mein/4 März 2020
mein/4 Stadtmagazin, Ausgabe März 2020
mein/4 Stadtmagazin, Ausgabe März 2020
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Di, 9.6.2020 – 20:00 Uhr
Die Wühlmäuse
den entsprechenden Plattformen unterwegs
ist, wird man nicht gewählt. Das
hat auch die FDP mittlerweile merken
müssen. Schnittige Schwarz-Weiß-Fotos
im Unterhemd sind aufregend, locken
aber niemanden automatisch hinterm
Ofen vor.
Wir merken bei jungen Menschen, dass
wir eine Zweiteilung haben – wie an
vielen Stellen in der Gesellschaft: Die
eine Hälfte der jungen Menschen ist
hoch politisiert. Das nimmt seit Jahren
zu, die politisieren sich auch immer
weiter und werden jetzt auch aktiv.
Wir sehen das zum Beispiel bei Fridays
for Future oder den Demos gegen den
Art. 13 der EU-Urheberrechtsreform,
in dem es unter anderem um Uploadfilter
ging. Die andere Hälfte ist die, die
mehrheitlich ein wenig apathisch danebensteht
und nicht daran glaubt, dass
Dinge verändert werden können. Sie
glauben nicht an die Gestaltungskraft
der Politik, sei es, weil sie die Gestaltungskraft
woanders – zum Beispiel in
der Wirtschaft oder im Ausland – vermuten,
oder weil sie gar keinen Zugang
zur Politik finden. Das macht mir Sorge
und fordert unser demokratisches System
zu deutlich mehr Sorgfalt heraus.
Ich freue mich aber natürlich, dass
gleichzeitig so viele Menschen für das
Klima auf die Straße gehen, und ich hoffe,
sie haben einen langen Atem. Aber
es ist eben nicht die junge Generation,
sondern es ist nur ein Teil von ihr, wenn
auch ein erheblicher. Als Partei sehen
wir solche Bewegungen nicht als Alternative
zu uns, sondern als eine notwendige
Ergänzung. Und, machen wir uns
nichts vor, natürlich auch als Kritik an
unserer Politik. Manche von ihnen zweifeln
sogar an unserem demokratischen
System und der Notwendigkeit von Parteien,
weil ihnen vieles träge erscheint.
Die möchten sich zu recht nicht mit irgendwelchen
Floskeln abspeisen lassen.
Diese Menschen wollen Reaktionen sehen.
Sie wollen sehen, dass die Politik
handlungsfähig ist und die Kontrolle
demokratisch ausübt. Wir müssen also
unter Beweis stellen, dass unsere Gesellschaft
die wesentlichen Dinge unseres
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Zusammenlebens immer noch selbst
gestalten kann und zwar demokratisch.
mein/4: Stichwort Kommunikation
auf den Social-Media-Kanälen.
Ein großer Teil der Kommunikation
findet im Internet statt.
Wir erleben teilweise eine Verrohung
der Sprache bis hin in den
strafrechtlich relevanten Bereich.
Beispielhaft dafür ist das Künast-
Urteil, aber auch du hast schon
Morddrohungen erhalten. Wie
gehst du damit um? Geht es auch
ohne Internet?
Kevin Kühnert: Es geht natürlich ohne.
Aber es geht nicht gut. Die Konsequenz
aus Hass im Netz sollte nicht sein, dass
wir uns alle aus dem Netz zurückziehen.
Das Netz ist Realität. Es ist auch
keine zweite Realität neben dem Real
Life, sondern es ist Teil unseres Lebens.
Da wird eingekauft, da wird gedatet, da
wird kommuniziert, da wird das Familien-
und Beziehungsleben organisiert.
„Den Hass gibt es …
im Internet auch,
aber er muss dort
isoliert werden, …“
Das kann ich nicht einfach ausschalten.
Ich werde mich damit arrangieren
müssen, dass es immer schon Hass und
Verachtung in einer Gesellschaft gab.
Den Hass gibt es dementsprechend im
Internet auch, aber er muss dort isoliert
werden. Ich glaube, wir haben alle
ein Gespür dafür, wann eine Grenze
überschritten ist. Ab einem gewissen
Grad von Aussagen geht es einfach nicht
mehr darum, zu sagen: „Du, du, du, das
war jetzt aber nicht schön.“ Sondern da
geht es darum, anzuerkennen, dass es
Leute gibt, die nicht interessiert sind
an einer offenen demokratischen Debatte.
Ich habe dann beispielsweise die
Möglichkeit, sie zu blockieren, was ich
bei Beleidigungen oder faschistischen
Aussagen auch konsequent mache. Ich
mein/4