Team stand. Im dritten Jahr hat es dann endlich

geklappt. Als neues Restaurant wirst du ja auch nicht

sofort getestet. Es dauert ein bisschen, auf sich aufmerksam

zu machen.

mein/4: Das Restaurant Skykitchen ist erst

deine sechste Station als Koch. Woher holst du

dir deine Inspiration? Besuchst du auch mal

deine Kollegen?

Koppe: Das würde ich so gerne, leider bleibt dafür überhaupt

keine Zeit. Die Arbeitstage sind hier schon über

14 Stunden lang und mehr. Der freie Tag gehört dann

meiner Tochter. Und ein bisschen die Seele baumeln

lassen, durchatmen. Aber natürlich lasse ich mich gerne

inspirieren, auch durch neue Mitglieder in meinem

Team. Meistens haben die ja auch schon in anderen

Sterneküchen gearbeitet. Es ist spannend für mich zu

sehen, welche Ideen und Einflüsse sie mitbringen.

mein/4: Den Druck, der auf dir lastet, den

stelle ich mir brutal vor. Ständig kreativ sein,

neue Ideen entwickeln, deine Gäste jedes Mal

aufs Neue beeindrucken. Es gibt Kollegen

von dir, die für ihre Zukunft auf den Stern

verzichtet haben. Auch weil ihnen der Druck

zu hoch wurde.

Koppe: Ja, das ist Stress pur. Ich bin jetzt 38, und ich

merke, das hat Kraft gekostet. Vor allem leidet darunter

auch das Privatleben, die Familie. Das letzte Mal habe

ich in der Lehre Silvester gefeiert. Weihnachten haben

wir auch geöffnet. Ich kann mir momentan auch nicht

vorstellen, mit 50 Jahren immer noch am Herd zu stehen.

Letztlich ist es egal, ob Tester oder normaler Gast.

Alle fordern, dass die nächste Karte, das nächste Menü,

noch besser, noch ausgefallener wird und noch besser

aufeinander abgestimmt ist als die vorherige Karte. Das

betrifft eben auch die Begleitung, sprich die Weine. Ich

bin froh, dass ich hier Menschen habe, die mir den Rücken

freihalten. Ich glaube, sonst wäre es auch gar nicht

möglich, jeden Tag 150 Prozent zu geben.

„Ordentlich ,bums‘

muss es haben ...“

mein/4: Wie ist die Fluktuation bei dir in der

Küche?

Koppe: Bei dem Druck ist sie gewaltig: In den letzten

drei Jahren sind rund zwölf Köche gekommen und gegangen.

Es gibt doch einige, die nach drei Monaten merken,

dass sie das nicht können, dass dieser Druck nichts für

sie ist. Man muss aber auch sagen, ein Wechsel alle ein

bis zwei Jahre ist normal. Die Guten wollen weiter und

noch andere Richtungen kennenlernen.

mein/4: Wie viele Gäste bewirtet ihr an einem

Abend?

Koppe: Eigentlich haben wir 50 Sitzplätze, die schaffen

wir aber im normalen Betrieb nicht angemessen zu

bewirten. Mehr als 35 Reservierungen geben wir nicht

raus. Das sind dann normalerweise acht Gänge pro Gast,

50

mein/4

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